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Wochenblatt Selegpamm-liesse: Aockenblalt prrlsM. kernsp,ecken !)s. iS. Lr^cheint Dienstag, vonnerr- taz »nd Sonnabend. Beiblätter: JLustr. Sonntags- blatt o. Snmor. Wochenblatt Abonnement. Monat!, so^, ! rierteljädrlich ^chl 1.2s bei freier ZnKellung in» Haas, vrikch die poft bezogen unter Nr. ««vr z.2S. —— und Umgegend für Pulsnitz Anrts-Btatt Inserate für denselben Tag find bis vormittags zo Uhr aufzuocben. Lintpaltige Zeile oder deren Raum;2 H. tokalpr. zo Reklame 75 <z Lei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen. Lrpeditionen nehmen Inserate entgegen. -es Bönigk klmtsgerickts und -es Sta-tratkes xu pulsntts. Amtsblatt für den Bezirk des Uönigl. Rmtsgerittfts Pulsnils, umfassend die Geschäften: Pulsnitz, Pulsnitz M. 5., Böhmisch-Vallung, Großröhrsdorf, Bretnig Hamswalde, Ghorn, Dberfieina, Niedersteina, Weißbach, Gberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Druck und D-rlag von L. L. Förster'» Leben (Inh.: H. w. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur Dtto Vorn in pnlsnitz. Ur. 78. Sonnabend, den 30. Juni 1006 58. Jahrgang. Das Wichtigste vom Hage. Der frühere Chefredakteur der Kreuzzeitung, der konservative Parlamentarier Professor I)r. Kro- patschek, ist gestorben. Dem aus seinem Amte scheidenden Oberpräsidenten der Provinz Sachsen v. Boetticher, wurden vom Kaiser die Brillanten zum Schwarzen Adler orden verliehen. Dem Präsidenten der russischen Duma Muromzew soll die Bildung eines neuen Ministeriums aus Mitgliedern der Duma angetragen worden sein. Wie die „Daily Tribune" meldet, hat man in Sarawak einen großen chinesischen Geheimbund entdeckt, der den Zweck hatte, die chinesische Regierung zu stürzen. Z«m 40 Jahrestage der Schlacht bet Köntggrätz. Am kommenden DienStag, den 3. Juli, werden 4 Jahr- zehnte verstoßen stm, seit auf den Gefilden bei Königgrätz jene blutige Schlacht zwischen den Oesterreichern und den Sachsen einerseits, den Preußen andererseits, tobte, welche die Entscheidung im deutschen Bruderkriege von 1866 zu Gunüen der preußischen Waffen brachte und die hiermit ausschlaggebend für die weitere Gestaltung der politischen Geschicke Deutschlands wurde. Zunächst machte dec Tag von Königgrätz dem alten Eisersuchtszwist zwischen Preußen und Oesterreich um die Vorherrschaft in Deutschland ein Ende, denn zu den bemerkenswertesten politischen Folgen des ent scheidenden Sieges Preußens gehörte der Austritt Oesterreichs aus dem Bunde der deutschen Staaten, womit die seltsame jahrhundertelange Zwitterstellung der habsburgischen Monarchie beseitigt wurde und die politische Führerschaft in Deutsch land an Preußen fiel. Der preußische Waffensieg bei König grätz bedeutete weiter zugleich die Zertrümmerung des deut schen Bundes, jener wunderlichen Schöpfung der Weisheit des Wiener Kongresses, dem von Anfang an nur eine kläg liche Rolle zum Gespött der übrigen Welt beschieden war und in welcher die schon Jahrhunderte hindurch bestandene nationale Zerrissenheit Deutschlands und dessen politische Ohnmacht nach Außen vielleicht am krassesten zum Ausdruck gelangte. Der Kanonendonner von Königgrätz vernichtete glücklicherweise für immer diese« trübselige Gebilde einer saft- und kraftlosen Staatenbundes, von dem der Spötter Heinrich Heine sang: „O Bund, du Hund, du bist nicht gesund!', und nur in den Annalen der Geschichte wird der selige deutsche Bundestag sein nichts weniger als ruhmvolles Plätzchen