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Bis '/2IO Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Airfnahmr Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtSgerichtSbeztrks: PulSuttz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Nieberstcina, Weißbach, Ober- und Niederlichienau, FrirderSdors, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Alb-rtstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E L. F ö r ft e r « E r b en (Inh. I. W Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr inPulsnitz Nummer IKK Montag, den 7 Mai 1SS8 8«. Jahrgang Das Wichtigste In Rumänien steht ein Bauernkrieg bevor. Im Kolmarcr Prozeß kam es zu einem ernsten Zusammenstoß. Wie aus New Kork berichtet wird, beabsichtigt Chamberlin noch vor Ende des Jahres den Stillen Ozean nach Japan zu überqueren. Am Flugsonniag in Neuenburg stürzte der Baseler Fallschirmspringer Buscr, da sich sein Fallschirm nicht öffnete, aus 450 Meter Höhe tödlich ab. Wie dem „Montag" aus Sofia gemeldet wird, find dort zwei Vertreter des Woh fahrtsaus chusscs des Völkerbundes eingetroffm, um sich über die Obdachlosigkeit im Erdbebengebiet zu unterrichten. Wie der „Montag" aus Peking meldet, ist das deutsche Hotel Stein in Tsiansu geplündert worden. Die deutsche Kolonie in Tsianfu soll jedoch wohlauf sein. In Korinth wurden am Sonntag wieder vier neue Erdstöße verspürt. Die Krau und die Wahl. Wenn man das Thema der Beteiligung der Frau am politischen Leben erörtert, so wird man vielfach Einwen dungen hören, wie: Die Frau gehört an den Kochtopf und nicht an die Wahlurne, oder: Politik verdirbt den Charakter, und wir wollen uns den Charakter unserer Frauen rein er halten. Alles schön und g^t, nur muß man solche weisen Aussprüche daraufhin prüfen, ob sie in unsere Zeit passen. Der Krieg und seine Folgen haben in der Frauenfrage grundlegende 'Aenderungen geschaffen. Während des Krieges sprang die Frau ein und füllte in fast allen Berufen mehr oder weniger die Stellen aus, die sonst mit Männern besetzt wurden. Aber die Front brauchte jeden Mann, folglich mußte in der Heimat die Frau in die Bresche treten. Seit dem hat sich die Frau fast alle Berufe erobert. Nicht nur, daß sie heute mehr denn je Büroarbeit leistet, nein, auch in die Handwerksberufe ist sie vorgcdrungen. Vorläufig sind es noch Ausnahmen, daß Frauen als Maurer, als Schlächter, Bäcker oder dergleichen tätig sind, aber wer will sagen, daß diese Einzelbeispiele nicht starke Nachahmung finden. Tat sache ist jedenfalls, daß die Frau heute fast mit gleichen In teressen am Berufsleben teilnimmt wie der Mann, nicht immer aus eigenem Antriebe, sondern vielfach der Not ge horchend. Cs ist nur eine selbstverständliche Folge dieser Tatsache, daß den Frauen heute auch im politischen Leben, in dem soziale-, Wirtschafts- und Berufsfragen den breitesten Raum einnehmen, eine verstärkte Teilnahme gesichert werden muß. — Die Frau hat genau wie der Mann ihr Wahlrecht, und das gibt ihr gleichzeitig die Pflicht zur Wahl. Dabei soll man sich vor dem Irrtum hüten, oaß nur die berufs tätige Frau Interesse an den Wahlen hat. Das ist ein grober Fehler; denn ein ebenso großes Interesse an den Wahlen hat die Hausfrau und Mutter, die vielleicht sonst am öffentlichen Leben nicht teilhat. Durch die Hände der Haus- frau geht der größte Teil des Gelderwerbs, und es kann ihr daher nicht gleichgültig sein, woher das Geld kommt und wieviel oder wie wenig sie damit beschaffen kann. Der Mann hat auch nur begrenzte Verdicnstmöglichkeiten und muß es der Frau überlassen, mit dem Gelde auszukommen und die Ausgaben zu bestreiten, die zur Führung eines Haushaltes nötig sind. Darum wird die Hausfrau gut daran tun, sich darum zu kümmern, wo das Geld herkommt und wie es ver dient wird Sie wird die Programme der einzelnen Par- teien daraufhin zu prüfen haben, wieweit die großen Ver sprechungen, die dort gemacht werden, auch erfüllbar sind. Sicher verlocken derartige Programmpunkte wie: jedem sein eigenes Haus, jedem ein gesichertes Auskommen, jedem vier Wochen Urlaub im Jahr und sonstige andere Verheißungen. Die Hausfrau wird sich davon zu überzeugen haben, ob diese paradiesischen Genüsse zu verwirklichen sind oder wieweit sie wahlpropagandistische Leckerbissen