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Nr. 27. Pulsnitzer Tageblatt. — Mittwoch, den 1. Februar 1928. Seite 4. W 8onn»d«nil, 4. ki'okei' öffenll. lV>38kenb8!I!^M „kin Qdencß in ^irvi" iw «smINvksW ilslkon. NS»n»«M 2vei ääusilcltapellen spielen ununterbrochen Pänre nnck Erscke Vig sckSürts ilgsMii- M üsinsn-ttsrll« sfkslt js slnsli ksk! ^n^a»g 8 vkn. llvmssIriLnung ,ßv US»». Eintritt: 2 älk. einscblisölicb kerirks- unck Oemeinciesteuer. Karten im Vor- verlrauk sinä ?u baden bei Qsorg Susebs, fleiscbermeister psul l-tsuks unä lAsx blsuks, 8port§esckäkt, Orodmannstrabe, sowie im f-ssiioksl. kchsrlren - Vsrieik VsLcksN im 5rkütrenksuL« i 2u rablreickem kesuck lacket kierru ein v«n«r- VloinlNHSNN» Vepmessunßs - 8üro Lonra6 V/sIte»' lnk : Qeometer 1^. öräuniL erleckixt alle KlessunAen unck Tiefbau - ftntrvürke külrnltr, SIünMM 13 r öMW-Um MüM 8»«ptsi»rkt tll El« schulfreie», 1S jährige» Mädchen, welches Luft lai, Friseuse zu lernen, sucht Lehrstelle. Zu erfrygen in der Tageblat - G.schäst stelle °"Lb"'.Uslir»rleiei'! Ausschunk kelssulceller-Voclc, RirribrL«, Xvlmbsclier Liisver v«st«ur»1, Knorken sowie «1>v. sneko^s Speisern. Hierzu laden ff-emidüchst ein L. Sisgsrt unei krsu Elfte« - Haaswalde - Rammenauer Revier öMlMs-VMöWW Sonnabend, den 4. Februar, nachmittags ^/,3 Uhr im Gasthaus „Waldesgrün" in Röderbrunn gegen sofortige Barzahlung: 48 rm bu. und f>1 rm w. Scheite und Knüppel, 2 rm bu. und 43 rm w. Astmeter, 16 rm bu. und 3SV rm w. Astreistg, 249 rm gerade e Stöcke, 17 Parzellen starke Stöcke zum Selbstrodsn i. Abt. 54 (je Par zelle 25 Stöcke bis KO cm stark). Kahlschläge Abt. 6 (Rammen. Revier, am Kalten Faß), Abt 10 (Rammen. Revier, an Rödcrbr. Straße bei der Viehweide), Abt. 13 (Hauswald. Revier, Kcsselberg), Abt. 18 (Oberbusch, am Wasserwerk), Abt 52 (Elstraer Revier, Neuwald), Abt. 54 (Elstraer Revier, Hochstein, am Kindischer Hang). von Helldorff'sches Forstamt Gödlau Wm-Mkl« WSW Donnerstag grüne Heringe, PW 2V Pf. Mill WllWWt enthaltend 20 schöne Räume mit neuzeitlichen Einrichtungen ist preiswert zu verkaufen oder zu verpachten. A. Feilgenhauer ÜSLPöm äss t»«8ts Mittel Lese» Hüttner NU gen null Uoroünrrt Nlecküose (S PKsstcr) 75 pkx I-evevolil-^rlLdaä hegten empklnü- Icde fülle unci fuöscdveiS, 5cksclUeI (2 öääer) 50 pkx. erdältlicti in äpotkekeu unU Orogerien. Lieder ru baden bei As»x ckevtscb, Leotralclro^erie, banecstr. 23 Fortsetzung der außenpolitischen Debatte im Reichstag. S72. Sitzung, Dienstag, den 31. Januar 1928. Nach Beginn der Reichstagssitzung teilte Präsident Löbe dem Haus mit, daß das Urteil des Etaatsgerichtshofs über den preußischen Reichsbahnverwaltungssttz nebst einer Erläuterung des Reichskanzlers eingegangen sei. Bei der zweiten Beratung des Haushalts des Auswärtigen i Amts kam der Zentrumsabgeordnete Ulitzka zu Wort. Er l polemisierte gegen den deutschnationalen Abg. v. Freytagh-Loring. Hoven, dessen Kritik in Ausmaß und Form nicht vereinbar mit der Zugehörigkeit zur Regierungskoalition gewesen sei. Das Ziel der deutschen Außenpolitik sei der Weltfriede. Der Redner trat für Vergleichs- und Schiedsverfahren ein. Als Hemmnisse stünden dem das Fortbestehen der Besetzung, die Verschleppung der Abrüstungsfrage und die unhaltbaren Grenz, zustände im Osten entgegen. Besonders beschäftigte sich Olitzka mit Danzig, Ostpreußen und Oberschlesten. Ein weiteres Hindernis sei die Verletzung der Rechte der Minderheiten in den verschiedenen Staaten. Das Zentrum wünsche den Abschluß des deutsch-polnischen Handelsvertrages, doch dürfe dabei kein Zweig der Wirtschaft, weder Landwirtschatf noch Industrie, einseitig be lastet werden. Abg. Frhr. v. Rheinbaben (D. Vp.) wies