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Pulsnitzer Tageblatt : 19.04.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192804196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19280419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19280419
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-04
- Tag 1928-04-19
-
Monat
1928-04
-
Jahr
1928
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 19.04.1928
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Nr. 92. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, den 19. April 1928. Seite 6. schofswerda 268 P. Das Pferdlurnen folgte. An diesem Gerät leisteten sich die Mannschaften die meisten Versager, es wurden jedoch anderseits an diesem Gerät schöne fließende Hebungen gezeigt, welche von gutem Können der Ausführenden zeugten. Der beste Mann am Pferd war Klinger, Bischof werda, mit 58 P., dicht gefolgt von Weber, Pulsnitz, mit 57 P. Das Hauptinteresse konzentrierte sich auf das Turnen am Hochreck Jeder der 18 Turner gab sein Bestes aus sich heraus, doch halten alle Mannschaften auch hier einige Versager. Unter manch turnerischen Alltagsgut sah man auch einige schöne Leistungen mit schwierigen Abgängen, welche außerordentlichen Mut erforderten. Die größte Ueberraschuug des Abends bildete Weber, Pulsnitz, welcher nach einem selten schneidigen Anfang plötzlich seine Uebung unterbrechen mußte und vom Gerät abging. Er turnte jedoch seine Reckübung zum Schluß außer Konkurrenz nochmals durch und fand dabei als Ent schädigung für die mißglückte vom Publikum rauschenden Beifall. Schlußstand nach allen dr.i Geräten: Pulsnitz 819 P., Bischofswerda 774 P., Kamenz 748 P. - Wieder standen drei Mannschaften aus der Bühne, in der Mitte die Siegermannschaft Pulsnitz, geschmückt mit den Eichenkränzen. Die Siegerverlündung übernahm Gaujugendwart Felgner, Höflein. In seinen Ausführungen würdigte er die Bedeutung des Abends für die D. T. im allgemeinen und die Leistungen der Wettkämpfer im besonderen; er beglückwünschte die Siegermannschaft Pulsnitz mit „Gul Hckl!" und wies dabei gleichzeitig hin auf die bevorstehende Heerfahrt der D. T. nach dem heiligen Köln. Seine Worte klangen aus in dem Wunsche, daß der Abend für die vielen Besucher nicht umsonst gewesen sein möge, daß sie das an diesem Abend Gesehene als getreues Spiegelbild der mannigfaltigen Arbeit der D T. mit nach Hause nehmen möchten. Das Kampfgericht enilcdigte sich seines veraniwortungSvollen Amtes in einwandfreier Weise und fand mit seinen Entscheidungen überall Verständnis. Für uns Turner war ein Großkampftag, reich an spannenden Momenten, vorüber Ec hat uns gezeigt, daß auch die Provinzturnvereine Pflegstälten des d irischen Geräteturnens sind, daß aber auch die Ergänzungsübungen, wie Springen, Schwimmen, Lausen usw. nicht vernachlässigt werden dürfen. — Den Mannschasten zur weiteren Arbeit ein „Gut Heil!". V7dr. Die Rangordnung der Turner lautet wie folgt: 1. Rostock, Pulsnitz, 164 P., 2. Wähner, Pulsnitz, 157 P., 3. Schur-, Btstofs werda, 155 P.. 4 Kircheis l, Kamenz, 149 P., 5 Kästner, Kamenz, 148 P., 6. Klinger, Bischofswerda, 146 P, 7. Weber, Pulsnitz, 142 P, 8. Rieger I, Bischofswerda 131 P., 9. Rieger II. Bischofs, werda 