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Pulsnitzer Tageblatt : 17.04.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192804171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19280417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19280417
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-04
- Tag 1928-04-17
-
Monat
1928-04
-
Jahr
1928
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 17.04.1928
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Nr. 90. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 17. April 1928. Seit« 6. Hut. Claque kommt her vom französischen claquer, d. h. klat schen, zusammenklappen. Erfinder der genannten Hüte ist eir Pariser Hutmacher Eibu». k° —:— Frage: Das österreichische Bundesland Vorarlberg feierte im November d. I. die 550. Wiederkehr des Anschluß tages an Oesterreich. Wie ist es dazu gekommen? Antwort: Das, ein Bindeglied zwischen Tirol und dei Schweiz darstellende Alpenländchen Vorarlberg, war bis zun Jahre 1377 Besitz der reichsunmittelbaren Grafen von Mont fort. Da Rudolf V., der letzte regierende Graf dieses Go schlechtes, kinderlos blieb, so verkaufte er das Land am 19 November des genannten Jahres in Wien an den Herzog Lea pold M. von Oesterreich für 30 000 Goldgulden, behielt sich aber die Ausübung der Regierung bis zu seinem Ableben vor Deshalb kam das Haus Habsburg erst am 16. November 1390 dem Todestage des letzten Montfort-Feldkirch, in den tat sächlichen Besitz der Hoheitsrechte über das kleine landschaft lich ungemein reizvolle Land. Ins Ferlenland! 30 Ferieu-Wanderunge« für die Angestelltem-Iugead »Das Wandern ist des Müllers Lust" singt wohl so mancher, trotzdem er vom rechten Wandern kaum eine Vorstellung hat. Die Frühlingssonne lockt frisches Grün aus dem Schoß der Muttererde. Die Menschen treibt es wieder'aus den engen geheizten Stuben hinaus ins Freie zu Spaziergängen und Wanderungen in die zu neuem Leben erwachte Natur. Besonders unsere Jugend läßt die Enge der Straßen und Gaffen hinter sich. Ist doch sür den jungen Menschen, soll er nickt verkümmern, Lust, Sonne und Wasser genau so notwendig, wie Essen und Trinken. Für die kaufmännischen, > technischen und Bürolehrlinge, die tagsüber meist in gebückter Hal- ! tung über ihrer Arbeit fitzen, ist die Durchlüftung der Lunge und der ganzen Organismus zur Notwendigkeit geworden In den Betrieben werden jetzt die Urlaubslisten zusammengestellt und es werden Pläne geschmiedet, wie der — leider meist zu knapp be messene — Sommerurlavb am besten verwendet wird. Wer es nicht anders kennt und weiß, glaubt, man müßte einen großen Geldbeutel haben, um Urlaubsreisen und Wanderungen zu unternehmen. Der Wanderplan des Iugendbundes im GDA. beweist, daß man schon mit 10 bis 30 Mack die schönsten Wan derungen durch unser deutsches Vaterland unternehmen kann. Zeitlich find die Wanderungen über da» ganze Jahr verteilt, sodaß jedem jungen Angestellten und Lehrling beiderlei Geschlechts Gelegenheit gegeben ist, eine solche Studien- oder Wanderfahrt mit seinem Urlaub in Verbindung zu bringen. -M » MN In alle Teile Deutschlands führen über 30 Ferienwanderun gen, oder es finden Ferienwocken statt. Außerdem find noch meh rere Fahrten nach den Alpen, nach