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Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz td F» OK Id Vsd Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Postscheck-Konto Dresden 2138. Giro-Konto 146 v TZI Commerz« und Privat Bank, Zweigstelle Pulsnitz Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtSgerichtSbezirkS: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederltchtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Nummer 130 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W Mohr) Schriftleiter: I. W. M 0 hr in Pulsnitz Mittwoch, den 8. Jom 1928 8«. Jahrgang Amtlicher Teil. Stockholzverfteigerung Forstrevier Langebrück (Röhrsd. Teil). Sonnabend, den 9 Juni, nachm 3 Uhr kommt, das Stockholz in Abt. 4 und in 5 in 29 Parzellen öffentlich meistbietend gegen Barzahlung an Ort und Stelle sammenkunst in Abt. 5. Forftamt Langebrück, den 6 Juni 1928. zur Versteigerung. Zu- Das Wichtigste Der bisher größt« Ozeanflug, der Flug über den Stillen Ozean, ist gelungen. Nack einer amtlichen Mitteilung au« London stießen über dem Flugplatz Upa zwei Kampfflieger zusammen. Die beiden Flug zeuge stürzten ab. Dir Führer waren sofort tot. Wie aus Leningrad gemeldet wird, ist im Auftrage der russischen Regierung der Dampfer .Perseus" zur Rettung der .Italia" in das nördliche Eismeer ausgelaufen. Die Sowjetregieiung hat außerdem drei großen Eisbrechern Befehl erteilt, sich zur Hilse leistung für Nobile vorzubereiten. Luetzow > Holm hat am Dienstag nachmittag einen vierstündigen Erkundungsflug unternommen, hat aber keine Spur von dem Luftschiff finden können. Der bisherige Präsident der sranzösischen Kammer, Bouisson, wurde mit 327 Stimmen wiedergewühlt Auf seinen Gegenkandidaten Franklin Bouillon entfielen 243 Stimmen. Der Start des Flugzeuges .Freundschaft" zum Fluge von Trepafscy nach Europa hat sich infolge Leckwerdens des Brinnstoffbehäl- ters verzögert. Die Brasilianische Kammer hatte einen Gesetzentwurf, der den Frauen das Wahlrecht in Brasilien gewährte, angenommen. Nach langen und stürmischen Debatten hat nun der Senat das Frauen wahlrecht endgültig abgelehnt. Der Innenminister von Kolumbien Arrazola verlangte von der Kammer außerordentliche Vollmachten, um mit den von Mos- kau unterstützten Kommunistenorganisationen auszuräumen. Die Ruhe im Lande sei ernstlich bedroht. Das Parlament gewährte dem Minister die gcsorderten Vollmachten. SerNicht iin- sächsische AHtlezenheiten — «Aus dem Gemeinsamen Ministerial blatt.) Das Gemeinsame Ministerialblatt Nr. 11 vom 2.6. enthält Bekanntmachungen über die Einreichung verein fachter Belege über den Steuerabzug vom Arbeitslohn für das Kalenderjahr 1928, über besondere Bauherstellungen in Dienst- und Mietwohnungen, über zu gewährenden Urlaub zum Deutschen Sängerfest und zum Deutschen Turnfest, so wie über die Ergebnisse der vom Prüfungsamt für den mitt leren Verwaltungsdienst beim Ministerium des Innern in der Zeit von Januar bis mit Mai 1928 abgehaltenen Prüfungen. — (Die Haftung des Hausverwalters für die Treppenbeleuchtung.) Nach vielen städtischen Polizeiverordnungen sind Treppen und Hausflure der Miet häuser vom Eintritt der Dunkelheit ab bis 9 Uhr abends zu beleuchten, und zwar sind dafür verantwortlich die Haus eigentümer, Verwalter, Vizewirte usw. ohne Rücksicht darauf, ob von ihnen andere Personen mit der Ausführung der Be leuchtung beauftragt wurden. In einem Falle war der Ver walter verklagt worden, weil an Winterabenden die Treppen der oberen Geschosse der seiner Verwaltung unterstellten Häuser nicht beleuchtet gewesen waren. Der Beklagte hatte eingewandt, daß die Mieter der oberen Geschosse deren Be leuchtung durch Petroleumlampen — in dem Erdgeschoß der betreffenden Häuser war elektrische Beleuchtung — in den Mietverträgen übernommen hätten. Die Mieter hätten aber trotz seiner wiederholten Aufforderung dies ihre Pflicht nicht erfüllt. Das Preußische Kammergericht verurteilte jedoch den Hausverwalter wegen Uebertretung der betreffenden Polizei verordnung, indem es ausführte, er mußte sich nicht wochen lang auf die Umstimmung der störrischen Mieter versteifen, sondern selbst für die fehlende Beleuchtung sorgen. (Kammer gericht 1. S. 