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Nr. 247. Pulsnitzer Tageblatt. — Freitag, den 21. Oktober 1927. Seite 2. dorf Hal mit ihren monatlichen Lichlbilderabenden wieder begonnen, die sie in jedem Jahre in den Monaten Oktober bis mit Ap;il veranstaltete. Oberlehrer Störzner i. R. eröffnete die Reihe. Er sprach an der Hand van etwa 100 schönen Lichtbildern (Originalaufnahmen) über das Thema: „Rund um Stolpen" und führte seine Zuhöhrer im Geiste von Arnsdorf aus durch den sagenreichen Karswald, durchs wüste Dorf Reinhardswalde, über Roßendorf und Dittersbach- Helmsdorf nach Stolpen, von da über Lauterbach, Bühlau, Schmiedefeld und Fischbach wieder zurück nach Arnsdorf. Den zweistündigen Ausführungen wurde lebhafter Beifall gezollt. — (Die Wirtschaftlichkeit der Städte heizung.) Auf dem Kongreß für Heizung und Lüftung in Wiesbaden sprach der Geschäftsführer der Hamburger Fernheizwerke, Divl.-Jng. Margolis, über die Frage der Fern- und Städteheizung. Die Entwicklung der Städteheizung läge im Interesse der Abnehmer, um ihren Heizbetrieb besser, bequemer und wirtschaftlicher zu gestalten, im Interesse der Volksgesundheit, weil durch die Zusammenfassung der vielen Feuerstellen und den Fortfall dec Schornsteine die Rauch- und Rußplage beseitigt würde und außerdem die Straßen und Gebäude von dem mit der Anfuhr der Brennstoffe und der Abfuhr der Asche und Schlacke unvermeidlich verbundenen Schmutz und Staub befreit würde, sowie im Interesse der besseren Erhaltung der Gebäude, die unter dem Einfluß von Rauch und Ruß litten. Durch Beseitigung der vielen Feuer stellen würde außerdem die Feuersgefahr erheblich vermindert. Die Städteheizung führe endlich zur vollkommenen Brennstoff und Elektrizitätswirtschaft. Der Redner teilte weiter mit, daß das im Jahre 1921 mit einem Anschlußwert von 7 Millionen Wärmeeinheit in Betrieb genommene Hamburger Fernheizwerk, dessen Anschlußwert heute 52 Millionen Wärme einheit betrüge, mit dem in zwei Zentralen erzeugten Dampf zunächst elektrischen Strom erzeuge und den Abdampf dieser Stromerzeugungsanlage den Gebäuden zur Heizung zuführe. Ganz allgemein müsse festgestellt werden, daß diejenigen Werke, welche den Heizdampf ohne vorherige Abnutzung zur Krafterzeugung in die Heizfernleitungen geben, nur dann wirtschaftlich seien, wenn die Ausdehnung des Leitungsnetzes verhältnismäßig klein sei; der Hauptwert sei auf Kombination von Heiz- und Kraftwerken zu legen. — (Motorpflugführerkursus für den Be zirk Dresden.) Die Pressestelle der Landwirtschaftskam mer teilt mit, daß die Kreisdirektlon Dresden beabsichtigt, von Montag, den 24., bis Donnerstag, den 27. Oktober einen Motorpflugführerkursus abzuhalten. Anmeldungen sind an die Kreisdirektion der Landwirtschaftskammer Dresden, Dresden-A., Carolastraße 6 II, zu richten. — (Sächsischer Militärvereinsbund.) Am 15. und 16. Oktober fand im Erholungsheim „Windischhaus" des Sächsischen Militärvereinsbundes die Pressekonferenz des Deutschen Reichskriegerbundes Kyffhäuser statt. Erschienen waren dazu die Schriftleiter der Kriegervereinspresse aus Berlin, München, Karlsruhe, Darmstadt und Dresden, sowie Mitglieder des Preffeausschusses des Sächsischen Militär vereinsbundes. Die auswärtigen Kameraden waren aufs angenehmste überrascht von den vorzüglichen Einrichtungen des bei Dippoldiswalde gelegenen Bundeserholungsheims. Den Beratungen unter Vorsitz des Herrn Major a. D. Schweitzer, Berlin, folgte eine gemeinsame Mittagstafel, eine Motorbootrundfahrt auf der Talsperre Malter und