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Nr. 177. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 31. Juli 1928 Seite 6. Sport. Excelsior-Dresden siegt im Hannoverschen Radrennen. Als erster Meisterschaftswettbewerb des Bundes Deutscher Radfahrer wurde auf der Radrennbahn Hannover die Deutsche Meisterschaft im Vereinsmannfchaftssahren über eine deutsche Meile (7,5 Kilometer) ausgefahren. Sieben Mannschaften stellten sich dem Starter. Es fuhren jeweils zwei Mannschaften gegeneinander, nur die Bremer Radtouristen mutzten ihren Weg allein ziehen. Die beste Zeit war für den Sieg aus schlaggebend. Der vorjährige Merster Excelsior-Dresden sicherte sich auch diesmal den Titel mit der Mannschaft Einsiedel, Wendt, Maisdorn, Todt, Mayer, von denen die beiden letzt genannten im Laufe der Fahrt ausschieden. Moritzburger Dreiecksrennen des Bezirks Dresden im Bunde Deutscher Radfahrer. Der Bezirk Dresden im Gau 37 des Bundes Deuttcher Radfahrer führte am letzten Sonntag zum vierten Male seine Moritzburger Dreiecksfahrt um den Wanderpreis des Dresdener Anzeigers durch. Die Ergebnisse waren: Junio ren: 1. Hanke (Adler), Riesa; 2. Harter (Wanderfalk), Dres den; 3. Kästner (Wanderfalk), Dresden. Altersfahrer: 1. Roch (Wandersalk), Dresden; 2. Gorlt (Postsportvereinigung), Dres den; 3. Winkler, Meißen. Jugendfahrer: 1. Nedo (Wander falk); 2. Berg II (Mars), Dresden; 3. Zimmermann (Excelsior), Dresden. Bei den Amoteurmeisterschaften holte sich den Vereins- Meistertitel der Dresdner Radrennklub .Er«l- sior" mit 9:38,2. Tunney studiert Philosophie. Aus seinem Freundes- kreise wird gemeldet, daß Tunney im Auslande Philosophie studieren will und dann in das Bankfach überzugehen beabsichtigt. Internationales Schachturnier zu Dortmund. In der dritten Rund« gewann Roti gegen van Nyß in einer spanischen Partie durch scharfen Angriff. Bogoljubow ge wann «in Damengambit gegen Spielmann durch seine Führung des Endspiels. Colle siegte gegen Ur. Kraemer in einer un regelmäßig eröffneten Partie, und Sa« misch gewann ein Damenbauerspiel gegen Iohner bereits nach 28 Zügen. Ur. Seitz war s-pielfrei. Stand nach der dritten Runde: Reti 2,5, Sae- misch, vr. Seitz (') je 2, Bogoljubow ('), Colle j« Ich, Johner, van Nyß je I, Spielmann 9,5, Ur. Kraemer (') 0. — (') bedeutet: waren bereits spielfrei. Die Turniere des Weltschachbundes im Haag. Stand: Euwe 8, Treybal 7/4 (1), Matthison 7 (I), Golmayo 6)4, Przepierka 6 (1), Laris 5/4 (2), Nilsson und Tschcpurnoff 4/4 (1), Whitaker 4 (I), Becker 3)4 (I), Henneberger 2)4 (2), Araiza 2)4 (I), Rosselli und Tyroler 2)4, Steiner 2.' Im Länderwett- kampf wurden die 7. und 8. Runde fortgesetzt und die 9. neu gespielt. Der Stand dieses Tuvnieres ist folgender: Tschechoslo wakei 24 Punkte, Ungarn 20)4 (I), Oesterreich 19)4, Amerika 19, Polen 