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Pulsnitzer Tageblatt : 10.10.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937203-192710106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937203-19271010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937203-19271010
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Tageblatt
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-10
- Tag 1927-10-10
-
Monat
1927-10
-
Jahr
1927
- Titel
- Pulsnitzer Tageblatt : 10.10.1927
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Nr. 237. Pulsnitzer Lageblatt. — Montag, den 10. Oktober 1927. Seile 2 gestellt, 4000 Meter mißt der endgültige Film, 160 Meter unverwertet gebliebener Filmstreifen kommen auf je 1 Meter des vorführungsfertigen Werkes. 14 000 000 Einzelbilder rollten durch die Kurbelkästen in den drei Jahren, die die Aufnahmen beanspruchten. 160000 Meter Stoff, bahnen wurden in Berlin für 8000 Spezialkostüme, Mäntel, Requisiten usw. zugeschnitten, 22 000 Kilo Messing und Eisenblech wurden zu 6000 vollständigen Römerrüstungen verwendet, 9000 Pfund Leder wur den zu Schuhen und Lederzeug für 8000 Kostüme vön größter historischer Treue verarbeitet. 100 seetüchtige antike Kriegsschiffe wurden kämpfend von 48 Kameras gleichzeitig ausgenommen. 500 Meter in der Längs ausdehnung und 50 Meter in der Höhe maß der große Zirkus, in dem 100 000 Zuschauer dem Wagenrennen beiwohnten, 42 Kameras ver brauchten hierbei 20 000 Meter Negativfilm. 12 Wagenlenker von 12 verschiedenen Nationalitäten lenkten 48 feurige Rosse, und beim Rennen wurde ein Traberrekord von 37'/« Sekunden für ffg englische Meile erzielt. — (Sintemal und alldieweilen.) Wenn von altertümlichem Stil (heute durch Schreibweise ersetzt) die Rede ist, stellt sich unwillkürlich die satzeinleitende Formel sintemal und alldieweilen ein, deren Bestandteile freilich nicht jedem klar sind. Das mittelalterliche sintemal ist verkürzt aus sink clem male äar, wobei sint eine Nebenform ist zu sit, sit, da, weil; also bedeutet es seit dem Male, da einmal. Das noch heute vorkommende dieweil wurde im Mittelhochdeutschen auch verstärkt durch all: alle äie «sie, die ganze Zeit, in der ganzen Zeit (daß—). Das (spätere) dieweil(en) wurde zu weil verkürzt; nach Hippel 1781 Lebensläufe 3, 191 nannte man einen, der seine Sentenzen (-- Urteilssprüche) nicht mit alldieweilen, sondern mit alldieweil anfing, ein juristisches Genie, d. h. einen Umstürzler. Die zeitliche Bedeutung so lange als (noch Schiller) wandelte sich wie bei spätmhd. wile und wie bei sintemal zur begründenden um: aus der Ursache daß. Beide Ausdrücke waren ehemals im allgemeinen Ge brauch, erst im 18. Jahrhundert wurde sintemal(en) auf alter- tümelnde Schreibart, besonders auf die alte Kanzleisprache beschränkt. Schon 1779 schrieb jemand im Deutschen Mu seum 1, 244: Diese Wörter sind schon oft lächerlich gemacht worden, ihr fortgesetzter Gebrauch läßt auf kindlichen Eigen sinn schließen. Und 1797 verwarf Bischoffs Lehrbuch des deutschen Kanzleystils S. 170 diese und andere altertüm liche Wörter. Deutscher Sprachverein. L bl. — (Eintragungen in die Zeitungs-Preis liste.) Gebührenpflichtige Eintragungen in die Zeitungs- Preisliste, für die bisher für jedes Wort bis zu 15 Buch staben das zehnfache der einfachen Fernbriefgebühr erhoben wurde, werden fortan nach dem feststehenden