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Nr. 44. Pulsnitzer Tageblatt. — Dienstag, den 21. Februar 1928. Seite 6. Wir fragen die Regierung: 1. Sind ihr diese Anschuldigungen bekannt? 2. Was gedenkt sie zu tun, um derartige Vorkomm- mffe zu verhindern? Sport Die Niederlage des Fußballmeisters. Der deutsche Fußballmeister 1. F. C. Nürnberg konnte seine Gastspielreise nach Mitteldeutschland nicht allzu erfolgreich gestalten. In Plauen wurde er vom Plauener S. u. B. C. mit 2:0 geschlagen, nachdem die erste Spielhälste torlos ver lausen war. Wenn man auch in Betracht zieht, daß Kalb und Wieder beim Meister fehlten, so ist doch die Niederlage ein Zeichen dafür, daß die Spielstärke des Meisters etwas zurück- aegangen ist, daran ändert auch der 5:2-Sieg über den D. f. B. Leipzig nichts. Auch in Leipzig traten die Nürn berger nicht mit voller Mannschaft an, Kalb fehlte. Das Spiel Wurde durch Regenschauer stark beeinträchtigt und sah nach der ersten halben Stunde nach einem hohen Sieg der Nürnberger auS, da diese zu dieser Zeit schon mit 3:0 in Führung lagen. Aber vor der Pause noch wurde Stuhlfauth noch zweimal ge schlagen. In der 30. Minute der zweiten Halbzeit, die bei leichter Überlegenheit der Nürnberger verlief, fiel dann das vierte Tor, dem kurz vor Schluß Hochgesana mit wundervollem Schrägschuß das fünfte Tor folgen ließ. Endresultat also 5:2. Die Ruhe des Meisters (ohne Kalb!) siel angenehm auf. Turnerschaft 1877 Handballmeister der Gaugruppe Elbtal. Im Mittelpunkt der Entschoidungskämpfe, die die Dres dener Turnerhandballer auf der Jlgenkampsbahn versammel ten, stand das Entscheidungsspiel um die Gruppenmeister schaft 1927/28, das die Turnerschaft 1877 mit einem einwand freien Siege von 4:0 (3:v) über die Turngemeinde Pirna gewann. Dieser Sieg kam nicht ganz erwartet. Nach den schweren Kämpsen, die die Turngemeinde Pirna hinter sich hatte, glaubte man, dieser Mannschaft die größeren Sieges- auSstchten einräumen zu müssen. Diesmal aber war die Mannschaft von 1877 ohne weiteres überlegen. Der Verband Mitteldeutscher Ballspielvereine in Leipzig. Im Foyer des Theaterrestaurants sand seitens der dem Verbände angeschlossenen Vereine — es waren 20 Gaue ver treten — die diesjährige Hauptversammlung statt, die neben zwei sehr beachtenswerten Vorträgen des Verbandssportlehrers Hoffmann-Leipzig über „Die Arbeit der Gauathletikausschüsse nach Abschluß der Olympiavorbereitung" und des Frauen- sportwarts der D. S. B. f. L„ Drotz-Magdeburg über „Die praktische Arbeit im Frauensport und seine Förderung" in der Hauptsache die Neuwahl des Verbandsathletikausschusses brachte. Die Wahlen ergaben einstimmig wieder die alte Zu sammensetzung. Auch Leipzig als Sitz des Vorstandes wurde beibehalten. — Als Austragungsorte wurden bestimmt: 22. April: Deutsche und mitteldeutsche Waldlausmeisterschaft in Weimar; 30. Juni bis 1. Juli: mitteldeutsche Meister schaften für Männer in Dresden, mitteldeutsche