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Str. 97. Pulsnitzer Tageblatt. — Mittwoch, dm 2d. April 1928. Seire 4. Wei ^Meidm pulsnitr OoonorstsZ, äsa 26. ^pril, sbeoäs 8 vdr W Iniisi Llnmsllges Lsslsplel kksnv Ksssrss 6er eivrix in Europa xsstierenäs orix. ivtziscke Voxki u. lempeULvrer vom Hoke 6-8 iVigdsrsüsclis von 8»ro6s, Welcker 4ie orix. Kssteiunxeo 6er Voxkis reixt, 6ie kür ksien unerkisrlied, kür ^issenscksktler unü üleäiriner KLrssI 8ir6. v, »: ^ukkIärunZ uo6 Vorkükrovg von 2a«ber, kskiiuockOsuklerlricks, kernerUell»ettea, 1elep»tliie, Hypnose, Lpiritiswus. VorkükruoA L in «Irenen ILörper äe» Mailers von llannersreulli IrenounZ von Lsele anä Lörper — — 8trnli1eo6e Lnerßie LsMsm kuülldss kmsclieil leinpeltsnr init vviläer KiesevsvklLoZs LtlltrM 0,80 krivi — SN üei» Kssse 0,90 iriVi Vorverlcauk: Qreubix, Scdreckeodscku. Sedütrendnus Verein liir VMsbiWnL, kulsmir ?reit»Z, äen 27. 8 Uhr abends, in 6er 8cbnlo (VorirsgirLum): «supt Verrammlung Tagesordnung: 1. Jahresbericht, Vorschläge für die neue Arbeit' 2 Kafienbcricht, Festsetzung der Betträge und Teilnehmergebühren. 3 . Wahl des Arbeitsausschusses u d. Vorsitzenden. 4 Mitteilungen und Anträge. Herzlich ladet eia v«r Qrd«»s»u»«c>iua 25 4. 28. I. A Ulbricht. Arbeitsausschuß '/,8 Uhr Wie»- M W-Mer von importierten Ostfriesen- und Wesermarfch-Kühen hat abzugeben. kittsrgut Okvrn Pl. SMM. MIM in allen Formaten liefert prompt Hermann Herzog vMW MWm rie Mm » MNIMII! Um Urrtümer und erschwerende Verhandlungen von vornherein zu beseitigen, geben wir folgende Richtlinien für Anzeigen und Veröffentlichungen im Wahlkampf hiermit zur öffentlichen Kenntnis : 1. Der Bezahlung unterliegen außer Anzeigen: a) alle Werbungen für eine Partei, einen Kandidaten oder den Besuch einer Versammlung; b) alle Zuschriften, welche ein Parteiprogramm oder Punkte eines solchen enthalten; c) Angriffe gegen eine Partei, eine Parteileitung, Kan didaten oder Einzelpersonen. 2. 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ArllMWiili Gr. 40, wie neu, zu Verkaufes — Zu erfr. i. d. Tageblatt-Geschäftsstelle. 17 jährig, ehrliches, sauberes MMN sucht Stellung in Privat- evtl. Geschäfts haushalt Näheres zu ersragen/M Gasthof z«m Lehugxt, Wiefa Nc. 1. Sache sür meinen Sohn Lehrstelle in Schuhmacherei mit Kost und Logis/ Werke Zuschrift erbeten an Marie Schorr, Dre-den-Ä. Münz- gasse 8. MW BMW pr. 15. 5. oder 1. 6. gcsu/t. Angebot. w.ZKgnisabschriften unter D 21 an die Tagcblatt- Geschüstsstclle. Köuig-Atheri- Gedächtnisfeier. Die weiteren Veranstaltungen. Die Vereinigten Offiziersverbände Dresdens und der Sächsische Militärvereinsbund setzten am Montag die am Sonntag begonnene König - Albert-Gedächtnisfeier fort. Mit dem Krönungsmarsch aus den „Folkungern" wurde die Feier cingeleitet. Generalleutnant a. D. v. d. Decken begrüßte die große Festversammlung, auf die die Fahnen der einzelnen Militärvereine hernieder blickten. Die Festrede hielt General der Infanterie, Staats- und Kr.egsminister a. D. von Carlowitz. Mit den Worten: „Wir haben einen großen Mann ver loren; uns war er mehr!" leitete er seine Ausführungen ein. Dann zeichnete er die innen- und außenpolitischen Ereignisse des 19. Jahrhunderts, die mit der Einigung der deutschen Stämme im Deutschen Kaiserreich ihren Ab schluß fanden. An der nun folgenden erstaunlichen Ent wicklung des Handels und der Industrie — so führte er dann weiter aus — hat König Albert reichlich Anteil, nicht nur durch das Gewicht seiner Stellung, sondern durch den Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit. Ein gütiges Geschick hat ihn nur den Aufstieg und die Höhe erleben lassen, hat ihn davor bewahrt, Zeuge des Abstiegs sein zu müssen. Dieser Sachsenkönig besaß die Liebe und das Vertrauen des ganzen Volkes, und auch im Auslande machte sich das Gewicht seiner Persönlichkeit geltend. Er besaß eine zwingende Macht über die Gemüter; sein Wesen war Ein fachheit und selbstverständliche Natürlichkeit. Nachdem der Redner dann noch kurz das harmonische, glückliche