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Nr. 111. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 12. Mai 1928. seite 2. Muttertag. Ium Sonntag, den 13. Mal. In diesen Tagen, da die Meinungen der Parteien hart aufeinander prallen, da die Einigkeit des deutschen Volkes völlig zerrissen zu sein scheint, kann kein Gedanke so einend Wirken wie der an die Mutter. Der zweite Maisonntag in jedem Jahr soll der deutschen Mutter gewidmet sein. In der Feier eines Ehrentages der Mutter findet der Wille zur Erneuerung aus der Tiefe unseres eingeborenen Wesens, unser Bekenntnis zur Familie als der Keim zelle deutschen Gemeinschaftslebens seinen Gipfelpunkt., Nur das Volk kann stark sein und kann sich aus seinen Tiefen wieder erheben, das starke Mütter hat, aus denen die lebenspendende, volkserhaltende Kraft strömt. Fast scheint es, als habe unsere Zeit keinen Naum mehr für diese Gedanken, als würden auch sie verdrängt von der „neuen Sachlichkeit", die sich überall breit macht. Schon sind wir so weit gekommen, daß unsere Jugend von heute die Ehrfurcht vor der Heiligkeit der Mutterschaft als lächerliche Sentimentalität ansieht, mit der der moderne Mensch nichts mehr zu tun hat, und die in vergangene Zeiten gehört. Hier zeigt sich bereits die Morschheit der heutigen Grundlage von Erziehung und Sittlichkeit. Nur noch wenige Schritte weiter auf diesem Wege, und wir sind da angelangt, wo jedes Ge fühl für Ehrerbietung und Achtung vor der Familie er storben ist. Heute, im Zeitalter des Kindes, dem die Auf klärung schon frühzeitig gebracht werden soll, wird es den Eltern nicht leicht gemacht, ihre Autorität zu wahren, und selten ist es, daß die Kinder anerkennen, was die Eltern für sie getan haben. Da war es ein besonders glücklicher Ge danke, einen Tag im Jahre zu dem innigen und schönen Fest des Muttertages zu erheben. Zum sechsten Male jährt sich der deutsche Muttertag. Noch ist er kein deutscher nationaler Feiertag wie in Amerika, wo er bereits im vierten Jahre durch eine Proklamation des Präsidenten Wilson zum Volksfesttag gestempelt wurde. Erst ganz allmählich setzt sich bei uns der Gedanke durch, und es ist ein beachtenswerter Vorschlag, wenn wir, die wir nach einem Volksfeiertag suchen, den Muttertag dazu erheben wollten. So mag nun jeder den Muttertag feiern, wie er seiner Auffassung entspricht. Geräuschvolle Feiern, wie in Amerika, sind sicher nicht am Platze. Ob nun im stillen Heim die Kinder der Mutter mit einem innigen Händedruck oder einer kleinen Spende die Gefühle der Dankbarkeit und Ver ehrung zum Ausdruck bringen, oder ob sie durch eine Früh lingsblume der Mutter kundtun, was sie und ihr Walten ihnen war und ist — das bleibt sich gleich! Nicht auf die Form kommt es an, wenn sich nur die Idee im Schoße der deutschen Familie zu Gedanken und Tat verdichtet. Die gesunde Idee, die dem deutschen Muttertag zu- gründe liegt, wird sein Fortbestehen gewährleisten. Wenn der Tag uns hilft, aus der Verflachung unserer Zeit zurückzufinden zum Quell der Volkskraft und der Volkstugend, so hat er sich als wirksames Mittel im Dienst der Volkserziehung erwiesen. Jede deutsche Frau hat am Muttertage das Recht und die Pflicht zu einer still besinnlichen Feierstunde. Das Leben der Frau erfährt in dem Augenblick, da sie Mutter wird, eine grundlegende Aenderung. Bis zu diesem Tage ein selbständiger, innerlich freier Mensch mit eigenen Wünschen, sicht sie sich plötzlich in den Dienst ihrer Mutter- schäft geteilt, in der ihre eigenen Wünsche nur Wünsche für das Kind sind. Unter Hintanstellung der eigenen Persön lichkeit ist sie