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Redaktioneller Teil. .V 124, 2. Juni 1914. Erhöhung der Gewichtsgrenze sür Drucksache» nach dem Auslandc svgl. Nr. 28). — Die Handelskammer NcgenSburg richtete an den Vorstand des Börsenoereins nachstehende Zuschrift: Die von Ihrem verehrlichen Verein ausgehende Anregung, für den Weltpost- verkchr eine Erhöhung des zulässigen Gewicht» sür Drucksachen aus 3 hx eintreten zu lasten, wurde in unserer Gesamtsitzung vom 2«. Fe bruar 1914 besprochen. Es wurde beschlosten, sie bei unserem Ver- kehrsministerinni zu unterstützen. Wir haben hieraus die Mitteilung von der genannten Stelle er halten, daß sie unserer Anregung Folge leistend ein Schreiben an das Reichspostamt Berlin gerichtet und die Eingabe befürwortet habe. Das Reichspostamt teilte hieraus dem Bayerischen Berkehrsmtiitsterium mit, daß von seiten Deutschlands ans dem Postkongreß in Madrid der Antrag gestellt werden wird, im internationalen Verkehr einzelne Bücher bis zum Höchstgewicht von 3 üg zur Besörbcrung gegen die Drucksachentaxe zuzulasten. Der Arnstiidter Verband mathematischer und uaturivissenschast- lichcr Vereine an deutschen Hochschulen wird in der Zeit vom 4.—7. Juni in Arnstadt in Thüringen seinen 12. Berbandstag abhallen. PttsrnialnachriHten. 50jähriger Gedenktag. — Am 2. Juni sind 50 Jahre verflossen, daß Herr Robert Lien au sen. die Schlesinger'sche Buch- und Musikalienhandlung in Berlin käuflich erwarb. Wenn er auch seit einigen Jahren nicht mehr persönlich im Geschäft tätig ist, sondern in seiner Heimat Neustadt in Holstein seinen Lebensabend nach jahre langer fruchtbarer Tätigkeit genießt, so hat doch sein schöpferischer, nie ruhender Geist dem Geschäft seinen Stempel aufgedrückt, so daß seine Nachfolger mit Erfolg Weiterarbeiten konnten und weitergearbeitet haben. Der Leiter des Berliner Hauses ist Herr Robert Licnau jun., im Musikhandel als zweiter Vorsitzender des Vereins Deutscher Musika lienhändler und erster Vorsitzender des Vereins der Berliner Musi kalienhändler hochgeschätzt. Ein zweiter Sohn, Herr Fricdr. Will). Lienau, leitet die ebenfalls durch den Jubilar am 0. Dezember 1875 erworbene, 1809 gegründete Firma Carl Haslinger, gäm. Tobias, Kunst- und Musikalienhandlung in Wien. Dem hochgeschätzten Jubilar rufe ich als alter Kollege herzliche Glückwünsche zum Ehrentage zu. Ernst Challier sen.-Gießen. Gestorben: am 29. Mai nach langem, schweren Leiden im Alter von 61 Jahren Herr Kommerzienrat Heinrich Beck, Vorsitzender des Auf sichtsrats der Union Deutschen Verlagsgesellschaft, in Stutt gart. Der Verstorbene gehörte dem Aufsichtsrat der Union seit 1898 an, dessen Vorsitz er seit 1904 führte. In dieser Stellung hat er sich große Verdienste um die Union erworben, die er mit rastlosem Fleiß in allen ihren Teilen zu fördern bestrebt war. Sprechsaal. Wer schützt den katholischen Laienbuchhandel? «Vgl. Nr. 112.) Die neuliche Mitteilung über den K l o st e r b u ch h a n d e l im Rheinland deckt sich mit einer Behauptung, die ein sehr bekannter rhei nischer Ordensmann vor einigen Jahren mir gegenüber machte, weckt aber auch die Frage: wer zog den Geistlichenbuchhandel groß? Der rheinische Pater sagte, er sei überzeugt, im rheinisch-west fälischen Gebiet als Vereinsorganisator katholische Bücher minde stens so billig beziehen zu können, wie ich als Buch händler, wenn cs sich nur einigermaßen um größere Aufträge handle! Ich traute mir nicht, das energisch zu bestreiten, denn ich hatte tags zuvor Ähnliches am Rhein gehört. Das ist eben das Unglück: die bunte Zusammensetzung und das zersplitterte Interesse des L a i e n b u ch h a n d e l s einerseits und die S o n d e r st e l l u n g des kirchlichen Kapitals andererseits, dessen Obcrleiter ent weder zu viel oder zu wenig vom »Geschäft« verstehen, sonst wür den sie die häßliche, unsoziale Seite ihres vielleicht an sich nicht ganz unlöblichen Tuns leichter erkennen! Es kommt nächstens wieder ein »Neues Brevier« heraus, und schonhatbeiunsdasGcistlichcn-undVereinskapital an die Pfarrherrn es 2v°/o unter dem Ladenpreis