Besichtigung der Stadt Dippoldiswalde unter ortskundiger Führung. Niederlich tena«. (Goldene Hochze i t.) Heute Freitag, den 21. Oktober, ist es dem Wirtschaflsbesitzer Ernst Andcrs'schen Ehepaar hierselbst vergönnt, das seltene Fest der goldenen Hochzeit zu begehen. Die Feier selbst wird erst am kommenden Sonntag stattsinden. Der Jubelbräutigam ist Veteran von 1870/71. Herzlichen Glückwunsch! Kamenz. (Vieh markt.) Nach jahrzehntelanger Pause sand am gestrigen Donnerstag, in Verbindung mit dem Wochenmarkt, auf dem Bönischplatz erstmalig wieder Vieh markt statt, der sich alle vier Wochen wiederholen soll. Die Erwartungen, die man in das Wiederaufleben des Vieh marktes gesetzt hatte, wurden beim ersten Versuch bedeutend übertroffen. Der Austrieb des Viehes — meist Jungvieh, wie es von der Weide'Tommt — betrug über 100 Stück und mußte zu deren Unterbringung noch die Bahnhofstraße benutzt werden. Pferde wurden meist in Ställen gehandelt. Da auch eine große Zahl von interessierten Landwirten an wesend war, ist dieser erste Viehmarkt in Kamenz als ein voller Erfolg anzusprechen, womit freilich noch nicht gesagt ist, daß die Viehmärkte in Kamenz einem Bedürfnis entspre chen, das muß sich vielmehr bei dem Angebot und der Nach frage der noch folgenden Märkte ergeben. Auf jeden Fall bietet unser Kamenzer Wochenmarkt, namentlich an den mo natlich wiederkehrenden Viehmarkttagen, nunmehr ein Bild größter Vollständigkeit, wie es sich die Landwirte nicht besser wünschen können, und es lohnt sich, am Donnerstag zum Wochenmarkt in die Stadt zu kommen. — Auf dem gestrigen Wochenmarkt kosteten Gäctner-(Schlangen-)Gurken 30, Blumenkohl 15—60, Möhren 10—15, Kohlrabi 10, Spi nat 25, Rotkraut 12, Weißkraut 10, Welschkraut 20, Zwie beln 15, Kartoffeln 5 und 6, Tomaten 25—30, Aepfel 10 bis 30, Birnen 10-25, Nüsse 50, Wein 40-120 Pfg. das Pfund, Preiselbeeren 70—80 Pfg. das Liter, Gänse 110 bis 120 Pfg. das Pfund. Das Angebot an Seefischen war durch Zufuhren auswärtiger Händler wesentlich stärker als sonst. Kamenz. (Lebensmüde.) In vorvergangener Nacht machte in der Nähe des Kelling'schen Vorwerkes ein junges Mädchen den Versuch, sich vom Zuge überfahren zu lassen. Das Mädchen wurde unmittelbar vor dem Einlaufen des Zuges dort betroffen und von der benachrichtigten Po lizei in Schutzverwahrung genommen. Schwermut scheint die Ursache zu dem beklagenswerten Vorhaben gewesen zu sein. del«. Die Erledigung der sozialdemokra tischen Interp ellation zur Wirtschaftslage wurde vom Aeltestenrat abgelehut. Der Bildungsausschutz des «Reichstages Berlin, 20. Oktober. Der Bildungsausschuß des Reichstages dem der Reichsschulgesetzentwurf überwiesen wor den ist, setzt sich gegenwärtig folgendermaßen zusammen: Von der sozialdemokratischen Fraktion gehören ihm an die Abge ordneten Frau Agnes, GAspien, Dietrich-Thüringen, Fleiß ner, Dr. Löwenstein, Frau Pfülf, Schreck und Seydewitz: von der deutschnationalen Fraktion: Frau Dr. Behm, Hensel- Ostpreußen, D. Mumm, Frau Scheidel, Schulze - Frankfurt und Dr. Spahn: vom Zentrum die Abgeordneten Hofmann- Ludwigshafen, Rheinländer, Dr. Schreiber und Frau Weber; von der Deutschen Volkspartei die Abgeordneten Bickes, Frau Dr. Blatz und Dr. Runkel; von der demokratischen Fraktion die Abgeordneten Dr. Heuß und Rönneburg; von der kom munistischen Fraktion die Abgeordneten Pfeiffer und Rosen baum; von der Wirtschaftlichen Vereinigung die Abgeord neten Dr. Jörissen und Petzold und von der Bayrischen Volkspartei die Abgeordneten Frau Lang, Brumann. Vor sitzender des