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Cyclamen O. Schwarz Einen Unterschied zwischen den beiden „Arten“ vermag ich nicht zu finden. Die dunkle Blüten- färbe des C. p s e u d i b e r i c u m bedeutet nichts bei einer Art, die vom reinen Weifi bis zu dunkel rosa variiert; bei beiden „Arten“ treten schmalere oder breitere Kelchzipfel, eiförmige oder lanzett- liehe Kronzipfel, seitlich gebündelte oder ver streut stehende Wurzeln auf, und wenn die Art sicherlich über verschiedene Lokalformen verfügt, so sind diese doch so wenig unterschieden, daß hier „Arten“ abzutrennen unangebracht erscheint. Knuth (1905, 247) hat offenbar kein Material der Art gesehen und stellt sie zu jenen, die hier als sect. Auricultum zusammengefaßt sind, wohl, weil Hildebrand ihr zuerst „schwach beehrte Kronzipfel“ zuschreibt; aber dieser bringt sie wenige Jahre später (1906, 635) selbst bei den Arten unsrer sect. Psilänthum unter, was auf das beste durch Hildebrands Herbarmaterial bestätigt wird. Wie weit C. libanöticum in Vorderasien verbreitet ist, bleibt vorläufig ungewiß; die frühe Blütezeit und die sehr lückenhafte botanische Er forschung Südanatoliens sind die Ursachen dieser ungenügenden Kenntnis. Auch ist es zweifelhaft, ob die Art noch irgendwo echt in Kultur ist; für unser Klima kommen nur Herkünfte aus höheren Gebirgslagen in Frage. Herbarbelege: Libanon, Arnis, am Nahr Ibrahim (Hartmann!), kultiviert in Freiburg (Hildebrand-Typus!). Aghyrdagh im Amanns (Meincke!). Smyrna? kultiviert in Freiburg (Hildebrand-Typus von C. p s e u d i b e r i e u m!). 5. C. mirhile Hildebr., Beih. Bot. Centralb. XIX, 2 (1906) 570. Knollen rundlich, unterseits zerstreut bewurzelt, mit korkig-rissiger Rinde; Blätter im Herbst, mit gekniet aufsteigenden Stielen, herznierenförmig, spitzlich oder abgerundet, anfangs nach innen ein gerollt (nach Hildebrand), am Rande seicht wellig gekerbt, mit anfangs karminroter, später silberweißer Zeichnung; Blüten im Herbst, an ge knieten Stielen, duftend, ziemlich klein; Kelch zipfel lanzettlich, zugespitzt, am Rande seicht ge wellt, drei- bis fünfnervig; Kronzipfel eiförmig, spitzlich oder plötzlich in eine gezähnelte Spitze zusammengezogen, hellrosa, mit dunkelroter brei ter Makel; Griffel nicht hervorragend. Diese sehr zweifelhafte Pflanze ist nur aus einer einzigen Knolle bekannt, die Hildebrand von v. Tuber gen erhielt, und die ebenfalls aus Smyrna stammen soll; sie ähnelt der vorigen außerordentlich, blühte aber im Herbst, und ihre Blätter sollen sich von innen nach außen auf rollen und nicht einfach auffalten, was leider aus dem sehr spärlichen Herbarmaterial nicht ersichtlich ist. Hildebrand legte besonderen Wert auf die Schwankung des Anthozyangehalts, sichtbar als anfangs rote, später weiß werdende Blattzonierung; bei den Kulturformen von C. p e r s i c u m sind derartige Abweichungen, auch in bezug auf die gerollten Blätter, gut bekannt, ohne daß ihnen irgend jemand spezifischen Wei t beilegte. Ich ver mute in dieser „Art“ eine Gartenhybride aus C. c i 1 i c i c u m und C. europau m ; aber erst zukünftige Sammlungen in Kleinasien können darüber Klarheit erbringen, ob unter den Corti- caten noch ein weiterer Herbstblüher außer der folgenden Art existiert. Herbarbelege: Kult, in Freiburg (Hilde- brand-T y p u s !). 4. C. europaum L., Sp. pl. (1755) 145. — G. orbiculätum Mill., Gard. Dict. (1768) n. 5. — C. floribundum Sal., Prodr. (1796) 119. — C. retroflexum Moench, Meth. Suppl. (1802) 177. — C. c o r d i f ö 1 i u m Stokes, Bot. Mat. Med. 1 (1812) 295. — C. Clsii Lindl., Bot. Reg. XII (1826) t. 1015. — C. aestivum Park in Rchb., Fl. germ. exc. (1830) 407. — C. breviflörum, C. c y c 1 o p h y 11 u m , C. u m b r a t i 1 e , C. 1 i 1 ä c i n u m , C. h o 1 o c h 1 ö r u m .Jord. in Jord. et Fouc., Icones III (1905) 18, t. 409 bis 412. Knollen kugelig bis plattgedrückt, korkig be- rindet, anfangs nur unterseits, später überall be wurzelt; Blätter meist das ganze Jahr grünend, breit herzförmig mit stumpfer Endung bis rund- lich-nierenförmig, dunkelgrün, mit klarer bis ver waschener, zuweilen auch ganz fehlender Zeich nung, unterseits rot bis trübviolett, mit geknieten Stielen, fast ganzrandig, mit seichter, eng ge stellter Kerbung oder (vgl. ssp. ponticum) mit knorpelig verdickter Zähnelung; Blüten an ge knieten Stielen, im Sommer — Ende Juni bis Ok tober —, duftend, klein; Kelchblätter breit ei förmig, gezähnelt, scharf zugespitzt, einnervig; Kronröhre fast kugelig; Kronzipfel 14 bis 18 mm lang, schief eiförmig bis eilanzettlich oder auch zuweilen fast kreisrund, stumpf oder spitz, dunkelrosa bis karminrot, seltener hellfarben, am Schlund dunkler getönt ohne eigentliche Makel; Griffel 1 bis 2 mm weit hervorragend. Nach dieser, jedem Alpenwanderer gut bekannten Art ist der deutsche Name der Gattung entstanden. Bei uns blüht sie bereits zeitig im Sommer, in südlicheren Gebieten dagegen mehr nach dem Herbst hin. Irrigerweise schreibt man der Art als einziger ausdauernde Blätter zu; aber auch bei schattig kultivierten Individuen von C. c ö u m und C. vernum dauern die Blätter oft bis zum Aus treiben neuer, und ebenso behielt C. nea- politänum in der Umgebung Smyrnas regel mäßig seiue Blätter, wenn es in den ständig feuch ten und schattigen Hecken zwischen den Wein gärten wuchs. Die Art ist ziemlich variabel; neben Formen mit spitzen und schmalen Kronzipfeln