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- — — Erscheint an jedem Werktag — — — Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streit oder sonstiger irgend welchee Störung de- Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück- zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 RM bet freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 RM; durch di« Post monatlich 2.60 RM freibleibend Anzeigen-Grundzoblen in Die 41 mm breite Zeile (Mvsse's Zeilenmcfser 14) 1 mm Höhe 10 in der AmtSbauptmannschast Kamenz 8 O/; amtlich 1 mm 30 M und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50°/, Ausschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzelgengcbühren durch Klage oder in KonkurSfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Weg'all von Preisnachlaß i» Anrechnung. Bis '/«w Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tag: Aufnahme pulsmh erFayeb!att WLL Bezirbsanzeiger Wochenblatt Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtSgerichtSbezirts: Pul-nitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober, und Niederltchtenau, FrirderSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von S L. FSrster « Erben (Inh. I. W Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr inPulsnitz Nummer 14S Donnerstag, den 28 Ium 1928 8V. Jahrgang Das Wichtigste Der Aeltestenrat des Reichstages ist auf Donnerstag vormittags 11 Uhr zu einer Sitzung einberufen worden, um über die Einberufung des Reichstages und seine Geschäftslage zu beraten. Der englische Pilot Courtney ist von Lissabon aus zum Ozeanflug nach Amerika gestartet. Der amerikanische Arbeiterführer Murphy ist nach Meldungen aus Chikago von unbekannten Tätern erschossen worden. Die Verbrecher konnten im Automobil flüchten. MtW md sächM Angelegenyeiien Pulsnitz (Hausbesitzer-Verein.) Einen für Hausbesitzer recht wichtigen Vortrag hielt der Vorsitzende, Herr Stadtrat Biereichelt am Dienstag im „Bürgergarteu". Seine unermüdliche Arbeit zu Nutz und Frommen des Haus besitzes, seine eigene, verständliche Art, Zweifelhaftes aufzu klären, sichern ihm immer ein volles Haus. So auch am Dienstag. Von großem Wert für die Hausbesitzer waren die Erläuterungen über die neue Einheitsbewertung für 1928. Die Grundstücke werden höher bewertet, dabei steigt auch die Grundsteuer automatisch. Bei der Feststellung des neuen Einheitswertes zwangsbewirtschafteter Grundstücke ist auch wieder von dem Wehrbeitragswert auszugehen, erfahren aber durch den erhöhten Hundcrtsatz vom Wehrbeitragswert den erhöhten Einheitswert, der bei Mietwohngrundstücken nicht mehr nach der Friedensmiete, sondern nach Anzahl der Wohn- und Schlafräume festgesetzt und im Durchschnitt um 10 «/, des Wehrbeitragswertes höher wird. Z B, ein Grundstück mit 20 000 Mk. Mehrbetrag steigt der Einheits- Wert von 7000 auf circa 9000 Rm. Bei Grundstücken, die der Zwangswirtschaft nicht unterliegen, wird statt der bis herige I8fachenunmehrder20facheErtragswertals Einheitswert zu Grunde gelegt. HerrBiereicheltempfahlgenauePrüfungder im Herbst kommenden Steuerbescheide und ermahnte, bei cv. Reklama tionen die vier Wochen Einspruchsfrist nicht zu versäumen. Mit dem Steigen der Einheitswerte steigt auch das Ver mögen. Der Vortragende gab genaue Erläuterungen über Steuerfreiheiten und erklärte dann, die Ausfüllung des bis Ende dieses Monats einzurcichenden Formulars der Ver mögensdeklaration, den ein jeder Besucher mitgebracht hatte. Auch die anderen Deklarationen über