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Nr. 180. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 3 August 1928 Sette ft sicher über die Engländerin Froemann siegte, belegten die Deutschen Oelkers und Sandheim den dritten und vierten Platz. Im Florett der Herren belegte Casmir einen sehr ehrenvollen zweiten Platz hinter Gaudin-Frankreich und vor Gaudinj. Italien, sowie dessen Landsmann Pultttt. " 2« Gesamtklaffement liegt nunmehr Deutschland mit 20 Punkten an zweiter Stelle, hinter USA (36) und vor Finnland (18) und Schweden (16), Radrennen um den Großen Sachsenpreis. Vor einer Zuschauermenge von 12—14 000 wurden am Mittwoch die beiden Läufe von je 50 Kilometern um den Großen Sachsenpreis in Dresden ausgetragen. Wenn nun dieser Preis an den Weltmeister Linart fiel, so kann man mit Befriedigung sagen, daß ihn ein Würdiger errungen hat. Linart ist in den letzten Jahren mehrfach in Dresden an den Start gegangen, aber niemals war er so gut in Schwung wie in diesem Jahre. Man merkt es ihm an, daß der schon über vierzigjährige Belgier wieder in bester Fahrt ist, wie es ja in den letzten Jahren immer kurz vor der Austragung der Weltmeisterschaft bei ihm der Fall war. Linart errang im 1. Lauf den Sieg, mußte ihn aber im 2. Lauf an Krewer ab geben, der sich sofort an die Spitze des Feldes setzte und diese niemals abgab. Die genauen Resultate sind: 1. Lauf: 1. Linart 39 :29,2; 2. Thollembeek 100 Meter zurück; 3. Sawall 120 Meter zurück; 4. Krewer 400 Meter zurück; 5. Möller 760 Meter zurück; 6. Dickentman 6200 Meter zurück. 2. Lauf: 1. Krewer 40:47; 2. Linart 110 Meter zurück; 3. Sawall 350 Meter zurück; 4. Thollembeek 450 Meter zurück; 5. Möller 700 Meter zurück; 6. Dickentman 9200 Meter zurück. Gesamt ergebnis: 1. Linart 99,890 Kilometer; 2. Krewer 99,600 Kilometer; 3. Sawall 99,530 Kilometer; 4. Thollembeek 99,450 Kilometer; 5. Möller 98,540 Kilometer; 6. Dickentman 84,600 Kilometer. Fußballkampf Leipzig—Budapest. Nach langen Verhandlungen ist es den Leipziger Arbeiter sportlern gelungen, den Fußballklub in Ungarn zu veranlassen, seine beste Mannschaft nach Leipzig zu schicken, um hier mit den Leipziger Arbciterfutzballern ein Spiel auszutragen. So wohl die Budapester wie die Leipziger Mannschaft ist äußerst spielstark und gut im Training. Dieser Futzballkampf wird am Freitag, dem 17. August, im Südostpark in Leipzig ausge tragen werden. Deutscher Frauensieg auf der Olympiade. Amsterdam. Bei der Entscheidung im 800-Meter- Laufen der Frauen siegte die deutsche Teilnehmerin Frau Lina Radke (Breslau) in neuer Weltrekordzeit von 2:16,8 vor der Japanerin Hitomi und der Schwedin Grentzel. Deutschland hat damit auf den Olympischen Spielen in Amsterdam seinen dritten Sieg feicrn können. An die zweite große Entscheidung, des Laufens über 1500 Meter, hatten wir gewisse, wenn auch nicht allzu große Hoffnungen geknüpft. Wir hatten Bücher, Wichmann und Krause im Rennen, und wenn die Mannschaft auch sehr stark war, so konnte doch einer der Unsrigen vielleicht über sich selbst hinauswachsen. Aber wir wurden geschlagen. Der Hinne Larve siegte. Zwei Meter hinter dem Franzosen Ladoumergue endete Purje- Finnland als Dritter. Wichmann ist zuletzt noch auf gekommen und wird Vierter vor E l l i s - England und Martin-Schweiz. Zeit: 3 Minuten 63,2 Sekunden. Im Dreisprung