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Nr. 6 Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 7. Januar 1228 Seite 2. besten Sinne bieten. Sie trägt folgende fesselnde Erzäh lungen vor; Tolstoi, Wieviel Erde braucht der Mensch? Tschechow, Die Erzählung der Frau von N. und Ein Er eignis; Gorki, Vom verlogenen Zeisig und dem wahrheits liebenden Specht (eine witzige Satire). Eintritt 30 Pfg.) Pulsnitz. (Die Mütterberatung) findet am Mittwoch, den 11. Januar 1928, nachmittags 2—4 Uhr im Rathause — 1 Treppe — statt. Arzt wird anwesend sein. — (Das Ministerialblatt) für die Sächsische Innere Verwaltung Nr. 1 vom 2. Januar enthält Bekannt machungen über die Ausführung der bakteriologischen Fleisch- untersuchunz und über Vereinfachungen in Kraftfahrzeugsachen, wonach die Ermittelung und Befragung von Kraftfahrzeug führern als Beschuldigte in Verwaltungsstrafsachen usw. in Gemeinden, die einen berufsmäßigen Bürgermeister haben, von dem Bürgermeister, in den übrigen und in den Gutsbezirken von dem Gendarmeriebeamten vorzunehmen sind- — (Langjährige Bürgermeister.) Mit dem 31. Dezember 1927 sind die Herren Bürgermeister Niko laus Bobick in Panschwitz und Georg Wels in Auschko- witz, die sich als langjährige Bürgermeister große Verdienste um ihre Gemeinden erworben haben, mit Rücksicht auf ihr Alter bezw. ihre Gesundheit aus ihrem Amte geschieden. Bürgermeister Bobick hat 29 Jahre, Bürgermeister Wels über 27 Jahre an der Spitze seiner Gemeinde gestanden und sie mit großer Pflichttreue, Umsicht und Gewissenhaftigkeit insbesondere aber auch durch die schweren Jahre des Krieges und der Nachkriegszeit hindurchgeführt. Herr Amtshaupt mann Dr. Sievert nahm am Mittwoch Gelegenheit, beiden verdienten Herren draußen in ihren Gemeinden in Gegen wart ihrer Amtsnachfolger und mehrerer Gemeindeverordne ter zugleich im Namen der Amtshauptmannschaft und des Bezirksverbandes der Amtshauptmannschaft für ihre jahrzehnte lange treue Amtsverwaltung Dank und Anerkennung sowie die besten Wünsche für ihre Zukunft auszusprechen, und über reichte ihnen gleichzeitig Dankesurkunden. — Herr Bürger meister Ernst Kießling in Kleindittmannsdorf, der am 1. Januar 1928 auf eine 25 jährige Tätigkeit als Leiter seiner Gemeinde zurückblicken konnte und sein Amt noch weiter bekleidet, erhielt von der Amtshauptmannschaft ebenfalls ein Dankschreiben. Auch er hat seines Amtes in aufopfernder Treue gewaltet. — (Himmelsereignisse 1928) Im Jahre 1928 finden drei Sonnen- und zwei Mondfinsternisse statt. Die erste Sonnenfinsternis ist total und findet am 19. Mai statt. Sie ist bei uns nicht sichtbar. Die erste Mondfinster nis ist total und ereignet sich am 3. Juni. Die zweite Sonnenfinsternis ist partiell und tritt am 17. Juni ein. Die dritte Sonnenfinsternis ist gleichfalls partiell und findet am 12. November statt. Sie bei uns sichtbar, jedoch nur in den Vormittagsstunden. Die zweite Mondfinsternis er eignet sich am 27. November und ist total. Der Anfang ist sichtbar im nördlichen und westlichen Europa. — (Steuererleichterungen für kreditsu chende Landwirte.) Das sächsische Finanzministerium hat, wie verlautet, verordnet, daß gewisse Stempelsteuer erleichterungen auch für Kredite gelten, die sächsischen Land wirten aus den Mitteln der sog. 2. und 3. Amerikaanleihe der Deutschen Rentenbankkreditanstalt gewährt werden. Die Steuererleichterungen sollen auch bei solchen Krediten gelten, die sächsische Landwirte bei außersächsischen Kreditinstituten aus Mitteln der Amerikaanleihen ausnehmen. — (Der Milchpreis) für Bahnmilch frei Dresden beträgt ab 2. Januar 1928 pro Liter 20 