mit Hingabe und Aufopferung einzig auf das Wohl ihres Kindes bedacht. Mutterpflichten haben nie ein Ende. Mit Mühe und Arbeit sind die Tage erfüllt, und nicht ewig währen die großen Glücksstunden. Es kommen die Sorgen um das Kind und seine Zukunft. Aber das wahr- Haft Große ist, daß die wahre Mutter nie ihre Pflicht als Last empfindet, und um keinen Preis möchte sie tauschen mit einer kinderlosen Frau. In die Hand der Mutter ist es gegeben, den Charakter ihres Kindes zu beeinflussen. Worte und Handlungen der Mutter sind des Kindes erste Eindrücke von der Welt. Aus dem Munde der Mutter vernimmt es die ersten Belehrungen über Gut und Döse. Die Mutter weckt seinen Sinn für das Schöne und Edle. Die Mutter ist es, die dem Staat tüchtige Menschen erzieht. Darum gilt es, die Bedeutung der Mutter für die Erziehung der heran- wachsenden Generation, den Wert einer gesunden Mutterschaft für eine zielbewußte Volksgesundung und für den Bestand unseres Volkes zu betonen. Der Muttertag soll die Mütter ehren und beglücken. Er soll in der Frau das Bewußtsein ihrer mütterlichen Verantwortung und Pflicht pflegen und die Aufmerksamkeit von Volk und Staat auf Mutter und Kind und die Be deutung der Familie lenken. Anni Krekow. Seitliche und Mische Angelegenheiten —4 -Blüten 4— Wenn im Frühling die Bäume blühen, dann werden in jedem Jahre alte Wunder zu neuen Offenbarungen. Dem einen dienen sie als mehr oder minder laut bestaunte Augen weide, die nur oberflächliche Eindrücke hinterläßt, die er als etwas in dieser Jahreszeit Selbstverständliches hinnimmt, wie etwa einen Börsengewinn oder die Versetzung in eine höhere Gehaltsklasse, wenn die dazu erforderlichen Jahre gekommen sind. Er sagt: „Fabelhaff, dicse Magnolien!", wiederholt vielleicht: „Einfach fabelhaft!" und geht weiter. An die Fabel dieser Fabelhaftigkeiten sich zu verlieren, hat er keine Zeit. Blüten bleiben ihm eine angenehme Abwechslung in dem sich steiig wandelnden Bilde der Gegend, eine labende Illustration zu einem Naturfilm. Für einen anderen ist ein blühender Apfelbaum eine sprudelnde Ouelle stummen und stillen Staunens. Ein An laß der aus den entferntesten Gehirnwinkeln Jdcensplitter, wie ein Magnet die Eisentcile anzieht, aneinander reihen, miteinander verquicken und ineinander aufgehen läßt, Fragen aufwirft, Antworten heischt, tausenderlei Kombinationen, wie die Blüten selbst rn ihrer Mannigfaltigkeit, zur Erwägung stellt, ohne der Weisheit letzten Schluß finden zu lassen. Weil Blüten ja nur Versprechungen, entzündete Hoffnungen sind, ein verheißendes Lächeln, dem nicht unbedingt die Er füllung zu folgen braucht. Blüten sind ein Spiel der Far ben und Formen, wie das Leben ja auch alle Möglichkeiten verspiegelt und — offen läßt. Und dann die Vielen, die sich aus irgendeinem Hun gergefühl aus die Blüten stürzen. Vielleicht, weil ihnen die Natur nur in schmalen Kästen und Fensterbrettern sichtbar wird. Vielleicht, weil ihnen in ihrer Freudlosigkeit die leuch tende Reine wie ein verlorener G'ücksfadcn scheint, den sie einfangen möchten. In ihrer halbhellen Stube daheim. Als ein Märchen, das weitab von der Steinöde ihres Daseins in prangender Kraft Wirklichkeit ist. Pulsnitz. lAusruf.) Der Sonntag Rogate mahnt uns an das Wort Jesu: „Bittet, so wird euch gegeben." Beten sollen wir, wenn wir Mangel haben und dessen gewiß sein: Gott gibt uns, was wir brauchen und macht allem Mangel ein Ende. Auch die Mission, das Werk, das der Herr uns befohlen hat, ist aufs Gebet angewiesen. „Bittet den Herrn der Ernte", sagte Jesus, „daß er Arbeiter in seine Ernte sende." Heute, wo wir anfangen