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kaum zur Blüte gelangt, fielen die Pflanzen wieder um, jedenfalls haben wir lange nicht solche Mißernte in diesem Artikel gehabt. Eine warm zu empfehlende Treibgurkensorte ist Alms ertragreiche Mistbeetgurke, eingesandt von W. Alms, Frankfurt a. M. Diese Sorte wächst sehr kräftig und gesund, bringt mittellange, dickfleischige Gurken, welche besonders als Einleger und Salatgurken sehr zu empfehlen sind. Einige Zwiebelsorten können als besonders wert voll genannt werden, wie AllerfrühesteweißeFrüh- lingszwiebel, eingesandt von Chr. Mohrenweiser, Altenweddingen, und W. Alms, Frankfurt a. M. Diese Sorte, schon im Spätsommer ausgesät, hält sich gut durch den Winter und bringt schon im Frühjahr sehr zeitig schöne runde und weiße Zwiebeln von vorzüglichem Ge schmack. Für Großkultur kann „Eisenkopf“ (eingesandt von Alms, Frankfurt a. M.) allgemein empfohlen werden. Mit dieser Sorte macht niemand einen Fehlgriff. Sie er reicht mittlere Größe bis groß, ist sehr hart, rund, zeitig reifend und hat sich hier hartgetrocknet den ganzen näch sten Sommer nach der Ernte noch vollkommen fest er halten zu stetem Gebrauch. Zur Anzucht von Steckzwie beln ist die Sorte besonders wertvoll, da sie ganz kurzhalsig ist und sich sehr leicht trocknen läßt. Empfehlenswerte Kopfkohlsorten sind folgende: Weißkraut, Düsseldorfer ohnegleichen (eingesandt von Peter Otten, Düsseldorf; Rotkraut, eingesandt von Otto Patz, Erfurt. Rubin, eine hervorragende mittelfrühe Sorte, zeichnete sich besonders durch steinharte, runde, mittelgroß bis große Köpfe von glänzend blutroter Färbung aus und auffallend durchweg gleichmäßiger Kopfbildung sämtlicher Pflanzen. Vorzüglich haltbar im Winter. Von demselben Einsender sind noch sehr zu empfeh lende Rotkrautsorten: Dänischer Steinkopf, ErfurterSchwarzkopf, und als frühestes: Erfurter kleines, blutrotes. Von Wirsingkohl hat sich hier in leicherem Boden stets sehr gut bewährt: Kölner Markt, eingesandt von Peter Otten, : Düsseldorf, als eine vorzügliche, schnellwachsende, krausblättrige und große, feste Köpfe bildende frühe Sorte. Zum Anbau im großen ist dieser Wirsing besonders schätzenswert. Für den späteren Winterbedarf eignet sich wegen seiner Härte und Haltbarkeit die von Dav. Sachs, Quedlinburg empfohlene Sorte „W i n t e r - D a u e r - köpf vortrefflich. Welche Einrichtungen sind zur Ueber- Winterung des Kohls zu treffen? Von Gärtnereibesitzer J. Hayunga in Weener. Die Bestrebungen, unsere Konsumenten in der ge müsearmen Zeit mit Gemüse zu versorgen, sind uralt. Frü her bestanden in der Umgebung fast jeder größeren Stadt Treibanlagen, in denen man auch in den Wintermonaten versuchte, der städtischen Bevölkerung allerlei Grünes an zubieten. Seitdem durch den Bau der großen Eisenbahnen die europäischen Südländer und die nordafrikanischen am Mittelmeer gelegenen Gegenden dem Norden Europas um ein erhebliches näher gerückt sind, sind die meisten Treib kulturen für Gemüse eingegangen. Die Sonnenwärme der Mittelmeerländer ist billiger als die für diese Kulturen be nötigte künstliche. Man hat aber dem Uebelstande in anderer Weise ab zuhelfen versucht, nämlich dadurch, daß man den im Herbste geernteten, meistens sehr beträchtlichen Ueber- schuß an gewissen Gemüsesorten, statt ihn billig zu ver schleudern oder ihn gar verfaulen und erfrieren zu lassen, für eine längere Zeit versuchte, dem menschlichen Genüsse zu erhalten. Zu dieser Aufbewahrung eigneten sich beson ders gewisse Kohlsorten, und es sind in erster Linie die Holländer gewesen, denen es durch den Anbau von ganz bestimmten, zu Dauerware geeigneten