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Nr. 201. Pulsnitzer Tageblatt. - Dienstag, denM8. August 1928 Seite 0 System von I. P. Müller öurcharbeitete. Auch auf die Lockerung der Gelenke durch Lauf auf der Stelle und auf schnellste Start- bereikschaft, die man durch häufige Kurzstreckenstarts zu erreichen sucht, wurde großer Wert gelegt. Enthaltsamkeit in jeder Be- ziehung, strenge Diät, und ausreichender Schlaf waren weitere Mittel, um die Spieler in gute körperliche Verfassung zu bringen. Daß die Trainingsmannschaft in dieser Vorbereitungszeit in schärfster Disziplin gehalten wird und nicht über die Stränge schlagen darf, versteht sich von selbst. Nur so kann aus einer Mann schaft die höchste Leistung herausgeholt werden. Fußball 0^8. Ergebnisse vom 26. 8. 28. Sportfreunde I — Neustadt 14:0. Wie die letzten bilden Spiele, so konnten die Blauweißen auch diesmal, wo es auch zugleich um die Punkte ging, erfolgreich sein. Neustadt leistete tapferen Widerstand, erreichte jedoch bei weitem nicht die Leistungen der Pulsnitzer, die das Treffen leicht höher gewinnen konnten, wenn Neustadt nicht im Tor einen ausgezeichneten Hüter hatte. Sportfreunde II — 08 Bischofswerda III 2 : 3 (0 : 1). N Pulsnitz verlor mit diesem Treffen die ersten LeidenIPunkte In leichtsinniger Weise. Zuweilen wulde von beiden Seiten eine harte Note ins Spiel getragen, sodaß man mitunter recht unschöne Sachen zu sehen bekam Sportfreunde Jgd. — 08 Bischofswerda Jgd.^ 0 : Man rechnete allgemein mit einem hohen Siege der Gäste. Es kam aber anders. Unsere neu zusammengestellte Jugend schlug sich, vor allem in der Hintermannschaft, recht gut. Der Sturm dagegen arbeitete recht lustlos und vor allem zu zaghaft. EsIah mitunter kläglich aus, wenn dieser oder jener Sturm kniff, gegen ebenso lörper- lich kräftige Bischofswerdaer. Hoffentlich erfolgt auch^hier Besserung, und die Pulsnitzer Jugend sollte bald wieder einen achtbaren Gegner abgeben. icke. V.-M.-B.-V.-Verbandstag. Der V. M. B. V. hielt in Meißen seinen außerordentlichen Verbandstag ab. Die 27 Gaue mit 986 Vereinen in 701 Orten mit 124193 Mitgliedern hatten eine große Zahl Vertreter ent sandt, denen Meißen einen würdigen Empsang bereitete. Ver bandsvorsitzender Hädicke-Halle kennzeichnete eingehend das Jahr 1928 als „Olympiajahr", das fleißige und erfolgreiche Arbeit im deutschen Sport wie im N. M. B. V. offenbar werden ließ. Unter großem Beifall ehrte die Versammlung die beiden Olympiasieger des Verbandes, Büchner und Storz, die im 400-Meter-Endlauf erfolgreich waren. Zahlreiche Ehrungen verdienter Persönlichkeiten und der Mannschaften, die die mitteldeutschen Verbandsmeisterschasten errangen, schlossen sich an Hädicke-Halle wurde als Vorsitzender wiedergewählt. Der nächstjährige Verbandstag wird in Plauen abgehalten, Duder- stadl soll ein Gaujugendtreffen erhalten. Ein Antrag des Verbandsjugendausschuffes, der Jugend bis zum 16. Jahr freien Eintritt zu den Entscheidungs- und Pokalspielen zu ge währen, fand Annahme, ebenso zu den Athletikmeisterschaften. Bei