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Nr. 26. Pulsnitzer Tageblatt — Dienstag, den 31. Januar 1928. Seite 6 nach zehn Jahren, scheint sich zu klären, unter welchen Um ständen die Explosion erfolgt ist. Es verlautet nämliche daß ein gewisser W. aus der Ahlhorner Gegend die Ahl- horner Anlagen gegen zwei Millionen Mark an die Eng länder verraten habe. W. war in Ahlhorn als Feldwebel stationiert und mit den dortigen Luftschiffanlagen vertraut. Wie verlautet, hatte er eine etwa zehn Meter lange Zündschnur mit Ladung an einem Gasrohr, aus dem die Luftschiffe, die nach Eng land flogen, gespeist wurden, angebracht. Die Explosion ist gegen acht Uhr abends erfolgt. Die als Attentäter in Frage kommende Person soll sich vor mehreren Jahren zwei Rittergüter gekauft haben. Nach längeren Beobachtungen scheint es jetzt ge lungen zu sein, den Attentäter zu entlarven. .Neue sensationelle Enthüllungen im Schreck-Prozeß. Im Dokumentenfälscherprozeß Schreck kam es am Montag erneut zu sensationellen Enthüllungen. Der Reichs anwalt verlas nämlich die Zeugenaussage eines gewissen Neumann, der Zellennachbar des Schreck im Straf gefängnis Berlin-Moabit war. Schreck hat dem Neu mann für den Fall seiner früheren Entlassung verschiedene Aufträge erteilt und ihm gesagt, daß er noch von einem gewissen Barczikowski viel Geld bekomme. Barczikowski sei seine Stütze und werde schon alles ins Reine bringen. Als Schreck dies hörte, war er außer sich, tobte und be zeichnete den Neumann als einen ausgesprochenen Geisteskranken. In einem weiteren im Gefängnis ge schriebenen Brief, den er dem Neumann unter der Zellentür durchgeschoben hat, schreibt Schreck u. a.: „In bezug auf Barczikowski Vorsicht und Zurückhaltung! Sie wissen ja, wie damals die Geschichte mit Schulz verunglückte." Schreck suchte dann auch hier zu leugnen und bediente sich einer wenig glaubhaften Ausrede. 100 Mark Geldstrafe für den Verleumder Therese Neu- manus. Eine in Ob e r s chles i en erscheinende satirische Wochenschrift hatte kürzlich in großer Aufmachmrg die Meldung verbreitet, daß Therese Neumann, die Stig matisierte voir Konnersreuth, vor einiger: Jahren Mutter eines unehelichen Kindes geworden sei, das jetzt in einem Kloster auswachse und erzogen werde. Therese Neumann hatte gegen diese Beschuldigung Klage erhoben. Am Montag fand nun inGleiwrtz unter starkem Andrange des Publikums die Vc hairdlung in dieser Beleidigungsklage statt. Der Beklagte wurde wegen Verbreitung unwahrer Tatsachen zu 100.— Mark Geldstrafe verurteilt, Sonniagsspori in Sachsen. Handball in Ostsachsen. Trotz schlechter Bodenverhältnisse wurden alle Verhands- spiele durchgesührt. Alle Treffen nahmen den erwarteten Aus- s gang, nur der 1:ll-Sieg von Dresdensia über Südwest kam ! überraschend. Im Haupttrefsen des Tages triumphierte Frei- ! tat über Guts Muths 8:5. Rasensport und DSC. teilten sich mit 1:1 in die Punkte. Fußball in Dresden. Die für Sonntag angesetzten Spiele wurden bis auf eines sämtlich durchgesührt, nur das Treffen zwischen Rasensport und Sportlust wurde als Gesellschaftsspiel ausgetragcn. In der ersten Klasse gab es nur zwei, aber auch noch knavve Siege, Die Han-ball-StädtesPiele Dresden — Leipzig der ! Damen- und Herrenmannschaften werden erst am 6. April in - Dresden stattfinden. Ein Stadtespiel Leipzig — Halle ist für den s 25. März vereinbart worden. . , j Skisport in Falkenstein. j Der Skiverband Sachsen hatte seine 15. Skimcisterschast ! ausgeschrieben und die Wettläufer nach Falkenstein im Vogt- s lande gerufen. Nur die