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Nr. 17. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, §en AX Januar 1928. Gesellschaft, Abtg. Sachsen, Dresden-A., Sidonienstraße 14, entgegen. — (Zum Forst einrichtungswesen.) Die Pressestelle der Landwirtschaftskammer gibt bekannt, daß bei der Fachkammer für Forstwirtschaft eine Forsteinrichtungs abteilung besteht, die für Neueinrichtungen von Privat- und Gemeindewaldungen und für alle einschlägigen Fragen gegen Erstattung der Unkosten bereitwilligst Auskunft erteilt. Auch in Steuerfragen wird auf Antrag bei der Fachkammer für Forstwirtschaft, Dresden-N., Wilhelmplatz 4, Rat und Aus kunft gegeben. Kamenz. (Wochenmarktpreise.) Auf dem gest rigen Wochenmarkt kosteten unter anderen Blumenkohl 50 'bis 90, Möhren 10—15, Kohlrabi 15, Rotkraut 20—25, Weißkraut 15, Welschkraut 20, Rosenkohl 60, Grünkohl 30, Spinat 40—45, Zwiebeln 25, Kartoffeln 6, Aepfel 10—30, Nüsse 50—70, Wein 100—120 Pfg. das Pfund. — Der Auftrieb am Viehmarlt betrug 39 Rinder und 22 Kälber. Der Geschäftsgang war mittelmäßig. Dresden. (Der Po st räuber und Mörder Hein noch flüchtig.) Wie bereits bekannt, gelang es der Jenaer Polizei am 10. Januar, einen der Posträuber von Klosterlausnitz und Ohligs, den Melker Rudolf Lärm, festzunehmen. Sein Komplize, der 25 jährige Arbeiter Johann Anton Hein konnte jedoch trotz eifriger Nachforschungen der Kriminalpolizei noch nicht ergriffen werden. Hein hält sich noch bestimmt in Deutschland auf und wandert oder fährt mit der Bahn und dem Auto von Ort zu Ort. Nach einer bei der hiesigen Kriminalpolizei eiugegangenen Mitteilung hat sich Hein in der Nacht zum 15. Januar in Düsseldorf- Gerresheim bei seinem Onkel aufgehalten. Von dort ist er am selben Tage wieder verschwunden. Seitdem fehlt jede Spur von ihm. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß er auch Sachsen aufsucht. Es wird deshalb erneut auf ihn aufmerksam gemacht. Hein ist bekleidet mitlchwarzem Schlapp hut, graumeliertem Mantel und schwarzen Halbschuhen. Auf seine Ergreifung ist hohe Belohnung ausgesetzt. Dresden. (Veränderung bei den Säch- .si scheu Werken.) Der frühere nationalsozialistische Landtagsabgeordnete Kapitänleutnant a. D. Helmuth von Mücke ist aus dem Aufsichtsrat der A.-G. Säch sische Werke ausgeschieden. Neu eingetreten sind Finanzminister Weber und Dr. Grobe-Klingen berg. Chemnitz. (Eine zeitgemäße Warnung.) Eine zeitgemäße Warnung veröffentlicht das Chemnitzer Feuerwehramt: Die Explosionen im Reiche mahnen an mehr Rücksichtnahme auf die Mitmenschen. Wir warnxn deshalb alle Personen, die sich mit feuergefährlichen Stoffen und Gegenständen beschäftigen, gegen die feuer polizeilichen Sicherheitsvorschriften zu verstoßen. Das Feuerwehramt wird bei Zuwiderhandlungen mit un- nachsichtlicher Schärfe einschreiten, um die Allgemeinheit gegenüber Sonderinteressen einzelner vor Schaden an Gesundheit und Eigentum zu schützen. Falkenstein i. V. (Das unselige Spielen mit der Waffe.) Der 35jährige Schlosser H. hat aus Fahr- ..ässigkeit seinen Freund, den 57 Jahre alten verheirateten Schrankenwärter Hans Kretzschmar im Bahnwärterhaus an der Grünbacher Straße erschossen. Kretzschmar war mit dem Reinigen einer Pistole beschäftigt, die H. in die Hand nahm, ohne zu wissen, daß sie geladen war. Winterberg. (Einbruch in ein Postamt.) In die Kassenräume des Postamtes in Winterberg wurde ein Einbruch verübt, indem die Diebe durch das Dach ein stiegen. Dann wurde alles demoliert und durcheinander geworfen und geraubt, was nur von Wert war. Da das Haus nur als Postamt dient, war es nachts unbewohnt, so daß die