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Pulsnitzer Tageblatt : 07.05.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192805071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19280507
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19280507
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-05
- Tag 1928-05-07
-
Monat
1928-05
-
Jahr
1928
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 07.05.1928
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N. 106. Pulsnitzer Tagevlcm. — Montag, den 7. Mai 1928. Seite 2. Rinder erzogen werden. Sie muß sich ihrer Verantwortung bewußt und über die Folgerungen klar sein, die sich für die Erziehung ihrer Kinder aus diesem oder jenem Schulsystem ergeben. Sie wird die Schulsysteme vor allen Dingen darauf zu prüfen haben, wieweit die sittlichen Grundlagen, ohne die eine erfolgreiche Erziehung undenkbar ist, gesichert oder gefährdet sind. Die Mutter wird sich auch an Beispielen aus anderen Ländern zu unterrichten haben, wohin die neuen Wege führen, die heute in unserer Erziehung angestrebt und zum Teil bereits eingeschlagen werden. Die Mutter als Erzieherin ihrer Kinder, die für das Seelen leben und für die spätere Einstellung der Kinder zur Familie und zum Staat mit verantwortlich ist, wird vor ihrem Wahl gang sich diesen ganzen Fragenkomplex ordnen und ihn durchdenken müssen, ehe sie ihren Zettel in die Wahlurne wirft. Schon diese wenigen Beispiele zeigen, welches Interesse die Frau an den Wahlen hat. Deshalb soll die Frau nicht abseits stehen und dem Grundsatz huldigen: „Auf meine Stimme kommt es nicht an." Dadurch vergrößert sie nur unnütz die ohnedies reichlich große Zahl der Nichtwühler und beweist damit, daß sie sich ihrer Pflichten, die sie in dem heutigen Leben zu erfüllen hat, nicht bewußt ist. vr. M. StrWe md WWt Angelegenheiten Pulsnitz. (Gefährdung der Sicherheit.) In der Nacht vöm 4. zum 5. Mai ist nach der Lokomotive des Personenzuges 891, der Bahnhof Großröhrsdorf 0,31 Uhr verläßt, von zwei jungen Burschen im Alter von 18 bis 20 Jahren an der Unterführung beim Bahnhof Großröhrs dorf ein Schuß abgegeben worden. Die Täter flüchteten nach der Lichtenberger Straße zu. Zu ihrer Ermittlung sitzt die Neichsbahn-Direktion Dresden eine Belohnung bis zu 300 RM aus, deren Verteilung sie sich vorbehält. Pulsnitz. <Der Mütterabend) findet am Don nerstag, den 10. Mai, abends 8 Uhr, im Pfarrhause (Kon firmand enzimmer) statt. — (Von den Vögeln) sind in der ersten Hälfte des Mai zu erwarten (außer den zurückgebliebenen Nach züglern) einige Arten der Würger, Zaunammern, Waldlaub vögel, gelbe Grasmücken, Schilf-, Sumpf- und Binsensänger, Turteltauben, Turmschwalben, Strandläufer, Wachteln. Nach dem in der letzten Hälfte des Mai noch erscheinen: der Wachtelkönig, Nachtschwalben, Mandelkrähen, ist mit dem späten Pirol der Zuzug des Vogelheeres geschlossen, und es erklingt nun Feld und Wald, hauptsächlich in der Frühe, von ihrem lebensfrohen Gesang. Eifrig sind sie mit Nest- bauen, Eierlegen und auch schon mit Brüten beschäftigt. Und groß ist ihre Tätigkeit im Vertilgen von Ungeziefer. Stare, Lerchen, Drosseln bekommen schon flügge Junge. Um die Bäume, auf welchen sich Nester und Starhäuschen be finden, binde man Dornen mit den Spitzen nach unten, um Katzen und Mardern das Hinaufklettern zu verhindern. — Bezüglich der Jagd herrscht nun vollständige Ruhe; vom 15. Mai ist für alles Schonzeit. — (Der beste Ruser) in der Tat — ist ein ge schicktes Inserat! — Denn seiner Stimme Heller Klang — erschallt die ganze Stadt entlang — und setzt den Ruf noch noch weiter fort — von Dorf zu Dorf, von Ort zu Ort. — Was muß das für ein Werber sein! — Er dringt ins kleinste Stübchen ein, — spricht in.des Arztes Wartezim mer, — wirbt Kunden noch beim Lampenschimmer, — empfiehlt dich aus dem schnellen Zug, — wirbt beim Glas Bier