Pfennig. — (Kostenfreie Erbscheine.) Wie aus Dresden gemeldet wird, werden Erbscheine, die von den Erben verstor bener Kriegsgefangener gebraucht werden, um deren Guthaben aus der Kriegsgefangenschaft bei der Restverwaltung für Reichsaufgaben geltend zu machen, kostenfrei erteilt. Ohorn. (Theaterabend.) Am Sonntag, den 15. Januar, veranstaltet Herr Weiß durch Vermittlung der „Freien Sänger", Ohorn, einen Theaterabend. Zur Auf führung gelangt ein am 1. Weihnachtsseiertag mit großem Erfolg und bei ausverkauftem Hause im Gasthof Pulsnitz M. S. gespielter Schwank „Die Ehefrau wider Willen" in 3 Akten. Das Stück wird hierorts mit derselben guten Besetzung über die Bretter gehen und garantiert deshalb jedem Besucher einige recht genußreiche Stunden. Wer einmal wirklich herz lich lachen will, versäume nicht, sich rechtzeitig einen guten Platz zu sichern. Alles Nähere siehe Inserat in nächster Woche. Kamenz (Betriebsstillegungen in der Steinindustrie) in der Kamenzer Gegend haben zur Folge gehabt, daß in der ganzen Umgegend von Kamenz über 800 Steinarbeiter entlassen worden sind. Hierzu wird dem „Kam. Tagebl." mitgeteilt, daß Aufträge genug vor handen seien. Die Ursache sei lediglich ein Mangel an Be triebskapital, die die Kleinunternehmer, die für ihre Aufträge keine Vorschüsse erhalten, zwinge, ihre Arbeiter zu entlassen. Kamenz. (Unfall.) Am Donnerstag Vormittag wurde ein Lastkraftwagen der Brauerei von einem Unfall betroffen, der leicht recht ernste Folgen haben konnte. Das vollbeladene Auto war im Begriff, nach Bernsdorf zu fahren, Als es sich den Tennhübel herauf bewegte, kam es infolge der großen Glätte und der Rundung der Straße, auf der auch der Streusand fehlte, ins Rutschen, bewegte sich rück- wärrs und kippte in der Nähe der Abzweigung des Löckers- dorfer Kommunikationsweges die Böschung hinunter auf die an die Straße grenzende Wiese, wobei ein Straßenbaum ab gebrochen wurde. Die auf dem Wagen befindlichen Fässer rollten herunter, sonst ober ging der Unfall, abgesehen von wesentlichen Beschädigungen des Autos, ohne größeren Scha den ab. Nachdem der Wagen wieder auf die Straße ge bracht worden war, setzte er seine Fahrt fort. Abends auf der Rückkehr ereignete sich nochmals ein ähnlicher Unfall im Walde zwischen Biehla und Bernbruch, wo wieder durch die Glätte veranlaßt, der Kraftwagen in den Straßengraben fuhr. Prietitz. (Kraftwagen-Unfall.) Man liest jetzt immer viel vom strengen und ungemütlichen Winter, von Schneeverwehung und eisigen Verkchrsstraßen, und es ist auch jahrzehntelang ein solcher harter Winter nicht mehr erinnerlich. Auch unser Dörfchen hatte in dieser Hinsicht zu den Festtagen seinen Teil erhalten, indem besonders die Kleinwohnungen an der Südseite des Ortes, wie noch jetzt ersichtlich ist, in dichte Schneemassen kingehüllt wurden; kaum konnte ein Nachbar zum anderen. Der gesamte Ver kehr, insbesondere Frachtverkeh: per Auto, kam dadurch in arge Verlegenheit. Ganz erhebliche Schwierigkeiten erlitt auch das Postauto Kamenz—Elstra—Thonberg infolge Ver wehung und Glätte; auch am Donnerstag mußte der Glätte wegen am hiesigen Gasthofe wieder umgeladen werden, und mit einem größeren Handschlitten wurde alles Gepäck nach Elstra befördert. So wie hier sind auch anderwärts gleiche Hemmnisse gewesen. Dem Bestellpersonal bei den Landposten dürfte wohl dieser Winter in dauernder Erinnerung bleiben. Rauschwitz. (Auto Unfälle) Infolge des Glatt eises sind am Donnerstagvormittag mehrere Autos auf der Landstraße zwischen Elstra—Rauschwitz ins Rutschen gekom men und schließlich im Straßengraben gelandet. Zum Glück ist größeres Unheil nicht