Oesterreich, nach dem Böhmerwald, ' nach Holland zur Amsterdamer'Olympiade, nach Dännemark und ' Schweden vorgesehen. Ein ausführlicher Fahrtenplan, den der Jugendbund im Dewerkschastsbund der Angestellten, Berlin Zeh- , Irndorf, Schweizerhof, kostenlos.'versendet, unterrichtet über alle Einzelheiten. Möge es recht vielen Jugendlichen vergönnt sein, ihre Ur- laubstage im Kreise Gleichgesinnter in rechter Freude zu verbringen, um wieder neue Kraft zu schöpfen für ein Jahr Arbeit im Alltag, die heute auch vom Jugendlichen Anspannung aller Kräste erfordert, wenn er zu einem tüchtigen Menschen im Berus und zu einem voll wertigen Glied unserer Volksgemeinschaft heranreifen soll. Sonne nnd Mond. 4. Sonne A. 4.59, ll. 7.01; Mond A. 4.46, U, 4.33 Börse und Handel Edtüiche sächsische Aotlerungen vom 16. April 1928 Dresden. Die hiesige Börse verkehrte in uneinheitlicher Haltung und neigte bei geringem Geschäft nach festem Einsatz s rm wetteren Verlauf eher zur Abschwächung. Höher gefragt waren vor allem Polyphon plus 16,25, Wanderer plus 5,35, Berliner Kindl plus 5, Vereinigte Photogenußscheine plus 5,5, Zollstoffverein und Drsdener Albumin Genutzscheine je plus 4, Lingnerwerle plus 3,5, Dortmunder Ritter und Keramag je plus 3 Prozent. Einbußen erlitten dagegen Vereinigte Stroh- stofs minus 8, Steingutfabrik Sörnewitz minus 6, Vereinigte Zünder und Großenhainer Webstuhl je minus 4, Schönherr minus 3,75 Prozent. Leizig. Die Börse begann die Woche bei ziemlich leb haftem Geschäft in fester Haltung. Höher gefragt waren vor allem wieder Polyphon plus 11, Reichsbank plus 5, Stöhr plus 2ch und Thüringer Gas plus 2 Prozent. Schwächer lagen andererseits Pittler minus 6, Rauchwaren-Walther minus 5, Laurahütter und Zittauer Mechanische je minus 4 Prozent. Chemnitz. Die freundliche Haltung der hiesigen Börse er hielt sich auch am Wochenbeginn, so daß die Kurse im allge meinen gut behauptet waren. Befestigt waren vor allem Kappel-Maschinen plus 6ch, Dittersdorfer Filz plus 4, Presto werke plus 6 und Pöge-Stammaktien plus 3 Prozent. Da gegen büßten Schönherr und Darmstädter Bank je minus 4 Prozent ein. Leipziger Viehmarkt. Auftrieb: 610 Rinder, darunter 81 Ochsen, 183 Bullen, 272 Kühe, 74 Färsen, 496 Kälber, 608 Schafe, 2561 Schweine. Verlauf: bei Rindern mittel, bei Käl bern und Schweinen langsam, bei Schafen flott. Preise. Ochsen: a) 59—61, b) 50—58, c) 40—49. Bullen: a) 55-59, b) 50 bis 54, c) 40—49. Kühe: a) 48—52, b) 42—47, c) 35—41, d) 25 bis 34. Färsen: a) 59—61, b) 45—58. Kälber: a) —, b) 78—82, c) 73—77, d) 65—72, e) 45—64. Schafe: a) 65—67, b) 62—64, c) 59—61, d) 50—58. Schweine: a) 50—52, b) 53—54, c) 53 bis 54, d) 51—52, c) 50-51, s) 48—49. Sauen 45—50. Chemnitzer Viehmarkt. Auftrieb: 535 Rinder, darunter 60 Ochsen, 133 Bullen, 329 Kühe, 12 Färsen, 1 Fresser, 624 Kälber, 147 Schafe, 29E2 Schweine. Verlauf: bei Rindern gut, bei Kälbern langsam, bei Schafen und Schweinen mittel. Preise. Ochsen: a) 60, b) 54 -58, c) 48—52, d) 34—42. Bullen: a) 60 bis 62, b) 56—58, c) 50—55. Kühe: a) 57—58, b) 50—55, c) 35 bis 43, d) 20-30. Kälber: a) —, b) 80—83, c) 75—78, d) 65 bis 72, e) 45—60. Schafe: a) 62, b) 56—58, c) 50—53, d) 30 bis 40. Schweine: a) —, b) 56—59, c) 55—60, d) 54—60, e) 52—57. Sauen: 48—55. Berliner Börse vom Montag. In den Lohnkämpfen ist eine Klärung immer noch nicht ein getreten. Im Ruhrbergbau wurde zwar ein Schiedsspruch gefällt, der die Beibehaltung der Arbeitszeit und eine Erhöhung der Löhne um 8 Prozent vorsieht, dieser wurde aber von den Arbeit gebern abgelehnt. Dessen ungeachtet war die Börse außerordent lich fest. Amtliche Oevisen-Notierung» Devisen «in Reichsmark 16. April 14 April Geld Briet Geld Briet Ult. 2t. 2t. New Jork , . 