842.27). — (DerTod und der fehlende Paragraph.) In einige Verlegenheit wurde der Wahlausschuß des Reichs tagswahlkreises Ostsachen durch S. M. den Tod versetzt. Kein Paragraph des Wahlgesetzes und der Ausführungsbe stimmungen sieht das Erscheinen dieses allmächtigen Herrn vor, der sich in so souveräner Mißachtung aller Paragraphen erlaubt hatte, kurz vor dem 20. Mai den Spitzenkandidaten der Deutschen Volkspartci Dr. Heinze abzuberufen. Heinzes Name aber blieb auf der Kandidatenliste stehen, wohl weil sich seine Partei noch eine Zugkraft davon versprach. Dr. Heinze wurde wiedergewählt, aber er war tot. Kann ein toter Kan- Einberufung des neuen Parlaments Eröffnung des Reichstages am 15 Juni Die Besetzung Pekings — Mussolinirede im französischen Senat; Italien und Deutschland — Die Reichsregierung hat den Antrag der Reichsbahn auf Tariferhöhung abgelehnt Berlin. Der neue Reichstag ist nunmehr endgültig aus Mittwoch, den 13. Juni, einberufen worden. Das Ein berufungsschreiben des Präsidenten Löbe hat folgenden Wortlaut: „Auf Grund der Artikel 23 und 27 der Reichs- Verfassung wir- der nengewählte Reichstag berufen, am Mittwoch, dem 13. Juni 1928, nachmittags 3 Uhr, zusammen- zutreten." DerParteivorstandderDeutschenDolks- partet ist am Dienstag vormittag im Reichstage zu sammengetreten, um die politische Lage zu besprechen. * Der Vorsitzende des Vorstandes der Deutschen Demokratischen Partei, Reichstagsabgeordneter Erkelenz, hat den demokratischen Parteivorstand für Donnerstag, den 14. Juni, einberufen. Die Tagesordnung sieht eine Besprechung der Lage nach den Reichstagswahlen vor. Zu diesem Thema wird Parteiführer Reichstags abgeordneter Koch - Weser sprechen. 80 0O0 Nordtruppen zur chinesischen Südarmee übergegangen. Tokio. Sämtlich« außerhalb der Mandschurei stehenden Nordtruppen sind am Dienstag zur Südarmee Lbergegaugen, es handelt sich um insgesamt 80 000 Mann. Der Bürgerkrieg hat damit eigentlich auf chinesischem Boden einen unblutigen Abschluß gefunden. Dio übergegangenen Truppen werde« in die Etappe gebracht. „u —- Die Besetzung Pekings Wie aus Tientsin gemeldet wild, hat die Kavallerie des General Jen am Dienstag das Chinesenviertel Pekings besetzt. General Jen wird mit seinem Gefolge in allerkürzester Zeit in Peking erwartet. Die Schlösser sind von Truppen besetzt worden, um sie vor Plünderungen zu schützen. Der Vertreter des Generals Feng hat der japanischen Gesandschaft die Besetzung der Stadt schriftlich mitgeteilt. Die Japaner fitzten dem Einmarsch der Südtruppen keinen Widerstand entgegen. Die Gärten der österreichischen und russischen Gesandschaften sind von den japanischen Truppen geräumt worden. Mussolini-Rede im römischen Senat Italien und Deutschland Mussolini ergriff gestern im Senat das Wort zu einer längeren Rede. Schon lange vor Beginn der Sitzung waren die Zuschauer tribünen und die Diplomatenlogen dicht besetzt. Zu Beginn der Sitzung wies ein Senator die antiitalienischen Kundgebungen in Südslawien und die Innsbrucker Studentenkundgebung zurück. Im Anschluß daran sprach Mussolini. Er behandelte zunächst ausführlich die Beziehungen Italiens zu den verschiedenen Staaten und kam dann auf die Fragen der Abrüstung, der Reparationen sowie des Völkerbundes zu sprechen. Ueber die Beziehungen Italiens zu Deutschland sagte Mussolini wörtlich: „Die Beziehungen zu Deutschland sind herzlich Es besteht ein Handels vertrag, dessen Bedeutung nicht genügend bewertet werden konnte, zu einer Zeit, da die italienische Valuta noch nicht stabil war, es besteht ferner ein SchiedsgerichtSvertrag, der im Dezember 1926 für die Dauer von 10 Jahren unterzeichnet wurde. Wenn man von den Beziehungen, die zwischen den Renieruugen bestehen, zu den nicht weniger bestimmten Beziehungen der Völker übergeht, so ist die Feststellung notwendig, daß die Beziehungen zwischen den beiden Völkern, dem italienischen und dem deutschen Volk, viel besser sein könnten, wenn die natürlichen Sympathien nicht geschwächt worden wären durch die Tätigkeit jener unverantwort lichen Krciie, die den absurden Anspruch erhoben haben, in Fragen der inneren Politik Italiens einzugreifen. Wenn dieser Nebel, wie auf richtig gewünscht wird, vom Horizont verschwindet, dann