war Deutschland nicht vertreten. Hier feierte Japan seinen ersten olympischen Sieg. Oda, der berühmte Mehrkämpfer, errang den Sieg mit einem wun dervollen Sprung von 15,21 Meter. Amerikanische Siege inr Diskuswerfen und Stab hochsprung. Amsterdam. Im Anschluß an di« LOO-Meter-Enischeldung wurden die Endkämpfe im Diskuswerfen und Stabhochsprung aus. getragen. Während im Stabhochsprung der deutsche Meister Müller aus Cannstatt wenigstens in die Entscheidung kam, schieden im Diskuswerfen alle deutschen Vertreter schon in den Vorkämpfer: aus. Hier gewann der Sieger von 1924 in Paris, Houser (U. S. A.) mit 47P2 Meter vor 'dem Finnen Ki-ri. Im Stabhochsprung siegte Karr (U. S. A.) mit 4,20 Meter vor seinen Landsleuten Droegemüller und McGinnes. Für die 1500- Meter^Lntscheidung qualifizierten sich die drei Berliner Böcher, Krause und Wichmann, vr. Peltzer schied gegen Conger (U. S. A.), Keller (Frankreich) und den ebenfalls nicht plazierten Wide (Schweden) nach erbittertem Kampf aus. Williams-Kanada gewinnt auch die 200 Meter. Der 200-Meter-Endlauf, zu dem von deutschen Läufern Körnig und Schuller starteten, wurde von dem Kanadier Williams ge wonnen, der nach dem 100-Meter-Sieq damit seinen zweiten großen Erfolg in 21,8 Sek. errang. Körnig belegte in totem Rennen mit dem Amerikaner Scholz den dritten Platz, hinter ihnen erst kam Schüller ein. ,, , - Börse und Handel Amtliche sächsische Aotterungen vom 2. August. Dresden. Die heutige Dresdener Börse wies eine freund liche Grundstimmung auf, trotzdem bewegte sich das Geschäft doch nur in sehr mäßigen Grenzen. Einige Papiere setzten ihre Kurssteigerungen fort. So wurden Polyphon um 7,5, Elektra um 7 Prozent höher gehandelt. Vereinigte Photo waren 6, Deutsche Jute und Radeberger Bier je 4, Kunst anstalt May und Residenzbaubank je 3 Prozent Höher. Da gegen büßten Erdholzaktien 11 und Germania 6,5 Prozent ein. Leipzig. An der heutigen Leipziger Börse hielt sich das Geschäft trotz der im allgemeinen freundlichen Grundstimmung in ziemlich engen Grenzen. Einige Spezialwerte wurden höher notiert. Der Rentenmarkt zeigte meistens unveränderte Chemnitz. Die Tendenz der Chemnitzer Börse war gut behauptet. Die Aufbesserungen in Maschinen- und Bankwertcn gingen bis auf 3 Prozent höher. Einen Rückgang hatten Steiners Paradiesbetten um 5 Prozent zu verzeichnen. Ge bandelt wurden u. a. Handel und Verkehr mit 13k, Baumwoll- spinner Gehlenau mit 170, Hiltmann u. Lorenz mit 115, Weitz- taler Spinner mit 123,5 und Kammgarn Silberstratze mit 111 Prozent. Leipziger Viehmarkt. Auftrieb: 220 Rinder, darunter 20 Ochsen, 95 Bullen, 79 Kühe, 26 Färsen; 795 Kälber, 280 Schafe, 1234 Schweine. Verlauf: bei Rindern langsam, bei Schafen mittel, bei Schweinen gut. Preise: Bullen a) 50—52, b) 45—49, c) 35—44; Kühe a) 48—52, b) 43—47, c) 30—42, d) 25-29; Färsen a) —, b) 40—56; Kälber a) —, b) 65—74, c) 60—64, d) 50—59; Schafe a) 60—64, b) 48—55, c) 38—47; Schweine a) 69—71, b) 72—74, c) 75, d) 74—75, e) 70—73; Sauen 66—68. Die Börse habt« wieder ein außerordentlich stilles Geschäft. Die Tendenz war zurückhaltend mit Rücksicht auf die unbefriedi genden Berichte der Preußischen Handelskammer über die Wirt schaftslage im Juli. /Amtliche Oevisen-Notterung. Devisen iw Reichsmark 2 August Geld § Lr,e- 1 August Geld s '^rief Rtw Dort »,1t London . , , . 