1 § 4,1770 4,1850 4,176 4,184 London . . . . 1 20,395 20,435 20,391 20,431 Amsterdam . 100 Gld. 168,45 168,79 168,35 168,69 Kopenhagen . 100 Kron. i 12,09 112,31 112,08 112,30 Stockholm . . 100 Kron. 112,57 112,39 112,12 112,34 Oslo ..... 100 Kron. 111,65 111,87 111,62 111,84 Italien . . , . 100 Lire 22,055 22,095 22,045 22,085 Schweiz ,». 100 Frcs. 80,52 80,68 80,49 80,65 Paris ..... 100 Frcs. 16,44 16,48 16,435 16,475 Brüssel ....100 Belga 58,37 58,49 58,36 58,48 Prag ..... 100 Kron. 12,38 12,40 12,374 12,394 Wien ..... 100 Schill. 58,75 58,87 58,76 68,87 Spanien . . . 100 Peset.: 70,25 70,39 70,31 70,45 Bankdiskont: Berlin 7 (Lombard 81, Amsterdam 3A, Brüssel 454, Italien 6)4, Kopenhagen 5, London 454 Madrid 5, Oslo 5, Paris 354, Brag 5, Schweiz 354, Stockholm 354, Wien 6. Ostdevisen. Bukarest 26,17 G 26,29 B, Warschau 46,80 G 47 B, Riga 80,755 G 81,095 B, Reval 111,85 G 112,35 B, Kowno 41,485 G 41,665 B, Posen 46,80 G 47 B. — Noten: Groß« Polen 46,60 G 47 B, Kleine Polen 46,55 G 46,95 B. Letten 80,17 G 80,83 B, Esten 111,40 G 112,40 B, Lit. 41,08 G 41,42 B. 1 franz. Franc 0,1654 Rm., 1 Belga 0,58 Nm., 1 Lira 0,22 Rm., 1 Zloty 0,47 Rm. Effektenmarkt. Heimische Renten: Anleihe-Neubesitz 17,1S, später 17,4 nach 16,8. Ausländische Renten: Gesucht Eisenbahn anleihe 45, Investigationsanleihe 44 (plus zirka 2,5 Prozent). Verkehrswerte: A.-G. für Verkehrswesen bis auf 201 ge drückt nach 202,75. Schiffahrtsaktien: Lloyd 157P7 bis 156, Hapag 158,6 bis 156,5. Bankwerte: Reichsbank heraus bis 202,5, dann 201 Prozent; Danat 246,76 bis 245; Lommerz- bank 189,37 bis 187,5 Prozent. Montanwerte: Rhein. Braunkohlen 298 bis 293, Mannesmann 161,5 bis 158 und Gelsen kirchen 144,5 bis 143 Prozent. Chemische Werte: Farben industrie heraus bis 272,25, später 267 Proz. Elektroaktien: Siemens, die mit 307,5 Proz. ecnsetzten, gingen auf 304 Proz. zurück. Maschinenfabriken: Loewe 267 bis 263 (264), Schubert L Salzer 253 Prozent. Bauwerte: Holzmann größere Um sätze auf den veröffentlichten Geschäftsbericht 171 bis 173,5. Kunstseidenaktien: Bemberg anfangs 7 Prozent höher, 635 Prozent, dann 529 Prozent. Zellstoffaktien: Waldhos 307, später stark rückgängig, auf 300 Prozent. Amtliche Notierung der Mittagsbörse ab Statt»«- Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. lM h 16. 4. 14. 4. Mehl 70 °/„ 16. 4. 14. 4. W-iz? mark. Weizen . . 33.25-36.7 32.7-36.85 266 o-270.° 261.0-264.° Roggen 37.00-39.0 36.2-38.36 Mai 282 °-281.° 279 ° 280." Weizenkleie 17.50-17.7 17.50 Iult 293.°-292.° 291.'-292.° Roggenkleie . 17.50-17.7 17.60 Sept. 275.o 274.0 Raps (1000 kzr) Leinsaat tdo.) - - EM» Rogg. 279.0-282.° L96L-2S5.° Erbsen, Viktoria 47.0-SS.V 46.0-57.0 mrk-ch Mai 272.0-276.° 29O.°-292.° Kl.Speiseerbsen Futtererbsen . 36.0-38.0 25.0-27.0 35.0-37.0 25.0-27.0 Juli 275.0-273.