Satze von 1 RM für jedes Wort bis zu 15 Buchstaben berechnet. Den Zeitungsverlegern werden seit dem 1. August zuviel gezahlte Beträge erstattet. — (Ein Geschenk des Verbandes Sächsi scher Industrieller für den Dampfer „Dres den" des Norddeutschen Lloyd.) Der Verband Sächsischer Industrieller stiftete dem Norddeutschen Lloyd- dampfer „Dresden", dem Patenschiff der sächsischen Landes hauptstadt, das als Passagier- und Frachtdampfer zwischen Bremen und Newyork verkehrt, ein Oelgemälde des bekannten Dresdner Künstlers W. Zeising. Das Bild, das einen Blick in jdas Elbetal darstellt, wurde dem Norddeutschen Lloyd durch den Geschäftsführer des Verbandes, Herrn Dr. Merz, überreicht. Es wird in den Gesellschaftsräumen des „Dres den" an bevorzugter Stelle seinen Platz finden. — (Mütterberatungen.) Am Freitag, den 14.10. finden folgende Mütterberatungen statt: Obersteina */,4 Uhr m der Schule: Nieder st eina 4 Uhr in der Schule. Arzt wird anwesend sein. Kamenz. (DieKraftwagenverwaltung) hat im Einverständnis mit den an der Linie Bautzen—Kamenz beteiligten Bezirksverbänden und Städten ab 2. Oktober 1927 einen Fahrplan eingeführt, der vier tägliche Fahrten zwischen Bautzen und Kamenz in jeder Richtung Vorsicht. Im Gegen satz zum bisherigen Fahrplan bringt der neue die Verbesse rung, daß die bisherige Sonntagsfahrt gegen 10 Uhr ab Bautzen in Zukunft täglich verkehrt und daß nachmittags künftighin zwei Wagen von Kamenz in Richtung Bautzen fahren. Außerdem ist dem alten Wunsch Rechnung getragen worden, daß auch Sonntags früh ein Wagen von Kamenz in Richtung Bautzen führt. Die obigen Maßnahmen ent sprechen einem vielfach geäußerten Wunsch und ist zu hoffen, daß der neue Fahrplan den Interessen weitestgehend ent gegenkommt. Da sich die Benutzung der Kraftwagenlinie Bautzen—Kamenz in letzter Zeit erheblich gesteigert hat, ist auch zu erwarten, daß der neue Fahrplan eine weitere Stei gerung des Verkehrs mit sich bringt. Schwepnitz. (Raffinierter Diebstahl.) Ein angeblicher Dresdner Geschäftsreisender mietete hier im Gast hof zum Deutschen Haus Nachtquartier. Man wies ihm ein Zimmer im ersten Stock zu. Als man am nächsten Vormittag um 11 Uhr den Langschläfer zu wecken gedachte, war die Tür immer noch verriegelt, nach langem Klopfen schien jedoch das Zimmer leer zu sein. Die Tür mußte ge waltsam geöffnet werden und man sah in einen gänzlich ver wüsteten Raum. Jeder Gegenstand, der nicht gar zu ge ringen Wert hatte und nicht niet- und nagelfest war, war verschwunden, sogar die Waschgeräte, Betten und Gardinen waren mitgenommen. Morgens um 3 Uhr soll die Beute mittels Anlegen einer Leiter vom 1. Stock in ein Auto ver laden worden sein. Dresden. (Der Geflügeldieb Götze fest ge nommen.) Das Kriminalamt Dresden teilt mit: Am 4. Oktober wurde von der Kriminalpolizei der vielfach ge suchte 46 Jahre alte Zigarrenmacher Hermann Kurl Götze festgenommen. Götze ist der gewerbsmäßige Geflügeldieb, der seit Mitte Juli dss. Jhs. die verschiedensten Gegenden Sachsens, insbesondere die Vororte Dresdens, unsicher ge macht und in Kieintierstallungen wahre Raubzüge verübt hat. Das gestohlene Geflügel hat er von Frauen rupfen und ausnehmen lassen und in der Hauptsache in hiesigen Hotels unter dem Namen eines Geflügelhändlers Karl Frank, abgesttzt. Götze, der erst im April dss. Jhs. nach Verbüßung einer 3jährigen Zuchthausstrafe