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Coleus F. Encke Ihrer Raschwüchsigkeit wegen werden sie in den Tropen hie und da zur Unterdrückung des Un krauts angebaut. Obwohl sie mehrjährig sind, werden sie in der Gartenkultur in der Regel nur als einjährige Pflanzen behandelt. Fast alle heute gezogenen bunten Coleus, in Gartenbüchern meist unter dem Sammelnamen C. Blümei zusammen gefaßt, sind Bastarde, an deren Entstehung außer C. scutellarioides mit seinen Formen wahrschein lich noch eine ganze Reihe andrer Arten beteiligt sind. Unter den um die Mitte des vorigen Jahr hunderts aus Ostindien eingeführten Coleus be fanden sich möglicherweise bereits Pflanzen hy briden Ursprungs. Die ersten Züchtungen in Europa wurden 1866 von dem deutschen Gärtner Bause in England gezogen. Ihm folgten etwa zwanzig Jahre später mehrere deutsche Züchter, die eine große Zahl von Namensorten, von denen aber fast alle wieder verschwunden sind, herausgaben Von den Coleus-Hybriden gibt es verschiedene Wuchs formen mit mannigfaltig geformten Blättern und verschiedenem Wuchs. Allen diesen Formen ist die wunderbare Zeichnung der Blätter in roten, rosa, gelben, grünen und samtbraunen Tönen gemein sam. Unter dem Namen „macrophyllus" werden besonders großblättrige und stark wachsende For men angeboten. 1914 wurde aus Ceylon eine sehr schöne, besonders für Zimmerpflege geeignete Art einge führt, die zwei Jahre später schon von vielen Gärtnereien verbreitet wurde und die heute - selbst in kleinen Ortschaften — recht häufig an zutreffen ist. Es handelt sich hierbei um Coleus Rehneltiänus, eine Pflanze mit sehr dünnen Zwei gen, die, dem Boden aufliegend, rasenartig wachsen und wurzeln. In Töpfen gezogen, sind sie pracht volle Ampel- und Hängepflanzen. Ihre Blätter sind eiförmig, fast rhombisch, 2 bis 4 cm lang und gekerbt-gezähnt. Sie sind dunkelbraun und haben einen grünen Rand, unterseits sind sie etwas heller und tragen einen dunklen Mittelfleck. Sie sind nicht nur hervorragende Blattpflanzen, sondern gleichzeitig auch schöne Winterblüher. Von No vember bis zum Frühjahr erscheinen ihre 10 bis 12 cm langen, mit leuchtendhimmelblauen Blüten besetzten Rispen. Die sogenannte var. hybridus soll aus einer Kreuzung von C. Rehneltiänus mit C. cina entstanden sein. Ihre Blätter sind etwas größer und karminrot, gelb, braun und grün ge zeichnet. Sie sind ebenso wertvoll wie die Stamm art. Beide vermögen bei guter Pflege eine Länge von 20 bis 40 cm zu erreichen, während die Coleus-Hybriden 40 bis 60 cm hoch werden können. Die Pflege ist in keiner Weise schwierig, aber in mancher Beziehung recht interessant. Die Ver mehrung kann sowohl durch Aussaat als auch durch Stecklinge erfolgen. Beide Methoden haben ihre Vorteile und ihre besonderen Reize. Bei Aus saaten hat man die Freude, eine große Menge verschiedenster Pflanzen, die sowohl in Blatt- und Wuchsform als ganz besonders auch in der Fär bung sehr voneinander abweichen, zu bekommen. Man kann wohl sagen, daß bei einer Aussaat keine Pflanze der andren gleicht. Die Auslese der schönsten Formen unter den Sämlingen darf nicht zu früh erfolgen, da sie zuerst alle grün sind und sich erst nach und nach richtig färben. Bei zu früher Auslese kann es geschehen, daß die besten und schönsten Formen vernichtet werden. Beson ders gute Formen, deren Eingehen man für zu schade hält, werden durch Stecklinge weiter ver mehrt. Ebenso nur durch Stecklinge vermehrt werden Coleus Rehneltiänus und seine Form hybridus. Alle Coleus eignen sich nur für die Pflege in warmen Zimmern, besser noch für Wintergärten und ausgebaute Blumenfenster. Stehen sie zu kühl oder ist die Zimmerluft zu trocken, so werfen sie alle Blätter ab. Sie wachsen daher oft in ländlichen Wohnungen, die in Ver bindung mit Küche und Stallungen stehen, wesent lich besser als in den mit Zentralheizungen er wärmten Wohnungen der Städte — wohl nur des halb, weil die Luft unsrer städtischen Wohnräume zu trocken ist. Aussaaten erfolgen am besten im Februar oder März. Nach 10 bis 14 Tagen pflegen die ersten Sämlinge zu erscheinen. Die Ver mehrung aus Stecklingen kann das ganze Jahr hindurch erfolgen. Man steckt sie in mit Sand und Torfmull gefüllte Töpfchen, die unter eine Käse glocke oder unter ein umgestülptes Glas gestellt werden. Die Bewurzelung erfolgt bereits nach 5 bis 10 Tagen. Danach werden Sämlinge und Steck linge gleich behandelt. Sie müssen im Lauf des Jahres sehr häufig verpflanzt werden, nur dann entwickeln sie sich zu wirklich schönen Pflanzen. Als Erde nehme man nahrhafte Mistbeet- und Lauberde, der etwas Lehm und Sand zugesetzt wird. Es wird stets reichlich gegossen und nach der Durchwurzelung wöchentlich zweimal flüssig gedüngt. Die Pflanzen entwickeln sich nur gut, wenn sie in der vollen Sonne stehen und stets reichlich Luft bekommen. Bei zu schattigem Stand bleiben die Blätter solange grün, bis sie an einen helleren Ort kommen. Je älter die Pflanzen wer den, desto anfälliger sind sie gegen allerhand Un geziefer, besonders gegen Schmierläuse. Deshalb sorge man stets für junge Pflanzen und werfe alle alten fort. Durch ein- bis zweimaliges Stutzen er reicht man bessere Verzweigung und Gedrungen heit. Die beste Entwicklung und Färbung zeigen solche Pflanzen, die sehr sonnig stehen, jung sind, häufig umgepflanzt und reichlich gegossen wer den sowie regelmäßige Dunggüsse bekommen.