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Pulsnitzer Tageblatt : 12.04.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192804127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19280412
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19280412
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-04
- Tag 1928-04-12
-
Monat
1928-04
-
Jahr
1928
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 12.04.1928
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N. 86. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, den 12. April 1928. Seite 2. SchleusenAebähr in derselben Höhe als wie im Vorjahre weiterzuerheben. — Herr Günther gibt einen eingehenden Bericht über die Kassenprüfung, woraus hervorging, daß alles in bester Ordnung vorgefunden worden ist und dem Gemeinderat Anerkenntnis ausgesprochen wurde. — Hierauf gelangte die Jahresrechnung 1927/28 sowie die Bermögensübersicht zum Vortrag. Als Kassenrevisoren wurden auf Vorschlag des Herrn Hirche die Herren Günther und Kretzschmar einstimmig gewählt. Der Haus haltplan 1928/29 wurde einstimmig genehmigt. — Der Bürgermeister gab noch bekannt, daß der Schulausschuß beschlossen hat, die Schul gebäude mit einem neuen Anstrich zu versehen. Man nahm hiervon zustimmend Kenntnis. — Auf Vorschlag Les Schulausschusses wurde der Haushaltplan der Schule 1928/29 einstimmig genehmigt. Ohor«. (Uraufführung von Hermann Weise's „H e e m t eza u b e r".) Am ersten Osterfeiertag empfing tue Volks- spielkunstbewcgung im Pulsnitzer Bezirk einen neuen Impuls durch die Uraufführung des „Heemtezaubers", eines Westlaufitzer Volksschauspiels von unserem heimischen Dichter Hermann Werse. Die Volksspielkunst- gemeinschast „Anton Ohorn" verhalf dem lange erwarteten Stück vor dem dicht besetzten Saale der „Eiche" zu einem recht erfreulichen Er folge. Der wurde in erster Linie durch die umsichtige Regieführung der Herren M. O. Horn und Erwin Kaiser gewährleistet. Ihnen war cs gelungen, den umfangreichen „Apparat", den das Stück erheischt — der Theaterzettel nennt nicht weniger als 24 Personen! —, so zu» sammenzufossen und zu handhaben, daß nirgends ein Leerlauf zu spüren war. Es kam jedenfalls eine Leistung zustande, durch die der „Hcemte- zauber", den Hermann Weise den Spielern im Hinblick auf ihre frühe ren Leistungen gern anverlraut hatte, nirgendwo elwas von seiner Ur sprünglichkeit und seinem idyllischen Glanz einbüßte. Beide, der Dichter und die Spieler, dürfen jedenfalls zufrieden sein! — Das Stück läßt in vier Bildern Spiel und Gegenspiel abrollrn. Das geschieht im großen ganzen mit einem gesunden dramatischen Instinkt, über den Her mann Weise zweifellos verfügt. Zwei Hauptpersonen treten einander auf der Bühne gegenüber: Philipps Julius, ein Bandmacher, und Traugott Gäbler, genannt „der Doppelbauer". Der Bandmacher ist voll inneren Kummers über seinen nichtsnutzigen Sohn, der schließlich dem Elternhaus den Rücken wendet, um lange Jahre in der Fremde verschollen zu bleiben; der Bauer hat nicht bloß zornig seinem Sohn den Hof verwiesen, weil er des Sohnes Heirat mit der Bandmachers tochter für nicht standesgemäß hält, sondern versucht noch obendrein mit allerhand dunklen Machinationen das Glück des Sohnes zu zertrümmern. Deren Erfilg aber richtet sich gegen den Urheber selbst. Witwer ge worden, vereinsamt der Bauer im Laufe der Jahre immer mehr. Schließlich macht er einen