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Nr. 23. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 27. Januar 1928. Seite 2. Rotkraut 20—25, Weißkraut 15, Welschkraut 20, Rosenkohl 60, Grünkohl 30, Spinat 40—45, Zwiebeln 25, Kartoffeln 6, Aepfel 10-30, Nüffe50 -70, Wein 100—120Pfg. das Pfd. Königsbrück. (Die Elektrizität im Haus, halt.) Gelegentlich eines Vortrages über die Elektrizitäts versorgung der Stadt Königsbrück erklärte der Direktor Korff vom Elektrizitätsverband Gröba, daß in Königsbrück zum ersten Male in größerem Umfange ein Versuch gemacht wer den solle, wieweit sich der Bedarf elektrischer Energie für Hausholtzwecke entwickeln lasse. Der Strom für Kochzweckc soll so billig werden, daß sein Gebrauch auch für die kleinen Leute möglich wird. Bautze«. (Sein 40jähriges Dienstjubi läum) beging am Mittwoch der Vorstand des hiesigen Bahnhofs, Herr Bahnhofs-Oberinspektor Buck. Aus diesem Anlaß wurden ihm feiten des Herrn Reichspräsidenten v. Hin denburg, des Generaldirektors der Reichsbahn, der Reichs bahndirektion, der Betriebsdirektion Dresden II, des Haupt- Vorstandes des Beamtenvereins der Vorm, Sächsischen Staats - bahn sowie des Personals des Bahnhofs Bautzen herzlichste Glückwünsche und geschmackvolle Geschenke überbracht. — (Beförderung.) Herr Regierungsbaurat Herzog bei der Kreishauptmannschaft Bautzen ist mit Wirkung vom 1. Ok tober 1927 ab zum Oberregierungsbaurat befördert worden. Dresden. (Hauptversammlung des Säch sischen Junglandbundes.) Der Donnerstag abend vereinte im Rahmen der Grünen Woche den Sächsischen Junglandbund und viele seiner Freunde im großen Saal des Ge werbehauses zu seiner 7. ordentlichen Hauptversammlung, die durch musikalische Darbietungen, durch Ansprachen und vor allem durch das ländliche Festspiel „Dorfbilder" sich zu einem wirklichen Festabend gestaltete. Zwei frische Märsche, gespielt von der Musikkapelle ehemaliger Militärmusikec unter Leitung des Obermusikermeisters und Stabstrompeters Stock, leiteten den Abend ein. Ihnen folgte eine kurze Begrüßungsansprache und die Erstattung des Jahresberichts durch den Bundesvor sitzenden. Stehend sang die Versammlung das Bunbesfar- benlied. In seiner Festrede „Landjugend heraus" schilderte Reichstagsabgeordneter Gutsbesitzer Logemenn-Hannover ein dringlich die Not des Vaterlandes, die Not der deutschen Landwirtschaft und Landvolkes. Immer nach einem verlorenen Krieg sei das Volk zuerst wieder hochgekommen, dessen Re gierung sich darauf besonnen habe, daß es eine gesunde Landwirtschaft brauche, und die Landwirtschaft, das Bauern tum gelte es auch jetzt in Deutschland wieder gesund zu machen und gesund zu erhalten. Wenn auch Grund genug zum Pessimismus vorhanden sei, so dürfe doch gerade der Bauer und vor allem der Jungbauer nicht nachlassen in dem Kampf um die Scholle und in dem Glauben an di.- Zukunft. Für den Bauern, der nie viel Worte gemacht habe, gelte es mehr denn je: „Bete und arbeite!" Im Reichstag kämpfe man jetzt um das Reichsschulgesetz, das dem deutschen Volke die Bekenntnisschule, die einzig mögliche für Deutschland, bringen solle, denn ohne Religion gehe es nun einmal nicht. Der Redner ermahnte die Junglandbundmitglieder zur Einig keit und Treue zur Scholle. — Nach einer kurzen Aus sprache des zweiten Vorsitzenden des Junglandbundes, der eine Kundgebung verlas und das Treugelöbnis des Sächsi schen Junglandbundes für Volk und Vaterland ablegts, über brachte Direktor Feldmann die Grüße des Landbundes und ein weiterer Redner die der Landwirtschaflskammer. — Den festlichen Teil des Abends bildete das Festspiel „Dvrfbilder" von Schuldirekior Uhlig Lauter, das in bunter Reihe beglei tet von Einzel- und Gruppengesängen lieb« schlichte Darstel lungen aus dem bäuerlichen Leben brachte. — Mit einem Schlußworte des zweiten Bundesvorsitzenden fand der har monisch verlaufene Abend sein Ende. Dresden. (Das 20. Jahrhundert, das Jahr hundert der Kirche?