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mit seinen Vogelschutzvorträgen zur Verfügung stellen wird. Reichstagsabgeordneter Varenhorst sprach an schließend über das neue Vogelschutzgesetz, nach welchem die nützlichen Vögel das ganze Jahr Schutz haben und über haupt nicht mehr gefangen werden dürfen. Den zweiten Vortrag: Notwendige Verbesse rungen für den Anbau und Absatz deutscher Zwetschen, hielt Kreis-Obstbauinspektor Mazarin, Worms, welcher mit einem mit großem Fleiß gesammelten statistischen Material aufwartete. Er wies nach, daß un gefähr auf jeden Einwohner des Deutschen Reiches ein Zwetschenbaum komme, daß leider sich dieser Anbau fast nur in der primitivsten Form ohne Dung und Pflege voll zöge, der Zwetschenanbau sich also als das Stiefkind der deutschen Obstkultur bezeichnen lasse. Es läge auf der Hand, daß bei rationeller Wirtschaft der Ertrag, der im mehrjährigen Durchschnitt genommen, pro Baum nur 38 Pf. im Jahre betrüge, sich bald verdoppeln würde. Dem entgegen hat das Ausland noch einen wohlorganisierten Großhandel, der den deutschen Markt überschwemme, während bei uns nur Kleinkapital im Zwetschenhandel in vestiert sei. Um die große Einfuhr zu dämmen, müsse unser Anbau, der auf ärmsten , wenn nur kalkhaltigen Böden möglich sei, bedeutend ausgedehnt werden. Sowohl bessere Sortenwahl, vernunftmäßige Düngung, als auch Hebung rascher Verkaufsmöglichkeiten würden diesen ver größerten Anbau schon lohnend gestalten. Wie sehr es bei uns noch am raschen Absatz der Zwetschenernte mangle, lehre die festgestellte Tatsache, daß bei guten Ernten oft 20 Prozent und mehr durch Ver faulen an den Bäumen zugrunde geht. Das Wesentlichste verspricht sich der Redner, von einem Obstschutzzöll. Der Vorsitzende bezeichnete Mazarins Arbeit be züglich der Zwetschen als die musterhafteste Unter suchung, die bisher auf dem Gebiete der deutschen Obst ernten angestellt worden sei und sprach dem Vortragenden den besonderen Dank des Vereins aus. Inzwischen war auch ein Antrag eingegangen, die Förderung der Zwetschen- kultur und besonders deren Fruchtabsatz als eine beson dere Abteilung im D. P.-V. zu behandeln und als solche sofort einzurichten. Dem Anträge wurde zugestimmt. Ueber die künftigen Handelsverträge und den Obstzoll referierte A. Lorgus. An der Hand statistischen Materials und der bisherigen Bestimmungen wies derselbe nach, daß heute 86,08 Prozent Obst voll ständig zollfrei eingingen, weil man vom Auslande geschickt verstände, den heutigen Zeitzoll zu umgehen. Die Ver sammlung gab ihre einmütige Zustimmung zu den vom Ver ein ausgearbeiteten neuen Zollvorschlägen, die ja i wiederholt veröffentlicht sind, daß wir an dieser Stelle nicht auf Einzelheiten einzugehen brauchen. Ein weiteres Referat erstattete der Vorsitzende über Mindestpreise für Beerenobst, Sauerkir schen, Mirabellen, Reineclauden rind Zwet schen. Unsere Leser finden diese Mindestpreise an an derer Stelle des „Handelsgärtner“ aufgeführt. Diese Preis politik, die der Verein im Interesse seiner Mitglieder be treibt, ist keine einseitige, sie geschieht vielmehr Hand in Hand mit der deutschen Konservenindustrie, deren Lager vorräte, Absatzmöglichkeiten und bisherige Verkaufspreise usw. grundlegende Mindestpreise aufzustellen ermöglichen. Den Pomologen ist es leichter gemacht, gleichmäßige Preise u. dgl. wirtschaftliche Einrichtungen zum Vorteile für ihre Mitglieder zu treffen, als dies bei der Handels- gärtnerei möglich ist. Man sollte aber in Handelsgärtner kreisen die Pomologen, Gemüsegärtner und Baumschulen besitzer als vorbildlich hinnehmen und wenigstens in den großen Marktartikeln durch Einhaltung erhöh ter Verkaufspreise ihnen nachzueifern suchen, Wo j ein Wille ist, wird sich auch immer ein Weg finden. O. H. Ausfall der Wahlen zum sächsischen Landeskulturrat. Am 23. Februar haben bekanntlich die Wahlen für