besten Läufer und Springer ans den l Kreisen Ost- und Wcsterzgebirge und ans dem Vogttandc - waren zugelassen. Die drei besten aus den einzelnen Kreisele: - Schmith-Christensen, der bei 18 Kilometer Strecke und -120 Meter Steigung in 1:13 :00 Ostkreissieger wurde; Beyreuther j aus dem Kreis Wcsterzgebirge, der 16 Kilometer mit 250 Meter Steigung in ebenfalls 1:18 :VO lies, und aus dem Vogtland« s Max Müller, der aus der Strecke des Westkreises 16,5 Kilometer i mit 300 Meter Steigung auch in 1:18 :60 Sieger wurde, waren I am Freitag abend schon anwesend. Mag auch die Liebe meinen ... Roman von Fr. Lehne. 55. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Lore, bleiben Sie hier, ich bitte Sie—" beinahe hätte er gesagt: „um meinetwillen!" Doch noch recht zeitig bezwang er sich. „Sie können ja die Reise nicht machen! Erinnern Sie sich, was der Arzt verordnet hat!" „Der Mensch kann viel, wenn viel von ihm ver langt wird," entgegnete sie mit dem schwachen Versuch eines Lächelns — „lassen Sie mich g^hen —und haben Sie Dank für Ihre große Güte gegen mich!" Er preßte seinen Mund aus ihre Hand, und mit Erbeben fühlte sie die Berührung seiner Lippen. Wie im Schwindel schloß sie die Augen. Rüdiger sah, ihr Entschluß war unerschütterlich. Er vertraute sie dem Schutze des Arztes an, der jetzt sortfahren wollte. Bei dessen Famitie sollte sie die Nacht verbringen, um am anderen Tage die Reise nach ihrer Heimat anzutreten. Siebzehntes Kapitel. Am äußersten Ende seines Reviers hatte Erich Ber- ger eine Fichtenschonung angelegt, der er seine ganz besondere Sorgsalt zuwandts. Der wette Weg dahin war ihm sehr lieb — vielleicht, weil er ihn an der Ober- sörsterei vorbeiführte — vielleicht, weil er dann noch jedesmal dort ein schlankes, blondes Mädchen getroffen, das so oft und so absichtlich seinen Weg kreuzte. Es war ein heißer Tag. Schwüle lag unter den Bäumen. Erich Berger rückte die Mütze zurück u. trock- uete sich die Stirn; warm war es ihm beim Gehen ge worden. Er wars einen besorgten Blick nachdem Him mel, der sich plötzlich verdunkelt hatte. Die Sonne gab noch einen fahlen, gelben Schein, und dann war sie gänzlich verschwunden. Erich hatte das Heraufziehen des Gewitters nicht bemerken können, da die hohen Bäume jeden weiseren ves Sportklubs und von Guts Mitts. Die weiteren drei Treffen endeten unentschieden, so daß auch VfB. der Punkt gewinn nicht viel nützt, denn die ihm am nächsten stehenden Mannschaften rückten ja ebenfalls einen Punkt weiter vor. Radsport. Die Dortmunder „Stunde" holte sich Möller (85,636 Kilometer). Sieger in dem 4-Stunden-Rennen zu Münster war die Mann schaft Frankenstein-de Martini (166,846 Kilometer). Leichtathletik. Bei dem Hallensportfest in Stuttgart siegte Houben bei den 3 Läufen über je 50 Meter mit 6,5, 6,6 und 5,8 Sekunden. Gesamtergebnis Houben 16 Punkte. Jaspers k.-o.-Siegee. Der deutsche Schwergewichtsmeister der Amateure, Jaspers-Stettin, siegte bei den Königsberger Amateurboxkämpfen gegen den dortigen Schwergewichtler Matthes durch k. o. in der 3. Runde, nachdem der Königsberger in der 1. und 2. Runde je einmal bis 9 hatte zu Boden gehen müssen. Paolino schlägt den chilenischen Schwergewichts meister k. o. Nach einer Meldung aus Mexiko-City hat Pao lino nach 2 Minuten 45 Sekunden in der dritten Runde den chilenischen Schwergewichtsmeister Romer Rojas k. o. geschlagen. Südostdeutsche Turnmeisterschaften verschoben. Die Turnmeisterschaften des Südostdeutschen Leichtathletik-Verbandes, die am Sonntag, 5. Februar, stattfinden sollten, sind auf