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Mes gilt aber nicht nur für den Kaufmanttsgehrlfew- ! stand, sondern auch für jeden anderen Beruf. Nur Tüchtigkeit und Eignung verbürgen in der heutigen Zeit des Wirtschaftskampfes ein Vorwärtskommen im Beruf. Außerdem ist aber auch die augenblickliche und die zu er wartende Wirtschaftslage im erwählten Berufszweige zu be achten. Die lleberprüfung aller Vorbedingungen für die Berufswahl ist aber den Eltern in den seltensten Fällen nur möglich. Man hat aber einen Ausweg gefunden. Die städtischen Berufsberatungsämter und die Berufsbahnberatungsstellen der Berufs verbände gehen den Eltern hier hilfreich zur Hand. Es ist nur zu empfehlen, von diesen Einrichtungen bei der Berufswahl Gebrauch zu machen, zumal den Berufs beratungsstellen auch gleichzeitig Lehrstellenvermittlungen angeschloffen sind. Die Lehrstellenvermittlungen bieten die Gewähr für die Erlangung einwandfreier Lehrstellen, d. h. sie vermitteln nur solche Lehrstellen, in denen die Lehr- befliffenen auch für den künftigen Beruf so vorgebildet werden, daß sie, natürlich bei entsprechender Eignung, woA ausgerüstet nach beendeter Lehrzeit in den BexufÄampf treten können« . Wußten Sie das schon? In der Augsburger Fugger ei, der ältesten sozialen Siedlung Deutschlands, wohnen dank der Stiftung der Fug- ger noch heute 106 Familien zu einem Mietpreis von 4 Mark und 21 Pfennig. * Das älteste Theater Deutschlands besitzt Trier in den Ruinen des römischen Amphitheaters. * Das Urbild von Goethes „Faust" — also der „Ur faust" — war ein Landsmann und guter Bekannter Me lanchthons, vr. Georg Faust, Ler zu Ende Les 15. Iahrhun- derts im schwäbischen Dorf Knittlingen (nahe der Zisterzienser Abtei Maulbronn) geboren wurde und als Nekromant, Zau- derer und Goldmacher großen Ruf hatte. In Knittlingen wir- sein Geburtshaus noch jetzt gezmgt. * Die älteste und jetzt auch letzte hölzerne Zugbrücke Ber lins ist die „Iungfernbrücke", die demnächst abgebrochen wer den soll. Äe hat ihren eigenartigen Namen von den „Jung fern" (den Töchtern der im benachbarten» Französischen Hof" wohnenden Emigrantenfamilien), die ihre selbstgefertigten Spitzen — die „Knötgens" sagte man dazumal — in höl- zernen Buden an der Brücke feilhielten. Der Wink mit dem Spazierstock oder Wie man in Südspanien einen Korb erteilt. In Südspanien besteht noch heute eine nicht miß- zuverstehende Sitte, lästige Freier abzuwinken. Ein Jüng ling, der dort auf die Brautsuche geht, pflegt nach Landes sitte an drei aufeinanderfolgenden Tagen zur gleichen Stunde den Elten: seiner Erwählten einen Besuch abzustatten. Beim dritten Male läßt er „aus Versehen" seinen Spazier stock im Hause des Mädchens stehen. Wenn er am nächsten Tage zur nämlichen Zeit wiederkommt, ins Haus einge lassen wird und auf seine Erkundigungen mit einer höflichen Phrase seinen Spazierstock zurückerhält, so bedeutet das, daß seine Bewerbung um die junge Schöne von ihr und ihren Eltern gern gesehen ist. Ist das aber nicht der Fall, so erspart man ihm die Mühe, seine Besuche zu wiederholen und nach dem zurückgelassenen Spazierstock zu fragen. Man wirft nämlich, kurz bevor der Freier kommt, den Stock ein fach auf die Straße, und der Jüngling hat nur nötig, bei seinem Eintreffen vor der Tür der Umworbenen Umschau zu halten, um zu wissen, woran er