darauf hin, daß man neben der Rede des Außenministers einmal die Rede des Abg. vr. Breitscheid gehört habe, die in der Presse als Regierungsrede bezeichnet werde, und andererseits die Rede des Abg. v. Freytagh-Loringhoven, die er als eine etwas problematische Rede bezeichnen wolle. Bezüglich dieser letzten Rede wolle seine Fraktion abwarten, was vielleicht noch ein anderer Redner der deutschnationalen Fraktion zu dem grund sätzlichen Teil dieser Rede zu sagen hat. Er könne sich nicht denken, daß die Partei als Ganzes diese Rede billigen f könne. Der Redner ist der Meinung, daß man sich in Frank reich und besonders in Deutschland über di« Einwirkungen der kommenden Wahlentscheidungen trügerische Hoffnungen mache. Zn Wahrheit haste auch die Regierung Poincar 6 immer klarer das Ziel, die Rheinlandräumung nur gegen finanzielle Vorteile vorzunehmen. Die bisherig« Bilanz der sogenannten Locarno-Politik ergebe eine tiefe Enttäuschung. Die vom Außenminister mit dem Worte Heuchelei charakterisierten Sicherheitsforderungen Frankreichs bezeichnet der Redner als tat sächliche Feststellung des tiefen Mißverstehens, das immer zwischen beiden Völkern herrsche. Zn der Abrüstung sei die klare und einfache deutsche Formel unverrückbar und unmißverständlich: die Verwischung des Unterschiedes zwischen Sieger und Besiegtem. Der Redner begrüßte die deutsche Initiative in den Sicherheitsverhandlungen. Es sei undenkbar, daß sich der Völkerbund im Konfliktfalle durchsetzen könne, solange es neben übergerüsteten Staaten zwangsweise abgerüstete gebe. Ein Wiedererstehen des Genfer Protokolls hält der Redner für unmöglich. Er begrüße den deutsch-litauischen Schieds gerichtsvertrag. Das deutsche Volk müsse seinen Bück nach Osten richten, dort sei eine Grenzrevision nicht zu vermeiden. Seine Partei erstrebe diese Revision auf friedlichem Wege. Wichtig bleibe für Deutschland nach wie vor auch^ die Zusammenarbeit zwischen Frankreich und E n g I a n 0.' Der Redner hofft, oag es möglich sein wird, mit Rumänien die Vorkriegsbeziehungen wieder aufzunehmen. Don Italien erwarte er größeres Der- ständnis in seiner öfsentlichen Meinung sür die wahren Ziele deutscher Politik. Dann werde auch die Südtiroler Frage anders aussehen. Mit Befriedigung sei die zunehmende Geltung Deutschlands im Völkerbund zu begrüßen. Er empfehle lieber- nähme des Vorschlags der Deutschen Liga für Völkerbund hin- sichtlich Errichtung einer Minderheitenkommission im Völkerbund. Gegenüber paneuropäischen Plänen seien seine Freunde skeptisch. Abg. v. L i n d e i n e r - Wildau (Dnatl.) nahm dann unter großer Spannung des Hauses das Wort, da man eine Antwort auf die Rede des Abg. Ulitzka erwartete. Er erklärte, lllitzka habe in ganz ungewöhnlich scharfer und auffallender Form die Rede des Abg. v. Freytagh-Loringhoven vom Vortag kritisiert. Er habe gefordert, daß die deutschnationale Fraktion in einer- programmatischen Erklärung zu dieser Rede Stellung nehme. Es ist selbstverständlich, so fährt der Redner fort, daß wir uns das Recht vorbehalten müssen, selbst zu bestimmen, wann und von wem wir Erklärungen im Reichstage abgebcn lassen. Wenn ich trotzdem das Wort ergreife, so ist dafür entscheidend, daß über die objektive Kritik des Abg. v. Freytagh-Loringhoven und über den Stand der Dinge ein verzerrtes Bild in die Orffentlichkeit gelangen könnte. Der Abg. Ulitzka glaubte, aus der Rede hernus lesen zu können, daß sich Herr v. Freytagh gegen die Richtlinien vergnügen habe. In den Richtlinien ist von der Verständigung auf dem Boden der Gegenseitigkeit, von der An erkennung von Locarno und der Mitarbeit im Völkerbund die Rede. Ich kann nicht anerkennen, daß die Worte