einen noch zu bestimmenden Termin verschoben worden. Börse und Handel. Amtliche sächsische Notierungen vom ZV. Januar 1928 Dresden. Die Börse war wiederum schwach. Banken Verloren etwa 2—3 Prozent. Metallwerte gaben in Schubert «. Salzer und Loschwitzer Karwnnagen je 5 Prozent nach. Höher waren Sächsische Gutzstahl um 2,5 Prozent. Elektro- Werte sanken um 1—2,75 Prozent, Papierwerte um 1—2 Pro zent. Tertilwerte hatten den größten Verlust in Chemnitzer Spinner (5,5 Prozent). Diverse Textilaktien verloren 2 Pro zent, Brauereien waren ebenfalls gedrückt, dagegen keramische Werte teilweise höher. (Keramag plus 5 Prozent, Steingut Sörnewitz 3 Prozent). Leipzig. Der Wochenbeginn war abgeschwächt. Schubert p. Salzer verloren 5, Stöhr 4, Darmstädter Bank 4 Prozent usw. Nordwolle gewann 1,5 Prozent. Chemnitz. Bei lustloser Börse verloren Schubert u. Salzer 7,50, Wanderer 4, Bachmann u. Ladewig 5 Prozent. Ditters- dorfer Filz besserten sich andererseits um 5, Union Diehl um S, Kappeg um 2,5, Escher um 1 Prozent. Leipziger Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 625 Rinder, dar unter 68 Ochsen, 232 Bullen, 248 Kühe, 77 Färsen, 368 Kälber, tz89 Schafe, 2363 Schweine. Verlauf: Bei Rindern, Kälbern, Schafen und Schweinen langsam. Preise: Ochsen a) 56—60, b) 42—49, c) 25—34; Bullen a) 56—58, b) 50-55, c) 10—49, d) 85—39; Kühe a) 48—53, b) 38—45, c) 30-37, d) 23-29; Färsen a) 58—60, b) 45—57; Kälber a) —, b) 70—73, c) 66 bis 69, d) 60-65, e) 50-59; Schafe a) 56—60, b) 45—52, e) 40—44; Schweine a) 56—57, b) 57, c) 55—56, d) 53—54, Ü SO—S2; Sauen 50-54. Berliner Börse vom Montag. Die Börse eröffnete nicht ganz einheitlich. Die Stimmung wurde aber alsbald freundlicher. Hoffnungen auf eine Diskont- ermäßigung der englischen Notenbank kehren wieder. Außerdem regte au, daß der Geldmarkt sich leichter erwies, als vielfach er wartet, so daß eine Erhöhung des Privatdiskonts voraussichtlich nicht eintreten dürste. Srebenter Kalitag. Am Montag wurde die erste große öffentlich« Kundgebung der deutschen Kaliwirtschaft in der Rach, kriegszeit, der siebente Kalitag, in Berlin eröffnet. Dr.-Jng. e. h. Gerhart Korte ergriff das Wort zu einem Vortrag über „Die Kaliindustrie und ihre Bedeutung für die Gesamtwirtschaft". Die Hauptaufgabe der Kaliindustrie muß darin liegen, mitzu- wirlen, daß die Ernährungsmittel vermehrt werden, nnd daß die Landwirtschaft möglichst billig produzieren kann. Im Rationali- sierungsprogramm stehe auch die Verbesserung der Transporte durch den großzügigen Bau von Kalihäfen in Hamburg und Bre men. Die Verständigung mit Frankreich fei vor allein auch aus eine gemeinsame wissenschaftliche Forschungsarbeit gerichtet. Das Rückgrat ber deutschen Kaliindustrie sei die deutsche Landwirtschaft. In den Vereinigten Staaten werden ca. 10 Doppelzentner Weizen und 10 Doppelzentner Roggen je Hektar, in Deutschland dagegen 21,6 Doppelzentner Weizen und 18,2° Dop pelzentner Roggen je Hektar geerntet. Amtliche Devisen-Notierung. Devisen (In Reichsmark 30. Januar 28. Januar Geld Bries Geld Briei New Dork . London . . . Amsterdam Kopenhagen Stockholm , Oslo . . . . Italien . ., Schweiz , . Paris .... Brüssel ... Prag .... . i r . 1 . 166 GW. . 100 Kron. . 100 Kron. . 100 Kron. . 160 Lire . 100 Fres. . 100 Fres. . 100 Belga . 100 Kron. Lr 4,1925 26,433 169,12 112,29 112,47 111,52 22,21 86,67 16,47 58,405 12,424 M, 4,2005 20,473 169,46 112,61 112,69 111,74 22,25 80,83 16,51 58,525 12,44 M 4,192 20,429 169,11 112,24 112,39 111,49 22,20 80,67 16,475 58,38 12,422 M. 4,20 20,469 169,45 112,46 112,61 111,71 22,24 86,83 16,515 58,56 12,442 Wien . .. . Spanien » . . 