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Gattungsbastarde Fr. Meyer Die Gattungsbastarde aus der Cattleyengruppe Fr. Meyer, Hamburg In der Familie der Orchideen sind drei Gattun gen durch die gärtnerische Züchtung zu einem riesigen, heute kaum noch übersehbaren Formen reichtum entwickelt worden. Es sind die Gattungen Paphiopedilum, C a 111 e y a und O d o n t o g 1 ö s s u m. Die beiden letzten sind gleichzeitig der Mittel punkt geworden für die Entwicklung der ihnen nächstverwandten Gattungen. Die Züchtung hat die Grenzen der Gattungen gesprengt und Hy briden geschaffen, in denen Erbgut von Arten aus zwei, drei oder sogar vier verschiedenen Gattungen vorhanden ist. An sich ist das nicht etwa ein Beweis beson deren gärtnerischen oder züchterischen Könnens. Nicht unser Schema der Gliederung der Orchideen ist der Blickpunkt, von dem aus wir diese Tat sachen zu beurteilen haben, sondern die durch die Erbanlagen gegebene innere Verwandtschaft der einzelnen Arten und Gattungen. Wenn also Pflanzen aus verschiedenen Gattun gen erfolgreich miteinander gekreuzt werden können, so geht daraus hervor, daß in diesem Fall die Grenzen der Gattungen zu eng gezogen wor den sind. Weiter dürfen daraus aber auch wirk lich keinerlei Folgerungen auf besonderes gärt nerisches oder züchterisches Können gezogen werden. Bei den * Orchideen ist das in verschiedenen Gruppen so, ganz besonders auffällig aber bei den Laeliinen, denen die Gattung Cattleya angehört, und bei den Oncidiinen. Die botanische Systematik kann heute gelegent lich für einige Pflanzengruppen schon die Er gebnisse genetischer Forschungen heranziehen zu einer wirklich begründeten Gliederung bestimm ter Familien oder Gattungen. Bei diesen Orchi- deengruppen sind wir vorläufig auf rein morpho logische Merkmale angewiesen, bei den Cattleyen und gelegentlich bei andren Gattungen hie und da auch auf Merkmale physiologischer Art, die zuweilen noch durch die pflanzengeographische Verteilung der Typen unterbaut werden. Die Systematik ist lediglich aus praktischen Erwägungen zu einer weitergehenden Gliederung bestimmter Gruppen gekommen, als genetisch heute gerechtfertigt erscheint. Bei der verwirren den Fülle der Arten mußten schon oft recht un bedeutende Merkmale zur Trennung der auf gestellten Gattungen herangezogen werden. Trotz dieser, genetisch gesehen, zu weitgehenden Glie derung bleiben immer noch einzelne Riesen gattungen bestehen, wie etwa Epidendrum, deren Artenzahl Schlechter mit etwa 750 angibt. K. M. Hoffmann (Beiträge zur Cytologie der Orchidaceen, Planta, 1930) gibt als haploide Chromosomenzahl für Cattleya Trinae 20 an und dieselbe Zahl für Epidendrum raniferum. Bei Laeliocattleya Canhamina, die zuerst von Veitch aus Cattleya Mssiae X Laelia purpurta gewonnen und 1885 herausgegeben worden ist — später wurden von verschiedenen Züchtern noch mehr fach Varianten durch Benutzung von verschieden artigen Formen beider Stammarten erzeugt —, wurden ebenfalls 20 Chromosomen festgestellt. Was aber besonders ins Gewicht fällt, ist die Tat sache, daß (nach Hoffmann) die Reduktionsteilung völlig normal verläuft. Es ist nichts festzustellen von den abnormen Vorgängen, wie sie beobachtet worden sind bei Gattungsbastarden aus andren Pflanzenfamilien. Das läßt tatsächlich auf sehr nahe Verwandtschaft schließen. Auch Hoffmann folgert daraus, daß liier aus Zweckmäßigkeits gründen der Gattungsbegriff zu eng gefaßt wor den ist. Dem Systematiker, der für seine Umgrenzung von Gattungen an morphologische Merkmale ge bunden war, hat sich der Gärtner schon deshalb gern angeschlossen, weil die zunächst für die Wissenschaft geschaffene Abgrenzung der Gat tungen ihm in mancher Hinsicht bequem war, in dem sie gewisse Typengruppen gebildet hatte, die für gärtnerische Belange wesentlicher waren, als kleine morphologische Besonderheiten es sein konnten. Zur botanischen Unterscheidung der wichtigsten Gattungen der Cattleyengruppe zieht man zu nächst die Pollinien her an. Das sind die wachs ¬ artigen Pollenmassen. /9-K 4%:—K die an der Spitze der / //“--N (/rl "N Säule unter einer be- \ I// weglichen Kappe ver- / IJ borgen liegen. Unsre H-IF 4 Skizze stellt eine solche E Säule dar, bei a von a b der Seite her gesehen, bei b schräg von vorn. Am Fuß der Säule, bei F, beginnt der Frucit- knoten. Unterhalb der Kappe K finden wir an der Vorderseite der Säule die Narbe N. Die Anzahl der Pollinien beträgt bei den Gat tungen Epidendrum, Diäcrium und Cattleya je vier, bei Laelia, Schombürgkia, Brassvola und Sophronitis je acht. Lepttes steht in der Mitte