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Nr. 176. Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den 30. Juli I9S8 Seite 6. 14. Deutsches Turnfest in Köln. Volksturmmeisterschaften und Schwimmwettkämpfe. Bei den Schwimmern und den volkstümlichen Turnern wurden die Meisterschaften unter denkbar schlechtesten Wetter- umständen ausgetragen. Leider hatte bei den Leichtathletik, kämpfen der Regen die Bahn so aufgeweicht, daß alle Zeiten und natürlich auch alle Sprung- und Hochleistungen hinter den großen Erwartungen blieben. Bei den Spielen gab es bei der F a ust b a l l m e ist e r- schäft die Ueberraschung des Tages, da der langjährige Mei ster Rothenburgsort sich vor Schweinfurt mit 19,18 beugen mußte. München 1860 blieb dagegen im Sch lag ball überlegener Meister. Ergebnisse: 100-Meter-Lauf: 1. Lohmann (Barmen) 10,9, 2. Wix (Witten), Handbreite zurück, 3. Birkelbach (Kredenbach), 11,1. 200-Meter-Lauf: 1. Lohmann (Barmen) 22 P, 2. Becker (Stendal) 1!4 Meter zurück, 3. Schürrle (Stuttgart), 2 Meter zurück. 400 Meter: 1. Danz (Kassel) 50,7, 2. Single (Eßlingen) 52, 3. Braun (Duisburg) 52,8. 800Meter:1. Lach (Barmen), 1,57-), 2. Benecke (Hannover- Linden), 1F9, 3. Thirivot (Völkling), 2,01. 1500 Meter: 1. Thiede (Biesdorf) 4,13,6, 2. Scherer (Ansbach) 4,15, 3. Wilke (Köln). 4,17. 5000Meter:1. Schaumburg (Hünxe) 15MH, 2. Syring (Reuden) 15,44, 3. Krake (Apolda) 15, 48. 110 - Me - ter-Hürden: 1. Schlie (Turngemeinde in Berlin) 15,8, 2. Ducken (Remscheid) 15,9, 3. Scholz (Friesen-Spandau) 16. 4-mal-100-Meter Staffel: 1. Hamburger Turnbund von 1862, 43,5, 2. Berliner Turngemeinschaft 44, 3. Eintracht (Dortmund) 44, 2. 4-mal-400-Meter-Staffel: 1. Ber- liner Turnerschaft 3^2^., 2. Turngemeinde in Berlin 3,40. 3-mal-100-Meter-Staffel: 1. Turnverein Jahn (Bies dorf) 8,12,4, 2. Mainz 8,13,3, 3. Karlshorster Turnverein 8,23,1. Hochsprung: 1. Haag (Göppingen) 1,86,8, 2. Koch (Rollinghaus) 1.78A 3. Ueink (Köln) 1,78,2. Stabhochsprung: 1. Beusch (Barmen) 3,60, 2. Jung (Lauchhammer) und Regener (Dortmund), beide 3^0, 3. Sandleben (Breslau) 3,50 Meter. Kugelstoßen: 1. Lenau (Dortmund) 13,38,2, 2. Bah (Frankfurt) 13,24, 3. Schwalbt (Kottern) 12,96. 100 Meter Frauen. 1. Freitag (Weimar) 13,4, 2. Haahaus (Kiel) 13,4, 3. Lehmann (Biesdorf) 13,7. 4mal 100-Meter-Staffel: 1. Turnklub Hannover 51,6, 2. Kieler Turnverein 52,4, 3. Wies baden 53,1. Speerwurs:1. Schumann (Essen) 38,40, 2. Witt kowski (Königsberg) 33,61 Meter. Schlagball-FrauenmeisterLampf: Männerturn- verein Kiel gegen Oldenburger Turnerbund 42 : 34. Trommelball: Kaufmännischer Turnverein Wittenberge gegen Turnerbund Mannheim 79:69. Faustball, Frauen: Gera gegen Turnklub Hannover 32:52. Handball, Frauen: Barmbeck (Uhlenhorst) gegen Ulm 2:0. Schlagball, Männer: München 1860 gegen Wittgensdorf 103:26. Faustball, Männer: Schweinfurt gegen Rothenburgsort 19:18 (8:14). Florettfechten: 1. Iakob (Frankfurt) 9 Siege, 