18)4 (1), Dänemark 18)4, Belgien 17, Holland 16)4 (1), die Schweiz 15)4 (1), Argentinien und Rumänien 15, Frankreich 13)4 (1), Schweden 13 (2), Deutschland 12)4, Lettland 11)4 (I), Italien 19)4 (1), Spanien 8 (1). Boxen. In Berlin wurde die Weltergewichts- mei st erschüft ausgetragen. Der Kampf zwischen dem Titel verteidiger Sahm-Hamburg und dem Herausforderer Sei fried-Bochum endete nach 15 flotten, scharsgeführten Runden mit dem Siege Sahms. Gagel schlägt de« «e«r« französische« Fliegermeifter Fanchrux. Bei dem internationalen Fliegerrennen um den Preis des Oeulschen Turnfeste-, denen über 10 099 Zuschauer beiwohnten, feierte der deutsche Meister Engel einen prachtvollen Steg über die inter nationale F.iegerklasse. Mit 5 Punkten vermochte er den Franzosen Faucheux, der erst am Sonntag die französische Fliegermeisterschaft vor Michard und dem Schweizer Kaufmann gewonnen hatte, auf den zwei ten Platz zu verweisen. Frankreich gewinnt abermals dm Davis-Pskal. In Anwesenheit von 9000 Zuschauern kamen am Montag die letzten Spiele des DaviS-Pokal-Kampfes zwischen Amerika und Frankreich zum Aus- trag. U-berraschsnd schnell schlug Cochet-Frankreich den Amerikaner Tilden in drei Sätzen 9:7, 8:6, 6:4. Lacoste Frankreich benötigte allerdings vier Sätze, um über den jungen Hennessey 4:6, 6:1, 7:5, 6:3 erfolgreich zu bleiben. Frankreich hat also abermals diesmal mit 4:1 Punkten den Endkampf um den Davis-Pokal, der höchsten Tennis- trophäe der Welt, gewonnen. Wasser-Temperaturen am 30. Juli: W vluvl'vuv 21 - 22 - 22 Grad Celsius M Börse und Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 30 Juli 1928. Dresden. Die hiesige Börse zeigte zum heutigen Wochen beginn ein ziemlich unverändertes Aussehen gegenüber der schwachen Haltung der Vorwoche. Die Umsatztatigkeit erfuhr keiuerlei Belebung und die Kursschwankungen hielten sich in engsten Grenzen, abgesehen von Polyphon, die erneut 14 Pro zent hergeben mutzten und Reichsbank, die ihren Kursstand um 9 Prozent erhöhen konnte. Schwächer lagen noch Zittauer- Maschinen minus 5, Fries u. Höpflinger minus 4,75, Ver einigte Photoaktien minus 4, Genußscheine minus 1V, Dr. Kurtz minus 3 Prozent; dagegen gewannen Dresdner Gardinen plus 4, Elektra plus 2,5, Dresdner Bank und Glasfabrik Brockwitz je plus 2 Prozent. Leipzig. Zum heutigen Wochenbeginn konnte sich an der Börse eine einheitliche Tendenz nicht durchsetzen, jedoch herrschte eine freundlichere Grundstimmung vor, die zu mehr fachen leichten Kurserhöhungen führte. Allerdings waren auch verschiedentlich Verluste sestzustellen, so bei Polyphon 9, Mitt weidaer Baumwollspinner 7, Köbke 4, Haller Zucker 2 Prozent; höher gefragt waren Nordwolle plus 7, Schubert u. Salzer und Commerz- und Privatbank plus 4, Limmrich Steina plus 3,25, i Schönherr plus 3, Stöhr plus 2,5, Darmstädter