125 P., 10. Müller, Kamenz, 124 P, 11. Pötschke, Pulsnitz, 122 P, 12. Schimang, Pulsnitz, 121 P, 13. Hrrte, Pulsnitz, 115 P., 14. Kircheis II, Kamenz, 112 P., 15 Marschall, Bischofswerda, 111 P., 16. Kölsch, Kamenz, 169 P., 17. Urban, Bischofswerda, 106 P, 18. Schäfer, Kamenz, 106 P. Zu unserer Mannschaft eine kurze Kritik. Schimang, ein alter Geräteturner, war in jeder Beziehung zufriedenstellend. Er und Hirte wuchsen am Sonntag über ihr sonstiges Können förmlich hinaus. Letzterer hat dadurch die Scharte von Kamenz ausgcwetzt. Pöijchke ebenfalls zufriedenstellend. Man war allgemein gespannt auf das erste Debüt Webers, welcher auch, bis auf die Rcckübung, nach der ange nehmen Seite hin enttäuschte. Wähner hatte keinen besonders guten Tag, besonders am Pferd wurde er von Pech verfolgt, dagegen am Reck gut wie immer. Rostock ebenfalls prima, wie wir es von ihm nicht anders gewöhnt sind. — Alles in allen bot unsere Mannschaft eine gute Leistung, besser als in Kamenz. Der Steg war verdient. Sport. Die Waldlaufmeisterschaft der Deutschen Turner» schäft wird am 22. April in Erfurt ausgetragen. Leipzig schlug im Kunstturnstädtekampf Dresden und Chem nitz in überlegener Weise. Im süddeutschen Kunstturnwettkampf in Stuttgart trafen sich die besten Turner von Baden, Bayern. Pfalz und Schwaben. Den Sieg trugen die Bayern mit 484-L Punkten davon. Handball. Friesen-Stendal wurde nach seinem Siege über den Turnverein Elsterwerda (9 :3) Handballmeister der Provinz Sachsen. Deutsche Segelflieger befinden sich auf der Reife nach Amerika, um dort für den Segelflug zu werben und Segelflüge vorzuführcn. Boxen. Am 20. Juli wird Tom Heeney gegen Weltmeister TLinney um die Schwergewichtsweltmeisterschast kämpfen. Börse und Handel Amtliche sächsische Notierungen vom 18. April 1928 Dresden. Die unsichere Haltung der Berliner Börse l wirkte iich auch bei der hiesigen Börse in uneinheitlicher Kurs- ! gestaltung aus Teilweise recht beachtlichen Kurssteigerungen standen nicht unwesentliche Abstriche gegenüber. Gut be hauptet lagen vor allem die Werte der Photopapierindustrie: Vereinigte Strohstoss plus 6, Vereinigte Photoaktien plus S (Genutzscheine minus 4), Dresdner Albumin Genußscheine Plus 9,25 Prozent. Schwächer lagen noch Mimosa mit minus 2 Prozent. Gewinne erzielten ferner Stettiner Bergschloß Plus 2,75, Vereinigte Zünder plus 2,5, desgleichen Rizzibräu plus 2,5, Waldschlößchen plus 2 Prozent. Einbußen erlitten Rockstrohwerke minus 6,25, Plauener Gardinen 5,5, Großen hainer Webstuhl minus 5, Deutsche Bank sowie von den Brauereien Schöfferhof und Hase je minus 3 Prozent. Leipzig. Die hiesige Börse verkehrte heute bei etwas leb hafterem Geschäft durchweg gut behauptet. Auf fast allen Marktgebieten konnten eine Unzahl von Kursgewinnen er zielt werden, denen nur unbedeutende Abstriche gegenüber standen. Höher gesragt waren vor allem Polyphon und Stöhr le plus 5,5, Rauchwaren-Walther plus 5 Prozent. Schwächer lagen u. a. Rositzer Zucker und Schubert u. Salzer Aktien und Leipziger Baumwollspinner je minus 2,5 und Mittweidaer Baumwollweberei minus 2 Prozent. Chemnitz. Bei uneinheitlicher Tendenz traten nach ziem lich festem Beginn im weiteren Verlaus der heutigen Börse eine