2. Kolbingen (Mün> chen) 9 Siege, 3. Elberz 9 Siege; durch Stechen entschieden, 4. Büdinger 8 Siege und 5. Prause (Chemnitz) 7 Siege. Der erste deutsche Olympiasieg. Am Sonnabend gelang es bei den ersten olympischen Wett kämpfen in der Schwerathletik dem Deutschen Helbig- Plauen im Leichtgewicht die erste olympische Goldmedaille sstr Deutschland zu erringen. Die gleiche Leistung erreichte auch der Oesterreicher Haas mit 322,5 Kilogramm. Da die bei glei chem Ergebnisse ausschlaggebende Leistung im beidarmigen Stoßen ebenfalls die gleiche war, so gab das Schiegsgericht beiden den Sieg; mithin werden beide die Goldmedaille erhalten. Rheinfrank belegte den vierten Platz. Im Federgewicht siegte der Oesterreicher Andrisek mit 287,5 Kilogramm vor dem Italiener Gabatti-Italien mit 282^ Kilogramm und Wölpert mit dem gleichen Gewicht. Dem Italiener wurde der Sieg gegeben, da er ein halbes Pfund leichter war als sein deutscher Gegner. Im deutschen Lager kann man mit den Ergebnissen, die die Olympischen Kämpfe des Sonntags im Amsterdamer Stadion ge> dracht Haven, zufrieden sein. Obwohl im Kugelstoßen ein« große Hoffnung zusckanden wurde: der Rekordmann Hirsch feld wurde hinter den Amerikanern Kuck und Brix nur dritter. Eine angenehme Enttäuschung brachte vr. Peltzer, der Un- berechenbare, der aus seinem Vorlaufe siegreich hervorging. Unser zweiter 800-Meter-Läufer Engelhardt besetzte hinter Lloyd Hahn den zweiten Platz und sicherte sich damit ebenfalls die Be rechtigung zur Teilnahme an den Zwischenläufen. Ganz ausgezeichnet hielten sich unsere Sprinter. Alle drei, Corts, Houben, Lammers, kamen durch die Vorläufe glück lich hindurch und schnitten auch in den Zwischenläufen so gut ab, daß sie alle drei in den Englauf kommen. Nurmi Sieger im 10 000-Meter-Lauf. Zum Schluß des Sonntags erfolgt noch etwas Unerhörtes an sportlicher Leistung. Nurmt, das Laufwunder. Er startete mti seinem Landsmann Ritola im 10 000-Meter-Lauf, mit ihnen noch 22 andere Läufer, die besten in der Welt. Nach der zweiten Runde schon liegen Ritola und Nurmi vorn, gefolgt von dem Schweden Wide. 17 Runden geht es so. Schon längst kommen nur noch diese drei Läufer für den Sieg in Betracht Jetzt er löscht auch das Licht Wides; er kann das Tempo der beiden Finnen nicht mehr halten und fällt zurück. Erst in den letzten 300 Metern kann Nurmi den Widerstand Ritolas brechen. Er passiert, ist im Nu fünf Meter davon. Das Ziel ist da. Wahrer olympischer Kampf und Siegl — Nurmis Zeit: 30 Minu ten 18,4 Sekunden ist olympischer Rekord. Den Hochsprung gewann King-Ver. Staaten mit 1,94 Meter vor Hedges-Der. Staaten 1,91 Meter und Menard- Frankreich 1,91 Meter. Die Deutschen kamen zwar in die Entscheidung, schieden dann aber vorzeitig aus. Im Olympia-Wafferballturnier blieb Deutschland bei der Auslosung in der 1. Runde spielfrei und hat in der 2. Runde gegen den Sieger des Treffens Belgien—Irland anzutreten. Noch «tue