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10682 , » Dtschn «u«h»nb->. Nichtamtlicher Teil. 217, 19. September 1910. Blütengezweig, ferner das stilvolle für Fischer mit dem »Brunnenbuberl» und endlich das eigene warm empfundene Bllcherzeichen mit der schlanken weiblichen Figur. Besonders zahlreich ist in der Ausstellung auch Ernst Liebermann vertreten. Einen sehr sympathischen Eindruck empfängt man von den stimmungsvollen Radierungen »Stille Stacht« und »Vorfrühling«, die sich in ihrer soliden Technik und gediegenen Auffassung als Arbeiten eines reichen Könners verraten. Neben diesen Blättern beanspruchen noch die Bleistiftzeichnungen Beachtung, in denen der Künstler die mannigfachsten Motive aus Dorf und Kleinstadt zur Darstellung bringt und durch die Sicherheit der Charakteristik und den ruhigen Bortrag den reiz vollen Blättern einen frischen und lebensvollen Aus druck gibt. Als Landschafter treten ferner hervor die wesensverwandten Münchener Otto Bauriedl und Rudolf Sieck, die beide über reiche künstlerische Mittel ver fügen, aber einem dekorativen Stil huldigen, der mitunter kalt anmutet und die gewollte Wirkung nicht zum vollen Ausklang kommen läßt. Dies gilt insbesondere von Bau riedls, in der dekorativen Stimmung durchaus eigenartigen, farbigen Radierung »Novemberstille,, während in dem schönen Blatt »Vorfrühling am Chiemsee« von Sieck echtes Naturgefühl zum Durchbruch kommt und in seiner male rischen Weichheit lebhaftes Interesse erregt. Außer den Genannten müssen noch Emil Auer und Franz Hoch als Aussteller origineller Landschaften genannt werden. Dieser brilliert mit großen wirkungsvollen Lithographien, jener mit kleinen Radierungen intimen Charakters, in denen sich ein feines Empfinden für den poetischen Gehalt der Landschaft offenbart. Die figürlichen Darstellungen und Bildnisse von Paul Bürck und Harald Tillberg erfreuen durch die Schönheit der Formgebung, Eigenschaften, die sich nicht allein in den großen radierten Blättern, sondern besonders stark auch in dem kleinen Aquatintablatt mit dem stimmungsvollen Frauenkopf von Tillberg und der prachtvollen Bildnisstudie eines Mädchens von der Hand Paul Bürcks äußern. Ernst Kreidolf führt neben einigen Bildnissen in einem Pastell eine poesievoll erfundene -Maskerade« vor Augen, Hans Hammer, ein junger Münchener, einige fleißig studierte Pferdestudien, die frisch und lebensvoll ausgefaßt sind. Ganz besonderes Interesse nehmen die Arbeiten des Tierzeichners Paul Neuenborn in Anspruch, einmal durch die Neuartigkeit der behandelten Motive, sodann durch die in den Darstellungen Neuenborns zum Ausdruck kommenden schönen künstlerischen Wirkungen. Von den ausgestellten Blättern, die teils in farbiger Zeich nung, teils in Gouache, in Lithographie und Fedcrmanier ausgeführt sind, seien hier unter anderem als Motive ge nannt: »Exotische Störche«, »Marabu und Pelikane«, »Schim pansen« und eine »Nashorngruppe». Man darf dem Künstler nachrühmen, daß er das Charakteristische der Tiere gut getroffen und außerdem in seinen Schilderungen mit den einfachen Mitteln der Zeichnung bedeutende koloristische Schönheiten erzielt hat. Von ganz eigener dekorativer Stimmung ist das lithographische Blatt mit den «Flamingos». In zwei weiteren Sälen hängen die Arbeiten der Angehörigen des -Vereins für Originalradierung München». Hier ragen durch umfangreiche Kollektionen die Radierer Fritz Bo eh le, Frankfurt a. M., und Joses Uhl, Traun stein, hervor. Jener ist mit einer Folge von meist großen Blättern vertreten, die im Zeichnungsvortrag und häufig auch in den Motiven den allen Meistern nachempfunden sind; so beispielsweise der Heilige Hieronymus, die Kirmetz, die Illustration zu Brants -Narrenschiff», sowie die Bauern darstellungen und Flußlandschaften. Uhl zeigt eine Anzahl Radierungen, die