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Mitteilungen 2 „Quellen zur Geschichte des Gartenbaus" Eine neue Buchreihe, herausgegeben von der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft Die Stellung des Gartenbaus unter den Berufs ständen war nach Ablauf des Mittelalters Jahr hunderte hindurch ungeklärt und seine Entwick- lang derartig zerrissen, dal? es uns heute schwer fällt, irgendwelche authentischen Unterlagen über den geschichtlichen Werdegang des Gartenbaus zusammenzustellen. Alle Versuche dieser Art sind bisher daran gescheitert, daß jegliches Material erst nach langer Sucharbeit auffindbar ist und außerdem in ganz Deutschland verstreut in den Archiven lagert. Deshalb sind alle Abhandlungen und Arbeiten einschließlich der Buchausgaben über die „Geschichte des Gartenbaus“ - soweit sie den Stoff umfassend behandeln — mehr oder minder mit Vorsicht zu betrachten, da ihnen jegliche Unterlagen fehlen und man sich bisher leider nur darauf beschränkte, die* zahlen mäßig wenig vorhandenen Arbeiten immer wieder auszuschöpfen. Es wird wohl jeder objektiv Den kende zugeben müssen, daß auf diese Art und Weise eine Geschichte des Gartenbaus niemals zustande kommen wird. Die wenigsten Fachleute sind sich darüber klar, welcher Art denn überhaupt eine Geschichte ihres Berufes seili wird, da sie bisher nicht die Möglichkeit hatten, jemals einen Überblick über die Materie zu gewinnen. Dokumente irgendwelcher Art, die doch nur Bruch- stücke eines gewaltigen Ganzen darstellen, sind auch vorläufig als solche zu betrachten und dürfen nicht zu allgemeinen Schlüssen Veranlassung geben. Allzu häufig wird auf die geschichtliche Entwick lung der Naturwissenschaften, Medizin und Tech nik verwiesen und damit leicht bei Nichteingeweihten der Eindruck erweckt, als sei die Geschichte des G a r t e n b a u s schon längst erschlossen. Man vergißt dabei vollständig, daß wohl Botanik. Gartenbau und Medizin zum Teil gleiche Quellen besitzen (weil sie vor allem in ihren Erstanfängen eine gemeinsame Entwicklung zu verzeichnen haben), daß sich aber von etwa 1550 an der geschichtliche Aufbau des Gartenbaus in ganz andren Bahnen bewegt hat. Die Unterlagen für eine geschicht liche Zusammenfassung der oben erwähnten Berufe, mit Ausnahme des gärtnerischen, sind schon seit langem gesammelt und können für eine Geschichte des Gartenbaus selbstverständlich zur Klärung mancher Fragen herangezogen werden, dürfen aber niemals als Norm gelten. Andie Herausgabe einer Geschichte des Gartenbaus kann erst n a eh Ja h r e n gedacht werden, wenn das gesamte Material gesichtet und bearbeitet v o r 1 i e g t. Eine Übereilung würde hier zu Be hauptungen führen, die später doch widerrufen werden müssen oder zum mindesten einer Ergän zung bedürfen. Um die Vorarbeiten möglichst schnell der Fach- weit zugänglich zu machen, entschlossen sich seiner zeit die Herren Robert Dottke und Dr. Robert Zander, das gesamte Material in einer Buchreihe „Quellen zur Geschichte des Gartenbaus“ zu' veröffentlichen und damit gleichsam den Grund stock für eine spätere zusammen fassende Gesamt ausgabe zu legen. Die als He r a u s g eher zeichnende Deutsche Ga rtenb au - Gesellschaft erfüllt mit dieser Buchreihe eine K u I - turtat, die sich in ihrer Auswirkung heute noch nicht übersehen läßt. Die Schriften, die jedem, der sich für geschichtliche Studien interessiert, eine billige, aber wahrheits getreue Unterlage geben sollen, füllen nicht nur eine empfindliche Lücke in der Gartenbauliteratur, sondern sind auch in ihrem gesamten Aufbau da zu geeignet, die Achtung vor dein gärtnerischen Beruf zu heben und das alte Wort „Stolz wie ein Gärtner“ Wahrheit werden zu lassen. Bisher sind folgende Bücher herausgegeben oder befinden sich im Druck: Werner Cronbac: „Die Walnul und ihre Sorten im Schrifttu m.