behaupten. Dafür wurde durch die Königgrätzer Entscheidungs schlacht der Grundstein zum neuen Deutschen Reiche gelegt, denn ihr folgte die Gründung deS Norddeutschen Bundes unter Führung Preußen« nach, der Vorstufe zum glanzvollen Kaiserreiche der Hohenzollern. Damals bewährte sich Bis marck« unvergleichliche Staatskunst vielleicht am glänzendsten Mit, war er es doch, der sich nach dem gewaltigen preu ßischen Waffenersolge von Königgrätz mit dec ganzen Macht seiner Persönlichkeit und seines Einflusses gegen die hoch gestimmten FriedenSbedingungen der preußischen Militär partei, denen König Wilhelm I. selber stark zuneigte, mit aller Entschiedenheit stemmte, in weiser Voraussicht der kom menden politischen Ereignisse. Nach schweren Kämpfen mit den maßgebenden militärischen Persönlichkeiten gelang es Bikmarck, seine Ansichten durchzusetzen, sodaß Oesterreich, Sachsen und den süddeutschen Staaten nur gelinde FriedenS- bedlngungen von Preußen gewährt wurden. Diese Mäßi gung de« Sieger von Königgrätz sollte aber bald ihre schönen Früchte tragen, denn sie ermöglichten den immer engeren Anschluß aller übrigen deutschen Staaten an Preußen, sovaß, als 1870 der große Krieg zwischen Frankreich und Deutsch land ausbrach, ersteres sich dem geeinten deutschen Volke Keg «nübersah, womit der siegreiche AuSgang deS gewaltigen Bvlkerringen« für die deutschen Waffen schon im Voraus entschieden war Die Schlacht von Sedan zertrümmerte dann das bonapartistische Kaisertum, und am 18. Januar 1871 erfolgte sodann in der Spiezelgalerie deS Versailler Königsschlosses die feierliche Proklamrerung des neuen deutschen Kaiserreiches unter Wilhelm 1, eine vielleicht nur von we nigen geahnte weittragende Folge des glänzenden preußischen Waffensieger bei Königgrätz. Freilich stehen noch heute in Deutschland verschiedene grollende Volkselemente bei Seile, wenn wieder das Gedenken de« Tages von Königgrätz herauf steigt, jene Elemente, welche die Einverleibung von Hannover, Kurhesien und Nassau in das siegreiche Preußen nach dem Kriege von 1866 noch immer nicht vergessen uno verschmerzen können. Aber über jene Bruchteile der deutschen Volkes schreiten die ehernen Tatsachen mit wuchtigen Schritten hin weg, die längst es zur unumstößlichen Gewißheit gemacht haben, daß Königgrätz nur die unerläßliche Vorbedingung für die Gründung des neuen Deutschen Reiches und weiter für dessen spätere Bündnisse mit Oesterreich-Ungarn und mit Italien war In diesem Bewußtsein begehen alle deutschen Patrioten und alle waren Freunde des mitteleuropäischen FriedenSbundes deshalb nur freudig die 40jährige Wieder kehr de« Schlachtentages von Königgrätz, dessen Gedenken gewiß nimmer erlöschen wird. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Wir verweisen nochmals auf das morgen, Sonntag, den 1. Juli, im Saale des Schützenhausss zum Besten der hiesigen Gemeindediakonie zu veranstaltende Gala- Saal-Sport-Fest des Bezirks Radeberg im Gau 21b des Deutschen Radfahrerbundes und empfehlen dasselbe zu recht zahlreichem Besuch — Die Heidelbeerernte hat auch bei uns be gonnen und wird sich nächste Woche in vollem Gange be finden. Die Einsammler werden mit dem Ertrage recht zu frieden sein, da die Beeren infolge der günstigen Witterung sich gut entwickelt haben. Aber nicht nur den Früchten des Waldes ist dieses fruchtbare Wetter in diesem Jahre zu statten gekommen, sondern auch den Früchten des Feldes. — Das Wetter im Juli. Der Juli dürste un« nach Falbs deS Jüngeren Prognose