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Nr. 132. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 8. Juni 1928. Seite 4. Ohmpis- V Ikester Sonnsbsn6 S Ukk, SotinlaZ 6 u. '/,9 U Mil UM 8MW M« VMM ller IsIMe kklir. black 6en bekannten Memoiren von tlsrr^ vomels. vs^VsktsssskspisIl psrsönlieli ciis i-Isupltolls Oer film ^eiZt blarry Oomelas trauriges Lckicksal als vertriebener ^uslancks - Oeutscker. Oie plan- unä Ziellosen V^anckerkakrten eines l^enscken okne Heimat Kkpumpl will! niekls! bustspiel in 2 Eliten. SscI klstsr. D ü»e. 7ur»v. llderliclllensu kMeWelie Uli Probe lucnen ÜW II. M V. SMU 2M 9. unü 10. «lunl Sonnsdenü: Legruüangs - Adeoü in Sckreier's Osstkok; keZinn punkt 8 Okr sbencis Sonnlsg: Vorm Wellksmpkb, nscbm. 2 Okr ksk- nenElke, kol^enä ?rode-'turnen, 6 Okr Slegerverkünlllgung, anscblieLenä k^eslbsH auf 2E Sälen. Me freunäe cler lumsacke sinä kerrlick willkommen! WM Im- IM Hort-Verein vdentellln/ ZvortvIstL-Visiks 8oiui»b«>»ä, äea 9. sdeovs 8 cidr, Xommsrs im Qastdok „ru «lro bioäea". 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Oberstaatsanwalt Schönfeld stellte fest, daß mit Sicherheit erwiesen sei, daß Kußmann seinen Freund Knoll als Vertrauensmann be nutzte, ohne die Vorgesetzten davon zu unterrichten. Der Oberstaatsanwalt betonte gegenüber den in der Oeffentlich» keit aufgetauchten Vermutungen, daß trotz eingehender Er mittlungen auch nicht der geringste Anschein eines Verdachtes dafür ausgetaucht sei, daß Kußmann und die anderen pekuniäre Vorteile aus ihrem Verhalten gezogen hätten. Uebrigens sei auch gegen Knolls Ehrenhaftigkeit nichts einzuwenden. Immerhin sei aber erwiesen, daß Knoll Akten veröffentlicht habe. Das Urteil im Kußmann-Prozeß. In dem Disziplinarverfahren gegen die Assessoren vr. Kußmann und vr. Caspary sowie gegen Landgerichts rat vr. Peltzer verkündete der Vorsitzende des Kleinen Disziplinarsenats, Senatspräsident vr. Preiser, nach mehrstündiger Beratung und einstündiger Urteilsbegründung am Donnerstagabend folgendes Urteil: Die Angeschuldigten, die Assessoren vr. Kußmann und Caspary sowie Landgerichtsrat vr. Peltzer sind des Dienstvergehens schuldig. Es werden bestraft vr. Peltzer und vr. Caspary mit einem Verweis, vr. Kußmann mit Dienstentlassung. Mordprozeß Krüger in Neustrelitz. In der Donnerstag-Verhandlung wurde die Ver nehmung des Angeklagten Krüger fortgesetzt. Es handelt sich um recht komplizierte Versicherungsanträge und einen Ver s i ch er ung sv er tr a g, demzufolge der Knecht Nohde mit 50 000 Mark versichert war. Die Summe sollte bei Tod oder Unfall verdoppelt werden. Der Angeklagte will die hohen Verficherungsabschlüsse zu dem Zweck versucht bzw. getätigt haben, um die Policen zu beleihen. In der Vor untersuchung hat die Ehefrau Hedwig Krüger angegeben: „Ich verstehe nicht, wie mein Mann dazu kommt, für diesen dummen Bengel (gemeint ist der Tote) eine so hohe Prämie anzulegen." Sie hat nichts von den Abschlüssen gewußt. Rechtsanwalt Wa Iter Bahn weist auf das Zeugnis verweigerungsrecht der Ehefrau hin, die ja in der nun mehrigen Hauptverhandlung noch gar nicht ausgesagt habe. Aktenkundig ist, daß Krüger sich darüber klar war, daß er die hohen Prämienzah5ungen nicht auf» bringen konnte. . Nunmehr macht die Verteidigung einen scharfen Vorstoß gegen die Richtigkeit der untersuchungsrichterlichen Proto- kolle und gegen die Zulässigkeit der Vorhaltungen daraus seitens des Präsidenten. Das Gericht lehnte diesen Antrag nach kurzer Beratung ab. MM-MW SSS WMW TWWM Dresden, 8. Juni, mittags 12 Uhr 15 Min. (1.