ist. Entdeckt er auf der Straße seinen Stock, so hat er einen Korb in bester Form weg. Ist der Stock nicht draußen, so mag er mit Zuversicht auf Erfüllung seiner Wünsche rechnen. Ich kann ohne Fery nicht leben. Aus Arad in Ungarn wird gemeldet: Die 17jährige, auf fallend schöne Julia Bogya war verliebt, unglücklich ver liebt, ihr Fery war untreu, und ohne Fery wollte sie nicht länger leben. Gestern wurde sie aus der elterlichen Wohnung von den Rettern besinnungslos ins Spital übergefühvt. Sie hatte ihr Zimmer mit Blumen reich dekoriert, wie es in Romanen beschrieben wir-, auch die Bettdecke war mit Blumen übersät. Dann hatte sie mehrere weiße Pulver in ein Wasser glas geschüttet, dasselbe auf einen Zug geleert, hatte noch die letzten Blumen auf der Bettdecke zurcchtgelegt und oben dar auf einen Zettel „Ich kann ohne Fery nicht leben!" Dann war sie eingeschlummert. Im Spital wurde eine gründliche Magenwaschung vorgenommen, die das Gist — 30 Gramm Aspirin — zutage förderte und ihr gründlich die poetischen uno romantischen Selbstmordgelüste ausgetrieben haben dürfte. Es darf allerdings nicht verschwiegen werden, daß der Fery aber stündlich den Kops zur Tür hereinsteckt: „Wie fühlst du dich, Juliska? ..." , — Kann man Butter einmachen? — Aus einer Zuschrift aus Wisconsin ist zu entnehmen, daß sich zum Einmachen der Butter am besten September butter eignet. Für Deutschland sollte man frische inländische Mai- oder Junibutter nehmen. Ausländische Ware, deren Frische oft schlecht zu kontrollieren ist, sollte man keineswegs verwenden. Vor allen Dingen darf die Butter nur an kühlen Tagen eingemacht werden. Man ach'e darauf, daß keine Gewitterluft oder Neigung zur Gewitterbildung besteht. — Die Butter wird so frisch wie möglich in den Keller gebracht, wo man für saubere Steintöpfe oder Holzmulde vorgesorgt hat. Um evtl, zurückgebliebene Buttermilchtcile, die der But ter einen Beigeschmack geben würden, zu entfernen, knetet man diese in etwas gutem Essig durch. Der Essig ist wie der abzugießen. Auf 1 Pfund Butter rechnet man etwa 1 Eßlöffel Essig. Sodann erneut auswaschen und mit et was feinem Kochsalz durchkneten. Die Steintöpfe werden mit Salz und Wasser gründlich gereinigt. Nun legt man einige (3—5) Gewürznelken in den Steintopf, die der Butter keinen Beigeschmack geben, aber zur Erhaltung der Frische dienen. Die Butter wird so fest wie möglich in den Stein kopf gepreßt. Man läßt einen etwa 2 Finger breiten Rand oben frei, bedeckt die glatte Oberfläche mit einem Leinentuch, drückt das Leinentuch fest an und übergießt das Ganze mit einer schwachen Salzlösung, so daß die Butter gut bedeckt ist. Die Lösung muß von Zeit zu Zeit erneut werden. Stellt man sodann die Butter möglichst kühl, so hält sic sich auf diese Art lange Zeit tadellos. Praktische Winke ° Die Behandlung des Bügeleisens. Wenn die gebügelte Wäsche nicht recht sauber erscheint, liegt es fast nie daran, daß sie nicht sorgsam genug gewaschen ist. Vielfach bekommt die Plättwäsche durch eine Behandlung mit dem Bügeleisen häßliche Stellen, aber auch nur dann, wenn die Hausfrau dieses Instrument nicht ordentlich behandelt. Das Eisen soll nie auf den Herd gestellt werden, da es sonst leicht den Staub und die Fettreste von dort auf die Wäsche überträgt. Man soll auch das Eisen nicht in allzu heißem Zustand auf die