Bank, Dresdner > > Bank und Glautziger Zucker je plus 2 Prozent. I Chemnitz. Ein freundlicher Grundton war an der heutigen , Börse unverkennbar, wenn auch das Geschäft weiterhin klein blieb und eine einheitliche Tendenz sich nicht durchsetzen konnte. Verschiedentlich waren wieder Kursaufbesserungen zu ver- : zeichnen, die sich mit den Einbußen ziemlich die Wage hielten - und kein besonderes Ausmatz erreichten. Erholt waren Schu- f bert u. Salzer plus 4, Kappler Maschinen plus 3, Deutsche ! Bank, Commerz- und Privatbank und Dresdner Bank je plus 2 Prozent; Fries u. Höpflinger verloren andererseits 5, Wan derer 3, David Richter 2,5 Prozent. Dresdener Produktenbörse. Börsenzeit: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. 30. 7. 27. 7. 30. 7. 27. 7. Weizen Weiz.-Kl 15,6—16,0 15,2-15,6 75 Kilo 213 241—246 Rogg.-Kl 17,8—18,8 17,8—18,8 «oggen Kaiseraus- 70 Kilo 251—256 255—260 zugmehl 43,0—44,5 43,0—44,5 Vommer- Bäcker ¬ aerft«, sächs. — — mundmehl 37,0—38,5 37,0—38,5 Futtergste 210-240 210-240 Weizen nachmehl Inland- Hafer, inl Rap«, tr. Mai« 263—268 256—26) 21,0—22,0 21,0—22,0 Laplata Linqu. Trocken- schnitzel Zucker» schnitzel 258-260 I I I I weizenm Tvpe70H Roggen- mehl 01 Type 60 ?L Roggen- mehl l 35,5—36,5 38,0—39,5 35,5—36,5 38,5—40,0 ««rtofsel» Type 70 N 36,0-37,5 36,5 -38,5 flocken 28,5—29,0 28,5—29,0 Roggen- Futtermehl — — nachmehl 23,0—24,5 — Die Preise verstehen sich bis einschl Mais per 1000 Kilo- gramm, alle anderen Artikel per 100 Kilogramm in Reichs mark. Rotklee, Erbsen, Wicken, Peluschken, Lupinen und Mehl (Mehl inkl Sack frei HauS) in Mengen unter 5000 Kilogramm ab Lager Dresden, alles andere in Mmdestmengen von 10 000 Kilogramm waggonfrei sächsischer Versandstationen. Leipziger Viehmarkt. Austrieb: 715 Rinder, darunter 74 Ochsen, 252 Bullen, 302 Kühe, 87 Färsen, 383 Kälber, 1151 Schafe, 1970 Schweine. Verlauf: Bei Rindern, Kälbern, Schafen und Schweinen langsam. Preise: Ochsen a) 60-63, b) 54—59, c) 48—53, d) 40—47, e) 34—39; Bullen a) 50-54, b) 45-49, c) 38—44, e) 32—37; Kühe a) 50-55, b) 44—49, c) 35—43, d) 25—34; Färsen a) 58—63, b) 40—57; Kälber a) —, b) 65—72, c) 60-64, d) 50—59; Schafe a) 60—63, b) 48—55, c) 38-47, d) 30—37; Schweine a) 69-70, b) 71-72, c) 70—71, d) 65—69; Sauen 60—65 Chemnitzer Viehmarkt. Auftrieb: 997 Rinder, darunter 105 Ochsen, 270 Bullen, 589 Kühe, 28 Färsen, 5 Fresser, 758 Kälber, 143 Schafe, 2515 Schweine. Verlauf: Bei Rindern, Kälbern, Schafen und Schweinen langsam. Preise: Ochsen a) 56—58, b) 49—53, c) 40—44 d) 30-36; Bullen a) 53—56, b) 48—52, c) 42—46; Kühe a) 52—55, b) 44—50, c) 36—42, d) 23—32; Kälber a) 66—68, b) 60—64, c) 55—58, d) 42—50; Schafe a) —, b) 33—56, c) 45—50: Schweine a) 69—70, b) 70 bis 72: Sauen 55—65. Beste Mastkälber 5 Mark über Notiz. Berliner Börse vom Montag. Die Börse setzte