Ausschusses ist Abgeordneter D. Mumm (dnat.) stellvertretender Vorsitzender Abgeordneter Schreck (Soz.) Bohrn b. Königsbrück. (Furchtbares Ottern gezücht.) Am Glauschwitz — Bohraer Wege töiete Herr Wilhelm Bodack aus Bohra an der Röhrsdorf —Glausch nitzer Grenze eine Kreuzotter, welche 15 Junge in sich trug, die je 15 Zentimeter lang waren und noch alle am Leben sind. Bautzk». (Auf einer Geschäftstour verun glückt.) Zwei Bautzener Herren, der Kaufmann T- und Ingenieur H., unternahmen vorgestern am Spätnachmittage noch eine Geschüflstour nach der Niederlausitz auf einem Motorrad, der Führer H. mit dem Herrn T. als Sozius. Auf dem Rückwege am Spätabend in der Nähe des Ortes Klein - Neida bei Hoyerswerda platzte plötzlich der Schlauch des Hinterrades, die beiden Fahrer stürzten auf die Straße und wurden noch eine Strecke auf ihr hingeschleiit. Der Sozius Herr T. und der Motorradfahrer Herr H. wurden schwer verletzt. 2 hilfsbereite Leute nahmen sich der Verun glückten an, riefen den nächstwohnenden Arzt hinzu, welcher sich sofort bercitwilligst der beiden Herren umrahm, sie un tersuchte und verband. Nach einer kurzen Zeit versuchten sie — trotz schwerer Kopfwunden — ihre Weiterfahrt, die sie trotz ihrer Schmerzen und mit öfteren Unterbrechungen heim brachte. Der sofort hinzugezogene hiesige Arzt stellte bei Herrn T. schwere Kopfverletzungen und Gehirnerschütte rungen fest, lieber das Befinden des Herrn H. kann noch nicht berichtet werden. Dresden. (Uebersall aus politischen Gründen kein Betriebsunfall?) Wie es heutzutage leider keine Selten heit ist, so war auch der Arbeiter R. in B. auf dem Heimwege von seiner Arbeitsstätte nach seiner Wohnung von einem Trupp des Roten Frontkämpfer-Bundes überfallen und körperlich verletzt worden. Ec verlangte von der Berufsgenossenschasi die Gewähruna einer Rente, die sie jedoch mit der Begründung ablehnte, daß der Ucbcrfall mir der Beschäftigung im Betriebe nicht zusammenhänge. Die gegen diesen Bescheid eingelegte Berufung wurde durch Vorenlschcid des Vorsitzenden der Spruchkammer zurückgewiesen; den Rekurs des R. hiergegen hat das Reichsversicherungsamt rurückgewiesen. Aus den Gründen seien die sa genden hervorgehoben: „Nach der ständigen Rechtsprechung des NBA. erfordert nun der Begriff des Betriebsunfalles zwar k.-ine besondere, dem Betriebe eigentümliche Unfallgesahr. Aber andererseits liegt auch ein Betriebsunfall nicht schon dann vor, wenn ein schädigendcs Ereignis mit der Betriebsbeschäftigung nur zufällig örtlich und zeitlich zusam- mrmrqft; es bedarf vielmehr zur Annahme eines Betriebsunfalls auch des ursächlichen Zusammenhangs zwischen dem Betrieb und dem schä digenden Ereignis. Dementsprechend hat auch das NVA. in ständiger Rechtsprechung das Vorliegen eines Betriebsunfalls dann verneint, wenn der Versicherte während der Betriebsbeschästigung von einem Dritten vorsätzlich körperlich verletzt worden ist aus Gründen, die mit dem Be triebe nicht im Zusammenhang stehen, sondern rein persönlichen Ver hältnissen der Beteiligten entspringen. Auch hier besteht nur ein äußer licher, örtlicher und zeitlicher Zusammenhang mit dem Betriebe, aber kein innererticher, ursächlicher Zusammenhang so mußte der Rekurs zurückgcwiese» werden." Man darf in diesem Falle wohl die Frage stellen, ob wirklich kein ursächlicher Zusammenhang vorlag, nachdem tu der Entscheidung selbst als Tatbestand angegeben wird, daß der Ueber- sallene als Arbeitswilliger in dem früher bestreikten Verriebe noch ar beitete und so von den Roten Bündlern bitter