entstanden. Beschädigt ist nur der Anhänger eines Lastkraftwagens und einige Straßenbäume. Arnsdorf. iRöllig ff) Unter zahlreicher Teil nahme wurde hier der Weichenwärter i. R. Robert Röllig im neuen Jahre zur Ruhe gebettet, der Vater der in Pulsnitz ermordeten Polizeikommissars Röllig. Der Verstorbene er freute sich allgemeiner Wertschätzung. Das tragische Ende seines hoffnungsvollen Sohnes konnte er nicht überwinden. Königsbrück. (Fuchsplage.) In den hiesigen Jagdrevieren bilden in diesem Winter außerordentlich zahlreich austretende Füchse eine wahre Plage. Der Hasenbestand ist durch Meister Reinecke sehr zurückgegan gen, so daß die Hasenjagden ein klägliches Resultat ergeben. Man will dem gefährlichen Räuber jetzt mit allen Mitteln zu Leibe gehen. Bautzen. (Pastor Häbler gestorben.) Dieser Tage verstarb an den Folgen eines Schlaganfalles Pastor Primarius i. R. Georg Häbler, der langjährige erste Geistliche Bautzens. Pastor Häbler war Mitglied der Landessynode und lebte seit zwei Jahren im Ruhestand. Bautzen. (Die neuen Männer im Landes gesundheitsamt.) Bei der für den Regierungs bezirk Bautzen stattgefundenen Neuwahl eines außer ordentlichen Mitgliedes und des Stellvertreters der zweiten Abteilung des Landesgesundheits amtes ist Regierungsveterinärrat Dr. Reusch in Zittau als außerordentliches Mitglied und Regierungsveterinär rat Dr. Hesse aus Kamenz zu dessen Stellvertreter ge- Morden Dresden. (Zigaretten und Schallplatten gestohlen. Vor Ankauf wird gewarnt) In der Nacht zum 5. Januar sind Diebe gewaltsam in den Lager raum einer hiesigen Zigarettenfabrik eingedrungen und haben 16 000 Stück Zigaretten Marke „Greiling-Auslese" und „Greiling-Schwarz Weiß" gestohlen. Die Zigaretten befin den sich in Packungen von 2—5000 Stück. Weiter wurde am 3. Januar in den Nachmittagsstunden auf dem Altmarkte oder der Pfarrgasse von einem Rollwagen ein brauner Papp karton mit etwa 15 Schallplatten entwendet. Der Karton trug die Aufschrift ,,Odeon - Schallplatten - Sprechmaschinen vertrieb G. m. b. H., Dresden, Waisenhausstraße 32" und den Absender „Berliner Gütersammelstelle G. m. b. H, Ber lin". Erfahrungsgemäß werden die Diebe versuchen, die Sachen auf schnellstem Wege zu verkaufen. Bei verdächtigen Wahrnehmungen und zur Ergreifung der Täter sachdienliche Angaben wolle man der Kriminalpolizei mitteilen. Dresden. (Jung männerlehrgang derSäcy- fischen Bauernhochschule.) Der nächste Jung männerlehrgang findet vom S. Januar bis 10. Februar im Jagdschloß Grillenburg bei Klingenberg, Bezirk Dres den, unter Leitung von Dr. Keßler statt. Die Erhaltung eines gesunden deutschen bodenständigen Bauernstandes als Träger unseres Volkes und Staates und der deut schen Kultur ist Zweck des Lehrganges, der u. a. auch die freie Rede in Wort und Schrift, Charakterbildung und Erziehung zu deutschen Persönlichkeiten berücksichtigt. Die Gebühr für den vierwöchigen Lehrgang beträgt 30 Mark. Leipzig. (100 000 Mark veruntreut.) Die Leipziger Kohlengroßhandlung Karl Mörs befindet sich in Zahlungsschwierigkeiten, weil, wie in einer Gläubiger versammlung mitgeteilt wurde, der frühere Inhaber der Firma einen Betrag von etwa 100 000 Mark veruntreut hatte. Den Gläubigern ist ein Vergleich auf der Basis von 60 Prozent vorgeschlagen worden. Plauen. (Zum 15. Mal Stadtverordnete n- vorsteher.) In der ersten öffentlichen Sitzung der Stadtverordneten wurde der bisherige Vorsteher, Amts gerichtsdirektor Dr. Otto, zum 15. Male wieder als Vorsteher gewählt; das Amt des ersten stellvertretenden Vorstehers wurde dem Sozialdemokraten Schubert und das Amt des zweiten Stellvertreters dem Altsozialisten