Volltext Seite (XML)
Nr. 133. PulSnttzer Tageblatt. — Sonnabend, den 9. Juni 1928. Seite 7. yaaem geworfen wurven. Sofort schlugen mereryoye Flammen unter furchtbarer Qualmentwtcklung aus dem Tank heraus. So stark wurden die Rauchwolken, daß ein Teil des Platzes geräumt werden mußte Aber es dauerte nur eine Minute und das Feuer war gelöscht. Diese ans Wunderbare grenzende Schnelligkeit der Löschung wurde durch das neue Schaumlöschvcrfahren ermöglicht, das darin besteht, daß auf die brennende Fläche solange Schaum geleitet wird, bis eine 10 bis 15 Zentimeter dicke Schaumschicht den Zutritt neuer Luft verhindert und damit den Brandherd erstickt. Stür mischer Beisall begleitete diese letzte Übung, die bewies, daß die Feuerwehr Wohl geeignet ist, Leben und Eigentum gegen schwere Bedrohungen zu schützen. Unsere drei Fragen Was der Zeitungsleser wissen muß —:— Frage: Einer englisch-amerikanischen Expedition, die sich mit wissenschaftlichen Grabungen in Mesopotamien beschäftigt, ist es gelungen, in den Ruinen von Ur, im Grabe der vor 5090 Jahren verstorbenen Königin Schubad, Schätze von ungeheurem Werte zu entdecken. Was ist von Ur be merkenswert? Antwort: Ur (hebräisch: Ur Kasdim) ist nach der Bibel jene chaldäische Stadt, von der Tarah, der Vater Abrahams nach Kanaan zog. Die Ruinen Urs wurden von dem eng lischen Archäologen Sir Henry Rawlinson aufgefunden. Be sonderes Interesse erregte bisher ein dort befindlicher groß artiger Tempel des Mondgottes Sin, den die Stadt Ur als Schutzpatron betrachtete. —Frage: Der durch seinen Ozeanflug bekannt ge wordene Fliegeroberst Lindbergh ist nach Havanna geflogen, wo er von der Bevölkerung stürmisch begrüßt wurde. Was ist von Havanna bemerkenswert? Antwort: Havanna ist die fast eine viertel Million Ein wohner zählende Hauptstadt der Insel Kuba, und einer der belebtesten Handelsplätze der ganzen Welt. Hauptausfuhr artikel sind Zucker, Tabak und Zigarren. Havanna wurde 1515 von Diego Velasquez gegründet und hatte im Anfänge seines Bestandes von den Flibustier genannten Seeräubern viel zu leiden. Im Frieden von Paris, der 1898 den spanisch amerikanischen Krieg beendete, kam es an die Vereinigten Staaten von Nordamerika. —:— Frage: Wie kommt der „Rosenmontag", der Tag vor dem Fastnachts-Dienstag, zu seinem Namen? Antwort: Der Name „Rosenmontag" hat, wie man an nehmen könnte, mit den Rosen nichts zu tun. Die Bezeich nung ist vielmehr entstellt aus Rasenmontag, weil man be sonders am Rhein bei Köln usw. schon am Montag vor den Fastnachts-Dienstag anfing zu „rasen", d. h. zu tollen und zu lärmen, weil nun die ernste Zeit kam. Sonne und Mond. 11. 6. Sonne A. 3.40, U. 20.19. Mond A. 0.57, U. 11.44. Börse und Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 8. Zuni 1928. Dresden. Die Börse war weiterhin schwach, die Umsatz tätigkeit gering. Rachgeben mutzten Polyphon 13, Kahla Por zellan 12,5, Dresdner Albumin 10, Gcnutzscheinc 9, Vereinigte Photo 6,5 Prozent. Kleinere Verluste hatten Reichsbank, Meißener Ofen, Mimosa, Dittersdorfer Filz und Stcatit. Er höhungen waren kaum zu verzeichnen. Lediglich Berliner Kindl gewannen 5 Prozent, Waldschlößchen und Max Kahl waren um eine