den Ausschuß für Gartenbau beim sächsischen Landeskulturrat stattgefunden und zwar mit dem Ergebnis, daß die bis herigen Mitglieder wiedergewählt wurden. Es sind dies die Gärtnereibesitzer Hermann Michel in Zittau, Heinrich Seidel in Laubegast, Max Berthold in Dresden-Löbtau, Hermann Schmidt in Wahren b. Leipzig, Rosenschulen besitzer Theodor Simm gen in Dresden-Strehlen und Stadtgartendirektor Otto Werner in Chemnitz. Die Wahlbeteiligung ließ nichts zu wünschen übrig. Der Provinzial-Verband Posen der Handelsgärtner Deutschlands hielt am 22. Februar im Evangelischen Ver einshause in Posen unter dem Vorsitz des Garteningeni eurs P. Erich Dörr eine gut besuchte Versammlung ab, an der auch Vertreter der Behörden teilnahmen. Nach Be grüßung der Anwesenden und nachdem sich der Leiter der Versammlung noch über Zwecke und Ziele des Verbandes der Handelsgärtner geäußert, erhielt Landschaftsgärtner und Baumschulenbesitzer Janorschke aus Oberglogau das Wort zu einem Vortrage über die Gärtnerei-Be rufsgenossenschaft und ihr Wesen. Er sprach sich über die Zugehörigkeit zu derselben aus und kam auch auf die Entschädigungspflicht der Genossenschaft zu spre chen. Sehr bemängelt wurde vom Vortragenden die höchst mangelhafte Ausfüllung der Fragebogen seitens der Genos senschaftsmitglieder. Festgestellt ist, daß mindestens 100 Millionen Mark Löhne im Jahre in den deutschen Gärt nereibetrieben gezahlt würden. Derjenige Unternehmer, der ein steuerpflichtiges Einkommen unter 2000 M. hat, ist zwangsversichert; der mit 2000 bis 5000 M. Einkommen kann sich und seine Frau freiwillig versichern. Je höher und je mehr Arbeitslöhne sind, desto geringer sind für die Versicherten die Beiträge. Der Mindestsatz des Beitrages beträgt 1,50 M., bei Versicherung der Frau 3 M. Jeder Unternehmer muß Lohnlisten führen, um sich vor Schaden zu bewahren und auch in seinem eigenen Interesse, um einen Ueberblick über seine finanzielle Lage zu haben. Alle Eintragungen in die Lohnliste müssen gewissenhaft gemacht werden. In nächster Zeit werden auch Unfall verhütungsvorschriften herausgegeben werden, die den An gestellten und Arbeitern vorgelegt werden müssen. Im Jahre 1913 sind 960 Unfälle von der Berufsgenossenschaft bearbeitet worden; daraus ergibt sich, daß die jugendlichen Arbeiter, Lehrlinge, die meisten Unfälle erlitten haben. Obenan steht Berlin mit 125 Fällen, es folgt Sachsen-Anhalt mit 115; Posen hatte 11 und Westpreußen gar keine Un- fälle. Verhältnismäßig vielen Unfällen ist das weibliche Personal ausgesetzt. Der Vortrag wurde beifällig aufgenom- men. Darauf sprach Rechtsanwalt Dr. Brock über die Unfall- und Invaliden-Versicherung. Im An schluß an dessen Ausführungen nahm der Vertreter der Landwirtschaftskammer Dr. Wagner das Wort, der seine Erfahrungen mit den Unfallverhütungsvorschriften darlegte und dringend empfahl, dieselben zu befolgen. Alsdann hielt Janorschke einen zweiten Vortrag und zwar über das Thema: Die Ausschüsse für Obst - und Gar tenbau bei den Landwirtschaftskammern. Er führte etwa folgendes aus: Die Sektionen, die bisher den Landwirtschaftskammern angegliedert waren, traten alle zwei Jahre zusammen. Es folgte die Neuorganisation durch die Bildung ständiger Ausschüsse auf Anordnung des Landwirtschaftsministers im Februar 1913. In Schlesien bestand ein solcher Ausschuß bereits ein Jahr früher, der zweifellos als vorbildlich für den Erlaß des Ministers an zusehen ist. Der Referent verlas darauf den umfangreichen Erlaß des Ministers an sämtliche Landwirtschaftskammern über die Bildung von Ausschüssen für Gärtner. Es handelt sich um außerordentlich wichtige Bestimmungen, die sich in Schlesien sehr bewährt haben. Der Ausschuß hat z. B. eine Liste empfehlenswerter Obstsorten herausgegeben. Wichtig sind die Vorschriften für die Lehrlingsausbildung, Lehrlingsprüfung usw. In Aussicht genommen ist das Fort-