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Nr. 40. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, den 16. Februar 1928. Seite 2 steht fest: Die Dankbarkeit gegenüber unseren Pulsnitzer Schützen, die zur Verschönung des Lausitzer Heimatabend im Kristallpalast ihr wesentliches Teil brigetragen und durch ihren Besuch ein neues Band zwischen Heimat und Heimatgrnossen geknüpft haben. Also nochmals recht herzlichen Dank unserer heimatlichen Schützengilde und auf rin frohes Wiedersehen! Eugen Fleischer. — (HausbesitzundReichstagswahlen.) Der Verband der Sächsischen Grund- und Hausbesitzervereine schreibt uns: Durch verschiedene Tageszeitungen des Reiches und Sachsen ging vor einigen Tagen die Mitteilung, daß der „Reichsverband der Haus- und Grundbesitzervereine Deutsch lands" in einer Vorstandssitzung in Halle an bie politischen Parteien die Forderung gerichtet habe, Vertreter des „Reichs verbandes" an aussichtsreicher Stelle bei der Reichstagswahl zu berücksichtigen, und daß der Verband beabsichtige, eine selbständige Haus- und Grundbesitzerpartei zu gründen, falls dieses Verlangen abgelehnt werde. Die Ueberschriflen, die dieser Meldung in den Tageszeitungen gegeben wurden, ließen zum Teil darauf schließen, daß der genannte Verband die ausschlaggebende organisatorische Vertretung des deutschen Hausbesitzes darstelle und daß somit der deutsch" Hausbesitz neben den vielen Splitterparteien bei der kommenden Reichs tagswahl noch eine neue gründen wolle. Diese Schlußfol gerungen sind unzutreffend. Der „Reichsverband der Haus und Grundbesitzervereine Deutschlands" ist erst vor etwa 3 Jahreu gegründet worden und umfaßt nur wenige tausend Mitglieder, meist in Thüringen und in Schlesien. Die füh rende Spitzenorganisation des deutschen Hausbesitzes ist der Zentralverband deutscher Haus- und Grundbesitzervereine mit nahezu einer Million Einzelmitgliedern, die in über 2 500 örtlichen Organisationen zusammengeschlossen sind. Dieser Organisation gehört auch der Verband der Sächsischen Grund- und Hausbesitzervereine mit seinen 506 Vereinen und mehr als 100 000 Einzelmitgliedern an. Weder der Zentraloer band noch eine der ihm angeschlossenen Landesorganisationen billigen den Beschluß des „Reichsverbandes". Äuch haben der Zentralverband und seine Unterverbände niemals den Gedanken erwogen, zur Reichstagswahl mit eigenen Listen zu kandidieren oder eine eigene Partei zu gründen. Es liegt darum kein Anlaß vor, die Wählerschaft von vornherein mit angeblichen Parteigründungsabsichten des Hausbesitzers zu beunruhigen. Wie wenig erfolgreich die politischen Bemü hungen des oben eewähnten „Reichsverbandes" übrigens sind, beweist die Tatsache, die der sächsischen Wählerschaft noch Erinnerung sein dürfte, daß Liste 12 der Landtagswahl vom Oktober 1926, die auf Veranlassung und mit Hilfe des „Reichsverbandes" zustandegekommen war, keinen ihrer Kan didaten durchbringen konnte. — (Geschirrhalter — Geschirrführer.) Der Z 3 der Sächsischen Straßenverkehrsordnung vom 15. Juli 1927 lautet: Kennzeichnung der Fuhrwerke. Bespannte Lastfuhrwerke, einschließlich der bespannten Lastkleinwagen, sowie die für den Gewerbebetrieb im Umherziehen und die als Wohnwagen benutzten Fuhrwerke sind auf der linken Seite des Fuhrwerkes oder an dem Geschirr des linken Zug tieres mit einer deutlich lesbaren, unverwischbaren Aufschrift zu versehen, die den Vor- und Zunamen, sowie den Wohn ort des Fuhrwerksbesitzers (Firma und ihren Sitz) angibt. Hat der Eigentümer oder Halter mehrere derartige Fuhr werke in Betrieb, so sind diese überdies mit einer besonderen Nummer zu versehen. Als Lastkleinwagen gelten auch