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Nr. 3. PuISnitzer Tageblatt. — Mittwoch, den 4. Januar 1928. Seite 4 Dßsckrtsn Lvnnsdsn«! unct Lonntsg grolle MZxgösiliegi-ämtgiiuiie im (»sstkok puknitr k<. 5. vsrbunrisn mit rom!ililll-l.otterie»»«. Mm Prellerei» 2u rsZsm össueft lasst srgsbsnst sin k«I;M I». 8. LoooLdess, ä 7 ck»v ä. lls. abends punkt 8 Uhr iarVerelnslolr»! oklliiiitl. KsMLlvsi'rsminIiiiig Um recht zahlreiche Reteiliqunq bittet Oer Vorstanck llooiimtsg, fkeltsg 8vL«LLtt8vL mrerrlr. llerinze Usnnemann Ssklügsküektorvsrsin pulsnitr Qsgsn kkl Sötre»-voMrii-8ro1! MWVMill «,. WMM rvt« un<> gsld« Lsntner 4,S0 kkß sWiliWtkllk kl>8ck ß. 8. vrir. oxttrieriscli. riikMeii Stelle von heute ab einen Transport junger, kvtL- Irsgenüer iküke, suetr welÄre mU KLldern, sowie 20 Stück prlms 4-8 Ackonsle alte Lullen- küldsr mit Abstammungs- und Milchlristungsnachweis bei mir preiswert zum Verkauf und Tausch gegen Schlachtvieh kiedsril Memel, kiSM, lilcki IIS W-OMfiSMUiIil »/, üintsilunß mit 8pul- mssetiins ru vsrksuksn. 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Der Inhalt einer Tüte machte die Wirtschafterin zwar zunächst stutzig, da das „M ehl" eine eigenartige Farbe hatte, aber sie mischte diesen kleinen Rest doch mit in die Mehl- und Kartoffelmasse hinein. Kaum war die Mahlzeit, die allen vorzüglich mundete, vor über, als zunächst das Kind der Wirtschafterin, das mit im Hause war, über Brechreiz und heftige Kopfschmerzen klagte. Bald verspürten auch die übrigen Familienmitglieder ähn liche Schmerzen. Ein Nachbar holte daraus ein Arzt herbei, der indessen den alten Opitz schon als Leiche vorfand. Nach einer halben Stunde verstarb seine Schwiegertochter eben falls unter entsetzlichen Qualen. Die anderen Personen, dis vor Schmerzen schrien und sich auf den Boden warfen, wurden schleunigst nach dem Kreiskrankenhaus geschafft. Dort verstarb dann auch die Wirtschafterin bald darauf unter den gleichen Vergiftungserscheinungen. Me beiden Söhne und das Kind konnten am Leben erhalten werden. Nach den bisherigen Feststellungen ist die Vergiftung auf die Wirkung von Arsenik zurückzusühren, das sich offenbar in der Tüte befunden hat, deren Inhalt der Wirtschafterin merkwürdig vorkam. - - — - Verbilligung der Frachtsätze für ober, "rsische Kohle. Zur Belebung des Stettiner Hafens hat die Industrie- und Handelskammer ab 1. Januar die Ermäßigung der Be fahrungsabgabe der Strecke Swinemünde — Stettin von 8 auf 2 Pfennig für jedes Kubikmeter ReWrmimgeyatr beschlossen. Auch die Deutsche Reichsbahn hat eine F rach t - ermäßigung für oberschlesisä;? Kohle nach dem Ostsee gebiet eintreten lassen. Der bisherige Ermäßigungssatz von 20 Prozent gegenüber dem allgemeinen Kohlentarif ist seit dem 1. Januar um weitere 9 Prozent gesenkt worden. Zunehmende Verkehrsstillegung in der Schiffahrt. Stettin. Die Bereisung des Haffs, der Oder und der Ostsee wird immer stärker. Ohne Eisbrecher und Schlepperhilfe können selbst große Schiffe kaum noch ver kehren. Im Haff hat das Eis eine Stärke von 40 bis 45 Zentimeter erreicht. Der Passagierdampferdienst von Stettin aus ruht vollständig mit Ausnahme der Linie nach Swinemünde und nach Stepenitz. Racheakt oder Raubüberfall? In der Neujahrsnacht wurde in R e i ch e n b e r g der Färbereidirektor Salzer der Firma Liebig u. Co. in dem Augenblick von zwei unbekannten jüngeren Bur schen überfallen, als er, von der Silvesterfeier der Stadt in seine Wohnung zurückgekehrt, seinen Hund auf kurze Zeit ins Freie ließ. Während sich der Hund von der Gartentür entfernte, sprangen die beiden Rowdys auf Salzer zu; der eine von ihnen hielt ihn von rückwärts fest, während ihn der andere mit einem Schlagring be arbeitete. Direktor Salzer hat erhebliche Verletzungen er litten. Nach dem Anschläge entwichen die unbekannten Täter über den Monstranzberg gegen Röchlitz. Der Be weggrund zu dem überfall ist völlig rätselhaft. Der An nahme, daß es sich um einen Racheakt handeln könnte, steht die Tatsache gegenüber, daß Direktor Salzer in seinem Unternehmen als überaus entgegenkommender Vorgesetzter sehr beliebt war. Ei« Dampfer mit 280 Passagiere« »«tergrgaugen. Bukarest, 4 Ian. Nach Meldungen au» K»nstanza ge^ riet der russische Personendampfer Ogoza aus der Reise zwischen Nikolajewsk und Noworossijsk in einen heftigen Sturm. Der Dampjer wurde leck und ging innerhalb kurzer Zeit unter. Eine Rettungsaktion war infolge de» schnellen Sinken» de» Dampfer» unmöglich. 