im großen ganzen, d. h. mit Ausnahme einiger Tage im ersten Drittel des Monats, viel Hitze und starke Trockenheit bringen. Den 6. Juli be zeichnet Falb als einen kritischen Tag von mittlerer Stärke, während er im 21. einen kritischen Termin von geringerer Bedeutung erblickt. Dem hundertjährigen Kalender zufolge soll zu Anfang deS Monats trübe Witterung vorherrschen, vom 4. bis 26. jedoch wären abwechselnd sonnige und reg nerische Tage zu gewärtigen, für die Zeit vom 28. bis 30. stehen Gewitter in Aussicht, am 31. aber soll wieder auf schönes Wetter zu rechnen sein. — In Vilmars Wetterbilch- lein heißt es in bezug auf den Juli: Eine Aenderung deS Wetters pflegt am 8. Juli einzutreten und beziehen sich hierauf vielleicht die alten Bauernregeln für den Sieben- schläsertag. ES pflegt an diesem oser dem folgenden Tage (12 Tage nach dem 27. Juni) nach vorausgegangener Re genzeit eine längere Pause einzutreten, nach bisheriger Trockenheit eine längere Zeit häufiger Gewitterbilvungen. Haben die entscheidenden Tage des Juni einen regnerischen Sommer verkündet, so ist wiederholt beobachtet worden, daß die ersten Tage des Juli mit auffallend schönem Wetter ein traten, aber vom 8. Juli ab pflegt dann das schöne Wetter plötzlich für den ganzen übrigen Sommer vorüber zu sein, wenigstens bis ins letzte Drittel des August. — Frei ist der HauStrunk Nach Z 9 des neuen deutschen Braugesetzes, das bereit« am 1. Juli in Kraft tritt, ist die Bereitung von Bier als Haustrunk ohne besondere Brauanlagen von der Steuerentrichtung frei, wenn die Bereitung lediglich zum eigenen Bedarf von einem Haus halt von nicht mehr als 10 Personen über 14 Jahre ge schieht. Wer von dieser Bewilligung Gebrauch machen will, muß solches der Steuerbehörde zuvor anmelden und darüber einen Anmeldeschein sich erteilen lassen. Ein jedes Ablassen deS HauStrunkes an nicht zum Haushalte gehörige Personen gegen Entgelt ist untersagt. Im Falls einer wiederholten Verletzung der vorstehend an die Bewilligung der Steuer freiheit geknüpften Bedingungen kann dem Schuldigen die Befugnis zur steuerfreien Haustrunkbereitung nach dem Er messen der Steuerbehörde auf bestimmte Zeit oder für immer entzogen werden- Bierverkäufer haben auf die Bewilligung des steuerfreien HauStrunkes keinen Anspruch. Die Art Ler Bereitung des HaustrunkeS ist nach Z 1 ganz dem Belieben deS Herstellers überlassen. Derselbe hat auch nach H 13 keinerlei sonstige Verpflichtungen. — Neue Bestimmungen über die Verleihung des trag baren Ehrenzeichens für Treue in der Arbeit sollen demnächst in Krart treten. Da« Königl. Ministerium deS Innern hat soeben den Kreishauptmannschasten eine Verordnung zugehen lassen, in der die Bestimmung enthalten ist, daß in Zukunft bei der Verleihung des tragbaren Ehrenzeichens für treue Arbeiter, Dienstboten usw. nicht mehr die Dienstzeit vom 25 Lebensjahre an gerechnet werden soll, sondern, wie im Landtage angeregt wurde, schon vom 18 Lebensjahre an. Eine weitere Vergünstigung liegt ferner darin, daß in Zu kunft die Militärdienstzeit voll in Anrechnung gebracht wer den soll. — Kuriosum im neuen Posttarif. Die Erhöhung der Tarifsätze im Ortsverkehr hat einen rechten Wiedersinn zu tage gefördert Drucksachen von 100 bi« 250 Gramm wer den künftig 10 Pfg. kosten, während da« Briefporto bis zum gleichen Gewicht mit 5 Pfg. bestehen bleibt. Schon das frühere gleiche Porto von Briefen und Drucksachen bei dem gleichen Gewicht widersprach endschieden der Tendenz, daß offene