1 6 Amsteroam , 100 Glü. Kopenhagen . 100 Kron. Stockholm , , 100 Kron. Oslo . , , , . 100 Kron. Italien .... 100 Lire Schwei, ... 100 Fres. Pari» . ,,,, 100 Frcs. Brüssel .... 100 Belgo Prag , , . , . 100 Kron. Wien ..... IVO Schill Spanien , . . 1VV P«iet. Bankdiskont: B« Brüssel 4, Italien 5)4, Ko Oslo5)4, Paris 3)4, Prag k Lftdcvisen. Bukarest 47,075 B, Kattowitz 46,875 c Riga 80,605 G 80,945 B, Polen große 46,70 G 4^,10 r/r 4,1885 20 338 168,26 111,84 112,04 >11,79 21.905 80,625 16,38 58,26 12,412 59,075 68 86 ckin 7 (L xnhagen , Schweiz 25,49 G S 47,075 Kowno 41 V. 4.1965 20,378 168,60 112,06 112,26 112,01 21,94 k 80,785 16,42 58,38 12,432 59,195 - S 00 zmbard 8 5, Londo 3/s, Stm 55,61 B, ö, Posen ,41 G 4i «c 4,1855 20,32 168,15 111,76 U1 98 111,72 21,90 80,56 16,375 58,215 12,406 59,06 68.82 ), Amster n 4)4, A kholm 4, Warschau 46,875 G 1,59 B. 4,1935 20,36 168.49 112.90 11.20 N1,94 21,94 80,72 16,415 58,335 12,42 59,18 68.00 dam 4)4, Madrid 5, Wien 6)4. 46,875 G 47,075 B, Noten: Effektenmarkt. Heimische Renten wenig verändert. Ausländi sche Renten wurden zu ihren letzten Kursen gehandelt Schiffahrtswerte hatten kaum Schwankungen. Bank aktien: Reichsbank bröckelten im Verlauf bei Gewinnmiinah- men der Spekulation auf 288,50 ab (minus 2,50). Montan a k t i e n erneut fester. Kaliaktien schwankten stärker. Che mieaktien waren recht widerstandsfähig. Clektroaktieu Das Hauptgeschäft hatten Siemens 366, dann 364 (362,50). Sonst ergaben sich hier nur belanglose Veränderunegn. Autowerke Adler 1,50 Prozent niedriger bei geringen Umsätzen. Bam 9 ktien gut behauptet. Kunstseide konnten sich auf neu. Deckungskäufe weiter befestigen. Spritattien schwankten. Polyphon ruhig. Amtliche Notierung der Mittagsbörsr ab Station. Mehl und Kleie brutto sinschl. Sack tret Berlin IM kg Weiz.' mark. Juli Sept. 2 8 238?-241? 255.°-253? 1. 8. 237.0-240? 254 0-255.° Mehl 70 °/, Weizen . Roggen Weizenkleie Roggenkleie 2 8 29 2-32.7 32.5-35.5 15.0 17.0-17.2 1. 8 29.2 32.7 325-35.5 15.0 17.0-17.2 Oktob. Dezbr Rogg. mrk-ft 255?-255 0 258?-257? 243?-246? 254 0-255.° -57.0-258. ° 143.0-246.0 Weizcnkleie- melasse . . Raps (1000 kg) Leinsaat (do.) Erbsen, Viktoria 15.9-16.1 320-325 44.0-53.0 15.9-16.1 320-325 44.0 54.0 Juli — — Kl.Speiseerbseu 35.0-40.0 35.0-40.0 Sepl. Oktob Dezbr. 250.0-249 " 250?-250 ° 251?-250? 247.0-247° 248.0-249? 24ö?-25O.o Futtererbsen Peluschken Ackerbohnen 25.0-2,. 0 28.0 32.0 26.0-28.0 25.0-L7.0 27.0-30.0 26.0-28.0 Gerste Wicken 28 0 31.0 27.0 30.0 Som. Wint. 205.0-215 205.0-215? Lupinen, blau „ gelb 15.0 16.0 16.5-17.5 14.5-16.0 16.5-17.5 Hajer Seradella — — märk. Jul. Sepl. 247.0-258? 223.°-223? 245.0-256^ 224" Rapskuchen Leinkuchen Trockenschnitzei 19.5 20 0 24.0 24.6 18 0-18 5 19.6 20.0 23.9 24.4 17.4-17.6 Oktob. Dezbr. Mais 228?-229? 223? 229? Soya-Extrakt.- Schroi Kartoffelstockes 21.5-22 6 25.0 25.5 1.4 :2 5 4 8-25 2 Berlin 243.0-245." 243.0-245 0 ') Hektolitergewicht 74,50 leg. ft do 69 KL Berliner Butterpreise. Amtliche Notierung !m Verkehr zwischen Erzeuger und Großhandel. Fracht und Gebinde gehen zu Käufers Lasten: 1. Qualität 174, 2. Qualität 157, abfallende Sorten 140 M. Tendenz: Fest. Berliner Milchpreis (Erzeugerpreis je Liter frei Bertin für die Woche vom 3. bis 10. August 18)4 Pfg. (Vorw. 19)4 Pfg.). Preisnoticrungen für Eier. (Festgcstellt von der amt lichen Berliner Elernotierungskommifsion am 2. August.) Die Preise verstehen sich in Pfg. je Stück ab Waggon oder Lager Ber lin nach Berliner Usancen. Deutsche Eier: Trinkeier vollfr. gest. über 65 Gramm 14,50, über 60 Gramm 13,50, über 53 Gramm 11,50, über 48 Gramm 10; frische Eier über 00 Gramm 12,50, über 53 Gramm 10,50, über 48 Gramm 9; aussort. kleine Schmutzeier 8. 