die Hundewagen. Es besteht nun vielfach die Ansicht, daß es auch genügt, wenn der Name oder die Firma vorn oder hinten am Wagen angebracht ist. Dies ist zwar zulässig, entspricht aber keinesfalls der Vorschrift. Bei Nichteinhatung dieser Verordnung macht sich nicht nur der Geschirrführer, sondern auch der Geschirrhalter (Besitzer) strafbar. Kamenz. (Landesverband der Kriegsbeschä digten.) Im Saale des Fremdenhofes Lehmann fand am vorigen Sonntag nachmittag die Jahreshauptversammlung der Bezirksgrupps Kamenz des Landesverbandes der Kriegsbeschädigten und Kriegerhinter bliebenen des Sächsischen Militärvereinsbundes (E. V.) im Deutschen Reichslriegerbund Kyffhäuser statt. Trotz der Ungunst der Witterung war der Besuch aus allen Teilen des Bezirkes sehr gut, ein Zeugnis dafür, welch lebhaftes Interesse die Mitglieder dem Bestehen und der Tätigkeit der Bezirksgruppe des Landesverbandes entgegen bringen. Der Landesverband Sachsen war vertreten durch Herrn Kreisvertreter Petrich (Bautzen), während von der Reichsgeschästsstelle deS Deutschen Reichskriegerbundes Kyffhäuser Herr Major a. D. Gottschalk (Berlin) als Abgeordneter erschienen war. Der vom Bezirksobmann Kliemann (Pulsnitz) erstattete Jahresbericht ließ erkennen, daß die Bczirksgruppe im verflossenen Jahre für die von ihr betreuten Kameradinnen und Kameraden und auch in organisatorischer Hinsicht recht erfolgreiche Ar beit geleistet hat. Daß die Leitung der Gruppe sich in guten Händen befindet, wurde hervorgehoben durch den Vertreter ins Landesverbandes und der Reichsgeschäftsstelle. Den Mittelpunkt der Tagung bildete ein Vortrag deS Vertreters der Reichsgeschäftsstelle. Der Redner ver stand es in trefflicher Weise, die vielseitigen gesetzlichen Bestimmungen des gesamten Versorgungs» und Fürsorgewesens unter Berücksichtigung der neuesten Abänderungen klar und allgemein verständlich vor Augen zu führen. Die in der anschließenden Aussprache von der Versamm lung an den Redner gestellten zahlreichen Anfragen über die verschieden artigen Einzelsälle beantwortete er in ausgibiger Weise. Die Versamm lung war getragen von guter harmonischer Kameradschaft. Möge die Bezirksgruppe sich auch fernerhin in der bisherigen Weise weiter ent wickeln und fruchtbringend zum Wohle der Kriegsopfer und dadurch zum Wohle unseres deutschen Naterlandes arbeiten. Daß es auf diesem Wege im letzten Jahre vorwärts ging, war die Ueberzeugung aller Versammlungsteilnehmer. Königsbrück. (25 Jahre Bürgermeister von Königsbrück.) Heute, Donnerstag, vollendet Herr Bürgermeister Leßmann eine 25 jährige Amtszeit als Bür germeister der Stadt Königsbrück. Der Jubilar war 1887 bis 1899 bei verschiedenen Stadtverwaltungen tätig und übernahm am 1. März 1899 die Leitung der Jndustrie- gemeinde Ellefeld i. Vogtl. Am 16. Februar 1903 wurde er als Bürgermeister unserer Stadt verpflichtet und hat seit dem die Geschicke der Stadt in vorbildlichster und erfolg reichster Weise geleitet. Leppersdorf. (Goldene Hochzeit.) Am 10. Fe bruar konnte im Kreise feiner Kinder der Invalid Herr Au gust Gneuß und Frau in körperlicher und geistiger Frische das Fest der goldenen Hochzeit begehen. Bautzen. (Belohnter Lebensretter.) Die Kreishauptmannschaft Bautzen hat dem Zimmermann Friedrich Neumann in Rattwitz, der am 28. Dezember v. I. einen Mann unter eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrinkens gerettet hatte, für diese mutige Tat eine Geld belohnung zugestanden. Dresden. (Das Landeswahlrecht.) Durch eine Zufallsmehrheit wurde vom Landtag beschlossen, am Donnerstag die sozialistischen und kommunistischen Anträge auf Abänderung des sächsischen Landeswahl rechts