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PnkSnctzer Tageblatt. — Mittwoch, dm 16. Mai 1928 Seite 2 N. 114. bare Rückerinnerung an Vergangenes, geschweige gar Jubel- ! Hymnus aus schon Erreichtes. Deutlicher denn je sieht die evangelische Jugend ihre Aufgabe und ihr Ziel, ihre Sen dung. Darum die Losung des Festes: „Heilig Feuer!" — Das ist der heilige Ernst der Pfingsttagung für die Jung mannen selbst: daß sie sich unter Gottes Auge prüfen, ob und inwieweit sie zu ihrer Sendung taugen; mehr: daß sie sich durch das Feuer des Geistes zu ihrem Dienst weihen und heiligen lassen. Damit ist aber auch ein zweites be rührt: daß die Jugend ihr heilig Feuer nun hineintrage in die Welt, nicht um vor den Augen vieler ein Strohfeuer zu entzünden, sondern um mit der verhaltenen Glut jugendlicher Herzen andere Herzen im Volke zu erwärmen und zu be leben, zunächst einmal die Herzen der eigenen Gemeinde. Damit stehen wir vor der Frage unserer Zeit: Jugend und Gemeinde. Was hat die Jugend, auch die evangelische Ju gend, für ihre Gemeinde übrig?! Und warum hat sie zu meist so wenig übrig?! Stellt das nicht die Gegenfrage: was tut die evangelische Gemeinde für ihre Jugend? Es wäre schon ein Schritt zur Lösung dieser Frage, wenn in den Pfingsttagen auch die Gemeinden hin und her im Lande inneren Anteil nähmen an dem Fest ihrer männlichen Ju gend, und wenn sie nichts besseres wüßten als die Jugend und ihre bewegten Seelen auf ihr Herz zu nehmen. — (Ameisenbekämpfung.) Bei Eintritt warmer Jahreszeit stellen sich Ameisen nicht nur in den Gärten, sondern sogar in Wohnungen, namentlich in Speisekammern ein. Es gibt ein einfaches Mittel zu ihrer Vertilgung, näm lich Kochsalz. Etwa eine Hand voll Salz wird in einem Liter Wasser aufgelöst. Mit dieser Lösung werden die Ameisennester — am besten mit der Brause — begossen. Andere empfehlen das Begießen der Nester mit kochendem Wasser. Tomatenblätter vertreiben ebenfalls die Ameisen. — <Wie erhalte ich in der Sommerfrische regelmäßig meine Post?) Sofort nach der Ankunft in der Sommerfrische oder in dem Kurort teile man der Postanstalt des Ortes seine Anschrift mit. Zur weiteren Er leichterung und Beschleunigung des Postverkehrs lasse man auch die Anschrift der Postanstalt des Heimatortes und den Briefsendern zugehen. Zu den Nachsendungsanträgen benutze man die amtlichen Vordrucke. — (Schönwetter im Anmarsch!) Die Wetter lage über Deutschland hat sich weiter beruhigen können. Mitteldeutschland und der Süden melden aus ihren Kur orten schon einen meist heiteren Himmel, den an manchen Stellen nur noch vereinzelt Niederschläge zu trüben wußten. An der Küste fiel gestern nacht noch Regen. Ueber der Nordsee hatte der Wind abgeflaut, die Wolken verzogen sich. Die Aussichten für die nächsten Tage lassen eine weiter fort schreitende Besserung des Wetters erwarten. Die Tempera turen steigen allmählich. Je mehr das Hoch über Mittel europa nach Nord vordringt, umso näher wird uns wieder warmer, leuchtender Frühling rücken. — (Der Raubmordversuch in Dresden- Löbtau. — Auf derSuche nach demTäter.) Das Kriminalamt Dresden teilt mit: Der vor einigen Tagen in der Tagespresfe gemeldete Raubmordversuch an der Geschäfts inhaberin Gemeiner ist nach wie vor Gegenstand der eifrigsten Nachforschungen durch die Kriminalpolizei. Obwohl diese von Seiten des Publikums in dankenswerter Weise durch Mitteilungen unterstützt worden sind, ist es bisher trotz aller Bemühungen nicht gelungen, dem Täter auf die Spur zu