GoldoMrdaille für Deutschland in Amster dam. Als glänzenden Abschluß der Schwerathletik Konkurrenzen brachte der Sonntag abend einen prachtvollen Sieg de» Schwer oewichtlers Straßberger-München. Straßberger erreichte im Stoßen, Reißen und Drücken zusammen 372,5 Kilogramm und schlug mit dieser Leistung alle übrigen Teilnehmer aus dem Felde. Luhaar- Eftland folgte al, zweiter mit insgesamt 360 Kilogramm. Im Halbschwergewicht siegte der Aegypter Nossoir. «erttn gegen Deutschlands Wasserball-Sieben. Vor ihrem Start nach Holland spielte Deutschlands Nationalmannschaft im Wasserball in Spandau gegen die Berliner Städtemannschaft. Die Berliner hielten sich überraschend gut und unterlagen nur knavv mit 4 ; 2 Toren. Fußball. Bei dem Fußballwettkamps um die deutsche Meisterschaft im Stadion von Altona zwi schen dem HaHmburger Sportverein und dxr Berliner Mannschaft HeHrtha D. B. L. siegte der H. S. D. Hamburg mit 5 zu 2 Toren gegen Hertha-Berlin. Damit ist der Hamburger Sport verein Deutscher Fußballmeister. Zum dritten Male hintereinander mußte Hertha B. S. E. seine Meisterschaftsträume in der Endrunde zu Grabe tragen. Und zum zweiten Male ist es der Hamburger Sportverein, c»!r seit Kriegsende den Süddeutschen den deutschen Meistertikel entreißen konnte. Tennis. Der dritte Teil des Endkampfe» um den Davis-Pokal brachte Sonnta den Sieg der Franzosen Bvrotra und Cochet über die Amerikaner Thilden und Hunter. Die Franzosen siegten 6:4, 6:8, 7:5, 4:6, 6:2. Damit ist der Davis-Pokal und damit bl« Weltmeister' s -st st;,, hie Franzosen in diesem Jahre »«sichert. Die Haager Schachturniere. In der S. Runde bei Amateur-Turniers fielen nur vier Entscheidungen. Tyroler er- reickte gegen vr. Euwe und Lheron gegen Mattison remis, wäh rend Rosselli gegen Or. Treybal und Golmayo gegen Steiner verlor. I)r. Euwe führt jetzt mit 8 Punkten, Treybal zweiter mit 7)4 Punkten. In der 8. Runde des Länderkampfes gewannen Ungarn gegen Argentinien mit 8:1, Tschechoslowakei gegen dir Schweiz mit 254 :1)4, Im 9. Gabelbach-Rennen fuhr Laracciola-Berlin auf Mercedes mit 2:11,8 für die 4 Kilometer lange Strecke die beste Zeit (Rekord) heraus. Leider ereignete sich ein schwerer Unfall: Moderjohn wurde in einer Kurve aus der Dahn geschleudert und fuhr in die Zuschauer hinein. Dabei wurde eine ältere Frau schwer, ihr Mann und zwei weitere Per sonen leicht verletzt. Der Staatsanwalt hat eine Unter suchung eingeleitet. Vorher war schon der Fahrer Raebel gestürzt und mußte ins Krankenhaus transportiert werden. Flugsicherung durch Funk. Die schnelle, ordnungsgemäße Abwicklung des Flugver kehrs zwischen Flugzeugen und Bodenstationen ist eine wichtige Grundlage für die Sicherheit des Luftverkehrs. In den letzten Jahren sind in zunehmendem Maße Flug zeuge mit F u nk a u sr ü stun g in den Dienst des deutschen und internationalen Luftverkehrs gestellt wor den. Wenn man bisher bei dem verhältnismäßig geringen