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Nr. 65. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 16. März 1928. Seite 2. Erofta». lAuf welche Gedanken Schulkin der kommen) und was sie heute leisten, zeigt folgender Fall: Ein hiesiger 11 jähriger Schulknabe brauchte zu ver schiedenen Naschereien wahrscheinlich Geld. Um zu diesem zu gelangen, kam er auf einen Trick, der selbst Erwachsene in Staunen versetzt. Er schrieb auf ein Stück Papier fol gende Zeilen: „Än die Bewohner in Crostau! Ihr lieben Bewohner, wollt ihr uns zur Erbauung einer neuen Schule helfen, so bitten wir, uns hierzu eine kleine Gabe zu reichen. Hochachtungsvoll die Lehrerschaft." Mit diesem Zettel ging er nun in verschiedene Häuser und legte den Zettel vor. In einem Falle ist es ihm auch gelungen, 1 Mark zu er halten. Auf die Frage, wo er die Sammelliste habe, war er nicht verlegen und antwortete glatt, „schreiben Sie es nur gleich hinten drauf". Jedenfalls ist der Junge sehr be gabt. Da er aber seine Kenntnisse zu Schlechtigkeiten aus nützt, dürste seine Zukunft den Eltern Sorge bereiten. Dresden. (Um den neuen Vorsitzenden des Vereins für das Deutschtum im Ausland.« Vom Landesverband Sachsen des Vereins für das Deutschtum im Auslande wird uns geschrieben: Wie vor einiger Zeit be kannt wurde, legt der langjährige Vorsitzende des V. D A., Exzellenz v. Hintze, bei dec nächsten Haupttagung sein Amt nieder. In den Vordergrund des Interesses ist in den letzten Tagen die Kandidatur des früheren Reichsinnenministers Dr. Külz getreten. In Sachsen erfreute sich Dr Külz als Vorsitzender des Landesverbandes durch seine besonders eif rige Förderung des Verbandes schon längst hoher Achtung. Aber auch in weiten Kreisen des Reichs hat seine Werbe arbeit lebhaften Anklang gefunden. So geht seine Kandi datur von mehreren nichtsächsischen Landesverbänden aus. Schon kommen aber auch aüs Oesterreich und deutschen Aus landsgebieten Worte freudiger Zustimmung für diese Kandidatur. Dresden, 15. März. lNm die Rechtsgültig keit des Schiedsspruches in der sächsischen Hüttenindustrie.) Das Landesarbeitsgericht Dresden wird seine Entscheidung in der Frage der Rechtsgültigkeil des Schiedsspruches in der sächsischen Hüttenindustrie ent gegen der urspringlichen Ankündigung erst am Dienstag, den 20. März bekannt gegeben. Dresden. (Die Erotisierung der Ehe als Ret tung auS der Ehe Not.) Das Problem der Ehe ist ein ge rade in neuerer Zeit so lebhaft erörtertes und umstrittenes, aber auch bedeutungsvolles Gebiet deS menschlichen Zusammenlebens, daß man wohl eine noch größere Zuhörerschaft — angezogen durch Thema und Redner — zu dem Vortrag erwartet hätte, den der Verfasser des be kannten Buches „Die vollkommene Ehe", der holländische Arzt Dr. Van de Velde am Mittwoch Abend im Gewsrbehau« über das oben genannte Thema hielt. In gutem ausdrucksvollem Deutsch sprach hier nicht so sehr der medizinische Wissenschaftler als ein von dem Willen zu helfen beseelter wahrer Arzt und Mensch, dessen Ausführungen — wenn auch von rückhaltloser Offenheit doch einen Geist der Reinheit und des Ern stes ausströmten Nach etwas ausführlicher Beqriffsdcfinierung stellt der Vortragende die These auf, daß die Erotisierung der Ehe eines der wirksamsten, vielleicht sogar das allerwirksamste Mittel zur Rettung aus der Ehe Not darstelle. Viel mehr sei die Ehe als ein metaphysi sches, ein biologisches, ein wirtschaftliches oder -in Pflichterfüllungs- Problem. Allem voran sei sie ein Problem d'r Liebe, das erotische Verhältnis der Garten bilde den ausschlaggebenden Faktor für