wird die Zusammenarbeit auch auf wirtschaftlichem Gebiet zwischen beiden Völkern große Eraebnisse zeitigen. Ich füge hinzu, daß sich die Beziehungen zwischen Italien und Deutschland in den letzten Monaten wesentlich gebessert haben." Der Antrag auf Tariferhöhung der Reichsbahn abgelehnt Verlim, 5. Juni. Amtlich wird mitgeteilt: Die Reichsregie rung hat den Antrag der Reichsbahngesellschaft aus Tariferhöhung in wiederholten eingehenden Beratungen einer gründlichen Prüfung unter zogen. Sie hat insbesondere auch die Antwort der Reichsbahn auf ihre Rückfragen vom 21. v. M. ernstlich gewürdigt. Wenn die Reichsregierung auch nicht verkennt, daß die Finanz lage der Reichsbahngesellschaft eine gewisse Spannung zeigt, so hat sie doch aus den Unterlagen nicht die Ueberzeugung gewinnen können, daß die beantragte Erhöhung der Personen- und Gütertarife sich bereits jetzt als unumgänglich notwendig erweist. Dis Entwicklung der für die Entscheidung maßgebenden Verhältnisse im lausenden Geschäftsjahre ist nach ihrer Ansicht noch nicht genügend zu übersehen, um zu einer Maß nahme zu greifen, die gegenüber der Allgemeinwirtschaf: beim Vorliegen eines äußersten Notstandes vertreten werden kann. Stegerwald über die Stellung des Zentrums zur Regierungsbildung. Wien. Der Führer der christlichen Gewerkschaften, der Zentrumsabgeordnete Stegerwald, gewährte einem Ver treter der Oesterreichischen Christlich-sozialen Nachrichten zentrale eine Unterredung, in deren Verlauf er sich u. a. über die gegenwärtige politische Lage im Reich und über dis Haltung des Zentrums in -er nächsten Zeit folgendermaßen äußerte: „Der Zentrumspartei fällt es gar nicht ein, eine Koalition mitzumachen, in der sie als ein Anhängsel der Sozialdemo kratie erscheinen müßte. Der Zentrumspartei wäre es ganz« erwünscht, wenn vielmehr jene Parteien, dis die Ursache zur Auslösung -es letzten Reichstags waren, die das Schulgesetz zu Fall gebracht haben, auch einmal zeigen würden, -aß sie eine positive Außen- und Innenpolitik zu machen verstehen. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß die Sozialdemo kraten sich mit voller Verantwortung an der Regierung beteiligen müssen, anderenfalls hat der Wahlkampf jeden Sinn verloren. Ob sich das Zentrum überhaupt an der Koalition beteiligen wird, hängt davon ab, welches Arbeitsprogramm die Sozialdemokraten den anderen Parteien unterbreiten werden, und daneben vom der gesamten Zusammensetzung des Kabinetts. L)er oberschlesifche Schulkonsiikt in Genf zurückgestellt. Genf. Der Völkerbundvat erlebte am Dienstag eine große Minderheitsdebatte, die weit über die eigentlichen Fragen hinausging, um derentwillen sie auf die Tages ordnung gestellt worden ist. Die Grundlage bildete eine doppelte Klage Albaniens gegen Griechenland. Der albanische Delegierte beklagte die Vergewaltigung der Albaner in Griechenland, deren Güter ohne Entschädigung enteignet würden. Die albanische Staatsbürgerschaft werde von den Griechen verleugnet. Albanien bestreitet das Recht der Staaten zur Enteignung von Ausländern ohne Ent schädigung. Der griechische Delegierte Po litis erklärte die albanische Klage als nicht annehmbar. Politis nannte das Verholten der albanischen Regierung arrogant und provokatorisch, das gegenwärtige albanische Vorgehen in korrekt. Der vorläufige Beschluß des Völkerbundrats ging dahin, der Vertreter Polens Zaleski sollte in den nächsten Tagen einen Bericht über die Angelegenheit ausarbeiten und dem Bölkerbundrat vorlegen. Den letzten Punkt der Tagesordnung bildete der oiberschlefische Schulkonflirt. Es liegen fünf Klagen des deutschen Volksbundes wegen Minderheitsschulen vor, dann verschiedene Klagen wegen polnischer Smmischung in den Schulbetrieb der Minderheits- schulen und schließlich drei Klagen über die Unsicherheit für sie Deutschen in Polnisch-Oberschlesien. Die polnische Retour- kutsche lautete auf Unsicherheit für die Polen in Deutsch- Oberschesien. Berichterstatter U r r u t i a - Columbien legte einen fünf Seiten langen Bericht über di« Schulfrage vor, erklärte die Anliegenheit aber für sehr schwierig und ver langte die Zuweisung von zwei Kollegen (Holland und Italien), um noch in dieser Sitzung Bericht zu erstatten.