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8«rnsp„cher ig. Tel..Adr.: Tag-blatt Pulsnitz ReHtkÜSKNHbIÄek Postlcheck.Konto Dresden 2138. Gtro-Konro 14t> " Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Druck und Verlag von E L. Förster? Erben (Inh. I. W. Mohr) 8». Jahrgang Nummer 183 Donnerstag, de» S. August 1928 WZ Stephan Aaditsch Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Mossess Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschast Kamenz 8 H/; amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50°/, Ausschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkurssallen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis '/»IO Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme - - - «-«»eint an i«»«« Werktag - - - Im Kalle Gttvalt, Krieg, Streit oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes^er Zeitung oder der B-förderungseinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anioruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück, abluna d^ - Wöchentlich 0.65 RM bei freier Zustellung; bei Wholung wöchentlich 0.55 RM; durch die Post monatlich 2.60 ÄM freibleibend Amtlicher Teil. I Stadt und des Amtsgerichtsbezirks, Behörden, Organisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die Innungen sowie die Verbände der Beamten und Angestellten werden hierzu herzlichst eingeladen der unterzeichneten Behörden findet i Der Stadtrat Das Amtsgericht Sonnabend, am 11. August, abends stAH r > Stadtrat Beye r, stellv. Bürgermeister vr. Eichner, Amtsgerichtsrat im Sitzungssaale de» Amtsgericht« zu Pulsnitz statt. DieEinwohyer, Männer und Frauen, unserer > Die Berliner Presse zum Tode Raditsch Berlin, 9. August. Die Berliner Blätter würdigen eingehend die politische Tätigkeit und die Bedeutung des seinen schweren Wunden erlegenen Kroatenführers Stephan Raditsch. Dabei weist die Deutsche Allgemeine Zei tung daraufhin, daß der gewaltsame Tod, den Stephan Raditsch gefunden hat, für Südslawien eine vorläufig noch unabsehbare Verschärfung der Konflikte bedeute. Auch die Kreuzzeitung weist daraufhin, daß sich die Folgen für die jugoslawische Staatskrise noch gar nicht übersehen ließen. Die Deutsche Tageszeitung betont, daß Raditsch zur Krönung seines Lebenslaufes als Märtyrer gestorben sei. In der Börfenzeitung wird hervorgehoben, daß Ra ditsch als Vorkämpfer für die Kroaten als Märtyrer gegen die Herrenherrschaft in Belgrad und als Streiter für ein un abhängiges Kroatien gestorben sei. Nach dem Lokal anzeiger war Raditsch eine widerspruchsvolle Persönlich keit, ein vom Ehrgeiz beherrschter Agitator und oft unklar, wandlungsfähig und unberechenbar. Die Vossische Zei tung sagt, kaum ein europäischer Politiker habe in seiner Tätigkeit 'soviele politische Sprünge gemacht von Rechts nach Links und umgekehrt; denn für ihn sei alles nur Taktik ge wesen. Er wollte einen Bauernstaat schaffen, eine neue Weltordnung, in der der Bauer die erste Rolle spielen würde. Auch der kroatische Nationalismus sei ihm nur Mittel, nicht Selbstzweck gewesen. Das Blatt hält den Tod Raditsch für 'das Land für einen großen Verlust, da Raditsch, den die Masse abgöttisch verehrte, auch mäßigend wirken konnte. Der Vorwärts meint, bei dem leidenschaftlichen Tempe rament der zwar slawischen doch südlichen Menschen könne ein Ausbruch der Volksleidenschaft die nächste Folge des Todes Raditsch sein und die Parole „Los von Belgrad, wo man unsere Führer ermordet" große Bedeutung gewinnen. Trauer in Agram In Agram herrscht über den Tod Stephan Raditschs große Trauer und tiefe Erschütterung. Um 12 Uhr Mitter nacht begannen alle Glocken in der Stadt zu läuten. An einzelnen Gebäuden werden bereits Trauerfahnen gehißt, während am Donnerstag die gesamte kroatische Hauptstadt und das ganze Land Trauer anlegen werden. Vor der Villa Stephan Raditsch steht eine