den Dchweratchleten in Koblenz. In der Rheinhall« in Koblenz fanden die schwerathletischen Wettkämpfe im Gewichtheben wie im Ringen statt. Beim Ge wichtheben überbot der Olympiasieger H« l b i g-Plauen im Leichtgewicht seine Amsterdamer Leistung, indem er 190 Pfund drückt«, 210 Pfund riß und 260 Pfund stieß. Der ander« Olym pionike Straßberger-München erreicht« im Schwergewicht die Gesamtzahl von 147 Pfund und siegte sicher. Neue deut sche Rekorde schufen Walter-Saarbrücken im Bantam- gewicht mit dem Reißen von 170 Pfund und Rein-Saarbrücken im Fliegengewicht mit Stoßen von 106 Pfund. Bei den Ringkämpfen gewann der Olympiaringer Geh ring-Ludwigshafen im Schwergewicht mit vollkommener Ueberlegenheit. Dagegen erlag Simon im Mittelgewicht gegen den neuen Meiste? Kraemer-Duisburg nach Punkten. Ferner gewannen: Im Fliegengewicht 3 e h m e r - Kreuznach, im Ban- ramgewtcht W a h l - Zella-Mehles, im Federgewicht Zehnter» Kreuznach, im Leichtgewicht Mus cha l-Hörde und im Halb schwergewicht Müller-Kreuznach. — Einen glänzenden Ein druck hinterließ der Aufmarsch der Musterriegen auf dem histo rischen Platz am Deutschen Eck. Nach einer Ansprache spiel!« die Musik das Deutschlandlied, trotzdem dies im besetzten Gebiet ver boten ist. Htrychfeld stößt Weltrekord. Bei einem internationalen Sportfest in Bochum stieß H tr sch f« ld - Allenstetn di« Kugel 16,04,4 Meter und eroberte dadurch den Kugelstoßweltrekord für Deutschland zurück. Bei der Austragung der Radfernfahrt Grosser Qpel- Preis von Hejsen-Nasfau ereignete sich zwischen Nierstein und Oppenheim ein schweres Motorradunglück. Ein Motorrad mit j Beifahrer, der der Spitzengruppe der Rennfahrer folgt«, fuhr > «inen Radfahr«r an. Dabei wurden beide sofort aetötet. wäb- > «ns oer Soziussührer mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden mußte, wo er alsbald seinen Ver letzungen erlag. Goldmark-Kommunal-Obllgationen Reihe XII im Gesamtbe> trage von GM. 5 000 000 sind zur Beleihung bei der Reichs bank in Klasse ^zugelassen worden. Börse und Handel Amtliche sächsische Aoilerungen vom 27. August. Dresden. Die Börse war auf einen sreundlichen Grund ton gestimmt, so daß bei allerdings weiterer geringer Umsatz tätigkeit zahlreiche Kursgewinne zu verzeichnen waren. Höher notiert waren vor allem Dresdener Albumin-Aktien 14, Genutz- fcheine 16, Ver. Photo-Genußscheine 10, Plauener Gardinen angesichts des günstigen Abschlusses von 12 Prozent Dividende 7,5, Polyphon 6, Reichsbank und Schubert u. Salzer je 4,5, Deutsche Tonröhren 4,25. Speicherej Riesa 4 und Bergmann S Prozent. Rückgänge traten nur vereinzelt auf. Pöge-Stamm- aktien minus 4, Rizzi-Bräu und Ver. Photo-Aktien je minus 2 Prozent. Leipzig. Rach ziemlich uneinheitlichem Beginn konnte sich im weiteren Verlauf eine merkliche Befestigung durchsetzen, jedoch blieb das Geschäft klein. Gesteigert lagen vor allem Cröllwitzer Papier um 6, Reichsbank um 5, Niebeck-Brauerei, Leipziger Feuerversicherung sowie Rositzer Zucker um je 3 Pro zent. Schönherr und Glautziger Zucker