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Nr. 149. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, ven 28. Juni l928. Seite 6. wurde bei dem Sturz durch die Windschutzscheibe die Hals schlagader zerschnitten, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Glauchau. An der gefährlichen Kurve an der „Bis marckhöhe" am Stadteingang wollte ein von Niederlnng- witz kommendes Plauener Personenauto in dem Augenblick die Kurve nehmen, als von Glauchau ein Per sonenauto gefahren kam. Es erfolgte ein Zusammenstoß. Der Plauener Wagen wurde von seinem Besitzer zwar im letzten Augenblick nach links gerissen, dabei fuhr ihm aber der Glauchauer Wagen in die Flanke und stieß den Plauener Wagen in den Straßengraben. Das Plauerler Auto wurde stark beschädigt. Der Besitzer dieses Wagens erlitt nur leichte Verletzungen, während seine neben ihm sitzende Frau mit dem Kopf die Windschutzscheibe durch stieß und gefährliche Schnittwunden im Gesicht davontrug. Amerika bestellt Jachten in Deutschland. In Bremen wurde kürzlich eine große Anzahl Renn- und Segel- jochten verladen, die von führenden amerikanischen Segelklubs in Deutschland bestellt worden waren. Schießsport Da» dieejLhrige Bezirkepreioschießrn im Oberlau fitzer Schütze«»«»» findet z. Zt. in Kamenz statt. Die Pulsnitzer Privilig. Schützengesellschast wird Montag, den 2 Juli, nachmittags dort schießen und zwar auf MeisterschaftS-Lagen nnd Festscheibe (160 w). Sämtliche Mitglieder sind hierzu eingeladen, und ist recht rege Betei ligung im Interesse unserer Gesellschaft erwünscht. Abfahrt: Montag nachmittag 13.57. Sonntag, de« 1. Juli Prämienschießen (s. Inserat in gestriger Nr.) Auch hierzu wird um allseitige Beteiligung gebeten. Turnen (V T.) »1« letzte« V,rbereitn«ge» für» Deutsche Tursfeft. In allen Turnvereinen, Turngauen und im Turnkr.ije Sachsen selbst wird seit vielen Wochen fieberhaft fürs Deutsche Turnfest gerüstet. Gewaltige Vorarbeit ist bis jetzt geleistet worden, wichtige Vorarbeit muß noch geleistet werden. Um die letzten größeren Vorbereitungen für den TurnkreiS Sachsen hinsichtlich des Deutschen Tnrnf stes in Köln zu treffen, kommen die sächsischen Turncrführer am Sonnabend und Sonntag zu ernster Beratung nach Chemnitz Die technischen Führer de» sächsischen Turnkreises tagen bereits am Freitagnachmittag und Sonnabendvormiltag und werden dort die letzten technischen Fragen für» Deutsche Turnfest klären. Am Sonnabendnachmittag und Sonn- tagvormittag tritt dann der Kreisturnrat des Turnkceises Sachsen zu seiner 98. KreiSturnratsfitzung zusammen. Der wichtigste Punkt der Tagesordnung dieser Tagung ist ebenfalls das Deutsche Turnfest. Die Tagesordnung sieht noch folgende Beratungspunkte vor: Eingänge und Erledigungen, Berichte der Verwaltungsbeamten, Berihte der Fach warte, Großgaufrage, Kreisehrenurkunden und Allgemeines. Am Sonn tagnachmittag sind die Turnerführer Sachsens Gäste des Turngaues > Chemnitz und Umgebung, der an diesem Tage sein Jubclgauturnfest i im Rahmen einer großen Borprobe für Köln abhält. Radsport. In der badischen Hauptstadt Karlsruhe ist eine neue Radrennbahn erbaut worden. Die neue Bahn weist gementbelag auf. Auf der Leipzig-Lindenauer Radrennbahn siegte Sawall im „Preis der Extraklaffe". Das Hauptfahren über 1000 Meter holte sich im Endlauf Spears. Das Punktefahren über 5000 Meter Ehmer und das