kommen. Neuerdings ist dem Kriminalamt bekannt geworden, daß einige Tage vor der ruchlosen Tat in mehreren Ge schäften auf der Pennricher Straße und Kesselsdorfer Straße sowie am Nostiz-Wallwitz-Platz ein unbekannter Betrüger aufgetreten ist, der sich Arnild genannt hat. Er gab meist vor, er wohne im gegenüberliegenden Häuserblock bei seinen Eltern und habe von seiner Mutter den Auftrag erhalten, nach der Stadt zu fahren, um etwas einzukaufen. Da er kein Geld habe und auf die Rückkehr seiner Mutter nicht warten könne, bat er um leihweise Hergabe kleiner Geld beträge. Sehr verdächtig erscheint es, daß er in einem Falle, wo die Geschäftsinhaberin allein im Laden anwesend war, nach ungefähr einer halben Stunde wieder erschien. Dies mal öffnete er nur die Ladentür, schwang sich dann auf sein Fahrrad und fuhr eiligst davon. An der Kleidung des Flüchtenden will die betreffende Geschäftsfrau den Betrüger wiedererkannt haben, der kurz zuvor von ihr 2 Mark ge liehen haben wollte. Das ganze auffällige Verhalten des Burschen und die von den Geschädigten abgegebenen Person beschreibungen lassen den Schluß zu, daß man es wahr scheinlich mit dem Täter zu tun hat, der dann einige Tage darauf den Raubmordversuch an der Gemeiner verübte. Als besonderes Merkmal an dem Täter ist dessen volles, frisches Gesicht zu bezeichnen, das den Geschädigten und auch der Frau Gemeiner besonders ausgefallen ist. Im übrigen wird er beschrieben: Vermutlich Kaufmann, 20—25 Jahre alt, 1,68 m groß, schlanke Gestalt, aufrechter Gang, dunkelblonde Haare, bartlos, hiesigen Dialekt, bekleidet mit blauer Sport mütze, dunkelbraunem, karrierten Jackettanzug auf Taille ge arbeitet. Er trug eine Aktentasche bei sich, deren Farbe nicht angegeben werden kann. Seine Kleidung war in bester Ordnung. Das Befinden der schwerverletzten Frau Gemeiner hat sich erfreulicherweise foweit gebessert, daß sie bald ge nesen sein wird. Damit der Verbrecher bald sestgenommen we^en kann, wird um weitere Unterstützung durch das Publi kum gebeten. Alle zur Ermittelung des Täters dienlichen Angaben nimmt die Kriminalpolizei, Zimmer 149, sowie jede Polizeiwache entgegen. Auf die ausgelobte Belohnung wird nochmals verwiesen. Grvtzröhrsdors. (Cafe Martini — Wieder eröffnung) Nach wesentlicher Vergrößerung der oberen Räume, neuer, in geflammter Birke ausgeführter Jnnenein- einrichtung mit moderner Fensterdekoration und Warmwasser heizung ist vor einigen Tagen das gern besuchte Case Mar tini dem öffentlichen Verkehr wieder geöffnet worden. Es ist nur zu wünschen, daß das manchem großstädtischen Lokal nicht nachstehende, recht behagliche Cafe regen Zuspruch erfährt. Demitz-Thumitz. (Fahnenwerhed er Schützen.) Am Sonntag fand unter äußerst zahlreicher Beteiligung die Weihe der neuen Fahne der Schützengesellschaft statt. Der ganze Ort hatte dazu ein festliches Gewand angelegt. Die Weiherede hielt Herr Lic. Dr. Zöller-Schmölln. Geschenke usw überreichten: der Bundespräsident Pätschke - Bautzen, Zosel Sohland im Namen des Verbandes der Schützengesell schaften in der Amtshauptmannschaft Bautzen, die Ortsvereine sowie die Brudergesellschasten, darunter von Schirgiswalde, Neustadt i. Sa. und Stolpen. Ein großer Festzug mit 17 Fahnen und 4 Musikkapellen schloß sich an, an dem die Brudergesellschaften von Schirgiswalde, Neustadt i. Sa., Wilthen Sohland, Obersohland, Neukirch, Cunewalde, Ober gurig, Großpostwitz sowie Bischofswerda und Bautzen in an sehnlicher Stärke teilnahmen. Bautzen. (25 Jahre