Wäsche bringen, da sie sonst versenkt wird. Vor dem jedesmaligen Gebrauch reibe mau das Bügeleisen mit Rostpapier und einem Tuche ab. Nach Beendigung des Plättens empfiehlt es sich, das Bügeleisen in sauberes Fla nell cinzuschlagen, um cs so vor Feuchtigkeit und dem da durch entstehenden Rost zu schützen. Nasse Kleider schonend zu trockne«. Nasse Kleider ziehe man stets zum Trocknen auf einen Bügel. Wenn sie so, möglichst sreischwebend, trocknen, wird jeder Kniff vermieden. Schmutzkanten reibt man erst ab, wenn sie vollkommen trocken sind. Jedes Ausbürsten durchnäßter Kleider ist unzweckmäßig. Um seidene Tücher z« waschen, bedient man sich des Kartoffelwassers. Man reibt rohe Kartoffeln und preßt sie aus; mit dem Wasser gewaschen, werden die Sachen nicht nur rein und die Farben lausen nicht aus, sondern sie er halten auch einen eigenartigen Glanz. 4 SmAMagt! !INI M WSlWk rWMttMMN! n Druck und Verlag von E. L. Förster'« Erben (Inhaber: I. W. Moh r) « Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz u >^^<chilt nimmermehr die Stunde hart, Die fort von dir wa« Teure« reißt! Sie schreitet dnrch die Gegenwart Al, ferner Ankunft dunkler Geist; Sie will dich vorbereiten ernst Auf das, was uuabweuddar droht, Damit du heut eutbehren lernst, Wa» morgen sicher ranbt der Tod. Oer heilige Brunnen. Es ist schon länger als tausend Jahre her, als die ersten Erhebungen des Erzgebirges mit dichtem Wald bewachsen waren. Urwald! Schroffe Felswände, über die riesige Eichbäume ihre Zweige breiteten. Eber und Bär, Wolf und Luchs, die Schrecken friedlicher An siedler, hausten in unwegsamen Gründen, und ungebän digt stürzen Gebirgswasser zu Tal. Da war es jene Quelle, an deren Ufern sich ein frommer Einsiedler niederließ. Kam es daher, daß die Leute den Quell für heilig und heilsam ansahen, oder hat sein Wasser wirklich Heilwunder vollbracht? Genug, es begann im Verlaus der Jahr hunderte ein Wallfahrten nach dem „heiligen Brunnen", das dann immer weitere Kreise heranzog. Eine Kapelle erhob sich unweit des Quells und die Abtei Akt- Cella zog nicht geringe Einkünfte aus dem wunder tätigen Wasser. Wie denn die alte Zeit bis in unsere Tage hinein- fpielt, so hielt sich der Glaube an die Heiligkeit und Heil samkeit des Wassers bis in das vorige Jahrhundert hin ein im Volke rege. Damals umschloß eine Mauer von bedeutender Ausdehnung im Rechteck den Brunnen und ungehindert schaute der Himmel auf sein Wasser nieder. Lustige Buben überkletterten die Mauer, naschten von den Weinbeeren, die an der Sonnenseite an verwilderten Stöcken reiften und ließen auf dem wundertätigen Wasser ihre Papierschiffchen schwimmen. Wie der Mensch schon in früheren Zeiten sich Bach und Quell nutzbar gemacht, so hatten auch vor fast vier hundert Jahren Dresdener Bürger das Wasser des „heiligen Brunnen" in hölzernen Röhren, die später durch eiserne ersetzt wurden, nach Dresden geleitet und man sagt, daß noch jetzt derBrunnenimSchloß- hof von dorther gespeist würde. Dann wurde, den früheren Bestimmungen entgegen, der wundertätige Quell mit einer Wölbung überdacht, die sich unter Rasengrund verloren hat, die aber für jenes seltsame Singen und Klingen Wohl die Resonnanz gibt. Märchenhaft, geheim nisvoll tropfende Wasser, lebendiges Rauschen und Nieseln im Schoß der Erde, — das gibt noch in unserer geklärten Zeit