Kleinigkeit gebessert. Leipzig. Es herrschte allgemeine Zurückhaltung. Schubert und Salzer verloren 5,5, Stöhr 5,25 Prozent, Falkensteiner Gardinen. Volvvbon. Raucbwarc» Walter und Mansfeld waren ebenfalls eine Kleinigkeit niedriger. Kursbesserungen waren kaum nennenswert. Chemnitz. Die Haltung war ausgesprochen schwach. Kurs- crhöhungcn überstiegen nicht einmal ein Prozent und waren selten. Niedriger lagen besonders Braubank (9 Prozent), Schubert und Salzer, Mimosa, Radeburger Bier, Trlptis, Pöge und Presto. Dresdener Produktenbörse. Vörsenzeit: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. 8. 6. 4. 6. 8. 6. 4. 6. Weizen Weiz.-Kl. 16,8-16,7 16L-16,7 75 Kilo 261—266 262—267 Rogg.-Kl. 17,6—18,6 17,6—18,6 Roggen Kaiseraus- 70 Kilo Sommer- 284—286 284-289 zugmehl Bäcker- 45,5—47,0 45,5—47,0 gerste, sächs. 2S6—310 295—310 mundmehl 39,5—41,0 39,5—41,0 Futtergste Hafer, inl. Raps, tr. 235—270 262—267 235—270 263—268 Weizen nachmehl Inland- 23,0—24,0 22,0—24,0 Laplata Cinqu. Trocken schnitzel Zucker schnitzel 245-247 280—290 16,0—16,4 21,5—22,5 244—246 280-290 16,0—16,4 21,5—22,5 weizenm. Type 70 A Roggen mehl Ok Tvpe60N Roggen mehl I 39,0-40,0 43,5—45,0 39,0—40,0 48,5—45,0 Kartoffel- Type 70 H 42,5—43,0 42,5—43,0 flocken 27,0—27,5 27,0—27,5 Roggen- Futtermehl 19,5-20,5 19,5—20,5 nachmehl 24,0-25,0 24,0—25,0 Die Preise verstehen sich bis einschl. Mais per 1000 Kilo gramm, alle anderen Artikel per 100 Kilogramm in Reichs mark. Rotklee, Erbsen, Wicken, Peluschken, Lupinen und Mehl (Mehl inkl. Sack frei Haus) in Mengen unter 5000 Kilogramm ab Lager Dresden, alles andere in Mindestmengen von 10 000 Kilogramm waggonsrei sächsischer Versandstationen. Die amtliche Großhandelsrichtzahl im Monatsdurch schnitt Mai 1928. Die für den Monatsdurchschnitt Mai be rechnete Großhandelsrichtzahl des Statistischen Reichsamts ist gegenüber dem Vormonat von 139,5 auf 141Z oder um 1,2 Prozent gestiegen. Berliner Börse vom Freitag. Während die Stimmung der Vorbörse ziemlich freundlich war, eröffnete der offizielle Verkehr ausgesprochen matt. Amtliche OevisemNotiemag» Gemüse, Salate, schwache Suppen, Soßen und alle Fleischgerichte / t« Verhalten augenblicklich unvergleichlichen Wohlge- l W schmack durch einige Tropfen Maggi's Würze 8 Vorteilhaftester Bezug in großen Original« flaschen zu AM 6.50 Devisen Un Reichsmark) 8 Juni 7. Juni Seid Briel Geld Brie) M. :0t. wt. Lt. New Por! , . Ik 4,1815 4,1895 4^775 4,1855 London . , , . 1 29,414 20,454 20,396 20,436 Amsterdam . 100 GH». 168,74 169,08 168,62 168,96 Kopenhagen . 400 Kron. 112,20 112,49 112,12 112,34 Stockholm , . 100 Kron. 11219 112,41 112,09 112,31 Oslo 100 Kron. 112 01 112,23 111,92 112,14 Italien ,,, . 100 Lire 22,02 22,06 22,005 22,045 Schweiz , ,. 100 Fres. 80,k 6 80,72 80,53 80,69 Paris , » , , » 100 Fres. 16,435 16,475 16,425 16,465 Beiissel , . . . IVO Belgo S8,37 58,49 58,285 58,405 Prag ..... 100 Kron. 12,39 12,41 12,384 12,402 Wien ..... 100 Schill. 58,83 58,95 58,785 58,905 Spanien ... 