Volltext Seite (XML)
Nr. 187. Dresdner Brief Das Kugelhaus Ein Kugklhaus ist zur Wirklichkeit geworden und erhebt sich inmitten des schönen Schmuckplatzes der Iahresschau »Tech nische Stadt". Zwei schmale, langgestreckte Gebäude, in hohem viereckigem Turm endend, flankieren es, dazwischen wird dichtes Grün der schönen Herkulesallee sichtbar, durch das sich perlengleich im Bogen die Reihen kleiner Glühlampen ziehen Es ist ein ma lerisches Bild und aufreizend zugleich. Hoch und massig, dabei doch zierlich anzusehen mit den fünf Reihen großer Fenster, die, sich verjüngend, den Kugelbau umgeben, so steht es da, ein Wahr zeichen gesteigerter Technik, die auch vor dem schwierigsten Problem nicht Halt macht. Der Bau diesrs Kugelhauses war nur möglich durch leichtes und doch widerstandsfähiges Material, durch Stahlplatten. Baut man stählerne Schiffe, die Sturm und Wellen trotzen, gibt man ihnen beliebige Formen, warum nicht einem Haus? Aus Stahl platten ist es gebaut, mit unzähligen Nieten befestigt, über einer skelettartigen Grundform. Ein Unterbau aus bunten KUnkersteinen, in drei Stufen ansteigend, trägt das zylinderförmige Untergefchoß, aus dem die fünf Stock hohe Kugel sich erhebt. Die Fensterreihen, je zwei und zwei nebeneinander, entsprechen der Form des Hauses. Die unterste Reihe, sich vom engsten Kreis an weitend, sodaß der untere Rahwenteil des Fensters fast den Fußboden berührt, während die Höhe des Fensters weit hinausgrcist, eine Form, die für Wohn zwecke kaum denkbar ist Das zweite Stockwerk hat, der Kugel form entsprechend, noch schräge Fenster, doch immerhin jo, daß es in einem Zimmer nicht störend wirken würde. Im dritten Stocke stehen die Fenster gerade, während das vierte und fünfte Stock werk, die Kugel nach oben schließend, mit ihren Fenstern das Licht ordentlich einsangrn und so fast die schönsten des Hauses genannt werden können. Der innere Ausbau zeigt eine Anordnung von Zimmern oder Kojen um einen kreisrunden Raum, der durch die drei ober sten Stockwerke hindurch offen ist, sodaß man die Rundgänge der selben überblicken kann. Unten bildet derselbe Raum eine Art Diele. Der Schacht des Auszuges leitet seitlich hindurch, und nach vorn ist auf stählernem Gerüst mit eichenen Stufen eine bequeme Treppe eingebaut. Trotz des dünnen Materials der Stahlplattrn, aus denen das Haus durchweg gebaut ist, hat der Besucher doch nirgends den Eindruck einer zu leichten Bauweise. Nur die Rahmen der im Rund 32 zählenden Fenster dürsten für längeren Gebrauch viel zu wenig haltbar sein, da schon in der kurzen Zeit sich viel Repa raturen an denselben notwendig machten. Die äußeren Stahlplat ten sind mit einer Isolierschicht von drei Zentimeter starkem Tor soleum abgedichtet, die eine Ziegclmauer von 75 Zentimetern ersetzen soll. Dadurch wird Hitze und Kälte gleichmäßig abgehalten. Lie Seitenwände der einzelnen Kojen bestehen aus fünf Zentimeter starken Heraklidplatten, die aus gepreßten Holzspähnen mit hinein- gepreßtem Steinstaub bestehen und zu billigen Siedlungsbauten schon mehrfach Anwendung sanden. Ein Aluminiumanstrich gibt dem eigenartigen Gebäude ein gefälliges Ansehen. Im Innern ist Licht und wieder Licht. Natürlich, da die Kojen mit ihren großen Fenstern nach dem Mittelraum zu nicht geschlossen find. Diele Firmen haben hier eine besondere Ausstel lung von Derkaussräumen