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Blumenliebhaberei G. Schmid ten zu Weimar, bei J. Mootz, Tit. fürstl. Hessen- Rotenburg. Hofgärtner, Schmal gr.-fol., 2 Blätter, beiderseits bedruckt. Wenden wir uns zunächst dem nach Goethes Tode erschienenen Verzeichnis 5 zu. Ein längeres Sortenregister findet sich hier nur in den Spalten, die Georginenwurzeln in „dichtgefüllten“ For men und Nelken in Senkern aufführen. 62 Geor ginen, zumeist nach den Blütenfärbungen unter schieden; es gibt aber keine anderen als latei nisch benannte. Nur bei den Nelken verhält es sich anders. Idi will aus den rund 200 einige von mir in Gruppen zusanimengefaßte Nelkennamen herausgreifen: Eine Reihe bezieht sich auf Personennamen der Antike und auf Gestalten der antiken Mythologie, wie etwa Herodot, Cicero, Lycurg, Hector, Per seus, Andromeda, Medea, Ceres usf. — Nach Per sönlichkeiten des weimarischen Fürstenhauses oder ihm nahestehenden Fürstlichkeiten sind ge nannt: Amalia (?), Prinzeß Maria v. Weimar, Erb herzog v. Weimar, Herzog Bernhard, Herzog Erich, Herzogin Ida, Herzog v. Meiningen, Prinz Carl von Preußen, Kaiserin Maria von Rußland. — Persönlichkeiten aus dem Weimarer gesellschaft- lichen Leben erinnern wir uns bei folgenden Namen: Gräfin Henckel (von Donnersmarck), Geh. Hofrat Huschke, Geh. Hofrat Starke (beide Leibärzte, auch Ärzte Goethes), Frau v. Voigt (Gemahlin des Ministers), Adele (ob nach Adele Schopenhauer, der Schwester des Philosophen?), Leutnant v. See bach, Baron v. Eschwege (Brasilienreisender, der Beziehungen zum weimarischen Hof pflegte), Freund Genast (nach dem Schauspieler Anton G.), Iff land (der berühmte Schauspieler gastierte in Wei mar), Capellmeister Hummel, Frau Capellmeister Hummel, Betty Hummel (die Familie des Musikers Joh. Nepomuk H.), Hofrat Soret (Prinzenerzieher, Freund des Hauses Goethe), Landesdirektor Lude- cus, Gräfin Fritsch, Geh. Cammerrat Kruse, Rent amtmann Weber (ein großer Blumenfreund). Bei Bezeichnungen dieser Art ist wohl an Dich tungen gedacht, deren Verfassernamen ich bei setze: Carlos, Maria Stuart und Demetrius (Schiller), Urania, (Tiedge), Euphrosyne, Epimenides, Prometheus und Iphigenia (Goethe). Euryanthe dürfte sich auf Karl Maria von Webers Oper beziehen. Dichternamen selbst führen die Nelkensorten: Wieland, Seume, v. Thümmel, Musaeus, Schiller, Jean Paul, Herder, Klopstock. Komponisten namen hat nur die eine: L. v. Beethoven. Warum Goethes Name fehlt, dürfte aus obi gen Verzeichnissen Nr. 1 und 2 verständlich wer den. Hier war er vergeben, nämlich für eine ge füllte Georginen- oder Dahliensorte „von Göthe“. Das ist nicht diejenige, die uns mit diesem Na men heute geläufig ist, zumal sie dort als „schwarzponceau mit samtartigem Dunkelpurpur“ erscheint. Die heutige „Wolfgang von Goethe“ be steht erst seit 1909 (Nonne u. Hoepker, Ahrens burg bei Hamburg). Sonst haben Kirschts Listen, worin übrigens die Nelken ganz fehlen, nur noch zwei weitere deutsche Namen aufzuweisen (Mols- dorf, Ehrenberg). Johann Wilhelm Kirscht (gestorben 1835), der auch kleine gärtnerische Aufsätze und ansprechende Blumengedichte in jener Blumen zeitung veröffentlicht hat, war Subalternbeamter. Daß er dem „blumistischen Verein“ Vorstand, sagten wir schon. Daß er Goethe durch eine Reihe persönlicher Besuche nähergekommen war, könn ten wir durch eine ganze Reihe Belege aus Goe thes Tagebüchern noch weiter lebendig machen. Sicherlich hat er bei einer solchen Gelegenheit dem Dichter wohl auch die ihm geweihte neue Dahlie seines Gartens überbracht. Kirschts Goethe-Dahlie dürfte zeitlich die erste unter den mit dem erlauchten Namen ge zierten Sorten unsrer Gartenkulturen gewesen sein. Denn daß in der launischen Folge der ent standenen und wieder verschwundenen Bezeich- nungen viele oder wenigstens eine größere Reihe — ob aber sogleich? — gefolgt sind, ist anzu nehmen. Wann aber kommen derartige, mit Goethe verbundene Namen* wieder vor, zu nächst sowie später, bis heute? Mit dieser an den Leser gerichteten Frage möchte ich schließen, in dem ich mir nun seine geneigte Mitarbeit erbitte. In den Gedenk- und Jubiläumsjahren oder um diese Zeiten herum, so darf man vermuten, wer den dem großen Dichter in Erinnerung neue Sor ten von hier und dort gewidmet worden sein. Also die Zeitabschnitte 1852, 1849, 1882, 1909 und 1952 wären zu beachten, diese jedenfalls in erster Linie. Mir sind bis jetzt nur bekannt geworden: 1. Dahlie Wolfg. v. Goethe (Nonne u. Hoepker 1909), 2. Phlox decussta Wolfg. v. Goethe (ebenda 1909), 5. Rosa muscsa Goethe (P. Lambert 1911), 4. Rhododendron, Catawbiense-Hybride, Goethe (T.J.R. Seidel 1952), 5. Rose remontante Wolfg. v. Goethe (L. Weigand 1955). Die literarischen Unterlagen der ersten Publikationen fehlen mir jedoch auch noch bei 2., 5. und 5. In allen Fällen sind sie notwendig und mir für eine in Arbeit befindliche Bibliographie von größtem Werte. (Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. G. Schmid, Halle (Saale), Berliner Straße 28.) * Dali es seit 1825 eine brasilianische baumförmige Malvaceengattung Goethea Nees et Martius, anfangs mit zwei, später mit drei Arten, gibt, will ich nur erwähnen. Eine oder die andere kommt zuweilen in Warmhäusern vor. Doch ist oben nur von in der Kultur gezüchteten Sorten die Rede. Gartenflora" 60/1938