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ochenblatt Lelrgfam in-Messe: (vocnenblst! ^!snik 8S Erscheint Dienstag, Vonncr»- taz und Sonnabend. Beiblätter: Illufir. Sonntags- blatt u. Hnmor. Wochenblatt Abonnement. Monatl. »0^, vierteljährlich Rl 1-2L bei freier Zustellung in» Haus durch die Post bezogen unter Ar. «»or l-". Inserate für denselben Tag find bis vormittags io Uhr aufzuoeben. Einspaltige Zeile oder deren Raum 12 kokalpr. 10 Reklame 7S Bei Wiederholungen Rabatt, kille Annoncen-Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amtsblatt für den Bezirk des König!. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften : Pulsnitz, Pulsnitz M. s., Böhmisch-V l ung, Großröhrsdorf, Bretnig Haaswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. k. Förster'» Erben (Inh.: I. w. Mohr.) Expedition: Pulsnitz, Bismarckxlatz Nr. 2SL. Verantwortlicher Redakteur Otto vorn in Pulsnitz. Amts-Blatt -es Königl. ümtsgerickts und -es §1a-1ra1kes rru pulsnils. Nr. 71. Donnerstag, den 14. Juni 1906 58. Jahrgang. Das Wichtigste vom Hage. Den ersten Preis der Herkommer-Konkurrenz er hielt Wagen Nr. 155 von vr. Rudolf Stöß aus Zwickau i. S., Firma Horch. Dem Generalleutnant z. D. v. Trotha, bisher Kommandeur der Schutztruppe für Südwestaf- rika, ist der Rote Adler-Orden I. Klasse mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe verlie hen worden. Die nächste europäische Fahrplankonferen; findet am 5. und 6. Dezember in Dresden statt. Friedeuslläuge. Der Zusammentritt der österreichisch-ungarischen Parla- ment»delegationen in Wien ist unter rech: erfreulichen Zeichen für die Erhaltung deS europäischen Weltfriedens erfolgt. Denn sowohl die Ansprache deS Kaisers Franz Josef an die Delegationen bei ihrem Empfange in der Wiener Hofburg § am Sonntag, als auch die am Montag in der ungarischen l Delegation vom gemeinsamen Minister des Auswärtigen ! Grafen GoluchowSki gegebenen Darlegungen über die allge meine politische Lage waren auf einen durchaus friedlichen Ton gestimmt; aus beiden bedeutsamen Kundgebungen leuch tete die Zuversicht hervor, daß der Friede in unserem Welt teile auch fernerhin gesiche't bleiben werde. Dank dem festen Weiterbestände des Dreibundes. Der Hinweis auf das deutsch - österreichische Bündnis und auf die unveränderte Fortdauer der intiemen Beziehungen der beiden mitteleuro päischen Kaiserreiche zu ihrem gemeinsamen italienischen Ver bündeten bildete überhaupt den Kernpunkt der kaiserlichen Thronrede wie deS Exposes des Grafen GoluchowSki. Man hat hierin offenbar einen Nachklang zu der jüngsten Begeg nung des deutschen Kaisers mit dem Kaiser von Oesterreich und dem hierbei stattgefundenen Telegrammwechsel der beiden Kaiser mit dem Könige Viktor Emanuel von Italien zu er blicken. ES sind kaum zweifelhaft in diesen Friedenskund gebungen bei der Eröffnung der österreichisch-ungarischen Delegationen als der endgiltige Abschluß jener monatclangen Periode ernster politischer Beunruhigung für Europa zu be trachten, welche Periode im vorigen Sommer mit den Diffe renzen zwischen Deutschland und Frankreich wegen Marokko und der immer mehr hervortretenden Verstimmung zwischen Deutschland und England begann und die erst in den Be schlüssen der Konferenz von Algeciras ihre entscheidende Wendung zum Besseren nahm. Nunmehr darf man wohl hoffen, daß wieder eine längere Zeit ruhiger Entwickelung für Europa eintreten wird, daß der politische Horizont unsere» Weltteile« nicht so bald