Plus 2 Prozent, Poly phon büßten dagegen 5 Prozent ein. Chemnitz. Zum Wochenbeginn zeigte die hiesige Börse ein durchaus freundliches und zuversichtliches Aussehen. Reinegger gewannen 4, Sächs. Waggon, Schubert u. Salzer, Schönherr, Kappler-Maschinen und Adka je 2 Prozent; auch Großenhainer Webstuhl besserten leicht auf. Nachgebeu mußten dagegen Säble 4P und Mimosa 3 Prozent. Dresdener Produktenbörse. vörsenzeit: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. 27. 8. 24. 8. Weizen 75 Kilo Loggen 224—230 225—231 70 Kilo 224—220 226—231 Winter- erste, sächs. 210-215 >245-258 210—240 futtergste. '210—240 paser, inl. '258—263 >255-260 Laps, tr. Nats 321-325 320-325 Laplata 217—219 223—225 Cinqu. Brocken- 270-295 226—295 schnitzel — — tzucker- schnitzel Kartoffel- — — flocken 28,5—29,0 27,0—27,5 Futtermehl 19,5-20,5 19,5—20,5 27. 8. 24. 8. Weiz.-Kl. 15,7—16,r 15,7—16,1 Rogg.-Kl Kaiseraus- 17,7—18,2 17,5—18,0 zugmehl Bäcker- 41,0—42,5 41,0—42,5 mundmehl Weizen- 35,0—36,5 35,0—36,5 nachmehl Inland- 21,0—22,0 21,0-22,0 weizeum Type 70 34,0—35,0 34,0—35,0 Roggen mehl 01 Type 60 Roggen- 35,5—36,5 35,0—36,5 mehl I Tvve70?L 33,5-^33,5 33,5—34,5 Roggen- nachmehl 22,5—23,5 22,5 —23,5 Leipziger Viehmarkt. Auftrieb: 893 Rinder, darunter 103 Ochsen, 374 Bullen, 311 Kühe, 105 Färsen, 537 Kälber, 946 Schafe, 2154 Schweine. Verlauf: Bei Rindern, Kälbern und Schweinen langsam, bei Schafen mittel. Preise: Ochsen a) 58—61, b) 43—44; Bullen a) 52- 56, b) 46—51, c) 40-45, d) 35—39; Kühe a) 50—55, b) 42—49, c) 32—41, d) 25—31; Färsen a) 55—60, b) 40-54; Kälber a) —, b) 70—82, c) 60 bis 69, d) 50—59; Schafe a) 64 -67, b) 54—59, c> 48^53, d) 35—47; Schweine a) 76—77, b) 78, c) 77—78, d) 76 —77, e) 72—75, s) 68—71; Sauen 68—74. Chemnitzer Viehmarkt. Auftrieb: 995 Rinder, darunter 85 Ochsen, 261 Bullen, 615 Kühe, 22 Färsen, 12 Fresser, 555 Kälber, 188 Schafe, 2522 Schweine. Verlauf: Bei Rindern schlecht, bei Kälbern und Schafen mittel, bei Schweinen schlep pend. Preise: Ochsen a) 54 56, b) 50 52, c) 46—48, d) 32 bis 38; Bullen a) 53 56, b) 43 52, c) 44—47; Kühe a) 49 bis 53, b) 42-48, c) 32 w dl 23 30; Kälber a) —, b) 76 bis 80, c) 72- 75, d) 65 , Schafe a) 60, b) 54—58, c) 45—48, d) 37—40; Schweine a) 76 <8, b) 77—79, c) 75—78, d) 73—77; Sauen 68—74. Berliner Börse vom Montag. Di« Börse hatte recht freundliche Tendenz. Ungünstig« Nach richten, wie die drohende Erhöhung der Eifenbahntarif« und di« unentschiedene Lage am Avbeitsmarlt, traten vollkommen in den Hintergrund. Amtliche Devisen-Notierung» Devisen (in Reichsmark) '27 August 24 August Geld Brre> Geld Brief M 4,1905 4^1985 4FS1 4,199 London .... 1 20,332 20,372 20,339 20,379 Amsterdam . 100 Gld. 167,94 168,28 168,00 168,34 Kopenhagen . 100 Kron. 111,81 112,03 111,82 112,04 Stockholm . . 100 Kron. 112,18 112,40 112,17 112,39 Oslo ..... 100 Kron. 111,79 112,01 l11,80 ! 02,02 Italien .... 100 Lire 21,95 21.99 21,95 20,99 Schweiz ... 100 Frcs. 80,66 80,82 80,69 80,85 Paris . , . , . 100 Frcs. 16,35 16,39 16,365 16,40 Brüssel .... 