Umfange des Flugfunkverkehrs noch ohne feste Funkord - nung auskam, jo macht sich nunmehr mir waryjenoem Funkbetrieb eine feste Regelung notwendig. Mit dem 1b. Juli 1928 ist deshalb die von der Zentrale für Flugsicherung zusammengestellte „Fernmeldebetriebsordnung für den deutschen Flugsicherungsdienst" in Kraft getreten. Die Fernmeldebetriebsordnung ist aufge baut auf den bisher im Flugfunkdienst der letzten Jahre im In- und Auslande gemachten Erfahrungen. Sie ent hält ins einzelne gehende Vorschriften über das Verfahren bei der Nachrichtenübermittlung, und zwar über die für den Flugfunkdienst in Frage kommenden Wellen, Senderabstim mung, Aufnahme des Verkehrs, Anruf, Telegrammüber- mittlung, Verkehrsende, Fremd- und Eiaenveilunaen usw. Börse und Hanöet Amtliche sächsische Notierungen vom 28. Zull 1928. Leipziger Produktenbörse. Weizen, inländ. 74,5 Kg. 234 bis 240; Roggen, hiesiger 70 Kg. 254—260; Sandroggen 71 Kg. 254—260; Wintergerste 210—220; Hafer 253—268; Mais ameri kanischer 252—256; Mais Cinquantin 280—285; Raps 320 bis 330; Erbsen Viktoria 350—420. Die amtlichen Notierungen lauten für prompte Ware Parität frachtfrei Leipzig. Mes be zahlt und Bries. Amtlicher Berliner Schlnchtviehmarkt. Auftrieb: 2444 Rinder, darunter 630 Ochsen, 578 Bullen, 1236 Kühe und Färsen, 1900 Kälber, 7865 Schafe, 9691 Schweine (zum Schlachthof direkt seit letztem Viehmarkt 1102), 247 Auslandsschweine. Ver lauf: Bei Rindern und Kälbern in guter Ware glatt, bei Schafen glatt, bei Schweinen ziemlich glatt. Preise: Ochsen: a1) 60—65, a2) —, b1) 56—59, 52) —, c)' 50—53, d) 42—47; Bullen: a) 56 bis 58, b) 52—55, c) 49—51, d) 44—47-, Kühe: a) 43—48, b) 34 bis 41, c) 25—31, d) 20—23; Färsen: a) 58—60, b) 50—55, c) 42 bis 48; Fresser: 35-46; Kälber: a) —, b) 75—84, c) 60—72, d) 48 bis 58; Schafe: a1) —, a2) 63—66, b) 56—61, c) 46—53, d) 32 bis 40; Schweine: a) 71—72, b) 73—74, c) 73—74, d) 72—73, e) 68—70-, Sauen: 64—65. Berliner Butterpreise. Amtliche Notierung im Verkehr zwischen Erzeuger und Großhandel, Fracht und Gebinde gehen zu Käufers Lasten: 1. Qualität 174, 2. Qualität 157, abfallende Sorte» 140 M. Tendenz: Stetig. Wild und Wildgefliigel per Kilogramm: Rehböcke la 1—1,05, do. Ila 0,80—0,90, Rotwild, mit Abschußattest 0,75—0,78, Wildschweine, Keiler 0,35—0,40, do. Bachen 0,50—0,60. — Ge schlachtetes Geflügel: Hühner, hiesige, Suppen-, la, per Kilogramm 1—1,10, do. Ila 0,80—0,90; Hähne, alte 0,80 bis 0,90, Tauben, junge la, per Stück 0,70—0,80, do. junge Ila, per Stück 0,50—0,60, do. alte 0,60—0,65, Gänse, junge la 1,10—1,20, do. Ila 0,90—1, Enten, junge la 1,10—1,20, do. Ila 0,80—I per X- Kilogramm. Die Preise sind die amtlichen Berliner Markt hallenpreise einschließlich Fracht, Spesen und Provision. Magdeburger Zuckernotierung. Gemahlener Melis: Juli 26, Juli-August 26, August 25,75—26. Tendenz: Behauptet. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Klele brutto einschl. Sack fret Berlin. ') Hektolitergewichl 74L0 kg. 