250 Passagiere fanden den Tod in den Wellen, da runter eine Gruppe von 50 Schülern. Ueberfall aus eine« P«stbote«. In Nalbach (Saar- gebiet) wurde ein Postbote von zwei maskierten Räubern überfallen und seiner beiden Postsäcke beraubt. Die Täter verschwanden mit der Deute in dem Saarwellinger Wald. Von den Räubern, Burschen im Alter von 22—24 Jahren, wurden während der sofort aufgenommenen Verfolgung mehrere Schüsse abgegeben. In den Postsäcken waren größtenteils wertlose Driefsachen. Schwere Bluttat. Im Verlauf eines Streites jagte ein junger Schnitter auf dem Marktplatz in Hagenow (Mecklen- bürg) seiner jungen Frau ein Messer in die Brust. Das Messer brach ab, so daß die Messerspitze in der Wunde stecken blieb. Die Frau fiel bewußtlos um und wurde schwer verletzt ins Krankenhaus geschafft. Der Rohling konnte sofort verhaftet werden. Ein aufsehenerregender Zwischenfall ereignete sich in einem Koblenzer Hause. Durch starken Gasgeruch aufmerk sam gemacht, erbrachen die Hausbewohner die Tür zu der Wohnung einer alleinstehenden Dame, da auf mehrfaches Klopfen nicht 'geöffnet wurde. Den Lintretenden bot sich ein schauerlicher Anblick. Die Dame, die anscheinend einen Schlaganfall erlitten hatte, war so unglücklich auf den Gas- Herd gefallen, daß ihr ein Eisenteil tief in den Kopf drang. Dabei hatte sich der Gashahn geöffnet. Der Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Ein englischer Dampfer gestrandet. Der englische Dampfer „Red Lar" ist auf der Schelde gestrandet. Das Schiff wird für verloren angesehen. Die Besatzung konnte mit einem Rettungsboot in Sicherheit gebracht werden. Absturz eines französische« Fliegeroffiziers. Bei einem Uebungsfluge ist der Fliegerleutnant Poes Dumanois über dem Flugplatz m Reuilly (Dep. Indres) tödlich verunglückt. Dumanois war einer der besten Rugbyspieler Frankreichs und hat als solcher mehrere Male an internationalen Svielen teilgenommen. sagte er sarka hat er schmählich versagt. Wege liegen bleiben sollte! — Komm, Erich!" „Inwiefern?" fuhr dieser heftig aus, und ein fah- . Uyd hi, beiden schritten weiter in Wem strömenden^fis Rot gackerte über sein Gesicht, »inwiefern?.Dadurch, Dienstpersonal auch „bemühen" kann? stisch. „Ich danke für Ihre Bemühungen! L«i den All- Wördens nehme ich aber nichts an— und wenn ich am Regen, die breite Allee hinunter. Plötzlich blieb Erich stehen; er wollte anscheinend umkehren. Doch seine Mutter schüttelte den Kopf, und sie setzten ihren Weg fort. Rüdiger wußte sosort, was es war, das den Kna ben zum Stehen zwang: er schickte den Diener mit den Regenschirmen nach, die Frau Maria in der Aufregung vergessen hatte. Dann kehrte er in den Empfangssaal zurück. Dort fand er noch alle vor; es sah beinahe aus, als habe man auf ihn gewartet. Die alten Herrschaften saßen. Ottokar ging unruhig auf und ab, und Lella hockte auf der Fensterbank, die Allee hinunterfpähend, ein spöttisches Lächeln um die vollen Lippen. „Ihre Menschenfreundlichkeit in Ehren, lieber Rü- diger. Doch sie war durchaus nicht angebracht," höhnte sie, „stolz wie ein Spanier hat man Sie verschmäht — und der Kutscher ist umsonst bemüht worden." „Seit wann denkt Lella Flotmann daran, daß man „Es kommt immer darauf an, für wen die Leute in Anspruch genommen werden, mein Bester!" entgegnete sie hochfahrend und sprang von der Fensterbank herunter. „So, nun