sicherlich geräuschvolle Arbeit unbemerkt blieb. stnaMinister Weber über die stimMe Lach sen» und sein Verhältnis M Leich Dresden, 19. Jan. Vor dem Verband Sächstscker In dustrieller dielt Finonzminister Weber «inen längeren Vortrag, in dem er in ausführlicher Weise die Finanzlage Sachsens und sein finanzielles Verhältnis »um Reich behandelte. Minister Weber ging zunächst aus die starke Verschiebung der Aufgaben von Reich, Sündern und Gemeinden nach dem Kriege ein und schilderte im einzelnen die großen Ausgabenftsigerungen, die der sächsische Staatshaushalt gegenüber dem Jahre 1914 aufweist. So find u. a. die Ruhegehaltsleistunaen auf jetzt 58 Millionen RM gegenüber einer Vorkriegsbelastung von 17 Millionen gestiegen. Wenn man die Dermögenswer's des Staates vor dem Kriege mit jetzt vergleiche, so ergebe sich durchaus kein un günstiges Bild. Die Befürchtung, daß das Staotsoermögen zufammengejchrumpft sei, sei unberechtigt Der Minister wies dann aus die außerordentlichen Schwierigketten bet der Etat- ausstrllung für dos Jahr 1928/29 hin, wobei er die interessante Feststellung wachte, daß allein die Portoerhäbung den Staats apparat mit 875000 RM. belaste. Dos Defizit für dieses Johr werde trotz dec Besoldungsreform erheblich unter dem des Vor jahres bleiben. Daraus sei zu ersehen, daß die Regierung mit allen Mitteln bemüht sei, zu sparen. Die Schaffung irgend welcher neuer Einrichtungen, auch aus hygienischem und sozialem Gebiet, könne sich der Staat nicht leisten. Dazu seien mue Gesetze in Ausficht, die neue finanzielle Belastungen bringen würden. So werde die neue Lehrerbildung im Beharrung-« zustand, der in etwa 20 Jahren erreicht sei, Mehrausgaben von rund 85 Millionen RM verursachen. Arhnlichs Steigerung-m seien durch die Fürsorgegesetzgebung zu erwarten. Hier ergebe sich die Notwendigkeit ernstlich zu prüfen, denn auch dos Reich werd- für solche Zwecke keine besonderen Mittel hergeben, und die Wirtschaft könne neue Lasten nicht auf fich nehmen. Der Redner wandte fich sodann der Frage der Vrrwaltungsresorm zu, wobei er vor einer Uederschätzung des zu erwartenden Er gebnisses warnte. Er erinnerte an den Beamtenabdau, der mehr Geld gekostet als erspart habe. Eine wirkliche R-form sei nur möglich, wenn man die Verwaltungsausgaben addau«. Minister Weder prophezeite scharfe Kümpfe um die Schi-ck'schen Du- waltungsresormoorschlöge und betonte, die Vrrwaltungsresorm sei nicht nm eine Angelegenheit der beteiligten Kreise, sondern auch eine wirtschasiliche und eine kulturelle Frage für das g - samre Volk Man müsse danach streben, aneinandsrgrenrenke Länder zu Verwaltunqsetnhsiten zusammenzusügsn und dadurch gleichzeitig dem Zentralismus in Berlin Vorbeugen, den man dort entstehen sehe. Der Redner sorderte weiter von dem Säch« Anklagen gegen Groener unberechtigt feien «w daß er nach „bestem Wissen und Gewissen gehandelt habe". Parteipolitisch steht General Groener der demokratischen Partei nahe. Wie es zue Ernennung Groener- kam. Im Laufe des Donnerstag vormittag fanden verschie dene Besprechungen beim Reichspräsidenten statt, an denen der Reichskanzler vr. Marx und mehrere Parteiführer nach einander teilnahmen. Der Reichspräsident gab in diesen Er örterungen bekannt, daß nach seiner Auffassung, Sie in einer langen Unterredung mit General Groener sich gebildet habe, die Bedenken der Regierungsparteien gegen die Ernennung von General Groener nicht berechtigt seien. General Groener werde die Reichswehr im Sinne des Reichspräsidenten führen und werde in den politischen Fragen, insbesondere auch in den wichtigen Ent scheidungen über die Ostpolitik und die