Drucksachen unter billigeren Sätzen befördert werden als geschlossene Briefe. Völlig unerklärlich aber bleibt die jetzt eingeführte postalische Neuerung, daß Druck sachen von 100 bis 250 Gramm teurer sei sollen als Briefe von gleichem Gewicht. — Von dem Königlichen Ministerium de« Kultus und , öffentlichen Unterricht« ist beschlossen worden, die diesjährigen Michaelisferien der Gymnasien, 'Realgymnasien, Realschulen, Seminare und Höheren Töchterschulen um eine Woche hinaus zuschieben, so daß das Sommerhalbjahr mit dem 28. Sep tember 11 Uhr zu schließen und das Winterhalbjahr mit dem 8 Oktober 8 Uhr zu beginnen ist. — Bei den am Donnerstag Nachmittag aufgetretenen schweren Gewittern traf in Großröhrsdorf ein Blitz strahl die vor kurzem neu gebaute Scheune der Frau Amalie verw. Boden Kat -Nr. 201 und zündete sofort. Wenige Minuten zuvor hatte eine Anzahl Leute die Scheune erst verlassen, nachdem sie ein eben eingebrachtes Fuder Heu ge borgen hatten. Unter den ausgestapelten Futtervorräten fand da« Feuer reiche Nahrung. Das Feuer griff mit großer Schnelligkeit um sich, sodaß von den in der Scheune be findlichen Utensilien und Maschinen nur wenig gerettet wer den konnte. Der Dachstuhl und daS innere der Scheune wurden ein Raub der Flammen. Auch sonst sind in den Ortschaften des Rövertales noch eine ganze Anzahl Schläge niedergegangen, jedoch ohne zu zünden und weiteren großen Schaden anzurichten. Ebenso haben sie an den Licht- und Telephonleitungen vielen Schaden angerichtet, sodaß gestern der Telephon-Verkehr teilweise unterbrochen war. — Aeußerst schwere Gewitter kamen am Donnerstag in der 7. Nach mittagsstunde auch über Kamenz zur Entladung. Beson ders wurde davon der OrtS-Fernsprechbetrieb in Mitleiden schaft gezogen und ca. 30 Leitungen, sowie 3 nach auswärts zerstört. Auch das LcrmiitelungSamt wurde durch mehrere schwere Schläge getroffen. Weiter schlug der Blitz in eine Anzahl Telephon- und Telegraphenstangen, in mehrere Licht anlagen des Elektrizitätswerkes, sowie die städtische Feuer alarmanlage. Ein Blitz schlug in die Billa des Herrn Oberst von Suckow in der Fürstenstraße und zündete im Paterre ES entstand ein Deckenbrand, der glücklicherweise gelöscht werden konnte. Ein Blitz traf den Schornstein de« Schuhmachermeister Berndt'schen Hauses in der Bautzner Straße, auch das Dach beschädigend, ein weiterer den Schorn stein deS Baumeister Roickschen Hauses in der Königsbrücker Straße, ein anderer den Dachfirst der Schule, weiter einen Birnbaum in einem Garten sowie eine Scheune an der Hoyerswerdaer Straße. Diese Blitzschläge waren sogenannte kalte Schläge, sodaß glücklicherweise kein nennenswerter Schaden entstand. — In Schmeckwitz schlug ein Blitz in das massive Stallgedäude veS Wirtschaftsbesitzers Peter Scholze und zündete. Das Gebäude brannte vollständig nieder. — In Hausdorf schlug ein Blitz in die Wind mühle, ohne jedoch zu zünden. — Von der Königsreise. Nach der Könglichen Tafel in Bad Elster hielt Se. Majestät Cercle ab und zog dabei zahlreiche Gäste ins Gespräch; u. a. unterhielt sich ver Mo narch in leutseliger Weise mit Herrn Kommerzienrat Meinel aus Tannenbergsthal. Dieser richtete hierbei an den König die Bitte, eine an die in Grunewald bei Berlin weilenden sechs Kinder des Kommerzienrats gerichtete Karte unterzeich nen zu wollen Mit großer Bereitwilligkeit erfüllte Se. Majestät diese Bitte und schrieb aus die Karte: „Den sechs braven, kleinen Vogtländern. Ihr König Friedr.ch August."