Langenstin übertragen. Im vorigen Jahre war im Prä sidium auch ein Kommunist vertreten. — Die Körper schaft erhob sodann noch Protsst gegen die Verordnung des Präsidenten der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversorgung vom 2. Dezember 1927, wo nach die Wartezeit für Arbeitslose in bestimmten Fällen auf zwei bzw. drei Wochen heraufgesetzt wurde. Meerane. (Unglück im Stein bruch.) Hier löste sich plötzlich im Bachmannschen Steinbruch eine größere Stcinmasse und stürzte einige Meter tief hinab. Zwei dort beschäftigte Arbeiter wurden von den herab fallenden Steinen getroffen und schwer verletzt. Der Unfall ist jedenfalls auf das plötzlich eingetrstene Tau wetter zurückzuführen. Meerane. (Ein glücklicher Gewinner.) Der Hauptgewinn der Arbeiterwohlfahrtslotterie in Höhe von 30 000 Mark ist auf Nr. 422 052 (Serie E) nach Meerane gefallen. Der glückliche Gewinner ist ein hiesiger Fabrik arbeiter. Zwickau. (Tödlicher Sturz aus dem Fenster.) Beim Fensterputzen wurde die in der Nord straße wohnende Ehefrau des Hilfsarbeiters Wiebold von einem Unwohlsein befallen und stürzte aus dem 2. Stock werk in den Hof, wo sie mit schweren Verletzungen be wußtlos liegenblieb. Sie wurde sofort ins Krankenhaus übergeführt, wo jedoch nur noch der Tod festgestellt wer den konnte. Warnsdorf. (Festnahme des Dittersbacher Räubers.) Der Täter des Raubmordversuches in der Dittersbacher „Grundmühle" ist rasch ergriffen worden. Die Dittersbacher Gendarmerie verhaftete in Karlstal, Gerichtsbezirk Bensen, den 21 Jahre alten Schindler, der von dem überfallenen Gastwirt Pohl erkannt worden war. Schindler leugnete zwar, eine Konfrontierung mit dem im Tetschner Krankenhaus liegenden Pohl ergab aber die einwandfreie Identität mit dem Täter. Der Bursche, dessen Motive zur Tat noch nicht ganz klargestellt sind, wurde dem Tetschner Bezirksgericht eingeliefert. Oie wendische Sprache in Sachsen. Im Jahre 1925 wurden in Sachsen 29178 Personen mit wendischer Muttersprache gezählt, darunter 93 ohns die deutsche Staatsangehörigkeit. 28 150 (96,5 Prozents dieser Personen hatten ihren Wohnsitz in den Amtshaupt mannschaften Bautzen, Kamenz und Löbau. 1910 gab es noch 43 358 Personen mit wendischer oder wendischer und deutscher Muttersprache. In dem genannten Wenden, gebiet der Lausitz entfielen 1925 auf 1000 Einwohner 84, 1910 aber noch 126 wendischsprechende Personen. Dieser Rückgang ist übrigens schon seit längerer Zeit zu beob achten. Er beträgt in der Zeit von 1849 bis 1925 rund 40 Prozent, während die Bevölkerungszahl in derselben Zeit um 68 Prozent gestiegen ist. Hieraus folgt, daß die Anteilquote der Wenden an der Gesamtbevölkerung in dem Zeitraum von 76 Jahren um 64 Prozent zurück gegangen ist. Der Bearbeiter der Statistik, Regierungsrat Dr. Burkhardt, bemerkt, daß über die wendische Mutter sprache noch eingehende statistische Untersuchungen an gestellt werden sollen. Im besonderen ist geplant, die Frage näher zu untersuchen, inwieweit an dem Rückgang der wendischen Bevölkerung die natürlichen Bewegungs vorgänge Geburt und Tod beteiligt sind und inwieweit der Rückgang mit der Wanderungsbewegung in Zusam menhang zu bringen ist. Verbotenes Glücksspiel. Das Amtsgericht Leipzig hat eine Reihe von An geklagten, denen verbotenes Glücksspiel zur Last gelegt wurde, zu Gefängnisstrafen oder zu hohen Geldstrafen verurteilt. Die Angeklagten hatten in einem Lokal in Connewitz gespielt, waren dabei aber von Kriminal- beamten überwacht und festgestellt worden. Der mitan- geklagt gewesene Wirt konnte wegen Duldung des Glücks- spiels nicht mit verurteilt werden, weil er erstens