im „Grünen Krug", — verkürzt das Warten beim Barbier — und wirbt sogar am Oertchen „Hier!" — In dem du schläfst, sucht in der Tat — noch Kundschaft dir das Inserat! — Es ist dein Helfer unbeirrt, — der tage lang nicht müde wird — und manchen Kaufmann über Nacht — zum reichen Manne hat gemacht. — (Der Kuckuck) läßt im dichten Grün unserer Wälder jetzt wieder seinen Ruf erschallen. Noch kaum ein Sterblicher wird sich entsinnen können, diesen Ruf jemals anders gehört zu haben, als aus der Ferne. Dies hat seine einfache Erklärung darin, daß der Kuckuck als scheuer und mit einer sehr feinen Witterung begabter Vogel sich beim Herannahen eines Menschen sofort unsichtbar macht und nach Möglichkeit tief in den Wald hinein flüchtet. Die sonderbare Haushaltsührung des Kuckucks, die darin besteht, daß er die Erziehung seiner Kinder, ja selbst das Ausbrüten seiner Eier anderen Vogelarten überläßt, ist bekannt. Von Interesse wird manchem unserer Leser dagegen sein, daß unsere Land wirte allgemein einen nassen Sommer prophezeien, sobald im Frühjahr der Kuckuck fleißig ruft. — (Warnung!) Bei Frühlingsbeginn sei folgendes Verbot ans Herz gelegt: Nach tz 368 Ziffer 9 des Reichs strafgesetzbuches wird mit Gelostrafe bis zu 150 M oder mit Hast bis zu 14 Tagen bestraft, wer unbefugt über Gärten oder bestellte Aecker, Wiesen, Weiden oder Schonungen, welche mit einer Einfriedigung versehen sind oder deren Be treten durch Warnungszeichen untersagt ist oder auf einem durch Warnungszeichen geschlossenen Privatwege geht. — (Vor einer Eisenpreiserhöhung?) Die „Voss. Ztg." meldet aus Essen: In Kreisen der deutschen Eisenindustrie werden zurzeit umsangreiche Erhebungen über die Auswirkung des Lohnschiedsspruches im Ruhrbergbau auf die Selbstkosten der eisenschaffenden Industrie angestellt, die offenbar der Vorbereitung eines Preiserhöhungsantrages für Eisen dienen. Kamenz. (Der Sittlichkeitsverletzer, der im Walde an der Straße nach Brauna sein schamloses We sen getrieben hat, ist am Donnerstagvormittag erneut zwi schen Lückersdocf und dem Walberg ausgetreten Als dort zur angegebenen Zeit eine Schulklasse eine Wanderung machte, trieb sich der Unbekannte in der Nähe herum und zeigte sich -in entblößtem Zustande. Beim Wiederaustauchen des un flätigen Menschen wolle man sofort die Gendarmeriedienst stelle Kamenz benachrichtigen. Schwepnitz. (Tanz im Evaskostüm.) Der vor einer Woche im Walde an der Straße Schwepnitz—Gottsch dorf gemachte Fund weiblicher Kleidungsstücke hat jetzt durch unsere Gendarmeriestation seine Ausklärung gefunden. Es soll sich nicht, wie man erst vermutete, um einen Ueberfall oder ein sonstiges Verbrechen, sondern um regelrechte Nackt tänze handeln. Bischofswerda. (Mildem Autoinden Teich) Am Montag nachmittag fuhr bei Oppach auf der Neusalzaer Straße ein Lastkraftwagenzug in einen Teich. Die auf den Wagen fahrenden Personen konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Bischofswerda. (Ein Feueralarm) ertönte am Sonnabend vormittag kurz vor 9 Ubr. In dem Glashütten werk Gebr. Eibenstein war in dem Raum, wo sich der Oken befindet, etwa um ^9 Uhr beim Auffüllen von Oel eine Oeltrommel explodiert. Eine Stichflamme, die hochschoß, entfachte im Dachstuhl einen Brand, der durch die Trocken heit des Gebälks gute Nahrung fand und sich am Dachfirst entlangschlängelte. Am Brandplatz waren die Bahnhofswehr, die Freiwillige Feuerwehr, die Fabrikwehren von Herrmann L Sohn und Buschbeck L Hebenstreit, sowie die Nachbarweh ren Belmsdorf, Goldbach und Niederpntzkau erschienen. Durch tatkräftiges Eingreifen der Wehren konnte das Feuer bekämpft werden. Der Betrieb wird in diesem Raume wohl erst im Laufe dieser Woche wieder ausgenommen werden können, da durch das Ankohlen der Balken der Dachstuhl erneuert werden muß. Fischbach. (Unfall.) Am schwarzen Roß, da, wo die Bautzner Landstraße von dem