° 271.0-273.° Peluschken. Ackerbohnen 24.0-25L 24.0-25.6 Sept. 252.0-251.° 249°-248? 23.0-24.0 23.0-24.0 G-rst« 248 0-286.° Wicken . . . 24.0-26.0 24.0-26.0 Som. 250.°-288.° Lupinen, blau 14.0-14.7t 14.-14.75 Wint. fester fester , gelb 15.0-15.80 15.0158 Hafer märk. Seradella. 24.0-28.0 24.0-28.0 259°-265.° 256.°-262.o Rapskuchen 19.60-19.7 19.6-19.7 Mai 275.° 273.°° Leinkuchen. . 23.3-24.1 24.0-24.2 Juli 275.o 273.°° Trockenschnitzel 15.0-15.2 14.8-16.1 Sept. Mai« 230.° 226.°o Soya-Lxtra- Schrot . . 21.7-22.2 21S-L2.SS Berlin 237.°-242.' 238.0-240° Kartoffelflocken 27.0-27 6 26.S-26.S0 H Hektolitergewicht 74,50ks. H do. 69 kg. Berliner Kartoffelerzeuaerpreise. Je Zentner waggon- frei märkischer Station. Amtlich ermittelt durch die Landwirt- schaftskammer für die Provinz Brandenburg und für Berlin: Weiße Kartoffeln 2,90—3,10 M., rote Kartoffeln 3—3,20 M., gelbfleischig« Kartoffeln 3PO—3F0 M. Fabrikkartoffelu 14 bi» 17 Pf. je Stärkeprozent. Preisnotierungen für Eier. (Festgestellt von der amt lichen Berliner Eiernotierungskommission.) Die Preise verstehen sich in Reichspfennig je Stück ab Waggon oder Lager Berlin nach Berliner Usancen. tL. Deutsche Eier: Trinkeier (vollfr. gest.) über 65 Gramm 1254, über 60 Gramm 11, über 63 Gramm 954, Rb« 48 Gramm 8; frische Eier über 60 Gramm 1054 über 53 »ramm 9, über 48 Gramm 8. — 8. Auslandseier: Dänen, Schweben, Estländer 18er 12, 17er 11, 1554—16er E; Poftner, Memei- känder, Litauer 954; Bulgaren, Rumänen, Ungarn, Jugoslawen 954; Russen große 854—8)4, normale 8; klein«, Mittels Schmutz- eter 654—7 54. Tendenz: Ruhig.. >. Städtische -Volksbücherei Die Auslrihe ist Montag von 7—8 Uhr und Donnerstag und Freitag von 6—7 Uhr geöffnet. Der Lesesaal ist lögttH von K—9 Uhr, Sonnabend von 4-7 Uhr geöffnet. Dorfgeschichten, Bauernromane, Volkserzötzlungen > Pefta- lozzi, Lionharb und Gertrud. Tohnrey, Wenn di, Sonne a«s- geht, Draußen im Grünen. Anzengruber. Wolken und Sunn'- schein. Rosegger, Die Fürsterbuben. Auerbach, Waldfried. Florian und Kreszenz. Meyr, Ludwig und Annemarie, Die Lehrers braut. Neuere Heimaterröhlungen: Fimkh, der Rosendoktor. Serkönig und Graspleiser. Die Jakobsleiter. Kröger, No vellen. Seidel, Hetmatgeschickten. Worm», Aus roter Däm merung. Fock, Seefahrt ist not. Enking, Heine Stölting Dillinger, Ole Sünde des heiligen Johanne». Amor auf Schleichwegen. Eia heiterer Roman von Friede Birkner. Lop/rigdt 1926 b? Karl Köhler L To., Berlin-Zehlondorf. (Nachdruck verboten.) „Du hast recht, Pa! Kommt, wir wollen uns alle wieder um den Kamin setzen, dann werde ich euch erzählen", sagte Christa »ad ging den anderen voran in den Rauchsalon. Alle nahmen Platz, und sie begann zu erzählen: „Könnt ihr euch noch auf den Zettel besinnen, den mir damals Hutuchtu in meinen Handschuh gesteckt hatte?" „Aber natürlich, Mädel, ich war «s doch, der den Zettel fand! Was hat es damit für eine Bewandtnis?" „Eben diesem Zettel verdanken wir, daß Robert Bredow jetzt wieder hier ist." „Was? Willst du uns noch Wetter irreführen?" „Nein, lieber Pa, nichts liegt mir ferner als das! In meiner Not und Angst um Robert griff ich nach dem Zettel, der mir zu fällig in die Hand kam. Trotzdem Roy damals seine erfolgreiche Kraft angezweifelt