im Kirchen gebet für dre Früchte des Feldes zu beten, wollen wir auch bitten, daß Golt die Ernte behüte, die auf den Missionssel- dern heranreift. Wenn wir aber für die Mission beten und damit unserem Wunsche Ausdruck verleihen, daß das Reich Gottes auf der ganzen Welt ausgebreitet werde, dann sind wir auch verpflichtet, etwas für die Mission zu tun. Wenn darum heute am Sonntag Rogate, die Leipziger Mission mit der Bitte um ein Opfer auch an diese Gemeinde heran tritt, so laßt sie keine Fehlbitte tun, sondern legt freudig ein, was ihr auch habt, eine große oder auch kleine Gabe, je nach eurem Vermögen. Wer aus Gehorsam gegen Got tes Befehl und aus Mitleid mit den armen Heiden etwas gibt, der wird dadurch nicht ärmer, sondern reicher werden, reicher an innerem Glück, reicher an Erfahrungen göttlichen Segens. So helfe euch Gott, er helfe uns allen, daß wir recht beten und opfern lernen für das heilige Werk der Mission. Pulsnitz. (Verbandsberufsschule.) Das neue Schuljahr der Berdandsberufsschule Pulsnitz begann mit der Aufnahme von 114 Schülern und 122 Schülerinnen. In die gehobene Abteilung (hauswirtschaftlicher Mädchenzug wurden 48 Schülerinnen ausgenommen. Der Aushilfslehrer Johannes Zimmer trat am 1. Mai 1928 aus dem Schul dienste aus, um sich für das höhere Lehramt vorzubereiten und an der Technischen Hochschule zu Dresden zu studieren. Für ihn hat das Ministerium für Volksbildung Dr. Unger als Aushilsslehrer der Berufsschule Pulsnitz überwiesen. Pulsnitz. (Aerztlicher Sonntagsdicnst.) Der ärztliche Sonntagsdienst wird am Sonntag, den 13. Mai 1928 von Herrn vr. meck. Schöne versehen. — (Ueberseeische Auswanderung aus Sachsen.) Im Februar 1928 sind 4480 Deutsche nach Uebersee ausgewandert (gegen 5172 im Januar 1928 und 5 164 im Februar 1921). Davon wanderten aus Sachsen 230 Personen aus, verhältnismäßig bedeutend weniger als aus Bayern, Württemberg und Baden. — (Das Sächsische Gesetzblatt Nr. 12) vom 10. Mai enthält Bekanntmachungen über die Aenderung der Verordnung über den Geschäftsbereich und die Geschäftsfüh rung der staatlichen Gewerbeaufsichtsämter und über die 6. Verordnung zur Aenderung des Verwaltungskostengesetzes. In der Verordnung über die Gewerbeaussichtsämter heißt es u.a.: „Die Gewerbeaufsichtsbeamten haben bei den Be triebsbeaussichtigungen auch auf die Durchführung der Be stimmungen des Betriebsrätegesetzes über die Errichtung von Betriebsvertretungen zu achten. Fehlen Betriebsvertretungen oder ist ihre Zusammensetzung zu beanstanden, so ist den Ursachen nachzugehen, gegebenenfalls das Erforderliche zu veranlassen und' der Weilerverlauf zu verfolgen. Weitere Aufgabe der Gewerbeaufsichtsbeamten, insbesondere der mit der Ueberwachung kaufmännischer und anderer Angestellten betriebe betrauten, ist die Mitwirkung bei der Durchführung der Bestimmungen über Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. Pulsnitz M. S. (Turnerwanderung.) Wie alljährlich, so werden auch dieses Jahr die Vereine der deutschen Turnerschaft zum Angedenken ihres früheren Füh rers, Dr. Ferdinand Götz, hinauswandern in die schöne Früh jahrsnatur. Auch der Turnverein Pulsnitz M. S. wird wie im Inseratenteil ersichtlich, den Himmelfahrtstag wandern und hat sich als Ziel die Hüttermühle bei Radeberg gesteckt. Es soll eine reichliche Halbtagswanderung werden. Alle Abtei lungen der Jugend, Männer und Frauen, sowie die Kinder abteilung, letztere in Begleitung der Eltern, auch wenn sie Nichtmitglieder des Vereins sind, sind herzlich willkommen. Möge der Himmel ein freundliches Gesicht zeigen und die Sonne ihre Strahlen