eingerichtet, und das Aus und Ab der Besucher läßt bis zum Schließen des Hansis nicht nach. Das Case tm obersten Stockwerk mit seinen ltchtdurchfluteten Räumen und dem Rundgang, von wo eine herrliche Ausficht auf das ganze Ausstellungsgelände das Auge entzückt, ist ein besonders begehrter Aufenthalt. Ob das Kugelhaus nur eine Attraktion für die Iahresschau Deutscher Arbeit in Dresden ist und von da aus aus anderen ähn lichen Veranstaltungen Erfolg suchen wird? Oder ob es gar als Auftakt für eine ganz neue Bauweise sich auswächst? Wer kann diese Fragen entscheiden? Schon manche Neuerung wurde ver lacht, bespöttelt, und hat sich dann doch, wenn auch in veränderter Form, durchgejetzt. Für Wohnzwecke dürfte jreilich die leichte, für kurze Dauer berechnete Anlage nicht genügen. Der Einbau von Heizanlagen, der Abschluß zu geschlossenen Wohnungen würde dann auch eine andere Anlage von Treppenhaus, Fenstern und Luft zügen bedingen. Also immer erneute Ausgaben für den Architekten. Die neue Zeit sucht nach neuen Formen. Zu diesen bedarf cs be sonderen Materials. Die Zeit wird lehren, ob das erste Kugelhaus Schule macht, ob es der Anfang einer neuen Richtung ist, oder eine Spielart, die verschwindet, so schnell wie fic gekommen. ltsgins Lertkolä. Oie Kraftfahrzeuge in Sachsen. Am 1. Juli 1928 wurden in Sachsen 104 976 Kraft- i sabrzeuae (ohne die der Reichspost und Reichswehr) ge- t I WM" Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 11. August 1928 Sette 6 zählt, das sind 28 300 oder 36,9 Prozent mehr als zur gleichen Vorjahrszeit. Vom 1. Juli 1926 bis zum 1. Juli 1927 war der Bestand nur um 17 593 gestiegen. Unter den Mitte 1928 vorhandenen Kraftfahrzeugen befanden sich 41 779 (Mitte 1927 34 546) Großkrafträder, 37 351 (27 737) Kraftwagen, die vorzugsweise der Personenbeförderung dienen, und 13 543 (10 226) Kraftwagen, die hauptsächlich für die Lastenbeförderung bestimmt sind. Die Kleinkraft räder haben sich von 3049 auf 10 708 vermehrt. Dazu kommen noch 144 (133) Kraftwagen für Feuerlöschzwecke, 80 (53) selbstfahrende Straßenreinigungsmaschinen und 1371 (932) Zugmaschinen ohne Güterladeraum. Giudenien-Lrrflaüon. Die Sachsen unter der akademischen Jugend. Die Zahl der Studierenden an den deutschen wissen schaftlichen Hochschulen hat im Jahre 1927 zum erstenmal die 100 000 überschritten. Darin kennzeichnet sich der noch immer stärker werdende Andrang zum Hochschulstudium - und er zeigt sich besonders in den verhältnismäßig hohen Anteilzahlen der im ersten Semester stehenden Studieren den. Auf diese entfielen im Sommersemester 1927 säst 18 700 oder 19,7 Prozent. Zu einem geringen Teil sind die höheren Zahlen allerdings durch Neuaufnahme einiger philosophisch-theologischer Akademien und der pädago gischen Institute, die der Ausbildung von Volksschul lehrern dienen, zustande gekommen. Der Gesamteindruck, daß wir eine Art Inflation an Hochschulgebildeten er halten werden, bleibt aber bestehen. Die Zahl der reichsdeutschen Studierenden auf 100 000 Einwohner hat sich von 127,0 im Sommersemester 1925 und 137,1 im Sommersemester 1926 aus 150,5 im Sommersemester 1927 erhöht. Sachsen schneidet dabei übrigens sehr schlecht ab, denn seine Verhältniszahl be trug für das Wintersemester 1926/27 nur 117,5 und für das Sommersemester 1927 nur 124,0. Aber dem Reichs durchschnitt für 1927 lag auch Preußen mit 