100 Belga 58,26 58,38 58,28 58,40 Prag . . <, . 100 Kron. 12,419 12,439 12,422 12,445 Wien ..... 100 Schill. 59,05 59,07 59,08 59,202 Spanien . . . 100 Peset. 69 58 69,72 69,68 69 82 Bankdiskont: Berlin 7 (Lombard 8), Amsterdam 4)4, Brüssel 4, Italien 514, Kopenhagen 5, London 414, Madrid 5 Osloö14, Paris 314, Prag 5. Schweiz 314. Stockholm 4, Wien614. Effektenmarkt. Heimische Renten kaum verändert. Ausländi sche Renten: Türken schwächer, Anatolier leicht befestigt. Ru mänen waren ebenfalls ein« Kl«migkeit gedrückt. Schiff- fahrtsakti«n ang«boten. Montanakti«n nicht ganz ein heitlich. Kaliaktien recht fest. Elektroaktien: Die am Kurswert gemessen größte Steigerung erzielten Velten L Gml- leauine (herauf bis 152,50). Maschinenfabriken: Di« Aufkäufe in Berlin-Karlsruher setzten sich fort. Kunstseide aktien g-irt behauptet. Spritaktien einiges Geschäft. Amtliche Notierung der Mittagsbvrfc ab Station. Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. IM 1g 27. 8. 25 8 Mehl 7V 27. L . 25 8 Weiz.' Weizen 27.0 30.7 27 2 31.0 märk 222."-225." -22. "-SW." Roggen 29 0 31 2 29 2 31.7 Sept 2373-237.° 237? Weizenkleie lb.2-15 5 5.2 15.5 Oktob. 238° 237.'° Roggenkleie 16.50 >6 50 Dezbr Rogg. mrk. 3 42°.-243 ° 241.°-241? Weizenkleie- >6.2-16.5 Melasse . 16.2-16.5 220. "-223 ' -20/-223." Raps(1000lcg) 330-335 320-325 Sept. Oktob. Dezbr. 235? 2 6?-236? 237.°-237? 2343-234? 235.0-235? 235?-235.° Leinsaat (do.) Erbsen, Viktoria Kl.Speifeerbsen Futlererbsen 42 0 51.0 25.0-27.0 42 0-51.0 25.0-27.0 Gerste 234.°-254.° Peluschken — 28.0-32.0 Brau. 234."-254." Ackerbohnen 26.0-28.0 26.U-L8.0 Futt.-, Wicken 30.0-32.6 30.0-82.0 Inöust 220.°-233.o 22O.°-233.° Lupinen, biau 15.0-16.0 15.0-16.0 Wim. 204 "-213/ 2O4."-2I3.° „ gelb 16.5-17.5 I6.5-17.S Hafer Serradella — — märt 205.0-214.° 2O5.°-216? Rapskuchen 19.4 19.9 lS.4 19.9 Sepi. 216° — Leinkuchen 23.7-24.0 23.7 24.0 Oktob. — Trockensch nitze l >7.5-180 17 5 18.0 Dezbr. 215.o 215.° Soya-Lxtrakt.» Mais Schrör 21.0-21 8 II 0 218 Berlin 210 o-2I3 ' 210 "-213 " Kartoffelstöcken 24.-24 4 >4 0 24.4 ') Hcktolitergewicht 74.56 üg. *) do. 69 1<g. Breisnotierungea siir Eier. (Festgestellt von der amt lichen Berliner Eiernotiernngskommission. Di« Preis« verstehen sich in Pfennig je Stück ab Waggon oder Lager Berlin nach Ber liner Usaiuen. Ternsche Eier: Trinkeier vollfrische gestempelt« ül>er 65 Gramm 15,25, 60 Gramm 14,50, 53 Gramm 13, 4« Gramm 10,50, frische Eier 60 Gramm 13,50, 53 Gramm 12, 48 Gramm 10, aussortiert« klein« und Schmutzeier 9; 8) Ans landseier: Dänen, 18er 14,25—14,50, 17er 13,75—14, 1514—16er 13,75, Posener, 68 Gramm 12,75, 60—62 Gramm 10,50—11, Ru- mänen 11, Ruffen, große 11—11,50, normale 10,50—10,75, Polen, größere 10,50—11, abweichende 10, klein«, Mittel-, Schinutzeier 8,50—9. L) In- und ausländische Kühlhauseier: große 12,50 bis 12,75, normal« 9,50—10, klein« 8, Chinesen und ähnliche 9/-0 bis 11. Witterung: Ziegen. Tendenz: Still. Ka r t o f f e lc rzeugcvpreise. I« Zentner waggonfrei märki scher Station,. Amtlich ermittelt durch die Landwirtschaftskam mer für die Provinz Brandenburg und für Berlin. Weiße Kar toffeln 2,90—3,20, Odenwälder Blaue 2,60—3,20, großsallende über Notiz, Juli-Nieren 3,50—4 M. Metallprerse in Berlin (für 100 Kilogramm in Mark): Cleitrolytkupfer wir« bars l40, Orig.