Herniederscheinen lassen, dann wird auch der Götz-Wandertag für die Vereine der deutschen Turnerichaft das werden, was er sein soll, nämlich: „Ein fröhlicher Wandertag!" Gut Heil! O. K. Pulsnitz M. S. (Schweres Sittlichkeits verbrechen) Gestern Nachmittag in der 5. Stunde ist auf einem Bauplatze in Pulsnitz M. S. ein schweres Sitt lichkeitsverbrechen an einem 7 jährigen Schulknaben verübt worden. Nach Hinzukommen zweier Bauarbeiter ist der Täter geflüchtet. Er konnte noch am Abend in einem 16 Jahre alten Glasarbeiter aus Pulsnitz ermittelt werden. Bischofswerda. (Zur Sperrung der Staats- straße Bischofswerda-Bautzen) wird uns vom Straßen- und Wasserdauamt Bautzen geschrieben: Seit Be ginn dieser Woche ist die Staatsstraße Dresden—Görlitz zwischen Bischofswerda und Wölkau auf die Dauer von acht Wochen gesperrt. Die Straßenstrecke liegt am Löwenberg in starker 8-Kurve und in beträchtlichem Gefälle. Sie be ginnt an der Kreuzungsstelle mit der Bahnlinie Bischofs werda-Kamenz, welche die Straße in spitzem Winkel an wenig übersichtlicher Stelle überschneidet. Vor zwei Jahren wurde dort die Straße wesentlich verbreitert, um die für den ' Krastwagenverkehr gefährlichen Kurven zu verbessern. Da mals wurde bereits eine einseitige Neigung in den Krüm mungen hergestellt, die der neuzeitliche Schnellverkehr mit Kraftwagen erfordert. Die Ueberhöhung wurde, um zunächst die verbesserte Straße einzufahren, in wassergebundener Schotterdecke hergestellt. Diese ist aber den Beanspruchungen des starken Verkehrs auf der Straße Dresden—Görlitz nicht gewachsen. Die einseitige Ueberhöhung wurde zum Nachteil für den Krastwagenverkehr immer rasch wieder abgefahren. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes soll jetzt die Straße mit Kleinpflaster versehen werden, das in den Krümmungen auf der ganzen Fahrhahnbreite außen überhöht in gleichmäßiger Neigung nach innen verlegt werden soll. Diese Arbeit kann einwandfrei nur durchgesührt werden, wenn sie in der ganzen Breite auf einmal erfolgt. Die Straßenbauverwaltung mußte sich deshalb dazu entschließen, die Straße für den Durch gangsverkehr vollständig zu sperren, da auch der Anschluß des einseitig genei.ten Pflasters an die in entgegengesetzter Rich tung fallende Eisenbahnlinie besondere Schwierigkeiten verursacht. Der einsichtsvolle Kraftfahrer wird den Umweg, zu dem ihn die Sperrung zwingt, als notwendig in Kauf nehmen. Dafür hat er die Gewähr, daß die Arbeiten auch viel schneller von statten gehen können, als wenn der Betrieb in halber Breite mit Gefahren für ihn und die Bauarbeiter notdürftig aufrecht erhalten würde. Nach der Fertigstellung der umfangreichen Arbeiten wird der Verkehr auf viele Jahre hinaus ungehin dert die durch schönen Wald führende Straßenstrecke be nutzen können. Goldbach- lDie Unterschlagung in derGe- m ein d e k ass e.) Vor einigen Monaten hatte großes Auf sehen erregt, als bekannt geworden war, daß der hiesige Ge- meindcbeamte Paul Richard Linke sich schwere Amtsunter schlagungen hatte zuschulden kommen lassen. Linke ist 32 Jahre alt und verheiratet. Er ist gebürtig aus Bischofswerda. Seit dem 1. April 1924 war er bei der Gemeinde Goldbach an gestellt gewesen; er hatte alle vorkommenden Arbeiten zu erledigen, die Bücher und die Kasse zu führen. Linke hat ein etwas lockeres Leben geführt und die Gelder für Renn wetten und andere kostspielige Neigungen verwendet. Ms er sah, daß die Unterschlagungen nicht mehr länger vertuscht werden konnten, erstattete er am 10. November 1927 Selbst anzeige. Die Untersuchung stellte fest, daß in der Gemeinde kasse ein Fehlbetrag