« lieber dieses Thema sprach vor einer zahlreichen Zuhörerschaft in der Freien Bottskirchlichen Vereinigung Studienrat Professor Dr. A. Fischer. Er führte u. a. aus: Man kann schon vom Jahre 1526 an von „evan gelischen Kirchen" sprechen, wenn es auch erst seit dem Um sturz 1918 evangelische Kirchen gibt, die nach jeder Seite hin unabhängig sind. Eine evangelische Kirche ist nicht, wie die röhmische Kirche, auf Bischofsamt, Bekenntnis und Jn- spirationsdogma, sondern allein auf Jesus und seine Bot schaft gegründet. Alle menschlichen Zutaten und Einrich tungen sind geschichtlich bedingt. Die Bibel muß die Grund lage der Predigt bleiben, aber die Kirche muß taktvoll und ehrlich das Volk zum rechten Verständnis der Heiligen Schrift erziehen. Viele ernste Christen stehen positiv zum Grist des Neuen Testaments, lehnen aber das sogenannte „Apostolische Glaubensbekenntnis" in seinem Wortlaut ab. Es ist daher als Zwangsbekenntnis fallen zu lasten oder durch eine schlichte Formel zu ersetzen oder endlich nur in seiner großen Linie als verpflichtend anzuerkennen, zumal nach Luther Konzilien irren können. Es gibt auch große christliche Gemeinschaften ohne Bekenntnis. Es ist grundsätzlich auch im kirchlichen Leben stete Fortentwicklung zu fordern in Kultus und Ver fassung. So ist eine Befruchtung unseres Gesangbuches durch religiöse Lyrik der Gegenwart dringend nötig. Das 20. Jahr hundert ist insofern das Jahrhundert der Kirche, als sich die kirchlichen Energien sammeln und die Aufgaben der Kirchen welt umfangreicher und gewaltiger geworden sind. Die Re ligion Jesu Christi ist unvergänglich, wohl aber ist die Zu kunft der Kirche problematisch. Abgesehen von dec wirt schaftlichen und inneren Not der Kirche ist die Zahl der Träger kirchlicher Energien zurzeit sehr klein. In der säch sischen Landeskirche ist die zunehmende Schematisierung z. B. durch das Konfirmationsgesetz, eine ernste Gefahr für die Volkstümlichkeit der Kirche. Den Intellektuellen und der Arbeiterschaft muß es innerlich möglich gemacht werden, sich als Glieder der Landeskirche zu fühlen. Eng ist die Sekte, die Kirche ist weit. Wenn die evangelische Kirche eine Zu kunft haben will, muß sie sozial, weit, wahrhaftig und gegen wartsgemäß sein. Dresden. (Amerikanischer Besuch.) Der frühere Bürgermeister von Philadelphia, Kendrick, traf, von Berlin kommend, in Dresden ein. Nach dem Emp fang durch den Oberbürgermeister Dr. Blüher und einem Frühstück besichtigte Bürgermeister Kendrick in Be gleitung des Oberbürgermeisters und einiger Behörden vertreter städtische Einrichtungen Dresdens. Von Dres- den aus wird Kendrick sich nach Venedig begeben. Bockwitz. (Schwerer Grubenzugzusam-- menstoß.) In der Braunkohlengrube Friedländer ist im Abraumbetrieb der Braunkohlen- und Brikettindustrie N.