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Str. 22. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, den 26. Januar 1928. Seite 4. Lsstkok pulsniti^.5. Scdönster und xröMer Sasi Uer Omxebuux! Honnlsg, ck. 2Y./1., »d 4 vbr feine«' öffentlieke«' Lei! MküMMe UcliteMts! » 8tsrl(dl»strtö8 llkektttsi'! ürsvellrrllellliilll-IIsellleler! ttierru laden freundlichst ein ««rmsnn^enrsl un«I krau „MMMNW", WSW« Nächste« Sonutag, 29. Jan-, nacbm. 4 und abends 8 Uhr: Großer Preisskat! Um zahlreiche Beteiligung bitten die Spielleitung der Wirt ZUM nächsten Sonnabend, Sonntag und Montag laden freundlichst ein Erwin Mager und Frau, Niederlichtenau UWlM - MM« Häslicher Revier Sonnabend, den 28. Januar ». er., von nachmittags 4 Uhr an, sollen im Gasthof i« Häslich 179 rw kernige Kiefernrollen 75 rw . Kiefernstöcke 230 rw Kiefernreisig Forstorte: Moselbruch, Vieh bigstreifen, Breitenberg öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Brauna, am 20. Januar 1928. KU öWeMes MM, MM Holtet md lest das Pulsnitzer Tagedlatl l MMsMs, MWuMüf Sonntag u. Montag, 29. u. 30. Jan. Ld^Bratwurst - Essen! Sonntag: DM" Bällmufik! Hierzu ladet freundlichst ein Rudolf Büttner ds! dem«! kliarlAe billige l^elüZenbeit rnr LescbsNuog von Lport, Qrdetts u. Serukr-6src>srovs Lioreloe Reise - Muster in Herren , Barsoben- und Lnabea - eVnrü^en spoUbillix Sport-^.vLÜge scdon von 20 Rbl Ln Lreobesbose» scdon von Z.50 R>t sn I-eäertnabbosen (en^l beUer) 5 Rdt Linne Seblosser-^nrüge lssclie unä Nose ruz.) 4.50 Rdl tViadiacbea ecdiksrbi^ / l-ederoljaalceo, rwels trs^bsr LernisviLntel in eilen borden ^rbeitsbeincien (Lnrebentj kür Visaner, lOV Ig. 2.50 Rb4 8ekMkü Kluiee. Uuilelierg Sport- unc! Kerukslcleiclerksbrilc ein ZnventnranrverkilnL beginnt sm 24. «ksnusr In Störten, Stickereien, Zwirnen u. 6srnen liilleln unü Kieilicben, Klüsen, ILinÄer- uncl krsuen-SckürLen, Linksuisdeulein, Hemüen, Äscken usw ^Skmsscklnen, 2uscbneilie - Uscken, kesieo, keisekokrern, tVeillenkörbeo, Stübien, kisttgiocken etc. ru sehr billigen Preisen Aslll I^Kil^KIlIlAUKs pur die vielen beweise inniger leilnahms bei dem bleimUan^e meines lieben Cannes, Vaters, 8ckwieder- unä Qro6vaters Herrn MrilZ KMtior sagen wir allen Verwandten, breunden und be irannten unseren ImMdtte» VM. vir aber, lieber Vater, rufen wir ein „Kukc SSNll!" in die Ewigkeit nacb. Lrnestine verw. 6Uniker rugl. im Kamen aller «-Unterbliebenen puIsnitr kl. 8. lomöipslll. Verein liieaerxlelns Sonntag, den 29. lannar, nachmittags »/,5 Uhr Neuwahl. Recht zahlreiches Erscheinen wünscht d. V. Etomeln Rentsch ist jeden Sonnabend, Nachm. im Schützenhanse, anwesend 8»nptn>»rllt 10 Ein Kräftiges Mädchen vom Laude im Alter von 1ü1>is 17 Jahren sucht für 1. Februar Frau Gebauer, Bäckerei. Aus aller Welt. Einsturz eines Kasseler Neubaues. Ein Toter, ein Vermißter, drei Schwer» verletzte. In Kassel-Vette u Hausen stürzte der von der Rudolf K a r st a d t - A.-G., Hamburg, dort aufgeführte riesige Fabrikneubau, dessen Rohbau nahezu vollendet war, am Mittwoch vormittag mit donnerartigsm Getöse zusammen. Bisher wurden ein Toter und. drei Schwerverletzte gemeldet. Ueber den 7 Hergang des Unglücks werden folgende Einzelheiten gemeldet: Als der leitende Mauerp 01ier ein wiederholtes Schwanken und Be wegen des Baues wahrnahm, ordnete er sofort an, daß sämtliche Maurer und auch die übrigen Bauar beiter die Gerüste zu verlassen hätten. Kaum war dies geschehen, als auch schon der fast vier Stock hohe Bau zu s a m m en st ü r z te und alle Gerüste mit sich riß. Hierbei wurden doch noch vier Bauarbeiter unter den Trümmern begraben. Sämtliche vier Schwer verletzten konnten geborgen werden. Einer von ihnen ist inzwischen gestorben. Dann wurde bekannt, daß auch unten im Kellergewölbe noch einige Monteure einer Kasseler Elektrizitäts- und Installationsfirma tätig waren. Es konnte festgestellt werden, daß bis auf einen alle diese Arbeiter den