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Begonia R. Dottke Begonia Jede Pflanze lernen wir erst dann schätzen, wenn wir sie in ihrer vollen Schönheit gesehen haben. Da der wirkliche Blumenliebhaber und Pflanzenfreund meistens mit Leib und Seele Gärtner ist — ohne sich darüber klar zu sein, son dern seine Liebhaberei aus innerem Antrieb, um der reinen Freude an der Blume oder Pflanze willen, ausübt —, so wird es ihm auch gelingen, sogenannte Blattbegonien erfolgreich zu kulti vieren. Zur Zeit unsrer Großeltern waren diese groß blättrigen Begonien sehr beliebt und fast in jedem Haus zu finden, bis sie durch andre Pflanzen mit auffallenden und leuchtenden Blüten verdrängt wurden. Die Züchtungen der letzten Jahre haben aber auch die Blattbegonien aus ihrer vornehmen Zurückhaltung gelöst und die Farbe der Blüten und Struktur der Äderung so weit verbessert, daß man wieder von einem wirklichen Zimmerschmuck sprechen kann. Aus ihrer Geschichte sei folgendes erwähnt: Im Jahre 1690 unternahm Charles Plumier eine Stu dienreise zu den Antillen. In seiner Gesellschaft befand sich Michel Begon, der Statthalter von St. Domingo, der sich von jeher außerordentlich für Pflanzen interessiert hatte. Während dieser Reise wurden Vertreter einer bisher unbekannten Pflanzengattung gefunden, die zu Ehren dieses Blumenfreundes Begonia genannt wurde. Später stellte man fest, daß vor dieser Entdeckung in Amerika ähnliche Begonien schon lange den Chi nesen und Japanern bekannt waren. Als „Herbst- Haitang“ (Begonia sinensis) war die Begonie den Chinesen das Symbol der Tugend und Schönheit und wurde in feinen Kunstwerken verwandt. Noch heute finden sich Stickereien und Porzellanplatten, die wundervoll gezeichnete Begonien in der den Asiaten eignen Kunstfertigkeit zeigen. In ihrer Heimat, den tropischen und sub tropischen Gebieten Afrikas, Amerikas und Asiens, wachsen sie an feuchten und schattigen Stellen der Wälder. Von ihnen eignen sich die strauchigen und halbstrauchigen Arten besonders für die Pflege im Zimmer. Bei einiger Sorgfalt und Liebe gedeihen sie kräftig und machen viel Freude. Zwei Bedingungen müssen wir den Pflanzen er füllen: Licht und Wasser. Sie wollen nahe dem Licht wachsen, ohne direkt von der Sonne ge troffen zu werden. Es ist deshalb besser, sie nicht direkt ans Fenster zu setzen. Dem Abfallen von Blättern beugt leichtes Einnebeln mit einer Blumen spritze vor, wie überhaupt die größte Schwierig keit der Pflege in gleichmäßiger Feuchtigkeit be steht. Beim Gießen sollte man aber nicht in den Fehler verfallen, alle Tage „ein wenig“ Wasser zu geben. Man hält seine Pflanzen gesund, wenn man einmal tüchtig gießt, bis sich das Wasser im Untersatz sammelt, von wo es abgegossen werden muß. Sehr dankbar zeigen sich die Begonien, wenn zum Gießen und Spritzen leicht warmes Wasser gebraucht wird. Besondre Sorgfalt erfordern die Pflanzen im Winter. Während der kalten Jahreszeit bringt man sie in ein warmes Zimmer und gießt etwas weniger. Fühlen sich die Blätter schlaff an, so ist immer Wasser nötig. Wachsen die Pflanzen so stark, daß sie ver pflanzt werden müssen, so verwendet man dazu besser breite Töpfe, da die Begonien flach wur zeln. Wenn man es nicht vorzieht, die Pflanze in einem guten Blumengeschäft umtopfen zu lassen, so sei hier eine bewährte Mischung aus alter Laub erde mit reichlichem Zusatz guter Kompost- oder Mistbeeterde sowie Torfmull und Sand empfohlen. Da die Erde unten im Topf immer leicht sauer wird, sollte man über den Topfscherben erst eine Handvoll Sand legen. Der Wasserabzug wird da durch geregelt, und der Wurzelballen bleibt ge sund. Eingewurzelte Pflanzen dürfen von Mitte Mai bis Anfang September gedüngt werden. Einer der handelsüblichen Mischdünger, die in den Blumen geschäften für wenig Geld vorrätig sind, ist hand lich und leicht anwendbar. Von den Strauch begonien sind zu empfehlen: Begonia metallic a. Blätter mittelgroß, länglich, metallisch glänzend. Begonia Scharffiäna. Blätter etwa 20X10 Zentimeter, schiefherzförmig mit schwanzartiger Verlängerung, fleischig, dicht behaart. Besonders schön sind die neuen Züchtungen der Hybriden von Begonia rx und B. diadema, wie z. B. „Forelle“, eine schnell wachsende Sorte, deren zahlreiche Blätter auf festen Stielen sitzen. Die Pflanzen werden mittelhoch und haben ovalspitze Blätter, deren Grund dunkelgrün gefärbt ist. Die rosaroten Flecke der Herzmitte gehen nach dem Rand zu in Silber über. Die Blätter werden durch einen leicht gewellten, magentaroten Saum ein gefaßt. Eine wirklich dekorative Züchtung! „M e i s t e r s t ü c k“ ist eine der widerstands fähigsten Sorten, die wir kennen. Sie ist außer ordentlich starkwüchsig und bringt mehr als mittel große Blätter von karminpurpurroter Farbe mit schwarzbrauner Äderung. „H e 1 e n e Teupel“ wirkt durch die geschlitzte Form der Blätter etwas lockerer und ist auch sonst durch die dunkle Farbe der Blattmitte sehr interessant. Dottke.