aus dem Zuchthaus Wald heim entlassen worden ist, ist ein verstockter Verbrecher und in jedem einzelnen Falle nur durch Beweise zu übersühren. Personen, die für Götze alias Frank tätig gewesen sind bezw. von ihm Gänse, Hühner oder Tauben gekauft haben, werden ersucht,F unverzüglich der Kriminalpolizei Kenntnis zu geben. Dresden. (Eine Hindenburgnummer der Festzeitung 14. Deutsches Turnfest) Dem Schirm herrn des 14. Deutschen Turnfestes zu Köln, Reichspräsi denten von Hindenburg ist die 2. Nummer der Festzeitung gewidmet. Der Presseausschuß für das 14. Deutsche Turn fest hat es verstanden, in dieser Nummer Ausführungen über Hindenburg und die Deutsche Turnerschaft, bearbeitet von dem Geschäftsführer der l). 1., Franz Breithaupt, zusammen zutragen, die, bereichert von einem ausgezeichneten Bildschmuck, den Eindruck, den die erste Nummer in allen Kreisen hervor gerufen hat, vertieft. Ein von dem bekannten Maler Prof. Hugo Vogel, Berlin, zur Verfügung gestelltes Bild von Hin denburg, das Hindenburg selbst als sein Lieblingsbild bezeich net, schmückt die Titelseite. — Ein zweiter großer deutscher Sohn findet in der Hindenburgnummer seine Würdigung: Am 15. Oktober jährt sich zum 75. Male der Todestag von Friedrich Ludwig Jahn. Oberturnwart Max Schwarze, Dres den, hat in tiefempfundener Weife die Wirkung von Jahn, den er als den lebendigen im deutschen Volkstum bezeichnet, aufgezeigt. Prof. Eckardt, Dresden, hebt die Bedeutung Jahns für unsere Zeit hervor. Die Verbindung zur Fest stadt stellt ein geschichtlich bedeutsamer Aufsatz von Dr. Vogts, Köln, her, während Prof. Dr. Schneider Claus, der bekannte rheinische Mundar'dichter, den „Kölner" schildert. Eine Reihe farbiger Wiedergaben von schönen Punkten in der Feststadt bilden eine weitere wertvolle Bereicherung der drucktechnisch wieder glänzend gelungenen Festzeirung. Dresden. (Stresemann kommt nach Dres den.) Anläßlich der vom Landesverband Sachsen des Vereins für das Deutschtum im Auslande in allen sächsi schen Orten veranstalteten großen Werbewoche „Deut sche Schule in Not" wird Reichsaußenminister Dr. Stresemann am ^2. d. M. nach Dresden kommen und im Dresdener ^:.einshaus einen Vortrag halten. Dresden. (Generalmusikdirektor Busch in Amerika.) Nachdem Generalmusikdirektor Fritz Busch in der vergangenen Spielzeit in Newyork im Rahmen seines kontraktlichen Urlaubes fünf Konzerte dirigiert hat, ist er auf Grund seines Erfolges von der New Jork Symphony Orchestra Society eingeladen wor den, in der Zeit von Ende Oktober bis Mitte Januar 30 Konzerte zu leiten. Der dazu erforderliche Urlaub, so weit er ihm nicht vertraglich zusteht, ist ihm unter Fortfall seiner Bezüge ausnahmsweise bewilligt worden, da die besondere Bedeutung dieser Gastspiele sowohl für den künstlerischen Ruf der Dresdener Oper wie für die deutsche Musik um so mehr anerkannt werden mußte, weil Fritz Busch in diesem Winter der einzige deutsche Gastdirigent in Newyork fein wird. Dresden. (Fingierter Raubüberfall.) In der Bräuergasse wurde nachts ein 18 Jahre alter Bäcker gehilfe mit auf dem Rücken gefesselten Händen aus der Straße liegend aufgefunden. Dem Polizeibeamten, der von Vorübergehenden herbeigeholt worden war, gab er an, daß er von zwei Unbekannten überfallen, zu Boden geschlagen und gefesselt worden sei. Der Verdacht des Polizeibeamten, daß der überfafall