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Nr. 57. Pulsnitzer Tageblatt. — Mittwoch, den 7 März 1928 Seite 4 Frisches UUkWW empfiehlt Max Frenzel Suche für 1. April oder später anständige« und solide» Hausmädchen mit guten Zeugnissen. Kochkennt nisse sind nicht ersoroerlich. An gebote erbitte an Th 0 Matz , Klotzsche « Dresden, Richard Wagnerstratze 14. Suche zum 15. März sauberes DMW 18 19 Jahre alt. Cafe Schmidt, Radeberg, Dresdnerstr. 15 Lommbrr- unä bl-ivsl-ksnli ^kiisngsssliseftsft verzinst ^inisgsn bis Qröbsrs östrsgs, isngsrs ^sit isst sngsisgt, wsrclsn nseb bssonctsrsr Vsrsirrbsrung I^OO^ VSI^MSt Ein grotzer Zcheunkulioden pr. sofort zu vermieten. R. Mierisch, Neumarkt. ISrlelaiosedjLge kertlxen billigt L. l,. körst er» Lrker> osutrebsr »laavarall^ 8. -is-., -b«-^ s vd,- tztummtioeli Im „Seuusn Valk". kreiwZ, y.disi,, 8vdr Ranäolsscüulo: 8tuäienrat di » i, Lameur : ,,O«r Nnen" fl-lobldiläer-Vortrag); Ltuckwvassessor katrig, Lmuonr: Lautsnilsaar. Lintritt KM 0 30 Lüste viilllommen! 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Czok verblutete infolge Zerreißens der Halsschlagader. Das Gericht stellte sich auf den Standpunkt, daß der Förster den Mann wohl hätte festnehmen können, wenn er ihn für einen Wilddieb hielt, hätte aber nicht auf ihn schießen dürfen. Der Förster wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Ein Schwarzbrennerprozeß in Magdeburg. Vor dem Magdeburger Schöffengericht begann heute ein Schwarzbrennerprozeß, der in Mitteldeutschland großes Auf- sehen erregt. Es handelt sich um die Gründung und den Betrieb von vier Schwarzbrennerfabriken großen Umfanges. Auf der Anklagebank haben achtzehn Angeklagte Platz genommen, unter ihnen eine Reihe Magdeburger Kauf- leute, ferner der frühere Direktor der Magdeburger Stadt bank, Mendelson, der nach der Anklage den Angeklagten Kredite von der Magdeburger Stadtbank in Höhe von mehreren hunderttausend Mark gewährte und so die Finan zierung der Schwarzbrennerei mit Mitteln der Stadtbank durchführte. Todesurteil für einen Mörder von Fra« und Kind. Der Gemüsehändler Hermann Gansewig ist V0M Schwur gericht Stendal wegen Mordes zum Tode und dauerndem Ehrverlust und wegen Totschlags zu 15 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt worden. Ganfewig hatte seinen Sohn erschlagen und einen Unfall vorgetäuscht. Später erschlug er seine Frau. Beide Taten beging der An- geNagte, um in den Besitz der hohen Lebensversicherungs- summe der Erschlagenen zu gelangen. Kunsthändler Lippmaun in Fürth. Der wegen Gemälde diebstahls verhaftete F. W. Lippmann wurde dem Amts- gerichtsgefängnis in Fürth zugeführt. Der Münchener Kunsthändler Meyer befindet sich ebenfalls dort in Ge wahrsam. Es wird eine Gegenüberstellung dieser beiden Haupttäter stattfinden. Oie Weltreise des Kreuzers „Berlin". Originalberichte unserer Zeitung. Don Mavineoberzahlmeister Hermann Schmidt. Als erstes deutsches Kriegsschiff nach dem Krieg in Bombay. — Offizielle und inoffizielle Besucher an Bord. — Das Land der 1000 Kasten. — Scharfe Trennung der Gewerbe in den Handelsstraßen. — Das Ende des Parsen: den Geiern zum Fraß. Bombay, Anfang Februar 1928. Noch kein deutsches Kriegsschaff hatte nach dem Kriege einen indischen Hafen angelaufen, als die „Berlin" am 26. Januar vor Bombay zu Anker ging. Die Hafen - behörden, die uns in jeder Beziehung sehr entgegenkamen, hatten dem deutschen Echulkreuzer einen bevorzugten Liege- § platz angewiesen, ganz in der Nähe des „Gateway oi India", dem Eingangstor Indiens. An Bord entwickelte sich bald nach § dem Ankern ein reges Treiben. Die offiziellen Be- - such er, die Komplimentieroffiziere, der deutsche Konsul l und Vertreter der deutschen Kolonie erschienen zur Begrü- ßung. Die Ehrenwache mußte immer wieder unter Gewehr treten, die Geschütze donnerten immer wieder den Ehren- salut für Würdenträger, hohe Offiziere und den deutschen Konsul. Aber bald wimmelte das Deck auch von Händ lern aller Art, Schlangenbeschwörern, Zaube rern, Leuten, die gegen Entgelt Mungos mit Giftschlan gen kämpfen ließen, wobei immer die Schlangen den Kür zeren zogen, nicht zu vergessen, von Wahrsagern und Hühneraugenoperateuren, die an Bord loh nende Beschäftigung fanden — der Seemann ist nun ein- mal abergläubisch, und Hühneraugen hat er auch. Bombay, die Hauptstadt der gleichnamigen PräsiLent- schäft, hat etwa 1,5 Millionen Einwohner, darunter nur i etwa 20 000 Europäer einschließlich der englischen Gar- s nison. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung stellen die Hindus, Arier, die sich mit den barbarischen Urein wohnern gemischt haben; es folgen Mohammedaner, Parsen und Iaina- Auch Araber, Neger, Malayen, Chine- sen und Japaner sind darunter. Die deutsche Kolonie ist noch klein im Gegensatz zur Vorkriegszeit; sie zählt etwa 40 Köpfe. Das liegt daran, daß einmal den Deutschen erst seit 1926 erlaubt ist, in Indien sich wieder niederzulaflen, daß andererseits in vielen früher von Deutschen besetzten Stellen jetzt Inder Dienst tun, die bei ihrer Genügsamkeit für monatlich 100 Rupees arbeiten, während der Deutsche mindestens IOO0 fordern muß, um wie ein Europäer in Indien leben zu können. Die Wohnungs mieten und die Lebensnotwendigkeiten sind sehr teuer. Jeder Europäer haushalt erfordert eine Menge Dienerschaft, da die Arbeits leistung sehr geteilt ist, was teilweise auf das Kastenwesen zurückzuführen ist. (Tausende von Kasten bestehen noch im mer, die gegenseitig nichts voneinander wissen wollen, die nicht untereinander heiraten dürfen; jede Kaste lebt abge schlossen für sich, der einen Kaste ist dies, der anderen das verboten.) Die Aja, das Kindermädchen, betreut nur das Kind, Hilst aber im Haushalt nichts, sie darf nicht einmal den Kinderwagen schieben, dafür muß ein Boy einspringen. Der Koch darf nur kochen, Wass erholen, Küchengerätereini gen muß ein anderer; Ler persönliche Diener richtet das Bad an, ein anderer muß aber das Wasser ablassen und die Wanne einigen, und so weiter. Die herrliche Lage, der Glanz der öffentlichen Bauten, das reiche V erkehrsleben, das bunte Getriebe in der Eingeborenenstadt, Lie schöne Umgebung machen Bombay zu einer der schönsten und interessantesten Städte -er Welt. Lem gut gepflegten Strandweg sind in der Morgenkühls und abends, wenn die im Meer versinkende Sonne Paläste und Palmen vergoldet, genußreiche Spaziergänge zu machen. Fast immer hat man dann auch Gelegenheit, Mohammedaner und Parsen beim Gebet zu beobachten, erstere mit Lem Ge sicht nach Mekka, Lie Parsen hart am Meeresstrand, Gesicht und Hände mit dem heiligen Wasser netzend. Interessanter für uns ist die Eingeborenenstadt, auch