Entschädigungsfahren über 1000 Meter Knappe. Leichtathletik. In Kopenhagen siegte der Hamburger Boltze im 5000-Meter-Lauf in 12:27,8 und im 2000-Meter- Hindernislauf in 6:14,2 Diekmann (Hannover) gewann die 8000 Meter in 9:00,5. Schwerathletik. In Wien stellte Stadler im Feder gewicht mit 75 Kilogramm Reißen rechts einen neuen Weltrekord auf. V. Kabisch erzielte mit 82,5 Kilogramm rechts Stoßen einen neuen österreichischen Rekord im Bantamgewicht, und Haas stellte schließlich mit 112,5 Kilogramm rechts Stoßen einen neuen Weltrekord im Leichtgewicht auf. Börse und Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 27 Zuni 1928. Dresden. Das Geschäft an der Dresdner Börse war wie- , der unbedeutend, die Tendenz aber ziemlich fest. Vereinigte I Photo stiegen 7,5, Polyphon 6, Glasfabrik Brockwitz 4,5, Berg mann und Dresdner Albumin-Aktien 4, Gcnutzscheine sogar S Prozent. Eine ganze Anzahl von Werten lag 1—3 Prozent höher. Es verloren hingegen Residenz Baubank 5, Mimosa 2,75, Kahla und Germania Brauerei je 2 Prozent. Leipzig. Die Börse war erholt, auch die Umsätze waren hier größer als an den Vortagen. Stöhr setzten 5,75 Prozent höher ein, Polyphon 5,5, Kasseler Jute und Leipziger Spitzen je 5, Schubert u. Salzer 4,5, Reichsbank und Nordwolle je 3 Prozent. Der Freiverkehr war uneinheitlich. Chemnitz. Bei stillem Geschäft waren kleine Kursschwan kungen zu verzeichnen. Schubert u. Salzer gewannen je 3, Max Kohl und Sachsenwerk je 2 Prozent, während Dresdner Bank, Dürfeld und Faradit je 3 Prozent nachgaben. Mimosa lagen 2 Prozent niedriger. Chemnitzer Produktenbörse. Weizen, 74^ Kg. inländ. 256 bis 262; Roggen, 70 Kg., neu 285—295; Sandroggen, 71 Kg. 298—302; Sommergerste, neu 295—310; Hafer, neu 260—270; Mais für Futterzwecke 248—253; Mais, Cinguantin, für Futterzwecke 270—280; Weizenmehl, 70prozentig 42,50, Roggen mehl, Wprozentig 44,50; Weizenkleie 16,50; Roggenkleine 17,50; Wiesenheu, drahtgepreßt 11,—; Getreidestroh, drahtgepreßt 4,7h. Berliner Börse vom Mittwoch. Die Börse hatte recht feste Tendenz, doch beschränkte sich das Interesse zunächst nur aus Spezialwerte. Hiervon ausgehend, konnte sich aber im Verlaufe auch auf der ganzen Linie die Stimmung bessern. Die Ultimosorgen sind überwunden, der Reichsbankausweis befriedigte. Amtliche Oevisen-Notierung. Devisen (in Reichsmark» 27 Juni 26 Jun: Geld Briel Geld Briet Hi. Hi. M. Dt. New Jork , . 1 tz 4,1795 4,1875 4,1795 4,1825 London . , , . 1 2 20,382 20,122 20,388 20,428 Amsterdam . lOO Dld. 168.34 168,68 168,43 168,77 Kopenhagen . 100 Kron. 111,95 112,17 112,02 112,24 Stockholm , , 100 Kron. 11211 112,33 112,13 112,35 Oslo . , , ,, 100 Kron. 111,85 U2.07 111,87 112,09 Italien .,,, 100 Lire 21,985 22,025 21,99 22,03 Schweiz , ,, 100 Frca. 80.61 80,77 80,59 80,75 Paris . ,,., 100 Frcs. 16,435 16,475 16,43 16,47 Brüssel , ,, . lOOBelgo 58,365 58,485 58,38 58,50 Prag ,,»,. 100 Kron. 12,388 12,408 12,39 12,41 Wien ..... 100 Schill. 58,865 (8,985 58,84 58,96 Spanien , , . 