Versuch, durch einen Heiratsantrag an seine Wirtschafterin aus der Vereinsamung hsrauszukommen; aber statt der erhofften Antwort hält ihm dce Wirtschafterin, eine Jugendgespielin der Bandmacherstochter, seine Brutalität dem Sohne gegenüber vor und verlobt sich einem anderen an. Dieser Belastungsprobe ist des Bauers Starrsinn nicht gewachsen; er entschließt sich denn zum „Gang nach Kanossa". Der Kreis der Gegenspieler ist infolge der überraschend kommenden Abbitte nicht sofort zum Vergeben und Vergessen bereit; als jedoch just zur selben Zeit der verloren geglaubte Sohn reumütig in die Heimat zurückkchrt, schmilzt alles Eis der Verbitterung und des Mißtrauens, und eine allgemeine Versöhnung „im Zauber der Heimat", in diesem Falle angesichts des in leuchtenden Farben auf die Hintere Kulissenwand gemalten „Mohrschen Häusels", bildet den Beschluß des Spiels. — Soviel vom Inhalt des Bolksstücks. Jnbezug auf die Durchführung erscheint es wirksamer, wenn das erste Bild gleichsam nur ein kleines Vorspiel brächte. Das ist leicht zu erreich n durch Streichung der Rolle des Bandmachersohnes. Das Vorspiel hätte dann folgendes zu bringen: Plump-dreiste Nachfrage des immer neugierigen „Galvppschusters", ob der Bandmacher nicht Nachricht von seinem in die Fremde gegangenen Sohne habe. Der Bandmacher weist dem Auf dringlichen darob die Tür. Dann als Decrescendo das Auftreten der Tochter und ihres Bräutigams. Der erregte Vater beruhigt sich von dem vorangegangenen Austritt an der Genugtuung, daß er wenigstens an der Tochter Freude haben könne. Da erfolgt das Dazwischentreten des Doppelbauer, und was das Vorspiel zu bringen hat, ist gesagt: Alles wendet sich gegen den Bandmacher! Ebenso profitiert die Ber- söhnungsszene am Schluß Die war, offen gesagt, an sich schon etwas langatmig; und rührselig-unwahr wurde sie vollends durch das ganz verfehlte Pathos, mit dem der zurückkehrende Sohn sein Bekenntnis zur Heimat ablcgt. Wirkte der Abschluß nicht viel dramatischer, wenn der Briefträger einfach einen B-ief brächte, in dem der Sohn kurz und bündig „Wiedergutmachung" ankündigte? Dieser Brief böte zugleich den äußeren Anlaß für den Vater, dem Doppelbauer schließlich doch die Hand zur Versöhnung zu reichen und alle vorherigen Bedenken auszu schalten. — Was aber dem „Hsemtczauber" den Hauplwert verleiht, das ist daS Verdienst, das sich Hermann Weise hier nm die Lausitzer Volkskunde erworben hat. Da hat er mit Fleiß den Dialog mit — zum Teil jetzt nicht mehr gehörten — bodenständig-bildkrästigcn Redewendungen gewürzt, hat „Dorforiginale" wirklich köstlich abkonter« seit und hat einige Szenen mit hingejetzt, die — wie die Federschleiß« szene, das Gesinde beim Vesper und die Kirmcsbilder — an farbiger Realität schlechterdings nicht zu übertreffen sind. Dafür sei ihm Herz» lich gedankt! ds. Großröhrsdorf. (Wald brand.) Am 3. Feiertag kurz vor 6 Uhr nachmittags wurde in Abteilung 14 der Großmannschen Waldungen (Eisolds Wiese) ein Wandbrand bemerkt. Durch die Rauchentwicklung wurden Leute darauf aufmerksam, eilten hinzu und unterdrückten den Brand. Ael- terr Schulkinder hatten daselbst gespielt und dürres Gras angebrannt. Der Brand lies etwa 100 Meter am Waldrande weiter. Nur dem Umstande, daß völlige Windstille herrschte und die frisch grünenden Neste kein Feuer fingen, ist es zu danken, daß ein größerer Schaden nicht erwuchs. Es sei bei dieser Gelegenheit