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Pulsnitzer Tageblatt : 29.03.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192803297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19280329
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19280329
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-03
- Tag 1928-03-29
-
Monat
1928-03
-
Jahr
1928
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 29.03.1928
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Nr. 7v. Pulsnitzer Tageblc.it. — Donnerstag, den 29. März 1928. Seile 2. Verband im nordöstlichen Sängerbund, veranstalten noch vor ihrer Abreise, die am 23. Juni mit dem Prachtdampfer „Ber lin- des Norddeutschen Lloyd erfolgt, ein großes Konzert in der Musikakademie. — „Mozartverein- und „Liederkranz-, Brooklin, treten die Ueberfahrt mit dem Prachtdampfer „Sierra Cordoba" am 30. Juni an. Infolge lebhafter Be teiligung sind nur noch wenige Kabinen frei. — Zahlreiche Sänger der Chikagoer Männergesangvereinigung fahren am 5. Juni mit dem Lloyddampfer „Bremen" nach Europa. — Die „Germania", Los Angeles, kommt über Bremen—Ber lin nach Wien und veranstaltet in Köln ein Konzert. — (Deutsche Volkslieder in New-Aorker Theatern.) Nier große deutsche Gesangvereine, der Rhein pfälzer Männerchor, der Uhland-Bund, der Mozart-Verein und der Bayrische Sängerbund, haben in den vier bekannten Loew-Tbeatern New-Aorks am 1. und 2. März gelegentlich der Aufführung des „Student Prince" (Alt - Heidelberg) deutsche Volkslieder zum Vortrag gebrach*. — (Die Zukunft der Musik in Schule und Verein.) Im Heft Nr. 13 der Deutschen Sängerbundes zeitung verbreitet sich der Vorsitzende des Kreises Vll (Pro vinz Sachsen und Anhalt) Studiendirektor Dr. Grüttner, Halle, eingehend über die Frage der Zukunft der deutschen Musik in Schule und Verein. Er geht dabei von der Er wägung aus, daß die Schule die Grundlage für das musi kalische Empfinden und das Interesse an der Kunst bilden muß. Auf die Schulmusik ist dementsprechend der größte Wert zu legen. Falsch wäre allerdings eine Ueberspannung der Anforderungen, wie sie augenblicklich dem Mittelschüler . zugemutet werden. Ein besonders heikles Problem ist die Chormeisterausbildung, insbesondere auf dem Lande. Was heute vom Staat hierfür bereit gestellt wird, genügt nicht im entferntesten. „Die Chormeisterlehrgänge", so fordert Grüttner, „müssen weiter ausgebildet werden. Zwei Anreize müssen geschaffen werden: erstens müssen unsere Chormeister anständig vergütet werden, damit für Lehrer und Betuss- musiker es immer erstrebenswerter wird, sich im Leiten von Chören auszubilden; zweitens müssen die künftigen Chor meister, wenn nicht staatlich, so doch bundesamtlich anerkannt werden. Es geht nicht mehr an, daß jeder beliebige Musik freund einen Chor leiten darf; er muß vor einem vom Bunde einzusetzenden Ausschuß seine praktische Befähigung nach weisen. Wenn heute der Staat von jedem Privatmusiklehrer den Befähigungsnachweis verlangt, dann muß dies erst recht von den Chorleitern verlangt werden." — (Die Dresdner Schlachtviehmärkte in der Osterwoche.) Am Dresdner Vieh- und Schlachthofe werden in der Woche nach Ostern die beiden Schlachtvieh märkte am Dienstag, den 10. April und Donnerstag, den 12. April abgehalten. Oberste^««. (Unterhaltungs-Abend.) Mit seinem Bühnenrucnen am letzten Sonntag beschloß der Turnverein Öl'. Ober- steina bezw. dessen Kinderabteilung einen weiteren Zeitabschnitt der Vereinsgeschichte, bedingt durch den zwangsläufigen Austritt eines Jahrganges aus der Kinderabteilung. Der Unterhaltungsabeid am letzten Sonntag war gewissermaßen berufen, einen letzten Rückblick zu tun auf all das, was im Laufe der Jahre mit den der Kindheit ent wachsenen Jungen und Mädels im Turnverein getrieben worden ist und es wird auch der Laie festgestellt haben, daß die systematische kdr- verliche Schulung sichtliche