hatte, entschloß ich mich doch, nach den Angaben bes Zettels zu handeln. Ich zeigte unserem Chauffeur die Adresse, und als er si« las, war er wie umgewandett, fast hochachtungsvoll zu mir. Auf meine Fragen berichtete er mir nun, daß der Mann, dessen Name auf dem Zettel stand, der Vater Hutuchtus sei." „Das ist allerdings sonderbar! Doch verzeihen Sie die Un terbrechung", sagte Max, der Christas Erzählung gespannt folgte. „Noch sonderbarer wird euch der Fall scheinen, wenn ich euch sage, daß eben dieser Mann auch der rätselhafte Herrscher über di« armen Seelen in Schanghai ist, von dem dir, lieber Pa, der Prinz gesprochen hatte." „Mädel, das ist ja wie ein Märchen, bas du uns da berichtest! Und du gelangtest bis zu diesem Manne?" „Ja, eben durch diesen Zettel, der ein Geheimzeichen zwischen Hutuchtu und seinem Vater trug, das bedeutete, daß sein Vater dem Ueberbringer des Zettels in allen Dingen zu Diensten sein soll. Der alte Mann empfing mich und war überselig, endlich einmal unmittelbar wieder von seinem geliebten Sohn zu hören. Diese Freube machte ihn doppelt willig, mir zu helfen. So, dies wäre der kurze Bericht! Ich selbst habe an Roberts Errettung gar kein Verdienst. Im Grunde verdanken wir sie nur Hutuchtu. Denn hätte ich seinen Zettel nicht gehabt, so hätte ich nie zu seinem Vater gelangen können." „Wie heißt der wunderbare Mann?" „Der wundervolle, edle Alte hat mich sechst gebeten, seinen Namen nicht zu verraten, und ihr müßt es mir verzeihen, wenn ich seinem Wunsch Folge leiste." „Christa, das ist doch selbstverständlich", sagt« Maria. „Was sind das für Briefe, die Sie da noch immer in der Hand hatten?" „Richtig, — die hatte ich ganz vergessen! Die gab mir der Kuli noch im Auftrag des Alten mit dem Vermerk, daß ich damit in meiner Heimat der Gerechtigkeit eine Handhabe geben solle. Wer will sie durchsetzen?" „Darf ich bitten, Fräulein Hartung? Mir will scheinen, als ob mir die Handschrift des einen Briefes nicht ganz fremd ist", sagte Max, und seine Stimme hatte einen dumpfen Klang, so daß man deutlich die Erregung spürte, die in ihm war. Christa reichte ihm sofort die Briefe, und er entfaltete sie. Schnell las er sie flüch tig durch, aber bald sprang er auf und rief mit zorniger Stimme: „Ist denn eine solche Niedrigkeit, ein so kalt überlegtes Ver brechen noch menschlich?! — Dieses Weib ist ja eine Bestie, aber kein Mensch!" „Wollen und können Sie uns berichten?" „Ja, Herr Hartung, denn dies Verbrechen kann ja doch nicht getzeimgehalten werden. Erstens mutz man jetzt diese gelben Schufte hier vollständig unschädlich machen." „Das hat mein alter Freund schon getan, denn er überliefert die Schurken heute nacht noch der Priesterschaft zur Aburteilung", sagte Christa ruhig. „Freuen Sie sich Ihrer Rache, — der Chinese fürchtet nichts mehr, als in die Hände der Priesterschaft zu fallen. Denn diese straft fürchterlich, da der Verurteilte jede seiner Sünden durch eine neue, immer furchtbarere Folter abbützen mutz." Roy gab diesen Bericht in ganz sachlicher Form. „Die Gerechtigkeit der Orientalen ist grausam, aber richtig! Was aber tun wir mit der Stiefmutter Roberts." Und Max er klärte den Anwesenden, wie die Dinge zwischen Robert und seiner Stiefmutter gelegen hatten. Voller