100 Pesek- 69,73 69,87 69,53 69,67 Bankdiskont: Berlin 7 (Lombard 8), Amsterdam 4K, Brüssel 4>L, Italien 6, Kopenhagen 5, London 4>4, Madrid H Oslo SA, Paris SA, Prag S. Schweiz 3K. Stockholm 814, Wien 8. Effektenmärkte. Heimische Renten: Der Anleiheneubesitz ermäßigte sich nach anfangs 19,37 auf 19. Ausländische Renten: Etwa« Interesse zeigte sich für Russen, 02er Anleihe 3M), Mexikaner eben falls etwas höher, so die 4proz, Anleihe plus 5 Prozent (29,5). Amtliche Notierung der Mittagsbvrse ab Station. Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. 'l Hektolitergewicht 74LO icp, do. SV ic,. IM lg 8. 6. 7. 6. Mehl 70 o/" 8 6. 7. 6. WeizW mark. Weizen . . 32.2-36.2 32.2-36.2 261. "-264.° 261.0-264." Roggen 36.2-39.0 36.2-39.0 Juki 278N-278? 28I?-280.° Weizenkleie 16.7-17.0 16.7-17.0 Sept. 27O.°-269? 271.°-270? Roggenkleie 18.50 18.5 Oktob. Rogg. 2 70?-269? 270? Raps (1000 ir») — — Leinsaat (do.) —— — Erbsen, Viktoria 50.0-62 50.0-62.0 mrk. H Juli Sept. Oktob. 277.0-279? 271?-272? >52?-2S2? 252? 277.0-270? 2727-271? 252? 254.0-253.° Kl-Speiseerbsen Futtererbsen . Peluschken. Ackerbohnen 35.0-40.0 24.5-26.0 24.0-24.5 23.0-24.0 35.0-40.0 24.5-26,0 , 24.0-24.5 23.0-24.0 Gerste Wicken 25.0-27.0 25.0-27.0 Som. 248 0-278? 248.0-278? Lupinen, blau 14.2-1L.5 14.2-15.5 ' Wint. still schwach - gelb 16.0 17.0 16.0-17.0 Hafer Seradella 23.0-28.0 23.0-28.0 märk. 260 °-265? 261.°-267.° Rapskuchen 18.8-19.0 18.80-19.0 Juli 266? 268.°-267? Leinkuchen. . 23.0-23.6 23.0-23.6 Sept. — —— Trockenschnitzei 15.4-15 6 15.20-15.4 Oktob. —— —— Soya-Extra- Mais Schrot . 20.6-21.2 20.6-21.2 Berlin 240 °-243? 2387-241.0 Kartoffelflocken 265-270 26,5-27 0 Berliner Magerviehmarkt. (Amtlicher Marktbericht vom Magerviehhof in Friedrichsfelde.) Austrieb: 571 Rinder, darunter 550 Milchkühe, 5 Bullen, 16 Jungvieh, 170 Kälber. 542 Pferds. Verlauf: Gute Qualität gesucht, sonst ruhig. Es wurden gezahlt: Milchkühe und hochtragende Kühe je nach Qualität 280—550 M. Ausgesuchte Kühe und Kälber über Notiz. Tragende Färsen je nach Qualität 250—460 M. Ausgesuchte Färsen über Notiz. Jung vieh zur Mast: Bullen, Stiere, Färsen 44—47 M. je Zentner Le bendgewicht. Ausgesuchte Posten über Notiz. Pferdemarkt: Preise je nach Qualität 200—1200, Schlachtpferde 50—200 M. Stilles Geschäft bei festen Preisen. ab Stall für Augsburg Berlin . Bremen . Breslau . Dortmund Danzig . Dresden . Chemnitz Düsseldorf Elberfeld Essen . . Frankfurt Hamburg Hannover Karlsruhe Kassel Minden . Köln . . Leipzig . Magdeburg Mannheim München Nürnberg Plauen . Stettin . Stuttgart Wiesbaden Die Viehmärkte der Woche. (Mitgeteilt vom Deutschen Landwirtschaftsrat Berlin.) Zwickau .... Die Preise sind . schließen sämtliche Spesen des Handels , . Marit- und Veriaufskosten, Umsatzsteuer sowie den natürlichen Ge wichtsverlust ein, müssen sich also wesentlich über die Stallpreise erheben. '— Als Unterschied zwischen Stallpreis und Marktpreis sind angemessen bei Rindern 20 Prozent, bei Kälbern und Schafen 18 Prozent, bei Schweinen 16 Prozent. Preise für 1 Zentnex Lebendgewicht. Rinder Kälber Schafe Schwein» 24—60 60—83 — 48—68 20—63 55-05 30—64 64—72 25—64 56—80 50—68 55—78 20—56 55—80 40—64 56—07 25—66 44—88 — 54-00 17—53 35—73 20—37 01—70 — 72—91 — 64—65 18—60 70—85 43-00 50—70 22—65 50—82 — 60—76 20—04 50—85 — 60—75 20-00 50—110 45—58 61—70 26—63 60—77 — 57—71 15—66 