überwiegend fester ein, unterlag aber später einigen Schwankungen. Amtliche Oevisen-Notiemng. Bankdiskont: Berlin 7 (Lombard 8), Amsterdam 4)4, Brüssel 4, Italien 5)4, Kopenhagen 5, London 4)4, Madrid 5, Oslo 5)4, Paris 3)4, Prag 5, Schweiz 3)4. Stockholm 3)4 Wien6. Devisen Ur Reichsmark' 39 cheid Juli ! Briel 27 5 Geld ult Briel wr. New Jork , , II 4^845 4,1925 4,1835 4,1915 London , , , , I 20,327 20,367 20,821 20,361 Amsterdam . 100 Gkd. 168,27 168,61 168,23 168,57 Kopenhagen . 100 Kron 111,78 112,00 111,71 112,93 Stockholm , , 100 Kron. 111,97 112,19 111,90 112,12 Oslo . , ,,. 100 Kron. 111,71 111,93 111,70 111,92 Italien . , , , 100 Lire 21,895 21,935 21,885 21,925 Schwei, , , . 100 Frcs. 8156 80,72 80,53 80,69 Paris . , , . , 190 Frcs. 16,38 !6,42 16,375 16,415 Brüssel ,, , . 100 Belg« 58,22 S8,34 58,22 58 34 Prag » , , , , 100 Kron. 12,402 12,422 12,398 12,418 Wien . . , , . 109 Schill 59,04 39,16 59,01 59,13 Spanien , . . 199 Pesel- 68,84 68,98 »8 82 8 96 Ostdevisen: Bukarest 25,47 G 25,59 B, Warschau 46,825 G 47,025 B, Riga 80,68 G 81,02 B, Posen 46,825 G 47,025 B. Noten: Gr. Polen 46,60 G 47,00 B, Lit. 41,33 G N 67 B, kl. Polen 46,55 G 46,95 B. Effektenmarkt. Heimische Renten. Nenbesitz bröckelte weiter ab (16,9—17). Schiffahrtsattien konnten sich gut behaupten. Don Bankaktien wollte man in Reichsbank (275—78) einige Aus landskäufe bemerken. Montanwert « erholt. Kaliaktien höher. Chemiemarkt sehr ruhig. Elektroaktien konn ten sich bis um 3 Prozent erholen. Maschinenwort« wenig verändert. Bauwerte: Interesse zeigte sich nur für Berger (400—398) mit Rücksicht auf di« bekannten persischen Aufträge. Kun st sei bewerte schwankten. Tex ti l a ktie n : Norüd. Woll« (202) etwas höher auf die beabsichtigt« Einführung in R.. - terdam. Amtliche Votierung der Mittagsbörse ab Stativ«. Mehl und Kleie brutto einschl. Sack srei Berlin. 1M Kg 30 7. 28 7. Mehl 70 °/„ 30 7 28 7 Weiz.' märk. Weizen 29 2 32 7 29 2-32.7 238. "-2 40/ 237. "-239.° Roggen 33.0-35.7 33.0-35.7 Juli 254.^ 253.°-252.° Weizenkleie 15.0 15.0 Sept. 254° '253.° Roggenkleie 17.0 17.0 Oktob. 255.» 254.° Weizenkleie- Dezbr M'-257.° 257.° melasse . . 15.9-16.1 15.9-16.1 Rogg. mrk.'h Juli Sept. Oktob. Dezbr. Raps <1000 llp) 320 325 325-330 243."-246 " 271°-274» 247° 248 ° 249.° 243.°-246.° 271.°-268.° 245.°-245 ° 246.° 247.°-247? Leinsaal (do.) Erbsen, Viktoria KI.Speiseerbsen Futtererbsen Peluschken Ackerbohnen Wicken 44.0 54.0 35.0-40.0 25.0-27.0 27.0-30.0 26.0-28.0 35.0-40.0 25.0-21.0 27.0-30.0 26.0-28.0 Gerste 27,0 30.0 27.0 30.0 Som. —— — Lupinen, blau 14.5 16 0 14.5 16.0 Wint. 207°-217.- 207/-217 „ gelb 16.5 175 16.5-17.5 Hafer Seradella — — märt. 245 -256 245, "-256 ' 'Rapskuchen 19.5 20 0 I9.5 20.0 Juli — 231? Leinluchen 23.9 /4 4 23.7 24.2 Sept. 223° « -- Trockenschniye- I7.4-I7.6 17.4 17.6 Oklob. 