S a nitäts ko lo nn e. — Lebensrettung.) Ihr 25jährigcs Bestehen feierte die hiesige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz unter leb hafter Anteilnahme weiter Kreise. Staatliche und städtische Behörden überbrachten Glückwünsche und teilweise auch Geldspenden. General v. Boltze sprach die Wünsche des Direktoriums vom Landesverein des Roten Kreuzes aus und überreichte verdienten Mitgliedern der Kolonne Ehrenzeichen. — Unter eigener Lebensgefahr rettete ein junger Mann einen fünfjährigen Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Spree. Die Wiederbelebungs- verfuche an dem Knaben waren von Erfolg. Löbau. (C h r i st l i ch e r E l t e r n sie g.) Lei den hiesigen Elternratswahlen hat trotz eifrigster Agitation der weltlich eingestellten Kreise die christliche Elternschaft gesiegt. Bisher setzte sich der Elternrat aus sechs welt lichen und neun christlichen Elternvertretern zusammen. Bei der gestern stattgefundenen Wahl konnten die christ lichen Eltern ein Mandat dazugewinnen, so daß der neue Etternrat sich aus zehn christlichen und fünf weltlichen Elternvertretern zusammensetzt. Die Wahlbeteiligung be trug ungefähr 65 Prozent. Die Persönlichkeiten des letzten Elternrats sind zum größten Teil auch in dem neuen Elternrat vertreten. Dresden. (Zwischenfällebeierner WSh - lerversammlung.) Ministerpräsident Heldt sprach in einer von den Altsozialisten in den Blumensälen abge haltenen Versammlung, an der auch ein großer Teil Links- sozialisten teilnahm. Als der Ministerpräsident das alt sozialistische Programm entwickelte, marschierte an dem Versammlungslokal ein Propagandazug der Linkssozia- listen vorüber, während die Musik laut die Internationale spielte. Darauf stimmte ein großer Teil der Versamm lungsbesucher ebenfalls die Internationale an und wieder holte das Lied, als es auch draußen von der Musik immer wieder gespielt wurde. Der Ministerpräsident wies nach der Unterbrechung seiner Rede darauf hin, daß der sozia listische Zukunftsstaat nichts anderes als eine Zwangs jacke sein werde, wenn die Freiheit und Brüderlichkeit fo aussehen sollte, wie man es eben erlebt habe. Es sei bedauerlich, daß die Sozialdemokratie solche Früchte ihrer Erziehung der Öffentlichkeit zeige. Der Ministerpräsident konnte dann seine Rede beenden, doch kam es nochmals zu Störungen, als ein Nationalsozialist und die frühere Landtagsabgeordnete Frau Eva Büttner das Wort er griffen. Annaberg. (S p i n al e K i n d er l ä hm u n g.). In Grottendorf sind in letzter Zeit drei Fälle spinaler Kinderlähmung vorgekommen; wovon einer tödlich ver laufen ist. Die beiden anderen Kinder befinden sich auf dem Wege der Besserung. Zwickau. (Mißglückter Einigungsversuch um den abgelehnten H a u s h altsp l an.) Nach dem der Einigungsausschuß laut Vorschrift der Gemeinde ordnung zweimal getagt hat, um den städtischen Körper schaften einen Einigungsvorschlag unterbreiten zu können, wurde in der Plenarsitzung der Stadtverordneten der Haushaltsplan erneut ab gelehnt, da von keiner Seite ein Vorschlag vorlag. Nunmehr wird wegen der Ent scheidung die Gemeindekammer angerufen werden müssen. Falkenstein i. V. (Ein neues Gemeindever ordne t e n k o ll e g i u m.) Die Gemeinde Dorfstadi wählte für das durch Bürgerschaftsentscheid aufgelöste bis herige Gemeindeverordnetenkollegium ein neues mit bür gerlicher Mehrheit. An der Wahl beteiligten sich 92 Pro zent der Wahlberechtigten. 