57—87 25—67 55—08 20-03 50-05 35-03 58—08 18-02 59—84 43—67 25—65 60—78 — 58—68 20—64 54—115 55—60 02—75 23—05 70—90 45—69 62—69 22—57 45—08 30—60 55—68 — 60—78 45—50 62—67 20—56 60—87 — 48—72 18—60 80—102 —— 65-73 20—58 75—90 60—68 60—70 40-57 30—80 20—58 65—73 14—58 50—81 — 45—62 .25-05 62—84 — 66—69 25—55 70-85 50-04 65—73 Marktpreise für nüchtern gewogene Tiere und Ein edles Franenlebeu. Roman von Carola Weiß. Copyright by Greiner L Comp. Berlin W 30. Nachdruck verboten 8. Fortsetzung. 5. Kapitel. Es war ein Tag, wo das Schloß viele Gäste sah. Der Geburtstag des Grafen war gekommen und die Gräfin pflegte ihn, wenn ihr Sohn zu Hause war, ihrem Stande gemäß zu feiern, und da sie in der ganzen Gegend bei ihren Standesgenossen in hohem Ansehen stand, so beeilte sich ein jeder gern, ihr seine Teilnahme zu bezeigen, wenn die Gelegenheit bot, und so hatten sich die Ädeissamilien aus der ganzen Umgegend, die Offiziere oer naheliegenden Garnisonen nnd die höheren Beamten aus dem Städtchen Tarnova eingefunden. Es gab viel zu tun und Elisabeth stand der Gräfin tüchtig zur Serie, wre und wo sie konnte. Sie half die Räume schmücken, ordnete das Büfett und die Tafel und half sogar in der Küche aus, da die Köchln über Unpäß lichkeit klagte und es ihr schwer wurde, alles allein zu be sorgen, und die Gräfin, so sehr sie in Anspruch genommen star, konnte doch nicht umhin, im stillen den Charakter ihrer Gesellschafterin zu bewundern. Es war ein solch merkwürdiger Gegensatz in ihr. Diese Bereitwilligkeit, helfend einzugreifen, jeden Dienst zu leisten, wenn nur irgend jemand die geringste Erleichterung dadurch wurde, und in vielen Dingen wieder so stolz, so unnahbar! Geza ging mit Graf Palsy und noch einigen anderen Herren nach dem Billardzimmer. Die anderen waren schon hineingegangen und er und Endre standen noch bei der Tür, ha öffnete sich die entgegengesetzte des Spiel salons und Elisabeth, die noch etwas darin geordnet hatte, trat heraus, und ging mit flüchtigem Gruße an ihnen vorüber. Sprachlos vor Ueberraschung starrte ihr Graf Palsy nach. Er war schon zweimal im Schlosse zu Besuch gewesen, hatte aber Elisabeth noch nicht zu Gesicht be kommen. Einmal war sie mit den Kindern ansgefahren, und das zweitemal, als er da war, auf ihrem Zimmer beim Unterrichten gewesen. Die Gräfin hatte ja die An kunft der Erzieherin erwähnt, Geza ihm aber aus einem Grunde, über den er sich vielleicht selber keine Rechen schaft hätte geben können, verschwiegen, wer diese Er zieherin war. „Wie ist mir denn?" rief Endre. „Hab' ich recht ge sehen? Ist das nicht die blonde Schönheit, die du im Wartehäuschen vor Preßburg so tief beleidigt? Nnd die ist - ?" „Die Gesellschafterin meiner Mutter," fiel ihnt Geza mit einer Erregung ins Work) die er vergebens zu unter drücken suchte. „Die Gesellschafterin oder Erzieherin, die damals im Schlosse erwartet wurde? Da hast du dich aber furchtbar blamiert, Geza!" Geza schwieg und blickte zu Boden, an der Bewegung seifles Fußes und der krampfhaft geschlossenen Faust sah man, daß es heftig in ihm arbeitete. „Dn hast aber dessen mit keiner Silbe erwähnt die beiden Male, die ich hier war; der Gegenstand mag