die Ehe. DaS werde besonders dadurch bedingt, daß der Antagonismus zwischen Männlich und Weiblich, worin der tiefste Grund der Ehenol zu er blicken sei, nur durch die erotische Anzi hung in Schach gehalten werde. Das „Unverstandene", das letztes Endes immer zwischen einem Mann und einer Frau bestehen bleibe, könne durch die seelisch-sinnliche Liebe umgestimmt werden, so daß es sich aus einer abstoßenden in eine an ziehende Kraft verwandele. Dieser Liebe fehle cs aber in so mancher Ehe an den richtigen Ausdruck-mitteln, und so werde das, was den wirksamsteu Schutz gegen die Not einer Ehe bilden sollte, selbst zur er- piebigstcn Quelle dieser Not. Die Rettung aus diesen die eheliche Harmonie bedrohenden Gefahren liege in der Ausbildung einer richtigen Eheerotik und dabei vor allem in der Erhaltung einer richtigen eroti schen Spannung zwischen den Gatten, die der Redner im einzelnen schildert. Beide Gatten sollten sich, so schloß Ban d« Velde, die Mühe geben, Einsicht in das Wesen dieser Dinge zu erhalten. Hätten sie sich dazu durchgerungen, so könnien sie auch sicher sein, daß sie miteinander glücklich sein würde», denn die Erotiesierung ihrer Ehe schütze nicht nur vor der Ehenot, sie h be die Ehe auch auf einen höheren Plan, in dem sie die acschlechtliche Liebe zur allgemein menschlichen Liebe erweitere. Leipzig. (DieRerchsunterstützung für die Leipziger Messe) Dem Telunion 'sachscndienst wird aus Berlin gemeldet: Als Reichsunterstützung für die Leip ziger Messe sind im Haushaltausschuß des Reichstages am 1200000 Mark bewilllgt worden, sondernder gesamte Titel für Ausstellungsbeihilse im Haushalt des Wirtschaftsmini steriums 1928 ist auf 1 200000 Mark festgesetzt worden. Davon entfallen auf die Förderung der Leipziger Messe auf Mittwoch nicht wie man aus dem gestrigen Bericht lesen konnte, Antrag des Abg. Quaatz (Dnat.) 800 000 Mark. Großenhain. (Freiwillige Aufwertung -er Spareinlagen.) Der ehemalige Landwirt schaftliche und Vorschußverein e. G. m. b. H. in Großen hain beabsichtigt eine freiwillige Aufwertung der Spareinlagen um 10 Prozent. Leisnig. (Von der Fahr- und Reitschule.) Im Frühjahr 1922 wurde in Leisnig die Sächsische Land.es-Fahr- und Reitschule gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, junge Leute im Fahren, Reiten, Pferdepflege, Geschirr- und Wagenkunde auszubilden. Die Entwicklung der Verhältnisse hat eine ständige Steige rung des Verkehrs, namentlich des Autoverkehrs, auf den Straßen zur Folge und es bedeuetet eine große Gefahr sür die allgemeine Sicherheit des Verkehrs auf den Straßen, wenn etwa die Bedienung der landwirtschaft lichen Gesvanne durch unerfahrene und mangelhaft aus gebildete Fahrer erfolgt. Diesem übelstand will die Schule abhelfen. Sie sieht unter Oberaufsicht des Säch sischen Wirtschaftsministeriums und unter dem Protek torat der Sächsischen Landwirtschaftskammer. Die Schule unterhält einen Stamm guter Wagen- und Reitpferde so wie einen entsprechenden Wagenpark mit geräumiger Reit halle und vorzüglichem Übungsplatz. Stauchitz. (Urnenfund.) Bei Anlage einer Sand grube wurden Urnen gefunden, die zwei Zeiten ent stammen. Die in oberen Schichten aufgefundenen Brand gräber sind um 400 v. Chr. von den Westgermanen, die tieferliegenden Skelettgräber um 2200 bis 1700 v. Chr. angelegt worden. Zwickau. (Mitgliederzuwachs der ASP.) Nach Veröffentlichungen der Altsozialisten ist ihre Mit- gliederzahl im Bezirk Ostsachsen 1927 um 7Prozent, in Dresden allein um 8 Prozent gestiegen. Die Partei konnte in weiteren Orten des Bezirkes Fuß fassen. Auch die Linkssozialisten