Fahrwege, der Wilschdorf und Fischbach verbindet, gekreuzt wird, wurde am 3. Mai ein 12jähriges Mädchen aus Dresden, das an einem Schul ausfluge teilnahm, beim Ueberqueren der Landstraße von einem Auto umgerissen; der sogenannte Kotflügel traf das bedauernswerte Kind und es erhielt schwere Verwundungen am Kopfe. Eine Schuld soll den Chauffeur nicht treffen. Das Kind wurde sofort nach Arnsdorf zum Arzte gebracht, der die erste Hilfe leistete. Großharthau. (Ein Waldbrand), der bei dem herrschenden starken Winde leicht hätte noch größere Aus dehnung annehmen können, entstand am Donnerstag in den Mittagsstunden an der linken Seite der Bahnstrecke Groß harthau - Arnsdorf. In der Nähe des Kochschen Bahn wärterhauses, dem erstgelegenen hinter unserem Bahnhofe, war das dürre Böschungsgras in Brand geraten, das auch auf das daneben befindliche Strauchwerk und den Windschutz zaun übersprang und, vom Winde anaefacht, in bedrohliche Nähe des Bahnwärterhauses rückte. Dank des Eingreifens der Feuerwehr und freiwilliger Helfer gelang es. nach ange strengter Arbeit und Umlegen von einigen größeren Nadel bäumen den Brand einzudämmen, der annehmbar durch Funkenflug einer Lokomotive entstanden ist. Wäre das Feuer auf der gegenüberliegenden Seite entstanden, io hätte es in den Masseneywaldungen leicht einen großen Umfang annehmen können. Dresden. (RaubmordversuchinDr.-Löbta u.) Ein Raubmordveisuch wurde am Sonnabend nachmittag in Dresden-Löbtau verübt. Gegen '/,4 Uhr wurde der Posten am Drellaisirbof von einem Zeitungsausträger nach dem Grundstück KeffelSdorfer Str. 4 aerufen. Dort war die Inhaberin eines kleinen Textilwarenaeschästes, die 62 jährige Frau Chawa Gmeiner, von einem noch unbekannten Räuber durch mehrere Hiebe mit einem Hammer schwer verletzt worden. Der an den Tatort gerufene Beamte benachrichtigte die Mordkommission, die sofort eintraf und bisher folaendes festgestellt hat: Kurz vor 12 Nhr vormittags erschien in dem Geschäft der Frau Gmeiner ein Unbekannter, von dem bisher nur feststeht, daß er etwa 23 Jahre alt und mittelgroh ist und sächsischen Dialekt spricht. Er suchte sich zwei Paar Herren socken und ein Paar Gummihosenträger aus, kaufte sie ober nicht, son dern erklärte, er wolle erst nochmals mit seiner Mutter be». Schwester wegen des Ankaufs sprechen und werde nachmittags wiederkommen. Er erschien auch kurz nach 3 Uhr nachmittags erneut, um anaeblich die am Vormittag ausgesuchten Stücke nunmehr zu kaufen. Als ihm diese vorgelegt waren, verlangte er noch ein Paar schwarze Damenstrümpse. Die Gmeiner hatte sich kaum herumaedreht, um dem Wunsche zu ent sprechen, als sie von dem Täter mehrere wuchtige Hiebe mit einem in gelblich braunes Packpapier eingeschnürten Hammer über den Kopf be kam. Die Gmeiner brach schwer verletzt bewußtlos zusammen. Der Täter hat dann die Ladenkasse, die au« einer etwa 20—30 cm großen grünen Maschendrohtkaffette mit Blecheinfassuna bestand, hinter dem Ladentisch hervorgeholt und ist unbemerkt entkommen. Es find ihm höchstens 11—13 Mark Tageskasse in die Hände gefallen. Den zur Tat benutzten Hammer und die zur Auswahl voraelegten Stücke hat er am Tatort zurückgelass-n. — Für sachdienliche Mitteilungen, die zur Ergreifung des Täters führen und vertraulich behandelt werden, sichert das Kriminalamt eine bohe Belohnung zu, deren etwaige Verteilung eS sich unter Ausschluß des Rechtsweges Vorbehalt. Dresden. (Ein Dresdner in Rumänien unter Spionageverdacht verhaftet.) Aus Buda pest wird dem Telunion-Sachsendienst gemeldet: Der Bal kan-Vertreter der Dresdner Seidenstrumpffabrik Leonhardi Schultheiß ist in Budapest einaetroffen. Er beklagte sich sehr darüber, daß er auf einer Geschäftsreise durch Sieben bürgen in Hermannstadt fünf Tage lang unter dem Verdacht der Spionage gefangengehalten und schwer mißhandelt wor den sei. Leipzig. (Buchhändlertagung.) Die