8. Auslaudseier: Dänen 18cr 13,75—14, 17er 13—13,25, 15)4—16er 11,50; Schweden 18er 13,75, normale 10; Rumänen 10,50; Russen große 9,50—9,75, normale 9; Polen grö ßere 9, normale 8,50; abweichende 8,50; kleine, Mittel- und Schmutzeier 7,50—7,55. C. In- und ausländische Kühlhauseier: Normale 7,50—8,50. Tendenz: Fest. Kartoffelerzkugcrpicise. Je Zentner waggonfrei märki cher Station. Amtlich ermittelt durch die Landwirtfchaftskammer ür die Provinz Brandenburg und für Berlin. Weiße Kartof- eln 3,80—4,30 M., Großfallend« Kartoffeln über Notiz, Blaue 4,30—4,90 M., Erstlinge 5,25—5,75 M. Metallpreise in Berlin (für 100 Kilogramm in M.): Elektrolytkupfer wire bars 139,75, Orig.°Hüttenaluminium 98—99 Prozent 190, do. in Walz, od, Drahbbarren 194, Reinnickcl 350, Antimon-Regulus 85—90, Silber in Barren, ca, 900 fein, für 1 Kilogramm 80X—82)4. ... Kirchers - RachrichtSA Ohorn Der Gottesdienst in Ohorn am nächsten Sonntag findet nicht IO Uhr, sondern S Uhr 10 Minuten statt. Lichtenberg S. Sonntag nach Tri«., de» 5. August: 1 Uhr Predigt- gotietdienst. Planer Rau, Großnaundorf. Großnavodorf Sonntag, den 5. August, s. nach Tria.: 8 Uhr Predigt« goftesdienst (Pfarrer Rau). 4 Uhr Jangftanenverein ältere Abteilung im Pfarrgarten Oberlichtenau s. Sonntag nach Trin.» den 5. August bleibt dis Kirche wegen Reparaturen geschossen. Nach». 4 Uhr Unterredung mit den Konfirmierten im Pfarrgarten. Jedermann ist zur Teilnahme geladen. Reichenbach S. Sonntag nach Tri«., den 5. August: '/-,!) Uhr Predigt« gottcSdienfi. — Dienstag, den 7. August: Abends 8 Uhr.Fmucu« Verein in Magers Gasthof zu Nikderlichtenau. W»!«W»«WIIW«W III t «Mi M »MIM!'! t Il,!Ill!Ol Kampf im Dunkeln! Roman von P. Wild KIsrie LrüZmann, klüncken l34 „Verschweige dein Geheimnis! Was geht es mich an", wies er ab. „Ich will nichts davon wissen." „Wenn es aber doch ein Unrecht ist..." Sie sah sich um. „Hier, nein, das geht nicht. Wenn ein anderer es hörte... Weißt du, ich will doch erst meine Aussteuer haben. Ich erzähle es dir unterwegs." „Komm", klang es brüsk, „sonst ist es zu spät!" Fräulein Käthe war etwas taumelig. Sie mußte sich an Sendigs Arm halten, als sie aufstand. Komisch, der ganze Naum schaukelte. „Ich habe keinen Schwips. Nein, nur wie komisch, das ganze Zimmer wackelt!" * Nun wanderten sie durch nachtstille Straßen. Fräulein Käthe am Arme Sendigs. Sie sprach unentwegt. Einmal zog er seinen Arm zurück, erschreckt, instinktiv, doch sie faßte ihn fester. Und er hörte mehr und mehr. Sendig blieb schweigsam. Er hörte mit gespanntester Aufmerksamkeit zu. , „Ist das alles wahr, was du erzählst?" „Ich schwöre es dir bei meinem Seelenheil, die reinste Wahrheit!" Und sie sprach weiter. s. Ein scharfer Ostwind fegte über die Straßen. Nun be gann es zu regnen. Die feuchte Kälte ernüchterte Fräulein Käthe. Bei einer Wegbiegung blieb sie plötzlich mitten aus der Landstraße stehen, und sah sich um: „Schon zu Hause?" Dann sah sie Sendig mit angstvollen