in Ostsachsen berichten über Erfolge. Sie sind durch Beitragserhöhung ihre Schulden los geworden. Sie Beratungen der Landessynode. Bei der Abstimmung über die einzelnen Abschnitte der Titel des Haushaltsplanes wurde ein Anttag Böhme- Ehrenberg fast einstimmig abgelehnt, der eine Erhöhung der Landeskirchensteuer von 4 auf 5 Prozent verlangt. Dagegen sprachen Synodale Dr. Hedrich und Präsident v. Dr. Seetzen. Geheimer Konsistorialrat Wirthgen gab bekannt, daß zur Aufbesserung des Betriebsfonds die Er höhung der Steuer nicht nötig sei, da sich bei sparsamer Wirtschaft eine Verminderung des Betriebsfonds um schätzungsweise 800 000 Mark wie im Jahre 1927 nicht wiederholen werde. Im übrigen wurde in lebhafter Aus sprache der Haushaltsplan in erster Lesung angenommen und dabei die in der Vorlage vorgesehenen zwei neuen Bezirkskirchenämter gestrichen, dafür drei juristische Hilfsämter und vier Vertragsan gestellte für die Bezirkskirchenämter bewilligt. Ein Leip ziger Missionar tritt auf Beschluß in den Dienst der Landeskirche über. Die nächste Sitzung fiv.det am Frei tag statt. Konkurse in Sachsen. Im Monat Februar sind 87 (im Vormonat 66) An träge auf Stillegung des Betriebes gestellt worden. Im gleichen Monat wurden 135 (im Vormonat 95) Anträge auf Konkurseröffnung gestellt. Davon sind 45 (29) wegen Mangels an Masse abgelehnt worden. Der Warenhandel war mit 49 (48), die Industrie mit 32 (26) an den Kon kurseröffnungen beteiligt. Von den neben den Konkurs eröffnungen eingeleiteten 33 Vergleichsverfahren (im Vor monat 23) entfielen auf den Warenhandel 17 (9), auf die Industrie 12 (10). Beendet wurden 23 Vergleichsver fahren (19), und zwar 21 durch Zwangsvergleich und zwei durch Eröffnung des Konkursverfahrens. Pagenstechers Lebenswerk. Mit dem am 13. März d. Js. einem Schlaganfall er legenen Rittergutsbesitzer Alexander Pagenstecher ist eine der markantesten Persönlichkeiten der sächsischen Land wirtschaft dahingegangen. Aus innerster Überzeugung, daß die Erhaltung einer gesunden Landwirtschaft eine Lebensnotwendigkeit für Volk und Staat sei, war Ziel seiner unermüdlichen Arbeit als Vorsitzender des Sächsischen Landbundes und als Landtagsabgeordneter die Erhaltung eines starken, ge sunden Bauernstandes. Geboren am 6. Januar 1862 als Sohn des bekannten Augenarztes Dr. med. Karl Pagenstecher in Elberfeld, studierte er nach Ablegung der Reifeprüfung am Gym nasium in Elberfeld zunächst in Tübingen und Leipzig Medizin und Naturwissenschaften. Nachdem er bei den 6. Ulanen seiner Dienstpflicht genügt hatte, wandte er sich der Landwirtschaft zu und war bis zum Jahre 1888 als landwirtschaftlicher Beamter tätig. Bis 1892 bewirt schaftete er als Pächter die Domäne Strohwalde bei Gräfenhainichen und erwarb dann die Rittergüter Stein bach und Lauterbach. Am Weltkriege hat er von Anfang bis Ende, seit 1915 als Major der Landwehr, teilgenom men. Der Verstorbene erfreute sich nicht nur in der Land wirtschaft des allseitigen und uneingeschränkten Ver trauens, er war auch in politischen Kreisen wegen seiner vornehmen und sachlichen Art allgemein geachtet. Höhere Beamienschast und Verwatiungsreform. Der Landesverband der höheren Beamten Sachsens hat dem Ministerpräsidenten uud sämtlichen Staats- ministern folgende schriftliche Erklärung abgegeben: Die höheren Beamten Sachsens erkennen die Notwendigkeit einer Berwaltungsreform an und sind bereit, daran mit zuarbeiten. Die Gesetzgebung stellt in ihrer Mannigfaltig keit und ihrem häufigen Wechsel außergewöhnliche An sprüche an die Behörden. Beim Fortschreiten auf