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Str. 136. Pulsnitzer Tageblatt. — Mittwoch, den 13. Juni 1928. Seite 4. IVss Ikrer keklame noNM ^enn sie loknen svll , . , ^inji-ingiieksi' Milling iidsfrsiigsiuiei' llsslt tWgfgMelm 8e!iönlislt ^ikirsk ilgnrtlei'lreliir Vvllenüniig nntrScllenlisin KMnmnnnt k, L. körsters Lrden vuckciruciLsrLi puknttr, Liderrstr.2 I.sn«Iwirte ü Nelkt Lurem Vird ! ID vernicklet klieZea I I» W « alles HnAerieier 2u ksben bei kellx Ksrdsrg LrkSMi-M MiIM -blllWkM-I- Spülapparate, ^lyfos» Doncheu» Leibbinden, Monatsgürtel, Dorfall binde«, alle hygienischen Frauenartikel Frau Heusinger Dresden» Am See UW" 37 Ecke Dippoldiswalder Platz, nahe Hauptbahnhof durch die Reitbahnstraße. MW» sk l. »MtlM «üf SszMK- grviiliUiiiL rolort gsrueiit Offerten unter L k. 13 an 6ie la^eblstt - Osscbäktsstelie » » « NU NMeit an l.M-!MWtel Ivr veutsÄtlsnU L« verksuien ^nxebote u. k- 13 all Uie vsxeblrtt-QesckLkisst-Ue v SV 8osbsv> srseiisint: lVHiisIsiui^OpÄisQ^SS !-IviSl-^6rS66^oIo 1926 miNskbigsn Ljs^wplsnso f-s6i8: k^IVI 21- MI. kll-lvj 784 Zsitsri 8inwiefitigssl^sc;fisefiisgswsri<für VsrKytirsvsrsins - Vsrwsltungsn, ptsissbüros-Vsrlsgsu.vislssn^srs ks^isiusri 8eirola clsn Luolitisricisi o6sr 6eircst> Vsi-Isg Osksr öo^n, ösimsn 6eu,sn«>te «erren oöer vsmen Mil löst chen Umgangsformen als ^Konnenien83mml6p sucht sosoit bei hohem Verdienst Obstlausilrsr i-isimstrsilung, Nsiclisnau.Sa. H»1kinon«»t«sckrikt kür lleimetkoreelnulg u Heiaiatpklege die Zeitschrift des Verbandes „Luiaiia", der Gebirgs-, Humboldt und FortbUdungsvereine der Oberlausitz Sucheehrliches, fleißiges, christliches kltMen wenn inöalich vom Lande, welche Last für Haushalt, leichte Garten- aebeir und Geschäft hat, bei Familien Anschluß. «. Xsltrelimlllt, Wrrcllüli bei Dr-.sden / Doifplatz 47. Vorzustlllen bei Hunke, ?nlsnt«L, Vollunastraste l4. 8ovut»z, 17., von 9 bis 12 Uhr vormitrags. — Ein Briefumschlag mit WertinhnIt verloren. Gegen Belohnu)ka ob»n«cben in Ohorn Nr. 184. IM Hegenülllg 6rokrükirs6ork / k^ernruk 3 l 2 Hslnrtudui 6arteobanbetrleb nack Obst- veinketterei Vsnmseünke, Lrük>eernnl»z«n OLrtoerrk uuä Lelteroi keÜLrksurtUiet rorimvll- nvä Llnrnenlkünger - Vertried gW M limtleiM m killt ÜLS xroöe Mittel „8pira- »oit". Keine ^lltrünciunx, keine ^nsckvelluo^, sakortixe Viiicun«. Leotral-Oroxorlelentsek.r'ulonilr IMIMBMIMWWIEMIMM»««! li. Aus dem Gerichtsfaal Der Staubüberfall auf die Opernsängerin Stajdl - Oestvig vor Gericht. Dresden, s. Juni. Bekanntlich wurde am 12. Mai d. Js. in einem Dresdner Hotel ein Raublibersall auf die Gattin des be kannten Berliner Tenocs Ocstvig, auf die Opernsängerin Maria Rajdl - Oestvig, verübt. Der Tüier, der 19 jährige Holelpage Fritz Rieger, halte sich am Sonnabend vor dem Gemeinsamen Schöffen gericht Dresden wegen Raubes zu verantworten. Zur Person und Anklage gab Rieger an, am 10. Oktober 1909 zu Dresden geboren zu sein. Ec hat die Volksschule besucht und dann in Radebeul das Bäcker handwerk erlernt, um dann als Hvtelpage sein Leben zu fristen. Be treffs der erhobenen Anklage, cs am 12. Mai abends versucht zu ha ben, Geldbeträge, die er bei der Opernsängerin Rajdl-Oesivlg vermutete, wegzynthmen, bekannte sich Rieger schuldig. Rieger gab dann zu, eine große Dummheit gemacht zu haben. Not hätte den Anlaß zu dieser Handlung gegeben. Wie die Einzelheiten alle waren, vermag er nicht mehr näher anzugeben, er sei in jenen Augenblicken ganz aufgeregt ge wesen. Der Staatsanwalt beantragte, ein Jahr Gefängnis auszuwer fen. Das Gericht verurteilte Rieger wegen versuchter räuberischer Er pressung zu einem Jahr Gefängnis, worauf die erlittene Untersuchungs- Haft in Anrechnung kommt. Der Angeklagte unterwarf sich dem Urteil. Zorn v. Bulach tritt seine Gefängnisstrafe an. Claus Zorn von Bulach, der im vorigen Iahte wegen De» leidigung der Staatsgewalt zu 13 Monaten Gefängnis ver urteilt worden war, ist in dem Straßburger