ist nichts mehr von dem Regenmantel und dem Lodenhut zu sehen," sie schüttelte sich ein wenig, „ich wundere mich nur, Rüdiger, daß Sie den vergessenen ReglMschirm nicht selbst nachgetragen haben: es wäre ein würdiger Schlutzeffekt gewesen zu der Komödie der Menschenliebe, die Sie aufgeführt haben. Es macht fast den Eindruck, als hätten Sie sich in diese Frau verliebt." „Es wäre für Sie, Lella, wirklich würdiger, Sie schwiegen, als daß Sie sich in einer so srivolen Art über Dinge äußern, die Sie im Grunde gar nichts an gehen!" sagte er erregt. „Mir nichts angehen?' „Nein, es ist lediglich Ottokars Sache. Allerdings Mag auch Vie Liebe weinen ... Roman von Fr. Lehne. 17. Fortsetzung. (Nachdruck 'erboten.) „Ich bitte Sie!' Rüdiger sah den grünlichen Schimmer aus ihren Wangen, die tiefen Schatten unter den Augen, das Zei chen tiefster Erschöpfung — sie war am Ende ihrer Kraft. Er schob ihr einen Sessel hi», die verstreut in der großen Halle standen. „Ruhen Sie einen Augenblick." Wie sie um den Mann litt! Merkwürdig, welches Glück dieser weichliche, weibische Mensch bei den Frauen hatte; diese weinte, daß sie ihn verloren, und die an dere lachte in tollem Glück, well er sich jetzt zu ihr bekannt! Frau Maria verschmähte auch diese Aufmerksam keit. Mit wankenden Knien schritt sie dem Ausgang zu. Als sie die breiten Stufen der Terrasse hinunterging, fuhr ein geschlossener Wagen vor. „Erich," sagte Rüdiger zu dem Knaben, „bitten Sie Ihre Mutter, daß sie den Wagen benützt. Der Weg nach der Station ist zu weit — eine Stunde in diesem Regen, es ist unmöglich.' Zögernd stand der Knabe da; er kämpfte mit sich. Sein Stolz verbot ihm, irgend eine Gefälligkeit von Leuten anzunehmen, von denen die geliebte Mutter so schwer gekränkt worden war. Und da war doch di« Liebe zu ihr und die Besorgnis; er sah ja selbst mit heimlicher Angst, daß sie sich nur noch mit größter An- strengung ausrecht hielt. „Erich, seien Sie doch vernünftig.' Der Onkel Rü diger befahl es ihm beinah«. Doch der Knabe wurde seiner Sarge bald überho- den; mit schneidender Stimme, fest und -«stimmt, lehnte Frau Maria auch das ab. daß ich euern Wünschen nächgekömmen bin, und—"" Rüdiger sah ihn scharf an,daß er kurz abbrach und verlegen zu Boden blickte. „Du weißt genau, was ich meine! — Es hätte sich Wohl auch eine würdigere Art für all das finden lassen. Ich bin von eurer Handlungsweise aufs peinlichste be rührt. Wie eine lästige Bittstellerin hat man die Frau behandelt; nicht einmal einen Stuhl hat man ihr an geboten. Draußen ist sie halb ohnmächtig zusammenge brochen." „Die Frau hat es selbst nicht anders gewollt. Wir sind ihr genügend entgegengekommen," widersprach der alte Graf heftig, „leider war sie vernünftigem Zuspruch unzugänglich." „Sie war gereizt durch Lellas unmotiviertes Ein greifen und durch die Entdeckung, daß Ottokar eine an dere ihr vorgezogen. Doch was kümmert es mich noch. Ich habe in dieser Angelegenheit mein letztes Wort gesprochen." Rüdiger war außerstande, Lellas herausforderndes Benehmen zu ertragen. Eine Flut bitterer Worte wollte sich über seine Lippen drängen; doch seine Selbstbe- herrschung verließ ihn nicht. Er schwieg und ging hin aus. „Lella, mein Kind, komm einmal her zu mir!" sagte die Gräfin mit ihrer salbungsvollen Stimnw; kerzen gerade saß sie da in dem schwarzseidenen Kleide. „Lella, sieh mich an — so ist's recht. Du sagtest vorhin etwas, ich Weitz nicht, eb ich dich recht verstanden have- Du und Ottokar?" Tas junge Mädchen nickte energisch, „Ja, Tantchen, du hast mich verstanden — ich lieb» Ottokar, und er liebt mich wieder." - . Die Gräfin preßte die Lippen auseinander. Dieses cffene Geständnis war ihr sehr überraschend und unaw( genehm. Dadurch wurden doch mit einemmale alle ihre Lieblingspläne zerstöttl Diese EMtäufchtMg wär fitz, bitter. Sie fühlte tiefen Grell, doch die Klugheit Av« bot ihr, ihren Unwillen z* verbvcav^ 2