diesjäh rige Jahresversammlung der deutschen Buchhändler wurde am gestrigen Sonntag in Leipzig eröffnet. Der Vorsitzende stellte in seiner Begrüßungsansprache fest, daß der Bücber- umsatz durch Radio und Kino wie durch die Verarmung des Mittelstandes stark zurückgegangen sei. Hainichen. (Aus einer Redaktion) Der „Hainicher Anzeiger" erzählt folgendes niedliche Geschichtchen: Ein älteres Fräulein, das mit 40 Lenzen nicht zu hoch ein geschätzt wurde, stellt sich in der Redaktion mit einem von ihm selbst verfaßten Frühlingsgedichte ein. „Eine vielver sprechende Arbeit", erklärt der diplomatisch veranlagte Re dakteur, aber es erweist sich auch hier wieder einmal, daß Frauen unter dreißig Jahren selten literarisch Druckreifes leisten. Wenn Sie in 5 oder 6 Jahren wiederkommen, wer den wir Sie gewiß in den Kreis unserer Mitarbeiter auf nehmen können." Das alte Fräulein hat sein Gedicht nie gedruckt gesehen, aber es ist seitdem eine treue Freundin des Blattes und rühmt den Redakteur als den sympathischsten Menschen, dem es je begegnet ist. Meerane. (Verurteilung eines Brand stifters.) Großes Aufsehen erregte seinerzeit die Ver haftung des Pächters des bekannten Gasthofes „Schwane feld", Guse, wegen Brandstiftung. G., der damals in schwierigen Lage war, hatte im vorigen Jahre Feuer ans dem Oberboden des Gasthofs angelegt, um die Versiche rungssumme zu erlangen. Der Brandherd wurde recht zeitig entdeckt und gelöscht. G., der früher geständig war, dann aber sein Geständnis widerrief, wurde vom Gemein samen Schöffengericht Zwickau wegen versuchter Brand stiftung zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Plauen. (Mutter und Kind überfahren.) Auf der Reichsstraße lief ein dreijähriges Mädchen auf einen Personenwagen zu. Die Mutter des Kindes ging ihm nach, um es in Sicherheit zu bringen. Beide gerieten unter den Wagen und wurden mehrere Meter weit mit geschleift. Die Mutter erlitt schwere Verletzungen, so daß sie ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Auch das Kind wurde verletzt. „Valn Mng" M Wk« Ruhe Beim Ein solch Begräbnis' wie das „Baler Leibergs" am Sonnabend' hat Loschwitz noch nie gesehen und wird es wohl auch nicht wieder zu sehen bekommen. Das war eine gewaltige Traucrkundgebung.7 Reichte doch der Trauerzuq vom Trauerhause „zur Amsel" im Loschwitzgrund bis hinauf zum Friedhof fast am oberen Ausgange von Loscbwitz. Der aanze Elbgausängerbund war vertreten; denn wer cs halbwegS ermög lichen konnte, der war gekommen, um an der Trauerkundgebung teilzu nehmen. Es fehlte kein Verein. 200 Fahnen und Banner zählte der imposante Leichenzug, der sich unter dem Geläut der Glocken nach dem Friedhöfe bewegte. Im Halbkreise ordnete sich der Fahnenwald um das Grab, der beim Einsenken des Sarges sich über das Grab senkte. Die Musikkapelle intonierte den Choral: Jesus, meine Zuversicht. Hierauf folgte unter Leitung des Bundesliedermeisters Kantor Büttner, Pirna, der Gesang des Bundes: „Heber den Sternen wohnet Gottes Friede!" Und nun sprach Herr Oberpsarrer Schulze, Loschwitz, ein Freund des Heimgegangenen mit tiefbewegtem Herzen über das Schrift- wort: „Sei getreu bis an den Tod!" Er kennzeichnete den Verstor benen als ein cdles Vorbild n'cht nur für jeden Sänger, sondern für jedermann. Leibergs Ziel und ganzes Streben war nur nach oben gerichtet, obgleich ein Greis an Jahren, aber doch noch ein Jüngling in Tat und Willenskraft. Ein sonniges Gemüt zeichnet rn aus. Wo Vater Leiberg hinkam, da gewann er im Fluge alle Herzen Er war die wandelnde Güte und Freundlichkeit und Milde. Der Verstorbene hatte keine Zeit müde zu fein. Er wollte nicht wissen, daß er alt sei, er wollte treu sein bis zum Tod, und der Herr hat ihm den Wunsch auch erfüllt und ließ ihn mitten in der Arbeit sterben. Nun ist er aus unserer Mitte genommen, doch er steht vor uns als ein Sinnbild dec