philosophische Ideen ausdrücken sollen, zum Beispiel: »Das Welträtsel», -Die Schande», »Ahasver» und -Dämon Leidenschaft». Bei aller technischen Sicherheit machen nun freilich diese tiefsinnig sich gebärdenden Schöpfungen nicht alle großen Eindruck. Denn bald drängt sich einem die Beobachtung auf, daß die Sprache Uhls nicht ausdrucksvoll genug ist, um solch weitreichenden Gedanken gängen und inhaltreichen Problemen die überzeugende bildliche Fassung zu geben. Die Bilder streifen das Problem nur obenhin und sind ohne literarischen Kommentar kaum verständlich. Dagegen ist das anspruchslos wiedergegebene Porträt des Dichters Martin Greif fein und sympathisch und auf der vollen Höhe seiner Kunst zeigt sich Uhl in dem außerordentlich lebenswahren Mädchenkopf, der schlechthin verblüffend schön ist, weil er die höchste Delikatesse in der Behandlung des Materials mit formalen Qualitäten ver bindet. In mehrfacher Richtung ist in der Ausstellung Rudolf Andrä, Haubinda (Thüringen) vertreten: er zeigt zunächst eine Kollektion getönter Buchillustrationen zu einer Erzählung von Ernst Zahn, wobei er einem Vortragsstil huldigt, der aus den Bedingungen des Holzschnitts ent wickelt ist und dessen Grundlage die starken Kontrastwirkungen Heller und dunkler Flächen bilden. Ihr Reiz wird durch die Verwendung des gelben Ockerlons noch erhöht. Dann bietet er eine stimmungsvolle Landschaft »Alte Brücke» in farbiger Kreidezeichnung und eine in farbiger Tuschzeichnung aus- gefllhrte, warm empfundene Anbetung der heiligen drei Könige, bei denen neben den reichen malerischen Schönheiten vor allem auch die Innerlichkeit der Auffassung fesselt. In der Nähe sieht man einige ausgezeichnete Blätter von Peter Halm, Landschaften und ein Bildnis, von sorgfältiger Zeichnung und wohlgefügter kompositioneller Gliederung. Dann sind von Hellingrath, Augsburg, stimmungsvolle Blätter da, Dorf motive in breiter malerischer Auffassung. Georg Mayr führt uns unter anderem einen lebensvollen weiblichen Akt vor. Von Otto Probst, München und Fritz Voellmy, Basel, gibt es eine Anzahl stimmungsvoller Architekturbilder und Landschaften. Meyer-Basel, der mit einer größeren Kollektion Landschaften vertreten ist, benutzt Radierung, Lithographie und Kreidezeichnung für seine Eingebungen. Auch Erich Kubierschky benutzt in seinen poetisch duftigen Landschaften vielfache Techniken, er ist eine malerisch empfindende Natur, seine Bilder sind das Ergebnis einer freien Phantasie, die ihre eigenen Farbstimmungen in die Natur hineinsieht. Besonders schön sind in dieser Hinsicht die Blätter »Fluß niederung mit Weiden» und »Fluß zwischen felsigen Bergen«. Beachtung verdienen ferner in der Ausstellung die Bildnisse von Karl Bauer, die originalen Lithographien von Hans Rühm und endlich die Zeichnungen von Curt Ullrich. In zwei besonderen Räumen ist die zum Gedächtnis an Hermann Kaulbach, des im Dezember vorigen Jahres ver storbenen Münchener Künstlers, veranstaltete umfangreiche Sammelausstellung untergebracht, von denen der eine der Zeichnung und Illustration gewidmet ist und in 46 Rahmen eine ansehnliche Zahl von Arbeiten ans allen Schaffens perioden und Schaffensgebieten des überaus fruchtbaren und vielseitigen Meisters vor Augen führt. Da find vor allem die bildmäßigen, in den Einzelheiten so eingehend studierten Architekturbckder und Interieurs zu nennen, in denen ec teils mittelalterliche, teils südliche Motive zur Darstellung bringt, dann die reizvollen, exakt durchgesührten Landschafts - studien, Genrebildchen ernsten und heileren Charakters, Buch illustrationen, Initialen und zahlreiche Schilderungen aus der Kinderwelt, durchwegs von einer seltenen Delikatesse und Sorgfalt der Zeichnung, von einer Übersichtlichkeit und Ge schlossenheit der Komposition und jenem Hauch von roman-