gehaßt wurde. Dresden. (Landtagspräsident Schwarz erkrankt.) Der sächsische Landtagspräsident Schwarz ist seit einigen Tagen ernstlich erkrankt. Er befindet sich im Heidenauer Johanniterkrankenhaus. Dresden. (Belohnungen für die Ermitt lung von Brandstiftern.) Die sächsische Brand versicherungskammer erläßt ^eine Bekanntmachung, nach der die von ihr für die Ermittlung von Brandstiftern zu gesicherte Belohnung von 5000 auf 10 000 Mark erhöht wird. Augustusburg. (Öffentlicher Schulunter richt.) Das Lehrerkollegium der hiesigen Volksschule hat beschlossen, den Eltern der Schulkinder jederzeit Zutritt zum Unterrichte zu gestatten, damit sich die Erziehungs berechtigten über den Unterrichtsbetrieb eingehend infor mieren können und sie einen genaueren Einblick in das gesamte Schulwesen und die Unterrichtsmethoden erhalten, als das bisher bei den öffentlichen Prüfungen möglich war. Neudorf i. E. (Ein Motorradfahrer töd- Auf der Dorfstratze fuhr nachts oberhalb des Bahnüberganges ein von Oberwiesenthal kommender Motorradfahrer in einer unübersichtlichen Kurve gegen einen mit Holzklötzen beladenen, unbeleuchtet auf der Straße stehenden Wagen. Der Motorradfahrer wurde durch den Anprall zu Boden geschleudert und er- lrttemen Schädelbruch, an dessen Folgen er auf der Un fallstelle starb. Leipzig. (Zunahme der Streikenden.) Im Streikgebiet der Amtshauptmannschaften Borna, Leip- zig und Grimma hat sich die Lage nicht wesentlich ge ändert, doch ist eine weitere Zunahme der Streikenden zu verzeichnen. Die Ruhe und Ordnung ist in keiner Weise gestört worden. Leipzig. (Der Stand der spinalen Kin derlähmung.) Nach der Zusammenstellung der bei der Kreishauptmannschaft eingegangenen Meldungen über Erkrankungsfälle an spinaler Kinderlähmung beträgt der Zugang in der Zeit vom 14. Oktober bis 19. Oktober 16 Fälle. Davon entfallen auf den Medizinalbezirk Stadt Leipzig 6 (4 Kleinkinder, 1 Schulkind, 1 Erwachsener), Medizinalbezirk Leipzig-Land 1 Schulkind, Medizinal bezirk Amtshauptmannschaft Oschatz 2 Kleinkinder und auf den Medizinalbezirk Rochlitz 3 Kleinkinder. Plaue«. (Neuer Nohrbruch bei Mechel- grün.) .Gestern früh erfolgte bei Mechelgrün der fünfte ; Rohrbruch der Wasserleitung von der Talsperre bei Bergen i uach der Stadt Planen. Das Wasser strömte mit großer ! Gewalt in die Straßen und drang in einige niedrig gelegene f Wohnungen ein. In den letzten Tagen sind bereits mehrere f Rohrbrüche vorgekommen, wodurch die Wasserversorgung der Stadt Plauen nicht unerheblich in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Das Wasser mußte in den Höher gelegenen Stadtteilen durch sogen. Wasserwagen zugeführt werden. — (Brände) InNaundors bei Freiberg brannte in der Nacht zum Dienstag die in der Straße Naundorf— Niederbobritsch gelegene Scheune der König-Friedrich August- Mühlcnwerke vollständig nieder. Es wird Brandstiftung ver mutet. — Am Dienstng abend brannten in Freiberg die beiden alten Scheunen Ecke Annabergerstraße und Hirtenplatz bis auf das Mauerwerk nieder. Verbrannt sind größere Heu- und Strohvorräte sowie landwirtschaftliche Geräte. Als Entstehungsursache wird Kurzschluß angenommen. — In der Nacht zum Mittwoch ist die Scheune des Wirtschastsbesitzers Richard Wolf in Dittersdorf bei Zschopau mit allen Erntevorräten niedergebrannt. Es wird Brandstiftung ver mutet. — In Mutzschen in der Holländer Mühle von Curt Bischoff brach am DienStag früh Feuer aus, durch das die Mühle mit Anbau eingeöschert wurde. — Am Mittwoch früh brach in dem alten Scheunengebüude des