vorgetäuscht sei, sand bei der kriminalpolizeilichen Vernehmung des angeb lich Überfallenen seine Bestätigung. Er gab zu, daß er, um einen Grund zum Austritt aus seiner Arbeitsstelle zu haben, den Überfall vorgetäuscht und sich selbst gefesselt habe. Meitze«. (Was der Polizeihund alles auf spürt.) Auf Rittergut Siebeneichen wurde in einer der letzten Nächte ein Sack Kunstdünger gestohlen. Der Dieb hatte den Sack über die Felder getragen und unter einem Kartoffelkrauthaufen versteckt, um ihn am anderen Morgen abzuholen. Der herangeholte Spürhund der Gendarmerie Weinböhla verfolgte die Spur über Felder, Wiesen und Wiesenraine nach der Dorfstroße in Lercha bis in das Grund stück des Wirtschaftsbesitzers Sch., wo der Kunstdünger unter einem Haufen Futter versteckt vorgefunden wurde. Das Diebesgut wurde dem Bestohlenen zurückgegeben. Der Wirt schaftsbesitzer aber sieht der Bestrafung entgegen. Leipzig. (VerhaftungeinesFalschsPieler- Paares.) Von der Leipziger Kriminalpolizei wurde ein 31 Jahre alter Techniker Johann St. aus Bremen und dessen 24jährige Braut wegen Falschspiels verhaftet. St. suchte und fand in den verschiedensten Lokalen des inneren und äußeren Stadtgebiets Anschluß an Skatspieler. Er verlangte vom Wirte jedesmal eine neue Skatkarte, ver tauschte diese aber unbemerkt mit einem der diversen Skat spiele, die er bei sich führte und von denen die ersten drei Wenzel gekennzeichnet waren. Durch geschicktes Aufheben der Karten verstand er es dann so einzurichten, daß sich die drei Haupttrümpfe in der Regel in seiner Hand zusammenfanden, was Spielpartner wie „Kie bitze" in kopfschüttelndes Erstaunen über das „Glück" des St. versetzte. Mit diesem „Glück" verdiente St. seinen und seiner Braut, die ihm bei den Betrügereien assistierte, Lebensunterhalt. Wie die kriminalpolizeilichen Erörte rungen ergaben, ist das Pärchen auf einem „Tournö" durch Deutschland unterwegs und hat bereits in den ver schiedensten Städten seinen Trick mit Erfolg angewandt. Leipzig. (DerStandderKinderlähmungs- epidemie.) Leider sind wieder drei neue Erkrankungen an spinaler Kinderlähmung zu verzeichnen, so daß sich die Gesamtzahl der Erkrankungsfälle auf 149 stellt. Betroffen sind 94 Kleinkinder, 47 Schulkinder und acht Erwachsene. Der Stadtrat hat beschlossen, die Herbst ferien der Schulen um weitere acht Tage bis zum 17. d. M. zu v e r - längern. Der kreishauptmannschaftliche Bericht gibt die Gesamtzahl der Erkrankungen im Bereiche der Kreis hauptmannschaft Leipzig mit 240 an. Leipzig. (Keine kostenlose Totenbestat tung.) Bereits im April dieses Jahres befaßten sich die Stadtverordneten mit einem Ortsgesetzentwurf über die Einführung der kostenlosen Totenbestattung. Der Stadt rat hat sich jetzt erneut mit dieser Frage beschäftigt und den Stadtverordneten erklärt, daß gegen die Einführung der kommunalen Totenbestattung zwar grundsätzlich nichts einzuwenden sei, die Durchführung eines solchen Be schlusses aber bei der finanziellen Lage der Studt auf un überwindliche Schwierigkeiten stoßen werde. Es sei darum von der Vorlage eines entsprechenden Ortsgesetzentwnrfs abgesehen worden. Chemnitz, 8. Okt. (Zum Lohn st reite in der Textilindustrie.) Die gestern im Reichsalbeitsmimste- rium geführten Einigungsverhandlungen über den in Dres den gefällten Schiedsspruch in der westsüchsischen Textilindu strie haben, wie wir