-Hüttenaluminium 98—99 Prozent 190, do. in Walz, oder Drahtbarren 194, Reinnickel 350, Antimon-Regulus 86—91, Silber in Barren, ca. 900 sein, für I Kiloaramm 80—81)4. Beleihung von Goldmarkpsandbriefen und Goldmart- Kommunal-Obligationen. Die von der Preußischen Laudes pfandbriefanstalt ausgegebenen 7"/oigen Goldmarkpfandbriefe Reibe X im Gesamtbeträge von GM. 10 000 000 und 8°/°igen Heikel U Nachdruck verboten 22. Fortsetzung. !llso zurück. Endlich leidlich „Es gilt das Leben, Ruth! Wir dürfen nichts unver sucht lassen! Ich will es probieren!" Er trug sie zurück. Sie umklammerte seine Arme. „Bleib! Du wirst dir den Tod holen! Wenn das Wasser wirklich so tief ist, daß du schwimmen mußt, gibt es für mich nie eine Rettung. Ich habe nicht mehr so viel Kraft, hiniiberzukommen. Aber es ist nicht um mich! Ich denke an das, was Penzl zu dir gesagt hat!" Sie hatte recht. An seiner Lunge läge wenig. Aber sie konnte nicht hin über. So oder so nicht. Also zurück. Endlich leidlich „Ruty!" Sie richtete sich auf und sah ihn an. Ihr Blick glitt über sein Gesicht, dann über seine Nacktheit Kein Schim mer von einem Rot ging über ihre Wangen. Ihre Lippen zuckten den seinen entgegen. „Ich wußte nicht, daß es eine solche Liebe gibt wie die deine, Heinz! Ich oin deiner nicht wert!" „Mein großes Kind!" sagte er glückselig und küßte ihre Augen, daß sie dieselben schließen mußte. Sie glitt zurück. Noch ehe er das Licht löschte, mar sie eingeschlummert. Durch seine Glieder rann der Frost. Seine Zähne klan gen gegeneinander. Er achtete es nicht Mit Feuerschrift stand es vor seinen Augen: Lebendig begraben! Eines Morgens, wenn er erwachte, würde sie tot sein — verhun gert! Seine Fäuste ballten sich. Und er hatte nichts getan, sie zu retten. Wenn der Wassergang doch der Weg nach oben wäre? Es ließ ihm keine Ruhe. Er horchte auf Ruths leichte Atemzüge. Sie würde sicherlich Stunden schlafen. Unterdes konnte er es wagen, nachzuforschen, wie der Gang verlief. Er entzündete eine Kerze und steckte sie — Ruth im Rücken — am Boden fest. So konnte deren Schein sie nicht beirren und sie hatte doch Licht, wenn sie wirklich erwachen sollte. Eine zweite nahm er mit sich Noch einmal beugte er sich über Ruth und rief ihren Namen. Sie hörte ihn nicht. Befriedigt erhob er sich und eilte nach der Rich tung, in welcher der Wassergang liegen mußte. Er hatte ihn nicht verfehlt. Er streifte das Beinkleid ab. Schon stand er bis an die Knöchel im Wasser — immer tiefer — immer tiefer — nun Brusthöhe. Wie scharfe Nadeln stach die Eiseskälte in seinen Körper. Die Kerze, welche er am Eingang am Boden befestigt hatte, gab nurmehr einen schwachen Schein, und noch immer nahm die Tiefe des Wassers zu. Er fühlte es bis an den Hals. — Wahnwitz erfaßte ihn. Nun lief ihm das Naß in den Mund. Schwim