große Menschenmenge. Im Trauerhause befinden sich außer den engeren Familienange hörigen des Verblichenen noch viele Abgeordnete seiner Par teiorganisation. Bis jetzt Ruhe in Agram Wie aus Agram gemeldet wird, wurden auf die ersten Nachrichten über den Tod Raditsch hin die öffentlichen Lokale sofort verlassen Die musikalischen Darbietungen wurden eingestellt und die öffentlichen Vorstellungen in den Theatern sofort unterbrochen. Es wurde große Besorgnis bemerkt, jedoch herrscht in Agram Ruhe. Sämtliche Lokalitäten sind geschlossen. Die Pariser Presse und der Besuch Stresemanns in Paris Zu den Gerüchten, daß Dr. Stresemann vielleicht doch nicht zur Unterzeichnung des KellogpakteS nach Paris kom men wird, schreibt der „Temps": Das Interesse, daß eine Pariser Reise Dr. Stresemanns vom Gesichtspunkt der deut schen Politik und der allgemeinen europäischen Verstands- VulsnHerIayebAatt — Bank. Konten-. Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und VtVkNVKÄrl Commerz« und Privat Bank, Zweigstelle Pulsnitz Voo wahrer deutscher Turnkunst! Turnvater Jahn und wir. Von Gerhard Hoefs. Der Wert der Olympischen Spiele ist umstritten. Hat joch z. B. der Deutsche Hirschfeld seinen Besieger in Amsterdam, den Amerikaner Kuck, bei leichtathletischen Wettkämpfen in Köln zu schlagen vermocht. Es sind in llmsterdam nur Augenblickserfolge, und der Welt- mhm der Olympiasieger ist in Wochen meistens schon ver klungen. Wie viele Sportler liegen in den Krankenhäusern, veil sie einer Übertriebenen Rekordsucht huldigten! Darf nan das unberücksichtigt lassen? Demgegenüber muß das siel der deutschen Turnbewegung, wie sie Zahn uns schenkte, bei uns in Deutschland mehr betont verden. Man könnte im Gegensatz zu der Rekordsucht bei »er Leichtathletik davon sprechen, daß uns mehr pro- »uktiver Sport notwendig ist, d. h. Erfassung der öesamtheit in der Pflege der Leibesübungen, körperliche und ,-eistige Ausbildung großer Massen unseres Volkes, damit vir ein wehrtüchtiges Volk wieder werden. Ist das licht produktiver Sport, wenn man wandert und m deutschen Wald Herz und Lunge kräftigt und zugleich ms deutsche Heimatgesüht im Innern erstarken äßt? Ist es nicht produktiverSport, wenn unsere »eutsche Jugend lm Sommer in den Gärten, auch in den Schrebergärten, oder auf dem Lande Hilfsarbeii leistet? Ist s nicht produktiver Sport, wenn fern von jeder Kekordhascherei unsere Jugend auf den Sportplätzen bei kurnen, Spiel, gymnastischen Hebungen oder in edlem leicht- sthletischen Wettstreit Gemeinschaftsgefühl erlernt, ms Kameradschaftsgefühl pflegt oder beim Rü tern und Schwimmen durch gleichmäßige Ausbildung für «in neues kräftiges Geschlecht sorgt? Das ist das krbe unseres deutschen Turnvaters Jahn, »aß „die Turnkunst die verlorengegangene Gleichmäßigkeit »er menschlichen Bildung wiederherstellcn, der bloß cinseiti- len Vergeistigung die wahre Leibhaftigkeit zuordnen, der , erverfeinerung in der wiedergewonnenen Männlichkeit ^°8engewicht geben und im jugendlichen HZEmenleben den ganzen Menschen erfassen Und ergreifen M . So lebrte es uns selbst Jahn. Und so soll und muß !S UM das deutsche Turnen und den deutschen Sport be- tellt sein. Der Fehler unserer Zeit ist der Rekord. Das, was Jahn Huf, sollte anders aussehen; und deshalb wollen wir den »rutschen Turnvater selbst sprechen lassen: „Volkserziehung !oll das Urbild eines vollkommenen Menschen, Bürgers- und Kolksgliedes in jedem Einzelwesen verwirklichen." — „Das Streben nach Einheit ist das schönste Weihgeschenk der Menschheit, ein Gott, ein Vaterland, ein Haus, eine Rebe." „Die Wanderschaft ist die Bienenfahrt nach dem Honigtaue des Erdenlebens." Und endlich: „Es wird ein »nderes Zeitalter für Deutschland kom« Nen und eine echte Deutschheit wieder aufblühen, da wer- len wir schöne Träume verwirklicht finden, uns nicht mehr »arüber verwundern, weil