Reihe empfindlicher Kursabbröckelungen ein. So ver loren Darmstädter Bank minus 5, Kappel-Maschinen minus 3,75, Schubert u. Salzer Aktien minus 3,5, Max Pohl minus 3, Schönherr minus 2,75, Wanderer, Dittersdorser Filz, Küble, Mimosa, Penig-Maschinen je minus 2 Prozent. Von den wenigen Kursgewinnen sind zu nennen Dresdner Bank plus 4, Prestowerke plus 2 Prozent. ' Berliner Börse vom Mittwoch. Das Publikum hielt sich auch heute fast ganz dem Börsen verkehr fern, auch die Beteiligung des Auslandes war sehr ge ring. Von dieser Seite zeigte sich nur für einige wenige Speziäli- täten etwas Interesse, so insbesondere für Polyphon. Die Speku lation bestritt auch heute wieder in der Hauptsache das Geschäft. Amtliche Devisen-Notierung» Devisen Nn Reichsmark, 18. April 17. April Geld Brief Geld Brief New Pork . . 1 Z London .... 1 Amsterdam . 100 Gld. Kopenhagen . 100 Kron. Stockholm . . 100 Kron. Italien .«,. 100 Lire Schweiz , . . 100 Frcs. Paris..... 100 Frcs. Brüssel .... 100 Belga Prag ..... 100 Kron. Wien ..... 100 Schill. Spanien ... 100 Peseta Bankdiskont: Der Brüssel 454, Italien 654, K Oslo 5. Paris 354. Prag 5, chi. 4,1785 20,406 168,62 112,11 112,19 111,82 22,07 80,56 16,45 58,36 12,384 58,785 70,18 in 7 (Lo openhager Schweiz 4,1865 20,435 168,96 112,33 112,41 112,04 22,11 80,72 16,49 58,48 12,404 58,905 70,32 mbard 8' 5, Land ZN, Stock L- 4,177 20,399 168,55 112,07 112,15 111,78 22,Oö 80,52 16,445 58,355 12,3s 58,755 70,23 . Amsler on 4)4 L Holm 354 av. 4,185 20,459 168,89 112,29 112,37 112,00 22,09 80,68 16,485 58,475 12,40 58,875 70,37 MM 354, iladrid 5, Wien 6. Ostdevisen: Bukarest 26,19 G 26,31 B, Warschau 46,75 G 46,95 B, Riga 80,78 G 81,12 B, Kowno 41,485 G 41,665 B, Katto- Witz 46,725 G 47,925 B, Posen 46,75 G 46,95 B. — Noten: Große Polen 46,65 G 47,05 B, Letten 80,17 G 80,83 B, Lit. 41,33 G 41,67 B. Effektenmarkt. Anleihen. Der Neubesitz war recht fest, 16,75 bis 17. Ausländische Renten. Bosnier bröckelten nach fester Er- öffnung etwas ab, Cisenbahnanleihe 48,25 bis 47,75, Investment- Anleihe 46—45,75. Stärker rückgängig waren Mexikaner auf schwächere New-Porker Notierungen hin. Im Freiverkehr waren Serben sehr stark gesucht. Schiffahrtswerte mußten eben falls ihre Gewinne wieder hergeben. Hapag 155,5 bis 154,5, Norddeutscher Lloyd 154 bis 153. Bankaktien. Reichsbank herauf bis 208,5, dann nur wenig schwächer 206 (plus 2,75). Montanaktien zeitweise höher. Kaliwerte. Salz detfurth bis 11 Prozent fester (295), dann 291. Westeregeln 197,50 bis 195,50 (193,50). Chemiewerte. Farbenindustrie zeit weise sehr lebhaft, doch schon zu Beginn mit 264,25 niedriger als vorbörslich (266), herunter im Verlauf bis 261,50. Elektro- aktien weiter stark rückgängig. B au werte. Iulius Berger stärker schwankend. Kunstseidenaktien. Glanzstoff wur den zwischen 748 und 743 (741) gehandelt. I. P. Bemberg zwischen 533 und 530. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. ') Hektolitergewicht 74,50kg. *) do. 69 KZ. IM dg Weiz? mark. 18. 4. 265?-268? 17. 4. W8?-27I? Mehl 70 "/o Weizen . . Roggen 18 4. , 17. 4. 33.50 37.0 33.50-37.0 37.75 39.7 37.7-39.75 Mai 287?-278? 283 ° 281? Weizenkleie 17.7c>-I7.8 17.75 Juli 289." 294-291?° Roggenkleie 17.75-17.8 17.75 Sept. Rogg. 273." 