's do. 69 Kg. 1M tg 28 7. 27 7. Mehl 70 28 7 27. 7. Wetz.' mark - Weizen 29 2 32.7 29 2 32.7 237/-S39. 237.0-2 00? Roggen 33.0-115.7 33.0-35.7 Juli 253.°-252? 254." Weizenkleie 15.0 15.0 Sept. 253.' 254° Roggenkleie 17.0 17.0 Oitob. 254." 54.°-254.° Weizenkleie- Dezbr Rogg. mrk. '1 Jul, 257.° 257.°-256 ° mekasse . . I5.S-IK., 15.9-16.1 Raps (1000 Kg) 325-330 325-830 43.0-246 0 27l.°-268.° 43.0-246 " 270.° Leinsaa: (üo.) Erbsen, Viktoria Kl.Speiseerbsen 35.0-40.0 35.G40.0 Sep». Oktob Dezbr. 245 ' 245 ° 246.° 247.°-247? 246 "-245.0 246?-L45." 248 °247? ffutlererbsen Peluschken Ackerbohne» 25.0-2,. v 27.0 30.0 26.0-28.0 25.0-27.0 27.0 30.0 26.0-28.0 Gerste Wicken 27.0 30.0 27.0 30.0 Som. — — Lupinen, blau 14 5 160 14.5-16.0 Wint 207.0-217 208 0-218. . gelb 16.5-175 16.5-17.5 Hater märk. Seradella — — 245.0-256? 245 -256 Rapskuchen 19.5 20 0 19.5 20 0 Jul, 231? 236" Leinkuchen 23.7 24.2 23.7-24.2 Sept. — 220° Trockenschnitze >7.4-17 6 174 17.6 Oktob. — — Soya-Lxtrakt.- Dezbr. 226.° Schrot . 2I 4 22 5 14 25 MatS Karloffelflocke» 24 8 25.2 .48 :52 Berlin 244 °-247' 243.0-246? Kampf im Dunkeln! Romian von P. Wild eopxrigkt dx Kiari« Lrüzlnaaa, KUMckso s28 «Pie reichte ihm die Rechte, die er dankend an die Lippen führte. „Womit kann ich Ihnen eine Freude machen?" „Kommen Sie zu mir. Oft." „Nennen Sie das Zinsenzahlen?" „In der Freundschaft — ja." „Ich werde kommen." Arnim sah plötzlich alles Geschehen mit anderen Augen an. Er gewann neue Hofsnungl Sinnend schaute er die schöne Frau an. Warum opferte sie so viel für ihn? Blitz gleich zuckte eine Erkenntnis in ihm auf: Sie liebte ihn! Der Gedanke berauschte ihn. Das trauliche Heim, die schöne Frau, der ausgesuchte Geschmack! Wie fern sie ihm stand und doch seltsam nah! Ganz allein war er mit ihr, ganz allein. „Soll ich Ihnen ein wenig Vorspielen?" fragte sie den Traumversunkenen. „Bitte, machen Sie mir die Freude." „Bleiben Sie hier, ich wende allein um. Ooer nein, ich phantasiere ein wenig." Langsam löste sich ihr Blick von ihm. Sie ging ins Nebenzimmer, ließ es dunkel. Bei ihrem ersten Akkord durchzuckte es ihn. Ton reihte sich an Ton. Wurde Wort — rief — warb — lockte. Bald süß, weich, bald auf- peitschend, sinnverwirrend ... sich steigernd zu rasender Leidenschaft. Jäh, mit einem schrillen Mißakkord, brach der Ton ab. Maline erhob sich fast taumelnd vom Sessel. Mit er hobenen Armen trat sie näher zu ihm, immer näher. Ihre Arme berührten, faßten seine, wie geistesabwesend. TreibhausschwMe umstrickte die Stnnel Ihre Leiden-' schäft, ihre Schönheit, ihr Geständnis... Arnim war ein Mann — er riß sie besinnungslos an sich. Ein wilder Schrei kam aus ihrem Munde. Triumph! Erlösung! „Arnim!" Arnim Meerfeld! Wiederum war der Name auf aller Lippen! Geschickte Reklame erzählte täglich von ihm, Dich tung und Wahrheit! Phantastereien und Tatsächliches in buntem Durcheinander. Man