Bau noch rechtzeitig verlassen konnten. Der Vermißte scheint durch die Trümmer ein geschlossen worden zu sein. Die Untersuchung der Katastrophe. Die Staatsanwaltschaft ist mit der Kriminalpolizei sofort zum Tatort geeilt, um eine eingehende Untersuchung über die Ursache dieses eigenartigen Neubaueinsturzes zu er- mitteln. Sachverständige nehmen an, daß es sich vermutlich um eine Triebsanostelle handelt, die wahrscheinlich durch Grundwasserveränderungen in Bewegung geriet und Len Einsturz verschuldet hat. Blutiges Ende zweier Liebespaare. In Regensburg geriet ein Liebespaar in Streit. Die Bewohner der umliegenden Straßen erwachten durch den Lärm. Gleich darauf krachten zwei Schüsse. Polizei- beamte und Bewohner der in der Nähe gelegenen Häuser fanden in einer Blutlache eine 35 Jahre alte, in Scheidung lebende Frau. Die Schwerverletzte ist zwei Stunden später im Krankenhaus gestorben. Ihr Geliebter, ein 26jähriger Hilfsarbeiter, war der Täter. Er ist geflohen und hat sich dann selbst erschossen. * Auf der Kegelbahn einer Restauration in der Nähe von Schwandorf i. d. Oberpfalz hat ein 20 Jahre alter Steingutmaler seine Geliebte, eine 20jährige Modell zeichnerin, erschaffen und sich dann selbst durch einen Schuß getötet. Ein Todesopfer in der Nürnberger Einsturzkatastrophe. Eine Frau, die bei der schweren Einsturzkatastrophe in Nürnberg schwere Verletzungen erlitten hatte, ist ihren Verwundungen erlegen. Die Weltreise -es Kreuzers „Berlin". Orignalberichte für unsere Zeitung. ./ Don Marine-Oberzahlmeister Hermann Schmidt. Das Ende der Bettlerplage in Genna. — Der erhabene Ein druck des „Campo Santo". — Herzliche Beziehungen mit der deutschen Kolonie. — Fahrt um Süditalien. Port Said, Mitte Januar 1928. Am 22. Dezember vormittags lief „Berlin" in G enu a ein bei wolkenbruchartigem Regen, der wie ein dich ter Schleier die Stadt und die Berge verhüllte. Nach Aus sagen vieler Genueser soll es nur einige Tage im Jahr dort regnen; diese Tage haben wir anscheinend vollzählig erwischt. Mit zwei Bugankern, das Heck an der Mole machen wir fest, die in Genua übliche Art des Festmachens, die bei der stän digen Ueberfüllung des Hafens platzsparend und daher not- wendig ist. Neben uns lagen zwei italienische Torpedoboote, „Crispi" und „Nicotera", und der Zerstörer „Pan- tera", die zu unserer Begrüßung nach Genua entsandt Waren. Im Hafen ist ein ständiges Kommen und Gehen von Dampfern aller Nattonen. Auch viele deutsche Dampfer sind darunter. Bei klarem Wetter bietet Genua von unserem Liegeplatz aus einen prächtigen Anblick. Die Stadt, etwa SOO 000 Einwohner, liegt an der Ostgrenze der westlichen Riviera im Schutz der steilen Appenninen, di« halbkreisförmig die Bucht von Genua einschließen. Amphitheatralisch steigt der Handelsplatz mit seinen Hellen Häusern, den zahlreichen Kirch türmen an den Bergen auswärts, überragt von einigen Forts. Die Straßen sind steil und sehr unregelmäßig. In letzter Zett sind viele Tunnels in der Stadt gebaut wordon, die den Berkehrf erleichtern. Der Autoverkehr, fast ausschließlich Fiatwagen, ist außerordentlich groß, die Autofahrten sehr billig. Das Straßenbild hat sich gegen die Vorkriegs zeit erfreulich verändert; die lästige Bettlerplage ist gänzlich verschwunden, eine Tat Mussolinis, dessen Wirken für die Wohlfahrt Italiens auch von seinen Gegnern anerkannt wird. Auffallend find die stramm- militärischen Gestalten der Faschistenpolizei. Dis -vielen Kirchen, besonders die Kathedrale San Lorenzo, und die zahlreichen Marmorpaläste aus alter Zeit sind sehr sehens wert. In Erstaunen setzte uns der Campo Santo, der Friedhof der Stadt, mit seinen unzähligen Marmorstatuen, unter weniger wertvollem Wunderwerke italienischer Künst ler. Eigenartig berührt es uns Deutsche, wenn, was häufig der Fall ist, der Verstorbene in Lebensgröße auf seiner Ruhe- stätte aufgestellt ist, zuweilen umgeben von seinen sämtlichen Angehörigen, auch in Lebensgröße. Prächtig ist das lebens wahre Standbild eines lesenden Mönckes. Mit der deutschen Kolonie (etwa 300 Reichs- deutsche) entwickelte sich bald ein reger Verkehr. Die deutsche Schule wurde an Bord mit Schokolade und Kuchen bewirtet; viele Mattosen opferten für die deutschen Jungens und Mädels einen Teil ihres Weihnachtstellers. 