Hilfe für den deut schen Osten, sich der Auffassung der Mehrheit des Kabinetts anschließen. Unter diesen Umständen erklärten sich die Fiihrer der Regierungsparteien mit der Ernennung General Groeners einverstanden. Die Berliner Presse zn Groeners Ernennung Berlin, 19 Januar. Zu Groeners Ernennung zum Reichs wehrminister hält die »Kreuzzeitung" ihre Bedenken aufrecht, da sie auch heute noch nicht Groeners Vergangenheit vergesirn könne. — Die „Börjenzeitung" bemerkt, daß fich der fichcn Landtcg größere Selbstbeschränkung und Stärkung der Stellung der Regierung gegenüber dem Landtag Die Be hauptung Parker Gilberts, daß dis Länder über ihre Mittel lebten, treffe nicht zu Bei der Aufnahme von Anleihen sei stärkste Beschränkung notwendig, aber Anleihen für produktive Zwecks seien nicht zu entbehren, denn die deutsche Kapitalbildung sei noch nicht soweit. Sachsen habe lediglich eine Ausländsanleihe von 15 Millionen Mark ausgenommen und zwar für die staat liche Elektrizitätsversorgung. Zu dem Steueroereinheitlichungs- gesetz erklärte der Redner, das Gesetz werde für Sachsen ganz erhebliche Verschlechterungen dringen. Eine Uedrrtragung der Steurrverwalrung aus das Reich könne Sachsen nm einen Ge- winn von 680000 Mark bringen, dis Nachteile seien aber weit schweier. Unmöglich sei der Zustand, daß manchen Ländern durch die Erzdergersche Finanzresorm die Finanzhoheit genom men, ihnen aber durch die Weimarer Verfassung die Staats hoheit gelaffen habe. Dos Reich komme seinen finanziellen Derpflichsungen gegenüber den Ländern nicht nach: So hab« das Reich aus der Uedernahme der sächfischen Eisenbahn noch eins Schuld an Sachsen von 22 Millionen Mark, von denen ab 1924 nicht einmal die Zinsen von 22 Millionen Mark jährlich geleistet werden. Wenn das Reich loyal handeln würde, so könne man sagen, daß der slchfische Emt balanzisrt sei, daß dann di« Mittel vorhanden seien, die Realstestern zu senken. Sachsen werde nicht ruhen, bis hier eine gerrchtere Regelung geschaffen sei. Minister Weber beleuchtete noch die Nachteils der Schlüfselkonstruktion sür die Steuerverletlung zwischen Reich und Ländern, durch die Sachsen um insgesamt LS Millionen Mark geschädigt werde. Auch in der Beteiligung an dem Auf kommen aus Einkommen und Körperschastsstruer seien die Länder immer mehr zurückgedrängt worden. Durch die Besol dungsreform, bet der das Reich seinen finanziellen Verpflich tungen nicht nawkomme, sei die finanzielle Bedrängnis der Länder verschlimmert und neue Belastungen drohten mit dem Strafoollzugsgesetz und Reichsschulges-tz. Di« Steuergesetzgebung und Senkung durch das R ich geschehe rast ausschließlich aus > Kosten der Länder. Das Verdrillen des Reiches Mr« zu einer finanziellen Aushöhlung der Länder. In dresem Zusammen hang begrüßte es der Minister, daß di« Länderkonserenz fest- j gestellt habe, daß der Einheitsstaat nicht aus diesem Wege Kommen könne. Dieses Jahr werd« zum ersten Mal in d-r ! deutschen Geschickte der Fall eintretrn, daß kein rinz'ges Land ohne Defizit adscblietze Da» 'rutsche Volk könne eben den ihm auserlegten Tribut nicht leisten, und unmögllchUei es auch., neue Steuern aufzuerlegen, unmöglich, mehr aus der Wirtschaft herauszuziehen. An eine Aenderung der Struktur des Reiches, so «Klärte drr Redner noch, glaube er nach der Lündeikon» ferenz nicht, da die süddeutschen Staaten nicht mttmachen wür den. Die Gesahren der Zentralisierung würden von Sachsen erkannt. Es mvssi das Ziel der, sächsischen Politik sein, den Staat als solchen finanziell stark zu erhalten, damit er bei einer Verwlrkltchung des Einheitsstaates nicht als kranker Staat