Erfolge gezeitigt hat: Gewandheit und Scharfsinn, zwei wesentliche Grundpfeiler für ein tüchtiges Geschlecht, das sind neben der Pflege geselliger Freundschaft die Symbole, die den Kindern beim Turnen in der Öl', anerzogen werden. — Aus dem tur nerischen Teile der BortragSfolge etwa« hrrvorzuheben, würde bedeuten, ein anderes zurückzusetzen, es sei deshalb nur erwähnt, daß alle Dar bietungen gut ausgesührt waren, und wenn auch einiges daran auSzu- setzen ist, dann muß immer berücksichtigt werden, daß eS Kinder waren nnd daß bei denen eine Vollendung der Leistung auf turnerischem Ge biete nicht vorausgesetzt werden kann. Jedenfalls waren alle Hebungen geeignet, Interesse am Turnen zu wecken und es haben hoffentlich recht viele der noch Fernstehenden den Entschluß gefaßt: einzntretcn in die Reihen der Deutschen Turne schäft. Es ist ferner zu wünschen, daß recht viele Eltern sich der Verantwortung um die körperliche Erziehung ihrer Kinder bewußt geworden sind. Deshalb: Schickt euere Kleinen in den Turnverein, dort finden sie beim Turnen und bei frohem Spiele die notwendige ausgleichende Durchbildung auf dem Gebiete körperlicher und sittlicher Erziehung I — Eine geeignete Ueberleitung aus dem Tur nerischen zur Entlassung der austretcnden Konfirmanden bildete das kleine Theaterstück „Peter in der Fremde". Es war allgemein gut ausgeführt und hat wohl manchem Eiwachsenen eine bitter ernste Le benswahrheit in Erinnerung gebracht. — Den letzten Teil der Veran staltung bildete die Entlassung der aus der Kinderabteilung Austrctcn- den. Es war eine würdige Feier, getragen von einer Ansprache des Vorsitzenden des KlnderturnausschuffeS an die Abgehenden. Fromme Wün,che und ermahnende Worte waren es, die Herr Engler den jungen Menschen zum Geleit gab und ein geeigneter Prolog sowie entspre chende Lieder beendeten für die Konfirmanden den Abend, der sie als Kinder zum letzten Male mit dem Turnverein verband. Der Kampf des Lebens wird auch denen nicht erspart bleiben, drum ists dem Verein und seinen unverdrossenen Führern ein inneres Erlebnis: mit dazu bei getragen zu haben, diesen jungen Menschen geeignetes Rüstz-ug für die Widerwärtigkeiten des Lebens auf den Weg zu geben. Gul Heil! Ohor«. (Ziegenzuchtgenossenschaft.) Die Ziegenzuchtgenoffenschaft Ohorn, die die Hebung und För derung der Ziegenzucht im Orte zum Ziele hat, begebt am 28. April die einfache Feier ihres fünfundzwanzigjährigen Bestehens. Hierbei wird Herr Oberlandwirtschaftsrat Dietrich, Tharandt, vormals Tierzuchtinspektor in Bautzen, der unsere Ziegenzuchtgenossenschaft Jahrzehntelang mit Rat und Tat betraut hat, in freundlicher Weise einen Vortrag halten. Außer weiteren Ansprachen und verschiedenen Ehrungen ist rin gemeinsames Essen und passende musikalische Unterhal tung geplant. Schon heute werden unsere Mitglieder auf diesen Tag hingewiesen. 5t. Dresden. (Versuchter Totschlag) Gestern früh gegen 5,30 Uhr wurden die Bewohner der 4. Etage des Grundstücks An der Frauenkirche 14 durch lautes Stöh nen aus ihrem Schlafe geweckt. Als sie deshalb nach dem Korridor eilten, kam ihnen dort die 30 Jahre alte Arbeiterin Gläser blutüberströmt entgegen. Sie wurde von hilfsbereiten Personen nach der Kriminalpolizei gebracht. Hier gab sie ; an, daß sie kurz zuvor mit ihrem Liebhaber, dem 53 Jahre alten Glasmacher Johann Braun aus Eslarn in Bayern, mit dem sie seit I I Jahren zusammen lebe, in Streit ge raten sei. In dessen Verlaufe habe Braun, der sie schon f mehrmals mit Erschlagen bedroht habe, aus dem nahen Klosett einen versteckt gehaltenen Hammer geholt und ihr, während sie noch im Bett lag, mit den Worten „Ich schlage dich tot" mehrere wuchtige Schläge auf den Kopf versetzt. Sie habe noch die Kraft besessen, aufzuspringen, Braun den Hammer zu entreißen und diesen durch das Fenster auf den Hof zu werfen. Der Täter, der sofort die Flucht ergriffen hat, konnte