men war nutzlos. Er wußte ja nicht, wohin er kam. Wenn das Licht hinter ihm erlosch, war er verloren. Er mußte an Ruth denken — darum wieder zurück, woher er ge kommen. Er spürte tein Glied mehr! Wie in Eis gepanzert, kam trockener Boden! „Nun wollen wir Ruhe halten, Liebste. Ich glaube, wir haben sie verdient. Vielleicht ist es oben letzt zehn Uhr morgens. Es war sehr nachlässig von mir, meine Uhr nicht in Gang m halten." Er entledit sich seiner Stiefel und Socken, die, schwer wie "Jlei, trn-^nd vor Nässe, an seinen Füßen hingen. „Fürchtest du dich nicht, mit solch einem Vagabunden zu nächtigen?" scherzte er, wieder vollständig im Besitze seines seelischen Gleichgewichts. Aber sie fand kein Lächeln, das sie ihm hätte zurückgeben mögen. Ihr Herz blutete bei seinem Anblick. „Heute mutz ich dich auf den Boden betten, mein Armes. Wenn ich dich auf meinen Schötz nehme^, werden deine Kleider natz!" — Einen Augenblick des Zögerns — dann nahm er den Mantel ab. Mit nacktem Oberkörper stand er vor ihr. Ein jähes Rot auf den Wangen. „Wenn es dir peinlich ist, Ruth, dann sieh weg, bitte, ich habe sonst nichts, worauf ich dich betten könnte!" Er mied es, ihr in die Augen zu sehen, und wollte sie in den Mantel hüllen. Ihre beiden Arme hoben fick und drückten ibn herab. Mit heißen, brennenden L'> 'e ft« di« Stelle seiner Brust, «H« ft« w» L«» — - - - Kerze war fast herabgebrannt. Es war höchste Zeit ge wesen. Aus einem Gang drang ein schwacher Lichtschimmer. Dort lag Ruth! Er schlüpfte in sein einziges Kleidungs stück, es war bis an Vie Knie durchnäßt. Ruth atmete ruhig, kaum hörbar. Sie hatte von seinem Weggehen nichts bemerkt. Ein Kälteschauer durchfuhr ihn. Er rieb sich Brust und Arme. Es nützt« nicht viel. Ali seine Gedanken und seinen ganzen Willen konzentrierte er um Wärme. Um sonst — Schauer um Schauer rann über seinen Leib. Er legte sich auf den Boden, der nackt und kalt ihm entgegensah. Eine lähmende Schwere beschlich ihn. „Ich falle," dachte er und schrak aus. Im nächsten Augenblick sank er wieder zurück. Wer zog ihn in die Tiefe? Immer tiefer — immer weiter hinab? Riesenarme mutzten das sein! Er wehrte sich mit allen Kräften. Es half nichts! Das Licht flackerte ruhig. Er hatte es zu löschen ver gessen. Hartmann hob gestikulierend die Hände. „Achtung! — Feuer! — Marsch! Marsch! — Hurra Deutschland! — Vorwärts Hurra! —" Ruth schrak jäh aus dem Schlafe. „Deckung! — Feindliche Flieger! — Hengstenberg zu Boden! — Zum Teufel auch! — Wirst du wohl? Georg, deine Neugierde kostet dich noch einmal den Kopf — das ist knapp gegangen!" „Heinz! — O Heinz!" Ruth kniete vor ihm und drückte Kuh um Kutz auf sein fieberbrennendes Gesicht. Eine trockene Hitze strahlte ihr aus seinem Körper entgegen, wählend der Frost ihn schüttelte. „Heinz! — Liebster! — Hörst du mich?" „Zurück! Du sollst zurückgehen! Das^ist nichts für dich! Lauter Skelette, Ruth! Huudert! Nein! Tausend! Ich habe sie alle erschlagen! Sie können dir nichts mehr tun! Komm, mein kleines Mädchen, vor mir hast du nichts zu fürchten!"