Grundstücke und Ge werbe wurden erläutert. Alsdann erteilte Herr Biereichelt Bericht über die Tagung in Pirna. Interessant war die Feststellung, daß der sächsische Verband der bestorganisierteste ist im deutschen Vatcrlande. (lieber die Pirnaer Tagung brachten wir einen Bericht in Nr. 143 des Pulsnitzer Tage blattes vom 21. Juni). Herr Stadtrat Biereichelt gab bekannt, daß er im Interesse des Hausbesitzes ein Gesuch an den Stadtrat gerichtet habe, in dem die Bitte um bessere Ueberwachung der Fahrtgeschwindigkeiten der Lastkraftwagen ausgesprochen wird, um den dadurch entstehenden Häuser schäden bcstmöglichst baldigste Abhilfe zu schaffen. Weiter wurden von ihm Erläuterungen über Mietzinssteuerermäßigun gen, über Haftpflicht und Hypothekenschutz des Hausbesitzers gegeben. Am Schlüsse seiner Ausführungen bat Herr Bier eichelt, für den Hausbesitz weiter zu werben, denn nur enger Zusammenschluß kann ihm die Freiheit eher wieder bringen. Nachdem Herr Baumeister Johne dem Vorsitzenden den Dank für seine Ausführungen und Mühen ausgesprochen hatte, wurde die Versammlung gegen '/,11 Uhr geschlossen. Pulsnitz. (Bau eines Wasserbassins.) Zur Behebung des Wassermangels bei etwa ausbrechendem Feuer wird gegenwärtig im alten Stadtteil „Polzenberg" ein Wasser bassin von größerer Dimension durch Herrn Baumeister Paul Johne errichtet. Bei den Ausschachtungsarbeiten stieß man infolge Triebsandes auf größere Schwierigkeiten. In der Tiefe gab es mancherlei zu beseitigen, alte Granitbinder und hölzerne Schleusenrohre erschwerten das Arbeiten und infolge größeren Wasserdruckes von der Bergseite her mußte Tag und Nacht das Wasser aus der Grube gepumpt werden. Der Bassin ist im Lichten 8 Meter lang, 5 Meter tief und 1,80 Meter hoch und faßt somit 72 Kubikmeter Wasser. Derselbe wird mit einer Eisenbetondecke überspannt, sodaß darüber der Verkehr ungehindert stattfinden kann. Bei einem ausbrechenden Brande wird der aufgespeicherte Wassecvorrat zirka 1>/, Stunde für unsere Motorspritze ausreichen. Es durste somit nunmehr auch bei einem größeren Brande für Berufsheere oder Volksheere? Ein Dortrag des Generalobersten von Seeckt in München Kompromiß zwischen Zentrum und Sozialdemokratie — Regierungsbildung abermals vertagt — Die volks parteiliche Fraktion verwarnt Stresemann — Republik oder Monarchie? — Behält Hermann Müller die Regierungsbildung? Müller Franken gibt seinen Auftrag zurück? — Bericht der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion — Die Berliner Presse zur Regierungsverhandlung — Rücktritt der polnischen Regierung — Amundsens Flugzeug gesichtet München. Generaloberst von Seeckt hielt auf Ein ladung des akademischen politischen Klubs einen Dortrag über das Thema: „Berufsheere oder Volksheere?", zu dem sich ein zahlreicher Kreis von Persönlichkeiten aus verschie- denen politischen Lagern eingefunden hatte. Der Vortragende nahm die Antwort auf seine Fragestel lung gleich vorweg, indem er sich für beide, also für Be- rufsheerund Dolksheer, aussprach. Der Politiker und der Militär müsse, so erklärte Seeckt, davon ausgehen, daß, wenn ein Krieg unvermeidlich geworden sei, dessen Ab kürzung das erwünschte Ziel sei. Man scheine sich aber auf dem entgegengesetzten Wege zu befinden. Schon im letzten Weltkrieg hätten die Flugzeug- und Fliegerangriffe den Krieg weit in das Hinterland hineingetragen und das ganze Volk in Mitleidenschaft gezogen. In der Zukunft werde das wohl noch in erhöhtem Maße der Fall sein, und das neue