noch nicht erlangt werden. Die kriminalpolizei lichen Erörterungen sind sofort ausgenommen worden. Braun ist arbeitslos, als gewalttätiger Mensch bekannt und wird beschrieben: 1,60 m groß, kräftige Gestalt, dunkle Haare, starken Schnurrbart, rundes, gesundfarbenes Gesicht, spricht bayrischen Dialekt. Seine Kleidung ist nicht bekannt. Ec trägt aber gewöhnlich eine dunkle Sportmütze. Die Gläser wurde nach dem Krankenhaus überführt. Ihre Verletzungen sind nicht lebensgefährlich. Mitteilungen über den Aufent halt des Braun werden umgehend noch der Kriminalpolizei, Zimmer 149, oder der nächsten Polizeiwache erbeten. Moritzburg (Ein tödlicher Unglücksfall) eines Motorradfahrers ereignete sich in der Nacht zum Sonn abend. In der 3. Morgenstunde wurde unweit vom Moritz burger Schloßteiche ein zunächst unbekannter Motorradfahrer von der Besatzung eines aus Beilin kommenden Lastkraft wagens bewußtlos auf der Straße aufgefunden. Der Ber liner Lastkrastwaqenführer und seine Begleitung hoben den schwerverletzten Mann auf und nahmen ihn mit in den Ort Moritzburg herein. Ein rasch herbeigerusener Arzt bemühte sich alsbald um den Verunglückten, der noch schwache Lebens zeichen von sich gab, doch trat bald darauf der Tod ein. Wie die polizeilichen Erörterungen ergaben, handelte es sich um den im Anfänge der vierziger Jahre stehenden Jnstalla- leurmeiller Paul Menzel aus Obermittelebecsbach, Amtsge richtsbezirk Radeburg, der auf der Heimfahrt begriffen und mit seinem Kraftrad gegen einen an der Straße stehenden Baum gefahren war. Neschwitz. (Lachmöveu.) Seit einigen Tagen sind die Lachmöven wieder in ihre Kolonie auf dem Großen Holschaer Teich, wo sie streng geschont werden, zurück gekehrt. Bad Schandau. (Hilflos liegengelassen.) Beim Großen Dom im Schrammsteingebiet wurde ein junger Mann aufgefunden, der die ganze Nacht dort ge legen hatte, Dieser, der Dekorateur Walter Karies aus - Dresden, war in Gesellschaft eines Freundes bei einer Wanderung ausgeglitten und am Großen Dom hilflos liegengeblieben. Der „Freund" versprach Wohl, Hilfe zu holen, hielt aber sein Versprechen nicht. Infolgedessen ' mußte Karies die Nacht im Freien zubringen. Er wurde nach seiner Auffindung nach dem Staatskrankenhause Bad Schandau gebracht. Chemnitz. (Motorradunfall.) Am Gasthaus zur Wasserschänke in Röhrsdorf, Bez. Chemnitz, ereignete - sich ein schweres Motorradunglück. Wahrscheinlich in- j folge des herrschenden Nebels fuhr dort der 25 Jahre cklte ! Motorradfahrer Meier aus Limbach mit voller Wucht i gegen das Gebäude. Meier erlitt durch den heftigen An- j prall einen Schädelbruch und war sofort tot. Der mit- - fahrende 25. Jahre alte Max Löbel aus Limbach wurde , schwer verletzt in das Krankenhaus gebracht. — Später ! ereignete sich an der gleichen Stelle dadurch ein schweres ! Unglück, daß beim Nachfüllen von Benzin in sein Auto i der Chauffeur unvorsichtig mit einem Licht umging. Der i Benzinbehälter des Autos explodierte und der Chauffeur erlitt lebensgefährliche Brandwunden. Warnsdorf. (Masernepidemie.) Hier sind seit einiger Zeit die Masern stark verbreitet. Sie treten in so heftiger Form auf, daß in den untersten Klaffen der Volks- schulen ein Viertel, manchmal gar die Hälfte der Kinder j dem Unterricht fernbleiben mutz. Auch vereinzelte j Scharlachfälle wurden gemeldet. Obzwar die Masern erkrankungen in den meisten Fällen einen durchaus ungs- jährlichen Verlauf nahmen, haben sie doch auch schon zwei i Todesopfev gefordert, und zwar erlagen innerhalb 24 j Stunden die zweieinhalb und fünf Jahre alten Töchter- > chen des Buchhalters Simm der tückischen Krankheit. Ge genwärtig scheint die Seuche ihren Höhepunkt überschritten zu haben, es laufen wenigstens keine Neu-meldungen von Erkrankungen ein. Warnsdorf. (Im RauschdenTod gefunden.) In der Nähe des „Waldschlöffels" in Niedergrund wurde der Schmied Fr. Macak aus Warnsdorf tot