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Pulsnitzer Tageblatt : 30.01.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192801309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19280130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19280130
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-01
- Tag 1928-01-30
-
Monat
1928-01
-
Jahr
1928
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 30.01.1928
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Nr. 25. Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den 30. Januar 1928. lich bezahlt werden. Testamentsvollstrecker, Verwalter usw., die nicht zugleich Rechtsnachfolger des Steuerpflichtigen, also nicht Erben sind, werden guttun, noch besonders den 8 97 R.A.O. zu beachten, der ihnen für den Fall, daß sie erkennen, daß Steuererklärungen von dem Verstorbenen gar nicht oder unrichtig oder unvollständig abgegeben worden sind, die Pflicht auferlegt, dies innerhalb eines Monats dem Finanzamte an zuzeigen, wofern sie nicht Gefahr laufen wollen, für die voc- enthaltenen Steuerbeträge persönlich strafbar und womöglich auch nach 8 72 noch mit einer Geldstrafe bedacht zu werden. — (Wie wird das Wetter? — Es wird kälter.) Höchst verdächtig und unter Umständen von großer Bedeutung sind die Schiffsmeldungen vom Nordatlantischen Ozean. Die Beobachter dort geben immer gleichzeitig die Temperatur des Wassers und der darüber streichenden Luft an und hier zeigt sich nun, daß mitten in das Gebiet des Golfstromes hinein ein kalter Luftstrom aus Grönland und den nordamerikanischen Eisgebieten sehr kalte Winde wehen läßt, so daß die Luft dort wesentlich kälter ist als das Was ser, über das sie hinwegstreicht. Wenn ein derartiger Vor stoß so energisch erfolgt, ergibt sich häufig ein schnelles Ab sterben der Tiefdruckgebiete, so daß selbst eine derartig ausgeprägte Wetterlage, wie sie noch am Wochenende vor handen war, innerhalb von acht Tagen sich umwandelt. Danach besteht sehr große Wahrscheinlichkeit, daß die zurzeit bei Island liegende Depression sich verflacht und in einzelne Kerne auflöst. Dann wird die Zufuhr wärmerer Luftmassen allmählich nachlassen, so daß ein gleichmäßiger Temperatur rückgang bis zum Gefrierpunkt in Ansicht steht. Niederschläge fallen bei solchen Wetterlagen in erheblichen Mcnger und zwar zuerst als Regen, der allmählich in Schnee übergeht. Wenn demnach auch keine Frostwetterperiode unmittelbar be- vorsteht, so dürfte doch das Wetter dieser Woche mit seiner allmählichen Beruhigung und der sinkenden Temperatur dazu überleiten. Nur die Mittelgebirge werden bis in die Täler von dem unfreundlichen und feuchten Wetter verschont bleiben und echten Winter bei leichtem Frost und Neuschnee haben. — lZur Unterschlagung in Schlettau.) Zu der von uns gebrachten Notiz betreffend Verhaftung des Stadtrat a. D. Kl. in Schlettau wird uns die Nachricht, daß die Verhaftung im wesentlichen wegen Kollisionsgefahr erfolgt sei, um etwaige Verdunklungsversuche zu vermeiden. Die Gemeinschaft der Freunde, als deren Vertreter Kl. be zeichnet wird, teilt mit, daß nach ihren sofort eingeleiteten Ermittlungen dieser sich in seinem Verhältnis zu ihr keiner lei Unregelmäßigkeit« hat zu Schulden kommen lassen. Im übrigen haben Vertreter der Gemeinschaft der Freunde keine