Frauenmeister- fchasten und weibliche Jugend in Magdeburg; 19. Juli: Ver- banvsjugendwettkämpse in Leipzig; 2. September: mittel deutsche Zehnkampfmeifterschaft in Chemnitz; 23. September: mitteldeutsche SO-Kilometer-Gehermeisterschaft Nordthüringen oder Zwickau. Neuer Autoweltrekord. Der englische Rennfahrer Camp- bell hat ans seinem 450-U8-Remrwagen einen neuen Ge- schroindigkeitsroeltrekord auf dem Daytoner Strand (England) ausgestellt. Es gelang ihm, die 6)4 Kilonieter lange Bahn mit einer Durchschnittsgeschwindigleit von 333 Kilometer pro Stunde zu durchfahren. Seine Höchstgeschwindigkeit vetntg 348 Kilometer pro Stunde. Pferdesport. Die diesjährige Rennsaison wird am Sonn tag, dem 18. März, durch Rennen in Strausberg und Dortmund eingeleitet werden. Amtlich« Eroßhandelsinderziffer vom 15. Februar 1928. Die aus den Stichtag des 15. Februar berechnet« Großhandels- indexziffer des Statistischen Reichsamts beträgt 137,7 gegen- über 138,0 in der Vorwoche. Die Gesamtindexziffer ist dem nach gegenüber der Vorwoche um 0,2 Prozent zurückgegangen. Börse und Handel. Amtliche sächsische Notierungen vom 2O.Aebruar 1928 Dresden. Der Wochenbeginn hatte ein freundliches Ge präge, Umsätze blieben aber gering. Abstriche hatten keinen 20. 2. 17. 2 242—247 242—247 251—256 252—258 43,5—45,0 43,5—45,0 37,5—39,5 37,5—39,0 22,0—23,0 23,0—24,0 36,5—37,5 36,0—87,0 38,0—39,5 38,0—39,0 14,4—14,8 14,4—14,8 20,5—22,0 20,5-22,0 36,0—37,5 37,5—38,0 26,0—26,5 22,5—23,5 22,5—23,5 216—219 235—250 275—290 225—255 220-225 340—350 216—219 245—250 275—290 225—255 225—227 340—350 26,0—26,5 18,5—19,5 17. 2. 15,0—15,5 15,5—17,3 20. 2. 15,0—15,4 15,5—17,5 Die Preise verstehen sich bis etnschl. Mats per 1000 Kilo gramm, alle anderen Artikel per 100 Kilogramm in Reichs mark. Rotklee, Erbsen, Wicken, Peluschken, Lupinen und Mehl (Mehl inkl. Sack srei Hauss in Mengen unter 5000 Kilogramm ab Lager Dresden, alles andere in Mindestmengen von 10 000 Kilogramm waggonfrei sächsischer Versandstationen Weiz.-Kl. Rogg.-Kl Kaiseraus zugmehl Bäcker- mundmehl Wetzen- nachmchl Jnland- weizenm. T»ve70N Roggen mehl 0 I Tvpe60?L Roggen mehl I Tuve70?r Roggen nachmehl Weizen inl., 73 kg Roggen sächs„69kg Sommer gerste, sächs. Futtergste Hafer, inl Raps, tr. Mais Laplata Cingu. Trocken schnitzel Zucker schnitzel Kartosfel- flocken s" 7" Futtermehl 18,5—19,5 Leipziger Schlachtviehmarlt. Auftrieb: 626 Rinder, dar unter 76 Ochsen, 238 Bullen, 264 Kühe, 48 Färsen, 400 Kälber, 743 Schafe, 2326 Schweine. Marktverlauf: Bei Rindern schlecht, bei Kälbern und Schafen mittel, bei Schweinen lang sam. Preise: Ochsen a) 55—58, b) 40—46; Bullen a) 54—57, b) 50—53, c) 42—49, d) 35—41; Kühe a) 46—51, b) 35—41, c) 30-34, d) 23—29; Färsen a, 55—58, b) 45—54; Kälber a) —, b) 72—78, c) 68—71, d) 62-67, e) 50—61; Schafe a) 60 bis 63, b) 50—57, c) 40—49, d) 20—39; Schweine a) 57—58, b) 59, c) 57—58, d) 56—57, e) 54—55, s) 52—53; Tauen 50—54. Chemnitzer