-G. ein leerer Kohlenzug mit einem in voller Fahrt befindlichen beladenen Kohlenzug zusammengestoßen. Der Anprall war so heftig, daß die Führerstände,beider Loko motiven ineinandergedrückt wurden. Auf der einen Loko motive wurde der Lokomotivführer und oer Heizer getötet, auf der zweiten der Lokomotiv führer schwer verletzt und der Heizer erlitt einen Nerven schock. Die Leichen der beiden Getöteten mußten mit Schneidbrennern aus den ineinandergeschobenen Ma schinen herausgeschnitten werden. Glauchau. (Aufwertung der Sparkassen einlagen.) Wie der Erste Bürgermeister, Dr. Schimmel, bei Erstattung des Verwaltungsberichts für 1927 be kanntgab, ist mit Sicherheit darauf zu rechnen, daß sie Aufwertung der Sparkasseneinlagen mit 25 Prozent erfolgt. Weißbach b. Zwickau. (Schadenfeuer.) Irr der Scheune und im Schuppen des Anwesens von Gutsbesitzer Kriegmann brach ein Schadenfeuer ans, dem in kurzer Zeit die Scheune mit sämtlichen Erntevorräten und land wirtschaftlichen Maschinen zum Opfer fielen. Drei Wehren,, eine aus Wiesenburg und die beiden Weißbach: r konntew den Schuppen retten. Warnsdorf. (Die gefährlichen Auspuff- gafe.) Durch Gase des Auspuffrohres eines Autos ge tötet wurde in Bad Schlag bei Gablonz der 17 Jahre alte AnstreicheÄehrling Anton Antelmann. Er strich in einer Garage ein Auto an. Bei Beginn der Arbeit hatte der Lehrling den Motor des Autos abgestellt und war darauf unter das Auto gekrochen, um auch den unteren Teil zu lackieren. Das Einatmen der Gase des Auspuff rohres hat den Tad des Burschen herbeigeführt, der kurze Zeit nach Beginn' der Arbeit aM Leiche aufgesunden wurde. Die sächsische Legierung und das ReichsschulgeseH. Im Bildung^ausschuß des Reichstages-Hat bei der Debatte um das Reichsschulgefetz der sächsische MiKisterialdirekior Pötzsch Angaben über die Belastung gemacht,, die der sächsi schen Regierung durch dis Durchführung des'Reichsschulgesetzes entstehen würde. Wie aus Kreisen der ReichAeitung der Reichspartei des deutschen. Mittelstandes erklärt wird, hat der sächsische Finanzminister W e ber, der bekanntlich dieser Partei angehört, in einem Schreiben an die Reichsleitung der Partei erklärt, daß die zahlenmäßige Errechnung der Mehrkosten vom Bolksbildungsmintsterium- erfolgt ist und von ihm in seiner Eigenschaft als Finanznrinister nicht nachgeprüft werden konnte. Er hat in dem Schreiben jedoch erklärt,-, vast der vom Volksbildungsministerium errechnete MehrbeiMg vorn Säch sischen Staate und von der- sächsischen Wirtschaft nicht getragen werden kann, und verlangt, daß das Reich die Mehrkosten übernehmen oder den Ländern den Ausgleich- beim Finanz ausgleich gewähren müsse. Wie weiter bekannt, wird, ist die sächsische Landtagssraktion der Reichspartei des Deutschen Mittelstandes der Ansicht^ daß so erhebliche Mehrkosten bei weitem nicht entstehen können, und sie ist weiter der Mei nung, daß die Kosten, die sich aus mehrere Fahre verteilen, im Interesse der Wiedereinführung der Bekenntnisschule ge tragen werden muffen. Jedenfalls legt die Fraktion den größten Wert aus die Durchführung des Reichs.schulgefetzes. Der Abgeordnete Petzold hat dem Minister Weber in einem Schreiben geantwortet, daß die endgültige Stellung nahme der Partei zwischen der ersten und zweiten Lesung erfolgen werde, wen» sich die finanzielle Auswirkung des Gesetzes klar übersehen ließe. Es sei selbstverständlich, daß die Erfüllung der kulturpolitischen Forderungen nicht mit großen Neubelastungen für den deut schen Mittelstand verbunden sein dürfen. Zwischen der ersten und der zweiten Lesung wird noch eine persönliche Aussprache livischen der Reichstagssraktion der Reichspartei des Mittel standes und der sächsischen Mittelständer erfolgen» - Die Aufgabe -er Landfrau. Von der 8. Grünen Woche in Dresden Die im Rahmen der Grünen Woche abgehaltene 11. Haupt versammlung des Verbandes landwirtschaftlicher Haus srauenvereine nahm den Tätigkeitsbericht der Geschäfts führerin des Verbandes entgegen, der ein Bild gab von der umfaßenden Arbeit, die die Organisation im verflossenen Jahre geleistet hat. Besondere