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strengen russischen RegierungSpraxiS fast unerhörtes Ereignis ist eingetreten. Der Zar Nikolaus läßt auf einmal di« Gnadensonne scheinen. Den meisten an den letzten Studenten urruhen beteiligt gewesenen Studenten hat der Zar die Strafe vollständig erlassen und zugleich auch bestimmt, daß diese jungen Leute ihre Universitätsstudien fortsetzen dürfen, also ihre akademisch-bürgerliche Stellung erhalten können. Der Zar ist in seinen Gnadenbeweisen aber auch noch viel weiter ge- gangen und hat durch einen neuen UkaS auch alle diejenigen Personen begnadigt, die sich im Februar an den Unruhen in Moskau beteiligt hatten. Gegen 150 Personen sind deshalb au» den verschiedenen Gefängnissen Rußlands entlassen worden und gegen 100 sind außerdem aus Sibirien zurackberufen worden, wohin sie auf fünf Jahre verbannt worden waren. Soweit diese begnadigten Personen Studenten sind, dürfen sie auch alle vom 1. Oktober ab die Universitäten wieder besuchen. Der Zar und einige seiner Ratgeber, unter denen sich aber sicher der Präsident des heiligen Synod Pobjedonoszew nicht befindet, sind also offenbar für einen Systemwechsel in der Regierung, sie halten offenbar eine humanere, freiere Art der Regierung jetzt mehr am Platze, als daS strenge, finstere Regiment im Geiste PobjedonoSzewS. Aber wird in Rußland, in diesem Lande der schroffsten Gegensätze und der leidenschaftlichen Reaktion gegen allen zeitgemäßen Fortschritt diese Saat eines humanen unv aufgeklärten Fürsten auch auf fruchtbaren Boden fallen?! Kann ihr und ihren Urhebern nicht auf dem finsteren Boden der Reaktion selbst ein schwerer Gegner entstehen? Schwierig und gefahrvoll ist eS, in einem Lande mit rückständiger geistiger Kultur dem Werke des Fort schrittes zu dienen. Mag es aber in Rußland gelingen, aufgeklärt zu regieren, damit da« große russische Reich sich mehr und mehr der Kultur des europäischen Westens er schließen kann. Oertliche «»V sächsische Angelegenheiten. PulSnitz. Während deS am Dienstag Abend in nordwestlicher Richtung ziemlich heftig aufgetretenen Ge- Witter- schlug der Blitz in den neuerbauten AuSsichtS-Turm de» benachbarten Keulenberges und verursachte verschiedene zwar nicht erheblich schadenreiche, sonst aber hochinteressante Zerstörungen, aus denen sich die alte Erfahrung, daß Eisen den Blitz anzieht, wiederum bestätigt. Der Blitz fuhr zunächst in einen 10 Centimeter über den Gipfel deS Turme» hinauSragenaen eisernen 30 Centimeter langen Nagelbolzen, zerriß und beschädigte daS am obersten Teil deS Turmes befindliche Holzwerk, u. A. auch daS auf der Richtung nach Pulsnitz zu befindliche Tafelbret, auf welchem die Aussichtspunkte verzeichnet stehen und schleuderte dessen Holzteile bis wett in den Wald hinein. Weiter fuhr dann der Blitz in zwei der vorhandenen vier, zur Befestigung deS TurmeS in den Felsen verankerten Eisenseile, zer sprengte an der einen Verankerungsstelle den Felsblock, während an der anderen Verankerungsstelle der Blitz zu nächst durch den Fel-block ohne merkliche Zeichen hindurch auf den Erdboden in krummer durch Abschälung deS Rasens deutlich sichtbaren Richtung weiter zwischen zwei anderen Felsblöcken hindurchgegangen und an den einen unmittelbar hinter dem Restaurationsgebäude auSmünden- den Felsblock ein Stück zersprengt hat, wodurch einige kleine Stelnstücke auf das Dach geworfen wurden. Be sonders merkwürdig ist hierbei, daß während die vorbe schriebene Zerstörung sich hinter dem RestaurationSgebäude vollzogen hat. doch auch eine vor dem Hause unmittelbar vor der Haustür im Mauerwerk eingesetzte eiserne