-0.) Schweres Explosiv usuvglück bei einer Neichs- marine-Uebnng in der Ostsee — 6 Tote, 4 schwer verletzt Kiel. Bei einer Uebung des Sperr-Versuchs Kom mando der Reichsmarine im Seegebiete östlich Schleimünde explodierte aus bisher noch unbekannten Gründen aus dem Minenleger L. 12 ein Sprengkörper. Auf L 12 und dem neben ihm liegenden G 8 wurden 6 Soldaten des Sperr kommandos tödlich, 3 weitere Soldaten und ein Angestellter schwer verletzt. El« edles Frauenleben. Roman von Carola Weitz. Copyright by- Greiner L Comp. Berlin W 30. Nachdruck verboten. 6. Fortsetzung. , 7- Die Gräfin sah ihren Sohn fast sprachlos vor Uebe» raschung an; einer solchen Einmischung von seiner Seite war sie wohl nicht gewärtig. War sie klug genug ein zusehen, daß sie zu weit gegangen, oder fürchtete sie durch Widerspruch den Zorn des jungen Mannes noch mehr zu reizen, vor dessen Rücksichtslosigkeit sie, die Mutter, auch nicht mehr sicher war; sie hätte den Gegenstand fallen lassen, aber sie war doch dem Diener dankbar, der in diesem Augenblick meldete, daß die Tafel serviert sei. 4. Kapitel. - - '' Das Schloß lag in einer Talsohle, die nach Süden breit, nach Norden zu sich immer mehr verengte. Den Hintergrund bildeten die Karpathen, ein mächtiger Ge birgswall, der in den gewaltigsten Formationen von drei Seiten den Horizont umspannte, und dessen Gipsel ewigen Schnee trugen. Vorn war die Aussicht offen, und da zog in weitem majestätischen Bogen ein breiter Strom, die Waag; er kam aus dem Eichwalde, der hinter dem Schlosse lag und sich stundenweit bis zu dem Gebirge bog, und floß dann weiter über das breite Tal an dem Städt chen Tarnova vorüber. Das Schloß bestand aus zwei Bauten, dem alten und dem neuen, die durch einen schmalen Hof verbunden waren. Der alte war grau, rissig und sah eher einem Räuberneste als einem Bau der neuen Zeit ähnlich. Und das war er auch; es war das Stammschloß des Grafen, das sich ans dem elften Jahrhundert herschrieb, und das als heilige Er innerung für die Familie unberührt geblieben war. Seine Mauern waren vor Alter fast schwarz und zeigten visl-e Risse und Sprünge; kleine runde, bleieingefaßte Fenster, unförmige Ecken und Vorsprünge gaben ihm ein rohes, ungefüges Gepräge; am äußersten Ende erhob sich ein außerordentlich hoher, runder Turm, der die ganze Gegend überragte. Glich dieser eine Teil einem uralten Weibe mit eis grauen Locken, Runzeln im Gesicht und verfallenen Zügen, so war der zweite, der Neubau, einem jungen Weibe zu vergleichen, das sich mit allen Reizen des aufsteigenden Lebens geschmückt hat. Ein breiter, prachtvoller Bau im Stile der Renaissance, reich mit architektonischen Schönheiten ausgestattet, mit vergoldeten Ballonen, großen regelmäßigen Fensterreihen, inmitten prachtvoller Anlagen, das Antlitz der mächtigen Gebirgswelt zugewendet. Wenn Elisabeth in der ersten Zeit an eines der Fenster trat und hinaussah, erfaßte sie fast ein Schauer vor der Erhabenheit der Natur, die ihr von überall entgegenblickte, und sie dachte, Menschen, in einer solch gewaltigen Um gebung lebend, von solch erhabenen Eindrücken umgeben, dürften nichts Kleines und Niedriges sinnen; groß wie die Natur, mußte auch der Menschengeist angelegt sein, und doch hatte sie gleich bei ihrem Eintritte solch kleinliche Ein drücke empfangen. Zwar war die Gräfin auf ihr erstes Ansinnen nicht mehr zurückgekommen und Elisabeth hatte sich bald