wir endlich aus jahrelangem Todesschlummer erwachen." Hier finden wir das Wesentliche, was den deutschen Sport und das deutsche Turnen der Gegenwart auszeichnen müßte. Die moderne Leichtathletik neigt dazu, den mensch lichen Körper als Maschine zu betrachten, aus der sich ein Rekord nach dem anderen herausholen läßt. Jahn aber lehrte uns, daß die Pflege der Leibesübungen nicht Selbstzweck sein darf, sondern daß sie höheren Zwecken und Zielen zu dienen hat. So finden wir in dem Wesen unseres Jahn ein starkes religiöses und national- ooliti sches Moment. Wenn John mit seinen Jüngern Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Staotrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hiuptblatt und Slteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Oberstem«, Niederstem«, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelb-ch, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Bukarest. In der Verhandlung der Regierungserklä rung der serbischen Skupschtina hat der Führer der Deut schen, der Abgeordnete vr. Kraft, eine oppositionelle Hal tung eingenommen und festgestellt, daß Jugoslawien sich in den zehn Jahren seines Bestehens auf dem Scheidewege be finde, da durch die begangenen Fehler es statt zur Konso- lidierung des Staates zu einer ernsten Krise gekommen sei. Diese Krise könne durch eine Revision der Verfassung gelöst werden. Den Kroaten gegenüber hätte die Regierung mehr Entgegenkommen bezeigen sollen. Heber die nationalen Minderheiten habe sich die Re gierung mit ihrer Erklärung vollkommen hinweggesetzt, als ob diese Minoritäten überhaupt nicht beständen. Or. Kraft verwies auf das Entgegenkommen Oesterreichs, Preußens und Ungarns gegenüber den nationalen Min derheiten und erklärte, daß die Stellung der Deutschen außer in Italien in keinem anderen Staate so schwierig sei wie in Südslawien. Seit der Gründung des Staates werde megr oder weniger offen gegen den kulturellen Fortschritt der Deutschen gearbeitet. Der Wert der den deutschen Kulturinstitutionen beson ders in Slowenien zugefügten Schäden beläuft sich auf 8 0 bis 100 Millionen Dinars. Die Deutschen «in der Wojwodina beklagten sich besonders über denMangeIan Le hr b i l d u n g s sch u l en. Auch die Autonomie werde, nicht respektiert. Angesichts aller dieser Klagen und Be schwerden können die Deutschen der Regierung kein Der- trauen entgegenbringen. Wie aus Agram gemeldet wird, hat sich das Befinden Stefan Raditschs im Laufe des Mittwochs einigermaßen ge bessert, wenn auch die Gefahr einer Krise noch nicht vor- über ist. Das Wichtigste D°r?2i,DeMschc Kcankenkassentag in Breslau wählte für den 33. Deutschen Krankeukassentag Nürnberg als Tagungsort. Der Tod der Be atzung des V-Botes p 14 hat in ganz Italien tiefste Trauer ausgelöst. Eine besondere Trauerkundgcbung der Regierung ist ZU erwarten. Die Einleitung einer genauen Untersuchung über das Unglück steht bevor. Nach Meldnngen aus Konstantinopel wurden die Stäbü Kjutahiha und Broussa von einer schweren Feuersbrunst heimgesucht. In Kjutahiha wurden 300 und in Broussa 80 Wohnhäuser zerstört der Führer der Kroaten, auf den kürzlich ein Revolverattentat in der serbischen Skupschtina verübt wurde, ist Mittwochabend 8 5S gestorben — Die Erbitterung der Kroaten ist in den letzten Wo chen gestiegen, sodaß ernste innerpolitische Verwicklungen in Jugo slawien bevorstehen Raditschs politisches Testament Wie verlautet, hinterließ Stephan Raditsch ein poli tisches Testament, dessen Oeffnung in den politischen Kreisen Belgrads mit Spannung erwartet wird. Lie NM Wei WWen an Die deutsche Minderheit um «ngefithr 100 Millionen Dinars geschädigt — Nichtachtung der kulturelle» Autonomie Stephan Raditsch ft — Die Bcrlimr Presse zum Tode Raditsch — Trauer in Agram — Bis jetzt Ruhe in Agram Die Pariser Presse und der Besuch Stresemanns in Paris —