erfahren, noch zu keiner Einigung ge führt. Die Entscheidung dürfte nunmehr beim Reichsarbeits minister liegen. — Die Chemnitzer Allgemeine Zeitung er fährt, daß der radikalsozialistische Gewerkschaftssekretär Graupe aus Zwickau neuerdings die Arbeiter in den Spitzenwebereien nach Lengenfeld zu einer Konferenz berufen hat, um Kampf maßnahmen gegen die Arbeitgeber zu beschließen. Er hatte dies bereits für die Zwickauer Textilbetriebe getan, scheint aber dort bei den Arbeitern keinen besonderen Anklang ge funden zu haben. Protest der sächsischen Staatsbeamten gegen Preistreiberei Hierzu schreib: uns der Landesausschuß des sächsischen Klein handels wie folgt: In der Tagespreise wird auszugsweise über eine vom Bund sächsischer Staatsbeamten gesoßte Entschließung berichtet, in der u. a. gesagt ist, daß die bevorstehende Bcamten-Gchaltscrhöhung einem großen Teil der Geschäfts, und Ladeninyaber das Signal ge wesen sei zu einer sofortigen Preissteigerung, die wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen gehe, da der gegenwärtig un Kleinhandel übliche Handeis- auffchlag durchaus ausreiche, die Steigerung der Großhandelspreise auf zusangen, Der vom Bund sächsischer Staatsbeamten den Geschäfts- und Ladeninhabern ohne jedwede Begründung gemachte Vorwurf einer ungerechtfertigten Preissteigerung muß mit aller Entschiedenheit und auf das energischste zurückgcwiesen werden, denn einmal gebt er inbezug auf Preisgestaltung, insbesondere inbezug aus die Preisbildung und die Berdtenstspanne im Kleinhandel von völlig irrigen Boraussetzungen aus und zum anderen wird der Bund sächsischer Staatsbeamten für seine Behauptung, daß Warenpreiserhöhungen aus Anlaß der Beamten- Gehaltscrhöhung erfolgt seien, keine Beweise beibringen können. Jeden falls wird es ihm nicht möglich sein, den Beweis dafür zu erbnngen, daß Geschäfts- und Ladcninhaber auch nur daran gedacht haben, ge schweige denn die Absicht halten oder haben, die bevorstehende Erhöhung der Bcamtengehälter zum Anlaß einer Preiserhöhung zu neh men. Der Kleinhandel, dessen Preisgestaltung für die Oeffentlich- keit sichtbar sich vollzieht, wird keine Preiserhöhungen vornehmen, die nichl innerlich begründet sind. Am allerwenigsten wird er hierbei anknüpfen an einen äußeren mit der Preisbildung nicht in Zusam menhang stehenden Anlaß Er wird dies schon um deswillen nicht tun, weil er sich bewußt rst, daß Preiserhöhungen eine Steigerung des Umsatzes verhindern oder sogar einen Rückgang desselben zur Folge haben, er aber an einem möglichst großen Umsatz besonders interessiert ist. Dazu kommt, daß der gerade im Kleinhandel herrschende starke Wettbewerb schon die einzelnen Berussgenossen zu schärfster Kalkulation und zu einer Preisgestaltung zwingi, die einen übermäßigen, nicht be rechtigten Gewinn einfach unmöglich macht, oft genug aber nur einen völlig unzulänglichen Verdienst zulätzt. Es wird leider, wie die Er fahrung geraoe in den hinter uns liegenden Jahren gelehrt hat, nicht nur in den Bevölkerungskreisen, die die wirtschaftlichen Zusammenhänge nicht kennen und zu überschauen vermögen, sondern auch an behördlichen und sonstigen maßgeblichen Stellen, denen diese Kenntnis eigen sein müßte, übersehen, daß der Kleinhandel, wie in seinen Warenbezügen, so auch hinsichtlich der Preisgestaltung von den Vorinstanzen abhängig lsl. Daß Preiserhöhungen der