französische Rüstungsgesetz ziehe die ganze Nation ohne Ausnahme zur Verteidigung der Nation heran. Wenn man nun versuchen wolle, ein Bild des Heeres der Zukunft zu geben, so ergäben sich folgende Feststellungen: Die Massenheere haben sich zur Herbeiführung der Entscheidung als unbrauchbar erwiesen. Die Masse muß durch den Wert ersetzt werden. Die Herr- schäft des Materials muß die des Geistes gegenübergestellt werden. Es sind kleinere bewegliche hochwer tige Heere notwendig. Die Sicherung durch das Frieednsheer muß den Bedürfnissen entsprechen. Ein Volk muß vorbereitet sein, um im Kampfe um sein Dasein seine ganze Kraft einzusetzen. Die Rüstung eines Volkes darf keinen für ein anderes Volk bedrohlichen Charakter haben. Eie muß also auf Sicherheit und Verteidigung eingestellt sein, und nicht aus den Angriff. Gründliche, lange Ausbildung des Berufsheeres, sei Vorbedingung, aber zur Verteidigung des Vaterlandes muß jeder Waffenfähige vor bereitet sein. Also Berufsheer und Volksheer. Auf Grund dieser Feststellungen kam Generaloberst von Seeckt zu folgenden Schlußfolgerungen: Ein der Größe und den Bedürfnissen des Landes angepaßtes Berufsheer mit langer Dienstzeit, möglichst aus Freiwilligen bestehend, dazu ein System allgemeiner Wehrpflicht, militärische Jugenderziehung mit dem Ziel körperlicher Ausbildung, Sicherstellung des ersten Materialbedarfs für das Friedens heer. Wirrwarr in -er Regierungskrise. Neue Forderungen des Zentrums. Berlin. Die Regierungsbildung Müllers, die in ihrem neuen Stadium des sogenannten Kabinetts der Persönlich keiten schon am Dienstag abgeschlossen schien, ist neuerdings wieder in Frage gestellt. Im Laufe des Mittwochvormittags waren im Reichstag die Fraktion der Deutschen Voltspartei und die Fraktion des Zentrums zusammengetreten. Die Deutsche Volkspartei hatte den Abgeordneten Müller aufge- fordert, mit den offiziellen Beschlüssen der Kabinettsbildung zu warten, bis eine Fraktionsbevatung der Deutschen Volks- Partei noch einmal zu dem Telegramm des Außenministers vr. Stresemann Stellung genommen habe. Diese Fraktionsberatung fand hinter verschlossenen Türen statt. Das Zentrum hatte pn Gegensatz zu der beabsichtigten Kabinettsbildung, die nicht an die Fraktionen gebunden sein soff, von der Fraktion aus eine ganze Reihe von Forderungen für die Zusammensetzung des Kabinetts aufgestellt. Das Zentrum forderte außer dem Reichsarbeitsministerium für vr. Brauns das Ministe- rium für die besetzten Gebiete für den Abg. v. Guerard, und zwar mit Einbeziehung der gefährdeten Grenzgebiete. Weiter forderte das Zentrum schließlich einmütig das Reichs verkehrsministerium für vr. Wirth, aber in Verbindung mit dem Posten des Vizekanzlers. -— Um 1.45 Uhr am Mittwoch hatte sich die Situation km Reichstag erneut verschoben. Es hatte eine Unterredung der Zentrumsabgeovdneten v. Gu^rard und Wirth mit Len Vertretern der Sozialdemokratie stattgefunden. Es heißt, daß das Zentrum gewillt sei, die Ministerien der be setzten Gebiete und des Verkehrs mit den genannten Abge- ordneten zu besetzen, wenn ihm ein politisches Ministerium gegeben würde. Das Zentrum verlangt danach neuerdings das Innenministerium und will dafür das Arbeitsministe rium an die Sozialdemokraten abgetan, also den Minister vr. Brauns zurückziehen. Regierungsbildung abermals vertagt. Berlin. Reichstagsabgeordneter Müller erstattete i« der sozialdemokratischen Fraktionssitzung am Mittwoch über den Stand der Regierungsverhandlungen Bericht und