meldete heute, widerrief morgen! Was tat es? Der Zweck war erreicht: man sprach von ihm. Maline Walter hatte ihren Willen durchgesetzt, ihr Ziel erreicht! Man nahm für und gegen ihn Stellung, leiden schaftlich, überzeugt. Man besprach den kommenden Prozeß. Sensation! Erregung! Das Publikum blieb in dauernder Spannung! Malines geschickt aufgezogene Reklame hatte amerika nische Großzügigkeit. Wo immer Meerfeld erschien, sein Fliegen angekündigt wurde, drängte die Masse zur Schau. Seine Einnahmen steigerten sich iwer Erwarten. Malines finanzielle Be teiligung an seinem Werk wurde bekannt. Man nannte Riesensummen, die sie selbst dementierte, ohne Genaueres anzugeben. Man horchte aus! Wenn Maline Walter ihr Kapital in die Sache steckte, war seine Sache nicht faul, im Gegenteil! Meerfeld fand plötzlich von allen Seiten offene Hände, Kredite. Erfolg um Erfolg! Es waren unruhige Tage für den Flieger. Immer unterwegs! Immer in Bereitschaft zum Aufstieg! Das Herz war ihm schwer, er schämte sich eines Tuns, dessen Erfolg nur nach dem Hauptbuch gewertet wurde. Er mußte seinen Stolz bändigen, um das Verächtlich-Pein liche einer solchen Geschäftsreklame mit seiner Kunst, mit seiner Persönlichkeit zu ertragen. Wenn er Maline seine Bedenken tlarmachte, lachte sie ihn aus, verstand ihn einfach nicht! Er brauchte sich ja nicht darum zu kümmern, die Reklame war ihr geschäft licher Anteil. Die Hauptsache war doch erreicht: Ein nahmen in nie geahnter Höhe! „Was willst du mehr? Freue dich, Liebster! Wenn es so weitergeht, bist du bald schuldenfrei." Voller Stolz legte sie ihm die Einnahmeposten vor und die gebuchten Reingewinne. „Reklame! Die Leute wollen im voraus wissen, für was und für wen sie ihr Geld ausgeben. Na, wir sagen es ihnen eben. Das ist reell! Du sichst, sie sind damit zufrieden." Er biß die Zähne aufeinander, bäumte sich vergebens gegen die goldene Kette, die ihn beschwerte, seine ideale Schwungkraft hemmte. Keine Nast! Vorwärts! Maline trieb ihn unermüdlich weiter. Mit ihr war eine ungeheure Unruhe in sein Leben gekommen. Machte Maline ihn glücklich? Er bekannte sich ehrlich: Nein. Ihre Schönheit zog ihn an, ihr Wesen berauschte ihn — und stieß ihn zu gleicher Zeit ab. In der Stille verglich er die beiden Frauen, die bestimmend in sein Leben getreten waren. Ihm war, als entferne er sich immer weiter von Maline Walter. Als ihr Sklave mußte er Frondienst tun in ihrem Solde, alles um Geld! Der Mammon war ihr Gott! Dämmerndes Träumen von einer entschwundenen Zeit. Ada! Ihr Denken, Schaffen, Tun war Gleichklang, über ihr Ich hinaus, fürs Vaterland. Dann lachte er laut auf, hart. Lüge! Lüge! Adas Idealismus war eine schöne Maske; auch sie diente dem Mammon. Hätte sie sonst das Patent an sich gebracht? Die Beweiskette umschnürte sie immer enger. Maline war ehrlich. Sie bekannte sich zum Egoismus, zum Materialismus. Mit naiver Selbstverständlichkeit. (Fortsetzung folgt.) j „