153,0. Am günstigsten schneidet Lübeck mit 193,7 ab, ihm folgen daun Baden mit 182,7, Hessen mit 180,7, Württemberg mit 160,3 und Braunschweig mit 154,3. Bayern hat dieselbe Zahl wie das ganze Reich im Durchschnitt, Thüringen liegt mit 116,0 unter Sachsen, und am schlechtesten stehen Oldenburg mit 108,0, Bremen mit 86,9 und Schaumburg-Lippe mit 66,0 da. Den stärksten Besuch aller Hochschulen hatte natürlich die Universität Berlin aufzuweisen, an ihr waren im Wintersemester 1927/28 10 907 (darunter 1761 weibliche) Studierende immatrikuliert. Dann folgen München mit 7683 (1135), Köln mit 5008 (612) und dicht darauf Leipzig mit 4990 (481) Studierenden. Am schwächsten war die Universität Rostock besucht, sie zählte nur 959 Studierende, und auch in Greifswald gab -es nur 1154 Studenten. ! Unter den technischen Hochschulen steht Dresden an dritter - Stelle. Berlin hatte 4717, München 4190 und Dresden 2401 Studierende, dann folgt gleich Darmstadt mit 2363. Im Sommersemester 1928 zählte Dresden nach einer soeben erschienenen Veröffentlichung noch einige hundert Studierende mehr, nämlich 2705. Den stärksten Anteil der ausländischen Studierenden zeigten die Universitäten Berlin, Leipzig und neuerdings Königsberg, am wenigsten Ausländer gab es in Münster, Köln und Göttingen. Der größte Teil dieser Ausländer kommt aus Danzig — wenn man diese deutsche Stadt mit zum Auslande rechnen will —, aus Polen, Bulgarien und Rumänien. Rund 37 Prozent der Ausländer hatte medi zinische Fächer, besonders Zabnbeilkunde. beleat. Wieder zu Hause. Von Margarete Stahl. Der Freudenseufzer: endlich daheim. — Die undankbaren Göhren. — Zwischen Bernsteinzigarrenspitzen und Mies muschelschalen. — Es leben die nächsten großen Ferien. Wenn jemand eine Reise tut — dann kann er furchtbar lügen! Oder glauben Sie etwa wirklich, das Dannemanns immer bei Sonnenaufgang gebadet und daß Röseckes das Matterhorn bestiegen haben '— wie sie erzählen? Röseckes Klothilde, die Kröte, die Paulchen beim Schip pen immer Sand in die Augen schmiß, hat es selbst gesagt, daß sie nur bis Braunlage gekommen sind — und liegt das etwa in der Schweiz? Und so sieht die Dannemann aus, daß sie um vier Uhr aufsteht, wo sie sonst immer bis elf schläft und die Kinder ohne Frühstück in die Schule gehen niüssen — und überhaupt. . . Nein, es ist wirklich nicht leicht für die Zurückkehrenden, allen alles recht zu machen. Aber die Daheimgebiiebcnen sind eben-neidisch oder gnitsch, wie man zu sagen pflegt. Und das ist gar nicht nett von ihnen; denn man kommt so wirklich gern zurück in den Frieden des heimatlichen Her des. Aufseufzend sinkt Papa in den Lehnsessel — Gott, ist der bequem! Und Mama seufzt aus dem Schaukelstuhl — endlich daheim! Undankbar gegen zu Hause sind allein die Göhren. Sie gehen mit schiefen Blicken an allem vorüber, was nach Schule riecht, und haben Gewissensbisse wegen nicht ge- , machter Ferienaufgaben. Auf der Reise waren sie noch sehr vergnügt und brüllten aus dem Wagenfenster, als die Türme der Heimatstadt in Sicht kamen — Hurra und hallo — und strampelten vor Vergnügen. Sie begrüßten Piefkes Laube und Krauses Ziegen niit Indianergebrüll, als sie von der Bahn sichtbar wurden; als sie aber wieder auf dem Boden der heimatlichen Tatsachen standen, fanden sie, daß Piefkes Laube eigentlich nur ein Kaff sei und Krauses Ziegen ein Dreck