Ehe leben mit der Königin Carola gestreift hatte, schloß er mit den Worten: Unsere Zeit hat keine Muße mehr, der Ver gangenheit zu gedenken. Möge aber das Andenken an König Albert bei seinen alten Soldaten noch lange er halten bleiben. Im weiteren Verlaus der konzertlichen Darbietungen zog noch eine Reihe von Lichtbildern an den Augen der Festversammelten vorüber, die interessante Momente aus dem Leben des Königs brachten. Mit dem Altsächsischen Zapfenstreich wurde die Feier beschlossen. Sport. vr. Peltzer startet in Solingen. Anläßlich der Ein. Werbung de« Walder-Stadions bei Solingen am Pfingstsonntag wird Or. Peltzer über 400 und 800 Meter an den Start gehen. Kraftfahrsport. Das Internationale Motorrad-Däder- rennen 1928 in Kolberg gilt jetzt als gesichert, nachdem die Stadt Kolberg sich zu Zuschüssen bereit erklärt hat. LückendorskerDeenne». Zu dem am 29. April aus der Paßstraße Eichgraben Lückendors bei Zittau stattfindenden Lücken dorsbergrennen lagen bis Montag nachmittag 4 Uhr insgesamt 86 Meldungen vor, dir sich aus Sport-, Tourenwagen, Motorräder und Rennmaschinen mit Beiwagen verteilen. Außer den bereits früher namentlich ausgesührten Rennsahrern hat neuerdings noch der bekannte Münchner Henne auf BMW seine Meldung abge geben. Für die am Vortage de» Rennens nach Zittau angesetzte Plakettenfahrt der Gaurs XI find dir Anmrldungrn übrrau« zahl reich etngegangen, sodaß auch hier ein voller Ersolg rrwartet wer den kann. Die Rennstrecke ist jetzt, nachdem fie einer eingehenden Ausbesserung unterzogen worden ist, in bestem Zustand, wodurch die einwandfreie technische Abwicklung der Rennen» gewährleistet ist. D.5ciEivck-f05k?5il., Spute- VMM unncscg-necursscuvTr vvacn vcnrzb vSK-ca xkisrra v»o>w kl. Fortsetzung.) Sie schüttelte den Kopf. „Es will ihn keiner nehmen. Wohin wir kommen, jeder weist ihn ab. — Man hält uns ür Zigeuner!" fügte sie hastig hinzu, während ein flammen ies Rot in ihr Gesicht zog. Lonä war unterdessen die Treppe heraufgestiegen und blieb scheu unter der Türe stehen. War es denn möglich, daß in dieser Enge drei Menschen existierten? Die Frau blickte mit unverhohlener Bewunderung auf Lorcks blühende Erscheinung und nahm mit herzlichem Danke das Paket entgegeir. „Der Herr vergelte es Ihnen an Ihren eigenen Kindern, Frau Doktor!" sagte sie schlicht. Lona errötete bis an die Schläfe. Ihre Augen suchten erschrocken zu Karsten hinüber. Er schien das Gesagte vollständig überhört zu haben, denn er schrieb eben einige Zeilen auf ein Blatt seines Notizbuches. Dann steckte er den Bleistift zu sich und wandte sich an das Kind. „Behüt' dich Gott, mein Kleiner," sagte er herzlich und strich ihm dabei über das dunkle Köpfchen. „Sollte sich etwas in dem Befinden des Jungen ändern, so lassen sie mich's wissen, auch bei Nacht," wandte er sich an die Mutter. Dann stieg er hinter Lona die wenigen Stufen der Wagen treppe herab. Der Mann, der auf einem gefällten Baum stamm gesessen hatte, kam herzu und dankte höflich. „Möchten Sie Arbeit haben?" frug Karsten. Er zuckte mit einem herben Lächeln die Achseln. „Herr Doktor, mich nimmt keiner! Leute, wie wir, sind verrufen, obwohl noch kein unrechter Pfennig an meinen Fingern klebt." „Was haben Sie denn gelernt?" Ein jähes Rot zog über das hagere Gesicht, des etwa achtundzwanzigjährigen Mannes, als schäme er sich, Ant wort zu geben. Endlich kam es stockend: »Ich bin Kessel flicker, bessere Schirme aus, „was es eben zv tun gibt, Herr!" „Würden Sie sich in einer festen Stelk»«g wohlfühlen?" forschte Karsten. „Ich meine, ob Sie dieses Wanderleben nicht vermissen, wenn Sie jemand in Arbeit nimmt?" „Vermissen? — Nein, Herr! Jede Arbeit würde ich über nehmen — die schwerste, die niedrigste. — Aber es will's ja keiner mit mir versuchen!" fügte er mutlos bei. Lonas Augen wurden groß und feucht! Wie gräßlich! Andere faßen in Wohlleben und Ueberfluh und hier diese Not trotz allen guten Willens. Karsten zog sein Notizbuch aus der Innentasche feines Rockes, trennte das Blatt, das