Kunde vom „heiligen Brunnen" bei Leubnitz- Reuostra. R. B. — Die Spionin —— 1) Skizze von G. Wagener Der Zug klapperte über die Weichen des Grenzbahn- hoss. Mademoiselle Ivonne atmete auf. Ein Gegenstand fiel schwer zu Boden. „Das war sicher der Stein von mei nem Herzen!" entrang es sich von ihren Lippen. „Nein' mein Fräulein", sagt der Herr in der anderen Polsterecke' „Ihre Handtasche. Gestatten Sie." Mit höflicher Verbeu gung überreichte er der jungen Dame ihr Eigentum. Ivonne dankte. Wie konnte sie sich nur so gehen lassen! Ach, schließlich war ja die Gefahr vorüber und lag hinter den blaugelb-roten Grenzpsählen! Jetzt war ihr der Mensch dort in der Ecke nicht mehr so widerwärtig wie in der Nacht, da sie in Bukarest den Zug bestiegen und er sich noch im letzten Augenblick in ihr Abteil gedrängt hatte. Da mals tauchte der fürchterliche Gedanke in ihr auf, dieser Herr sei ein verkappter Polizist, und es gab doch nichts aus der Welt, was sie im Augenblick mehr zu befürchcn gehabt hätte, als gerade diese Art von Leuten. Schaudernd erinnerte sie sich an die Ereignisse der letzten Nacht. Sie mußte doch einmal im Spiegel nachsehen, ob sie nicht graue Haare be kommen hatte! Nein, doch nicht! Was lag nicht alles hinter ihr! Ein politisch hochwichtiges Schriftstück aus dem Schreibtisch eines Staatssekretärs stehlen, während dieser im Rauschschlaf ihrer betäubenden Zigarette lag, dann ins Hotel stürzen, zur Bahn fahren, die Nacht mit dem unheimlichen Menschen in einem Abteil verbringen, jeden Augenblick nach dem kostbaren Raub im Mantel fassen und dann noch die Ruhe bewahren! Das sollte ihr einmal jemand nachmachen. Na, die Herren in Paris konnten mit ihr zufrieden sein und einen annehmbaren Scheck ausstellen. Bald würde sich der Traum ihrer Jugend erfüllen und sie das Schlößchen in Mouy-Chatel kaufen . . . Schloßherrin!. Da saß wieder dieser unangenehme Mensch. Er sah eigentlich sehr' gut aus: Tadellose Bügelfalte, eleganter Neiseanzug, große Mütze und über ihm im Gepäcknetz einen nagelneuen Juchtenkoffer. Wie ein reisender Diplomat vom heimatlichen Quai d'Orsai. Der Mann war doch nicht übel! Da, jetzt sprach er sie an: „Mademoiselle scheinen erfreut zu sein, Rumänien hinter sich zu lassen; unangenehmes Land. Bin gleichfalls froh, wenn ich es nicht mehr sehe. Schmutz finken. Das arme Siebenbürgen wird auch bald im ruthe- nischen Schmutz ersticken. Na, wir sind ja jetzt in Ungarn; besserer Menschenschlag." In seiner abgehackten Weise sprach er weiter. Ivonne fühlte sich glücklich und geborgen. Als die beiden mittags in Budapest ausstiegen, waren sie gute Freunde geworden und hatten sich gegenseitig an vertraut, daß sie die Nacht in der Hauptstadt bleiben wolle. Ivonne erfuhr noch, daß ihr Reisegefährte wirklich Diplo mat war, noch dazu italienischer Graf — welch schöne Er werbung für ihr Schlößchen! — und sich für den anderen Tag mit einem Kollegen verabredet hatte. Nach ihren Ab sichten hatte der höfliche Mano nicht gefragt, und Ivonne war ihm dankbar dafür. Sie hatte ihm erzählt, daß sie sich Budapest ansehen wollte. „Großartige Stadt", hatte der Diplomat gesagt, „Sie müssen sich einige Tage hier auf halten ; darf ich mich Ihnen vielleicht zur Verfügung halten?" Er war doch wirklich ein netter Mensch. Wenn er wüßte, daß sie den Rumänen ein Dokument gestohlen hatte!