Inkasso-Befugnis. Bischofswerda» (Tödlicher Unfall eines Eisenbahnbeamten.) Freitag früh stürzte der hier wohnhafte Zugschaffner Mütze beim Ein- und Ausladen in Wilthen durch einen Fehltritt aus dem Wagen, wodurch er einen Schädelbruch erlitt. Am Abend ist der Verunglückte seiner schweren Verletzung erlegen. Er stand im 43. Lebens jahre und hinterläßt eine zahlreiche Familie, der man allge meines Mitgefühl entgegenbringt. Niederputzka«. (Feuer.) Am Donnerstag nach mittag, kurz vor >/,3 Uhr, brach in dem dem Wirtschaftsbe sitzer Reinhold Frenzel gehörigen und von dem Steinarbeiter Kunath bewohnten Grundstück, bestehend aus Wohnhaus, eingebautem Stall mit anschließender Scheune, Feuer aus. Die Flammen fanden in dem alten Gebälk und im Stroh dach gute Nahrung, sodaß bereits nach wenigen Minuten der ganze Dachstuhl in ein Flammenmeer gehüllt war. Nach barn, die das Feuer aufgehen sahen mußten erst Frau Ku nath, die nichtsahnend in ihrer Stube beim Blumenanfertigen saß, auf die große Gefahr aufmerksam machen. Mit Hilfe der Nachbarsleute konnte denn auch ein Teil Möbel, Wäsche und Hausgeräte gerettet werden. Riederputzkai». (EinSchulknabealsBrand- stifter.) Der hiesigen Gendarmerie ist es gelungen, den Täter, der am Donnerstagnachmittag das Anwesen des Wirt- schastsbesitzers Reinhold Frenzel in Brand gesteckt hat, zu er mitteln. Es ist ein 7jähriger Schulknabe aus Niederputzkau. Sebnitz. (20 Jahre Bürgermeister in Seb nitz.) In diesem Jahre werden es 20 Jahre, daß Bürger meister Dr. Steudner (vorher in Kamenz) die Geschicke der Stadt Sebnitz in die Hand genommen hat. Dresden. (Ludendorff in Dresden.) Auf einer Vortragsreise durch die deutschen Städte sprach General Ludendorff am Sonnabend abend auf Veranlassung des Tannenbergbundes auch in Dresden. Der Zirkus Sarra- sani, der etwa 5000 Menschen faßt, war bis auf den letzten Platz von gläubigen Anhängern des Generals und seiner Ideen gefüllt, und viele, die noch Einlaß begehrten, mußten unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen. Ludendorff wurde mit stürmischen Heilrufen begrüßt, und auch seine Aus führungen wurden vielfach durch Beifallskundgebungen unter brochen. Er sprach über sein bekanntes Thema „Einigung des Volkes zur lebendigen Volkseinheit", wobei er, wie in seinen bisherigen Reden, so in München, in Leipzig und Gotha seine Ansichten über die Ursachen des verlorenen Krieges und der Not der Nachkriegszeit zum Ausdruck brachte. Als die Urheber all dieses Elends und des Fehlens einer deut schen Volkseinheit bezeichnete der Redner die „drei überstaat lichen Mächte, Juden, Jesuiten und Freimaurer," deren Ziel das Jawcpaneuropa sei. Nachdem General Ludendorff unter stürmischem Beifall seine Ausführungen beendet hatte, sprach noch seine Frau, die frühere Aerztin und Schriftstellerin Dr. Mathilde von Kemnitz über „Freimaurerei und Men schenwürde". Die Polizei war mit großem Aufgebot er schienen und hatte umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen ge troffen, sodaß die Veranstaltung einen ruhigen und unge störten Verlaus nahm. Dresden. (Messelustverkehr von Dresden nach Leipzig.» Dem Vernehmen nach ist auch für die mit einem reaelmäßi- aus in unserer Entwaffnung inmitten Waffe II starren dir Völker und wirtschaftlich in unserer ungeheuren Auslandsverschuldung, die nicht allein auf den Reparat-onsschulden