dir wohl zu geringfügig sein." Es klang wie leise Ironie ans den Worten. „Am Ende bin ich aber doch neugierig, wie du dich gegen sie benimmst", fügte Endre hinzu. Jetzt aber schien es für Geza genug zu sein; seine ganze wilde Natur kam zum Durchbruch. „Wie ich mich gegen sie benehme?" rief er mit vor Zorn unterdrückter Stimme, während seine Augen flammten und sein dunkles, bärtiges Gesicht ganz bleich vor Erregung wurde. „Wie kann ich mich denn benehmen! Siehst du den Tisch dort, den Stuhl? So viel bin ich in ihren Augen, so viel Be achtung schenkt sie mir, vielleicht noch weniger. „Dn hast sie auch tödlich verletzt, Geza." „Erinnere mich nicht daran!" rief der junge Graf heftig. „Wußte ich denn, daß sie so war... so!... Ich glaubte, alle Frauenzimmer wären gleich, ich glnnbte, sie alle zu kennen, alle! Besonders die Alleinreisenden, die Selbständigen, die keines Schutzes bedürfen, u d be nahm mich, wie es meine Gewohnheit ist." Geza hatte dies halb abgebrochen gesagt, als diene es zu seiner eigenen Entschuldigung, tief aufatmend fuhr er fort: „Ich möchte sie ja so gern nm Entschuldigung bitten, bei Gott, ich möchte es! Sie läßt es aber nicht dazu kommen. Wenn sie mich ansieht mit den großen, blauen Augen, in denen so viel für mich liegt, versagt mir das Wort auf der . Zungd." Endre sah seinen Freund mit tiefem Erstannen an. „Geza, nimm dich in acht! Du wirst es doch nicht deinem Ahnherrn Benta nachmachen?" „Was soll das?" rief Graf Cillagi mit fast ranhem Tone, aber er konnte es nicht verhindern, daß ihm das Blut heiß ins Gesicht stieg. „Verzeihe den Scherz," sagte Endre begütigend. „Deine Bedrücktheit hat mich frappiert; sie liegt sonst nicht in deiner Natur, wie du selber weißt. Was das Mädcben betrifft, so ist es eine seltene Schönheit. Es liegt aber ein noch größerer Adel in ihrer Erscheinung, als sie schön ist, nnd das ist etwas, was jeder Mann von Ehre zu würdigen versteht," fügte der Major hinzu. Der Abend kam und das Schloß strahlte in einem Lichtmeer. Unten in den Gesellschaftsräumen ging cs lebhaft und geräuschvoll zu, oben saß Elisabeth in ihrem Zimmer. Sie hatte an der Festtafel nicht teilgenommen, dadurch würde ihr ja eine gewisse Ebenbürtigkeit cinge- räumt worden sein, was in der Absicht der Gräfin durchaus nicht liegen konnte. Und das Mädchen trug auch kein Verlangen danach, sie war in ihrer Weise zu stolz dazu; sie fühlte, wie gaw, fremd, wie ganz verschieden sie in ihrer Denk- und Anschauungsweise, mit ihrem ganzen Wesen diesem adeligen Kreise gegenüberstand. Sie hatte einige Briefe zu schreiben und mar froh, daß sie einige Stunden sich selber angehören konnte. Sie hatte bis jetzt nur kaum einige kurze Berichte ihren Freunden in der Heimat senden können. Tas Zimmer war so hell und freundlich, so behaglich erwärmt, daß sie ein angenehmes, heimisches Gefühl hatte. Sie machte ihr Schreibzeug zurecht und nahm die Feder zur Hand. Mit der Erinnerung an liebe, traute Gestalten versank Wirkliches nnd tauchte vergangenes auf. Sie sah sich als kleines Mädchen mit goldblonden Haaren in einem schönen Hause, das mitten in einem Garten lag, an dem ein großer Strorp vorbeifloß. (Fortsetzung folat.) .