erneut darauf hingewiesen, daß Eltern ihren Kindern beim Aufsuchen des Waldes die größte Vor sicht einschärfen, aber auch Erwachsenen sei ans Herz gelegt, bei trockener Witterring das Rauchen im Wald zu unter lassen. Viel Unheil ist durch Wegwerfen eines glimmenden Zigarrenrestes oder Streichholzes schon entstanden. Großröhrsdorf. (Selbstmord.) Schon wieder Selbstmord eines jungen Mannes. Es ist, als ob eine Seuche unter der jungen Männerwelt eingerissen sei, ist es doch binnen knapp 14 Tagen der vierte so betrübende Fall in unserer Gegend. Auf dem Wege zu ihrer Arbeitsstätte fanden Arbeiter aus Lichtenberg am Mittwoch morgen gegen halb 7 Uhr an der Max-Allee einen jungen Mann aus Pulsnitz M. S. erhängt vor. Der Betreffende ist noch am Dienstag Abend im Grünen Baum gesehen worden. (Gr.A.) Großröhrsdorf. (Feueralarm) erscholl in der Nacht zum Dienstag. Im Hause des Herrn Alfred Reeh, Bischofswerdaer Straße Nr. 220 b, war in der Küche des oberen Stockwerkes ein Brand ausgebrochen. Dadurch ist die Dielung ourchgebrannt; Balken sind angekohlt und ein Stück Rohrdecke in den darunter befindlichen Lagerraum des Konsumvereins heruntergebrochen, wodurch ein Teil der Waren Schaden gelitten hat. Ebenso sind Fenster und Türen vom Feuer beschädigt, größerer Schaden aber ver hütet worden. Kamenz, (40j übrig es Dienstjubiläum.) Am Montag feierte Herr Oberlehrer Hermann Schröter sein 40 jähriges Dienstjubiläum. Aus diesem Anlaß sind dem verdienstvollen Lehrer sowohl vom Stadtrat wie vom Herrn Bezirksschulrat herzlich gehaltene Glückwunschschreiben zuge gangen. Eine Abordnung des Lehrerkollegiums der Allge meinen Volksschule überreichte dem Jubilar eine Ehrengabe. Wiefa. (Kraftwagenunfall.) In der vorgestrigen 9. Abendstunde ereignete sich dadurch ein Autounsall, daß ein Lastwagen der Brauerei Lieske infolge Versagen der Steuerung gegen einen Straßenbaum fuhr. Neben einigen leichten Hautabschürfungen des Beifahrers ist kein wesentlicher Personenschaden entstanden. Das beschädigte Auto mußte abgeschleppt werden. Der Vorfall hatte eine zahlreiche Menschenmenge angesammelt. Panschwitz. (Ost er reiten.) Wie alljährlich, fand auch diesmal am ersten Osterfeier'ag in den wendischen Ort schaften das Osterreiten statt, jener alte wendische Brauch, der bis ins frühe Mittelalter zurückreicht. Da das Wetter nicht besser sein konnte, hatten sich müder große Scharen Schaulustiger von nah und fern eingefunden, um das selt same Schauspiel zu betrachten. Groß war der Zustrom der Fremden vor allem beim Kloster Marienstern. Nicht nur aus den umliegenden Dörfern und den Städten, sondern auch von Dresden, Chemnitz, Leipzig und Berlin waren die Zuschauer gekommen, mit Auto, Rad, Wagen und zu Fuß. Es waren zahlreiche Sonderfahrten durch die Kraftverkehrs- A.-G. Freistaat Sachsen eingerichtet worden, die sich reichen Zuspruchs zu erfreuen hatten. Vor dem Dorfe war ein stattlicher Park von Autos und Wagen aufgefahren, und die Polizei hatte Absperrungsmaßnahmen getroffen, um Ver kehrsstörungen zu vermelden. Dank der getroffenen Vor kehrungen nahm das Osterreiten einen befriedigenden Verlauf. Die Anzahl der Reiter betrug aus Crostwitz 90, aus Panschwitz Kuckau ca. 30, aus Nebelschütz ca. 40 und aus Ostro ca. 30 Paare. Ottendorf-Okrilla. (Die Goldene Hochzeit) konnte am 1. Osterfeiertag Herr Kolonialwarengeschüftsin- haber Hobe mit seiner Gattin im Kreise der Angehörigen