wieder jene kriegerischen Wolken auf weisen wird, welche ihn so lange umsäumten. Diese Erwartung wird verstärkt durch den sichtlich fort schreitenden Ausgleich in der unleugbar bestandenen Span nung zwischen Deutschland und England. Den mancherlei Kundgebungen der letzten Monate im Sinne einer aufrich tigen deutsch-englischen Verständigung wird jetzt ein weiterer Schritt in dieser Richtung nachfolgen, in dem nächste Woche bevorstehenden Besuche der Vertreter einer Anzahl hervor ragender deutscher Zeitungen in England. Bereits widmet die englische Presse ohne Unterschied der Parteistellung den erwarteten Kollegen auS Deutschland herzliche Begrüßungs artikel, König Eduard aber hat den Wunsch zu erkennen gegeben, die deutschen Preßvertreter als seine Gäste bei einem Frühstück in Schloß Windsor empfangen zu können. E» steht demnach auch von der Englandsfahrt der deutschen Zeitungsmänner eine weitere Förderung des deutsch-englischen Einvernehmens zu erhoffen Und endlich kann immerhin auch der Entschluß des englischen Kriegsministeriums, den Effeltio- bestand der englischen Armee um 10 000 Mann Infanterie und Artillerie zu verringern, al» ein Friedenszeichen ange sprochen werden; allerdings bleibt noch die Verwirklichung dieses Entschlusse» abzuwarten. Pessimisten meinen sogar, die geplante Verringerung der britischen Armee um 10 000 Mann sei lediglich eine Finte de» britischen Kriegsministers Haldane, denn schon seit Jahren stelle sich bei der britischen Armee ein Rekrutenmanko von durchschnittlich 10 000 Mann heraus, sie fehlten ständig an der Sollstärke der Armee, in Wirklichkeit würde also gar keine Verringerung derselben ein treten. Nun, dem sei, wie ihm wolle. Mr. Haldane hätte doch ebensogut mit dem Säbel rasseln können; daß er dies nicht getan, daß er im Gegenteil jene Armeereduktion an gekündigt hat, das kann doch jedenfalls al« ein Anzeichen für die zur Zeit im Schosse des Londoner Kabinets obwal tenden friedlichen Dispositionen gelten. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Der Engere Ausschuß für daS am 21., 22. und 23. Juli dieses JahreS in unsrer Stadt abzuhaltende Heimat-Fest hielt am Dienstag im Schützenhause unter der Leitung deS Herrn Stadtrat Cunradi eine Sitzung ab, aus dessen Verlauf die großen Fortschritte, welche in der Vorbereitung für diese städtischen Festtage erreicht wurden, deutlich zu erkennen waren. Die einzelnen Ausschüsse haben es an erfolgreicher Arbeit nicht fehlen lassen. Es lag unter anderem ein Plan von dem historischen Festzug vor, der ein äußerst prächtiger, abwechslungsreicher und in seiner Größe geradezu imposanter zu werden verspricht. Folgende Schilderung gibt schon jetzt ein annäherndes Bilv. Den Zug eröffnet ein Herolv; ihm reihen sich an 4 Fan farenbläser, alsdann: 1. Gruppe: Germanen (Auszug zum Kampfe). 2. Gruppe mit Festwagen: Wen den, als zweite Bewohner unsrer Heimat bei der Töpfer arbeit. 3. Gruppe mit Festwagen: Karl IV. von Böhmen teilt die Marktgerechtigkeit auS und erhebt PulSnitz zur Stadt (Ritter, Reisige, Karl IV, Hans von Wettin u a.) Anschließend die Vertreter der städtischen Behörden und Ehrengäste. 4. Gruppe mit eventuell mehreren Fest- wagen: Hussitten. Anschließend Schützen in alter Tracht bis zur heutigen Gewandung, Innungen, dis in damaliger Zeit privilegiert wurden, sowie andere Industriezweige. 5. Gruppe: Schweden und Wallensteiner, die Zeit des dreißigjährigen Krieges kennzeichnend. 