Basar ge nannt. In ihren Straßen, die von orientalischen, bis zu filns Stockwerken hohen, reich mit Schnitzwerk und bunten Farben verzierten Häusern umsäumt sind, bewegt sich eine geschäftige, feilschende, bettelnde Menge, eine Mustertarte aller Stämme und Nationen. Mit dem Wagen ist in diesen: Gewühl kaum vorwärts zu kommen. Verkehrshindernisse sind in dieser Menschenmenge die „heiligen" Kühe, die frei her umlaufen, wohlgenährt uyd verhätschelt. In den Straßen sind die Gewerbe peinlich geschieden; hier nur SeifenhänLler, dort Goldwaren, dort wieder Ge genstände aus Messing und Kupfer und so fort. Die Kon kurrenz ist bei diesem Zusammendrängen der gleichartigen Geschäfte auf kleinem Raum sehr ausgeprägt, was auch Lei der Gepflogenheit der Händler, erst bas Mehrfache von dem zu fordern, was die Ware wirklich kostet, von nicht zu unter schätzendem Vorteil für den Käufer ist. In den Geschäfts straßen des Basars liegen auch die Tempel der Hindus, Llen- dendweiße Gebäude mit vielen Verzierungen und schlanken, abgeflachten Türmen, und die Moscheen. Lier befindet sich f »er „HinSu Burning Ground", ein langgestreckter, schmaler i Hof für die Feuerbestattungen der Hindus. Die Berbren- i nung einer Leiche dauert etwa zwei Stunden; das zum s Scheiterhaufen verwendete Holz ist umso kostbarer, je reicher i der Verstorbene war. Nach Rosen duftet es gerade nicht in der Nähe dieses Hofes. Auch das Tierasyl „Panjra" ist hier zu finden, in Lessen ausgedehnten Höfen auf Kosten reicher Iaina kranke und altersschwache Tiere jeder Art bis zu ihrem Tode gefüttert werden, La die Iainareligion die Tötung von Tieren untersagt. Auf Malabar Hill, einem auf einer Landzunge gelegenen Höhenzug, haben sich reiche Europäer und Eingeborene angebaut. Prunkvolle Villen und herrliche Palmengärten befinden sich hier. Oberhalb von Malabar Hill zeigen wilde Felsblöcke und zahlreich her umfliegende Geier die Nähe der „Türme des Schwei gens", die Begräbnisstätte Ler Parsen, an. Nach Lem j Glauben der Parsen, aus Persien im achten Jahrhundert i eingewanderte Perser, ist alles Tote unrein, Feuer und Erde aber heilig; daher darf der Tote weder mit Feuer noch Erde s in Berührung kommen. Auf Grund dieser Glaubenssätze werden Lie toten Parsen in Len Türmen des Schweigens den Geiern zum Fraß vorgeworfen; die übrigbleibenden Knochen verwittern in ausgemauerten Gruben- i Marineoberzahlmeister Hermann Schmidt 1- Wir erhalten die erschütternde Nachricht, daß Marineoberzahlmeister Hermann Schmidt, der unseren Lesern durch seine Berichte über die Weltreise des Kreuzers „Berlin" bekanntgeworden ist, an Bord des Kreuzers in der Nacht vom 28. zum 29. Februar d. I. unerwartet am Herzschlag verstorben ist. In der Sunda- see hat am Nachmittag des 29. Februar 1928 nach altem Seemannsbrauch die Bestattung stattgefunden. Im Alter von noch nicht 46 Jahren, mitten in der Erfüllung einer Aufgabe für Deutschlands Ehre und Scegeltung, ist Marineoberzahlmeister Schmidt plötzlich dahingeschieden. Fern der Heimat decken die Wogen der Sundasee feine sterbliche« Ueberreste. — See mannslos! — Die frischen und anschaulichen Berichte haben dem Verstorbene« auch in unserem Leserkreise sicherlich vwle Freunde erworben. Es liegen uns noch einige Berichte datiert aus Bombay vor, die wir in den kommende« Tagen veröffentlichen werde«.