feiern. Durch den Ortspfarrer Gräf wurde das Jubelpaar eingesegnel. — Ferner konnte Herr Schuhmachermeister Her mann Kluge am Dienstag sein50jähriges Meisterjubiläum feiern Bischofswerda. (Konkurs.) Ueber das Vermö gen des Kaufmanns, Kolonialwarenhändlers und Seifen fabrikanten Fritz Hermann Gebhardt in Bischofswerda, alleiniger Inhaber der Firma Fritz Gebhardt, Adolf Näther Nachf. in Bischofswerda, ist das Konkursverfahren eröffnet worden. Bautze«. (Eierschieben und Ost er reiten.) Noch nie dagewesenen Massenbesuch hatte diesmal der alte historische Brauch des Bautzner Eierschieöens aufzuweisen. Bereits vom frühen Morgen an wanderten Hunderte und Tausende nach dem Proilschenberg auf dem westlichen Spree abhange, um dem bunten Treiben beizuwohnen oder selbst mit tätig zu werden. Der Zuspruch steigerte sich noch am Nachmittag zu noch nicht erreichter Höhe. Eine ununter brochene Schlange von Ausflüglern bewegte sich über die Spreetalbrücke nach Bautzen Neustadt. Tausende und Aber tausende kamen zu Fuß, zu Rad, mit Kraftrad oder Auto zum Festplatze, und die Bautzener Polizei hatte zum Feste einen gar strammen Verkehrsdicnst durchzuführen Tausende von Apfelsinen wurden den Hang hinabgeworfen, und ihnen folgten Aepfel, Pfefferkuchen, runde Bäckerkuchen und andere eßbare Dinge. Reich war die Ernte, und die meisten Kinder konnten ganze Säcke voller Gaben nach Hause bringen — Am Vormittag fand außerdem zum ersten Male ein Bautzener Osierreiten statt. Rund 50 Festreiter hatten sich zusammen gefunden, um mit prächtig geschmückten Pferden eine eigene Prozession zu stellen und in geschlossenem Zuge dann nach dem wendisch-katholischen Kirchdorfe Radibor zu reiten, von wo sie am Nachmittag zurückkehrten und mehrfach im fest lichen Zuge, wendische Lieder singend, durch die Stadt ritten. Auch hierzu hatten sich Tausende von Besuchern von nah und fern eingefunden. Bautzen. (Unregelmäßigkeiten in der städtischen W i r ts ch ast s v e r w al tu ng.) Es wird amtlich gemeldet: In der städtischen Wirtschaftsver waltung haben sich Unregelmäßigkeiten bei den Lohn zahlungen, die offenbar schon seit längerer Zeit bestanden haben, herausgestellt. Es sind Arbeiter in der Lohnliste geführt worden, die entweder fingiert waren oder gar nicht in städtischen Diensten gestanden haben. Was mit den Lohngeldern geschehen und ob die Stadt hierbei benach teiligt worden ist, hat sich bisher noch nicht feststellen lassen. Die Untersuchung ist eingeleitet und wird mit Nachdruck fortgeführt. Bautzen. (Schlägerei im Eisenbahnzuge.) Am zweiten Osterfeiertag entstand in einem Abteil des Mittagszuges nach Dresden kurz hinter Bautzen zwischen zwei Herren wegen Öffnung des Abteilfensters ein Wortwechsel, der in Tätlichkeiten ausartete. Einer der Beteiligten wurde mit dem Kopfe durch die Fensterscheibe gedrückt, wodurch er erhebliche Schnittwunden erhielt. Dresden. (Landesverband Sachsen der Garten- und Schrebervereine.) Der Landes verband Sachsen der Garten- und Schrebervereine, die Spitzenorganisation von 70 000 Kleingärtnern des Frei staates Sachsen, hält am 14. und 15. April die diesjährige Haupttagung in Dresden ab. Dresden. (Unfall.) Am Dienstag ereignete sich auf der Augustusbrücke ein bedauerlicher Unfall. Ein 15 Jahre alter Schüler von hier, der auf seinem Fahr rade nach der Altstadt fuhr, wurde von einem mit Mörtel beladenen Lastkraftwagenzug überholt und dabei vom Anhänger gestreift. Er kam zu Fall und unter die Näder zu liegen, die ihm das rechte Bein abquetschten. Der Verletzte wurde nach dem Krankenhaus gebracht. Dresden. (Straßensperrung.) Infolge Bau arbeiten werden die Staatsstraßen: 1. Leisnig — Strehla Icm 17,07—18,2 in Flur Lonnewitz währelld der Zeit vom 10.