sind. Es ist sehr lercht, E Versprechungen Wähler zu fangen, aber es gibt bittere Enttäuschungen, wenn die Partei nach der Wahl von ihren Programmpunktcn, deren Undurchführbarkeit sie von vorn- ^rein einsah, nichts mehr wissen will. Gewiß läßt sich ein Wahlaufruf sehr schmackhaft gestalten, wenn man m ihn schone Versprechungen aufnimmt, aber damit ist noch nicht bewiesen, daß man jemals die Macht oder vielleicht auch nur den Willen hat, etwas davon in Wahrheit umzusetzen. Was nützen Versprechungen von großen Gehältern, wenn die Wirt schaft daran zugrunde geht? Woher soll das Geld zum Woh nungsbau kommen, etwa aus erhöhter Steuerbelastung? Schließlich das Interesse der Mutter an der Wahl. Die diesmalige Neichstagswahl geht unter der Pa role für oder gegen das Reichsschulgesetz. Auf der einen Seite die Parteien, die die Bekenntnisschule in Grund und Boden verdammen und an ihre Stelle die weltliche Schule setzen wollen, auf der anderen Seite die bürgerlichen Par teien, die die konfessionelle Schule erhalten wollen. Der Mutter, die auf die Erziehung ihrer Kinder den größten Einfluß hat, wird es nicht gleich sein, in welcher Schule ihre Bauernkrieg in Rumänien U«abhSngigkeitserklär«ng Siebenbürgens bevorstehend? Der Verlauf der Karlsburger Tagung — Bruch zwischen Japan und Südchina — Vor einem neuen Umsturz in Griechenland Thea Rasche fliegt auch über den Ozean — Start zum zweiten deutschen Atlantikflug Wien. Die nationale Bauernpartei Rumäniens ist zu einem großen Kongreß zusammengekommen. Dieser Kongreß wirb sich mit den ernsten innenpolitischen Gegensätzen zwischen den Nachfolgern in der Regierung Bratianus und dem ruma- Nischen Bauernführer Maniu in erster Linie ^fassen. Der Gegensatz beruht in der Einstellung zum Königtum, und die Bauernpartei will vor allem die Diktatur der Brattanu-Partei und die durch sie verursachte Korruption und finanzielle Miß wirtschaft im Lande beseitigen. Die national-rumänische Bauernpartei will sogar, wie man über Budapest meldet, die Unabhängigkeit Siebenbürgens proklamieren. Die rumänische Regierung hat scharfe Gegenmaßnahmen ergriffen. Sie sucht mit allen Mittel« die Bauern von der Teilnahme am Kongreß sernzuhalten. Im übrigen scheint die Regierung nicht abdanken zu wollen oder den Forde- runqen der Bauernpartei stattzugeben. Der Kongreß findet in dem siebenbürgischen Städtchen Alba-Julia statt. Die Bauern kamen aus einer Entfernung bis zu 200 Kilometer zu Fuß und haben Lebensmittel für acht Tage bei sich. Die Stadlumgebung ist von Militär und Gendarmerie besetzt und bietet den Anblick eines Heerlagers. Außerordentliche Dinge scheinen in Rumänien bevorzustehen. In T 0 rda verwundeten die Bauern bei einem Zusammenstoß sieben Gendarmen. Sollte die Bukarester Regierung der Re- soiution des Bauernkongresses nicht nachkommen, so plant ms« für den dritten Tag des Kongresses einen Schritt, über dsn noch Stillschweigen bewahrt wird. Der Führer der rumänischen Bauernpartei, Maniu, aus dessen Rus sich 200 000 Bauern in Alba Iulia zu einem Kongreß versammelt haben. Barols Erwartungen von Karlsburg London, 6. Mai. Die „Sunday Expreß" veröffentlicht eM Interview mit dem Exkronprinzen Karol, nach dem der Prinz auf den Karlsburger Kongreß der Bauernpartei große Erwartungen stellt. Von dem Ausgang dieses Kongresses hängt es ab, ob er dann in den polü tischen Ring trete und das knock out an der Regierung Bratianus zu vollziehen. Der Verlauf dHarlsburg^Tagüng Belgrad, 7. Mai. Die „Prawda" gibt eine eingehende Schilderung über den Verlaus der Karlsburger Bauerntagung an der über 2000 Gemeinden aus 71 Komitalen vertreten waren. Das Blatt schreibt; schon am frühen Morgen sei der Hauptplatz von Karlsburg mit dichten Menschenmassen angesüllt gewesen Um 8 Uhr Hütte rin Gottesdienst stattgciunden, danach hätten die Füh rer der Nationalen Bauernpartei Maniu und M'chalache die Ent schließung gegen die Regierung begründet, die sofort angenommen wurde. In der Entschließung wird die Treue zum Baterlande, ein Gruß an den Völkerbund als Friedenshort und ein Dank an die Verbündeten des Weltkrieges zum Ausdruck gebracht. Beton wird, daß die Regierung Bratianus nur durch Staat-streich ans Ruder gekommen sei. Sie müsse einer Regierung des Rechtes, einer