100 Pesell- 6915 69 29 69,25 6939 Bankdiskont: Berlin 7 (Lombard 8), Amsterdam 4^, Brüssel 4)4, Italien 5)4, Kopenhagen 5, London 4)4, Madrid 5, Oslo 5)4, Paris 3)4, Prag 5. Schweiz 3-4, Stockholm 3)4, Wien 6. Effektenmarkt. Heimisch «Renten kaum verändert. Ausländische Renten überwiegend befestigt. Verkehrswerte schwächer. Schiffahrtsaktien bis 2,5 Prozent fester. Montan werte still. Kaliwerke: Salzdetfurth herauf bis 464 (plus 8,5), Westeregeln bis 267 (plus 9) und Aschersleben bis 263 (plus 7). Lhemiewerte höher. Maschinenfabriken: Berlin-Karlsruher stiegen um 4,25 Prozent auf 71,75 Prozent. vHwachstromaktien schwächer, 125. Bauwerte fester. Textilaktien: Stöhr auf 264 befestigt, plus 4,5. gell- stoffaktien: Das Hauptgeschäft hatten Feldmühle 264,5, plus 11,5. Spritaktien: Ostwerke (315) und Schultheiß (355) je plus 4,5 Prozent. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto einschl. Sack frei Berlin. IM tg 27. 6. 26 6. Mehl 70 °/, 27. 6. 26. 6. Welz.' märk. Weizen . . 31.0-35.2 31.0-35.2 249/-250? 249 0-250.° Roggen 34 9 38.0 35.0 38.0 Juli 263.°-264.° 264.0-264? Weizenkleie 15.6-16.0 15.7-16.0 Sept. 263° 263.° Roggenkleie 18.0 18.0 Oktob. 263.° 263.° Raps (1000 lco) 166-170 — Rogg. mrk. 1 Juli Sept Oktob Leinsaat (do.) — —»E 68/-270.° 269/-270? 25O.°-251? 25O.°-250.° L68/-270? 268?-268? ?49°-249? 25O.°-249? Erbsen, Viktoria KUSpeiseerbsen Futtererbsen Peluschken Ackerbohnen 48.0-60.c 35.0-40.0 24.0-25.5 25.0-26.5 23.0-24.0 50.0-62.0 35.0-40.0 24.0-25.5 25.0-26.5 23.0-24.0 Gerst» Wicken 25.0-28.0 25.0-28.0 Som 245.0-264/ 245 °-264.° Lupinen, blau 14.0 1k.5 14.0 15.5 Wint. ruhig ruhig . gelb 16.0 17.0 16.0-17.0 Hafer märt Seradella --- -- — 254.°-264o 254.-264? Rapskuchen 18.8-19.0 18.8-19.0 Iull 259.° 258° Leinkuchen 23.0 23.7 23.0-23.7 Sept. —- — Trockenschnitze! 15.9 16.1 15.9 >61 Oktob — Soya-Lxtra- 20.6-20.9 .0,6-21.2 Mai'S Schrol Berlin 24302450 241.0-243? Kartoffelflocken 25.1-25 6 253'58 ') Hektolitergewicht 74.50 kg. °) do. 69 kg. Berliner Magervichmarkt. (Amtlicher Marktbericht vom Magerviehhof in Friedrichsfelde.) Schweine- und Ferkel markt. Auftrieb: 340 Schweine und 553 Ferkel. Verlauf: Ruhi ges Geschäft, Preise weichend. Cs wurden gezahlt im Groß- handel für: Läuferschweine, 6—8 Monate alt 60—70, 4—6 Mo nate alt 46—60; Pölke, 3—4 Monate alt 30—46; Ferkel, 8—12 Wochen alt 21—30, 6—8 Wochen alt 15—21 M. per Stück. Amtlicher Berliner Schlachtviehmarkt. Auftrieb 1583 Rinder, darunter 269 Ochsen, 445 Bullen, 869 Kühe und Färsen, 2825 Kälber, 6717 Schafe. Verlauf: Bei Rindern, Kälbern, Schafen und Schweinen ruhig. Preise: Ochsen: k>1) 58—61, cj 53—56, d) 46—49; Bullen: a) 56—57, b) 53—54, c) 49—51, d) 46-48; Kühe: a) 46-^8, b) 34—41, c) 25—30, d) 20-22; Färsen: a) 59—61, b) 53—56, c) 45—49; Fresser: 38-47; Kälber: b) 68—76, c) 60—70, d) 47—58; Schafe: a2) 58—62, b1) 50—56, b2) 47—54, c) 40—48, d) 25—38; Schweine: a) 66—67, b) 66—68, c) 66—68, d) 64—66, e) 60—63; Sauen: 60—63. Wild und Wildgeflügel: per )4 Kilogramm Dammwild männlich, mit Abschußattest 0,70—0,80, Rehböcke: la) 0,90—0,98, do. 2a) 0,70—0,90; Rotwild mit Abschußattest: 0,70—0,75; Wild schweine, Keiler: 0,35^-0,40, do. Bachen: 0,45—0,50, Ueber- läufer: 0,45—0,55. Geschlachtetes Geflügel: Hühner, hiesige Sup- pen, 1a, per )4 Kilogramm, 1,10—1,15, do. 2a) 0,80—1,00, Hähne, alte 0,80—0,90, Hühner, Wolga 0,90—1,05, Tauben, junge, 1a, per Stück 0,80—0,90, do. junge 2a, per Stück 0,50 bis 0,60, do. alte 0,60—0,65 Gänse, junge, 1a 1,20—1,30, do. 2a 1,00—1,10, Enten, junge, 1a 1,20—1,30, do. 2a 0,80—1,00 per )4 Kilogramm. Die Preise sind die amtlichen Berliner Markthallenpreise, einschließlich Fracht, Spesen und Provision. N/yF Wassertemperaturen am 27. Juni: 19 - 21 — 2t Grad Celsius Kirchen - Nachrichten P«l»«itz Sonntag, den l. Juli. 4. «ach Tri«.: '/,9 Uhr Abend mahl. 9 Uhr Predigtgottesdienst (Röm 8, l8—23) Pfarrer Schulze. Lieder Nr 414. 