in ihre neue Stellung hineingefunden. Die ge waltige Berglandschaft draußen und die einfache, schlichte, liebenswürdige Kinderwelt erleichterten ihr die Sache; wirkte jene neu und mächtig auf ihren reinen, gebildeten Geist, so führte diese ihrem warmen Gemüte reichliche Nahrung zu. Auch die Gräfin war ihr trotz alles Herben und Abgeschlossenen nicht unsympathisch. Sie war eine gebildete Frau, tüchtig in ihrem ganzen Wesen, und wo ihr Adelsstolz nicht in Betracht stand, von kluger und ge rader Gesinnung. Im Schlosse herrschte ein strenger, geregelter Geist. Die Gräfin verkehrte mit fast niemand; es war ein Er eignis zu nennen, wenn sie in den benachbarten Schlössern zu Besuch erschien, und doch war sie nicht gemieden, im Gegenteil, man brachte ihr jene ehrfurchtsvolle Scheu ent gegen, wie sie nur demjenigen gezollt wird, den — ein großes Schicksal geweiht hat. . . Graf Geza pflegte gewöhnlich unangemeldet auf Urlaub zu kommen, denn er wußte, daß, wenn seine Mutter von seiner Ankunft unterrichtet war, sie einige Vorsichtsmaß regeln zur Anwendung brachte, die ihm nicht behagten; so entließ sie alle jungen weiblichen Bedienten, die nur im entferntesten das Prädikat „schön" verdienten, und so wimmelte das Schloß, wenn er nach Hanse kam, von alten oder häßlichen Gesichtern, wie er sich gelegentlich ärger lich zu äußern Pflegte. Auch das strenge, fast eintönige Leben, wo jeder und jedes seine Pflicht tat, und ein Tag dem andern, wie ein Wassertropfen dem andern glich, war nicht nach seinem Sinne, und so Pflegte sonst mit seinem Besuch ein lebhafter, geräuschvoller Geist einzuziehen. Jagden, Gelage wechselten miteinander, und es verging kein Tag in der Woche, wo das Schloß nicht Gäste sah. So unangenehm, ja peinlich der Gräfin das bunte Treiben war, so suchte sie ihm doch durch kein mißbilligendes Wort Schranken zu setzen. Wollte sie dem Sohn den Urlaub nicht vergällen, oder wußte sie, daß dem jungen Manne keine Grenzen zu ziehen waren? Die Dienerschaft freute sich aber immer der veränderten Lebensweise. Da gab es Trinkgelder in Hülle und Fülle. Die straffen Zügel der Hausordnung waren viel loser angezogen und wenn sie auch oft Bekanntschaft mit der Reitpeitsche des gnädigen Herrn machte, so beeinträchtigte dies nicht die Gefühle für ihn; er war freigebig bis zum Exzeß und entgalt reichlich jeden Schlag seiner Hand; aber nicht nur die Diener, auch die Bauern der Gutsherrschaft waren ihrem wilden, tollen Grafen, wie er allgemein genannt wurde, gut gesinnt, denn so wie er zornig und leichtfertig fast bis zur Maßlosigkeit war, so war wiederum seine Frei gebigkeit in derselben Weise fast ohne Grenzen. Diesmal war mit dem jungen Grafen nicht dieser wilde Geist einge zogen. Einige befreundete Offiziere, unter ihnen Palsy, waren in den ersten Tagen erschienen, Geza zu begrüßen, aber keine weiteren Einladungen zu Jagden und Gesell schaften folgten vorläufig. Die Gräfin, auf die ange nehmste Weise von dieser plötzlichen Veränderung über rascht, wußte nicht, wo sie die Ursache hierfür suchen sollte. War er nicht ernster, sich seiner Bedeutung als letzter Sproß eines der ältesten, reichsten und berühmte sten Geschlechter endlich bewußt geworden? Es wurde auch Zeit dazu, er war siebenundzwanzig Jahre, und auf ihm beruhte der Glanz, der Fortbestand der Familie. Und er brauchte ja nur zu wollen; sein Name war von solch altem, edlem Klange, daß keine Fürstentochter ihm ihre Hand versagt haben würde. (Fortsetzung folgt.)