überskhrt werden müsse. Reichsgründungsfeiern. Auf der Reichsgründungsfeier der Deuts ch en Vol-ks- partei in Berlin hielt an Stelle des durch Krankheit verhinderten vr. Stresemann, der Senior der Partei, Ge heimrat Kahl, die Festrede. An eigene Erinnerungen an die Zeit vor 57 Jahren anknüpfend, trat Geheimrat Kahl dafür ein, daß der 18. Januar auch offizieller nationaler Feiertag werde. Bei der Reichsgründungsfeier der Arbeitsgemeinschaft der Essener Vaterländischen Verbände und Parteien sprach der Deutsch-Ostaftika-Verteidiger ^v o n Lettow-Vorbe ck-über den Erwerb und die Entwicklung überseeischer deutscher Besitzungen. * Der Reichsgründungstag wurde von der deutschen Kolonie in Konstantinopel auf Einladung des Bundes der Ausländsdeutschen in den Mumm des Deutschen Klubs Teutonia in der üblichen feierlichen Weise begangen. Oie Regierungsparteien fordern Hilfe für die Landwirtschaft. Interpellation im Reichstag. Die Regierungsparteien des Reichstages weisen in einer Interpellation im Reichstag auf die Not de. rutschen Land wirtschaft hin, die am Ende ihrer Kraft ffDer Reichs- rcgierung sei das bekannt. Sie Habs wic^ -'-alt feierlichst erklärt, daß die Erhaltung der Landwirtschas d ihrer Pro dukttonskraft die wichtigste Voraussetzung s den Wieder aufbau der deutschen Wirtschaft «nd der dem n Volkskraft nach dem unglücklichem Kriegsansgang sei. Smederbelebung und Erhaltung des Inlandsmarktes hingen in erster Reihe von dem Gedeihen der Landwirtschaft ab. Die Not steigt. Im Kreise Grevesmühlen (Meckle nburg-Schwe- r i n) haben nunmehr ebenso wie vor einigen Tagen im Bezirk Seite 2. Reichspräsident bei der Neubesetzung des Wehrminlsterpostens von der Erwägung habe leiten lassen, daß der neue Mann eine Persönlichkeit jein müsse, die der Reichswehrpolitlk die innere Kontinuität der Aera Geßlers sichere Es bestehe die begründete Hoffnung, daß Groener Hindenburgs Vertrauen nicht enttäuschen werde. — Für die »Germania" besitzt Groener in weiten Krei sen Vertrauen. Als alter Soldat werde er hoffentlich die Reichs wehr zu dem entwickeln, was sie sein müsse. — Drr »Börsen kurs e r" begrüßt die Berusuug Groeners gerade darum, weil er fich immer vom Tageslärm und Partriplänkel ferngehalten und nur ein Gebot gekannt habe, die Erfüllung seiner soldatischen nnd staatsbürgerlichen Pflicht. — Nach dem »Vorwärts" hat das Ränkespiel um die Nachfolge Geßlers gez-tgt, daß der Bürgrrblock am Ende seines Lateins: sei. Im 8 Uhr Abendblatt widmet Schei demann dem neuen Weyrminister, als einem der tüchtigsten Oifiztere der deutschen Armee einen anerkennenden Artikel. Er betont Groeners Scharfblick iß der Kriegszeit und zum Kriegsende und unterstreicht seine loyal« Gesinnung gegenüber drr Republik. Der Widerhall der Ernennung Groeners in Paris Paris, 19. Januar Die Ernennung Gmeral Groeners zum Reichswehrminister hat in Paris im allgemeinen eine günstige Prcsse gesunden. Man erblickst in der Ernennung den Wunsch des Reichspräsidenten, auf dem wichtigen Posten des Lketchswehrmini- sters eine Persönlichkeit zu sehen, di« den republikanischen Parteien genehm ist und die auch in einer etwaigen Linksregierung der Zu kunft in Deutschland diesen Posten bcidehalten könnte. Vielfach wird daran erinnert, daß Groener bei den WaffenBllstandsver» Handlungen «ine entscheidende Rolle gespielt hat. Hagenow die DomäneirpächÄr die schriftliche Erklärung ab gegeben, daß sie sich angesichts ihrer wirtschaft lichen Notlage außerstande sehen, noch weiters Pachten : und Steuern zu bezahlen. Die zwangsläufigen Betriebseknstellungen auf Rügen nehmen einen katastrophalen Umfang an. Bisherliegen 