diesem Wege muß die Verwaltung, anstatt einfacher, über sichtlicher und billiger, immer schwieriger und teurer werden. Deshalb kann eine Verwaltungsreform erst dann etwas Durchgreifendes erreichen, wenn sich Volk und Volksvertretung in ihren Anforderungen an Reich, Staat und Gemeinde Beschränkungen auferlegen. Gegen eine vernünftige Verminderung der Beamtenstellen ist, wenn sie mit einem entsprechenden Aufgabenabbau einhergeht, vom Standpunkt der höheren Beamtenschaft nichts einzuwenden. Auch die Einziehung einzelner Be hörden kann durchaus zweckmäßig sein, wenn sie nach reichlicher Prüfung unter Berücksichtigung der Interessen der Bevölkerung erfolgt. Beide Mittel sind für die All gemeinheit schädlich, wenn sie schematisch angewendet werden. Neben dem Ziel der Verbilligung ist die Um stellung in den Beziehungen zwischen Bevöl kerung und öffentlicher Verwaltung von überragender Bedeutung. In Volk und Volksvertretung muß es Ge meingut werden, daß auch eine öffentliche Verwaltung nur dann gut und „rationell" arbeiten kann, wenn jede überflüssige Belastung uüd Inanspruchnahme vermieden wird. Die höhere Beamtenschaft Sachsens will in diesem Sinne den Anfang mit der Verwaltungsreform machen. Sie fühlt sich verpflichtet und durch ihre ins ein zelne gehende Sachkunde besonders berufen, an dieser be deutsamen Aufgabe mit allen ihren Kräften und unter Hintansetzung persönlicher Interessen im Dienst des Volkes mitzuarbeiten. (An Betrüger mit gefälschten Wettscheine«. In letzter Zeit ist ein Betrüger mit gefälschten Weltscheinen in Leipzig ausgetreten. Seine Arbeitsweise ist folgende: Er wettet mit kleinen Beträgen bei einem Buchmacher auk Werde. Auf dem erhaltenen Wettschern ändert er die eingezahlten Be träge und die Ramen der „ferner" gelaufenen Pferde in die der siegenden um. Mit diesen gefälschten Scheinen sucht eo nach Schluß der Buchmachergeschäfte ihm als wettlustig be kannte Personen auf und legt ihnen den gefälschten Wettschein! vor. Unter dem Vorwand, daß er dringend Geld zu irgend welchen Zwecken braucht, bittet er, ihm einen Vorschuß aus den» zu erwartenden Gewinn zu geben und hinterläßt den ae-i fälschten Wettschein als Pfand. Auf diese Weise ist es ihrw gelungen, in mehreren Fällen ziemlich erhebliche Geldbetragei im Gesamtwett von fast 1000 Mark zu erlangen. Lim die Herabsetzung des Gefrierfieischkoniingenis. Schwierigkeiten bei der Beratung des Arbeitsnotprogramms. Bei der Beratung einzelner Abschnitte des Arbeitsnot programms sind wieder Schwierigkeiten im Reichsrat mrd auch im Handelspolitischen Ausschuß des Reichstags ein getreten. Entgegen den Vereinbarungen zwischen den bis herigen Regierungsparteien mußte die Sitzung des Handels politischen Ausschusses des Reichstags am Donnerstag über die Herabsetzung des Kontingents für Ge frierfleisch abgebrochen werden, weil außer den Sozial demokraten auch die Zentrumsfraktion noch nicht endgültig zu diesem Teil des Arbeitsnotprogramms Stellung genommen hatte. Im Reichsratsausschuh, der das Rentenbank kreditgesetz behandelt, sind neue Schwierigkeiten ent standen, die vorläufig eine Vertagung der Beratungen des Ausschusses auf Freitag notwendig gemacht haben. Der Kampf Schleswig-Holsteins um sein Recht. Kiel. Auf der vom Verein Nordschleswiger in Kiel ver anstalteten Feier zur Erinnerung an den Abstimmungssieg in der zweiten Zone Schleswigs hielt Pastor O. Schmidt- Wodders die Festrede über das Thema: Der Kampf Schleswig-Holsteins um sein Recht von 1460 bis in die Gegenwart. Der Redner führte u. a. aus, es sei kein veraltetes, ver staubtes Losungswort, daß