276?-274? Raps (1000 kg) — Leinsaat tdo.) —— Erbsen, Biktoria 49.0-60.! 47.0-58.0 mrk.^) Mai Juli Sept. 286. "-289." 295°.-296.° 270?-270? 249.'-249 - 286?-289? 298?-296? 276?-273? 253 °-252.° Kt.Speiseerbsen Futtererbsen Peluschken. Ackerbohnen 56.0-38.0 25.0-27.0 24.0-24.5 23.0-24.0 36.0-38.0 25.0-27.0 24.0-25.5 23.0-24.0 Gerste Wicken . . 24.0-26.0 24.0-26.0 Som. 252. "-288." 252 "-288? Lupinen, blau 14.0-14.7. 14.-14.75 Wint. behauptet fest - gelb 15.0-15.8V 15.0 15 8 Hafer mark. Seradella . 24 0-28.0 24.0-28.0 261.°-267" 261?-267? Rapskuchen 19.30-19.5 1 .3 19.5 Mai 271.° 276."°-275 Leinkuchen. 23.7-24.0 23.7-24.0 Juli 272?-272? 275 °" Trockenschnitzel 15.2-15.6 15.2-155 Sept. 226.° 231?-230? Soya-Lxtra- MaiS Schrot . 21.7-22.0 21.7-22.00 Berlin 239?-242? 240?-2450 Kartoffelflocken 27.1-27 6 27.1-27.60 Amtlicher Berliner Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 1740 Rinder, darunter 357 Ochsen, 562 Bullen, 821 Kühe und Färsen, 4033 Kälber, 3125 Schafe, 17 841 Schweine (zum Schlacht- Hof direkt seit letztem Biehmarkt 3035), 40 Auslandsschweine. Verlauf: Bei Rindern in guter Ware glatt, sonst ruhig; bei Kälbern ruhig; bei Schafen glatt; bei Schweinen ruhig. Preise: Ochsen: a1) 62—63, a2) —, bl) 56—60, b2) —, c) 50—53, d) 40 bis 48; Bullen: a) 55—57, b) 52—54, c) 48—51, d) 44—47; Kühe: a) 46—48, b) 33—43, c) 25—30, d) 20—23; Kälber: a) —, b) 75 bis 86, c) 55—70, d) 40—50; Färsen: a) 58—60, b) 50—55, c) 43 bis 47; Fresser: 38—47; Schafe: a1) —, a2) 64—68, b1) 58—63, b2) 53—58, c) 45—53, d) 35—40; Schweine: a) 53—54, b) 53—54, c) 52—54, d) 56—52, e) 47—49; Sauen: 47—49. Wild- und Wildgeflügelpreise. Kaninchen, wilde, große, Stück 1^0—1,60, Schnepfen, Stück 4,00. — Geschlachtetes Geflügel: Hühner, hiesige, Suppen, Is, per 54 Kilogramm 1,10—1,20, do. IIs 0,80—1, Hähne, alte 0,8S—0,05, do. junge 1—1,10, Hühner, Wolga- 1,05—1,10, Tauben, junge, Is> per Stück 0,90—1, do. junge, II s, per Stück 0,60—0,70, do. alte 0,70 bis 0,75, Puten, hiesige, Hähne, la 1—1,15. do. Hennen, la 1,20 bis 1,30, do. russische 1,10—1,15. Die Preise sind die amtlichen Berliner Markthallenpreise einschließlich Fracht, Spesen und Provision. Berliner Magervichmarkt. (Amtlicher Marktbericht vom Magerviehhof in Friedrichsfelde.) Schweine- und Ferkelmarkt. Auftrieb: 266 Schweine und 561 Ferkel. Verlauf: Langsam. Es wurden gezahlt im Großhandel für das Stück in Mark für Läufer schweine, 6—8 Monate alt 50—60, 4—6 Monate alt 37—50, Pölke, 3—t Monate alt 24—37, Ferkel, 8—12 Wochen alt 16—24, 6—8 Wochen alt 10—16. , Amor auf Schleichwegen. Lin heilerer Roman von Friede Birkner. LopxriM 1926 b) Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendors. (Schluß^ «Nachdruck verboten. „Du, seitdem liebe ich den Jungen noch mehr. Ich hatte ihn wegen seines goldenen Humors ja schon lange in mein Herz ge schlossen, aber jetzt bringt ihn keine Macht der Welt mehr heraus." „Wenn ich noch genügend Platz darin habe, will ich es mal gnädig gestatten. Aber wenn mir der Platz zu enge wird, mutz er raus, der Mister Harrison!" „Für dich bleibt schon noch genug übrig." „So? Na, das ist immerhin tröstlich." Und wieder kam eine Kußreihe, deren Ende wir nicht ab warten können, denn