80 Betriebe, davon 45 größere, still. Die Höfe und Mecker sind völlig verödet. Dis Arbeiter sind entlassen!, Zugeständnisse pmncares in der Reparationsfrage. Das Ergebnis der Unterhaltung Gilbert — Poincare. Paris. Der Generalagent für die Reparations zahlungen, Parker Gilbert, wurde von PoincarL zu einer längeren Audienz empfangen. Während seines Pariser Aufenthaltes hatte Parker Gilbert eingehende Besprechun gen mit den führenden Persönlichkeiten der Pariser Finanz, welt, u. a. auch mit dem Gouverneur der Bank von Frank reich. Der Reparationsagent ist inzwischen wieder in Berlin ekngetroffen. Wie ein amerikanisches Matt zu berichten weiß, soll Poincare in der Besprechung mit Gilbert inoffiziell ein- geräumt haben, daß auch er nicht erwarte, daß Deutschland ' 132 Milliarden bezahlen könne. PoincarS habe zugegeben, daß die Feit kommen müsse, wo Liese Summe mit genügenden Garantten gegenüber- den Alliierten auf einen praktisch möglichen Betrag reduziert werden müsse. Gilbert habe also den Eindruck mitgenommen, daß Poincare gewillt sei, auf wirtschaftliche Tatsachen zu hören, wenn die Feit gekommen ist. Aus der weiteren Pressemeldung geht hervor- daß Poincare Deutschland völlig als Handelsobjekt bei der Schuldenregelung betrachte, da er angedeutet habe, Frank reich wolle, ob nun in zwei oder drei Jahren, durch Mobili- sierung deutscher Reparationsbonds einen großen Barbetrag erhalten, damit es seine Schulden bezahlen könne, poincare bringt ein Llnterdrückungs- gesetz für Elsaß-Lothringen ein. Nichtachtung Les Ssl b st b e st i m mu n g-s r e ch t s,! der Völker. Paris. Der französische Ministerpräsident PoincarL Hal der Kammer ein zur UnteÄrückung oer elsaß lothringischen Heimatbewegung und der nationalen Minderheiten Frank« reichs bestimmtes Gesetz vorgelegt, in dem es A. a. heißt: . Artikel 1. Wer, durch welche Mittel es auch sei, ver sucht, die Integrität des nationalen Gebietes zu verletzen,, wird mit Gefängnis von ein bis fünf Jahren und mit eine« Geldstrafe von 100 bis 5000 Francs besttast. Artikel 2, Die Individuen, die auf Grund des vor» stehenden Artikels verurteilt worden sind, können zum Auf» «nthaltsverbot verurteilt werden. Der Gesetzentwurf des französischen Ministerpräsidenten wird zweifellos nicht nur in Frankreich großes Aufsehen er regen, da er in schärfstem Widerspruch steht zn allen Erklärungen über das Selbstbestim» mungsrecht der Völker, die von französischer Seite bis her abgegeben worden sind. Die polnischen Wahlinethoden. Streichung der deutschen Wahl berechtigten. Kattowitz. Die Zahl der Einsprüche gegen die Wählerliste wegen Anzweiflung der polnischen Staats- angchörigkeit beläuft sich nach vorläufiger Feststellung auf rund 20 000 deutsche Wahlberechtigte. Die Annahme der Einsprüche durch die Wahlkommission und die S t r eichuna der deutschen Wahlberechtigten aus den Wahllisten ist nach den Bestimmungen des Wahlgesetzes völlig zu Unrecht erfolgt. Don der deutschen Wahlgemeinschaft ist gegen dieses Verfahren Protest eingelegt worden. Es ist aller- dings kaum anzunehmen, daß von den polnischen Behörden in allen Fällen diesem Protest stattgegeben wird. Außerdem versucht man von polnischer Seite, die deutschen Wähler in Ostoberschlesien durch Droh- briefe einzuschüchtern, die von einem Schwarzen Komitee versandt worden sind, und in denen die deutschen Wähler gewarnt werden, für die deutsche Liste zu stimmen. Oie Ausweisungsbefehle für die russischen Oppositionsführer. Angeblich auf drei Jahre vorläufig. Moskau. Amtliche Stellen der Sowjetunion haben fest gestellt, baß trotz der Beschlüsse des 15. Parteitages die kom;