436. 300,10. 424. Sprüche Nr. 89 103. 2 Uhr Taufen. 4 Uhr Jugendbund für E. C. V»" Uhr Abendandacht im Pfarihaus» gartcn. — Montag, den 2. Juit: 8 Uhr Vorbereitung für den Kin- dergoitesdienst (Mat h. 7, 24—29), - Dienstag, den 3. Juli : >/,5 Uhr Grvßmütrerchenvercin. 8 Uhr Bibelstunde in laiidcSkirchlicher Gemein schaft. — Mittwoch, den 4. Juli: 8 Uhr Bibelkränzchen de- Jung- srauenvereins. Ohor« Donnerstag, den 5. Juli: 3 Uhr Altenvereivigung bei Frau Birnstein Gickelsberg. °/«7 Uhr Helfervorbereitung bei Schwester Hilde gard. — Freitag, den 6 Juli: 8 Uhr Jungfraucnver in. Ei» edle» Frauenleben. Roman von Carola Weitz. Copyright by Greiner L Comp. Berlin W 30. Nachdruck Verbote» 33. Fortsetzung. Sie waren beide ohnmächtig, der Gerettete und die Retterin, und während die Gräfin vor dem bewußtlosen Knaben kniete und ihn mit Hilfe der Dienerin ins Leben zurückzurufen suchte — ein Bote war in die Stadt nach dem Arzte geeilt — trug Geza Elisabeth in das Schloß zurück. Auf dem Wege kam sie zu sich, aber sie war so schwach und so betäubt, daß sie keine Bewegung machen konnte. Geza trat mit ihr in eine Laube, legte sie auf eine Bank und kniete vor ihr nieder. Was sind alle Entschlüsse und Vornahmen? Eine Zeitlang werden die heißen Empfindungen nieder- gehalten, wie die rebellischen Wasser durch eine äußere, stärkere Kraft, dann ein Moment, die Wasser steigen und vie Dämme sind zerrissen . . . Tief war Geza von dem Bewußtsein durchdrungen, daß er ihrer nicht wert, daß sie ihn nicht lieben könne, jetzt, da er sie vom sicheren Tode gerettet, sie in den Armen hielt, wußte er nur das eine, daß er ohne sie nicht leben könne, daß sie sein werden müsse. War sie zu schwach, ihm Einhalt zu gebieten, als er in heißen Worten sein Liebeswerben aufs neue begann? Oder ließen sie ähnliche Empfindungen verstummen? Ihr Gesicht hatte nichts Abweisendes in diesem Augenblicke, es lag im Gegenteil ein Ausdruck stillen, süßen Glückes dar- in. Und verstand ein Herz die Sprache des anderen? Es kam wie eine Verheißung über ihn. „Elisabeth, willst du mein werdend Sie machte sich sanft von ihm los und setzte sich auf, er aber hielt ihre Hände fest und wiederholte leidenschaftlich flehend seine Worte. „Ich ... ich will erst mit Ihrer Mutter sprechen, bevor ich Ihnen antworte," sagte sie nach langem Schwei gen. Sie hatte die Augen gesenkt, und er fühlte das leise Beben ihrer Hände. „O, bitte, machen Sie mich nicht irre, es muß sein," fuhr sie fort, als er ihr etwas stürmisch erwidern wollte. „Das eine sollen Sie wissen ... zu Ihrer Beruhigung, ich . . . ich zürne Ihnen nicht, wie in jener Nacht auf der Landstraße . . . Jetzt, bitte, gehen Sie ins Schloß und schicken Sie mir die Datka mit trockenen Kleidern. Man wird mich suchen." Er war schon bei der Tür und blieb wieder stehen. „Elisabeth, eine Bitte," sagte er und wies auf ihr Haar, das aufgelöst wie ein goldener Mantel sie umfloß. „Elisabeth, gönnen Sie mir eine Locke zum Angedenken an diese Stunde!" Sie sah nicht auf, aber sie nickte leise Bejahung. Sein Zigarrenetui barg eine kleine goldene Schere. Als er in die weiche, glänzende Fülle griff) zitterten seine Hände. Er schnitt die Locke ab, aber die Versuchung war größer als sein Wille. Ihr Gesicht, ihr Atem war jo nahe dem seinen . . . Ehe er selber wußte, wie es ge schah, hatte er ihren Kopf an sich, und seine Lippen berührten ihre Augen, dann stürmte er hinaus. 