100 Schill. . 100 Pesel. 59,08 71,49 59,20 71,63 59,075 71,23 59,195 71,37 Bankdiskont: Berlin 7 (Lombard 8), Amsterdam 3)4. Brüssel 4)4, Italien 7, Kopenhagen 5 London 4)4. Madrid 6 Oslo 6, Paris 3)^, Prag 6, Schweiz 3)4, Stockholm 3)4, Wien 6. 1 franz. Franc 0,16)4 Rm., 1 Belga 0,58)4 Rm., 1 Lira 0,22 Nm., 1 Zloty 0,47 Rm. Effektenmarkt. Inländische Anleihen wenig verändert. Auslän- i dische Renten: Unis. Türken leicht gedrückt, Anatolier I und - II mäßig abgeschwächt. V e r k e h r s w e r t e fast geschäftslos. s Schiffahrtsaktien ruhig. Bankaktien: Bayer. Hypo- s theren 2,5, BEW. und Bayer. Vereinsbank je 1,6, Braubank 1 und Darmstädter 1,5 Prozent anziehend. Montanaktien still. Kalipapiere wenig verändert. Chemie werte: s Heyden 3, Rütgers 1 Prozent höher. Goldschmidt büßten l Pro- ! zent ein. Elektrowert« still. Waggonaktien überans : still. Maschinen- und Motorenwerke: Berlin-Karls- i ruher Industrie neuerdings 5 Prozent höher. Außerdem ge wannen Loewe 1,5 Prozent. Textilwerte schwankend. Pa- piermert« ziemlich belebt. Amtliche Notierung der Mittagsbörfe ab Station Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. Hektolitergewicht 74,50 kg. do. 69 k». Mö kz 30 1. 28 i. Mey» 76 30 I 28 I. Wetz? Weizen . . 29.°°-ö3.7o 29/0 33.7" mark. 230?-233.° 231.0-234.° Roggen. . 30.50-33.5 30^-33.oo März 261 °B. 261 7° Weizenkleie 15.20 1520 Mai 269." 268? 269.7-269? Roggenrleie . 15.2^ 15.20 Juli Rsgg. mrk?Z März ^'ai 274G273? 274?" Raps (1000 kg) 345-350 345-350 Lcinsaal (do.i — — 233?-236? 260.°-259.r 266 65 "B 233.0-236 ' 260?" 266 °° Erbsen, Viktoria Kl.Speiseerbsen Futtererbsen . 48.6-55.0 32.6-35.0 21.0-22.6 5O.O-5O.O 32.0-35.0 21.0 22.0 Juli 256.°° 256?" Peluschken. . 20.0-21.0 20.0 21.0 Ackerbotznen 20.0-21.0 20.0-21.0 Gerste Wicken . 21.0-24.0 21.0-24.0 Som. 220 "-276. 220.0-270? Lupinen, blau 14.-14.75 14.0-l4.75 Wink. -- —— , gelb 15.5 I6.I 15 5 >6.1 Hafer Seradella . 21.0-25 00 21 0-25.0 mär!. 202 -213 " 202.0-213 Rapskuchen 19 9 20.1 19 9 20 1 März 226?G. 226?° Leinkucken. . 22.0-22.2 22.0 22.2 Mai 236?G. 237?° Troüeuschiülzel 12.6 12 8 12.4 12.7 Juli — — Soya-Exira- Mais Schroi 21.4-21 8 22.0-22 3 Berlin 212?-214.° 212.°-214.° Kartoffelflocken 241-24 6 , 24.0 24 4 Berliner Eterpreise. (Bericht der amtlichen Notierungs- kommiffion für den Eiergroßhandcl in Pfennig per Stück.) a) In ländische Eier: Große, vollfrische, gestempelte Inlandsoier 20, frische Inlandseier über 55 Gramm 16, frische Inlandseier unter 56 Gramm 14—15; 6) Auslandseier: Große Eier 16—18,5, nor male Eier 14,5—15, kleine und Schmutzeier 11. Tendenz: Preise weichend. .Kartoffelerzeugerpreise je Zentner waggonfrci märkischer Station. Amtlich ermittelt durch die Landwirtschaftskammer der Provinz Brandenburg und für Berlin. Weiße Kartoffeln 2,90 bis 3,20, rote Kartoffeln 3,10—3,40, gelbflcischige Kartoffeln 3,50 bis 3,80 M. Fabrikkartoffeln 14—15 Pf. je Stärkeprozent. Mütallpreise in Berlin (für 100 Kilogramm in Mark): Elektrolytkupser wire bars 135,25, Original-Hüttcnaluminium 98 bis 99 Prozent 210, do. in Walz.- oder Drahtharren 2l4, Nein- nick«! 350, Antimon-Regulus 95—100, Silber in Barren, ca. 906 fein, für 1 Kilogramm 78,50—79,50. Die amtliche Großhandel.