aufgefunden. Macak weilte im Gasthaus „Zum Waldschlössel". Auf dem Heimwege fiel er in angeheitertem Zustande in den längs des Weges ins Dorf führenden Wassergraben und fand dabei den Tod. Auflösungsantrüge im SSchMen Landtag. Dresden, 28. März. Es gibt Wohl kein Parlament, das schon soviel.Auf lösungsanträge zu beraten und — abzulehnen hatte wie das sächsische. Das galt besonders für den im Oktober 1926 zu Ende gegangenen Landtag, aber auch der jetzige Landtag hat sich schon mehrfach mit solchen Wünschen der Opposition auseinanversetzen müssen. Nun sind vor der letzten Sitzung am Donnerstag gleich zwei neue Auf- lösungsanträge eingegangen, und zwar je einer von den Sozialdemokraten und den Kommunisten. Der sozial demokratische soll zuerst beraten werden. In allen früheren Fällen konnte man sofort die Er folglosigkeit Voraussagen. Ganz so einfach liegt dieses Mal die Sache freilich nicht. Seit Wochen spielen bekannt lich die Verhandlungen zwischen den Regierungsparteien über die Forderung der Hausbesitzer, ihren Anteil an der Miete ab 1. April um 4)4 Prozent zu erhöhen. Die Wirt- i schaftspartei hat sich dieser Forderung mit besonderer Wärme angenommen, wenn auch die Deutschnationalen und die Deutsche Volkspartei im allgemeinen bereit sind, den ; gleichen Weg mitzugehen. Widerstand kommt von den - Anfwertlern, den Altsozialisten und in erster Linie von den Demokraten. Die Berechtigung der Hausbesitzerforde rung soll hier nicht untersucht werden. Es sei nur bemerkt, datz in Sachsen der Anteil des Hausbesitzes mit 69 Prozent an der Friedensmiele bei 51 Prozent Mietzinssteuer niedriger ist als in allen anderen deutschen Ländern. Aber woher das Geld nehmen, das die runde Summe von 17 Millionen ausmacht? Staat und Finanzen leiden stark an ihrem Defizit, und der Wohnungsbau kann in diesem Jahre seiner Aufgabe nicht gerecht werden. Diese beiden Anteile an der Mietzinssteuer zu verkürzen, erscheint also schwer möglich, und die Miete zu erhöhen, ist sogar ganz ausgeschloffen. Nun liegt zwar ein Kompromißvorschlag des Finanzministers vor, der dem Wohnungsbau seinen vollen Anteil läßt und die Belastung des Staates und der Gemeinden erträglicher gestaltet. Aber die Demokraten versagen ihre Zustimung. Sie lasten nur durchblicken, daß man nach den Reichstagswahlen eher über die Frage verhandeln könne, und solange Müsse man sich gedulden. Wahltaktische Gründe sprechen nun auf der anderen Seite ebenso bei der Wirtschaftspartei, die aus der An gelegenheit eine Art Prestigefrage macht, dafür, auf ihrer Forderung zu beharren. Und da es nicht gelingen will, Entgegenkommen zu erhalten, hat sie verschiedene Ankün digungen unternommen. Ihre Ansage, sie wolle den Finanzminister aus dem Kabinett zurückziehen, scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Dann aber wurde von dem Verband der Sächsischen Grund- und Hausbesitzervereine erklärt, daß die dem Hausbesitz nahestehenden Abgeord neten — gemeint damit war nur die Wirtschaftspartei, obwohl auch andere Parteien solche Abgeordnete haben — den am 19. April zur Verhandlung kommenden Auf- lösungsanträgen zustimmen würden. Die praktische Frage lautet jedoch: was könnte die WirtschastspSrtei bei Neu wahlen gewinnen? Und die Antwort: nichts. Denn im einen Falle wäre dann wieder eine Koalition aus den selben Parteien wie heute möglich, im anderen Falle, aber käme die Sozialdemokratie ans Ruder, und daß diese nicht daran denkt, die Wünsche der Hausbesitzer zu er füllen, hat der sozialdemokratische Landtagspräsident erst in der letzten Landtagssitzung dargelegt. Die Fraktion der Wirtschaftspartei hat übrigens auch in der interfraktio nellen Besprechung am Montag, die wieder ergewnslos verlief, erklärt, daß sie zu der Auflösungsfrage noch nicht Stellung genommen babe und daß die Stellungnahme der Hausbesitzervereine für sie nicht bindend sei. Es kann kaum ein Zweifel bestehen, daß