gegen den Bullen aus der Sommerfrische. So un dankbar sind die Göhren. Waldemar mit der Stupsnase behauptete sogar, er hätte Aale mit der Hand gefangen, so lang und reckte beide Arme aus, als oh er eine Riesenschlange messen wollte, und die Karnickel in dem gelobten Ferienland hatten Ohren — Ohren wie rosa Samt, und groß waren sie wie Wittkes brauner Jagdhund mit den weißen Flecken. Eins, zwei, drei — geht das Glück vorbei! sagt ein Lied, und wehmütig wischen braune, dreckige Kinderhände eine Erinnerungsträne fort, die den ländlichen Iohannis- beerbüschen gilt und den Wagenfahrten in becrenstrotzenden Laub- und Fichtenwäldern. Aber Kinder sind Gott sei Dank für gewöhnlich nicht sentimental, und es ist verflixt viel Neues zu sehen zu Hause: Bäcker Wittke, der mit dem Jagd- Hund, baut ein neues Haus, Mariechen von nebenan hat ein Brüderchen bekommen, die ersten Acpfel werden reif, und im Kino gibt es einen neuen Film von Harry Piel. Herz, warum willst du traurig sein?! Und die Zeit geht Kindern ja so rasch vorbei — nächstes Jahr, wie nah — wie greifbar nah! Da sind die Großen pessimistischer. Mit überlasteten Koffern und überlastetem Budget ist man abgedampft, mit überlasteten Koffern ist man zurllckgekehrt — das Budget ist ganz verschwunden. Als Sonnenbraun ist es auf der Haut > wieder erschienen und gibt einen Schein von Wohlhabenheit z und Gesundheit. Die Kinder sind dunkel wie Neger, Papas Glatze zeigt ein schönes, knuspriges Braun, nur Mama ist nicht konsequent gewesen und hat zwischen zart und inter essant, Braun- und Gesundausseheri geschwankt, sie ist nicht so ganz hell und nicht ganz dunkel, ein bißchen Mittellage geworden. Es ist jedenfalls wundervoll gewesen. Es muß wunder voll gewesen sein, damit die Neue über das viele, schöne, verausgabte Geld nicht großwerden kann. Vergessen ist der Strippenregen, das Bett voller Flöhe, die vom Sonnen- brand geschundene Haut, der Kerl, der immer nachts Wald horn blies. Nein, es war herrlich, reizend, wundervoll! Sage niemand etwas gegen Pommersdorf oder Krähenhausen, es war reizend — und damit basta! Vergessen ist, daß Papa Mama die Schuld an der ganzen Reise gab und Mama Papa Interesselosigkeit an der Familie vorwarf. Papa hängt jetzt die Daumen in die Äermellöcher der Weste und sagt: „Für die Gesundheit der Familie muß man jedes Opfer bringen können", und setzt hinzu: „Gottlob, wir haben's ja!" Und Mama nennt jetzt Papa ein Lämmchen, was er auch ist, und setzt ebenfalls hinzu: „Gottlob, wir haben's ja!" — Wobei ungewiß ist, ob sie das Lämmchen oder das Kapital meint. Kampf im Dunkeln! Roman von P. Wild Lopyrißskt Alarie LrüßMann. s44 „Opfer, Arnim? Du willst mich fortschicken? Ich gehe, wcnn du mir sagst, daß du mich nicht liebst, sonst..." „Sonst...?" „Sonst bleibe ich, Arnim. Meine Liebe gibt mir das Recht. Sag', deine Liebe zu mir ist tot?" „Tot? Ada, wenn du wüßtest..." „Ich weiß alles, Arnim. Wir sind Menschen, darum müssen wir irren. Arnim, das ist nun vorbei." „Ich schäme mich vor dir, Ada. Du bist rein. Wie klein bin ich geworden." „Das kann keiner von sich sagen, Arnim." „Doch! Und ich bin ein Krüppel. Blind!" Leise legte sie ihren Kops an seine Schulter. „Weißt du denn nicht, daß Liebe wächst mit Leid? Liebe wird für dich sehen, Arnim. Gib mir das Recht dazu!" „Mitleid für mich... Mitleid?" „Wenn Liebe Mitleid ist, habe ich