-indexziffer vom 25. Januar 1928. Die auf den Stichtag des 25. Januar berechnete Groß handelsindexziffer des Statistischen Reichsamts ist gegenüber der Vorwoche von 138,8 auf 138,4 oder um 0,3 v. H. z u r ü ck g e g a n g e n. Ausblick verhinderten. Ein geheimnisvolles Rauschen und Rannen ging durch die Zweige; sie bogen und duckten sich, als ob eine mächtige Hand drohend über ihnen schwebte —dann ging ein scharser Windstoß über die Wipfel weg, daß die Vögel ängstlich aufflatterten. „Wir kommen nicht mehr heim, Diana!" sagte Erich zu der schönen, braunen Jagdhunden, die ihn beglei tete — „Multerle wird sich sorgen." Er beeilte sich, wenigstens das „Borkenhäuschen", eine Jagdhütte des Jagdherrn, zu erreichen, die unge- sähr auf der halben Wegstrecke zwischen dem Dorf Sieiu- surt und der Försterei lag. Die ersten schweren Trapsen fielen jetzt; ein greller Blitz zuckte, dem ein krachender Donner folgte. Er er reichte gerade die schützende Hütte, als es in Strömen zu regnen ansing. Den Schlüssel zum „Barkenhäuschen" trug er immer bei sich, um sich stets davon überzeugen zu können, ob drinnen alles in Ordnung war. Er ging um die Hütte herum nach der Eingangs- tür, neben der sich eine einsache Bank mit einem Tisch, davor, befand. Und ans dieser grob gezimmerten Bank saß ein blondes, weißgekleidetes Mädchen — eng an die Wand gedrückt, um sich vor den Wafferbächen zu schützen, die schon jetzt von dem weit hervorspringenden Dach der Hütte herunterstürzten. Freudig bellend sprang Diana an dem Mädchen empor. Eine flammende Glut schlug über Erichs Ge sicht, als er in die wohlbekannten, ach, so geliebten Augen blickte, die ihm spitzbübisch entgegenlachten. „Gnädiges Fräulein!" stammelte er. „Ich wurde beim Bummeln vom Wetter überrascht, Herr Förster! Bis nach Hause war es zu weit; naß bis auf die Haut wäre ich in diesem Fähnchen gewor den und in den dünnen Schuhen." Jutta von Eggert streckte ihm zur Bekrästigung die schmalen Füße ent gegen, die in durchbrochenen Strümpsen und hellsarbi- gen, weit ausgeschnittenen Schuhen steckten, — und wo kommen Sie her? Waren Sie bei Papa?" »MH komm» von der Fichtenschonung." „Ah, und nun suchen Sie hier auch ZufluchtI Die ser Zufall!" „Gnädiges Fräulein müssen nun schon sür eine Weile meine Gesellschaft ertragen." „Ach ja, das wird sehr schwer sein!" seufzte sie, „beinahe unmöglich." Sie sah jein verdutztes Gesicht und lachte laut aus: „Glauben Sie das wirklich, Herr Verger?" Kokett blickte sie ihn an, und ihm würde Heitz unter diesem Blick. Sie stand auf, trat etwas vor, doch der strömende Regen scheuchte sie zurück; sie drückte sich gegen die Hüttentür, vor einem flammenden Blitz, dem der krachende Donner solgte, heftig zusammenschreckend. „Sie haben doch den Schlüssel, Herr Förster — schnell — öffnen Sie!" Jutta stand dicht neben ihm und sah, wie seine Hand beim Aufschlietzen leise zitterte, wie er ihren Blick vermied. Und sie lächelte vor sich hin, pries den Zu- falt, den sie halb gesucht, und war überglücklich, daß er sich ihr so gefügig gezeigt. Sie traten über die Schwelle. Eine dumpfe Lust schlug ihnen entgegen. Erich stietz beide Flügel ves llei- ncn Fensters weit auf, während Jutta neugierig im Raum herumging. „Ist das gemütlich." „Haben gnädiges Fräulein irgend einen Wunsch oder einen Anstrag? fragte Erich. „Wird das Gewitter bald aufhören? Ich fürchte mich immer so sehr!" „Das Gewitter, ja—! Wir haben offenbar nur die Ausläufer eines Gewitters aMetommen! Aber der Re gen — er scheint sich zu einem richtigen Dauergutz zu entwickeln, der uns zwingen könnte, bis zum Abend oder noch länger hier auszuharren, wenn wir ihm nicht Trotz bieten wollen." Sie legte den Kops aus die Seite und sah ihn mit schrägem Blick an. „Wäre das wohl so schlimm? Zu essen gibt s ja genug hier!" Fortsetzung folgt.