es eilt, daß wir zum Schluß kommen, damit sich Christa Hartungs Chinareise in Wohlgefallen auflösen kann * Am nächsten Tage erhielt Max von vem Prokuristen der Stahlwerke ein Funkentelegramm folgenden Inhaltes: „Frau Liane Bredow Hal sich bei der Verhaftung des Chinesen Kin Lung erschossen. Beweggrund unbekannt. Kin Lung im Un tersuchungsgefängnis bis zu Ihrer Ankunft." Erschüttert gab Max das Telegramm Roy zu lesen. „Ist das nicht furchtbar?!" „Ich glaube. Sie können Bredow nun über alles reinen Wein einschenken, denn nun ist doch der ganzen Sache der Hauptstachel genommen. Und die Verhandlungen über den Chinesen würden Bredow doch die ganze Sachlage erklären. „Ich werde ihn gleich über alles aufklären. — Wissen Sie überhaupt, daß er sich gestern abend noch verlobt hat?" „Ich bin doch von klugen Ellern, mein Lieber, und höre das Gras wachsen." „So? Ueber eine andere Verlobung an Bord wissen Sie noch nichts?!" „Ausgeschlossen; wo werde ich wissen, daß Sie sich gestern abend mit Maria verlobt haben, da kommt ja kein Mensch auf den Gedanken!" „Das wissen Sie auch schon wieder?" „Mein Guter, wenn Sie Roy Harrison für dumm hatten wollen, so mästen Sie früher aufstehen. Der Bursche weiß alles! Aber meinen alleiherzttchsten Glückwunsch! Sie und der Schreib- maschinenmaharadscha haben die nettesten Mädels gewonnen, die ich kenne. Fidel, klug, hübsch, sür jede Dummhett zu haben mit einem Wort, beide sind prächtige Kerls! Ein größeres Lob kann ich als Amerikaner n'chl aussprechen." Herzlich schüttelte Roy 'hm die Hände und ging dann zu sei nem Schwager, der ihm so merkwürdig geistesabwesend erschien seit der Abfahrt von Bombay. Kurtchen, der vielgeplagte, saß in seiner Kabine und wurde geplagt, und zwar vom schlechten Gewissen, denn Kurtchen hatte schon wieder einmal sein leicht entflammtes Herz verloren an eine niedliche, kleine Engländerin, die unter der Obhut einer fast tau ben, alten Dame nach der Heimat zurückfuhr. Diese zierliche, kleine Engländerin hatte alle guten Vorsätze Kurtchens zunichte gemacht. Kurtchen halte es sich doch fest vor- genommen, auf dieser Fahrt, da seine Frau und, was noch schlim mer war, sein Schwager an Bord war, mit niemand anzubändeln. Dahin waren alle guten Vorsätze, Kurtchen war ein großer Sün der vor dem Herrn und betete zu seinem Gott, daß — sein Schwa ger von seinem kleinen Sündensall nichts merken möge. Aber solche Gebete erhört der liebe Gott aus Grundsatz nicht! Kaum betrat Roy die Kabine des Schwagers, so hatte er den Braten schon gerochen. Aber er merkte Kurtchens schlechtes Gee- wisten Und des freute sich Roy, und sein Herz war voller Jubel. „Kurtchen, mein Goldsöhnchen, wie geht es dir?" fragte er ganz lieb und freundlich. „Oh danke, blendend, alter Junge", erwiderte Kurtchen, völ lige Weltzusnedenhett heuchelnd. „Sooooo?! — Das wundert mich?!" ',Und wieso?!" Kurtchen hatte ein unbehagliches Gefühl und kaute an seinen Worten, als wären sie von Gummi. „Na, weil mir doch ein Vöglein erzähl! hat, daß deine Seele voll finsterer Qualen des schlechten Gewissens sei." „Der Teufel soll dem verfl -" „Sage ruhig „verflucht", wenn dir so flucherig ums Herz ist!" „Der Teufel soll dein verfluchtes Vöglein holen! Welche blöde