Schlachtviehmartt. Austrieb: 612 Rinder, oar- unter 92 Ochsen, 144 Bullen, 363 Kühe, 13 Färsen, 470 Kälber, 143 Schafe, 3118 Schweine. Marktverlauf: Bei Rindern und Schweinen langsam, bei Kälbern und Schafen mittel. Preise: Ochsen a) 50—54, b) 44—48, c) 37—42; Bullen a) 56—60, b) 50—54, c) 45—48; Kühe a) 47-52, b) 38—44, c) 30—36, d) 22—28; Kälber a) —, b) 80—82, c) 75—78, d) 60—70; Schafe a) 56—58, b) 50-54; Schweine a) —, b) 58—60, c) 56 bis 58, v) 53—58; Sauen 47—56. Einfluß auf die allgemeine Tendenz. Höher lagen Greizer Brauerei um 6, Kunstanstalt May um 5,25 Prozent, ferner ge wannen Aktienfärberei Münchsberg und Waldschlößchen je 4, Paaschen notierten 3,5, Dresdner Bank und Commerzbank je 2,5 Prozent höher. Mehrere Werte befestigten sich um 1—2 Prozent. Verluste erlitten Escher um 3, Vereinigte Strohstoff um 2F, ferner Polyphon, Eßlinger, Mimosa und Dresdener Albumin-Geuutzscheine um je 2 Prozent. Chemnitz. Die freundliche Haltung zeigte sich auf allen Marktgebieten. Einen Rekordgewinn von 25 Pro zent hatten Hartmann. Nachfrage bestand ferner für Elitewerke. Der Kreiverkehr blieb ruhig. Leipzig. Bei lebhafteren Umsätzen hatten tu erster Linie Bankwerte Gewinne. Kerner bestand Interesse für Montan- und Schiffahrtsaktien. Erwähnt seien Zittauer Mechanische Weberei, Nordwolle, Paradiesbetten und Stöhr, die auf höherer Basis verlangt wurden. Abstriche gab es wenig. Der Änlagemarn war behauptet. Dresdener Produktenbörse. Börsenzeit: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. Berliner Börse vom Montag. Die Börse zeigte wieder eine festere Tendenz. Die Kurs- erhohungen betrugen durchweg 1 Prozent. Bei einzelnen Spezialpapieren ist der Gewinn noch höher gewesen. Die Berufs- speknlation hat weitere Engagements abgedeckt. Wesentlich an geregt wurde sie durch die zum Teil nicht unbedeutenden Aus- wndskäufe, die eine günstige Stimmung hervorriefen. Größere Engagements nach oben geht man allerdings noch nicht ein. Der Konflikt in der Metallindustrie, der noch nicht endgültig beigelegt ist, mahnt zur Zurückhaltung. Dagegen sicht man der Freigabe- angelegenheit mit einigem Optimismus entgegen. Man brachte diesmal auch die Steigerung einzelner Bankaktien mit dem Frei gabeproblem in Verbindung. Besonders wurden Deutsche Bank in größeren Posten gekauft und hatten einen dementsprechenden Kursgewinn zu verzeichnen. Amtliche Devisenkotierung. Devisen kln Reichsmark, 20. Februar 18. Februar Geld Briei Geld Bries wt. wt. M Hi. New York .. 1 r 4,1855 4,1935 4,1855 4^.935 London.... 1 Z 20,405 20,445 20,407 20,447 Amsterdam . 100 Gid. 168,40 168,74 168,48 168,82 Kopenhagen . 100 Kron. 112,13 112,35 112,10 112,32 Stockholm . . 100 Kron. 112,29 112,51 112,31 112,53 Oslo ..... 100 Kron. Italien .... 100 Lire 111,36 111,58 111,39 111,61 22,18 22,22 22,18 22,22 Schweiz ,..100 Fres. 80,50 80,66 80,52 80,68 Paris..... 100 Frcs. 16,445 16,485 16,445 16,485 Brüssel ., . . 