—14. April; 2. Nossen —Oschatz Icm 32,650— 33,804 in Flur Lonnewitz und Oschatz vom 16.—23.April 1928 für allen Fahr- und Reitverkehr gesperrt — Der Verkehr zu 1 wird auf die Straße Naundorf—Oschatz (Kommunika tionsweg) und zu 2 auf die Staatsstraße Dresden—Leipzig verwiesen. — Die Obererzgebtrgische Po st st raße von Icm 32,50—37,117 wird während der Dauer der Walz arbeiten vom 10. bis 17. April 1928 für den Durchgangs verkehr gesperrt. Der Verkehr wird über Dippoldiswalde- Reichstädt—Hennersdorf und Schmiedeberg—Niederpöbel — Hennersdorf umgeleilet. — Wegen Vornahme von Walz arbeiten ist seit dem 10. April 1928 ab die Plauen — Falken st einer Straße zwischen km 0,8 in Kleinfriesen und der Lochschänke für allen Fährverkehr bis auf weiteres gesperrt. Der Verkehr wird über Neuensalz verwiesen. Dresden. (Nervenzusammenbruch Stosch-Sar- rasanis.) Die brennende Not des Circus ewerbes wnd grell be leuchtet durch zwei Meldungen, die dem Telunion-Sachsendienst soeben zugehen. Aus Wien wird gemeldet, daß der 62 jährige, sehr bekannte und bestrenomierte Circusdirektor Beketow in den Wellen der Donau den Tod gesucht hat. Beketow hat Briefe hinterlassen, aus denen her vorgebt, daß er das Opfer der ungeheuren ihm auferleglen Steuern geworden ist. Beketow hatte in Wien gastiert, daß seiner Lustdarkeits» steuer'wegen gefürchtet ist, und dieses Gastspiel endete mit einem Defizit von 170 000 Schilling. In Deutschland scheint nun Sarrasanl durch die Steuer ebenfalls vernichtet w rdcn zu sollen. Nach einer Meldung aus Hamburg hat der Rat cer Stadt Dresden Sarrasanl wegen eines Lustbarkeitssteuerccstes von mehr als 9000 Mark wertvolle Maschinen pfänden lassen und zwar nicht etwa in Sarrasanis festem Circus zu Dresden, sondern in seinem augenblicklich in Hamburg gastierenden Wander Circus. Hat schon dies eigenartige Vorgehen des Dresdner Rates, das einen tödlichen Eingriff m Sarrasanis Unternehmen vcdcMet allgemeine Verwunderung erregt, so erscheint cs völlig sinnlos und ge radezu unbarmherzig, daß die Dresdner Steuerbehörde sich auf Sarra sanis Abzahlungsvorschläge nicht eingelassen hat, sondern die Zwangs« verst igerung der gepfändeten Maschinen auf Freitag, den 13. d. M. elf Uhr vormittags angesetzt hat. Dem Ganzen wird aber die Krone aufgesetzt dadurch, daß Sarrasanis letztes Dresdner Gastspiel im Dezem ber bis Januar d. I. laut Gutachten des Sächsischen Wirtschastsmini- steriums mit einem Defizit von rnnd 130000 Mark abgeschlossen hatte. Direktor Stosch-Sarrasani, der keinerlei Kapitalrücklagen gemacht hat, sondern, immer seine Verdienste in seinem Unternehmen investierte, hat einen Nervenzusammenbruch erlitten angesichts der Schließung seines Betriebes, die für 700 Angestellte den Verlust ihrer Brotstelle bedeutet. — (Ein Verband der Sächsischen Schutz polizei) wurde am 5. April ins Leben gerufen. Der Verband ist hervorgegangen aus der vormaligen Landcssach- gruppe Landcspolizei im Verbände Sächsischer Polizeibeamten und organisiert in seinen Reihen alle im Dienste der Schutz polizei stehenden Vollzugs-, Verwaltungs- und technischen Beamten, einschließlich der Polizeioffiziere. 