Erwähnung verdient hier die neu gegründete hauswirtschaftliche Beispielwirtschaft, die dartun soll, wie gerade im Kleinbetrieb sparsam um- gegangen werden kann. Auch von einem starken Ausbau der bestehenden Wohkfahrtseinrichtungrn gab der Bericht ein an schauliches Bild. Im Anschluß an diesen Bericht hielt Pfarrer Mühlhausen (Leipzig) einen Vortrag über die er ziehlichen Aufgaben der Landfrau, die zuerst aus häuslichem Gebiete, d. h. in der Erziehung der Kinder, liegen. Nicht das letzte Ziel dieser von großer Liebe getragenen Erziehung müsse eS sein, in dem Kinde die Liebe zur heimatlichen Scholle wach zurufen und zu erhalten. Dem Personal aber muffe die Landfrau leuchtendes Vorbild in der Pflichterfüllung sein; Worte allein genügten aber nicht, der Eindruck ihrer Persön lichkeit und ihres Handelns sei unentbehrlich für die Heran bildung von Persönlichkeiten. ' Tagesfragen der sächsischen Schafzucht. Innerhalb der Grünen Woche hält auch der Landesverband Sächsischer Schafzüchter seine Hauptversammlung ab. Dem Jahresbericht ist zu entnehmen, daß dem Verband jetzt 96 Herden mit 20 000 Stück Vieh angehören. Die sächsische Wolle habe gute Preise erzielt. Anch in der Fleischproduktion sei eine Qualitätsverbesserung erreicht worden. Nach dem für die Schafzucht erfolgreichen Jahre 1927 sei zn erwarten, daß die gute.Konjunktur auch fernerhin anbalte, Professor Dr. Golf (Leipzig) hielt da«» einen Vortrag über »Tagesfragen der sächsischen Schafzucht". Er verzeichnete zwar trotz der günstigen Woll- und Fleischpreise einen starken Rückgang der Stückzahl der Schafe; Sachsen habe »och 72 000 Stück bei einem Bestand von 1 Millionen in ganF Deutsch, land. Trotzdem sei die Schafzucht heute rentabler als die Zucht anderer Tiere. Der Konsum von Hammelfleisch «süsse gesteigert und eine einwandfreie Qualitätsware auf den Markt gebracht werden. Selbstverständlich müsse für solch erstklassiges Fleisch auch der entsprechende Preis bezahlt werden. Be sondere Aufmerksamkeit müsse der Landwirt auch der Woll- erzeugung sowie ihrer Verwertung entgegenbringcu und sich dabei genau über die Wollversteigerungen informieren. Sachsen habe auf der letzten Auktion hinsichtlich der Preise an der swiv- apNanven. Um die Förderurkg des SiedlungSwesenS. Weitreichende Vorschläge. Berlin. Der Neichstagsausschuß für- landwirt schaftliches Siedl un zs wesen und Pachtschutz fragen nahm einen vom Unterausschuß gestellten, vom Aus schuß durch einige Zusatzonträgs ergänzten Antrag an. Hier nach soll die Neichsregierung u. a. ersucht werden, die land wirtschaftliche Siedlung nachhaltig mit dem Mel zu fördern, daß möglichst vielen tüchtigen Sicdlungsanwartern» auch solchen, die nur geringe Anzahlungen zu leisten imstande sind, die'Möglichkeit zum Erwerb einer Siedlerstelle gegeben ist. In' weit größerem Umfange als bisher sind kleinere Stellen für Landarbeiter und Handwerker auszulegen, soweit Existenzmöglichkeitim vorhanden sind. Weiter soll die Neichsregierung ersucht werden, der Auswahl der Siedler besonder«; Aufmerksamkeit zu zuwenden. Nur ausgesucht t ü ch L>t g e Sied de r sind zur Ansetzung zu bringen. Neben der Ansetzung einheimi scher Siedler sind auch Bewerber aus anderen Gegenden zu , berücksichtigen. Bewerbern um Arbeiterstellen können, s Einrichtungskredite bis zum Betrage von 1600 M. - gewährt werden, die unverzinslich sind und vom sechsten. Jahre ab mit höchstens zwei vom Hundert getilgt werden. 