beruhe, sondern auch erhebt che pri vate Zinsen mit umfasse und den Umstand einschließe, daß wir unser Volk nicht aus eigenem Boden ernährten. Wenn dem Weg der Aus landsverschuldung nicht Grenzen gezogen würden, so würde die Zusam menarbeit mit dem Ausland sich immermehr in eine Beherrschung der deutschen Wirtschaft durch die Ausländer umwandeln. Damit werde die Gefahr immer größer, daß wir in der neu entstehenden Welt auch mit dem Eigentlichsten unseres eigenen Lebens, nämlich der Kultur zur Bedeutungslosigkeit herabsinken. Deshalb müsse die Losung für uns heißen, alles zu tun, daß das Nationalbewußtsein bei uns immer leben diger werde. Der Redner schilderte dann in welcher Weise die Deutsche Volkspartei den nationalen Gedanken Pflegen solle, nämlich nicht als gen Messeluftverkehr zwifchen Leipzig und Dresden zu einem verbillgten Tarife zu rechnen. Voraussichtlich dürfte dieser Pendelverkehr während der Messezeit^ mehrmals am Tage erfolgen. Dresden. (Waldbad Oppelsdorf.) Vom 1. Februar 1928 an erhält der Bahnhof Wald-Oppelsdorf die Bezeichnung Waldbad Oppelsdorf. Pirna. (20. Sächsisches Bundes-Kegeln vom 30. Juni bis 8. Juli 1928.) Der Sächsische Keglerbund rusi die Sächsische Keglerschar zu seinem 20. Bun deskegeln am 30. Juni bis 8 Juli 1928 nach Pirna an der Elbe, dem Eingangstor zur Sächsischen Schweiz. Die Fest stadt, vor allem aber der Verband Pirnaer Kegelklubs, der mit der Durchführung des Festes betraut ist, rüstet jetzt schon eifrig, um den Kegelbrüdern, die aus dem ganzen Sachsenlande herbeiströmen werden, einen angenehmen Auf enthalt und sportliche Betätigung zu gewährleisten. Etwas neues soll auch diesmal in Pirna geboten werden: Eine Sportausstellung, die in einem besonderen Teil der großen Sporthalle, die auf dem in der Mitte der Stadt gelegenen Sportplätze errichtet wird, untergebracht werden wird. Das Programm zum 20. Sächsischen Bundeskegeln sieht u. a. Rundfahrten in die Sächsische Schweiz und eine große Ufer- und Höhenbeleuchtung sowie eine Markt-Illumination vor. Leipzig. (General Ludendorff in Leipzig.) Am Freirag abend hat General Ludendorff mit seiner Frau einen Vortrag in Leipzig gehalten. Sowohl der Zoo, wie auch das Bonnrand, wohin der Vortrag durch Lautsprecher übertragen wurde, waren bis auf den letzten Platz besetzt. Ein starkes Polizeiaufgebot wachte darüber, daß die Ordnung nicht gestört wurde. Der Ludendorffsche Vortrag richtete sich namentlich gegen das Freimaurertum. Ludendorff und seiner Frau wurde von ihren zahlreichen Anhängern lebhafter Bei fall dargebracht. Leipzig, 27. Januar. (Gefährdung eines Ei senbahnzuges.) Am 26. Januar wurde ein zwischen Beucha und Trebsen verkehrender Personenzug kurz vor der Station Ammelshain am dortigen Rittergutsweg dadurch schwer gefährdet, daß auf die Geleise auf eine Strecke von etwa 75 Metern in größeren und kleineren Abständen über faustgroße Schottersteine gelegt waren. Außerdem lag am Bahnübergang des genannten Weges eine etwa 6,40 Meter lange und 22 Millimeter starke Eisenstange. Von dem aus der Richtung Beucha kommenden Personenzug wurden die Hindernisse zur Seite geschleudert, sodaß glücklicherweise ein größeres Unglück nicht eintreten konnte. Die Täter wurden durch die Kriminalpolizei in Leipzig ermittelt. Es handelt sich um drei Schuljungen im Aller von