die Schleswig-Holsteiner sich immer von neuem wehren müßten, wenn es gelte, Ansprüche nach außen zu erheben und sie durch festes Zusammenhalten in: Innern zu stützen. In der Zeit von 1460 bis 1848 sei ein Teil nach dem anderen von dem Recht „Up ewig un- gedeelt" abgebröckelt. Das sei geschehen, weil nicht ein rest- k)ses Zusammenstehen aller Kräfte in Schleswig-Holstein vorhanden gewesen sei. „Seid einig", heißt die Mahnung, die in dem Losungswort Schleswig-Holsteins liegt. Die Deutschen im abgetretenen Gebiet empfänden stärker als je die Zusammengehörigkeit mit der alten Heimat, mit dem ganzen deutschen Volke. Dieses Ge fühl gewinne an Stärke und an Umfang. Die gegenwärtige Wirtschaftsnot in Nordschleswig und Dänemark lasse auch die Dänen erkennen, daß man Deutschland nicht gut entbehren könne. Danzig fürchiei eineKinanzkaiastrophe. Eine Regierungserklärung des Danziger Finanzsenators. Danzig. Nach der Rückkehr des Danziger Delegierten aus Genf, wo mit dem Vorsitzenden des Finanzkomitees des Völkerbundes Besprechungen über die außerordentlich schwie rige Finanzlage der Freien Stadt Danzig stattgefunden haben, gab der Danziger Finanzsenator Volkmann in der Plenarsitzung des Danziger Volkstages eine längere Regierungserklärung über die gegenwärtige Finanzlage der Freien Stadt Danzig ab. Die Schwierigkeiten einer Aus balancierung des Danziger Etats seien noch niemals so groß gewesen wie in diesem Jahre. Den Hauptpunkt der Schöne- rigkeiten bildet der Finanzausgleich zwischen dem Staat und den Gemeinden. Der Senator wies darauf hin, daß dis Stadtgemeinde Danzig allein in den letzten drei Jahren nicht weniger als 46 Millionen an Anleihen ausgenommen habe. Außerdem sei die Stadtgemeinde Danzig bei der Danziger Staatskasse mit 9,1 Millionen Gulden verschuldet. Die Instanzen des Völkerbundes hätten es abgelehnt, ihre Zustimmung dazu zu geben, daß eine Abdeckung der Schnl- den der Stadtgemeinde Danzig aus neuen Anleihemitteln erfolgt. Der Finanzsenator betonte angesichts dieser katastro phalen Finanzlage, daß der zum ersten April geplante Ab- bau der Umsatzsteuer keinesfalls eintreten könne, da er den unvermeidlichen Bankerott der Stadtgemeinde zur Folge haben würde. Die Taufe -er vier deutschen Zerstörer. Wilhelmshaven. Unter den üblichen Formalitäten und großer Teilnahme der Einwohner fand der Stapellauf der letzten vier Zerstörer der Wolf- und Iltis-Klasse von je 800 Tonnen Wasserverdrängung statt. Sie erhielten die Namen „Tiger", „Luchs", „Jaguar" und „Leopard". Die Schiffe und die Marinetruppenteile hatten Abord nungen geschickt, u. a. auch der heimgekehrte Kreuzer „Emden". Der Chef der Nordseestatton, Vizeadmiral Bauer, als Vertreter des verhinderten Chefs der Marineleitung Admiral Zenker nahm die Front der Ehvenkompagnie ab. Die Tauf rede hielt der Flottenchef, Vizeadmiral Oldek^W Eröffnungssitzung -er Abrüstungskonferenz. Keine sehr zuversichtlich« Stimmung. Genf. Die Eröffnungssitzung der fünften Session der Vorbereitenden Abrüstungskommission sieht diesmal 24 Staaten mit rund 150 Delegierten und Gehilfen. Die all gemeine Aufmerksamkeit richtete sich auf die Gäste Völkerbundes, Amerika, Rußland und die Türke i. Präsident Loudon berichtet in seiner auffallend kurzer» Einleituugsrede objektiv die Ergebnisse der Sicherheit^ taguna. Er verwirft die alten Bündnisse der Dorkriegszen, ohne Frankreich besonders zu nennen; den Zwang bei Ab schluß der Musterverträge erklärt er für verboten. Hinfich^ lich des russischen Entwurfs empfiehlt er, ihn auf fttne augenblickliche Zweckmäßigkeit zu prüfen.