Gans von einer Klatschbase hat dir denn nun schon wieder die Sache Hinterbiacht?!" „Die Sache?!" „Na ja, tue nur nicht so, als ob du nicht schon wieder ganz genau Bescheid wüßtest." „Fragt sich nur, was ich weiß, mein Guter!" Roy wippte auf seinen Zehenspitzen vor Vergnügen. „Zum Donnerwetter noch einmal, ist es denn ein Verbrechen, wenn man ein hübsches Mädel mal küßt, wenn man mit ihr ge tanzt hat und dann so einen netten, kleinen Mondbummel macht?!" „Nee, ein Verbrechen ist das nicht, aber blöd bist du, daß du mir das alles so treu und brav auf die Nase bindest?!" lachte Roy ihm ins Gesicht. „Was denn?! — Ich )enke, du weißt alles?!" „Nichts habe ich gewußt! — Aber soll ich dich unterbrechen, wenn du mir so treu und brav alles erzählst?!" „Bin ich ein Hornochse!" Voller Wut schlug Kurtchen sich vor die Stirn. „Aus angeborener Höflichkeit widerspreche ich nicht, aber tue mir die eine Liebe an, mein Guter, und erzähle Daisy nicht diese Räubergeschichten, sonst haben wir denselben Salat wieder wie bei der Herfahrt." „Oh, ich Esel! Erzähle ich dir selbst die an sich harmlose Sache " „Hall, Kurtchen, wenn du küßtest, ist die Sache meist nicht so harmlos. Denn du bist in diesen, wie ja auch in anderen Din gen, sehr gründlich. Und das ist lobenswert, mein Sohn!" Roy klopfte dem völlig geschlagenen Kurt auf die Schulter und lachte, daß ihm die Hellen Tränen in den Augen standen. Doch Kurt sah ihn immer noch zweifelnd an, als wenn er ihm nicht so recht traue. „Wenn ich nur wüßte, wie weit man dir trauen könnte!" „Kurtchen, sei ohne Sorgen, ich tue dir nichts, denn im Lause der Zeit habe ich mich davon überzeugt, daß du Daisy nicht ernst lich betrügst, daß du die kleinen Liebeleien aber sehr nölig zur Erhaltung deiner guten Laune brauchst, Es geschieht ja Daisy ganz recht! Warum geht sie immer so zeitig schlafen? Man läßt so einen hübschen Kerl wie dich, nicht zu nachtschlafender Zeil mut terseelenallein an Bord. Dann muß sich ja der kleine Kurl nach einer lieben Tanle umsehen, die ihm seine Angst vertreibt. Habe ich recht?" „Ja, aber ein Schelm bist du doch, und dir traue der Teufel!" Kurtchen war aber doch überzeugt, daß Roy ihm keine Schwierig keiten machen würde, und atmete entschieden ein wenig leichter, nachdem ihn Roy verlassen hatte. Und fest nahm er sich vor, nun aber auch ganz bestimmt keipe Liebelei mehr anzufangen, bis — zum nächstenmal. Max hatte indessen mit Robert und Christa alle die noch nicht geklärten Geheimnisse und Zwischenfälle besprochen, hatte ihm von dem Verbrechen seiner Stiefmutter gesagt und ihm ihren Selbstmord berichtet. Da ja nun alles aus der Welt geschafft war, was ihm und seinem Glück hätte schaden können, so faßte Robert all die Dinge nicht mehr so schwer auf und kam bald dar über hinweg. * * -i- Als die „Oceana" in Hamburg einlief, hatte sie zwei Braut paare, einen mit schlechtem Gewissen behafteten Kapitän, dessen seines Besitzes und seiner unwandelbaren Treue sichere Gatlin, einen Schwiegervater des Schreibmaschinenmaharadschahs und den über den Wassern schwebenden Roy an Bord, Und die „Oceana" seufzte erleichtert auf. als sie all den schweren Ballast los war — Ende.—
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