100 Belgo 58,25 58,37 58,255 58,375 Prag . .,, . 100 Kron. 12,403 12,423 12,407 12,427 Wien ..... 100 Schill. 58,94 59,06 18,95 59,07 Spanien ... 100 Pesel. 70,91 71,(5 7088 71,02 Bankdiskont: Berlin 7 (Lombard 8), Amsterdam L14. Brüssel 4)4, Italien 7. Kopenhagen 5, London 4)4, Madrid 5. Oslo 6. Paris SIL Prag 5, Schweiz S!4 Stockholm 3)4 Wien 6. Ostdevisen: Bukarest 25,60 G 25,76 B, Warschau 46,85 G 47,05 B, Riga 80,68 G 81,02 B, Kattowitz 46,85 G 47,05 B, Posen 46,85 G 47,05 B. — Noten: Große Polen 46,80 G 47,20 B, Esten 111,80 G 112,80 B. Effektenmarkt. Inländische Anleihen anfänglich fester, späterhin etwas ermäßigt. Ausländische Renten kaum verändert. Transportwerte: Verkehrswesen 2 Prozent höher, hielten aber den Kurs von 186 nicht voll aufrecht. Baltimore 109,62, Schenkung 7,25. Schiffahrtswerte holten erst zum Schluß wieder auf. Bankaktien lebhafter. Montanaktien: Gelsenkirchen zogen bis 135,75 um 2 Prozent an, Mannesmann 155 nach 154, Ver. Stahlwerke zogen bis 105,25 an. Farben- industrie zwischen 265 und 265,50 (plus 2), Oberkoks 96,50 bis 96,75 und Heyden 143,50. Elektrizitätspapiere weniger im Vordergrund des Interesses. Maschinen-, Mstall- aktien: Daimler, NAG und Orcnstein mehrfach gefragt. Vogel Draht um 1 Prozent höher. Textilmarkt: Norddeutsche Wolle wurden in größeren Mengen gekauft, das Papier zog auf 195 Prozent an (plus 7). Hier wird bekanntlich die Dividende erheblich erhöht. Stöhr plus 2,5 (187), Glanzstoffe 593 nach 92. lümtltthe Notierung der Mitlagsvürfe ab Station. Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack irei Berlin. ') Hektolitergewicht 74,50 kg. do. 69 1M K! 20. 2. 18. 2 Mehl 70 20 2 18 2 Sv-iz.' mark. Weizen . . 29 5 34 V 29 25 33.2 230'1 233. 229"—232" Roggen. 30.5-34 0 P0.25 33.7 März 26.0— 259"—258° Weizenkleie 15.30 15.30 Mai 2697-2707 268" Roggenkleie . 15.30 15.30 Juli 273° u. G. 271.° Raps (1000 —— -- Rogg. mrk.^ Leinsaal (do.) — — 2357-239." 234—238° Erbsen, Biklvria Kl.Speiscerbsen 47.0-55.0 34.0-36.0 47.0-55.0 34.0-36.0 März Mai Juli 261".-26I ° 2687-2687 2587-258 ° 259.° 2667 266 2577 Futlererbsen Peluschken Äckccboknen 25.0-27.0 20.0-20.5 20.5-21 5 25.0-27.0 20.0-20.5 20.5-21.5 Gerste Wicken 21.0-23.0 21.0-23.0 Som. 221 "-2757 2217-275 " Luvinen blau 14. 14.75 14.0-14.75 Wint. behauptet — ,. gelb 15.25 16. 15.2 16.0 Hase» märl. Seradella 20 0 23.0 20 0-23.0 2117-2227 2117-221 ° Rapsluchen 13.5 19 6 19.75-19.9 März 229.°-230 ° 228 ° G. Leinkuchen 22.2 22.4 22.2-22.4 Mai 242.- 24-7 Trockenschnitzel 12.8-12 9 12.8 12.0 Juli 2447 u. G. —— Soya-Extra- MaiS Schro« 21.2-21.8 21.2-21.8 Berlin 2207-2227 .2207-2227 Karloffelflocken 23.3 23.7 23.34-3.7 Berliner Preisuoticrungen für Eier. (Festgcstellt von der Berliner amtlichen Eiernotierungskommission.) 7V Deutsche Eier: Trinkeier, vollfrische, gestempelte, über 65 Gramm 15, über SO Gramm 13,50, über 55 Gramm 12,50. 