16. Kapitel. Es kam die Nacht. Tisza war zu Bett gebracht worden und verfiel in einen ruhigen, festen Schlaf. Es hatte lange gedauert, bis man ihn ins Leben zurückgerufen, aber der Arzt gab trotzdem die beruhigendsten Hoffnungen. Ein ungestörter Schlaf und einige Tage Ruhe würden wieder alles bei dem Kinde ins Geleise bringen. Die Gräfin hatte während der ganzen Zeit Elisabeth weder gesehen noch gesprochen, das Entsetzen beim Anblick des leblosen Knaben hatte jedes andere Interesse in ihr ausgelöscht, da hatte sie erst empfunden, was ihrem Herzen die Kinder ihrer verstorbenen Tochter waren. Sie hatte sich nach der mutigen Retterin erkundigt und erfahren, der Gras habe sie ins Schloß gebracht, wo sie sich er holt habe. Als der Arzt kam und bei Tisza nichts mehr zu tun war, schickte sie ihn zu Elisabeth hinauf, auch er gab ihr die Versicherung: das Fräulein sei noch etwas matt, aber vollständig erholt. Jetzt, da sie der ruhige, feste Schlaf des Knaben be ruhigte, beschloß sie, selbst nach ihrer Gesellschafterin zu sehen, um ihr für die Rettung Tiszas zu danken. Eben wollte sie leise das Zimmer verlassen, als sich die Tür öffnete und die Datka hereintrat. „Hast du geschlafen, Sanna, und ist dir leichter?" „Oh, gnädige Gräfin, es sitzt hier wie ein Stein/« sie wies nach dem Herzen. „Es ist wohl der Schreck, der sich da festgesetzt hat." Das Gesicht der treuen Alten sah ebenfalls so ange griffen aus, wie das der Nächstbeteiligten. Daß ihr auch das passieren mußte, der Treuen, Vorsorglichen! Sie hatte nach dem Unfälle zu den Füßen der Gräfin ge legen und sie angefleht, sie mit Schimpf und Schande aus dem Schlosse zu jagen, sie war so außer sich gewesen, daß sie die Gräfin beruhigen nnd ihr mit tröstenden Worten zusprechen mußte. So sagte sie auch jetzt: „Bleib hier, ich schicke dir durch Janko ein Glas Wein. Bleib hier bei Tisza, bis ich zurückkomme, ich will zu Fräulein Werner hinauf." „Das Fräulein hat mich eben mit einem Ansuchen an die gnädige Frau geschickt, sie ließe die gnädige Frau um eine Unterredung bitten." „Mich^ fragte die Gräfin befremdend, „und zu dieser Stunde?" „Ja, das Fräulein ließe die Gnädige sehr darum bitten, es müßte noch heute sein." Was soll das bedeuten? Was konnte die Gesellschafterin Wichtiges mitzuteilen haben? „Als sie vom Arzt erfuhr, daß Tisza schlief/« fuhr Sanna fort, „und nichts für ihn zu befürchten sei, schickte sie mich gleich mit dem Ansuchen an die Gnädtge." „Bescheide sie nach meinem Salon, ich werde mich gleich hin verfügen," sagte die Gräfin. Als sie kurz darauf in den Salon trat, befand sich schon darin Elisabeth. Was der Gräfin gleich im ersten Augenblicke aufstel, als sie vor sie hintrat, war der tiefernste und zugleich verwirrte Ausdruck in dem Gesicht des Mädchens. „Sie wollen mich sprechen, Fräulein Werner," sagte die Gräfin, „und es muß etwas sehr Wichtiges sein, da Sie den heutigen Lag und die späte Stunde dazu wählen. Vorerst aber lassen Sie mich Ihnen danken sür die Rettung meines Enkels, ich wollte mich gerade zu Ihnen ver fügen, als die Datka mit Ihrem Ansuchen kam. Sie sind ein mutiges Mädchen, Elisabeth, und ich stehe in großer Schuld bet Jhnen.^ (Fortsetzung folgt.)