zu behandeln. Dieser Beschluß dürfte aber zu Be ginn der Donnerstagssitzung wieder aufgehoben werden, da die Koalitionsparteien entschlossen sind, eine Verhand lung der Anträge vor der Entscheidung des Staats gerichtshofs nicht vorzunehmen. Chemnitz. (Mordversuch.) Der in der Ufer straße 25 wohnhafte 31jährige Schlosser Krusche versuchte seine 45jährige Ehefrau, die ein Filialgeschäft der Ge nossenschaftsmolkerei führt, im Nehenraum zur Laden stube zu erschießen. Während sich Kundschaft im Laden befand, verletzte er seine Frau mit einem Schuß in die rechte Brustseite schwer, so daß sie sofort ins Krankenhaus übergeführt werden mußte. Der Täter wurde verhaftet. Eheliche Zwistigkeiten sollen die Ursache der Tat sein. Falkenstein. (400 OOOMarkfür Wohnungs bau in Falkenstein.) Die Stadtverordnetenver sammlung stimmte in ihrer letzten Sitzung der Aufnahme einer Anleihe von 200 000 Mark für die Durchführung des Wohnungsbauprogramms für 1928 zu. Stadtrat und Bauausschuß planten die Schaffung von 74 Wohnungen und einer Wohnbaracke, wofür insgesamt 400 000 Mark aufzuwenden wären, hiervon sollen 200 000 durch Anleihe aufgebracht werden. Freiberg. (Ein neues Mitglied der Lan dessynode.) Zum Mitglied der Landessynode wurde Superintendent Oberkirchenrat v. Lehmann, Freiberg i. Sa., ernannt. Leipzig. (Mißglückter überfall.) Ein unbe kannt gebliebener Täter hat in einem Laden in Leipzig- Connewitz der Ladeninhaberin einen Revolver vor gehalten und hat sie aufgefordert, die Ladenkasse abzu geben. Dieser Aufforderung ist die Frau nicht nachgekom men, vielmehr hat sie um Hilfe gerufen und darauf ist der Unbekannte schnell verschwunden. Lichtentanne. (Zu Tode geschleift.) Ein schweres Unglück, dem leider ein Menschenleben zum Opfer fiel, hat sich hier ereignet. Als der 18jährige Sohn des Landwirts Friedrich aus Fraureuth die Pferde seines Gespannes über die Brücke an der Kohlenstraße führte, stürzte er und wurde von den Pferden mitgeschleift, wobei er so schwere Verletzungen erlitt, daß er bald dar auf im Krankenhaus starb. Die Arbeit der Landiagsausschüffe. Im Haushaltsausschutz des Sächsischen Landtages wurde die Beratung über einige Anträge betr. Hilfsmaßnahmen sür die sächsische Landwirtschaft fortgesetzt. Die Regierung hat über dieses Gebiet eine Denkschrift vorgelegt, in der die mannigfaltigen Hilfsleistungen, die wegen der ungünstigen Witterungsverhälmisse der letzten Jahre notwendig waren, dargestellt werden. Nach längerer Aussprache wurden die kommunistischen und deutschnationalen Anträge abgelehnt, weil sie durch die Regierungserklärungen als erledigt bezeichnet wurden. Der volksparteiliche Abgeordnete Voigt legte einen An trag vor, nach dem die Regierung ersucht werden soll, dafür zu sorgen, daß über Gerichtsverhandlungen, die Sittlichkeits gebiete betreffen, wie gegenwärtig in Berlin, die Presse berichterstattung auf ein Mindestmaß beschränkt wird. Die Abstimmung wurde ausgesetzt. Milchpropaganda in Sachsen. Der Sächsische Landesmilchausschutz hat eine Kopie des Trickfilms „Hänschen Rettung" angekaust. Der etwa 100 Meter lange Film eignet sich besonders für d-e Schulpropaganda. Er zeigt, wie ein unterernährter Junge dnrch die Schulmilch speisung zu einem munteren, fleißigen und kräftigen Schüler wird. — Der Film wird gratis verliehen. — Ferner stehen aus dem bekannten großen Milchsilm „Die Milch, eine Quelle der Volkskraft" drei Auszüge zur Versügung: 1. Die Bedeutung der Milch. 2. Die Milchbildung im Euter. 