6, Gruppe mit Festwagen (Rietschels Jagend). Zeit der Freiheitskriege (Russen und Franzosen) 6. Grupps mit Fe st wagen: Germania und Saxonia. Anschließend Militär- und andere Vereine, sowie Festjungfrauen. 7. Gruppe: Schul mädchen und -Knaben mit Schärpen, Kränzen und Fahnen. — Der Zug, welcher ein glanzvolles, buntbewegtes Bild bieten wird, stellt Ecke Ohorner Straße (Lpitze), Schillerstraße (Wagen), Brauerei- und Bischofswerdaer Straße (Vereine rc) und bewegt sich durch die Ohorner, Lange Straße, Schloß, Schloßstraße, BiSmarckplatz, Albert-, Rietschel-, Lange Straße, Markt, Kurze Gasse, BiSmarckplatz, Kamenzer Straße nach dem Schützenplatz. — Alltäglich gehen zahlreiche Anmeldungen beim Vorsitzenden des Festausschusses ein, sodaß sich regste Teil nahme erwarten läßt. Man sieht daraus, daß dem Fest von allen, die jemals Beziehungen zu unsrer Stadt hatten, das weitgehendste Interesse entgegengebracht wird. So vereint sich in Hingebung alles, um das Pulsnitzer Heimat-Fest zu einem würdigen und erinnerungSreichsn zu gestalten. PulSnitz. Eine stattliche Zahl Sänger hält nächsten Sonntag in unsrer Stadt Einkehr und manches schöne Lied wird ertönen. Die Gruppe Radeberg vom Sächsischen Elb- gau-Sängerbund, der 12 Vereine angehören, welche ihren Sitz in Radeberg, Großröhrsdorf, Bretnig, Klotzsche, Lange- brück und PulSnitz haben, begeht in Verbindung mit der Weihe der erneuerten Fahne des „SängerbundeS"- PulSnitz das diesjährige Gesangs fest. Im Inseraten teil laden die hiesigen Männergesangvereine unter Veröffent lichung des Festprogramms zu dem Feste ein. Gleichzeitig wird die Bitte ausgesprochen, den Straßen an diesem Tage durch reichen Flaggenschmuck ein festlicher Gepräge zu ver leihen. Der Bitte wird hoffentlich auch allseitig nachgekom men, denn stets hat unsre Stadt sich gastfreundschastlich gezeigt. — DaS nachmittag« 4 Uhr beginnende große Ge- sangS-Konzert im neuen Saale deS Schützenhauses verspricht einen besonderen Genuß und wird dasselbe auch hierdurch zu zahlreichem Besuch wärmstens empfohlen PulSnitz. Die »Dresdner Liedertafel* singt im Pulsnitzer Konzert für den König Albert- Denkmalsfond folgende Chöre: »Die Ehre Gotte« aus der Natur", fünsstimmig gesetzt von K. Pembaur; »Abend im Tal", sechsstimmig von I. Pembaur; der »Fahlmann", Bal lade von Sturm; »Rudolf von Werdenberg", Ballade von Hegar; „Maienkönizin' von K. Pembaur; „Nachtzauber* von Storch; „O bella Maria" (mit Baritonsolo) von Filcke; zum Schluß vier Volkslieder von Silcher und Kremser. — Für diese« Konzert, am 23. dieses Monats abend 8 Uhr, Schützenhaus PulSnitz, können bereit« Eintrittskarten ent nommen werden bei Drogist Herberg, Franz Fritsch (In haber Johannes Rietschel) und Bernhard Beyer in PulSnitz (Sperrsitz nur bei Herberg). Pulsnitz. Vom 15, Juni ab wird beim hiesigen Kaiserlichen Postamt ein allgemeiner öffentlicher Wetter dienst eingeführt. Zu diesem Zwecke wird täglich mittag« gegen 12 Uhr da» vom meteorologischen Institut in Dresden herauSgegebene Wettertelegramm am Eingang zum Schalter angeschlagen. Die Wettervorhersage bezieht sich auf die Zeit vom Abend des Anschlagetages bi« zum Abend des nächsten Tages. Wenn sie über Regen und Gewitter nicht« enthält, so wird angenommen, daß solche nicht eintreten. Die Vor hersage für die Nacht- bezw. Tagestemperatur gilt im Ver gleich mit der entsprechenden Temperatur der vorigen Nacht bezw. des vorigen Tages Ausführlicheres bringen die täg lichen, in erster Linie für landwirtschaftliche Zwecke berech