223.° — Toya-Extrakt.» Dezbr. 229,° —- Schrot .1.4 2 5 21 4 .25 MaiS Berlin 244°-247,' 244 °-247' Kartoffelstock«,/ 4 8.52 14 8 25.2 Hektoliterpewichi 74.56 do Kd Preisnotierungen für Eier. Festgestellt von der amt lichen Berliner Eiernotterungskommission am 30. Juli.) Die Preise verstehen sich in Pf. je Stück ab Waggon oder Lager Berlin nach Berliner Usancen. Z.) Deutsche Eier: Trinkeiner (vollfrische gestempelt«) über 65 Gramm 14, 60 Gramm 13, 53 Gramm 11, 48 Gramm 9,50, frische Eier 60 Gramm 12,50, 53 Gramm 10,50, 48 Gramm 8,50, aussortierte kleine und Schmutzeier 8. ti) Aus landseier: Dänen, Schweden, Estländer: 18er 13,75, 17«r 13, 15)4 bis liier 11,25—11,50, Posener große 10,75, normal« 10. Russen groß« 9,59—9,75, normal« 9, Polen größere 8,50, abweichende 8,50, kleine, Mittel-, Schmutzeier 7,50, L) In- und ausländisch« Kühlhauseier: normal« 7,50—8. Witterung: Veränderlich. Ten denz: Fest. Kampf im Dunkeln! Roman von P. Wild CopyrijM d)k KIsrLe -düngen f30 „Ich weiß nicht, ich wittere Gefahr von ihm. Du hast dich auch erschreckt. Gut, ich mache eine Konzession: wenn du ihn nicht entlassen willst, beurlaube ihn um deinet-, nein, um meinetwillen. Und vielleicht auch um seinet willen!" „Nein, Maline!" „Lieber läßt du mich zugrunde gehen! Beurlaube.ihn irgendwohin, wo er sich erholen kann. Nur fort mit ihm. Sage es ihm, jetzt gleich", drängte sie erregt. „Unmöglich! Vielleicht spreche ich morgen einmal mit Um wegen eines Urlaubs." < ,Und wenn morgen ein Unglück geschieht?" f^Junek ist such da! Maline, gedulde dich!" f „Gedulde dich? Arnim, ist das dein letztes Wort?" „^za. - > * * * Nachdem Maline Wort- und grußlos die Halle ver lassen hatte, starrte Sendig hinter ihr her, bis sie und Meerfeld seinem Blickfeld entschwunden waren. Mit einem furchtbaren Fluch drehte er sich um. „Was hast du?" fragte Junek. „Die Weiber, die Weiber! Sie sind an allem Unglück schuld! Immer — immer! Wozu sind sie in die Welt ge kommen? Und die da", damit wies er auf den Ausgang, Lurch den Maline verschwunden war, „ich hasse sie! Hast du gehört, als sie glaubte, wir merkten es nicht, nannte sie ihn du! So weit hat sie ihn! Immer dasselbe. Ob vor nehm oder gering! Und Ada von Behren, die Braut, die hinter arauen Mauern sitzt, weit irgendeine Kanaille sie dahin gebracht hat! Er aber verstrickt in diesen Banden! Pfui Deibel! Das hätte ich nicht gedacht!" Er spuckte kräftig aus. „Sendig! Fräulein von Behren ist längst nicht mehr die Braut des Oberleutnants! Und das Gericht mutz doch gewichtige Beweise gegen sie haben." „Beweise! Natürlich haben sie die, aber woher — und was für welche!" „Sendig, was ist in dich gefahren? Nimm doch Ver nunft an." „Vernunft! Gibt es die überhaupt? Du behauptest, du bist vernünftig, der Herr Oberleutnant behauptet das selbe Von sich. Und — na, wenn