sechs, sieben und acht Jahren. Leipzig, 29 Januar. (Die Wirtschaftslage in Deutschland.) Wir entnehmen dem Wochenbericht der Adca: Die Ausbreitung der Streik- und Aussperrungsbcwegung in der mittel deutschen Metallindustrie und die nunmehr beschlossene Kündigung des Arbeitsabkommens im Ruhrbergbau für Ende April deuten darauf hin, daß es voraussichtlich zu heftigen Auseinandersetzungen nicht nur um die Aufrechterhaltung bez. Ausgestaltung der Sozialmaßnahmcn vor nehmlich in der Frage der Arbeitszeit kommen wird Die Versuche zu einer wirtschaftspolitischen Angleichung der gegensätzlichen Meinungen dürften dabet durch den Umstand erschwert werden, daß ausgehend von der Eisenpreiserhöhung und der von uns bereits kurz behandelten Möglichkeit einer Tarifverteuerung bet der Reichsbahn, die Beziehungen zwischen Preis, Produktionsauswand und Lebenshaltungskosten erneut Veränderungen vorausgesetzt werden, und zwar gerade zu einer Zeit, die im Zusammenhang mit den bevorstehenden Wahlen an sich >chon eine stärkere Betonung der tnnerpolitischen Gegensätze mit sich bringt. Es erscheint daher verständlich, wenn man jüngst vielfach auf die von Sir Alfred Mond ausgehenden englischen Versuche hinwetst, bet denen man dahin strebt, in einer Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände von Unternehmertum und Arbeiterschaft gemeinsam die wichtigsten Probleme der Wirtschaft zu behandeln und damit zu einer Festigung des industriellen Arbeitsfriedens beizutragen. Aehnlichc Bemühungen in Deutschland, die gleich nach Kriegsende zu einem gewissen formellen Erfolg geführt hatten, in sachlicher Richtung aber ziemlich bedeutungslos geblieben waren und deshalb später wieder aufgegeben wurden, lasten auch für die englischen Absichten dis Frage des zufriedenstellenden Endergebnisses noch ganz offen. Dies besonders, wenn man berücksichtigt, daß als einer der Hauptpunkte für die paritätische Untersuchung das Problem der Jndustrierationalisierung gilt, über besten Inangriffnahme die Ansichten sehr weit auseinandergehen. Chemnitz. (Verurteilung eines Brand stifters.) Das Schwurgericht Chemnitz verurteilte den 64 Jahre alten Bauarbeiter Franz Louis Heinig aus Mittelfrohna wegen versuchter und vollendeter Brand stiftung zu sechs Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrenrechtsverlust. Heinig hatte am 3. Juni v. I. das Gehöft des Wirtschaftsbesitzers Nösel in Mittelfrohna an gezündet, so daß es bis auf das Wohnhaus niederbrannte. In der Nacht vom 5. zum 6. Juni versuchte er auch noch das Wohnhaus anzustecken; das Feuer wurde aber recht zeitig entdeckt. Die Tat ist ein Racheakt, weil Heinig zwangsweise aus seiner Wohnung, die er auf dem Gehöft innehatte, herausgesetzt werden sollte. Llsnitz i. E. (S ch a ch t u n g l ü ck.)' Beim Laden von Schlamm über Tage bei der Gewerkschaft Deutschland geriet der 28 Jahre alte Tagearbeiter Johannes Müller unter abrutschende Schlammassen und konnte trotz schneller Hilfe und einstündiger Wiederbelebungsversuche leider nicht mehr zum Leben zurückgerufen werden. Ein anderer gleichfalls verschütteter Arbeiter wurde gerettet. Plauen. (Unterdem Verdachtdes Gatte n- mordes verhaftet.) Der Kraftwagenbesitzer Berger aus Reichenbach hatte am 11. November mit seiner Frau Selle 2. Grundsätzlichkeit des inneren Lebens des Vllkes, sondern als