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82 DER HANDELS GÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 11 Nie soll man einer Pflanze mehr als 3 bis 4 Blätter auf einmal fortnehmen, und auch nie jene, welche aus gewachsen sind, dunkelgrüne Farbe besitzen und die Er nährer der Pflanze sind. Die Stiele sind am zartesten und haben die wenigsten Fasern, die dünnste Schale und die wenigste Säure, also den feinsten Geschmack, wenn sie eine Länge von 20 cm erreicht haben. Man glaube nicht, daß viel gewonnen wäre, wenn man wartet, bis die Stiele ausgewachsen sind. Die Rhabarberpflanze erzeugt sehr leicht, ja spielend neues Laub. Nach ihrer Kraft erzeugt sie bald mehr, bald weniger Stiele; immer aber die gleiche, ihrer Wuchskraft entsprechende Menge. Wenn man diese Menge als junge, zarte Stiele erntet, ist das natürlich vor zuziehen. Die für den Handel bestimmten Stiele läßt man freilich trotzdem etwa doppelt so lang werden, weil es das Publikum so will! Am besten teilt man das Gesamtrhabarberstück in vier Teile und erntet täglich in regelmäßiger Folge nur von einem der Teilstücke. Solange die Pflanzung im aller ersten Triebe ist, schadet die Entnahme von Stielen ganz besonders. Man mache es sich zur Regel, erst das vierte Blatt zu brechen, wenn es mindestens 30 cm langen Stiel aufweist. Sorgfältige Ernte verlängert das Leben der Pflanzung um 1 bis 2 Jahre! Bei Mittellöhnen und 4000 Mk. Kaufpreis für 1 ha stellen sich die Kosten folgendermaßen: Anlagekosten: Mark Rigolen mit Pflug und Untergrundpflug .... 110.— Eggen, bzw. Grubber oder Kultivator, bei kloßi- gern Boden walzen 30.— 600 Ztr. Stallmist kaufen, laden, abladen, an ¬ fahren, ausbreiten ä 40 Pfg 240.— Kunstdüngung usw 160.— ca. 6000 Rhabarberteilpflanzen kaufen, austeilen, abstecken, pflanzen 1250.— Leitung und sonstiges 50.— 1 Kostensumma: Mk. 1840.— Jahreskosten: Mark Bodenzins bei 5 Prozent 200.— Abschreibung der Anlagekosten für 6 Jahre, zirka 310.— ' Verzinsung der Anlagekosten bei Berücksich tigung der Anlagekosten 50.— Düngung 140.— Maschinenhacke 12.— Ausbrechen der Blüten 5.— Erntearbeit .............. 165.— Sonstiges 68.— Kostensumma: Mk. 950,— Die Kultur der buntblättrigen Caladien. (Caladium bulbosum variegatum,) Um die Freunde dieser prächtigen Pflanzengattung vor Mißerfolgen zu schützen, gebe ich nachstehend eine kurze Anleitung zu einer erfolgreichen Kultur und sachgemäßen Behandlung der Knollen während des Winters. Die Knollen sind gleich nach Empfang in möglichst kleine Töpfe in eine Mischung von V ungesiebter Lauberde und % Torfmull mit einem reichlichen Zusatz grobkörnigen Flußsandes zu pflanzen. Die Töpfe sind im Vermehrungs beet in Torfmull oder Sägespäne einzusenken und recht warm zu halten. Die Bodenwärme kann 20—25 Grad R be tragen. Gegossen werden die Knollen in den ersten Tagen wenig oder gar nicht, dagegen aber mehrere Male täglich gespritzt. Das Spritzwasser muß der Haustemperatur an gepaßt sein. Nach 14 Tagen bis 3 Wochen sind die Knollen genügend bewurzelt, so daß das erste Verpflanzen in die selbe Erdmischung vorgenommen werden kann. Die Töpfe dürfen nie zu groß gewählt werden. Die Töpfe sind, wenn der Raum es gestattet, wieder in die Vermehrung zurückzubringen und einzusenken oder im Warmhause aufzustellen; jedoch darf die Haustemperatur während der Nacht möglichst nicht unter 15 Grad R sinken. Heller Standort, dicht unter Glas, ist Bedingung. Bei ge spannter feuchtwarmer Luft und entsprechender Bewässerung wachsen die Pflanzen bald zu ansehnlichen Schauexemplaren heran. An heißen Tagen ist ein leichter Schatten zu geben und vorsichtig zu lüften (keine Zugluft). Bei richtiger Behandlung wird ein noch mehrmaliges Ver pflanzen nötig. Ein mäßiges Quantum Hornspäne oder ge trockneter Kuhdung unter die Erde gemischt, befördert das Wachstum außerordentlich. Die Pflanzen dürfen nie zu eng stehen. Mit gleich gutem Erfolge kann man seine Ca ladien auch im Mistbeet kultivieren. Die Kästen sind des Nachts zu decken. Nach etwa fünfmonatiger Vegetation sind die Pflanzen am Ende ihres Wachstums, was an dem Gelbwerden der ersten Blätter leicht zu erkennen ist. Jetzt ist das Gießen allmählich einzustellen, die Pflanzen werden des besse ren Ausreifens der Knollen wegen, der vollen Sonne aus gesetzt. Nach dem Absterben sämtlicher Blätter werden dieselben nahe über der Knolle abgeschnitten. Die Töpfe selbst werden oben mit einer Schicht trockenen Sandes vollgefüllt, welcher die Knollen luftdicht abschließt und dann unter den Heizrohren des Warmhauses, wo eine regel mäßige Wärme von 15 bis 20 Grad R herrscht, aufgestellt. Absolute Trockenheit ist jetzt Bedingung. Der geringste Tropfenfall läßt die Knollen verderben. Gegen Ende März oder auch später, wenn sich die ersten Keime der Knollen zu regen beginnen, wird die alte Erde gänzlich entfernt, die Knollen werden sofort in kleinere Töpfe gepflanzt und wie im Vorjahre weiterbehandelt. C. W. S. J. Ausgaben für 6 Jahre Mark 950 x 6 5700.— Anlagekosten durch Amortisation und Zins ge deckt —•— Gesamtkosten: Mk. 5700.— Ertrag für verbesserten „Viktoria“ Mark ca. 800 Ztr. ä 5 Mk. — 4000 Mk,, auf 41 Ertragsjahre 18 000,— Davon ab Kosten 5 700.— Reinertrag für 6 Jahre: Mk. 12 300.— oder rund 2000 Mk. für 1 ha, oder 500 Mk, für 1 Morgen, Die Pflanzgrube. Der „Richtersche Obstbau“ verwirft die Pflanzgrube, ob mit Recht oder Unrecht, das will ich nicht untersuchen; die Sache kann meiner Ansicht nach nur von Fall zu Fall entschieden werden. Jeder ältere Gärtner, Gartenbesitzer oder Landmann weiß es, daß Millionen von Obstbäumen gepflanzt sind ohne Grube und meistens auch mit Erfolg. In Niederungen ist es vorgekommen, daß der in die Pflanzgruben gebrachte Kompost soviel Nässe an sich zog (da er ja schwamm ähnlich wirkt), daß die Obstbäume infolge Wurzelfäulnis eingingen. Auf trockneren Höhen, wenn diese sich überhaupt noch zum gewinnbringenden Obstbau eignen, sind daher Pflanzgruben angebracht; doch will ich nicht in Abrede stellen, daß es auch ohne dieselben geht, wenn der Boden tief kultiviert ist, wie denn überhaupt auf tiefgründigem,