er vernünftig wäre, würde er sich doch nicht von dieser Frau einsangen lassen. Und ich? Bin ich vernünftig? Ich will dir etwas sagen! Keiner von uns bat Vernunft! Keiner! Alles geht gut, bis irgendein Weib dazu kommt: die Schlange, weißt du. Wir nehmen alle den Apfel, wie Adam! Alle Sünde kommt vom Weibe." „So? Und Fräulein von Behren?" „Sie ist eine Ausnahme, gehört sozusagen zu nus. Daß der Oberleutnant sie verrät, um dieser willen . . " „Sendig, was hat Fräulein Walter dir getan? Du wütest wie ein Berserker gegen sie." „Mir getan?" klang es erstaunt. „Greifbar nichts! Sie mag mich nicht, intrigiert gegen mich, wo sie kann. Ich bin ihr irgendwie im Wege. Ich soll fort, weil ich mir keinen Sand in die Augen streuen lasse, wie andere Leute. Darum muß ich fort!" „Halluzinationen, Sendig!" „Warte ab. Du wirst sehen, sie bringt es fertig." Er hielt inne, schaute vor sich hin; dann fuhr er fort: „Sie hetzt, schürt. Ich habe es in letzter Zeit bemerkt. Der Oberleutnant ist anders zu mir. Ich fühle sein Miß trauen! Sonderbare Zusammenhänge! Beim Gericht heute: was sie fragten und wie sie fragten! Ich soll ebenfalls zur Strecke gebracht werden." „Was hast du mit dem Prozeß zu tun? So wenig wie ich!" „Juuek, sage das nicht. Sie wissen es besser, viel besser." Seine Stimme dämpfte sich geheimnisvoll, wurde kaum hörbares Flüstern. „Ich mußte üver alle Einzel heiten von den Vorstunden des Amerikaslugs berichten. Sie fragten allerlei: Haben Sie eine Mappe im Auto be merkt? Haben Sie diese Mappe Fräulein Walter geholt? Wußten Sie von Fräulein von Behren, Ivas die Mappe enthielt? — Harmlos, nicht wahr? Ganz harmlos. Elende Katzenschleicherei . . - mit Sammetpsoten . . . Fragerei. Mir wäre lieber ein gerades: Hast du ein Blatt Papier aus der Mappe entwendet? — Aber so etwas ist zu ein fach. Das Recht ist eine komplizierte Maschine, sage ich dir. Denn ich würde ja doch .Nein' sagen, nicht wahr, Junek! Sie haben Verdacht aus mich!" „Sendig ,., unmöglich!" „Verdacht! Am liebsten hätte ich mit der Faust auf den Tisch geschlagen, daß sämtliche Paragraphen an die Decke geflogen wären." „Bist du gescheit?" „Ich weiß es nicht, doch laß. Weiter... Eine Frage, ein Erinnern, das ich nicht ertrage. Höre: .Zeuge, sind Sie vorbestraft?' Lächerlich! Das steht da in dem Heft vor ihnen ausgezeichnet. So etwas wird keinem vergessen. Aber das genügt nicht. Ich muß es selbst wiederholen, ich selbst! .Vorbestraft? Jawoll!' habe ich geantwortet, nein, geschrien, daß der Schreiberseele am Rebentisch alle Würde verging, das ironische Lächeln weggewischt war. .Und Herr Richter, ich würde wieder ebenso handeln, im gleichen Falle.'" „Das hast du gesagt?" „Ja. Er hat mich angesehen, als zweifle er an meinem Verstand." „Unglaublich, so etwas zu sageu. Gescheit war's nicht!" (Fortsetzung folgt.)