begab sich dann um 6 Uhr abends zum Reichspräsidenten. Man rechnete nunmehr im Reichstag allgemein damit, daß Müller seinen Auftrag zurückgeben werde, nachdem zwischen Zentrum und Sozialdemokratie über die Besetzung der Ministerposten keine Einigung erzielt worden war. Er ver trat aber beim Reichspräsidenten seine Anschauungen, und der Reichspräsident billigte diese Anschauungen insofern, als er die Besetzung des Postens des Vizekanzlers für unnötig erklärte und die Forderung des Zentrums nach der direkten Einflußnahme auf die Besetzung der Ministerien als unmög lich bezeichnete. Müller kehrte in den Reichstag zurück und hatte in» folge des Ergebnisses der Unterredung mit dem Reichspräsi- denten wieder eine Unterhaltung mit den Abgeordneten des Zentrums. Vorläufig ist jede weitere Entscheidung auf Donnerstag vormittag verschoben, womit ungefähr zum 25. Male die Regierungsbildung vertagt worden ist. Di« volksparkeiliche Fraktion verwarnt Stresemann. Vertrauenskundgebung für den Fraktions vorsitzenden Scholz. Berlin. Die Reichstagsfraktion der Deut- schenVolkspartei gab über ihre Fraktionssitzung am Mittwoch folgendes Kommunique aus: Es wurde zunächst, und zwar in geheimer Abstimmung, folgende Entschließung einstinnnig angenommen: „Die Irak- tion dankt ihrem Vorsitzenden und Führer auf das wärmste für seine nun fast fünf Jahre währende unermüdliche, opfer willige und erfolgreiche Arbeit im Dienste für Fraktion, Partei und Vaterland, insbesondere auch für die geschickte und zielbewußte Führung der Verhandlungen zur Regie rungsbildung in den letzten Wochen und spricht ihm ihr uneingeschränktes Vertrauen aus." Des weiteren wurde folgende Entschließung einstimmig angenommen: „Die Fraktion stellt fest, daß die richtige Lei- tung der Partei und der Fraktion eine ständige enge Füh- lung aller an den politischen Entscheidungen Beteiligten untereinander und mit dem Fraktionsführer voraussetzt und erwartet daher, daß dementsprechend von allen Fraktionsmitgliedern verfahren wird." Am Schlüsse ihrer Sitzung wurde folgende Entschließung angenommen: „Die Fraktion will, um das Zustandekommen der Regierung nicht ihrerseits zu verzögern, gegen eine Be teiligung ihrer beiden bisherigen Minister an einer nicht fraktionsmäßig gebundenen Regierung keine Einwendungen erheben. Sie stellt jedoch ausdrücklich fest, daß ihre Haltung zu etwaigen Vertrauens- und Mißtrauensvoten dadurch in keiner Weise gebunden ist und insbesondere von dem Inhalt der Regierungserklärung abhängig sein wird." Republik oder Monarchie? Zu den Auseinandersetzungen in der Deutschnationalen Volkspartei. Hannover. Wie der „Hannoversche Kurier" erfährt, hat der Angestelltenausschuß Hannover der Deutschnationalen Volkspartei zu den Mei nungsverschiedenheiten, die sich aus dem Aufsatz des Reichs- tagsabgeordneten Lambach über die monarchische Frage innerhalb der Deutschnationalen Volkspartei ergeben haben, folgende Entschließung gefaßt: Der Vorstand des Angestellten - Ausschusses Hannover der Deutschnationalen Volkspartei hat von den Ausein- andersetzungen über die monarchische Frage Kenntnis ge nommen. Der Vorstand begrüßt die Absicht, über diesen Programmpunkt der Partei vollkommene Klarheit zu schaffen. Er hält sich für verpflichtet, der Reichsparteileitung mitzu- teilen, daß sich unter den angestellten Mitgliedern und An- Hangern der Partei sowohl konservative Mon archisten als auch konservative Republikaner befinden. Noch größer dürste die Zahl der anaestellten