3. Die Verarbeitung der Milch zu Butter und Käse. Die Filme sind jeder für sich vollständig abgeschlossen, haben je eine Länge von 300 bis 500 Meter und kosten 15 Mark pro Film und Vorführung. Die Filme sind als „Lehrfilme" anerkannt und können deshalb steuerfrei öffentlich vorgeführt werden. Zur Unterstützung der Vortragstätigkeit, besonders bei den örtlichen Ausschüssen, hat der Reichsmilchausschutz einen Plan für eine Schriftenreihe ausgestellt. Diese wird systema tisch das gesamte weite Gebiet der Milch und ihrer Erzeug nisse, insbesondere von Butter und Käse, behandeln und ge meinverständlich gehalten sein. Namhafte Fachleute sind Mit- arbeiter. Als erstes Heft erschien soeben „Etwas über die Milch und ihren Verbrauch" von E. Schoch. Preis des Heftes 20 Pfennig. Als neuestes Werbemittel hat der Sächsische Landesmilch- ausschutz kürzlich Rezeptzettel in fünf verschiedenen Sorten in Halbquartgröße herausgegeben, ine links ein Werbebildchen und rechts vier vorzügliche, ausprobierte bürgerliche Rezepte für Milchspeisen enthalten. Preis sür 1000 Zettel 3,25 Mark ab Dresden. Sämtliche Filme, Druckschriften sowie Werbe material aller Art sind ausschließlich beim Sächsischen Landes- milchausschutz, Dresden-N., Gr. Meißener Straße 15, anzu fordern. Voraussichtliche Einigung zwischen den sächsischen Koasitionspatteien. Die zur Beilegung der zwischen der Volksrechtspartei und der Wirtschaftspartei entstandenen Meinungsver schiedenheiten eingesetzte Kleine Kommission der Regie rungsparteien trat im Landtag zusammen. Es wurde zu nächst über die Stellung der Volksrechtspartei auf Auf hebung der Abkehrungsverordnung in der Wohnungs- zwangswirtschast für Chemnitz beraten. Nach längeren Verhandlungen gelangte man insofern zu einer Einigung, als von allen Parteien anerkannt wurde, daß sich in Chem nitz wie auch in anderen Orten bei der Lockerungsverord nung erhebliche Mißstände ergeben haben, deren Beseiti gung notwendig ist. Späterhin verhandelte die Kleine Kommission über die Stellung der Wirtschaftspartei auf E r Höhung des Hausbesitzanieils um 4>L Prozent aus der gesetz lichen Miete. Zu einer Einigung über diesen Punkt ist man noch nicht gelangt. Oie Aussperrung in der Metallindustrie. Der Verband der Metallindustriellen, Bezirk Dresden, hat in seiner Generalversammlung einmütig beschlossen, die Abwehrmatznahmen des Gesamtvcrbandes zugunsten des bestreikten Mitteldeutschlands nachdrücklich zu unterstützen. Der Verband wendet sich in eine längeren Erklärung an die Öffentlichkeit, in der diese Stellungnahme begründet und dem Reichsarbeitsminister wegen seines Verhaltens heftige Vorwürfe gemacht werden. Ende dieser Woche werden bereits entsprechende Be kanntmachungen in den einzelnen Betrieben ersolgen, so daß, falls nicht das für Freitag angesetzte Verfahren zu einem Ergebnis führen sollte, die Aussperrungauch in der sächsischen Metallindustrie am kom menden Mittwoch, den 22. Februar, Tatsache werden würde. In den beteiligten Kreisen hofft man allerdings, daß in den neuen Schlichtungsverhandlungen ein Weg gefun den wird, um die Massenaussperrung und die unüber sehbaren Folgen dieser Maßnahme für die deutsche Ge- famtwirtschaft zu verhindern. Lohnschwierigkeiien in der Oberlausiher Steinindustrie. Nachdem im Verlauf der vergangenen Woche die Steinmetzen der Steinschleifereien ihren Arbeitstarif ge kündigt und Verhandlungen gefordert hatten, fanden in Löb u zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern Tarifverhandlungen statt, die jedoch scheiterten. Die Ar beitnehmer lehnten die von den A. Zeitgebern vorgeschla- genen Mindeststundenlöhne: 74,5 Pf. für Steinmetzen, 69,3 Pf. für Schleifer und 60,0 Pf. für Hilfsarbeiter ab. Die Akkordsätze sollten um 5 Prozent mit Ausnahme der gespitzten und gesprengten Arbeiten erhöht