6. Auslandseier: Dänen 12,50, Holländer 14,25, Posener 11,50, Jugoslawen 11, Russen: normale 10—10,25, Polen: größere 10,50, kleine, Mittel und Schmutzeier 8,50—0,50. Die Preise verstehen sich in Reichs pfennig je Stück ab Waggon oder Lager Berlin nach Berliner Usancen. Tendenz: Ruhig. Magdeburger Zuckerpreise. Rohzucker: Alles gestrichen. Tendenz: Still. — Termine: Februar 14,20 B 14 G, März 14,30 B 14,20 G, April 14,40 B 14,30 G, Mai 14.55 B 14,45 G, Juni 14,60 B 14,50 G, Juli 14,70 B 14,60 G, August 14,75 B 14,65 G, September 14,75 B 14,65 G, Oktober 14,80 B 14,70 G, Dezember 14,80 B 14,70 G, Oktober-Dezember 14,80 B 14,70 G. Tendenz: Stetig. — Weißzucker; Bei prompter Lieferung 26,75—26,87,50 bis 27. Tendenz: Ruhig. Mag auch die Liebe weinen ... Roman von Fr. ZLehne. 84. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Erich hörte stumm und ergriffen auf ihre Worte. „Ich wollte meinen Eltern gestehen, daß ich nur dich liebte — das andere wäre Wahnsinn gewesen; aus Furcht schwieg ich. Nur zur alten Ernestine sagte ich es — doch die konnte mir ja auch nicht Helsen. Dann kleidete mich Mama an; am liebsten hätte ich mir das Gewand heruntergerissen — und — und — mein Brautkleid lag da und der Brautschmuck für mor- gen! Eiskalt überlief es mich! Und dann kam er, mich abzuholen, Mar von Hellwig. Er küßte mich — Erich, ich war am Verzweifeln — — ich stieß ihn von mir. Und er lachte! Erich, als ich dieses Lachen hörte, in's Gesicht hält' ich ihn schlagen mögen. Und immer sah ich dich und hörte dich rufen! Du warst nicht bei den anderen im Gasthof; ich hatte ge hört, wie Vater seine Verwunderung darüber ausge sprochen, daß du dich von der allgemeinen Feier aus- geschloffen hattest. Da wußte ich gleich, du saßest hier allein. Und da packte es mich übermächtig — ich stahl mich fort — und so bin ich durch den Wald zu dir gelaufen." Er hielt sie im Arm, und er sah unverwandt, als sähe er sie zum erstenmal, in ihr Antlitz, auf das der letzte Schimmer des Tages fiel — überwältigt preßte er seine Augen auf ihr Haar. „Jutta, Einzige, das verdiene ich ja nicht." „Hab mich nur immer lieb, Erich," sagte sie ein- fach. Da ritz er sie in ungestümer Glut an sich. „Mein ganzes Leben gehört dir." Und er kützte sie, und sie hielten sich fest umschlungen. t Wie leicht, wie frei war ihr zumute! Jetzt hatte ie keine Furcht mehr vor dem Kommenden. Ihre Liebe war so stark, weil Jutta klar fühlte: zu ihm gehörst du, und bei ihm muht du bleiben! Jetzt fürchtete sie nicht mehr den Kampf mit dem Leben, das Entbehren alles dessen, was ihr bis jetzt so lieb gewesen war. Alles Kleinliche, Selbstsüchtige hatte sie von sich ge streift, und nur ihre große, tiefe Weibesliebe war ge blieben, die sie mutig alles auf sich nehmen ließ. La chend warf sie hin, was ihr das Leben an äußerem Glanz bot; gleichgültig war ihr geworden, um was "n sie tausenfach beneidete — jetzt hatte sie ihres 'ns Zweck und Ziel erkannt. Sie hörten Schritte. Jutta schreckte aus seinen Armen aus. Sie zitterte. „Man kommt, mich