30 Schüler wur den mit ihren Lehrern erwartet, aber viel mehr Erwachsene erschienen, denn Anverwandte der Schüler bis ins zweite und dritte Glied fühlten sich miteingeladen. Die große deutsche Kolonie Marland (4000 Deutsche) schickte Vertreter an Bord und Schüler ihrer höheren Lehranstalt. Aber auch italienische Familien von Einfluß suchten Verkehr mit der Kreuzerbesatzung. Besonders herzlich gestaltete sich das Ver hältnis zwischen den deutschen und italienischen Seeoffizieren. Die italienische Marine tat ihr Bestes, um der „Berlin" den Aufenthalt in Genua recht angenehm zu gestalten. Einige Offiziere und die Kadetten folgten einer Einladung der ita lienischen Marine zum Besuch des Kriegshafens Spe zia, des italienischen Wilhelmshavens. Die Aufnahme dort war über alles Erwarten freundlich und herzlich. Beim deut schen Konsul wurde ein großer Einpfang veranstaltet, der das Offizierkorps der „Berlin" mit allen Spitzen der Zivil- und Militärbehörden in Verbindung brachte. Von den Genua- Putschen wurden viele Angehörige der „Berlin" zu wunder vollen Ausflügen an die Riviera eingeladen, nach Ra pallo, Portofino usw. Am 2. nachmittags gab der Kreuzer als Dank für die gute Aufnahme den Mitgliedern Ler Kolonie und den befreundeten Italienern ein Bord fest, das leider unter der Kälte etwas litt, trotzdem aber einen sehr netten Verlauf nahm. Nach Flaggenparade muß ten leider die Gäste von Bord; sie gingen mit dem Wunsch eines Wiedersehens auf unserer Rückreise. Dann verließ die „Berlin" den Hafen. Die Genueser Tage waren schön und genußreich, aber auch sehr anstrengend. Es ist doch gut, daß es auch See- tage gibt, die trotz strammen Dienstes mehr Zeit zur Er holung lassen als die Hafentage. Anfangs wurde zwar nicht viel aus der Erholung in See, wenigstens nicht für die zur Seekrankheit Neigenden, deren Zahl übrigens erheblich zurückgegangen ist; wir bekamen schlechtes Wetter. Am 4. tauchten vor uns Felsen- ei lande von absonderlichen Formen auf, die Lipa rischen Inseln. Den Vulkan Stromboli mit seiner den Gipftl verhüllenden Wolke passierten wir ziemlich nahe; deutlich waren die erkalteten Lavasttöme zu erkennen. Da- hinter wurden die hohen Berge Siziliens sichtbar. Mr näherten uns der Straße von Messina, in der an der engsten Stelle die gewaltige Strömung mit bloßem Auge zu erkennen ist. An Steuerbord liegt das seit dem letzten großen Erd- beben im Jahre 1908 neu aufgebaute Messina, schräg gegenüber Reggio. Der Aetna zeigt sich unseren, suchenden Gläsern nicht, er hatte sich in dichte Wolken gehüllt. Wir runden die Südspitze Italiens. „Du Hsin," höre ich do einen witzelnden Seemann rieben mir, „jetztkönnenwir Italien an der Fußsohle kitzeln!" Ein Blick noch nach den Bergen Süditaliens, es ist ja der letzte eurv- päische Festlandsboden, den wir für lange Zeit zu sehen be kommen. Am 5. nur Himmel, leider kein blauer, und Wasser. Am 6. morgens tauchen an Backbord schneebedeckte Gebirgs- Höhen auf, Kreta, an dessen Küste wir stundenlang entlang fahren. Immer wieder fesseln die Gobirgsriesen dieser lang gestreckten Felseninsel unser Auge, zum letztenmal für Jahres- frist schauen wir Europa. Der Himmel hat ein Einsehen und beschert uns das herrlichste Abschieüswetter; im strahlenden Sonnenschein bei 25 Grad Wärme unter tiefblauem Himmel auf klarstem grünblauen Wasser wiegt sich di« „Berlin" leise auf der Dünung. Was ist das Seefahren doch schön! Der Sonnenschein hält an, wenn auch die See unruhiger wird. Am 7. Januar sind wir in Port Said zum Kohlennehmcn, dann gehts weiter ins Rote Meer.