Freytaghs zu der Behauptung, daß ein Verstoß gegen die Richtlinien vorliege, Anlaß gebem Was Herr v. Freytagh gesagt hat, ist nichts an- deres, als daß er die kritischen Bemerkungen, die der Reichsaußen- minister vorher bezüglich der Verständigungsbereit schaft mit unseren westlichen Nachbarn in zweifellos schärferer Form gemacht hat, ausgenommen hat. Frau Hb-, Bäumer (Dem.) erklärte, die diesmalige Aus sprache über den Haushalt des Auswärtigen Amtes fei in der Tat durch das Stichwort „Außenpolitik auf Wartegeld" gekennzeichnet, das eine große Zeitung gebraucht habe. Die gegenwärtige Regierung habe für ihre Außenpolitik vor einem Jahr di« Richtlinien aufgestellt, deren erster Satz heiß«: Fort führung der bisherigen Außenpolitik im Sinne gegenseitiger friedlicher Verständigung — loyale, gleichberechtigte Mitarbeit im Völkerbund. Es könne nicht geleugnet werden, daß nicht nur bei uns, sondern bei allen aufrichtigen Vertretern der Bölkerbund- idee eine tiefe Enttäuschung über die Entwicklung der letzten Jahre herrsche, besonders hinsichtlich der Abrüstung. Wenn Briand vor einiger Zeit die Frage der Rhein landräumung nicht als aktuell bezeichnet habe, so müsse betont werden, daß sie für uns keinen Augenblick aufhöre aktuell zu sein und daß man das neue Haus des gegen wärtigen Vertrauens erst auf gesäubertem Gelände aufbauen könne. Auch dieMinderheitenfrage gehöre in das Ge biet der geistigen Abrüstung. Auf keinem Gebiet sei bisher die Völkerbundpolitik so fruchtlos geblieben, wie auf diesem. — Die Erklärungen des Außenministers über Verhandlungen mit Litauen zum Schutz der Deutschen würden von der demokratischen Fraktion unter der Voraussetzung begrüßt, daß die deutsche Re gierung auf die Einhaltung solcher, nicht zum erstenmal gegebenen Versprechungen Bedacht nehme. Auch die handelspolitische, grundsätzliche Einstellung des Außenministers sei zu begrüßen. Darauf wurde die Weiterberatung auf Mittwoch vertagt. Haltet Md lest das Pulsnitzer Tageblatt! «Voraussichtliche Witterung Land«»n>«trcrwarte Dresden Donnerstag: Erneut Bewölkungszunahme und Eintrübung. Anhaltender Regen. In den höheren Gebirgslagen als Schnee. Tem peraturen vorübergehend ansteigend, später wieder zurückgehend. Flach, land und Gebirge zeitweise Frost. Lebhafte im Gebirge zu stürmischen Winden ansteigende Luftbewegung aus südlicher bis südwestlicher Richtung Mag auch -te Liebe weinen ... Roman von Fr. Lehne. S6. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Er preßte die Lippen auseinander und atmete schwer. Nach einer Weile sagte er, ihren Einwurf über gehend: „Es wird dgs richtigste sein, ich gehe nach der Oberförsterei und hole Ihr Regencape, sowie ein Paar feste Stiesel." „Und werden dabei selbst ganz näßt Nein, so lange es so gießt, nehme ich diesen Ritterdienst nicht an! - Uebrigens, warum stehen Sie denn in der offenen Tür — so kommen Sie doch 'rein und schließen Sie! Es zieht doch." Sie schauerte ein wenig zusammen. Unaufhaltsam rauschte der Regen nieder, schwer von der Nässe bogen sich die Aeste. Eine wundervolle, erquickende Lust strömte zu dem kleinen Fenster herein, an dem Erich jetzt stand — und doch war ihm Heitz und beklommen. Er konnte nicht so Unbesangen wie Jutta über die ses Zusammentreffen lachen — er, der an sich hatten mutzte, um nicht den srischen, blühenden Mädchenmund zu küssen! Seligkeit wäre es gewesen, diese zarte Ge- statt einen Herzschlag lang an seiner Brust zu hatten! Er war doch auch nur ein Mensch. Ein Mensch mit starken und leidenschaftlichen Gesühlen. Mit sest zusammengepretztem Mund« stand er da und starrte in den strömenden Regen. Ihres munteren Geplauders achtete er kaum. Da rührt« sie leicht