425 Stimmen entfielen auf die Sozialdemokraten und 534 Stimmen auf die Listen der beiden verbundenen bürgerlichen Parteien. Das neue Gemeindeverordnetenkollegium wird sich demnach aus sechsVertretern derRechten und fünf der Linken zusammensetzen. Oer Aufmarsch -er Parteien. Wahlhochbetrieb kn München. Durchschnittlich finden in München täglich 12 bis 14 Wahlversammlungen statt. Sehr rührig sind die Nationallsozialisten, die Bayerische Dolkspartei und die Deutschnotionalem Im Löwenbräu-Keller sprach General Lettow-Vorbeck, der Deutschlands Recht auf Kolonialbesitz betonte, und in zwölf Versammlungen der Na tionalsozialisten sprachen Hitler und General von Epp. Die Nationalliberaleu stimmen für den Völkisch-Natio nalen Block. Der Reichsausschuß der Nationallideralen Reichspartei und die ihm angegliederten Verbände haben beschlossen, ihre Mitglieder aufzufordern, ihre Stimme für den Völkisch-Nationalen Block abzugeben. Der Reichsarbeitsminister spricht in Bremen. In einer Zentrumswahlversammlung sprach der Reichsarbeitsminister als Spitzenkandidat des Zentrums für den Wahlkreis Weser- Ems. Der Minister bezeichnet die letzte Reichstagsperiode als die erste Periode des deutschen Wiederaufbaues nach dem Kriege. Deutschnationale Wahlkundgebungen. Die Deutschnatio nalen werben sehr rege zu den Wahlen. In Hannover sprach Geheimrat vr. Hugenberg für Ueberwrndung des Parteistaates und des Parlamentarismus. In der Diskussion meldete sich auch der Hochmeister des Iungdeutschen Ordens, Mahraun, wodurch die Versammlung sehr lebhaft wurde. — In R aLsisn gha u sen fand eine Wahlkundgebung der Deutschnationalen statt, in Herder Handwerkskammersyndikus vr. Holzapfel erklärte, daß sich das deutsche Volk zur Zeit in einer starken Wirtschaftskrise befinde, die vor allem auf den Mittelstand drücke. — In Neustadl a. d. Hardt sprach der Vorsitzende des Reichsausschusses für das besetzte Gebiet in der Deutschnationalen Volkspartei, I)r. v. Dry- ander, und zählte die Unterdrückungsmaßnahmen auf, unter denen heute noch die Pfalz zu: leiden habe. Es sei unsere Pflicht, das Unrecht der Besatzungsmächte in alle Welt hinauszuschreien, und aus die Unterdrückungen hinzuweisen,, die in der Atmosphäre der Verständigung erfolgten. — Der K ath oli k en auss chuß der D e u ts ch na t i ona len Dolkspartei erläßt einen Appell an alle rechtsgerichteten Katholiken, in dem die Erwartung ausgesprochen wird, daß diese Katholiken nicht eine Partei wühlen, die, wie cs das preußische Zentrum tut, den nichtchristlichen Parteien zur Macht verhelfe. —In Hamm setzte sich der Neichsernäh- rungsminifter Schiele mit der Wirtschaftspolitik ausein ander und wandte sich gegen die Geschästemacherei in Wirt schaft und Politik. Er verlangt, daß hinter eigennützigen Zielen das Wohl des Vaterlandes und des Volkes nicht zu rückgestellt werden dürfe. Der Stahlhelm gegen Victor Vasch» Der Stahlhelm stellt die Forderung, Laß der Franzose Basch, der letzthin in Berlin eine unerhörte Schmährede gegen Deutschland ge halten habe, sofort aus dem Reichsgebiet ausgewiesen wird, und daß der Leiter jener Versammlung, in der Basch sprach, von Schönaich, unter Anklage gestellt würde. Wahlaufruf der vaterländischen Verbände. Die Ver einigten vaterländischen Verbände wollen den Wahlkampf unter der Losung: „Gegen Marxismus, Internationalismus und würdelosen Pazifismus!" führen. Er fördert seine Mit glieder auf, die Stimme nur den nationalen Parteien zu geben. Heerschau der Demokraten in Berlin. Im Berliner Sportpalast fand eine demokratische Wahlversammlung