angeboten. Vcrar.Nvortlicher Redakteur: Emil ThomaS^-^- Berlag: Dcr^ Börsen 884 Der Verleger verbietet solche Dinge, aber nach den gemachten Erfahrungen findet man an solchen Anstalten immer wieder neue erfolgreiche Vcrtricbsweisen! Wenn man auch vielleicht zusetzt, man hat's ja! Wer schützt die auf sich gestellten Laienbuchhändler gegen solche Dinge? Die Kirchenbehörden könnten viel tun, wen sie nur wollten! Es ist in der Gewerkschaftsfrage deutlich genug gesagt worden, daß römische Kundgebungen so auszulcgen seien, wie »es da steht«, und daß in Zweifelsfällen jedenfalls nur Rom authentisch interpre tieren könne! Ist aber in Nom bekannt, wie man den jüngsten Erlaß über den »Geistlichenbuchhandel« bei uns interpretiert und praktiziert?! — Sicher anders, als es da steht! Weil aber unser zeitliches und ewiges Heil von solchen Dingen abhängen kann, weil wir unsere notwendigen Rechte vertei digen müssen, weil wir unfern Kunden Freude am kirchlichen Leben vererben möchten, haben wir ein berechtigtes Interesse, über solche Dinge in Fachblättern zu reden, wenn unsere katholisch- kaufmännischen Vereine und Blätter nicht den Mut und das Ver ständnis haben, die Sache als wichtig anzusehen. Der Konzentrationsgedanke ist durch die Not im katho lischen Leben zu solchem Ansehen gelangt, daß es schon als ein Ver brechen gilt, seine Auswüchse zu bekämpfen. Was das Bttcherwesen betrifft, so hat man in Belgien bereits eine Verkörperung des Ideals gewisser kirchlicher Kulturpoli tiker: eine katholische Millionen-Leihbibliothek mit Bestrebungen nach eigenem Verlag und eigener S o r t i m e n t s z e n t r a l e! In angesehenen Revuen und Blättern (Stimmen aus Maria Laach) wird dieses Vorgehen als ein erstre benswertes Ziel auch für Deutschland hingestcllt! Und es wird kommen; der Weg wird über Leichen gehen, und das katholische Sortiment, das hinstirbt, ist schuld daran durch seine Tatenlosigkeit. Direkter Vertrieb. Der Gordon-Verlag, Dresden, schreibt auf der vor letzten Seite der Nummer 3 seiner Zeitschrift »Das größere Deutsch land«, für deren Vertrieb er den Buchhandel zu interessieren sucht, wörtlich folgendes: »Wir empfehlen den Bezug durch die Post, Bestellungen bei allen Postanstalten.« Vom Buchhandel ist keine Rede; soll er nur Hand langerdienste leisten und die Probe-Nummern umsonst verteilen? X. X. Mangelhafte Lieferung. Ende Oktober vorigen Jahres war der Inhaber der Firma W. Koehler'sche Verlagsh., Gera-Untermhaus bei uns, offerierte eine bil lige Ausgabe der Abbildungen aus Naumanns Naturgeschichte der Vögel Mittel-Europas, ca. 400 Tafeln (36 ./i ord.; 24 netto), und erhielt eine Bestellung auf ein Exemplar. Wir boten das Werk ver schiedentlich an und hatten neulich einen Reflektanten, der aber kon statierte, daß das Werk unvollständig sei. Es fehlten Tauben- und Hühner-Vögel, Störche nsw. Auf unsere dreimalige Reklamation direkt per Post an den Ver lag erhielten wir keine Antwort. Weder bei der Offerte noch in den uns gemachten Briefangeboten, von denen wir 1 Exemplar zur Kenntnisnahme für die Redaktion bei fügen, ist irgendwo darauf hingewiesen, daß das Werk unvollständig sei. Wir würden dann auch kcincnfalls bestellt haben. Wir möchten durch diese öffentliche Anfrage ermitteln, ob andere Kollegen ähnliche Erfahrungen gemacht haben, und ob es angängig scheint, gegen die Firma auf Rücknahme zu klagen. Rudolstadt. Müller'sche Buchhandlung. Auskunfterteilung. Falls Kollegen mit einem Reisenden, der sich Eugen Werner ans Leipzig nennt, aber keine Papiere bei sich führt, in Berührung kommen sollten, bitte ich, mir frdl. sofort Mitteilung zu machen. Der angebliche W. arbeitet auf Zeitschriften, besonders »Die Mappe«, sowie auf Lieferungswerke und den kleinen Brockhaus. Personalien: ca. 35 Jahre, mittlere Figur, etwas schmächtig, hellblondes Haar, nngestutzter Schnurrbart, dunkler Anzug und steifer Hut, bescheidenes Auftreten, ausgesprochen sächsischer Dialekt. Ulm a. D. Alex. Bartz. verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlcrhaus. Redaktion nnd Srpedttion: Leipzig. Gerichtsweg 26 (Buchhändlcrhauö).