Augen an. „Was habe ich dir erzählt?" „Alles!" „Himmel, war es..." Sie schlug die Hände vor die Augen, und schluchzte jäh aus. „Was habe ich gesagt... was? Mir ist noch ganz wirr im Kopfe. Sage mir, nichts habe ich gesagt, nichts ... oder ist es wahr, was du sagst?" „Du hast mir alles erzählt, Käthe", wiederholte er ernst. „Alles?" Sie sah ihn entgeistert und mit großen Augen an. „Habe ich das wirklich? Um Gottes willen! Du wirst schweigen, nicht wahr?" „Das kommt darauf an, wenn du tust, was ich dir sage." -Ja!" „Du wirst mich in die Wohnung lassen, und mir die Beweise geben, daß es Wahrheit ist, was du gesagt hast." „Beweise? Welche Beweise?" In diesem Augenblick ertönte von der Wegbiegung her eine Autohupe. „Die Hupe... Das ist die Gnädige! Um Gottes willen!" In verstörter Hast riß sich Fräulein Käthe von Sendig los, und verschwand in einem Seiteneingang des Gartens. Sendig trat hinter einen Baum. Er sah die Frau im Auto. Frau? War das eine Frau? Nein, zwei Herren saßen nebeneinander; einer stieg aus. Maline Walter? Ja, er erkannte sie im Lichtkegel der Laterne, die ihr Ge sicht streifte. Dann hörte er den Klang ihrer Stimme: „Also morgen abend. Ich sende das Paket, und du besorgst es wie immer!" „Wie immer, Lerlaß dich aus mich." Sekundenlang schauten sie sich an, .seltsam gedanken verbunden; dann klappte der Schlag zu, und Maline be trat das Haus. Sendig schüttelte sich und spuckte aus: „Pfui Deibel!" Dann machte er sich auf den Heimweg mit harten, schweren Schritten, als stampfe er mit jedem Tritt sehr schweres Leid in den Boden. Der Untersuchungsrichter Doktor Meister wanderte er regt im Raume hin und her, wie immer, wenn er nach einer bestimmten Erkenntnis rang. Merkwürdig! Je enger sich die Beweiskette um Ada von Behren zufammenzog, desto ferner schien ihm ihre Schuldmöglichkeit. Er hatte genügend Gelegenheit ge funden, ihren Charakter, ihre Persönlichkeit kennen zulernen, und vermochte nicht, sie in Verbindung mit irgendeiner Niedrigkeit zu bringen. Verhöre. Dieses Ausforschen einer anderen Seete, dieses Suchen in ihr war ihm ebenso qualvoll wie ihr... harte Pflicht! Vergebens suchte er nach allen Seiten irgendeinen An halt, eine Spur zur Lösung des furchtbaren Konflikts. Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Welche Szene lag hinter ihm? „Nicht fragen, Herr Doktor! Wozu quälen Sie sich und mich? Was gesagt werden muß, habe ich längst gesagt. Worte sind zwecklos, im Gegenteil gefährlich! Sie wer den verdreht, anders ausgelegt; darum mein Schweigen. Andere lesen entgegengesetzten Sinn heraus. In mir ist es hoffnnngsleer und still, ganz still. Lassen Sie mir Ruhe! Alles habe ich verloren, Freiheit, Ehre, Arbeit und Kraft. Tun Sie Ihre Pflicht! Verurteilen Ssse mich! Mir ist es gleichgültig." Unsagbar traurig hatte sie dabei ausgesehen, alt, ver fallen, und ihre Augen waren glanzlos. „Um Gottes willen, Fräulein von Behren, ich Sie ver urteilen? Im Gegenteil, mein Höchstes wäre es, Ihre Unschuld zu beweisen." Sie hatte ihn unterbrochen, ihre Stimme war klanglos: „Wozu dann die Verhöre?" Und dann kurz, jäh und laut: „Entlassen Sie mich! Herr Doktor, ich bin am Ende meiner Kräfte..." Ehe er zuspringe» konnte, war sie zusammengebrochen. Eine große Angst bemächtigte sich seiner. Eine Kata strophe? Sie sah aus wie eine Tote. (Fortsetzung folgt.)