Gefängnis er schienen, um seine wiederholt aufgeschobene Strafe abzu- büßen. Haftentlassung im Stuttgarter Werkspionage-Prozeß. Im Stuttgarter Werkspionage-Prozeß wurde am Dienstag von feiten des Verteidigers des Hauptangeklagten K a r r e r abermals dessen Haftentlassung beantragt, mit der Begrün- düng, daß ein völliger Nervenzusammenbruch Karrers zu be- fürchten sei, wenn er weiter in Untersuchungshaft bleiben müsse. Eine Kaution in Höhe von 1000 M., für die die Brüder des Angeklagten die Bürgschaft übernehmen wollen, könne gestellt werden. Das Gericht beschloß, gerichtsärztliche Untersuchung des Angeklagten. Nach längerer Pause gab der Vorsitzende bekannt, daß das Gericht die sofortige Haft entlassung Karrers beschlossen habe gegen Leistung der an gebotenen Sicherheit. Die Sitzung wurde hierauf abge brochen. Vas MN SWlsöoksee eilMMKaWWtie. Einleitung eines Strafverfahrens. Die von der Hauptverwaltung der Reichsbahn an den Schauplatz der Zugkatastrophe bei Nürnberg entsandten Beamten find nach Berlin zurückgekehrt. Wie wir erfahren, haben sie sich dahin geäußert, daß über die Ursache der Ka- tastrophe noch immmer keine Klarheit besteht und daß erst weitere Untersuchungen abgewartet werden müssen. Dor allen Dingen soll das abgesprungene vordere Dreh gestell der Lokomotive, das einige Meter weit von der Ma schine entfernt im Erdreich vergraben liegt, sorgfältig auf etwaige Materialfehler oder sonstige Beschädigungen, aus denen sich der Hergang des Unglücks erklären ließe, unter sucht werden. Ebenso sollen noch Feststellungen getroffen werden, ob der Gleisoberbau an der betreffenden Strecke irgendwelche Senkungen aufwies. Die Verdachtsmomente, daß es sich um ein Attentat handeln könnte, finden kei nerlei Anhaltspunkte. Immerhin werden es die bisherigen Feststellungen notwendig machen, daß auch von der Staatsanwaltschaft irr Fürth ein Straf verfahren eingeleitet wirb. Sonne und Mond. 1V. 0. Sonne A. 8.39, u. 20.22. Mond A. 2.28, u. 18.58. Weitere Temp.raturzunahme, vorwiegend heiter, schwache süd^ östliche, höhere Lagen südliche Winde. Wassertemperaturen am 12. Juni: MM-lM 17-18 — 19 Grad Celsius Copyright by 12. Fortsetzung. nicht, wie lange sie gestanden, der Ein edles Frauenleben Roman von Tarola Weiß. Greiner X Comp. Berlin W 30. Nachdruck verboten. h- Elisabeth lauschte, es waren merkwürdige Melodien, die in der Stille der Nacht zu ihr heraufklangen. Ein fremder Geist wehte in ihnen, der sie seltsam berührte. Waren diese jähen Uebergänge von höchster Lust zu tief stem Leid ohne jedwede versöhnende Vermittlung das Nationale in den Liedern, oder waren es Phantasien des jungen Mannes, die ebenso wild und regellos wie sein ganzes Wesen waren, seiner Seele entströmten? Und doch, welche Gemütstiefe und welches Seelenvolle lag in den weicheren Partien! Konnte das der Mann mit den rohen, leichtfertigen Sitten denken? Sie lauschte lange, da brach plötzlich das Spiel mit einer schrillen Dissonanz ab, und tiefe Stille war wieder .um sie. , Als Elisabeth am andern Morgen nach kurzem Schlaf "erwachte, erinnerte sie sich, ihr Medaillon nicht abgelegt zu haben. Sie griff nach dem Halse, es war nicht dort. Sie durchsuchte das Zimmer und fand es nicht; sie mußte es im Saale verloren haben. Der Schmuck war ihr be- ifonders teuer; er enthielt die Bildnisse ihrer Eltern. Rasch! kleidete sie sich an und ging nach dem Salon hinunter. Als sie hineintrat, stand der Rittmeister bei einem der offenen Fenster und betrachtete etwas in seiner Hand. Ms er sie erblickte, trat er auf sie zu: „Sie trugen gestern ein Medaillon, das diesem glich." Elisabeth wußte nicht, wie lange sie gestanden, Ton einer Violine unterbrach die märchenhafte Stille. Es reihte sich Ton an Ton und die Melodie eines Liedes klang klar und deutlich zu ihr hinauf. Das konnte nur aus den Zimmern des Grasen Geza kommen. Sie lagen im unteren Stockwerk in der Richtung der ihren. Graf -Palsy hatte ihr ja erzählt, daß er zuzeiten leidenschaftlich gern spiele. Hatte ihr Spiel an diesem Abend die alte Lust jn ihm geweckt? „Es ist meines, ich habe es gestern verloren," sagte sie, und griff mit einer freudigen Bewegung danach. „Es fehlte an Ihrem Halse, als Sie gestern den Saal verließen," sagte er, ohne sie anzusehen. Sie dachte nach, wo er sie hatte sehen können, da sie ihn nicht gewahrte. Doch bei der großen Zahl von Gästen, die sich zum Abschied rüsteten, war es Wohl möglich, baß sie ihn übersehen. „Ich ging noch gestern in den Saal zurück und fand es beim Klavier liegen," fuhr er fort. „Gestern konnte ich es Ihnen nicht mehr zustellen. Ich erwartete Sie heute hier, wie Sie sehen, weil ich wußte, daß Ihr erster Gang hierher sein werde, und ich nicht wollte, daß Sie sich umsonst ängstigen." Sie wurde doch betroffen von dieser Aufmerksamkeit. Und wie ruhig bescheiden heute seine Art war! „Ich danke Ihnen, Herr Gras," sagte sie nach einer Weile. Er sah sie an. „Das Wort kommt Ihnen wohl sehr schwer an." „Wenn ich die Wahrheit sagen soll, ja." Eine Pause trat ein. Er hatte sich abgewendet und nagte in heißem Zorn an seiner Unterlippe. Sein altes, wildes Naturell rang mächtig gegen etwas Neues, Un erklärliches, gewaltig auf ihn Einstürmendes. „Ihr Vertrauen zu meinem besseren Selbst muß doch ein sehr großes sein," sagte er dann, sich langsam zu iHv wendend. „Ich bin der Sohn, der Herr des Hauses, ich kann Ihnen Ihre Stellung sehr erschweren, bis ins Unerträgliche steigern," fügte er mit tiefem Zorn hinzu. „Und ich kann jeden Tag gehen, Herr Graf; mich halten in dieser Beziehung keine Bedingungen." Er erschrak offenbar, dann wurde er ganz bleich. „Nein, nein! Sie haben nichts zu befürchten . . . Es war nicht so gemeint. Ich bin ein wilder, jähzorniger Mann, wenn ich gereizt werde! . . . Fräulein Werner!" fuhr er fort, und sein Ton wurde fast bittend, „wie soll ich Ihnen die Meinung beibringen, daß ich kein solch grundverdorbener Mensch bin, sür den Sie mich halten?" „Was liegt Ihnen an meiner Meinung, Herr Graf?" sagte sie nach einer Weile. „Ich will Ihnen einen Aus spruch ins Gedächtnis zurückrufen, nicht um mich zu rächen, ich kenne dies Gefühl nicht, auch war es zu kleinlich, um mich beleidigen zu können, ich tue es nur, um Sie — an Ihre Prinzipien zu erinnern: „Eine Er zieherin ist ein zu geringfügiger Gegenstand, um nur des Erwähnens wert zu sein . . ." Den Satz über das Bügertum erlasse ich Ihnen, ich finde es unter meiner Würde, ihn zu wiederholen." Damit verbeugte sie sich leicht und verließ den Salon. Er starrte ihr sprachlos nach, bann schlug er sich wild vor die Stirn. „Es ist wahr, es ist wahr; sie hat zu viel gegen mich! Mich hat damals der Teufel geritten!" Und in wilder Wut rannte er durch den Salon. „Was will ich eigentlich?" fragte er plötzlich und blieb stehen . . . „Soll sich der Fluch noch einmal wie derholen! . . . Nein, nein, es ist nur das alte Gelüste, ein neues Gesicht. Ich will ausreiten." Er ging nach den Ställen und ließ sei« wildestes Reitpferd satteln. War er zu aufgeregt, um chM Gurt festzuziehen, oder saß der Bügel nicht fest genug, er schwankte im Sattel, als er sich aufsetzte. „Hund!" rief er seinem Burschen zu, „wie hast du das Pferd gezäumt?" „Wie immer, gnädiger Herr." „Wie immer? Das hast du für dein wie immer." Und schon sauste die Reitpeitsche des Grafen über das Gesicht des Erschrockenen, was im Ungarn jener Tage nichts Außergewöhnliches war. Sie fuhr aber nur ein mal nieder; als er zum zweiten Male ausholte, hob er wie magnetisch den Blick nach Elisabeths Zimmer. Sie öffnete gerade ein Fenster, um die kalte Morgen luft einzulassen. Wie gelähmt sank sein Arm. „Es ist eine Bestimmung," preßte er zwischen den Zähnen hervor, „sie muß mich sehen, wenn der Dämon in mir ist." Er drückte dem Pferde die Sporen in die Weichen und j-s'- d^r Sturm aus dem Schloßhof. (Fortsetzung folgt.)