Abscheu hörten ihm alle zu. Und doch fand Christa Worte des Bedauerns für die Frau. „Sie kann ja nicht im Besitz all ihrer klaren Gedanken sein, das ist ja unmöglich! Die Frau ist krank, gehört nicht in die Hände der Gerichte, sondern in eine Anstalt." „Wenn Sie die Frau kennen würden, kämen Sie nicht auf den Gedanken. Sie macht einen völlig klaren, normalen Eindruck, war aber von jeher heimtückisch und boshaft. Ich halte sie für eine richtige Verbrechernatur, und solches Menschenmaterial mutz unschädlich gemacht werden. Aber für Robert wird es bitter, wenn er erst die ganze Sachlage klar durchschaut." „Können Sie ihm das nicht ersparen, lieber Herr Rex?" fragte Christa flehend, „denn sehen Sie, Robert wird jetzt nicht der Kräf tigste sein, bis er dies Schlimme alles überwunden hat. Und soll er da gleich wieder so böse Dinge durchkämpfen?" „Man könnte ihm die Angelegenheit bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland geheimhallen, aber dann mutz er alles wissen!" „Ich aber mutz durch das Konsulat sofort einen Verhaftungs befehl gegen den Schurken Kin Lung erlassen, damit uns der Bursche nicht entwischt." „Wenn dies erfolgt, wird Frau Hartung wohl dann schon ahnen, daß d»r ganze Plan mißlungen ist, und wirb sich am Ende der Gerechtigkeit entziehen und außer Landes fliehen." „Dos soll ihr nicht gelingen! Ich werde auf alle Fäll« bean tragen, datz man sie im Falle des Fluchtverdachtes sofort verhaf ten soll auf Grund meiner Anklagen. Das mutz sich doch machen lassen!" „Da es sich um Anstiftung zum Mord handelt, liegt ja der Fall klar, und das Konsulat wird schon das Nötige unternehmen" bestätigte ihm Werner Hartung s«ine Frag«. Die „Oceana" verließ den Hafen von Schanghai, und in der Possagierllste standen unter anderen: Werner Haftung und Tochter. Fräulein Maria Holm. Missis Daisy Sörensen. Mister Roy Harrison. Herr Max Rex. Herr Rodert Bredow. Werner Hartung halte sein« Geschäfte für einig. Jahre m Schanghai erledigt und wollte nun wieder einmal ein paar Jahre in der Heimat leben. Roy Harrison hatte nach vieler Mühe endlich vor sich und den anderen einen glaubhaften Grund gefunden, um noch einmal mit nach Deutschland zurückzufahren. Die Geschäfte der Stahlwerke hatte Max so für Robeft er ledigt, daß sie beide auch mit der „Oceana" reisen konnten. Robert hatte sich unter der aufopfernden Pflege von Christa und Maria bald von seiner Vergiftung erholt. Die Richtlinien, welche der Arzt in dem Zettel von Kaihanfu gefunden hatte, waren so wertvoll und für den Kranken heilend, daß Robert wohl in der Hauptsache sein Leben Kaihanfu verdankte. Christa hatte ihm er zählt, wie sie ihn gefunden hatten, datz der Zettel Hutuchtus der Retter gewesen war, aber auf die dringenden Bitten von Max war es ihm nicht mitgetellt worden, was die abermaligen Beweg gründe von der Schurkentat Lo Lungs gewesen waren. Robert glaubte an eine Verwechselung mit dem reichen „Stahlkönig , dessen die Chinesen sich noch einmal bemächtigen wollten. Da er nach der Betäubung nicht wieder zu vollem Bewutztsein gekommen war, so konnte er ja durch etwaige Verhandlungen von Lo Lung und Tse Ha! nicht anders belehrt worden sein. (Fortsetzung folgt.)
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