18 Missionen Mark Kredite für die Milchwirtschaft» Berlin. Im Verlauf der Aussprache im Haushalts- attsschuß des Reichstages erklärte Minister Schiele, es sei ihm gelungen, für die Förderung der Milchwirtschaft vom Rsichsfinanzminister einen weiteren Zwischenkredit in Höhe von' 10 Millionen Mark zu erhalten, so daß den Ländern für diese Zwecke jetzt 18 Millionen Mark zur Verfügung stünden.. Weitergabe von Falschgeld ist strafbar. Zm R eichstags a u s sch u ß für die Straf- rechts-reform wurde der Abschnitt Falschmünzerei be handelt, Dem K 217, der die Weitergabe falschen oder ver ringerten Geldes,, das als echt eingenommen wurde, mitGeld- wder Gefängnisstrafe bedroht, wurde mit einer Aendernng zugestimmt, nach der die Höchststrafe von sechs Monaten auf drei Monate herabgesetzt wurde. Die Sperrung des Pfälzer Waldes. Ein Schritt des Reichskommissars für di« besetzten Gebiete. Koblenz. Wie verlautet, hat sich der Reichskommissar für die besetzten Gebiete bei dem französischen Oberkomman- deur in Mainz für die Aufhebung der militärischen Sperr- Maßnahmen im Pfälzer Wald verwendet. Das Oberkommando antwortete, daß ihm die Umstände der Sperrung nicht be kannt seien, da es sich um die Maßnahme einer örtlichen Militärstelle handele; es sagte jedoch eine Untersuchung der Angelegenheit zu. Die Derkehrsbehinderungen im . Pfalzer Wald durch die Sperrung sind so schwerwiegend, daß es der Landbevölkerung fast unmöglich gemacht ist, ihre landwirt schaftliche Tätigkeit auszuüben. Polnische Unverschämtheit in Deutschland» Beuchen. In dem Dorfe Markowitz bei Ratibor, das 'bekanntlich den deutschnationalen Reichstagsaibgeordneten Pfarrer Wolff stellt, fand eine öffentliche Gemeindever sammlung statt, die der polnische Gemeindevorsteher Boczek trotz Protestes der deutschen Gemeindevertreter in pol- nis ch e r Sprache leitete. Dieses unverschämte Auftreten der polnischen Minderheit im deutschen Oberschlesten dürfte wohl, dazu führen, daß sich die Aufsichtsbehörden einmal mit diesem famosen Gemeindevorsteher näher beschäftigen. Belgiens Wirtschaftskampf gegen Frankreich. 7 Paris wird unruhig. Paris. Die ständig wachsende Erregung der öffentlichen Meinung Belgiens über die Hartnäckigkeit, mit der die fran zösische Regierung an ihrem Verlangen nach einer radikalen Reduktion der Zollsätze für die französischen Weine, Seiden waren und Automobile festhält, auf der anderen Seite aber die von Brüssel gewünschten Konzessionen für die Er zeugnisse der belgischen mechanischen Industrie ablehnt, hat M Paris peinlichstes Aufsehen erregt und den Handels minister Bokano wski veranlaßt, den französischen Pressevertretern gegenüber Erklärungen abzugeben. Boka- nowfli äußerte sich recht optimistisch über den Gang der Verhandlungen und meinte, er verstehe „absolut nicht" die Erregung der belgischen Presse. Arbeiten und sparen! vr. Luther rechnet mit einem jährlichen Fehlbetrag von 4 Milliarden im Reichshaushalt. — Gewaltige Kundgebung des 9. schlesischen Landbundtages. Breslau. Auf dem 3. schlesischen Landbund tag, der in Breslau stattfcmd, und derart stark besucht war, daß eine Pa- rallelvevsammlung abgshalten werden mußte, ergriff Reichs kanzler a. D. vr. Luther das Wort zu dem Thema „Landwirtschaft tut not". Er führte u u aus: Deutschland ist ein Land, das ohne Landwirtschaft aus volkswirts«l;aMchLn und nationalen Gründen nicht bestehen kann. SeibstEng» land, das immer als typisches Land der Industrie bezeichnet wird, hat in seinem britischen Weltreich eine ausgedehnte Landwirtschaft, die es von den anderen Ländern dank seiner großen Flotte unabhängig macht. Wir brauchen insbesondere eme nationale Bolkswirr- , schäft, denn der Vertrag von Versailles hat neue Staate» I gebildet, die neue volkswirtschaftliche Interessen haben und