Barriere eine gleiche Steinzerstörung aufweist, während das HauS unbeschädigt geblieben ist. — Am Dienstag Abend, kurz nach 8 Uhr ist durch Blitzschlag daS Wohnhaus des Gutsbesitzers Gustav Gräfe in Niederlichtenau, Katasternummer 11 vollständig nicdergebrannt. Gerettet wurde sämtliches Vieh, aber leider nur wenig Effekten. Der Kalamitose ist erst vor ca. Jahr von Ober« nach Niederlichtenau verzogen und hat seine Ver sicherung noch nicht übertragen lassen; auch hatte Gräfe in seinem Hause größere Baulichkeiten vornehmen lassen, die er in die Königliche Landesbrandkafle bisher nicht aufnehmen ließ. Somit erwächst ihm ein großer Schaden. Gräfe'S Frau ist während des Brandes auf den Boden geeilt und hat Betten und andere Gegenstände heruntergeworfen, welche jedoch auch noch von dem herabfallenden brennenden Dach vernichtet wurden. Und das nicht allein, Frau Gräfe mußte ihren Weg durch das Feuer nehmen, wobei sich die Be dauernswerte an den Füßen bis zum halben Unterschenkel schwere Brandwunden zuzog. — Die Erhebung eines Zuschlags für unfrankirte und nicht ausreichend frankirte Sendungen erfreut sich im Publi kum ganz und gar keiner Beliebtheit. Immer wieder wird darauf hingewiesen, eS sei unbillig, den Empfänger einer nicht oder nicht ausreichend frankirten Sendung durch Erhe- bung eines höheren PortoS zu „strafen", obwohl er doch an der nicht oder nicht ausreichend erfolgten Frankirung der Sendung völlig unschuldig sei. Letzteres ist freilich in der Mehrzahl der Fälle richtig; gleichwohl glaubt da« Organ der Postverwaltung, die „VerkehrSzeitung", daß der Wunsch, daS ZuschlagSporto für unfrankirte und ungenügend fran kirte Sendungen beseitigt zu sehen, keine Aussicht auf Er füllung hat. — 86X. Von der Handels- und Gewerbekammer zu Zittau wird mitgeteilt, daß in Barcelona eine Ständige Ausstellung deutscher Jndustrieerzeugniffe ins Leben gerufen worden ist. Die Bedingungen für die Beteiligung an diesem Unternehmen liegen auf der Kanzlei der Kammer, Lessing- straße 2o, auS und können in den Kanzleistunden, vor mittags von 8 bis 12 und nachmittags von 2 bis 6 Uhr, zur Einsicht genommen werden. Herr Bezirkstierarzt Weigel hier hat seinen Dienst wieder ausgenommen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 19. August 1902. von Erdmaunsdorff. Der im Flurbuche für Königsbrück unter Nr. 655 geführte öffentliche Weg, der früher die Verbindung von Königsbrück nach Grvffuaundorf vermittelte, wird als öffevts "Her Aommvnikationsweg eingezogen und hat künftig nur noch die Eigenschaft eines Wirtschaftswegs. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 19. August 1902. von Erdmavnsdorf. Neueste Greigniste. wie viel erörterte Prager „Steckbrief"-Affaire hat jetzt ihre definitive Erledigung gefunden. Schah von Persien weilt jetzt in England, ^ofefsor Leopold Schenk, dessen Werk über »Geschlechtsbestimmung beim Menschen" seiner Zeit so große Sensation erregte, ist gestorben, schwerer Schiffsunfall hat sich im Hafen von Kapstadt ereignet. Droschkenstreik in Hamburg ist beendet, ^pfang der Burengenerale in Holland. ^Uer Kriegszug der Amerikaner gegen Philippinos. Generaldirektor Kessel vermachte der Stadt Hirsch- berg gegen 3 Millionen Mark zur Linderung des Elends in den Kreisen der Handweberkiuder. 