Noiwen- digkeit anderen Völkern gegenüber als Nation zu fühlen. Auch die anderen Völker müßten unser Recht auf volles Persönlichkeitslebens anerkennen. Diesen Persönlichkeitsgcdanken wandte der Redner dann auch aus das Verhältnis des Bürgers zum Staate an. Es müsse unbedingt dahin getrachtet werden, daß möglichst bald der Staat uns wieder als abgeschlossene Persönlichkeit entgcgentretc und wcht fort während dis Grenzen seines Wirkens gegenüber der Freiheitsphäre des Einzelnen vorschöbe. Nur ein Staat, der sich in seiner Betätigung selbst Beschränkung auferlcge, werde jenes Gefühl der Sicherung und Verantwortlichkeit im einzeln:» erzeugen, das wir zum Wiederaufbau brauchten und werde sich auf die Dauer die in jedem Augenblick aktive I Liebe seiner Bürger erringen. und einem 17jährigen Mädchen eine Autofahrt unter nommen. Die Frau wurde tot auf der Straße auf gefunden und sollte nach Angabe des Mannes aus dem "Wagen geschleudert worden sein. Nun ist gegen Berger wie gegen seine Begleiterin, in der man die Geliebte ver mutet, vom Landgericht Plauen das Untersuchungsver- sahren wegen Mordverdachtes eingeleitet worden. Bad Elster. (Vom s ä ch s i s ch e n S t a a t s b ad e.) Die Zunahme des Fremdenverkehrs im Jahre 1927 hat auch Bad Elster die bisher höchste Besucherzahl überhaupt gebracht. Gegenüber 1926 mit 17 005 Fremden ist bei einer Frequenz von 21239 Besuchern eine Steige rung um fast ein Viertel (24,9 Prozent) zu verzeichnen, gegenüber dem letzten Vorkriegsjahre 1913 mit 16 559 Gästen sogar eine Besserung um 28,2 Prozent. Neben der Zahl der Kurgäste ist auch die der Passanten erheblich ge wachsen, im Vergleich zu 1913 um 70,2 Prozent und zu 1926 um 36,6 Prozent. Stollberg. (Eine S u p e r i n t e n d e n t e n w a h l.) Pfarrer Heinze in Falkenstein wurde einstimmig zum ersten Pfarrer und Superintendenten von Stollberg ge wählt. Der Gewählte gehörte seit 1920 auch der Landes synode an. Nnlmn — gesunden — mid nicht MMM. Ein anschauliches Bild von der Liederlichkeit und Gleich- vültlgkeit der lieben Mitmenschen gewährt ein Bück in die vom Fundbüro des Polizeipräsidiums zu Dresden veröffentlichte Liste der von ehrlichen Leuten abgegebenen Fundgegenstände, für die sich noch kein Eigentümer gemeldet hak So liegt jetzt die Liste der im November und Dezember 1927 beim Polizeipräsidium Dresden abgelieferten und nicht abgeholten Gegenstände vor. Daß darunter 73 Geldtaschen und eine Brieftasche, sowie Geld beträge in 5 bis 100-Markscheinen sich befinden, ist erklärlich und entschuldbar, denn es gibt trotz der schweren wirtschaftlichen Nöte immer noch eine ganze Anzahl Menschen, die es sich leisten können, mit dem leichwerdienten <l lde leichtsinnig umzugehen, ja die einen Hundertmarkschein nicht einmal vermissen. Jeden- falls zählt der Schreiber dieser Betrachtungen nicht zu diesen Leuten. Glücklicherweise auch nicht zu denen, die die 9 Trau ringe verloren haben; er gehört vielmehr zu den rückständigen Ehemännern, die noch in dem alten Vorurteil« belangen sind, daß der Trauring an den Goldfinger der rechte« Hand, nicht aber in die Westentasche gehört. Wenn 9 Armbanduhren und 6 Taschenuhren verloren gingen, so ist das angesichts der Drän- gelei aus den Hauptverkehrsstraßen, vor den Kinos und bei einem Autozusammenftoße erklärlich und entschuldbar. Wie aber