Gutsbesitzers G. Grübner in Oberputzkau Feuer aus, das bald auf das angebaute Wohngebäude Übergriff. Beide Gebäude wur den vollständig in Asche gelegt. Das Großvieh konnte ge rettet werden. Es wird Brandstiftung vermutet. — In Pirna wurde ein 15 jähriges Dienstmädchen scstgcnommen, das eingestand, am 5. Oktober d. I. im Hinterhause eines Grundstückes auf der Schmiedestraße einen Brand angelegt zu haben. Der Brandstifterin fallen auch mehrere Dieb stähle zur Last. Ausländerbeschästigung in der Landwirtschaft. Die Pressestelle der Landwirtschaftskammer macht daraus aufmerkfam, daß die Beschäftigung von ausländischen Arbeitern in landwirtschaftlichen Betrieben auch für das Jahr 1928 von der Genehmigung durch das Landesarbeitsamt abhängig ist. Hierzu sind neue Vordrucke zu verwenden, die vom öffentlichen Arbeitsnachweis kostenlos zu erhalten sind. Sie müssen b i s zum 29. Oktober eingereicht werden. Die Anforde rungen an Ausländern sollen auf den unumgänglichen Mindest bedarf beschränkt sein. Als Ersatz sind mehr als bisher deutsche landwirtschaftliche Arbeiter einzustcllen, die durch Vermittlung der Arbeitsämter gestellt werden. Es wird gleichzeitig darauf aufmerksam gemacht, daß die noch jetzt gültigen Beschästi- gungsgenehmigungen am 15. Dezember ablaufen. Die Ge nehmigungsscheine für 1928 erhalten erst ab 15. Februar 1928 Geltung. Die Schlichtungsverhandlungen im Bergarbeiterstreik. Berlin. 3m Reichsarbertsmimsterium wurden am Donnerstag unter Vorsitz des Schlichters vr. Brahm die Ver handlungen über die Beilegung des mitteldeutschen Kohlen streiks geführt. Die Arbeitgeber und Arbeitnehmer hatten sich zu den Verhandlungen beretterklart, sie hatten aber beide schon vor dem Beginn der Verhandlungen betont, daß sie an ihrem bisherigen Standpunkt festhalten. Die Arbeit geber lehnten eine Lohnerhöhung ab, wenn nicht gleichzeitig eine Erhöhung des Braunkohlenpreises ein tritt. Die Arbeitnehmer verlangten eine Lohnerhöhung von mindestens 80 Pfennig je Schicht, die von den Arbeitgebern abgelehnt wurde, lieber den Schiedsspruch des Schlichters werden sowohl die Arbeitgeber wie auch die Arbeitnehmer beraten. Bei den Streikenden wird aber eine Versammlung in Halle, viel leicht sogar eine Abstimmung im ganzen Streikgebiet nötig sein, so daß die Erklärungen Uber Annahme oder Ablehnung des Schiedsspruches wahrscheinlich vor Ende der Woche im Reichsarbeitsministerium nicht vorliegen werden. Erst wenn Lie Erklärungen der beiden Parteien zu einem Schiedsspruch abgegeben sind, wird der Reichsarbeitsminister darüber ent- scheiden können, ob er den Schiedsspruch für verbindlich er- klären will. Unveränderte Streiklage. - Halle a. S. Die Zentralstreikleitung Halle teilt mit, daß im allgemeinen neue Momente in der Streiklage nicht in Erscheinung zetteten seien. In den Bezirken Ober- und Niederlausitz sei eine Ausdehnung zu verzeichnen, so beson ders in Forst und Klettwitz. Im Durchschnitt verrichteten im gesamten mitteldeutschen Streikgebiet etwa 8 Prozent der Belegschaften Notstandsarbeiten. Zahl- reichen Arbeitsinvaliden und Schwerkriegsbeschädigten sei die Genehmigung zum Weiterarbeiten erteilt worden. lieber die Stteiklage im Bezirk Frankfurt a. O. teilt die dortige Bezirksstreikleitung mit, daß der Streik nunmehr all- gemein sei. Nur 5 Prozent der Belegschaften verrichteten im Auftrage der Streikleitung Notstandsarbeiten; Steigende Zahl der Arbeitswilligen — wach sende Terrorakte Senftenberg, 21. Oktober. Auf Grube „Ilse" wurde in der Nacht zum Dienstag unter die Schienen