sich in der Wirtschaftspartei tatsächlich einflußreiche Kreise für die Zustimmung zu den Auflösungsanträgen einsetzen. Die Wahllust, die wegen der Reichstagswahlen überall zu be merken ist, macht sich auch hierbei geltend. Es ist aber doch anzunehmen, daß die Überlegung, Neuwahlen könnten einer Erfüllung der Hausbesitzerwünsche alles andere als günstig sein, sich schließlich als erfolgreicher erweisen wird als wahltaktische und Prestigegründe. Abstimmungen in den LandtagSauSschüffen Im Haushaltsausschuß wurde eine größere Anzahl Abstimmungen vorgenommen, zunächst über Kapitel 71 vom Staatshaushaltsplan, betr. Volks- und Fortbildungs schulen. Von fast allen Parteien waren zu diesem wich tigen Kapitel Anträge gestellt worden. Soweit sie sich auf Beamtenstellen und Besoldungsfragen beziehen, wurden sie in der Hauptsache dem Besoldungsausschuß zur Weiteren Erledigung überwiesen. Die aus staatliche Bei hilfe und Darlehen an Schulbezirke zum Neu- und Umbau von Schulhäusern bezüglichen Anträge fanden keine Mehr heit. Im Haushaltsplan für 1928 sind an BeihUfen 14 Million und an Darlehen 114 Millionen eingestellt. Nach dem Schulbedarfsgesetz sind die Gemeinden ver pflichtet, für den sachlichen Schulaufwand auszukommen. Die staatliche Beihilfe für die Comenius« Bücherei in Leipzig auf 6000 Mark und die Beihilfe für die Jugendschriftenausschüffe auf 2000 Mark zu erhöhen, wurde zugestimmt. — Ein sozialistischer Antrag, der dar auf abzielte, 1500 Mark ausschließlich den Fugendschristen- ausschüsten der Arbeiterorganisationen zur Verfügung zu stellen, fand keine Mehrheit. — Beschlossen wurde ferner, die vom Landtag früher bewilligten noch unbesetzten Be zirksschulratsstellen sofort zu besetzen, für dauernd be- nötigte Lehrkräfte in den Volks- und Fortbildungsschulen die entsprechende Zahl von Stellen zu schaffen, die Bildung von Vollklaffen an den Berufsschulen nach Möglichkeit Weiter zu fördern, umgehend einen Landeslehrrat einzu richten, baldmöglichst ein einheitliches Schulrecht zu schaffen und zu verordnen, daß die Elternratswahlen in ganz Sachsen an dem gleichen Sonntag stattfinden sollen Die von den beiden Linksparteien gestellten Anträge, die jetzt geltenden Verordnungen aufzuheben, die sich auf Verwen dung der Schulräume für außerschuliche Zwecke, sowie auf Befreiung vom Schulbesuch am Frühjahrsbußtag, auf Regelung des Schulgebets und die politische Betätigung der Jugendlichen beziehen, wurden abgelehnt. Gegen den Antrag, daß auf der Grundlage der bestehenden verfassungsmäßigen und ge setzlichen Bestimmungen ein mit den Grundsätzen der Reli gionsgesellschaften übereinstimmender Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach in allen Klaffenstufen der allge meinen Volksschule durchgeführt werde, stimmte die S. P. D. und die K. P. D., blieben aber in der Minderheit. Das Haushaltskapitel selbst wurde «ach den Einstellungen genehmigt, Dann erfolgten Abstimmungen über das Kapitel 38, Landesfürsorgeverband und Wohlfahrtspflege betr. Die Linksparteien hatten eine Menge Agitationsanträge ge stellt, die sämtlich zur Ablehnung kamen. So beantragten die Kommunisten, die Internationale Arbeiterhilfe als landeswichtige Organisation nach dem sächsischen Wohl- fahctspflegcgesetz anzuerkennen und zur Errichtung mrd Förderung von Jugendheimen und Gemeinden und bei Großbetrieben unter Selbstverwaltung der proletarischen Jugendorganisationen entsprechende Mittel einzustellen. — Gegen die kommunistischen Stimmen fand ein Antrag der Regierungsparteien Annahme, im Interesse der im Lan desausschuß der deutschen Jugendverbände vereinigten Organisationen weitere 50 000 Mark in den Haushalts plan einzustellen. Die im Zusammenhang hiermit zu beratenden auf die Versorgung der Kriegsbeschädigten und Kriegshinterblie benen bezüglichen Uranträge fanden derart Erlediauna.
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