Sorten und durch die Ueberwinterung der Ware in besonderen für diesen Zweck hergerichteten Räumen gelang, Wirsing, Weiß- und Rotkohl so lange marktfähig zu erhalten, bis im nachfolgen den Frühjahre neue Ware herangereift ist. Diese Auf bewahrung geschieht in den sogenannten Kohl- scheunen. Es darf unsere Aufgabe nicht bleiben, den Holländern in der Erbauung ihrer Kohlscheunen einfach nachzuahmen. Die Kohlscheunen sind in ihrem Bau für ihren Zweck aller lei Abänderungen und auch Verbesserungen fähig. Was aber die Errichtung solcher, der Ueberwinterung und Auf bewahrung von im Herbst geerntetem Gemüse dienenden Räumen anbetrifft, so ist dieses nicht bloß Sache der Pro duzenten auf dem Lande, sondern auch der Groß- Stadtverwaltungen, und liegt nicht bloß im Interesse der Gemüsezüchter oder der Gemüseverbraucher, son dern auch der Gemüsehändler. Welchen Ansprüchen sollen solche Über winterungsräume nun genügen? 1. Der Frost soll die Ware nicht beschädigen können. 2. Das in den Räumen untergebrachte Gemüse soll möglichst vor Fäulnisprozessen bewahrt bleiben. 3. Die Räume müssen groß genug sein, daß der Eigen tümer von Zeit zu Zeit die Ware revidieren und faulende Bestandteile entfernen kann. Hierzu ist erforderlich, daß 1. die Temperatur in den Räumen geregelt werden kann (eine solche um H 1 bis 2 Grad Celsius herum sagt dem Kohl am meisten zu); 2. die Luft in den Räumen stets frisch und trocken ist. Wo in einer Großstadt sich Markthallen befinden, in denen die einzelnen Händler ihre Stände gepachtet haben, da sollten sich auch viele, geräumige Hallen befinden, in denen die einzelnen Händler ihren zur Ueberwinterung im Herbst eingekauften Kohl aufstapeln und aufbewahren können. Der Bau solcher R ä u m 1 i c h k e i t en i s t Auf gabe der Stadtverwaltungen und mindestens ebenso notwendig, wie die Aufführung von allerlei Ge bäuden zu Zwecken des Sports, des Vergnügens, der Kunst und der Wissenschaft. Durch den Bau solcher Ueberwin- terungshallen, in denen Temperatur und Luftfeuchtigkeit sich mit Hilfe unserer heutigen Technik leicht regeln lassen und mit denen man z. B. in München bereits die besten Resultate erzielt hat, lösen unsere Stadtverwaltungen zum Wohle der städtischen Bevölkerung eine Kulturaufgabe ersten Ranges. Sie helfen dadurch, die Bevölkerung auch in der Zeit, da das Gemüse selten und teuer ist, mit sol chem zu versorgen, und zwar für niedrigere Preise als die jetzigen. Aber der Bau solcher Ueberwinterungsräume in den Großstädten hebt für die Gemüsezüchter die Errichtung ähnlicher Räumlichkeiten nicht auf. Für diese ist es in den meisten Fällen gar nicht nötig, noch spezielle Kohl scheunen nach holländischem Muster zu bauen. Wenn einem Kohlbauer z. B. ein genügend großer Viehstall zu Gebote steht, wie es beim Fragesteller der Fall ist, der mir Anlaß zu diesem Aufsatze gegeben hat, so sieht er sich vor die Beantwortung von Fragen gestellt, auf welche die vorhin gegebenen Antworten gegeben werden müssen. Man hat zu berücksichtigen, daß es nicht der Frost in erster Linie ist, der der Ueberwinterung schadet. Wenn man einen genügend großen Raum zur Verfügung hat, so lassen sich wohl Mittel und Wege finden, den Frost abzuhalten, ich habe diesen Winter, in dem wir doch auch zeitweise 10 Grad Celsius Kälte hatten, meinen Kohl auf dem Boden unter einem in Pappe liegenden Ziegeldach überwintert. Der Kohl hat sich ausgezeichnet gehalten, und es waren noch gar nicht die Sorten, die zur Ueber- Winterung bestimmt sind (der dänische große plattrunde Winterweißkohl, der große holländische späte Winter export-Rotkohl und der große gelbe holländische plattrunde