statt, in der General von Deimling Einführung der schwarz- rot-goldenen Reichsfahne bei der Reichswehr forderte, Graf Bernstorff für die-Kontinuität der Außenpolitik eintrat und der Parteiführer. Koch-Weser die - deutsche Viel- staaterei geißelte und ein neues Wahlgesetz verlangte. Reichs- finanzminifter vr. Meinhold bekämpfte die zu rigorose Steuerpolitik. Pariser Gerüchte über Dr. Stresemanns Erkrankung Paris, 15. Mai. Die „Liberte" beschäftigte sich mit den Gerüchten, die seinerzeit an die Erkrankung Briands ge knüpft wurden und weift darauf hin, daß mehrere Personen, die an den Genfer Ratstagungen im März teilnahmen an Para-Typhus erkrankt seien. Ob sie schlechtes Wasser ge trunken hätten, so fragt die Liberte, oder ob sie das Opfer irgend eines anarchistischen Dieners seien, der sich moderner Methoden bedient hätte, und das Dynamit durch schädliche Bazillen ersetzte? Durch die Erkrankung Stresemanns wür den diese Gerüchte erneut ins Gedächtnis zurückgerufen. England zu Dr. Stresemanns Erkrankung; London, 15- Mai. Die Erkrankung Stresemanns wird in England mit großer Anteilnahme verfolgt. Die? englische Presse verzeichnet sorgfältig alle Mitteilungen über: die Entwicklung der Krankheit Stresemanns und auch in weiteren politischen Kreisen ist ziemliche Besorgnis festzu stellen. Der „Evening Standard" weist darauf hin, daß durch einen merkwürdigen Zufall der Gesundheitszustand einer sehr großen Anzahl von Außenministern zu wünschen übrig lasse. Im Augenblick seien die meisten der führenden Außenminister, unter ihnen Stresemann, Briand, Benesch, Titulescu, Kemal Pascha, Pilsudski, der als Diktator zu den Außenministern gerechnet werden muß und der jugoslawische in den Händen ihrer Aerzte. Nur Mussolini und, wie das Blatt irrtümlicherweise meint, Tschitscherin, scheinen sich einer eisernen Gesundheit zu erfreuen. Die Ansichten des „Temps" über den Ausgang der deutschen Wahle» Paris, den 15. Mm. Der „Temps" behandelt am Dienstag die bevorstehenden Wahlen und glaubt feststellen zu können, daß der Wahlseldzug die politsche Lage kaum verändert hätte. Er hätte sich, abgesehen von dem Empfang Dr. Stresemanns in Boyern, verhältnismüß ruhig abgespielt. Man gewinnt den Eindruck, daß sich für die Zukunft eine Regierung der großen Koalition mit Frontrichtung yach links ergeben werde. Damit sie eine feste Grundlage hätte, wäre es notwendig, daß die Mittelparteien zum mindesten ihren Bestand bewahrten und daß die Sozialdemokraten 20 neue Plätze erhielten. Das deutsche Wahlsystem mache eine starke Kräfte verschiebung innerhalb der einzelnen Parteien unwahrscheinlich. Es scheine, daß sich die Lage der republikanischen Parteien günstig entwickle. Dies würde die Bildung einer beständigen Regierung ermöglichen. Die achte Milliarde erreicht Wie verlautet, sind beinahe 8 Milliarden Franken für die französische Stabilisierungs-Anleihe gezeichnet worden. Diese Anleihe dürfte nunmehr Poincarees Finanzreform ermöglichen. Der sranzösische Eindruck von der Pressa Paris, 16. Mai. Die französische Presse, die über die Kölner Presseausstellung eingehende Berichte bringt, gibt einerseits von dem Gebotenen sehr günstige Eindrücke wieder, andererseits übt sie an den verschiedenen Unvollständigkeiten der Ausstellung heftige Kritik. Mit Bedauern stellt sie aber auch fest, daß die französischen Aussteller sich für Köln wenig vorbereitet hätten, und daß die Pressa daher kein genügendes Bild von der Eigenart der französischen Presse vermitteln könne.