Re- gierung Maniu, Platz machen. Maniu ist mit dieser Entschließung noch heute nach Bukarest gereist, um sie dem Regentichastsrat zu unterbreiten. Sechs andere Redner sprachen heute noch in Karlsburg in öffentlichen Versammlungen. Die Menge schwor mit erhobener Hand alles zum Sturze der Regierung Britianu tun zu wollen. Ein Abgeordneter sprach mit Nachdruck von einem durchaus not wendigen Marsch aus Bukarest. Die Karlsburger Demonstranten marschierten zu einem großen Teil nach Klausenburg, wo morgen eine Massenversammlung stattfinden soll, der Maniu die Antwort des Regentjchaftsrates überbringen soll. Auch in Bukarest sanden heute unter Teilnahme von 30000 Menschen 2 Versammlungen der Nationalen Bauernpattei statt In langen Drmonstrationszügen begaben sich die Teilnehmer durch die stark von Militär besetzte Stadt, ohne daß Zusammen« pöße erfolgten. Japanische und chinesische Truppen im Kampf. Tokio. Seit einigen Tagen stehe« die a«f der Schantung- Halbinsel gelandeten japanischen Tr«ppe« in schaleren Kämpfen mit der südchinefischen Armee. Die Japaner be richten, daß in verschiedenen chinesischen Städten, besonders im Innern, unter den japanischen Zivilisten Blutbäder aw- gerichtet wurden. Die japanischen Truppen aus Scharttung sind von der südchrnesischen Armee in drei für sich ab gesonderte Truppenkörper zerschnitten worden. Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und Südchina. Das japanische Kriegsministerium bestätigt, daß die chinesischen Südtruppen japanische Truppen bei Tsinanfu entwafnfet haben. Die Truppen hätten sich ergeben müssen, weil ihnen die Munition ausgegangen sei. Der Befehls haber der entwaffneten japanischen Truppen verübte Hara kiri. Die japanische Verstärkung ist unterwegs, um die ent waffneten Truppen zu befreien. Ministerpräsident Ta- naka erklärt amtlich, daß die japanische Regierung be schlossen habe, die Beziehungen zur Nankingregierung abzu brechen und den Generalkonsul abzuberufen. Vor einem neuen Umsturz in Griechenland. Athen. General K 0 ndylis, der Urheber des Stur zes des Diktators Pangalos, richtete ein bis zum 2. Juni befristetes Ultimatum an das griechische Volk, in dem er die Bildung eines Senats, Auflösung der Kammer und Ver- schiebung der Stabilisierung der Währung fordert und im Falle der Nichterfüllung dieser Forderungen sich ein eigenes Vorgehen vorbehält. Die griechische Regierung, die sich aus die Regierungstreue der Armee verlaßt, glaubt, daß Kondy lis' Drohung erfolglos bleiben wird. Nordschleswigs Noi geht Dänemark nichts an. Kopenhagen. Der dänische Ministerpräsident hat den Führern der Nordschleswiger Sammlungsbewegung erklärt, daß ihre Forderungen zu der Nordschleswiger Wirtschastsnot, die Dänen und Deutsche gemeinsam erhoben haben, nicht erfüllt werden, und daß die Zwangsversteigerungen auf dem Lande nicht eingestellt werden könnten. * Die deutschen und dänischen Bauern in Nordschleswig waren durch die dänische Inflation gezwungen worden, zahlenmäßig hohe Kredite aufzunehmen. Ein Hof, der mit 80 000 Kronen verschuldet war, muß für diese Summe heute die Zinsen tragen, obwohl der Goldwert dieser 80 000 Kro nen auf 20 000 nach der Währungsftabilisierung herabgesun- ken ist. So. sind die deutschen Bauern in Nordschleswig in schwerste Schuldknechtschaft geraten, allerdings auch die dän- schen Bauern. Die dänische Regierung scheint aber ent schlossen, Hilfsmaßnahmen abzulehnen, weil es sich nach ihrer Meinung „nur" um die Not der deutschen Minderheit handelt. Attentat auf einen Sowjetbeamten in Warschau. Warschau. Im Zentrum der Stadt verübte ein junger Russe auf den in einem Auto vorbeisahrenden Chef der sowjet russischen Handelsmission in Warschau, Lizarew, ein Re volverattentat. Das Auto wurde von zwei Kugeln getroffen, wobei eine die Scheibe zertrümmerte, so daß Lizarew von derr Glassplittern am Arm verletzt wurde. Passanten haben den Täter sofort festgenommen. Es stellte sich heraus, daß es sich um einen jungen russischen Studenten namens Giergij Wojesichowski handelt. Er erklärte beim Verhör, daß er nicht die Absicht gehabt habe, Lizarew zu töten. Durch seine Tat ha be er nur beweisen wollen, daß die russi sche nEmigrantennochexi st ieren und sich mit dem Sowjetregime niemals abfinden werden. -