zu holen." „Sei ohne Sorge. Ich bin bei dir." Er drückte sie in den Lehnstuhl und zündete die Hängelampe über dem Tisch an. „So nun mögen sie kommen!" sagte er. „Gegen eine Welt verteidige ich dich. Ich bin stark, weil du mein bist!" In seiner Stimme war ein heimliches La chen, ein Jubeln, das sie verwundert zu ihm aussehen ließ. Hochaufgerichtet stand er da, seine glänzenden Au gen aus die Tür gerichtet. Doch die da eintraten, waren nur Frau Maria und Lore. „Erich, wir kommen schon!" ries Frau Berger mit allen Zeichen der Aufregung, „wir haben nicht erst auf dich gewartet — denke, die Braut soll plötzlich fort sein — — man sucht sie überall — im Dorfe, in der Oberförsterei. Was mag denn da vorgefallen sein?" Die letzten Worte erstorben ihr im Munde; sie hatte jetzt die lichte Mädchengestalt in ihrem Sorgen stuhle entdeckt. „Erich," rief sie erschreckt, „was ist das — das ist — das ist doch —" „Eine, die darum bittet, sich Ihre Tochter nennen zu dürfen." Jutta erhob sich und näherte sich ihr in demütiger Haltung. Frau Berger verstand das noch nicht; fast hilflos blickte sie drein. Doch Lore hatte sofort begriffen, das im letzten Augenblick ein schwaches Mädchenherz sich noch auf seine Liebe besonnen! Sie ging aus Jutta ru, und sie tiefergriffen in die Arme schließend, fragte sie ernst: „Jutta, haben Sie auch gewußt, was Sie getan?" „Ja, Lore, ich hab's gewußt, und ich hab's ge tan, weil ich Erich liebe." Und Erich sagte leise zu seiner Mutter: . „Kein Wort davon, wer unser Vater ist — was auch kommen möge — es gilt mein Lebensglück! Sage es auch Lore. Ihr meint es nicht gut mit mir, wenn ihr unser Geheimnis verratet, ehe ich es selbst tue." Lore saß neben Jutta, hielt deren eiskalte Hände fest in >en ihren, streichelte sie und sprach liebe, tap fere Worte; mit mattem Lächeln dankte ihr Jutta, de ren Blick den Geliebten suchte; er trat neben sie und legte den Arm um ihre Schulter. Sie warteten. Denn man würde Jutta suchen. Wenn auch die Eltern keine Ahnung hatten, Mar von Hellwig würde sie schon auf die rechte Spur weisen. Jutta bebte am ganzen Körper. Ihre Zähne schlu gen auseinander; in halber Ohnmacht schloß sie manch mal die Augen; jetzt trat der Rückschlag ein. In der Ferne hörte man Hundegebell. Sie fuhr auf und lauschte. Es kam näher und näher. Mit einem kleinen Schrei sank sie zurück. „Sie kommen!" flüsterte sie mit angstb?bender Stimme. „Vater hat „Tell" bei sich, ich höre es — — Vater ist furchtbar in seinem Zorn." Sie warf sich an Erichs Brust und umklammerte ihn. „Erich, ich habe Angst — aber um dich." Er drückte seine Lippen auf ihre Hände. „Das brauchst du nicht! Fasse Mut, Geliebte — auch diese Stunde wird vorübergehen!" Die Haustür war noch nicht verschlossen. Eine harte Hand drückte den Türgriff nieder. Und dieselbe Hand riß auch die Stubentür auf. Mit gerötetem Ge sicht stand der Oberförster auf der Schwelle — und hinter ihm Max von Hellwig. (Fortsetzung folat.l