1. Vorsitzender ist der Verwaltungsassistent Stephan, Drcsden-A. 16. > Stolpen. (Heimat-Museum.) Kürzlich wurde hier die Eröffnung des neuen städtischen Heimat-Museums durch Herrn Bürgermeister Barth-Sto!pen, sowie Rat und Stadtverordnete vollzogen und als Leiter desselben Herr Gewerbeschullehrcr H. Schmolke-Stolpen gewählt. Mit der Eröffnung des Museums, das im Erdgeschoß des Rathauses untergebracht ist, ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Chemnitz, 12. April. (Aussperrung von 2 00 0 00 Metallarbeitern in der sächsischen Metallindustrie.) Am Mittwoch erließ der Verband Sächsischer Metallindustrieller die Bekanntmachung, daß die gesamten Metallarbeiter Sachsens mit dem Ablauf der Don nerstag Schicht ausgesperrt werden. Einschließlich der schon im Ausstand befindlichen 20 000 Metallarbeiter werden ins gesamt 200000 Metallarbeiter von dieser Maßnahme be troffen. Die sächsische Staatsregierung hat an das Reichs- arbeitsministerium das dringende Ersuchen gerichtet, durch Reichsmaßnahmen den Konflikt beizulegen, um die sächsische Wirtschaft vor einer schweren Belastung zu bewahre». Be reits vor dem Aussperrungsbeschluß waren für heute Ver handlungen über die Lohnfrage in Dresden vorgesehen, doch steht noch nicht fest, ob sie tatsächlich statlfinden werden. Böhlen. (Explosion im Großkraftwerk.) In der Kohlenmahlanlage des Braunkohlen- und Groß kraftwerkes Böhlen fand am Dienstag früh 7 Uhr bei der Aufnahme des Betriebes eine Verpuffung in einer der sechs Mühlen statt, wodurch leichter Gebäudeschaden entstand. Ein Mann trug Wunden durch Glassplitter und zwei leichte Brandwunden davon. Weiterer Per sonenschaden ist glücklicherweise nicht entstanden. Der Sachschaden ist verhältnismäßig gering, so daß der Be trieb der Mahlanlage nicht unterbrochen ist. Großenhain. (Wieder Explosion eineir Spiritusflasche.) Beim Brennen der Haare kam. im hiesigen Stadtkrankenhaus das Stationsmädchen Dora Marx mit dem brennenden Streichholz der Spiritusflasche zu nahe. Es erfolgte eine Explosion und das Mädchen stand in Flammen. In ihrer Angst rannte die Marx die Treppe hinab, wo die Flammen erstickt wurden. Das Mädchen hatte aber so schwere Brandwunden davongetragen, daß es starb. Riesa. (Ausgrabung einer germanischen Wohnstätte.) Auf dem Felde des Gutsbesitzers Schu mann sen. in Vorberge konnte eine germanische Wohn grube ausgegraben werden. Man sand u. a. eine primi tive Herdanlage mit Holzkohlestückchen, Tierknochen und Scherben. Die Fundstücke deuten darauf hin, daß die ausAegrabene Wohnstätte germanischen Ursprungs ist und aus etwa 500 v. Ehr. stammt. Oer Strafantrag gegen die Hausbesitzerzeitung zurückgezogen. Mitteilung des Justizministeriums. Nachdem der Vorsitzende des Verbandes der Säch sischen Grund- und Hausbesitzervereine, Rechtsanwalt Hans Kehlmann, persönlich dem Justizminister sein Be dauern wegen der in dem Aufsatz „Der Stein der Weisen" enthaltenen Beleidigungen des Ministerialrats Dr. Zieger zum Ausdruck gebracht hat und überdies in der Nummer vom 15. März 1928 der Grund- und Hausbesitzerzeitung sür Sachsen auf Veranlassung des Justizministeriums eine Berichtigung veröffentlicht worden ist, hat das Justiz ministerium den von ihm gestellten Strafantrag gegen die Grund- und Hausbesitzerzeitung sür Sachsen zuruck- aenommen.
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