un widerlegbar vorbrachte, daß er Glücksspiele in seinem Lokal stets verboten habe, wenn er sie wahrnahm und weil er zweitens am fraglichen Tag seine Wirtschaft über- Haupt nicht persönlich geführt habe. Um diese letztere Behauptung festzustellen, wurde das Verfahren gegen den Wirt abaetrennt. —— - —— Finanzminister Dr. Höpker - Aschoff über Steuervereinfachung und Berwaltungsreform In einer öffentlichen Kundgebung des westfälisch lippischen Hand- wcrkerbundes sprach gestern abend in Hagen der preußische Finanz- Minister Dr. Höpker-Aschoff über Einheitsstaat, Verwaltungsrefonn und Steuervereinfachung. Er teilte einleitend mit. daß die gesamten Reichs stenern vom Jahre 1913 bis zum Jah-.e 1925 um 119,6«/, gestiegen seien. Alle Kräfte müßten zusammengefaßt werden, um eine Senkung der Steuerlasten herbeizuführen. Die Erreichung diese« Zieles sei durch die unumgänglich notwendige Beamtenbcsoldungsrcform anfgehalten worden. Trotz em hätten die Beamten auch nach der Neuordnung die Friedensbezüge noch nicht wieder voll erreicht. Aus die Bedeutung der Gesetzentwürfe über die Steuerreform eingehend, eik arte der Minister, daß die Wirtschaft mit Recht die Vereinheitlichung deS Stcucrrcchte« fordere, da nur dadurch ein gesunder Wettbewerb zur Sparsamkeit ans gelöst werden könne. Auf dem Gebiete der Hauszinsstcuer und der Realsteuern herrsche in den verschiedenen Gemeinden ein wirres Durch einander. Für die Grund-, Vermögens und Gewerbesteuer müßten einheitliche Grundsätze ausgestellt werden. Den Gemeinden könne aus dem Gebiete der Einkommen- und Körperfchaftesteuer eine gewisse Freiheit gelassen werden, um eine Schädigung des Handwerks zu ver meiden. Handwerk und Mittelstand hätten das größte Interesse daran, daß an dem Charakter der Objektsteuer festgchalten und auch das Leih kapital zur Besteuerung herangezogen werde. Auch hinsichtlich der Sreuerverwaltung herrsche ein buntes Bild. Die Snucrgrundlage würde augenblicklich an vier verschiedenen Stellen festgelcgt. Der dem Reichsrat vorliegende Gesetzentwurf sehe im Interesse einer sparsameren Ausgabenwirtschaft eine starke Zusammenfassung und die einheitliche Feststellung der Besteuerungsgrundlagen durch die Finanzämter vor. Die Sorge der Gemeinden, daß sie hierdurch benachteiligt weiden könnten, sei unbegründet. Ob später weitere Steuersenkungen herbeigesührt werden könnten, hänge lediglich von dem Stcnerbedarf ab. Der Mi nister ging hierauf auf die Stcuervcrwaltungsreform über, deren Sinn dar n liege, mit weniger Beamten als bisher anszukommen, denn unter den Ausgaben des Reiches nnd der Länder spielten gerade die Personal« ausgaben eine wesentliche Rolle. Ansätze zu einer solchen Reform seien auch schon früher gemacht worden, hätten aber meist nicht zum Ziel geführt. Im übrigen entwickelte der Redner über die Frage der Schaffung eines deutschen Einheitsstaates die gleichen Gedankcngängr wie in seiner jüngsten Bochumer Rede. Will Frankreich seine Kriegsarchive öffnen? Paris. Ist's wahr, oder ist es eine Geste oder ein Märchen? Ganz plötzlich und unerwartet kommt aus Paris die Meldung, Frankreich bereite die Veröffentlichung der Dokumente über die Kriegsursachen vor. Der französische Ministervat hat den Vorschlag des Ministers des Aeußern, Briand, aus Einsetzung eines Aus schusses zur Veröffentlichung der Dokumente betreffend die Kriegsur fache gebilligt. Der Ausschuß, dessen Mitgliederliste veröffentlicht wird, besteht aus 44 Persönlichkeiten, davon 24 Historiker und Fachleute, sieben noch im Amte befindliche Diplomaten, sechs Diploumten a. D., sowie sieben Mitglieder des Institut do Franc«. . ..