von 18 000 RM zu verzeichnen war. Am Mittwoch fand nun die Verhandlung vor dem Landge richt Bautzen statt. Linke war offenbar über die Höhe seiner Veruntreuungen selbst nicht genau im Bilde. Er gab an, sich ungefähr 7000 RM nach und nach widerrechtlich zugeeignet zn haben. Zwei Drittel dieser Summe habe er zum Ankauf von Kokain (!) verwendet, ein Drittel bei Pferde rennen verwettet. Die Unterschlagungen hätten Anfang 1925 begonnen. Bei den Revisionen, deren Termin er vorher er fahren habe, habe er die Fehlbeträge teils vorübergehend ge deckt, teils durch unrichtige Buchungen verschleiert. Wo die fehlenden weiteren 11000 RM hinqekommen seien, Wisse er er nicht. Zuletzt habe er 214 NM Monatsgehalt bezogen. Linke wurde zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt. Verteidiger war Herr Rechtsanwalt Dr. Teichert-Bischofswerda. Oehna. (Die Kun st mühle Oehna) früher Julius Körner) wurde von dem bisherigen 2. Direktor der Mühlenwerke A.-G. Guhrau (Bezirk Breslau) Herrn Gust. Mai käuflich erworben, und nach dreijährigem Stillstand wieder in Betrieb genommen. Dresden. (FlüchtenderBankdieb.) Vor einigen Tagen in der Mittagszeit wurde von zwei unbekannten Tätern im Schalterraum einer hiesigen Bank ein äußerst raffinierter Gelddicbstahl ausgesührt. Ein Dresdner Ein wohner, der Geld einzahlen wollte, hatte den Betrag vor sich auf den Schaltertisch gelegt. Da er etwas unterschreiben mußte, steckte er die Scheine wieder in seine linke Jackett- tasche. In diesem Augenblicke trat der eine Täter von rechts heran und lenkte die Aufmerksamkeit des Einzahlers durch eine Frage ab. Währenddem entwendete der zweite Dieb'das Geld und verschwand damit. Obwohl der Bestohlene von dem kühnen Griff selbst nichts gemerkt hatte, entdeckte er zu fällig den Verlust. Er eilte dem Dieb, der bereits die Straße erreicht hatte, unter lauten „Halt auf!"-Nufen nach. Leider fand sich unter den Fußgängern keine Person, die den Täter festgehalten hätte. Dieser blieb schließlich stehen, gab das Geld wieder heraus und verschwand. Auch der andere war unterdessen unerkannt entkommen. Zweifellos hat man es mit denselben reisenden Dieben zu tun, die auf gleiche Weise Ende März in Chemnitz einen Kassenboten um 4 000 M erleichterten. Sie werden beschrieben: 1. 35—40 Jahre alt, 175 cm groß, schlanke Gestalt, längliches Gesicht, eng lisch verschnittenen Schnurbart, schwarze, wellige Haare, aus ländischer Typ, bekleidet mit dunklem Anzug. 2. 35—40 Jahre alt, 160 cm groß, kräftige Gestalt, glattrassiert, schwarze, nach hinten gekämmte Haare, breites, abgelebtes Gesicht, ausländischen Typ, bekleidet mit grauem Jackettanzug und ohne Kopfbedeckung. Zu ihrer Ermittlung dienliche Angaben erbittet die Kriminalpolizei nach Zimmer 88. Dresden. (Der Landesverband Evangeli scher Arbeitervereine in L>achsen) veranstaltet vom 13.—17. Mai im kirchlichen Bundeshaus in Krummen- hennersdcrf bei Freiberg eine Arbeiterfreizeit. Als Haupt themen werden behandelt: „Die Stellung des Arbeiters zur Religion und Kirche" von Pfarrer Reuter-Dresden, „Die Stellung des Arbeiters zu Politik und Staat" von Gene ralsekretär Grunz-Berlin und „Die Stellung des Arbeiters zu Literatur und Presse" von Pfarrer Coch-Dresden. Neusalza-Spremberg. (Ein ulkiges ABC- Schützengeschichtchen) trug sich in der hiesigen Schule zu. Die Schule hatte die Eltern zum Besuch des Elemen tarunterrichts in der ersten Woche eingeladen und einige Mütter wohnten zur Mituntcrstützung ihrer Lieblinge dem Unterricht bei. Der Lehrer erzählte das Rotkäppchcnmärchen und dabei auch recht drastisch, daß der böse Wolf die Groß-