19. August wurde im Beisein des Kaisers und der Kaiserin in Homburg v. d. H. das Kaiserin Friedrich-Di nkmal enthüllt. e nicht glaube»' um Blanca jungen Pcu^ wie damals 'nhig gebliedk» :u und der men Frau natürlich, ine Gefühle n nicht dari^ Können llzogen. mldl n folgend, ' warnend klar sein muE gkeit nicht d» ick der nt hinneigeM Utz Blanca Werg vor ^ht in Rußland Vie Sonne einer aufge klärten Regierung auf? H,, Von dem inneren politischen Leben de» großen russischen ^^Etche», da» dereinst berufen erscheint, über da« Schicksal ^Osteuropäischen Kultur zu entscheiden, erfährt man im Hainen im Ausland« so gut wie nicht«, denn die russi- h. Heilungen stehen unter strengster Zensur, einen ReichS- . e» in Rußland nicht und politische Forschungsreisen Zarenreiche ihre großen Bedenken. Aber zuweilen letzter Zeit öfters al« je zuvor beleuchten grelle ^' 'Ker da« innere politische Leben Rußland». In Vk^raum-! kaum einem Jahre haben in Rußland ^Apolitische Attentate auf die Minister de» Innern H^ötultu« und auf mehrere Generalgouverneure statt. Nun wird zwar vielfach bestritten, daß diese Mordanschläge gegen di« höchsten Staatsbeamten Stand der Ausfluß einer sozialrevolutionären Bewegung Man hält an der Behauptung fest, daß nur kleine . nihilistische Verschwörerbanden in Petersburg, » Wilna und Odessa di« Attentate in Szene gesetzt » R"ch* für einige nach Sibirien verbannte Freunde Pie höchsten russischen Regierungskreise, vor ^"ken aber der Zar Nikolaus selbst scheinen aber I Ursachen der zahlreichen Attentate in letzter Zeit , Meinung geworden zu sein, denn «in in der Wochenblatt ketegeamm - Wesse pernsprecke^ lvocbenblatt pulsmk. H 2 Oo. 18. und Umgegend für Pulsnitz Amts-Blatt Druck und Verlag von E. L Förster's Erben. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Expedition: Pulsnitz, Bismarckxlatz! Nr. 2ss. 54. Jahrgang Donnerstag, den 21. August 19V2 HauS sprach, gab st' e Worte bere»^ Augen nie is ebung bestund des Glücks, dt>» >er höheren M ockene Knabe!" gehört, gese^ Inserate für denselben Tag sind bis vormittags <0 Uhr auszugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum <0 H. Reklame 20 H. Bei Wiederholungen Rabatt. Nlle Annoncen -Expeditionen nehmen Inserate entgegen. ?,8Uhr.) „ von HaouB -es KZnigl. rimtsgenickts und -es Sta-knaklies Lu pulsntts. Amtsblatt für den Begrk des ASnigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz Ul. S., Böhmisch - Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalds, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Ul. - Dittmannsdorf, er zu D»eM us. von Corntvistl Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags blatt und landm. Beilage. Abonnement: Monatl. 50 Z., vierteljährlich ,.25, bei freier Zustellung ins Haus sowie durch die Post unter No. 8059 ,.40. Konkursverfahren. Ueber den Nachlaß de« am 1». März 1902 in Pulsnitz verstorbenen Ofentöpfermeisters Ehrhard Paul Schäfer wird heute, am 16. August 1902, nachmittags 4 Uhr Konkursverfahren eröffnet. Der Stadtrat Borkhardt in PulSnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 1. Oktober 1902 bei dem Gerichte anzumelden. ES wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und ein- Ketenden Falle« über die in Z 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 10. September 1902, vormittags 10 Uhr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 1. November 1902, vormittags 10 Uhr - vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu ^abfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch "ehmen, dem Konkursverwalter bis zum 1. Oktober 1902 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht P u l s n i tz. Der über das sogenannte Steinwehr in Frtedersdorf führende öffentliche Weg wird unbeschadet der bestehenden Privatberechtigungen als öffentlicher Fahrweg hiermit ^ßtjvgeu und bleibt nur noch als Futzweg dem öffentliche« Verkehr freigegeben. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 19. August 1902. von Erdmannsdorff.