ProdukUon auch einmal in den Einzel handelspreisen zum Ausdruck kommen, ist doch ebenso selbstverständlich, wie die Tmsache, daß eine Vermehrung der öffentlichen Lasten, wie Steuer, Gebühren usw., sich in den Preisen auswirkt. Statt aber diese Umstände bei der Prüjung der Frage, ob vorgenommene Preiserhöhungen berechtigt sind und wo der Grund süc sie liegt, zu berücksichtigen, ist man leider auch heule, trotz aller Erfahrungen, die man gemacht hat und trotz aller Aufklärung, die vorgenommen wurde, nur allzu leicht geneigt, den Kleinhandel für alle unangenehmen Wirtschaftserschcmungcn, namentlich aber für Warenpreiserhöhungen verantwortlich zu machen. „Den letzten beißen eben immer die Hunde." Die falsche Auffassung von dem Einfluß des Kleinhandels aus die Preisgestaltung uns von seiner vermeintlichen Schuld an Preiser höhungen wird genährt und verbreitet sich, wenn von Personen, die im öffentlichen Leben eine Rolle spielen, vor allem aber, wenn von Mini stern — wie vom Reichsfinanzminister Dr. Köhler in Magdeburg geschehen — in öffentlichen Reden anklagende Ausführungen gemacht werden, ohne daß deutlich gesagt wird, gegen welche Stellen der Wirt schaft sich die Anklagen richten. Der Kleinhandel muß und wird sich energisch dagegen zur Wehr setzen, wenn man den Versuch machen will, ihn zu verdächtigen, daß er einen Vorgang, wie die Erhöhung der Be- amtengehälter, zum Anlaß einer Preissteigerung mache. Der reguläre Kleinhandel ist nach wie vor, im Bewußtsein seiner Pflicht und Ver antwortung, fest gewillt, seine volkswirtschaftliche Aufgabe dadurch zu erfüllen, daß er die Bevölkerung mit Waren nur guter Qualität zu angemessenen Preisen versorgt. Er hat kein Interesse an hohen Preisen, wie vielfach fälschlich angenommen wird. Ihm ist die Stärkung der Kauskraft eines nicht unbeträchtlichen Teiles der Verbraucherschaft nur erwünscht und er würde seinen eigenen Interessen zuwiderhandeln, wollte er sie durch willkürliche Preissteigerung weltmachen, abgesehen davon, daß er aus den oben dargelegtcn Gründen dazu auch gar nicht imstande ist. Wenn die Preise im Kleinhandel erhöht werden, so ge schieht das aus innerer Notwendigkeit, sei es, daß die Preife feiner Lieferanten gestiegen, oder daß die ihm auserlegten öffentlichen Lasten gesteigert sind. Jedenfalls hat der Kleinhandel ein Recht darauf, zu verlangen, daß von der Bevö kerung, namentlich aber von behördlichen Stellen, bei etwaigen Preissteigerungen geprüft wird, ob einer dieser Gründe vorliegt, ehe Voiwürfe und Anklagen erhoben werden. Mit aller Entschiedenheit aber muß er Verdächtigungen wegen seines Ver haltens in der Zukunft, das unbewies n und unbeweisbar ist, zurück- weisen, anch wenn, oder vielmehr besonders dann, wenn sie ton einem Minister herrühren. Reichsjugendtag der Deutschen Volts partei — Eine Rede Stresemanns Porta b. Minden. Wests.), 10. Oktober. Anläßlich des Reichs, jugendtages der Mutschen Volkspartei sand gestern mitt-g eine Kund gebung statt, auf der Pfarrer Luther - Berlin ein: Ansprache hielt. Luther wies darauf hin, daß die deutsche Jugend mit dankbarer Ehrfurcht die große deutsche Vergangenheit lieben müsse, ohne aber die Aufgaben der Gegenwart zu vergesfen. Die harte Zeit fordere ernste und klare Menschen, um das verarmte Deutschland wieder aufzubauen. Dies sei
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