Treue, als ein wahrer Freund des Volkes, der nie dem Volk noch dem Munde redete, sondern wie es die Wahrheit erforderte. Seid einig, einig, einig ! rief so ost er uns zu. An seinem Graben wollen wir nicht trauern und klagen, sondern jubilieren. Lobe den Herrn, meine Seele. Des Heimgegangenen Treue soll in unserer Mitte lebendig bleiben. — Nun rief dem Entschlafenen der Bundeschormeister Kantor Büttner ein Habe Dank in die Ewigkeit nach, desgleichen der Schatz meister des Deutschen Sängerbundes Reddlein, der Vorsitzende deS Jnlius-Otto-Bundes, der Dresdner Chorweistetverband, der Bund der Gewerbetreibenden Loschwitz und Umg , der Gärtnerverein, der Frauen verein, der Loschwitzer Männergcsangverein Adolf Lcibe-.g. Auf die Ansprachen folgte als zweiter Gesang: Nun schläft der Sänger! Während dieses Gesanges neigten sich die Fahnen über dem entschlafenen Sänger. Den Schluß der Begräbnisfeier bildete der dritte VerS des Liedes: „Ich kenn' ein'n Hellen Edelstein!" Und nun verließen alle tiefbewegt d e Stätte, da man einen guten Mann begraben, dcssen Name unsterblich geworden ist. Tausende von Zuschauern hatten sich auf der Straße und auf den Plötzen postiert, durch welche der Zug sich bewegte. Von einzelnen waren sogar Dächer, Mauern und Bäume erstiegen worden. Wahlvorschläge der Christlich-Natio nalen Bauern- und Landvolkpartei Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, hat die Christlich- Nationale Bauern- und Lanvvollpartei in allen drei sächsischen Wahl kreisen Wahlvorschlage eingereicht, die untereinander verbunden sind. Als Spitzenkandidat steht auf allen drei Wahlvorschlägen der Land- tagSabgeordnete Robert Bauer in Wiedersbecg i. Vogtl., der die Chnstlich-Nationale Bauern- und Landoolkpartci bereits im Sächsischen Landtage vertritt. Alt-Heidelberg, du feine Stresemann und Botschafter Schurman zu Ehrendoktoren ernannt. Heidelberg. Die alte Universitätsstadt hatte ein beson deres Fest. Die Stadt hatte Flaggenschmuck angelegt. Der amerikanische Botschafter in Berlin, vr. Schurman, und der Reichsaußennnnister vr. Stresemann erhielten das Heidelberger Ehrendoktovat. Die Studentenschaft und der badische Kultusminister waren anwesend. Nach Empfang des Ehrendiploms dankte Botschafter Schurman in warm- herziger Erinnerung an seine Heidelberger Studentenzeit. Er trug eine englische Uebersetzung des alten Scheffelliedes: „016 Nsiäolbsrs, äear Litv . . vor und betonte zum Schluß, daß seine Zusammenarbeitmitvr. Stresemann internationale Bedeutung angenommen habe. Neue Wege der internationalen Verständigung ständen bevor: die Verwirklichung der Aechtung des Krieges stände in nicht allzu weiter Ferne. Wenn die menschliche Zivilisation und Kultur fortbestehen sollen, müßte der Krieg geächtet werden. Deutschland und die Vereinigten Staaten gingen zusammen vorwärts in einem großen und edlen Abenteuer für die Sache der menschlichen Kultur. Darauf hielt vr. Stresemann seinen Vortrag über „Neue Wege zur internationalen Verständigung". Nachdem er für die Verleihung des Ehrendoktortitels seinen Dank aus gesprochen hatte, betonte er das Recht der Nattonen aus Leben und Freiheit. Sie bereite die geistige Annäherung und friedliche Verständigung der Völker vor. National und international seien keine Gegensätze. Aber er möchte nicht befürworten, daß das Internationale das Höhere der Gestaltung des menschlichen Daseins darstelle. Shakespeare sei ohne England, Goethe ohne Deutschland, Dante ohne Italien nicht zu verstehen.- Die Einordnung des einzelnen in die Gesamtheit sei für den einzelnen kein Ver zicht und kein Verlust. Ebenso sei es im Leben der Völker. Für unsere Generation gölten die Worte des Egmont, daß „die Sonnenpferde der Zeit, wie von unsichtbaren Geistern gepeitscht, mit unseres Schicksals leichtem Wagen durch- I gingen, - .
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