neten, Wetterkarten, welche ebenfalls mittag» zur Ausgabe und Versendung gelangen. Bestellungen auf dies« Wetterkarten werden von den Postanstalten angenommen. Preis monatlich 50 Pf. Ohorn. Da« wider den Bandweber Richard Bürger bei der Königlichen Staatsanwaltschaft Bautzen wegen Brand- stiftung eingeleitete Verfahren ist durch Beschluß vom 12. Juni d. I. eingestellt worden. — Wie wird de« Wetter am Sonntag sein? Die schönen Maifeiertage lassen die Ansprüche, welche man an Wind und Wetter zu Pfingsten und die fol gende Zeit zu stellen pflegt, noch steigen. Um so schlimmer war die Enttäuschung, ein kaltes, wenig freundliches Pfingst fest, ein verregnetes Kleinpfingsten (der letzte Sonntag). Soll der schöne Anfang alles sein, was wir vom Sommer halbjahr 1906 Gutes zu erwarten haben? Was fällt denn da oben dem Wettergott ein? Wir wollen nicht gleich ver brennen und verschmachten wie vor zwei Jahren, aber etwa« anständigeres Sommerwetter bitten wir unS denn doch auS, verstanden? Und der nächste Sonntag, fragen Sie? Ja, es sieht auch noch garnicht darnach aus, daß derselbe etwa warm, heiter und trocken, also so verlaufen wird, daß die neuen Toiletten, welche zu Pfingsten zuerst auigeführt werden sollten, nun getragen werden könnten. Es besteht zwar im Westen ein Hochdruckgebiet, das aber immer weniger Inten sität zeigt, e» liegt jetzt über Nordengland. Im Osten aber liegt ein flaches Niederdrucksgebiet, das in Deuschland Regen fälle und, infolge der schwachen Luftbewegung, vielfach auch Gewitter veranlaßt. Wir erwarten auch ähnliches Wetter für Sonntag : bei mäßiger Wärme wenig beständiges Wetter, zeitweise Regen, stellenweise mit Gewitter. Also wiederum Vorsicht bei Ausflügen! — Unter dem Titel „Verbreitung von In fektionserregern durch Gebrauchsgegen stände und ihre Desinfektion" hat Professor vr. E. ESmarch zu Göttingen in Nr. 1 der „Hygieni schen Rundschau* Jahrgang 1901 eine beachtenswerte Ar beit über den bezeichneten Gegenstand und die von ihm ge machten Versuche veröffentlicht. Darnach bleiben die Diphterie- bakterien bis zu 15 Tagen der burillus xrocligiosus bis zu 3 Monaten, an Eß- und Trinkgeschirren angetrocknet, lebensfähig, auch ist eine ausreichende Beseitigung dieser Keime durch Abwaschen der Gläser pp. und Trockenreiben mit sterilen Tüchern nicht zu erreichen. Dagegen gelang letzteres vollkommen durch Behandlung mit einer zweiprozen» Ligen Sodalösung von 50 ° 6. innerhalb einer Minute. Demzufolge empfiehlt von ESmarch für Heil- und Kur anstalten, Hotels usw. entsprechende Reinigung und Desin fektion der für den Gebrauch Kranker bestimmten Eß- und und Trinkgeschirre. Weiter kommt hierbei in Betracht, daß das von dem Genannten empfohlene Verfahren einen nicht unwesentlichen Vorzug insofern hat, als bei Verwendung einer Sodalösung von 50 e 0. Glaswaren weit eher vor dem Zerspringen bewahrt bleiben, als beim AuSkochen und weil dadurch die Ablösung der Hefte von den Messern und Gabeln verhütet wird, endlich auch die Geruchlosigkeit der Sodalösung gegenüber der Verwendung anderer Desinfek tionsmittel vorteilhaft ins Gewicht fällt. Dis Ergebnisse der von Professor von Ekmarch angestellten Versuche sind durch die Zentralstelle für öffentliche Gesundheitspflege be stätigt, demzufolge aber die bezüglichen Vorschläge des erste ren vom LandeSmevizinalkollegium als berücksichtigenswert bezeichnet worden. — Der Schwalben Verderben. Die naßkalte und stürmische Witterung die jetzt vorherrschte, zeitigt nach man-