an sei nem Arm. „Warum sind Sie so schweigsam? Sie scheinen ver» drietzlich, daß Sie mit mir aushatte» müssen!" sagte sie schmollend. Seine Augen flammten ihr da entgegen und ein Blick tras sie, so heiß und leidenschaftlich, säst drohend, daß sie die Wimpern niederschlug. Sie suhlte ihr Herz erbeben, und sie ahnte, was ihn so wortkarg, so schroff sein ließ. Und sie dachte an Max von Hellwig — der hätte stcher keck versucht, diese Situation auszunützen. Wäh- rcnd dieser hier — ach, sie konnte Wohl in seiner Seele lesen, sie sah den Kamps in ihm — und er blieb Sie ger . Stumm stand er da, beachtete sie kaum — und verzehrte sich doch nach ihr. . . „Ich habe eine Idee, Herr Förster!" ries sie da fröhlich, „ich werde uns einen Tee machen — oder einen Grog — es ist ja alles dazu da!" Sie schob die Vorhänge von einem kleinen Wand brett zurück, aus dem in musterhafter Ordnung eine Flasche Rum, Arak, eine Büchse Tee, Zucker und aller lei Taffen, Teller und Töpfe standen; auf dem Tisch neben dem kleinen eisernen Ösen besanden sich ein Spirituskocher und eine Flasche Spiritus. Jutta sing schon an, mit den Tassen zu hantieren. „Bitte nicht, gnädiges Fräulein!" bemerkte er kurz, „ich bin haftbar sür das alles." Sie zog ein Mäulchen. „Gott, wenn ich es morgen wieder ersetze! Das bissel Tee und Rum — es merkt doch niemand." „Auch dann nicht! Ich kann nicht zugeben, daß hier auch nur die geringste Kleinigkeit verbraucht wird!" „Sie sind pedantisch und kleinlich!" ries sie ärger lich. „Wenn Sie Pflichtbewutztsein und Gewissenhaftig keit mit diesen Worten bezeichnen, so mutz ich wohl diesen Vorwurs geduldig hinnehmen," entgegnete er achselzuckend. Erich öffnete die Tür weit und sah hinaus. Noch mit unverminderter Gewalt rauschte der Regen nieder. Sie düngte sich in der engen Tür an seine Seite, ebensalls ins Freie spähend. Ihr Haar berührte seine Wange; er suhlte ihren jungen Körper dicht an dem seinen — da trat er hastig vor und ließ um seine heiße Stirn die frische Regen luft wehen. Jutta war durch irgend etwas enttäuscht; sie ver ging beinahe vor innerer Unruhe — die Tränen waren ihr nahe. Verstohlen beobachtete sie ihn. Wie elegant und vornehm seine schlanke Gestatt in der knappen, kur zen Uniform wirkte — wie ausdrucksvoll und schön ge- schnitten sein Profil . So ernst war er immer — fast gedrückt, und sie sah ihn so gerne lachen! Hatte sie denn gar keine Macht über ihn? Jutta stellte einen der Bauernstühle in die offene Tür, setzte sich in nachlässiger Haltung daraus, faltete die Hände im Nacken und begann halblaut zu singen: „Draußen am Wall von Sevilla Wohnet mein Freund Lillas Pastias — Dort tanz' ich die Seguidilla Und trink' Manzanilla Langweilig ist's, allein zu sein — Besser ist es doch zu zwei'n—. „Finden Sie das nicht auch, Herr Förster —?" un terbrach sie sich und blinzelte ihn neckisch an; dann fuhr sie in ihrem Gesang fort: „Der Liebste mein, wenn ich ihn hätte — Wenn ich ihn hätte " Erich wandte sich jäh um und sah sie zornig an. Er wußte, daß sie es darauf anlegte, ihn aus seiner Selbstbeherrschung zu reißen. Er schalt sich selbst einen schwersälligen Toren» weil er die Gelegenheit nicht beim Schopfe faßte. Aber sein Stolz verbot es ihm — — und Jutta war ein unberechenbares Geschöpf, dem es Freude machte, die Leute zu quälen. „Hören Sie auf!" gebot er mit rauher Stimme. „Der Liebste mein, wenn ich ihn hätte," trällerte sie und sah ihn lächelnd an. Das Blut trat ihm in sein blasses Gesicht, er drehte ihr halb den Rücken. „Stört Sie mein Gesang —?" „Ja!" „Warum?" „Fragen Sie doch nicht," entgegnete er gepreßt. Da stand sie aus und näherte sich ihm. „Warum? Ich will es wissen —!" (Fortsetzung folgt.)