er vorhin beschrieben, heraus, und gab es dem Manne. „Gehen Sie ins Dorf zu Kommerzienrat Petersen, dem Fabrikherrn von St. Wylten und geben Sie ihm das," sprach er freundlich. „Vater ist heute morgen abgereist und kommt nicht vor Ende der Woche wieder!" warf Lona ein. Der fahrende Mann betrachtete sie mit scheuer Ehr erbietung. „Aber Helbing ist da," erinnerte sich Karsten. „Gehen Sie also in die Fabrik und fragen Sie nach Direktor Helbing! Wenn man Sie nicht vörlassen sollte, dann sagen Sie, ich hätte Sie geschickt. Aber sehen Sie zu, daß Sie noch vor zwölf Uhr hinkommen. Ich werde ihn antelephonieren, ob er nicht eine Stelle für Sie hat." „Ja, Herr Doktor!" Ein Leuchten ging über das Gesicht des Kesselflickers. „Ich werde Ihnen gewiß keine Schande machen," fügte er bei. „Frau Doktor, der Herr vergelte es Ihnen tausendfach," wandte er sich gleich darauf an Lona. Karsten nickte ihm freundlich zu, reichte Lona den Arm, um sie auf dem schlüpfrigen Boden vor dem Fallen zu schützen und wandte sich zum Gehen. Als sie die Landstraße erreicht hatten, zog sie ihren Arm aus dem seinen. „Die Leute haben mich für Ihre Frau gehalten!" stieß sie kurz hervor und er wußte nicht, ob es Scham oder Zorn war, das aus ihren Worten klang. „Danken Sie Gott, daß Sie's nicht sind," gab er zurück. „Ich habe mich geschämt," entschlüpfte es ihren Lippen. „Ich Nicht," sagte er gleichmütig. „Ich habe mich sogar sehr geschmeichelt gefühlt, solch' hübsche, junge Frau zu haben!" „Herr Doktor ! —" Zornig wandte sie ihm ihr Gesicht zu. „Seien Sie nicht böse, Fräulein Petersen," bat er. „Es war nicht schlimm gemeint. In diesem Irrtum befand sich der Mann schon aestern abend und das war es, worüber ich zu Hause so herzlich lachen mußte." Er streckte ihr impulsiv die Hand entgegen. „Ich habe schon zweimal verziehen, — verzeihen Sie nun auch einmal!" Sie übersah seine Rechte und blickte seitwärts in die Wiesen, die Lippen zornig aufeinandergepreßt. „Wollen Sie nicht vergeben?" „Nein!" „Fräulein Petersen, was habe ich denn so Unrechtes gesagt? Ist es denn solch' ein Verbrechen, wenn ich mich freue, wenn ein anderer ein hübsches, junges Mädchen für meine Frau hält? Ich bin doch auch ein Mensch, wie jeder andere, und wenn ich abends todmüde nach Hause komme, glauben Sie mir, da erfaßt mich zuweilen ein krankhaftes Sehnen, es möchte ein Weib auf mich warten — mein Weibl Und wenn ich eine Mutter jauchzen höre, deren Kind ich dem Tode abgetrotzt habe, erfaßt mich ein heißes Ver langen, es möchte mein Kind sein. Ich bin ein Kindernarr und darf keines mein eigen nennen. Die Kleinen fühlen, daß ich sie lieb habe, und strecken mir ihre Händchen ent gegen — aber keines nennt mich Vater!" Lona war ganz blaß geworden. War das Dr. Karsten, der da zu ihr sprach? Wie hatte sie ihn verkannt. Sie blieb unvermittelt stehen. „Herr Doktor," stammelte sie, „. . . ich . . . ich . . ." „Was ist es denn, Fräulein Petersen?" frug er warm. „Wenn Sie mich für wert halten, schenken Sie mir Ihre Freundschaft!" sprach sie stockend und hielt ihm ihre Rechte entgegen. Er umfaßte sie mit festem Drucke und sah ernst in ihre großen, blauen Augen. „Also aus gute Freundschaft, Fräulein Lona!" Er wollte bitten, „schließen Sie auch Helbing ein," aber er hielt es für besser, damit zu warten. Einmal mußte sie ja doch ein sehen, wie sehr sie im Unrecht war. Ein schmaler Seitenweg bog von der Landstraße ab. Karsten verhielt den Schritt. „Ich kann Sie leider nicht nach Hause bringen. Im Ludwigstaler Hüttenwerk habe ich Patienten, die mich vormittags erwarten!" sprach er. Aber eine Bitte hätte ich: „Wollen Sie mir einen Freundschafts dienst erweisen? Den ersten?" — „Was kann ich für Sie tun?" frug sie mit einem warmen Klang in der Stimme. „Für mich nichts, aber für den fahrenden Mann da oben. Verwenden Sie sich für ihn!" „Vater ist ja leider nicht da," warf sie ein. „Aber Helbing!" , Einen Augenblick zögerte sie. Er sah, wie sie mit sich kämpfte. Dann reichte sie ihm die Hand. (Fortsetzung folgt.)