“ Bevor man an eine eingehende Behandlung des Walnuß- Studiums geht, sollte man diese Schrift lesen, deren Quellen- material zu einer wahren Fundgrube wird und zum ersten mal eine Klärung der vielen Sorten und Formen der Obst walnuß herbeifuhrt. Daß man sich schon verhältnismäßig früh mit dem Studium der Walnuß beschäftigte, zeigte eine hier (s. Tafel 1) zum erstenmal veröffentlichte Abbildung, die einer alten Handschrift aus den Jahren 1565/73 entnommen wurde. Rudolf Fischer: ,,D er Schulgarten im Wandel der Zeiten." Dieses Buch kommt gerade rechtzeitig, um bei der Neu anlage vieler Schulgärten berücksichtigt werden zu können. Fischer bringt eine ungeahnte Fülle von Eindrücken und ver folgt den Gedanken der Schulgartenbewegung zurück bis ins klassische Altertum. Seine Abhandlung über den Wert der Schulgärten fußt auf der umfangreichen Literatur und ver mittelt dem Leser gleichzeitig einen Gesamtüberblick. Die an schauliche Darstellungsweise erklärt sich daraus, daß der Ver fasser selbst Gärtner ist und heute den ersten botanischen Schulgarten des Reiches leitet. Angenehm wird der Leser be sonders bei diesem Band die reiche Bebilderung empfinden, die gleichzeitig einen Einblick in das Leben des großen Berliner Schulgartens vermittelt. Dr. Robert Zander — Dr. Clara Teschner: ,,D er Rosen garten, eine geschichtliche Studie durch zwei Jahr h u n d e r t e.“ Der Begriff Rosengarten ist namentlich in früheren Zeiten so unterschiedlich angewendet worden, sei es für den Kamof- platz bei der Burg, sei es für den Friedhof oder für die Ge richtsstätte. daß allein die Klärung dieser Begriffe einer dringenden Erörterung bedurfte. Wie diese durchgeführt wurde und was sie an außerordentlich überraschenden Ergebnissen brachte, darüber berichtet der erste Teil des Buches. Die sehr umfangreiche Literatur, die dem Titel nach auf Rosengärten schließen läßt, hat die seltsamsten Aufschlüsse gegeben. Die Verfasser haben alle Kreuz- und Querwege verfolgt und auch die geographischen Begriffe „Rosengarten“ erforscht. Der zweite Teil, zu dem durch eine Schilderung älterer „Gärten aus Rosen“ übergeleitet wird, bringt die heutigen Rosengärten in ihrer Entwicklungsgeschichte und Zielsetzung. Robert Dottke: ,,B ibliog r a p h i e der Orchideen- literatur." Um den Gesamtaufbau dieser umfassenden Buchreihe zu zeigen, wurde auch unter die ersten Veröffentlichungen eine reine bibliographische Arbeit gesetzt. Daß es sich in diesem Falle um eine Sammlung der Orchideenliteratur handelt, ist nicht zuletzt auf das ungeheure Anwachsen der Orchideen liebhaberei in der ganzen Welt zurückzuführen. Es war daher notwendig, zur rechten Zeit das — auf diesem Gebiet bereits reichlich vorhandene — Material zu erfassen, bevor es das Stadium des Unübersehbaren erreicht hat. . Es ist das erstemal, daß auf dem Gebiet der G e Schl eh t e des Gartenhaus so großzügig und doch vorsichtig forschend gearbeitet wird. Welche Schwierigkeiten bei der Auffindung und Zusammenstellung des Materials zu über winden sind, ist schon daraus ersichtlich, daß sich die vor- arbeiten, die von den einzelnen Autoren gewissenhaft durch- geführt werden, stets auf mehrere Jahre erstrecken. Schon aus diesem Grund ist - wie oben erwähnt - die vollständige Bearbeitung einer Geschichte d es Ga rte n b a 11 ganz und gar illusorisch, um so mehr dürfen wir aber auf eine spätere Gesamtausgabe gespannt sein. Größtes Verdienst erwirbt sich mit dieser Buch- reihe der Gartenbau v er 1 a g T r 0 witzsch & Sohn, Frankfurt (Oder), der dafür Sorge trägt, daß sich diese Neuerscheinungen würdig in die übrigen Reihen seiner bekannten Gartenbücher einfügen. Dottke