gerät ein Wecker in dies« honorig« Gesellschaft? Man kann doch kaum annehmen, daß im November und Dezember ein Freilujtschläser sein Ruheplätzchen auf einer Bank im Gro ßen Garten gesucht und den sürsorglicherweise mitgenommenen Wecker in der Eile am Margen sieben gelassen hat. Einleuch tender ist der Verlust von 10 Ohrringen, mit denen vielleicht der Verlustträger der einen RetMswehrmütze in einen gewissen Zusammenhang »u bringen ist. Wer trägt die Schuld, die Da men oder der Reichrwehrmann mit seinen allzustürmischen Zärt lichkeiten? Daß nur 21 Herren- und Damenschicme verlustig gingen, ist überraschend, denn Schirme find doch bekanntlich dazu da, ftehengelaffen zu werden. Ich kenne einen Herrn, der bei seiner Heimkehr von der gestrengen Gattin energisch aus das Fehlen des mitgenommenen Schirme» aufmerksam gemacht wurde, sich sofort nach de» Fundbüro begeben mußte und dort seinen Schirm erhielt, ihn aber nochmals im Straßenbahnwagen liegen ließ, wodurch er des lästigen Instrumentes dann end gültig ledig wurde. Daß ein abhanden gekommener Dolch vom Verlustträger nicht reklamiert wmde, zeugt oon scharfem Denken und seinem Verständnis von der polizeilichen Einstellung solchen Spielsachen gegenüber. Was soll man aber von dem Motor radfahrer denken, der den Soziussitz verloren und den Verlust nicht bemerkt hat? Hoffentlich ist der Sitz wenigstens leer ge wesen, denn andernfalls müßte unter den Fundgcgenständen auch ein weibliches Wesen figurieren. Mitleid regt stch, wenn man liest, daß das polizeiliche Fundbüro auch einen lebenden Schwan, eine Katze, einen Hahn und eine Henne aulnehmen mußte. Selbst wenn man diese vier Tiere in einen Käfig ge sperrt hätte, müßten sie doch immerhin aus Staatskosten er nährt werden. Und dann »ist es auch der Eier wegen, welche diese Tiere legen" — ausgenommen der Kater. Wer hat An spruch auf die Eier, die doch nicht mitgesunden wurden? Es gibt noch andere rätselhafte Fundgegenstände, wie ein Paddel boot, drei Blttzableiterspltzen und ein Gebiß mit 9 Zähnen, bei denen man vergeblich nach den Umständen sorschr, die ihren Verlust herbelgesührt haben. Ja, ja, eine solche Lifte der Funds erzählt manches, verschweigt aber auch vieles. 8t. Rudolf Sendig gestorben. Rudolf Sendig, der Nestor der deutschen Hotel- industreie, der Gründer und langjährige Generaldirektor pes Europahofes in Dresden, der Ehrenbürger Bad Schandaus, ist am Sonnabend an Herzschwäche gestorben. Vor drei Wochen noch konnte er in seltener Frische seinen achtzigsten Geburtstag feiern. Am Montag, nachmittags 3 Uhr, wird in der Stadtkirche von Bad Schandau eine Lrauerfeier stattfinden. Die Einäscherung findet am Mittwoch, dem 1. Februar, )s3 Uhr nachmittags, im Städtischen Krematorium Tolkewitz statt. Mit Rutzolf Sendig ist eine der populärsten Erschei nungen des Dresdens der Vorkriegszeit dahingegangen. Er hatte neben dem alten berühmten Hotel Bellevue an der Elbe nach der Verlegung des Hauptbahnhofs auf die Altstädter Seite das erste moderne Hotel Dresdens, den Europäischen Hos an der Prager Straße, geschaffen und hatte gleichzeitig am Beispiel der Erhebung Schandaus zur Verkehrszentrale der Sächsischen Schweiz gezeigt, daß man auch an kleinen Orten mit großen Hotel gründungen Fremdenverkehr schaffen kann.
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