Mitleid, Arnim. Laß uns vergessen, was gewefen ist. Wir haben beide schwer gelitten. Fort mit den Trümmern und ein neues Leben aufgebaut, mit alter Liebe!" „Ada! Laß mir meinen Frieden. Vergib, was ich dir getan, daß ich an dir gezweifelt hatte!" „Still, Arnim, ich bleibe bei dir!" „Ich möchte weinen, Ada, meine Schuld wächst über ein Vergeben." „Arnim!" „Warum mußte ich blind werden, um sehen zu lernen, Ada? Deine Liebe ist Licht, in tiefer Nacht!" „unsere Lleve bleib: unser Licht. Was vergangen ist, war ein häßlicher Traum. Vor uns liegt die Zukunft, un sere Zukunft, Arnim! Schatten krochen über sein Gesicht. Ein Arzt war eingetreten. Erstaunt sah er aus den un gewohnten Besuch. Eine Dame, so selbstverständlich an sein Sorgenkind geschmiegt. „Ada, gestatte, Herr Professor Doktor Branden, mein Helfer. — Fräulein von Behren." Hinter den Brillengläsern blitzte wachsendes Interesse auf. Ein Roman, der seinen Abschluß fand? Adas Name war in aller Munde. „Sind Sie zufrieden mit dem Zustand meines Ver lobten", fragte ihn Ada ruhig. Der Professor schmunzelte. Ganz anders schaute sein Patient aus. „Ich wollte eben einmal nachschauen..." „Herr Professor, gehört nicht Mut dazu, mich zu hei raten? Mich, den Blinden?" Leise Bitterkeit klang mit. „Kritische Frage! Ich habe Ihnen stets gesagt: Ab warten! Nicht immer so pessimistisch, Herr Meerfeld. Sie haben berechtigte Hoffnung, bald wieder ebenso gut zu sehen, wie ich. Nervöse Sehstörungen..." „Herr Professor, ist das wahr?" Ada stieß es hervor, überwältigt von solchem Ausblick. Er nickte ihr zu. „Wenn Sie mir den Patienten für eine Viertelstunde überlassen wollen, gnädiges Fräulein, wir stehen vielleicht vor der Entscheidung!" „Entscheidung?" * * * Eine wogende Glücksweüe stieg vor Ada auf. Arnim Meerfeld nicht blind, sondern sehend. Welch ein Um schwung! Nun stand das Ungewöhnliche ihres Schrittes vor ihr. Sie war zu ihm gekommen, und... „Ada!" Er hatte die Tür ausgerissen, stai. -r, vie Binde in der Hand, in höchster Erregung. „Ich sehe, Ada — ich sehe dich! Ein Wunder ist ge schehen. Du... du " Ein unerhörter Auftritt in der Klinik. Kaum hatte der Professor Meerfeld die Binde von den Augen gelöst, als Meerfeld verschwommen vie Umrisse ves Raumes, den Professor erkannte. Da war er aufgesprun gen, zurückgekehrt in sein Zimmer — zu Ada. Der Professor war außer sich, stand in der Tür, sah zu den beiden hin. Die jähe Zornwelle verebbte. Große Gefahr! Sein Gesicht war streng, der Ton ernst. „Herr Meerfeld, solche Extravaganzen können den Er folg der Behandlung gefährden. Ihre Augen ertragen noch kein Licht, die Nerven keine Unruhe. Jede Erregung schadet!" „Freude nicht!" Er war selbst beschämt über sei» Tun. „Sie werden sich sofort aus das Ruhebett legen. Schwester, die Vorhänge zu. Kein Besuch! Keinc Unter haltung! Gnädiges Fräulein, ich muß streng sein. Bitte." Damit wies er bedeutsam zur Tür. Ada sah ihn an, begriff die Gefahr für Arnim. Ruhig wandte sie sich ihm zu. „Ich gehe, Arnim." „Morgen dürfen Sie wiederkommen, gnädiges Fräu lein. Heute ist es genug der Aufregung." Zu Arnims Aerger blieb der Professor im Zimmer. Ada reichte ihm Abschied nehmend die Hand. Wirklich, der Arzt blieb an seiner Seite, wankte und wich nicht. So beugte er sich dankbar über Adas Hand, küßte sie: „Aus Wiedersehen, Ada." „Aus Wiedersehen, Arnim. Bis morgen!" ;