werden. Durch diefe Ablehnung ist damit zu rechnen, daß der Lohn- kämpf schärfere Formen annimmt, sobald die von den Arbeitgebern ausgesprochenen Kündigungen ab- gelaufen sind. Das Reichsschulgesch gescheitert. Berlin. Der interfraktionelle Ausschuß der Regie rungsparteien des Reichstages, der das Reichsschulgesetz zu behandeln hatte, trat am Mittwoch vormittag zu einer letzten Sitzung zusammen, an der auch Vizekanzler Hergt und Reichsminister von Keudell teilnahmen. Die Sitzung war nur ganz kurz und wurde gleich wieder aufgehoben. Es w«rde erklärt, daß die Verhandlungen über das Reichsschul gesetz gescheitert seien. «Wu^hor Zu den abgebrochenen Verhandlungen des Interfraktio nellen Ausschußes der Regierungsparteien des Reichstages verlautet von parlamentarischer Seite folgendes: Ab geordneter von Guerard (Ztr.) stellte unter der Zu- stimmung der anderen Parteiführer fest, daß die Verhand- lungen über das Reichsschulgesetz eine Aussicht jetzt nicht bieten. Abgeordneter Graf Westarp schloß die Sitzung mit dem Ausdruck des Dankes an die Koalitionsmitglieder und mit dem Ausdruck des Bedauerns, daß das große Werk in diesem Angenblick nicht ganz erledigt werden könne. Hinsichtlich des Schicksals des Reichsschulgesetzes nannte Graf Westarp noch folgende Möglichkeiten: daß es entweder von der Reichsregierung zurückgezogen wird, oder daß der Ausschuß mit dieser Tagesordnung nicht mehr zusammentritt, oder daß die Entscheidung über das Gesetz in offener Feldschlacht im Reichstag gefällt würde. Der Vorsitzende des Mldungsausschusses, Abgeordneter Or. Mumm, gab einem Pressevertreter gegenüber seiner Ueberzeugung dahin Ausdruck, daß der Kampf um das Reichs schulgefetz der erste große Kampf bei der Regierungsbildung im neuen Reichs tag sein werde. Eine Erklärung der Deuffchnationalen. Die Deutschnationale Dolkspartei hat zu dem Scheitern des Schulgesetzes eine Erklärung abgegeben, in der es heißt, daß alle Bemühungen des Neichsinnenministers von Keudell und der anderen deutschnationalen Ausschußmitglieder un- alles Entgegenkommen vergeblich gewesen seien. Die Deutsche Volkspartei habe eine unnachgiebige Haltung gezeigt. Sache der christlichen Elternschaft sei es nunmehr, alle Kräfte an zuspannen, um der Forderung eines christlichen Schulgesetzes neue Wege zu bahnen. Die Entscheidung liegt beim Reichskabinett. Ueber die Sitzung der Parteiführer dsx Regierungs parteien wird mitgeteilt: Am Mittwoch fand eine Besprechung der Parteiführer der Regierungsparteien des Reichstags mit den Kabinetts- Mitgliedern über die durch den Abbruch der Verhandlungen über das Reichsschulgesetz geschaffene Lage statt. Man war sich einig, daß es Sache des Reichskabinetts sei, die weiteren Beschlüsse zur Lage zu fasten. Es wird der Versuch gemacht, eine Grundlage zu finden, welche die Erledigung aller dring lichen Aufgaben der Regierungsarbeit ermöglicht. Was nun? Aus reparationspolitischen, finanzpolifischen und an leihepolitischen Gründen hält man es für notwendig, daß der Etat mit oem Nachtragsetat, der die Forderungen der Land wirtschaft und der Liquidationsgeschäüigten befriedigen soll, rechtzeitig verabschiedet werde. Würde am 25. März ge wählt werden, so könnte man den Etat nicht vor dem Juni verabschieden. Das wäre dazu angetan, den Repa rationsagenten nach einer Richtung hin zu be einflussen, die alles andere als erwünscht wäre. Die Zentrumswünsche gehen dahin hinaus, eine Grund lage für die Verabschiedung des Etats dadurch zu schaffen, daß man für den Etat eine Mehrheit mit den Oppositions parteien, Demokraten und Sozialdemokraten, schafft. Dann müßten die Neuwahlen i« den Sommer verlegt werden.